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Also der schönste Roman über eine deutsche Auswanderung nach "Jowa" (Iowa) ist doch Gillhoffs unsterblicher Jürnjakob Swehn de.wikipedia.org/w...der_Amerikafahrer! @HermaHuhn hat recht -- es gibt viel gute Erzählung, aber eben auf Deutsch oder Plattdeutsch. Muss man eben bloß gucken.
"Wirtschaftsflüchtlinge"??? - eine sehr eigenwillige Interpretation für Einwanderer, die sich wie Eroberer benommen haben und der indigenen Bevölkerung ihr Land geraubt und sie fast ausgerottet haben.
Natürlich gab es bis zum Ersten Weltkrieg eine deutsche Subkultur und Inmtegrationsverweigerung, Viertel oder Gegenden, in denen man nur Deutsch sprach, untereinander heiratete und Bierfeste begang. Und gegenseitige Ressentiments natürlich auch.
Der Erste Weltkrieg gegen Deutschland beendete das schlagartig, auch Nachnamen wurden dann flugs anglisiert.
Auch deswegen sollten wir hierzulande begreifen, dass Migranten-Subkulturen zur gegenseitigen Stützung für gewöhnlich auftreten.
Ein Großonkel von mir ist 1925 mit 18 Jahren in die Staaten ausgewandert (auch Minnesota). Er hat sich die Überfahrt von seinem zukünftigen Arbeitgeber finanzieren lassen und viele Jahre unter erbärmlichen (Abhängigkeits)Verhältnissen gelebt und gearbeitet. Dass es den deutschen Emigranten im Vergleich zu den italienischen und irischen so viel besser ging, ist eineziemlich holzschnittartige Pauschalisierung. Die Ressentiments gegen Migranten richteten sich ganz allgemein gegen Unterschichtemilieus, in den Iren und Italiener zeitweise sicher sehr stark repräsentiert waren. Das hing eben auch vom jeweiligen Kontext ab.
Keine Romane über Deutsche, die in die USA migrieren. Was ist mit dem Roman Der lange Weg des Lukas B? Rs gibt sicher noch mehr. Bitte erst Recherchieren und dann These aufstellen.
Was macht denn einen "großen" Roman aus?
Ich kenne mehr als eine Roman-Aufarbeitung deutscher Einwanderer in damals noch mexikanisches heute US-amerikanisches Gebiet.
Sind halt auf Deutsch geschrieben und daher nur schwierig auf dem Weltmakrt zu platzieren.
@Herma Huhn Der große B. Traven oder doch der große Karl May - wie viele Deutsche bei Letztgenannten als blonde Helden den Wilden Westen bevölkern mussten, ist schon beachtlich, und den kann man auch außerhalb Deutschlands mal gelesen haben.
Eine sehr gute Frage. Beim Thema Auswanderung fällt einem natürlich sofort John Wayne, der Mormonen-Trail, Quäker, Mennoniten, Amish, Herrnhuter, Tunker, John Steinbeck ein, die zweite Generation, die Früchte des Zorns, der Hunger der Okies, es fällt einem Frank McCourt ein, die irischen Auswanderer - über die deutsche Besiedelung Pennsylvanias ist wenig bekannt; immerhin spricht man auch von Pennsylvaniadeutschen. Ebensowenig ist über die Geschichte der Deutschen im Mittleren Westen nach der Staatsgründung und die Texas-Deutschen bekannt - jedenfalls nicht international.
In der Tat, da fehlt eine große Erzählung, eben ein John Steinbeck oder Gabriel García Marquez, eine Tania Blixen. Darunter sollte man es nicht machen.
Im 19. Jahrhundert wanderten 5 Millionen aus dem Gebiet, das heute Deutschland heißt, nach Nordamerika aus. Die Lebensbedingungen waren für weite Teile der Bevölkerung so erbärmlich, daß sie die teure, riskante und furchterregende Reise machten.
So ist es heute in anderen Teilen der Welt, und derzeit verspricht Europa ein besseres Leben.
Eine Bus- oder Bahnfahrt ohne Ticket kann mit Haft enden. Eine Katastrophe für Betroffene, die Forscherinnen mit einem offenen Brief bekämpfen wollen.
US-Vizepräsidentschaftskandidat: Tim Walz’ badische Wurzeln
Huch, wieder ein Deutschstämmiger! Der Hype um die Urahnen von Tim Walz zeigt, dass die Geschichte der Einwanderung in die USA wenig bekannt ist.
Hat deutsche Wurzeln: Tim Walz, der demokratische Vize-Präsidentschaftskandidat in den USA
Eine kleine Erregungswelle schwappt gerade durch Südwestdeutschland: Tim Walz, der demokratische Vize-Präsidentschaftskandidat in den USA, hat deutsche Vorfahren! Ein Ururgroßvater stammt aus Baden. Nun ist diese Nachricht ungefähr so überraschend wie die Tatsache, dass Hillary Rodham Clinton englische und walisische Wurzeln hat.
Es gab mal eine Zeit, in der ziemlich viele Deutsche flüchteten – man nennt sie ein bisschen verniedlichend „Auswanderer“. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die Deutschen die größte Migrationsgruppe in den USA; rund 45 Millionen Amerikaner haben heute deutsche Wurzeln. Sie flohen aus politischen, religiösen und natürlich auch wirtschaftlichen Gründen (Rechtspopulisten würden sie wohl als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnen, wenn sie keine Deutschen wären).
Im Mittleren Westen, aus dem Tim Walz stammt, gab es bis zum Ersten Weltkrieg Hunderte deutschsprachiger Schulen und ebensolche Zeitungen. Die German Americans sind eine eher unauffällige Migrationsgruppe. Das liegt natürlich an den beiden Weltkriegen, die dazu führten, dass sich die Deutschen lieber schnell assimilierten.
Gleichzeitig waren die Deutschen recht kompatibel mit der dominanten britisch geprägten Kultur. Sie hatten es nicht nötig, sich abzugrenzen und eine eigene Subkultur zu bilden, weil sie, abseits von Kriegszeiten, nicht ausgegrenzt wurden – anders etwa als die italienischen Einwanderer oder natürlich die unterjochten afroamerikanischen Sklaven. Aber in der eher bodenständigen, ländlichen Mentalität des Mittleren Westens zeigen sich heute noch Spuren, teilweise auch in regionalen Dialekten.
Kein Roman zum deutschen Treck
2009 veröffentlichte der Schriftsteller Colm Tóibín den herzzerreißenden Roman „Brooklyn“ über eine junge Irin, die sich allein auf den Weg nach New York City macht, um ein besseres Leben zu finden; die Verfilmung wurde zu einem Kassenschlager. Bis heute gibt es keinen großen Roman über den deutschen Treck in die USA und seine speziellen Geschichten.
Das liegt sicherlich an besagter Unauffälligkeit. Aber vielleicht ist es hierzulande bis heute ein Tabu, sich daran zu erinnern, dass Deutschland einmal ein Land war, woraus viele einfach nur fliehen wollten.
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Kommentar von
Gunnar Hinck
Autor
ist taz-Ressortleiter Meinung + Diskussion
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