Geld sparen mit der Verkehrswende

Wenn mehr Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, würde das auch die Ausgaben senken – sowohl für den Staat als auch für die Ver­kehrs­teil­neh­me­r

Nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den Staatshaushalt Foto: Foto:Jürgen Ritter/imago

Von Leonie Vogelsang

Wenn in Deutschland zehn Prozent des Autoverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert würden, ließen sich jährlich rund 19 Milliarden Euro und 5,8 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß einsparen. Das hat eine Untersuchung des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) ergeben, die am Montag veröffentlicht wurde. Die Klima-Allianz Deutschland, der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben die Studie in Auftrag gegeben. „Mit der Verlagerung vom Auto auf die Öffentlichen entlasten wir die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft von hohen Folgekosten“ erklärt Alexander Kaas Elias, Sprecher des VCD.

Für einzelne Personen sei das Auto teurer als der öffentliche Verkehr, gerade seit Einführung des Deutschlandtickets, schreiben die Au­to­r:in­nen – zumindest wenn nicht viele weite oder im Ausland liegende Strecken zurückgelegt werden. Gegenüber den 49 Euro für das Deutschlandticket koste die Nutzung des Autos zwischen 190 und 960 Euro im Monat. Kaas-Elias vom VCD fordert daher, „das 49-Euro-Ticket dauerhaft zu sichern und zu verbessern“.

Auch für die Gesellschaft verursache der Individualverkehr hohe externe Kosten von jährlich etwa 104 Milliarden Euro. Sie entstünden besonders durch Unfälle, Abgase und Lärm und Klima- und Naturschäden. Nur etwa 45 Prozent dieser Kosten würden durch Einnahmen aus Kfz-Steuer und -Versicherung, CO2-Bepreisung und Energiesteuer gedeckt. Den Rest trage die Gesellschaft, sagen die Au­to­r:in­nen der Studie – auch ärmere Menschen, die oft wenig dazu beitragen, dass diese Kosten überhaupt entstehen. Gleichzeitig seien ärmere Haushalte häufig besonders von den Folgen des Autoverkehrs wie der Lärm- und Feinstaubbelastung betroffen, weil sie zum Beispiel an großen Straßen leben.

Um zehn Prozent des Individualverkehrs in den öffentlichen Verkehr zu verlagern, müsse der öffentliche Verkehr ausgebaut werden, schreiben die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen des FÖS, es brauche mehr Personal und Fahrzeuge. Die Kosteneinsparungen durch die Verlagerung könnten aber einen Großteil der zusätzlichen Investitionen decken, mehr noch: „Die Einsparungen durch die Verlagerung könnten den zusätzlichen Investitionsbedarf überkompensieren.“

Dass den Menschen in Deutschland Klimaschutz weiterhin wichtig ist, ergab auch der Mobilitätsmonitor 2024. Den veröffentlichte die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech ebenfalls am Montag, erstellt wurde er vom Institut für Demoskopie Allensbach (IFD). Allerdings sind laut dem Monitor weniger Menschen als in den Vorjahren der Ansicht, dass Maßnahmen im Energie- und Mobilitätssektor einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten können. Vor allem E-Fahrzeuge kämpften mit Vorbehalten, heißt es in der IFD-Untersuchung. „Viele Menschen in Deutschland benötigen beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen“, sagt deshalb acatech-Präsident Thomas Weber.

Dabei zeigt die aktuell vom ADAC herausgegebene Pannenstatistik, dass E-Autos weniger pannenanfällig sind als Pkw mit Benzin- oder Dieselantrieb. Bei Fahrzeugen mit Erstzulassung im Jahr 2020 traten 1,9 Pannen weniger pro Tausend Fahrzeugen auf als bei Verbrennern.

Für einzelne Personen sei das Auto teurer als der öffentliche Nahverkehr

(Mitarbeit: Nanja Boenisch)

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