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Streit um tote Geiseln in IsraelAlle haben versagt

Vier israelische Geiseln aus dem Gazastreifen sollten freikommen. Jetzt sind sie tot. Weder der Hamas noch Netanjahu lag ihr Schicksal am Herzen.

Yifat Zailer hält Fotos in den Händen: von ihrer Kusine Shiri Bibas, deren Mann Yarden und den Kindern Ariel und Kfir Foto: Maya Alleruzzo/ap

Berlin/Tel Aviv taz Am Donnerstag soll das Warten ein Ende haben: Vier tote Geiseln sollen aus dem Gazastreifen zurück nach Israel überführt werden. Bisher war nur der Name einer toten Geisel bestätigt: Shlomo Mansour, der als Dreijähriger das „Farhud“-Pogrom gegen Juden im irakischen Bagdad überlebte, dann mit seiner Familie in den neu gegründeten Staat Israel übersiedelte und schließlich in Gefangenschaft der islamistischen Hamas im Alter von 86 Jahren verstarb.

Von ihm könnte man viel erzählen: über den Auszug der Juden aus den arabischen Ländern, ihre Flucht vor dem Islamismus – heute eine der ideologischen Grundlagen der Hamas. Über Menschen auf beiden Seiten, für die 1948 ein Schicksalsjahr wurde.

Am Mittwochabend berichtete reuters, dass der Palästinensische Islamische Jihad den Körper von Oded Lifshitz am Mittwoch übergeben wolle. Mehr noch als die Namen von Mansour oder Lifshitz sorgen die drei bisher Unbestätigten für „Verwirrung, Trauer und Wut“, wie die Times of Israel titelt. Die Hamas erklärte am Dienstag: Shiri Bibas und ihre kleinen Söhne Ariel und Kfir sollen nun nach Israel zurückkehren, tot.

Als das Trio am 7. Oktober 2023 aus dem Gaza-nahen Kibbutz Nir Oz entführt wurde, wurden Bilder der Szenerie schnell zum Symbol des Leids, das die Hamas-Kämpfer über die an Gaza angrenzenden israelischen Gemeinden brachten: Eine junge Mutter, die mit panikverzerrtem Gesicht ihre beiden rothaarigen Kinder an sich presst, Kleinkind Ariel mit Schnuller im Mund, von dem einjährigen Kfir ist nur das Köpfchen zu sehen.

Allgegenwärtig sind die Portraits der Familie Bibas auf dem „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv. Auch Vater Yarden Bibas, der jüngst aus der Geiselgefangenschaft nach Israel zurückkehrte, ist zu sehen. Jemand hat einen herzförmigen Aufkleber auf seinem Plakat hinterlassen: „Ich bin zurückgekehrt“.

Shiri, Ariel und Kfir blicken von verwitterten Aufklebern und frisch gedruckten Plakaten. Statt einen herzförmigen Sticker aufzukleben, bringt eine Passantin ein Herz mit Widmung an die Familie an: „Entschuldigt“ hat sie auf Hebräisch darauf geschrieben. „Dass wir sie nicht rechtzeitig zurückholen konnten“, fügt sie hinzu.

Allgegenwärtig sind sie nicht nur, weil das Schicksal der beiden kleinen Kinder und ihrer Mutter so fürchterlich tragisch ist. Sondern auch, weil sich daran so viel erzählen lässt über die vergangenen fünfzehn Monate und die Momente, die sie charakterisierten.

Auf militärische Stärke gesetzt

Da ist einmal der Fakt, dass auch das Schicksal zweier Kleinkinder die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu nicht bewegen konnte, echte Konzessionen zu machen, um einen Geiseldeal zu verhandeln. Dass man weiter auf militärische Stärke setzte und auf einen – wie rückblickend klar wird – aussichtslosen Kampf gegen eine tief in die zivilen Strukturen Gazas eingegrabene Hamas.

Dass die Geiseln, wenn auch ihre Befreiung stets als Kriegsziel genannt wurde, in den Prioritäten hintangestellt wurden: Nur wenige von ihnen konnten vom Militär gerettet werden. Der Großteil kam durch den ersten Geiseldeal im November 2023 und den derzeit anhaltenden frei.

Dann ist da die Meldung der Hamas, dass die Drei bereits im November 2023 ums Leben gekommen seien – bei einem israelischen Luftangriff. Das ist bisher nicht bestätigt und damit nicht mehr als ein Gerücht. Doch dass Israel bis zuletzt kaum Angaben zu den Bibas-Kindern und ihrer Mutter machte, außer der schwammigen Anmerkung, man habe „schwere Bedenken“, bereitet vielen Schmerzen.

Auch weil im kollektiven Gedächtnis blieb, dass das israelische Militär im Dezember 2023 drei Geiseln, die sich selbst befreit hatten und bei Truppen Hilfe suchten, erschoss – trotz einer weißen Fahne, die sie bei sich trugen.

Und schließlich ist da ein Bild eines kleinen rothaarigen Jungen, Teil einer Bildstrecke, die Aljazeera in November 2023 veröffentlichte – nicht Ariel Bibas ist darauf zu sehen, sondern Ahmed aus Khan Younis in Südgaza. Während die israelische Regierung die Bibas-Kinder hintan stellte, tat die Hamas mit den Kindern unter ihrer Herrschaft im Gazastreifen das Gleiche. Auch sie ließ sich fünfzehn Monate lang nicht zu einem Deal bewegen, setzte sie dem Krieg aus. Auch an der Hamas könnte der derzeitige Geiseldeal wieder scheitern.

Alle, die in den vergangenen fünfzehn Monaten in Israel und dem Gazastreifen Entscheidungen getroffen haben, haben versagt. Und so kommen wohl statt zwei sicherlich gezeichneten, aber lebendigen Kindern mit ihrer Mutter drei Leichen in Israel an.

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42 Kommentare

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  • Shiri, Ariel und Kfir Bibas hatten auch die deutsche Staatsangehörigkeit ( www.tagesschau.de/...a-geiseln-110.html ). Was hat die Bundesregierung getan, um auf ihre Befreiung hinzuwirken? Deutschland hat wenige Monate nach dem Überfall vom 07.10.2023 die Zahlungen an die mit der Hamas kollaborierende UNRWA ohne Vorbedingungen wieder aufgenommen. Von Scholz und Baerbock kamen heute bedauernde Posts auf X, aber dass es sich um deutsche Staatsangehörige handelte, wurde darin von ihnen nicht erwähnt. Wollten sie kritische Fragen nach ihrer Untätigkeit vermeiden oder nicht durch allzu viel Empathie die Antisemiten unter den Wählern verärgern? Merz hat hingegen in seinem Post von einer deutsch-israelischen Familie geschrieben.

    Der argentinische Präsident Javier Milei hat übrigens anlässlich des Todes der Bibas-Kinder, die auch die argentinische Staatsbürgerschaft hatten, einen Tag der Staatstrauer ausgerufen. Nur mal zum Vergleich.

  • Jüdische Opfer werden sichtbar, indem ihre Lebensgeschichte erzählt wird. Palästinensische Opfer bleiben gesichtslose Zahlen. Das Leid ist aber genau so groß.

    • @Francesco:

      "Er hat erhobenen Hauptes aus dem Hinterhalt und schützend umgeben von seiner und drei weiteren Familien (denen der Märtyrertod seit Geburt gepredigt wurde) gegen die zionistischen Unterdrücker gekämpft" ließt sich als Lebensgeschichte halt nicht so gut.

  • In diesem Zusammenhang von Hamas-Kämpfern zu reden ist, dass kann ich nicht ausdrücken aber es sind schon große Helden, wenn sie Kinder und deren Mütter entführen, sich dann auch noch feige hinter den eigenen Leuten zu verstecken hat nichts mit kämpfen zu tun sondern ist blosse Feigheit!

  • Wir wollen doch nicht vergessen, dass es Geiseln waren die dort festgehalten wurden, keine Touristen die sich zufällig dorthin verirrten. Die Hamas ist für deren Schicksal verantwortlich - und nur sie! Wer Menschen raubt, entführt, erniedrigt, zu Geiseln macht, kann sich hier nicht rausreden. Und der latente Vorwurf in dem Artikel, dass Israel eine Mitschuld trägt bedient das Narrativ der Hamas und aller anderen Relativierer und Terrorversteher.

    • @Lars B.:

      Die beiden Autoren haben diese schwer zu ertragende Lage erfreulich differenziert und empathisch beschrieben. Ihr Artikel bedient keineswegs ein Hamas-Narrativ – also die Vorstellung, dass Israel allein an allem Schuld trägt. Vielmehr bietet er eine wohltuende Alternative zur einseitigen Schuldzuweisung, die in der Debatte um den GazaKrieg/Israel-Palästina-Konflikt leider so häufig dominiert und der offenbar auch Lars B. anhängt. Sein Kommentar hingegen bedient das Narrativ der (rechtsextremen) israelischen Regierung.

  • ""- aussichtslosen Kampf gegen eine tief in die zivilen Strukturen Gazas eingegrabene Hamas.""



    ===



    Bedeutet dieser Satz das die durch Hamas eingesetzten Mittel von Folter, Greuel und Schrecken inklusive des 7. Oktober als Auslöser des Krieges aussichtsreicher sind?

    Gilad Schalit, der von der Hamas entführte israelische Soldat,



    wurde im Jahr 2011 durch einen Gefangenenaustausch befreit.

    Im Gegenzug wurden 1027 palästinensische Häftlinge freigelassen. Sämtliche Organisatoren des Massakers des



    7. Oktobers stammten aus dieser Gruppe freigelassener



    Hamas Mitglieder die wegen Mord und Terror in israelischen Gefängnissen einsassen.

    Konnte Hamas demnach damit rechnen ohne weitreichende Gegenmassnahmen der Israelis gegen Massaker, Bomben, Entführung und den damit verbundenen Greueltaten den Coup aus 2011 wiederholen?

    Gibt es denn irgend jemanden der argumentiert das Hamas irgendetwas durch den verbreiteten Terror gewonnen hätte?

    Unter Zivilgesellschaft verstehe ich eine Gesellschaft die sich gegen den Hamasterror seit 2007 richtet und damit das moralische Recht gewinnt die Bombardierung Gazas gleichermassen als Terror zu verurteilen.

  • Man merkt an den Kommentaren die Distanz zum Geschehen. Ich masse mir nicht an zu urteilen was schlimmer ist, ob tausende Menschen zu quälen, töten, entführen, oder ein Gebiet in Schutt und Asche zu bomben in dem mehrere Millionen lebten und eine Hungersnot auszulösen. Alle haben versagt ist da durchaus zutreffend.

    • @TV:

      Das ist doch nicht so schwer: der Unterschied ist der zwischen Kolleteralschäden und Terror.



      Man sollte nie vergessen, dass es ohne Terror diese Kolleteralschäden gegeben hätte. Daher trägt die Hamas soviel Schuld an der Lage in Gaza wie Israel an den Toten Geiseln.

      • @Das B:

        "Kollateralschäden" ist ein Euphemismus für Terror. Die Geschichte des Konflikts ist voll von Terror Israels gegen die Palästinenser.

    • @TV:

      Hamas hat versagt?



      Terror, Mord und heimtückische Überfälle ist die Geschäftsgrundlage von Hamas - die kennen nichts anderes.

      Die Fragen die der Artikel aufwirft ist 1...ob eine Zivilgesellschaft in Gaza existiert und 2...wie ein militärischer Kampf gegen Hamas erfolgreich sein könnte -- ohne Unschuldige zu töten.

    • @TV:

      Sorry, das ist falsch was Sie schreiben. Ohne den 07. November wäre der Gazastreifen nicht in der Form angegriffen wurden. Es war eine Reaktion auf den Sche... denn die Hamas verbrochen hat.

      • @Müller Christian:

        Ja, ohne die Angriffe der Hereros auf deutsche Siedler hätte auch der Völkermord an den Hereros nicht stattgefunden. Und hätten sich die Indianer nicht gegen die weißen Siedler zur Wehr gesetzt, wären sie wahrscheinlich auch nicht nach Oklahoma vertrieben worden.

  • Fakt ist, das die Hamas täglich Raketen auf Israel geschossen, ein Musikfestival überfallen, und dann immer noch nicht aufgehört hat, als Israel angefangen hat sich mal richtig zu wehren!



    Ihre Darstellung ähnelt der, das die Ukraine selbst Schuld am Krieg ist sie Russland bedroht hat.

    Versagt hat die linke Geschichtsklitterung.

    • @F. Tee:

      Der große Unterschied: Israel hat Gaza und Westjordanland vor fast 50 Jahren besetzt. Seither hat es - als Folge des bewaffneten Widerstands- die direkte Kontrolle über den Gazastreifen aufgegeben und es der palästinensischen Behörde erlaubt, Teile des Westjordanlands selbst zu verwalten, übt aber immer noch die volle Kontrolle über die Grenzen, das Küstenmeer und den Luftraum aus. Israel übt zu jedem Zeitpunkt seit dem Sechstagekrieg Grwalt gegen die Palästinenser aus. Deren Lage ist in etwa vergleichbar mit jemandem, der von Kidnappern gefangengehalten wird und sich dann dagegen wehrt, indem er die Familie des Peinigers angreift.

    • @F. Tee:

      Danke, Ihren Zeilen ist nichts mehr hinzuzufügen!



      Der Artikel, unter dem diese Kommentare stehen, veranschaulicht die Probleme des "linken Meinungsspektrums" hier in der TAZ, wenn es um Israel geht. Selbst Angesichts der zynischen Inszenierung und zur Schaustellung der ermordeten Kinder, sind die Autoren nicht in der Lage zu benennen, was zu benennen ist, nämlich den feigen Mord an den unschuldigsten, an Kindern in Geiselhaft! Statt Haltung, Absatzlanges rumschwurblen und relativeren - zynisch!

    • @F. Tee:

      „Ich habe in den Abgrund der Hölle geblickt. Ich habe noch nie in meinem Leben so schlimme Sachen gesehen und wenn man dann daran denkt, dass Leichen junger Frauen gefunden worden sind, wo Terroristen ihnen Handgranaten in die Genitalien eingeführt haben. Brutalste Vergewaltigungen, das nimmt die Öffentlichkeit hier immer noch nicht wahr. Es wird einfach weggesehen vielleicht hätte man die Aufnahmen doch veröffentlichen sollen, aber dann haben wir einen Run auf Psychologen.“

      Tobias Huch

    • @F. Tee:

      Was genau soll das mit "links" zu tun haben?

      • @Matt Olie:

        Es hat insoweit etwas mit "links" zu tun, dass es eher politisch links stehende Personen sind, die für den Hamas-Terror und den arabischen Antisemitismus "Verständnis" aufbringen, und das wahre Übel der Region allein in der "faschistischen Netanyahu-Regierung" sehen (wollen).

        Wobei zu diesem Verhalten auch die argumentativen Klimmzüge gehören, mit denen man belegen will, dass solche Leute natürlich nicht "links" sind, selbst, wenn man sie bisher dafür gehalten hat, oder sie ein Parteibuch der Linkspartei in der Tasche haben.

        Aber der "Ehrenschild" der deutschen Linken muss ja "sauber" bleiben. Da unterscheiden sich manche dann doch nicht so sehr von ihren Großvätern und ihrer von "Anständigkeit" und "Pflicht" erfüllten Wehrmachtsapologetik.

    • @F. Tee:

      Danke, nach dem Artikel sind Worte wie ihre nötig.

  • "Alle, die in den vergangenen fünfzehn Monaten in Israel und dem Gazastreifen Entscheidungen getroffen haben, haben versagt. Und so kommen wohl statt zwei sicherlich gezeichneten, aber lebendigen Kindern mit ihrer Mutter drei Leichen in Israel an."

    Außerdem kommen auch noch eine hohe vierstellige Zahl von toten palästinensischen Kindern bei ihren Eltern an - oder auch nicht an, je nachdem ob sie geborgen werden können oder unter den Trümmern begraben bleiben.

    Das scheint aber niemanden besonders zu berühren ansonsten würde es darüber vielleicht auch Streit geben

    www.unicef.ch/de/a...74-kinder-getoetet

    www.unicef.de/info...gaza-fakten/346320

    www.unicef.de/info...-konflikten/369196

    • @Elmudo:

      Ich verstehe auch nicht, warum die Hamas nicht direkt von der eigenen Bevölkerung zur Aufgabe gezwungen wurde - und sich stattdessen mit ihren Geiseln feige zwischen den Zivilisten verstecken konnte. Was für ein Wahnsinn.

      • @vieldenker:

        Leider gibt es noch immer sehr viel Sympathie für die Hamas, die dem Gaza-Streifen das alles eingebrockt hat und Hass auf die unschuldigen Geiseln, wie man bei jeder inszenierten Freilassung wieder sieht.

  • Leute, bitte sachlich bleiben. Die Bundesregierung hat nicht versagt. Im Gegenteil, sie hat in den letzten beiden Jahren die Palästinenser in Gaza mit 913 Mio unterstützt. Runtergerechnet ist das fast eine Million für jeden am 7.10.23 ermordeten Juden.



    Man kann gar nicht so viel essen, wie man ...

    www.juedische-allg...hren-913-mio-euro/

  • Die vier Geiseln sind von der Hamas entführt und ermordet worden. Punkt. Hier - bei aller berechtigten Kritik - Netanjahu auf eine Stufe mit ihren Mördern zu stellen und die Schuld irgendwie beiden Seiten zuzuschieben, ist schlicht infam.

    • @Schalamow:

      >Netanjahu auf eine Stufe mit ihren Mördern zu stellen und die Schuld irgendwie beiden Seiten zuzuschieben, ist schlicht infam.<

      Mord ist Töten aus niedrigen Beweggründen. Die Hamas-Kämpfer haben Israelis ermordet. Netanjahu hat - relativ wahllos - Palästinenser ermordet.

      infam - aber wahr.

      • @testen:

        Mit Unterschieden halten Sie sich ja nicht groß auf. Auch mir wäre wohler, wüßte ich, dass die IDF immer und unter allen Umständen versucht, zivile Opfer zu vermeiden. Allerdings maße ich mir kein Urteil darüber an, wie der Krieg gegen einen Gegner geführt werden muss, der Opfer unter der eigenen Zivilbevölkerung bewusst einkalkuliert, um sie anschließend propagandistisch auszuschlachten. Am 7.10. ging es der Hamas um nichts anderes als möglichst viele Israelis zu ermorden. Wäre es umgekehrt das Ziel von IDF gewesen, möglichst viele Plästinenser zu töten, hätte sie das angesichts ihrer militärischen Überlegenheit zweifellos machen können. Der Völkermord-Vorwurf geht daher ins Leere, ebenso wie Ihr Mord-Vorwurf.

      • @testen:

        Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit. Die Hamas hat sich bewusst zwischen den Zivilisten versteckt und die Israelis wollten sich dieser perversen Taktik nicht mehr beugen. Ich finde nicht gut was und wie die Israelis es gemacht haben, aber nicht immer (bewusst?) Die Ursache für eine Reaktion weglassen.

        • @Müller Christian:

          >Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit. <

          Welche - die israelische oder die palästinensische?

          Wenn ich die Bilder von Gaza sehe tendiere ich zu letzterer.

  • Die Hamas quält die Leute zu Tode und dennoch ist Netanjahu daran mitschuldig?

    Ich mag Netanjahu nicht, dennoch ist sein Handeln schlüssig. Sein Handeln war strategisch präventiv. Die Hamas hatte weitere Angriffe angekündigt: "Wieder und immer wieder" und "der 07. Oktober war nur die Generalprobe", so Sinwar.

    Die Meinungen gingen auseinander. Es gibt viele Regierungen auf der Welt, die bei Flugzeugentführungen keinen Geisel-Deal mitmachen. Das gilt als Vorlage für solche Fälle und hat sich bewährt.

    Halten wir einfach fest: Die Hamas hat über 150 Menschen langsam zu Tode gequält. So geht Hamas. Die nicht umsonst als Terrororganisation bezeichnet werden. Wobei das noch eine soft Umschreibung ist.

    Jetzt dealen sie mit Leichen und machen eine riesige Show daraus.

    Schicken zigtausend Palästinser:innen und ihre Kinder in den Tod und feiern sich als Sieger.

    • @shantivanille:

      Nach bisherigem Kenntnisstand sind die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Selbst wenn man den NO-Konflikt so reduktionistisch wahrnimmt wie Sie, müsste man also fragen, ob die militärischen Befreiungsstrategie wirklich sinnvoll war. Ich verstehe nicht recht, wieso man diesen Konflikt immer wieder mit einer Spielfilmlogik erklären muss, in dem der Schurke an allem Schuld ist und die Helden frei von jedem Makel – selbst dann noch, wenn sogar europäische Regierungen von einem Völkermord sprechen und der israelische Regierungschef mit einem internationalen Haftbefehl gesucht wird. In der Partnerzeitung, LMd gibt es einen lesenswerten Artikel über solche kolonialrassistischen Wahrnehmungsmuster:



      monde-diplomatique.de/artikel/!6067347

      • @O.F.:

        Noch eine Anmerkung zum verlinkten Artikel, den ich eben gelesen habe. "Interessant" würde ich persönlich ihn allerdings weniger nennen; eher fügt er sich ein in antizionistische (und antiwestliche) Propaganda mit postkolonialistischem Anstrich.

        Der Autor schafft es konsequent, Israel als Aggressor darzustellen - ob gegen Palästinenser oder Libanesen, wie er schreibt - ohne auch nur einmal zu erwähnen, inwiefern diese wohl dazu beigetragen haben, dass es seit dem 7. Oktober für Israel notwendig war, in Gaza und dem Libanon Krieg zu führen. Hamas? Hisbollah? Mal von gehört?

        Es mag - psychologisch betrachtet - Aspekte in der Wahrnehmung und Beurteilung der Situation geben, die diese unbewusst beeinflussen und im Zusammenhang mit Kolonialgeschichte stehen (gilt aber übrigens auch umgekehrt, wenn man wie der Autor oder Sie offenbar in ehemals kolonisierten Bevölkerungen immer nur die unschuldigen Opfer sehen). Aber nicht einmal zu erwähnen, dass der Krieg seit 7. bzw. 8. Oktober 2023 von den vermeintlich unterdrückten Opfern ausging, ist schon unseriös und stellt für mich die journalistische Verlässlichkeit der Berichterstattung in Frage.

      • @O.F.:

        Falsch. Nach ganz aktuellem Kenntnisstand wurden die beiden Kleinkinder Ariel und Kfir Bibas bereits im November 2023 von der Hamas ermordet. Das ist seit gestern forensisch belegt. Was mit Shiri Bibas passiert ist, weiß man nicht - denn die Frauenleiche, die von der Hamas mit den beiden Kindern übergeben wurde, ist nicht Shiri Bibas, und ihre DNA konnte auch sonst niemandem zugeordnet werden. Es handelt sich somit vermutlich um eine Frau aus Gaza. Ob es ein Versehen war, oder ob Shiri Bibas vielleicht sogar noch lebt und in den Händen ihrer Peiniger Grauenhaftes ertragen musste in den letzen Monaten, weiß aktuell niemand.

        Aber ist vermutlich auch "kolonialrassistisch" von mir, wie Sie es nennen, wenn ich mich weigere, die Hamas mit der israelischen Regierung und die entführten und ermordeten Geiseln mit in Gaza während des Kriegs unbeabsichtigt getöteten Menschen gleichzusetzen.

        So kann man sich die Welt auch zurechtlügen, wenn es dem eigenen Befinden passt. Und überlassen Sie doch bitte die Einschätzung von wegen "Genozid" oder nicht den Experten - gerade Regierungen wie die von Spanien oder Irland sind ja bekannt für Ihre Feindseligkeit gegenüber Israel.

      • @O.F.:

        Nein, man muss sich die Frage stellen, warum die Hamas Zivilisten als Geislen nimmt und diese dann auch nicht wieder frei lässt. Das ist die einzige Frage, die in diesem Zusammenhang von Relevan ist und alles weitere ist nur Relativierung. Selbst wenn die Geiseln bei einem Luftschlag ums Leben gekommen sein sollten, und erwiesen ist das keineswegs, trägt dafür die Hamas die Verantwortung, die erst Israel überfallen und dann die Menschen als Geiseln genommen hat

        • @Christian Deinhart:

          "Nein, man muss sich die Frage stellen, warum die Hamas Zivilisten als Geislen nimmt und diese dann auch nicht wieder frei lässt."



          Das tut Israel doch auch. Im Libanonkrieg hat Israel das sogar ganz offen getan: Libanesische Zivilisten als Geiseln genommen um einen israelischen Soldaten freizupressen, der als Pilot im Libanon abgestürzt ist.

      • @O.F.:

        Sollten die Geiseln tatsächlich bei einem israelischen Luftangriff getötet worden sein, macht es dann Sinn, diese in irgendeinem Tunnel Monate lang liegen zu lassen und nicht triumphierend der Weltöffentlichkeit zu verkünden: Seht her, die Zionisten bringen ihre eigenen Leute um, Frauen und Kinder! So sind die Juden!

        Und darauf zu spekulieren verweste Leichen irgendwann einmal in einem Geisel-Deal zu tauschen, ist auch ein bisschen jenseits von, oder?

        Hamas.

        • @shantivanille:

          Im NO-Konflikt waren Leichen seit jeher Teil von Verhandlungen - deshalb ja: in der grausamen Logik dieses Konflikts macht das in der Tat Sinn.

      • @O.F.:

        "Nach bisherigem Kenntnisstand sind die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff getötet worden." … behaupten die Verbrecher und Mörder der Hamas, und Sie plappern es nach! Angesichts der dargebotenen Inszenierung dieser Verbrecher ist Ihr Beitrag an Zynismus nicht zu überbieten.

        • @Demokratischer Segler:

          Ob die drei tatsächlich bei einem Bombenangriff getötet wurden, wird sicherlich eine Untersuchung zeigen. Fakt ist, dass die israelische Regierung bereits im November 2023 über deren Tod in Kenntnis gesetzt wurde. Laut dem folgenden Artikel hatte Hamas dann am 01.12.2023 angeboten die Leichen der drei zu übergeben: www.france24.com/e...ostage-baby-family



          Und laut einem Wallstreet-Journal Artikel wurde die Existenz dieses Angebots auch von israelischen Offiziellen und arabischen Diplomaten bestätigt. www.wsj.com/world/...ome-alive-685f127d



          Die Frage ist dann welchen Vorteil Hamas hätte, wenn sie darüber lügen.

        • @Demokratischer Segler:

          Wie ich geschrieben habe: "nach bisherigen Kenntnisstand". Falls Sie zuverlässigere Informationen haben, lasse ich mich gerne berichtigen, aber das Argument "Das stimmt nicht, weil die Information von Hamas kommt" ist zu wenig.

          • @O.F.:

            Hamas-Behauptungen sind kein "Kenntnisstand". Die Hamas lügt ständig.

  • In Israel wird es zu einer intensiven demokratischen Diskussion und vielleicht sogar zivilrechtlichen Klagen führen, in Gaza gibt es leider keinen Widerstand gegen die eigenen Mörder.