Steuerentlastungen für die Wirtschaft: Habeck und Lindner teilweise einig
Finanzminister Lindner bringt eine Soli-Abschaffung ins Spiel. Auch Habeck will Firmen entlasten. Ökonom*innen streiten über die Ideen der Ampel.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte am Wochenende die Abschaffung des Solis ins Spiel gebracht: „Wenn wir nichts tun, wird Deutschland ärmer, weil das Wachstum ausbleibt“, sagte der FDP-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. „Wenn wir wirklich etwas an den Steuersätzen tun wollen“, dann sei „der einfachste und schnellste Weg, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen“, sagte Lindner und plädierte damit für Steuersenkungen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will ebenfalls die Unternehmen entlasten. „Auch ich sehe, dass wir in der Summe eine Unternehmensbesteuerung haben, die international nicht mehr wettbewerbsfähig und investitionsfreundlich genug ist“, sagte er der Welt am Sonntag.
Zuspruch erhielt Habeck dafür vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Robert Habeck hat recht, Deutschland ist schon lange ein Hochsteuerland“, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Die Abschaffung des restlichen Solis sei „überfällig“. Dieser sei im Grunde eine „verkappte“ Unternehmenssteuer. Mit knapp 7 Milliarden Euro zahle die Wirtschaft den größten Teil des Soli-Steueraufkommens.
12,3 Milliarden Euro durch den Soli
Habeck zeigte sich allerdings mit Blick auf die Abschaffung des Solis skeptisch. Ihn ganz zu streichen, würde das Haushaltsloch vergrößern, sagte der Vizekanzler am Sonntagabend in der ARD-Sendung Caren Miosga. Seit 2021 wird der Solidaritätszuschlag nur noch für Spitzenverdienende und Unternehmen erhoben. Für dieses Jahr rechnet der Bund damit, durch ihn rund 12,3 Milliarden Euro an Steuern einzunehmen. Etwa 4,1 Milliarden Euro davon entfallen auf die Lohnsteuer. Der Rest sind etwa Einkommens- und Körperschaftssteuern.
Für IMK-Steuerexpertin Rietzler ist die Abschaffung des Zuschlags keine Option, da sie auch Spitzenverdienenden zugutekäme. „Sie würde 2024 über 12 Milliarden Euro kosten, keine Investitionen garantieren und Verteilungskonflikte verschärfen“, so Rietzler. Stattdessen müsse der Schwerpunkt auf der Förderung öffentlicher wie privater Investitionen liegen.
„Wir müssen die Transformation beschleunigen. Dabei brauchen wir einen Instrumentenmix“, rät sie. Gezielte Investitionszuschüsse für transformative Investitionen gehörten dazu, auch Subventionen seien teilweise sinnvoll, sollten aber nur übergangsweise gewährt werden. „Wichtig ist auch Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum“, so Rietzler.
Allerdings steht für die Ökonomin fest, dass diese Maßnahmen nicht mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln finanziert werden können. „Dafür muss die Schuldenbremse reformiert werden oder notfalls ein weiteres ausgenommenes Sondervermögen geschaffen werden“, sagt Rietzler.
Uneinigkeit bei der Schuldenbremse
Über solche Schritte sind sich Habeck und Lindner allerdings weiterhin uneins. „Ich halte es nicht für sinnvoll, jetzt Subventionen auf Pump an die Unternehmen zu geben“, sagt Lindner und will weiterhin unverändert an der Schuldenbremse festhalten. Habeck hingegen wirbt dafür, ein milliardenschweres Sondervermögen zu schaffen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
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