Siemens wirbt um FFF-Sprecherin: Ein dreistes Angebot
Luisa Neubauer im Siemens-Aufsichtsrat? Gut, dass sie nein gesagt hat. Für FFF wäre das eine Katastrophe gewesen.
E s ist eine alte, billige Strategie: Wer es nicht schafft, seine Kritiker*innen mit Argumenten zu überzeugen, versucht eben, sie zu kaufen. Das hat Siemens-Chef Joe Kaeser am Freitag vergeblich mit Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer versucht. Nach ihrem erfolglosen Gespräch über einen möglichen Ausstieg des Unternehmens aus der umstrittenen Carmichael-Kohlemine in Australien bot Kaeser Neubauer einen Posten im Aufsichtsrat der Siemens Energy AG an. Neubauer lehnte das Angebot am Sonntag ab.
Für Siemens wäre es ein genialer Schachzug gewesen. Der Konzern hätte sich das perfekte Feigenblatt gekauft, um fröhlich in Australien Profit zu schöpfen, während der Kontinent brennt. Und gleichzeitig in der chinesischen Provinz Xinjiang Business zu treiben, während die Uiguren dort in Lagern kaserniert sind.
Das Siemens-Angebot ist ziemlich dreist. Für Fridays for Future hätte es eine Katastrophe bedeutet, wäre ihre prominenteste Frontfrau darauf eingegangen. Zwar ist Neubauer in der Bewegung nicht unumstritten, aber sie ist, ob es den Basisgruppen gefällt oder nicht, das Gesicht der deutschen Fridays. Was sie macht, bestimmt die öffentliche Wahrnehmung der Bewegung.
Im Aufsichtsrat wäre es zwar ihre Rolle gewesen, den Siemens-Vorstand zu kontrollieren. Sie hätte Kritik an höchster Stelle anbringen und versuchen können, Projekte zu verhindern oder gar den Vorstand zu stürzen. Theoretisch. Praktisch hätte sie als eins von zwanzig Mitgliedern dort sicher nicht den Aufstand anzetteln können – schon gar nicht als einzelne junge Frau.
Neubauer wäre zudem der Verschwiegenheit und den Unternehmenszielen verpflichtet. Als Klimaschützerin hätte sie auf einen Schlag jede Glaubwürdigkeit und Einflussmöglichkeit verloren. Gut, dass die Fridays-Sprecherin sich darauf nicht eingelassen hat. Sie hat stattdessen Siemens vorgeschlagen, den Posten einem Mitglied der Scientists for Future anzubieten. Ein cleverer Move.
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