Schwangerschaftsabbrüche: Petition will §218 streichen
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung will die Legalisierung von Abbrüchen. 86.000 Menschen haben die Petition unterschrieben.
Rund 86.000 Menschen haben sie seitdem unterschrieben. Am Freitag soll die Petition an Politiker:innen von SPD, Grünen, FDP und Linken übergeben werden.
Die Forderungen der Aktivist:innen sind klar: Es geht um kompetente, ausreichende und wohnortnahe Versorgung ungewollt Schwangerer und darum, dass Abbrüche als medizinische Grundversorgung akzeptiert werden. Krankenkassen sollen die Kosten dafür übernehmen – und der Paragraf 218 soll aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden.
Strafe bis zur Haft
„Schwangerschaftsabbrüche gab es immer und wird es immer geben“, heißt es in der Petition. „Die Frage ist, ob sie sicher vorgenommen werden und ob Betroffene und diejenigen, die den Abbruch vornehmen, mit Strafe bis zur Haft rechnen müssen.“
Übergeben wird die Petition auf dem Pariser Platz in der Nähe des Bundestags an Ricarda Lang, frauenpolitische Sprecherin und stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, die für ihre Partei in der Arbeitsgruppe „Gleichstellung und Vielfalt“ derzeit die sexuellen und reproduktiven Rechte mitverhandelt, an Derya Türk-Nachbaur, Bundestagsabgeordnete der SPD, und an die neue frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Heidi Reichinnek. Eine Zusage der FDP steht noch aus.
Der Text der vor einem Jahr aufgesetzten Petition beinhaltet auch die Forderung an alle demokratischen Parteien, die Legalisierung von Abtreibung in ihr Wahlprogramm zur Bundestagswahl aufzunehmen. Das hat nicht geklappt: Bei SPD, Grünen und Linken ist die Streichung von Paragraf 218 Teil des Programms, bei FDP und Union nicht.
„Ethisch untragbar“
In einer Bundestagsdebatte im März dieses Jahres hatte die FDP-Politikerin Katrin Helling-Plahr die Streichung als „ethisch wie politisch untragbar“ bezeichnet. Bisher sieht es entsprechend nicht danach aus, dass der künftige Koalitionsvertrag einer Ampel die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen beinhalten könnte.
Demgegenüber stehen die Chancen gut, den Paragrafen 219a aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, der es Ärzt:innen verbietet, auf ihren Webseiten darüber zu informieren, ob und wie sie Abbrüche vornehmen. Schon in der vergangenen Legislatur hatten sich SPD, Grüne und FDP gemeinsam für die Streichung ausgesprochen.
Der derzeitige „Kompromiss“, den SPD und Union zum Paragrafen 219a geschlossen hatten, hat sichtlich nicht funktioniert: Weiter werden Ärzt:innen wegen des Paragrafen von Abtreibungsgegner:innen angezeigt. Zwei Beschwerden liegen deshalb derzeit beim Bundesverfassungsgericht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
SPD-Linker Sebastian Roloff
„Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los