Richtigstellung: Schweden und Corona
Auch während der Coronapandemie wird älteren Menschen in Schweden die Intensivpflege nicht verweigert – wie an dieser Stelle irrtümlich dargestellt.
An dieser Stelle haben wir kürzlich unter dem Titel „Schweden sterben auch“ eine Glosse veröffentlicht. In dem Text hieß es, in Schweden kämen wegen der Coronapandemie Menschen über 80 Jahre sowie ältere Menschen mit Vorerkrankungen nicht mehr auf die Intensivstation, Plätze würden für jüngere Patienten frei gehalten.
Diese Darstellung war unzutreffend. Der Text war nicht mit unserem Korrespondenten für die Region abgesprochen und hätte das Redigat in dieser Form nicht passieren dürfen.
Wir bedauern das und bitten unsere LeserInnen um Entschuldigung.
Wir haben unseren Schweden-Korrespondenten Reinhard Wolff in Stockholm gebeten, die Sachlage korrekt darzustellen:
Jedes Land hat Notfallpläne für den Fall, dass in Katastrophensituationen die Krankenhauskapazitäten nicht ausreichen und Ärzte priorisieren müssen, wer die freien Plätze bekommt.
1996 hat eine Ethikkommission im Auftrag der schwedischen Regierung eine „Handreichung“ für die Verantwortlichen von Intensivabteilungen ausgearbeitet. Anlässlich von Corona sind sie von der staatlichen Sozialbehörde „Socialstyrelsen“ aktualisiert und veröffentlicht worden.
Anders als in der taz dargestellt mussten diese Pläne noch nie angewendet werden, und es sieht auch nicht so aus, als ob sie das in absehbarer Zukunft müssten, es sind bislang immer ausreichend Kapazitäten frei gewesen.
In der Handreichung ist beispielsweise die Rede von Menschen über 60 Jahren „mit mehr als zwei Organversagen“, wobei das biologische, nicht das chronologische Alter das Kriterium ist. Diese Menschen können bei zusätzlich auftretender Corona-Erkrankung von Ärzten auf der Prioritätenliste herabgestuft werden, falls es nicht genügend Intensiv-Behandlungsmöglichkeiten geben würde.
Das Thema dieser „Handreichung“ wurde in der schwedischen Presse tatsächlich aufgegriffen. Bei Dagens Nyheter und Aftonbladet meldeten sich Ärzte des Karolinska-Universitätskrankenhauses in Stockholm: Sie hätten das Gefühl, es werde nun „härter priorisiert“, wer ein Intensivbett bekomme. Das wurde so veröffentlicht.
In den Folgetagen kamen andere Ärzte zu Wort, die das zurückwiesen. Die Leitung des Krankenhauses dementierte offiziell, dass solche Priorisierungen stattfinden würden. Sie seien auch gar nicht notwendig, da die Lage zwar angespannt sei, aber die ganze Zeit genügend freie Kapazitäten zur Verfügung gestanden hätten.
Die Gesundheitsaufsichtsbehörde IVO schaltete sich ebenfalls ein und teilte mit, hätten solche Priorisierungen stattgefunden, wäre das aufgrund der jetzigen Situation nicht zulässig gewesen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung