Reiche schröpfen für Anfänger: Und dann Kuchen für alle
45 superreiche Haushalte besitzen soviel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Aber wir wissen, was wir dagegen tun könnten.
Das Leistungsprinzip ist ein geiles Prinzip – wenn man es sich leisten kann. Es ist ein geiles Prinzip, wenn es prinzipiell stimmt. Es ist korrekt, wenn deshalb jemand, der nix leisten kann, nicht gleich auch nix kriegt. Und es ist korrekt, wenn Leute nicht alles kriegen, obwohl sie gar nicht alles leisten. Gut aufgepasst?
45 superreiche Haushalte in Deutschland besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung – also wie über 40 Millionen Menschen. So sagt es eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kombiniert mit einer deutschen Reichenliste. Das ist böse und ungerecht. Das muss doch nicht sein.
Und da faselt der Kaul noch etwas vom Leistungsprinzip?
Aber hallo!
Warum ist das Leistungsprinzip denn geil?
Weil es viele antörnt.
Und wann genau ist das Leistungsprinzip geil?
Wenn es gut und gerecht ist.
Wann ist es gut und gerecht?
Wenn es zu einer Gesellschaft führt, in der wir, wie die CDU zu Recht sagt, gut und gerne leben. Das ist dann der Fall, wenn das Leistungsprinzip ein garantiertes und bedingungsloses Mindestniveau an sozialer Sicherung vorsieht, sagen wir 1.500 Euro. Und wenn es ein Höchstmaß an Turboluxus vorsieht, sagen wir, großzügig: 20 Millionen Euro. Darauf können wir uns einigen. Oder soll es gerecht sein, mehr zu besitzen?
Der Bonzenbrecher
In einer Welt, die diesen Kriterien entspricht, ist an alle gedacht. Es ist eine liberale Welt, weil sie freie Entfaltung auch materiell ermöglicht. Es ist eine autonome Welt, weil sie alle, die in Ruhe gelassen werden wollen, in Ruhe lässt. Es ist eine Welt, in der es sich lohnt, etwas zu tun, weil es belohnt wird – mit Zaster. Es ist eine Welt, in der es sich jedenfalls nicht lohnt, Dinge zu vererben, die mehr wert sind als 20 Millionen Euro. Es ist eine Welt, in der es sich nicht lohnt, nutzlos herumzuspekulieren, wenn man sowieso schon Werte in Höhe von 20 Millionen Euro besitzt.
Ich nenne das eine Vermögensobergrenze, aber ihr könnt dazu auch Geld-weg-Grenze oder Bonzenbrecher sagen oder es, liebevoll, eine Goldgarantie nennen, denn das ist es schließlich auch.
Aber Moment mal, ist das nicht Kommunismus?
Ja.
Aber, boah ey, ist das nicht viel eher Kapitalismus?
Ja, auch das.
Ja, was ist es denn nun?
Es ist ein guter Mittelweg. Es ist die Bestenauslese zweier radikaler Entwürfe; und zwar für eine Welt, in der die Reichen ganz von alleine zu teilen beginnen. Besonders nett an diesem freundlichen, ja milden Kommunismusvorschlag ist, dass sich nicht viel ändern muss. Auch nett: dass der Staat sich zunächst einmal für nichts entscheiden muss.
Erst ganz oben sitzt der Staat
Denn es ist doch so: Jede und jeder, der will, darf alles, was zu viel da ist, vorher freiwillig abgeben – darf umverteilen. Erst – weil in dieser Welt sind es ja meist immer noch die Männer, die zu reich sind – zum Beispiel an die Gattin und dann an die Tochter und dann an den Sohn und dann an die Geliebte oder den Geliebten und erst dann, wenn noch immer nicht genug umverteilt ist; dann wird kollektiv umverteilt und aus den zu großen Kapitalbetrieben werden große Genossenschaften, die vielen gehören, aber niemandem mehr, der zu reich ist, und dann entsteht dort – merkt ihr es auch schon? – eine Welt, in der wir alle gut und gerne leben.
Erst ganz am Ende, da oben, an der 20-Millionen-Euro-Grenze, da sitzt der böse Staat und sackt jeden Cent einzeln ein, den jemand über diese Summe hinaus noch besitzt, um ihn dann umzuverteilen. Und das ist auch gut so.
Eine Villa, eine dicke Karre und eine Luxusyacht, und das ist ja das Hübsche, ist weiterhin drin – und wenn man es teilt, dann sogar alles in groß. Nun ist noch die Frage: Kann da jemand was dagegen haben? Eigentlich nein, außer die Egoisten – und das Bundesverfassungsgericht, das in Vermögensfragen manchmal kleinlich ist. Deshalb sollte man die ganze Sache ordentlich regeln und sie einfach aufschreiben, im Grundgesetz, und schöne Anwendungsvorschriften erlassen für die Finanzämter. Und dann kann es losgehen.
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