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Prozess gegen früheren KZ-WachmannMit 100 auf die Anklagebank

Im Herbst soll sich in Brandenburg ein früherer KZ-Wachmann vor Gericht verantworten. Ein Gutachten bestätigte die Verhandlungsfähigkeit des 100-Jährigen.

Eingang zum Häftlingslager auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen Foto: Kristin Bethge/dpa

Neuruppin dpa/epd | Ein 100 Jahre alter ehemaliger Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen soll sich ab Anfang Oktober vor dem Landgericht Neuruppin in Brandenburg verantworten. Ein medizinisches Gutachten habe inzwischen die zeitweise Verhandlungsfähigkeit des 100-Jährigen bejaht, teilte Gerichtssprecherin Iris le Claire am Montag auf Anfrage mit.

Der ehemalige SS-Wachmann soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft durch seine Tätigkeit im Hauptlager des ehemaligen KZ von 1942 bis Februar 1945 wissentlich und willentlich Hilfe zur grausamen und heimtückischen Ermordung von Lagerinsassen geleistet haben. Dabei soll es unter anderem um die Erschießung von sowjetischen Kriegsgefangenen im Jahr 1942 und Beihilfe zur Ermordung von Häftlingen mit dem Giftgas Zyklon B gegangen sein. Der 100-Jährige ist in 3.518 Fällen wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.

Stephanie Bohra vom Berliner NS-Dokumentationszentrum Topographie des Terrors sagte gegenüber der Zeitung Welt am Sonntag: „Mord verjährt nicht, darum müssen sich auch ältere Semester vor Gericht verantworten. Es geht um die Aufklärung von Verbrechen, und ehemalige Häftlinge haben die Gelegenheit, zu berichten, was dort passierte.“ Rechtsanwalt Thomas Walther, der Nebenkläger in den letzten NS-Verfahren vertritt und den Angaben zufolge auch am Neuruppiner Prozess beteiligt ist, hält diesen für notwendig: „Viele Nebenkläger gehören dem gleichen Alter wie der Beschuldigte an und hoffen auf Gerechtigkeit.“

Seit dem Urteil gegen den ehemaligen KZ-Aufseher John Demjanjuk im Jahr 2011 besteht die Justiz nicht mehr auf den oft unmöglichen Nachweis individueller Schuld. Auch die allgemeine Dienstausübung in einem Lager, in dem erkennbar systematische Massenmorde stattfanden, kann juristisch geahndet werden. Für die Hinterbliebenen der getöteten Lagerinsassen ist die juristische Aufarbeitung wichtig.

Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 nach Angaben der dortigen Gedenkstätte mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende Häftlinge kamen dort durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen.

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57 Kommentare

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  • Wir wären natürlich alle Helden und im Widerstand gewesen.

    • @Frank Stippel:

      Und noch einmal auch für Sie zum Mitschreiben: Niemand ist gezwungen worden der SS beizutreten und im KZ Wachdienst zu tun. Es gab schon noch andere Möglichkeiten der Betätigung.

    • @Frank Stippel:

      Als KZ-Wächter aber doch eher nicht so.

  • Ich sach's mal so: Was hat der Mann denn jetzt überhaupt noch zu befürchten?

  • Was hier teilweise für ein Unsinn steht. Schlimm, dass es ein Dreivierteljahrhundert nach Kriegsende so schlecht um die historischen Kenntnisse steht. Kein SS-Wachmann wurde bedroht oder sonst etwas, um Dienst im KZ oder Vernichtungslager zu tun. Schon gar nicht gab es irgendwelche Konsequenzen, wenn er dies verweigerte. Die SS war die “arische Elitetruppe” mit dem Ziel, die NS-“Rassepolitik” und Ideologie durchzusetzen. In der Regel waren dies alles Überzeugungstäter und vorweggenommene Entschuldigungen oder Rechtfertigungen sind absolut deplatziert und offenbaren entweder jegliche historischer Kenntnis oder sind gewollt, weil man rechtsextremer Gesinnung ist. Die SS-Totenkopfverbände waren sogar dafür ausgebildet, möglichst effektiv und skrupellos den Dienst zu erfüllen.

    • @K2BBQ:

      Was Sie da schreiben, kann ich nicht ernst nehmen. Wenn Sie als junger, dummer Mensch erst mal hinter einem Kasernentor verschwunden sind, ist das mit der Anständigkeit ziemlich schnell vorbei. Man brüllt Sie permanent an, schikaniert Sie bei jeder Gelegenheit, lässt Sie die Latrinen putzen, entzieht Ihnen nächtelang den Schlaf, indem man Sie dauernd bis tief in die Nacht beschäftigt, teilt Sie zum Wochenenddienst ein, hetzt die Stubenkameraden oder die ganze Ausbildungskompanie gegen Sie auf, undundund... - ohne, dass man Sie nur ein einziges Mal "bedroht" oder gar physisch angreift. Wie lange hält ein junger Rekrut das durch? Was glauben Sie? Es ist ein Irrglaube, dass es irgendeinen vorgesetzten Militär bei irgendeiner Armee der Weltgeschichte interessiert (hat), was der Rekrut denkt oder welche Weltanschauung er vertritt. Genau das Denken soll dem Ex-Zivilisten in der Kaserne doch unbedingt ausgetrieben werden! Ich bin nicht so vermessen, zu glauben, dass ich im "Dritten Reich" anders gehandelt hätte. Wahrscheinlich hätte ich mich unter bestimmten Umständen auch schuldig gemacht. Wer weiß das schon und kann für sich selbst die Hand ins Feuer legen?

  • Schon allein die Kommentare zeigen wie wichtig eine Anklage ist.

    Nicht nur ganz besonders für die Überlebenden und deren Nachkommen ist ein Verfahren wichtig, auch für den weiteren Dunstkreis, der heute keinen persönlichen Bezug zu der Zeit des Nationalsozialismus hat.

  • Warum eigentlich hat es in so unfassbar vielen Fällen so unglaublich lange gedauert bis Nazi-Verbrecher überhaupt mal angeklagt wurden?

    Warum eigentlich sind in so unfassbar vielen Fällen so unglaublich viele Nazi-Unterstützer und/ oder -Verbrecher in Amt und Würden gekommen, nach 1945 ?

    • @tsitra:

      Ganz einfach: man hatte keine anderen. Sowohl in der DDR als auch in Westdeutschland wurden die Armeen von ehemaligen Wehrmachtsgenerälen aufgebaut. Die Verwaltungen und Versorger mussten ja auch wieder funktionieren. Es gab einfach zu wenige aufrechte Personen, die so was konnten.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @tsitra:

      Das so kleine Lichter auch belangt werden wird erst seit kurzem so gehandhabt, bis dahin sah man die als bloße Befehlsempfänger die man dafür nicht belangen kann, bei den größeren Verbrechern ging es darum das man sie im neuen Staat gut gebrauchen konnte, das man mit ihrer (vormaligen) Ideologie in Teilen übereinstimmte oder es da familiäre oder freundschaftliche Bande gab aus denen heraus Leute gedeckt wurden.

    • @tsitra:

      Weil diese Leute lange Zeit nur nachlässig verfolg und teilweise sogar aktiv beschütz wurden.

      Bei einem einfachen Wachmann ist es allerdings durchaus auch denkbar, dass er nicht aufgefallen ist...

  • Wie verhält es sich eigentlich mit den Kosten für das Verfahren, falls er schuldig gesprochen wird? Muss er das zahlen und notfalls die Erben, wenn er verstirbt?

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Das wird wohl so laufen wie bei Demjanjuk. Der ist einfach gestorben.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @86548 (Profil gelöscht):

      Der wurde verurteilt die Verteidigung wollte in Revision gehen und dann ist er gestorben.

  • Heute 100, damals max. 20 Jahre alt. Heute das "aufgeklärte" 21. Jahrhundert, damals ein gänzlich anderer Aufklärungsstand. - Erwarten wir von ihm, dass er die Morde als Wachmann hätte verhindern können? Oder hat er als Wachmann tatsächlich die Hand entscheidend für den Tod von Menschen angelegt? Wenn das der Fall ist, auf jeden Fall Anklage und Verurteilung. - Wie hätte er als Wachmann, der nicht selbst Hand angelegt hat, die Morde verhindern können? Vermutlich unter Verlust seines Lebens; ist das eine Anklage wert? Die Anklage ist nun, wie in vielen Fällen vorher schon, erfolgt und wird auch in einer Verurteilung enden. - Zurück zu meiner anfänglichen Anmerkung; erheben wir uns als aufgeklärte Weltenbürger des 21. Jahrhunderts ebenso engagiert gegen rassistisches Menschenmorden ALLEN Verantwortlichen gegenüber oder nur denen gegenüber, die für uns "westliche Demokraten" wirtschaftlich und machtpolitisch weniger interessant sind?

    • @palu:

      Dazu ist ja der Prozess da: um seine Mitschuld oder Schuld oder seine Unschuld zu klären. Soweit ich weiß, wurde man nicht dazu gezwungen, in KZs zu dienen, und es gab Möglichkeiten, sich versetzen zu lassen oder aber sich zumindest nicht an den Greueltaten zu beteiligen. Siehe dieser Artikel zum Gröning-Prozess:

      www.welt.de/geschi...ch-keine-Wahl.html

      • @Elena Levi:

        Bitte meine Ausführung gänzlich lesen bezüglich Schuld oder Nichtschuld.

    • @palu:

      @Palu:

      Die Lösung für Ihr Problem ist ganz einfach: nicht als Wachmann arbeiten, sich versetzen lassen.

      Im Gegensatz zur weitverbreiteten Annahme, dass eine Verweigerung an Erschießungen teilzunehmen oder in Konzentrationslagern zu arbeiten, bestraft worden wäre, gibt es wenige Fälle, wo Menschen die Beteiligung an Verbrechen verweigert haben. Das war nicht gerne gesehen und mit der Karriere war es dann auch vorbei. Bestraft worden ist in der Regel aber nicht. Und bei den Wachmannschaften in den Konzentrationbslagern (insbesondere im Reich) kann man davon ausgehen, dass diese ihren Dienst mit hoher Eigenmotivaton getätigt haben

      • @Bobby Dittmann:

        ".....kann man davon ausgehen, dass sie ihren Dienst mit hoher Eigenmotivation getätigt haben" - Ich hingegen habe mich nicht in Vermutungen, aber unter Berücksichtigung des Zeitgeistes t mit der Sache auseinander gesetzt. Und meine Aussage für den Fall von Schuld ist doch eindeutig?

  • Mich würden mal die Verdrängungsmechanismen interessieren, wie diese Leute 80 Jahre ohne Reue (davongehe ich aus, sonst hätten sich mal welche freiwillig gestellt) ihr Leben gelebt haben, Frau und Kinder, Erziehung letzterer.



    Da ich sehr davon ausgehe, dass eben keinerlei Reue oder Schuldbewusstsein besteht gehe ich davon aus, dass auch die Taten entsprechend motiviert waren und eben nicht entgegen des eigenen Willens man da irgendwie als Befehlsempfänger reingerutscht ist.



    Das führt mich dann final eben doch zum Ergebnis: Ja, bestrafen, auch dann Knast mit 100.



    Blick nach vorne: Moratorium ins Leben rufen? Kein Knast bei vollständiger Aussage und Schuldaufklärung. Würde den Hinterbliebenen vllt. auch mehr bringen als sich diese Ausreden und Erinnerungslücken anzuhören.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Dazu wäre die Meinung des Alt-Rock’n’Rollers G. Grass ( ehemaliger SS‘ler und Schriftsteller) ganz interessant. Eventuell hat der Wachmann auch einfach alles vergessen.

    • @Tom Farmer:

      Diese Argumentation ist zu kurz gegriffen und birgt eine erhebliche Gefahr: Wenn man die Schuld einfach nur bei den vielen beteiligten Individuen "ganz unten" sucht verdeckt man die Schuld der mächtigen Strippenzieher im Hintergrund.



      Die Schuld der Naturwissenschaftler, die dem nationalistischen Gedankengut einen glaubhaften Anstrich verliehen.



      Die Schuld der Ärzte, die die Nazidoktrien mit angeblichen ärztlichen Erkenntnissen untermauert haben.



      Die Schuld der Publizisten, die der Naziideologie unkritisch Gehör verschafft haben.

      Ich kann mir gut vorstellen, dass der Täter hier keine Reue empfindet - denn für ihn -wie für viele andere Verblendete- waren die Opfer Täter.



      Einfach zu Tätern "umdeklariert" oder "umdefiniert".



      Vielleicht empfindet er sogar Wut - Wut auf jene, die ihn zu einem Täter gemacht haben - freilich nicht gegen seinen Willen aber wider besseres Wissen.

      Für mich ist das eine stete Warnung davor, was Meinungsmache und Indoktrination aus den Menschen machen kann. Damals - wie heute.



      Und wie unkritischer Glaube an Wissenschaft und Obrigkeit ein ganzes Volk verblenden kann.

      • @Bolzkopf:

        "Und wie unkritischer Glaube an Wissenschaft und Obrigkeit ein ganzes Volk verblenden kann."

        Was zur Hölle soll dieser Satz bedeuten?

        Welche Wissenschaft meinen Sie denn?

        Die Deutschen waren im Nationalsozialismus eine Meute von "Otto Normalvergasern" (Eike Geisel)

        Dass dieser alte Mann, dessen Wohlergehen mir so egal ist wie sonst noch was, vor Gericht kommt, hat seinen kühlen Grund darin:

        „Viele Nebenkläger gehören dem gleichen Alter wie der Beschuldigte an und hoffen auf Gerechtigkeit.“

        Das sollte reichen.

        • @Jim Hawkins:

          …anschließe mich.

          “Otto Normalvergaser“ - lange nicht mehr gelesen. Bitter - aber wahr.

        • @Jim Hawkins:

          "Die Deutschen waren im Nationalsozialismus eine Meute von "Otto Normalvergasern" (Eike Geisel)"

          Angesichts der vielen Deutschen die in den KZs vergast wurden empfinde ich das Wortspiel eher als geschmacklos.

          • @Rudolf Fissner:

            Tja Jung - nett war der nicht - wa.



            Normal nich.

            de.wikipedia.org/wiki/Eike_Geisel



            Aber ehna mußste ja allet erklären.



            Ihre Hüftspritzer nerven a weng.



            Quelle is zwar genannt - aber erst mal Losmeinen! Gelle. Voll die Blubber •

            • @Lowandorder:

              Ja der konnte was.

              Der und Wolfgang Pohrt, Texte wie Salzsäure.

              Nichts für Herrn Fissner.

              • @Jim Hawkins:

                Seine Bezeichnung des Holocaust-Denkmals in Berlin als "Monument der Vernichtungsgewinnler" und "nationale Kuschelecke" war auch so ein Griff ins Klo. Was kann man an solch brauner Säure gut finden?

                • @Rudolf Fissner:

                  Mitten ins Braune getroffen!

                  Es hat halt nicht jeder einen Zugang zu dieser Art bitterem Zynismus.

                  • @Jim Hawkins:

                    Ich habe nichts gegen bitteren Zynismus. Er sollte nur deutlich von rechten bitterem Zynismus ("Kuschelecke" !!!] abgrenzbar sein, nicht auf Kosten von Holocaust-Mahnmalen ablaufen und einen Wirklichkeitsbezug haben.

                    Der absurde wirklichkeitsfremde Vorwurf des "nationalen" beim Holocaustdenkmal ist nur der billige Akzeptanznotnagel mit dem er auf extrem-linker Seite auf Applaus aus ist.

                    Es kann halt nicht jeder einen billigen Gag von bitterem Zynismus unterscheiden.

                • @Rudolf Fissner:

                  Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

        • @Jim Hawkins:

          Naja - der Antisemitismus wurde ja mit "wissenschaftlichen Fakten" untermauert (z.B. Rassenlehre, angeblich ansteckende Krankheiten, angebliche Geschichte der "Arier" usw.)

          Wissenschaftler haben mit Zollstock und Zirkel Rassenzugehörigkeiten "nachgewiesen" usw.

          Die damalige Obrigkeit hat die Menschen natürlich auch dadurch eingewickelt, in dem sie "das Volk" an den Profiten der Sklavenwirtschaft hat profitieren lassen.

          Und wenn der eigene Arbeitsplatz sicherer wurde weil plötzlich Leute verschwanden ...

          • @Bolzkopf:

            OK, das habe ich wohl falsch verstanden. Sorry dafür.

    • @Tom Farmer:

      Erinnerungslücken sind mit hundert Jahren leider nicht ganz unglaubhaft. Insbesondere, wenn man einiges zu verdrängen hatte (eigene Schuld, richtig üble Bilder).

    • @Tom Farmer:

      "Da ich sehr davon ausgehe, dass eben keinerlei Reue oder Schuldbewusstsein besteht"

      Mit derartigen Unterstellungen wäre ich zurückhaltend. Die waren im Gegensatz zu uns live dabei. Wer weiß, welchem echten oder vermeindlichem Zwang die unterlagen.

      • @Wonneproppen:

        Es war möglich, sich von diesem "Dienst" weg versetzen zu lassen. Dafür musste man kein Held sein.



        Einen eventuellen Karriereknick kann man doch sicher verschmerzen, wenn man dafür weniger auf sein Gewissen laden muss.

        • @Nansen:

          Das - Wegmelden - war bei den PolizeiBtl - die die “Drecksarbeit“ hinter den Linien der Wehrmacht & der Waffen-SS erledigten im wahrsten Sinne des Wortes! Kein Problem!



          Rekrutiert aus den normalen Tschackos gingen die dann unbehelligt wieder Streife.



          & btw but not only -



          Die PolBtl post WK II - waren dann die Hein-Zackigs meiner Jugend! Newahr.



          Normal Schon.



          de.wikipedia.org/wiki/Polizeibataillon -



          Der Spiegel brachte mErinnerung erstmals über das PolBtl 101 Hamburg was.



          So spät. Kein Wunder - nicht wahr Herr Augstein - wennste in dem Tischfeuerwerk der Demokratie wissentlich SD-Leute an führender Stelle beschäftigst & die Mitarbeiter die das aufdecken - zum Dank rausschmeißt.



          (Chlodwig Poth?)



          (ps Wennn auch nicht dein Sohn - so fand Jakob - anders als Tochter Franziska - nichts dabei - so ein Springer-Lügt-Flacheisen wie Nikolaus Hermann Blome “ Von 2011 bis 2013 war er schon einmal stellvertretender Chefredakteur bei Bild.“ gegen die Spiegel-Mitarbeiter & die Statuten durchzudrücken.



          Die Folgen sind bekannt - wa.

          • @Lowandorder:

            Sorry verschusselt -

            “… Der Spiegel brachte mErinnerung nach Anfang der 70er erstmals über das PolBtl 101 Hamburg was.…“

  • Solche Verfahren sind die einzige Chance noch Sachverhalte und Vorgänge aus den KZ aufzuklären.

    Denn ohne Beschuldigten keine Ermittlung.



    Ohne Anklage keine Verhandlung.



    Und ohne Verhandlung kommt nichts an das Licht der Öffentlichkeit.

    • @Bolzkopf:

      Ich denke der Holocaust ist historisch recht gut aufgearbeitet. Und was die Angeklagten nach 75 Jahren konkret an Namen und Daten wissen? Puh. Wie stichhaltig/gerichtsfest sind solche Erinnerungen?

      • @Wonneproppen:

        Bei der einen Seite sind die Erinnerungen sehr lebendig (allein schon durch das erlittene Trauma).



        Die andere Seite hat da häufig eher ein schlechtes Gedächnis ... was ja nicht weiter verwundert.

        Aber ganz klar ist, das staatsanwaltliche Ermittlungen ganz andere Durchgriffsmöglichkeiten auch auf (private) Sammlungen und Dokumente haben wie die Geschichtsforscher.

  • Ich frage mich, wie der Angeklagte es geschafft hat, sich Jahrzehnte vor der Verantwortung zu entziehen. Hat er in der DDR gelebt? Die Wiedervereinigung ist 30 Jahre her. Wie hat man ihn aufgespürt? Es wäre wünschenswert, wenn solche Artikel mehr Hintergrundinformationen liefern würden.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich bin so hin- und hergerissen bei Meldungen dieser Art. Als selber jung Gewesener und Vater zweier Söhne mit 14 und 19 Jahren ist mir vollkommen klar, dass es geradezu vermessen ist, das Verhalten 20-jähriger des dritten Reiches ex post zu bewerten. Natürlich waren die Opfer einer umfassenden Propaganda und so wie man heute das Ersaufen im Mittelmeer als Migrationsminimierung betrachtet, hatten die Nazis keinerlei Schwierigkeiten, die "Volksschädlinge" entsprechend zu markieren.

    Für einen 20-jährigen KZ-Wachmann spielten Kurt Tucholsky oder Bertholt Brecht keine Rolle, sie kannten sie nicht mal. Woher hätte das moralische Rückgrat für die Vielen kommen sollen, wenn nur die Nazis Zeitungen druckten und im Radio sprachen?

    Aber: Solange es die Möglichkeit gibt muss man auch versuchen, der Gerechtigkeit genüge zu tun. Das ist die einzige mögliche Entschuldigung, die wir den Opfern und ihren Kindern und Enkeln bieten können.

    Weil der Rechtsstaat keine andere Möglichkeit vorsieht, um Schuld und Sühne festzustellen, kommt man nicht umhin, auch die 100-Jährigen noch vor Gericht zu stellen.

    Aber ich glaube, man kann das mit Güte und Nachsicht tun. Das sind keine Demjanjuks oder Eichmanns oder blutige Brgydas mehr - die haben oder hätten jede Härte eines Strafprozesses verdient. Dass die BRD entsetzlich nachsichtig war können wir heute an den 100-Jährigen nicht wieder gut machen - und wir sollten es auch nicht versuchen.

    Beweisaufnahme, Zeugenvernehmung wo möglich, Urteil - ja. Aber Strafen nur noch im Ausnahmefall - die besonders wohlhabenden könnten zu großzügigen Spenden an Opferfonds und dergleichen verpflichtet werden.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      Sehe ich ähnlich. Aufklärung und Prozess ja. Aber wie human ist es, hundertjährige die letzen zwei(?) Jahre ihres Lebens ins Gefängnis zu stecken?

      • @Wonneproppen:

        Das ist sicherlich humaner, als an der Rampe die Kinder, Alten und Schwachen ins Gas zu schicken.



        ...Polemik aus ...



        Mannomann

        • @Nansen:

          Dann vergelten Sie doch Auge um Auge. Ich versuche, besser zu sein.

          • @Wonneproppen:

            Äh, was soll denn hier das jeweilige Auge sein?? Und besser als was genau wollen Sie sein?

          • @Wonneproppen:

            Ja genau, Auge um Auge.

            Genauso hat die deutsche Justiz diese Massenmörder verfolgt.

            Und die Politik so?

            Im ersten Bundestag stellten die ehemaligen Mitglieder der NSDAP die stärkste Fraktion.

            Die Biologie brauchte eine gewisse Zeit um das zu ändern.

            Und: Ein Mensch wie Fritz Bauer war ein Solitär, der angefeindet und bei seiner Arbeit behindert wurde.

            de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Bauer

          • @Wonneproppen:

            Auge um Auge??? Ihm droht nur Gefängnis! Höchstens. Wenn er unschuldig ist, bleibt er frei.

            76 Jahre hat der Angeklagte unbehelligt leben können. Er musste in dieser Zeit also keine 5, 10 oder mehr Jahre absitzen.



            Angesichts dessen, woran er mutmaßlich beteiligt war, sind mögliche 2 Restjahre doch ein guter Schnitt.



            Das wäre sogar kürzer als sein "Dienst" im Lager.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      Die "BRD war entsetzlich nachsichtig" schreiben Sie: Nicht nur das Versagen der BRD-Justiz, sondern vor allem auch die Geschichte der sogenannten "Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts", dokumentiert diese "Nachsicht" weitreichend. Sie war keine Einsicht in die begangenen Verbrechen, sondern politisches und finanzielles Kalkül. Bis heute wird von der Bundesregierung, wie von allen ihren Vorgängerinnen, mit härtesten Bandagen gegen noch verbliebene Ansprüche von NS-Opfern vorgegangen.



      Einen 100jährigen Tatverdächtigen vor Gericht zu stellen ist selbstverständlich inhuman. Dass es dazu kommen muss, ist der Hartleibigkeit der überkommenen Volksgemeinschaft anzulasten, die sich bei genauem Hinsehen bis heute eher als Opfergemeinschaft empfindet.

       

    • @05989 (Profil gelöscht):

      ".....und so wie man heute das Ersaufen im Mittelmeer als Migrationsminimierung betrachtet... " und Menschen nach Syrien und Afghanistan in ihr sicheres Verderben schickt.



      Vielleich schafft es eine zukünftige Gesellschaft die "Seehofers der Gegenwart" vor Gericht zu stellen.



      Verbrechen gegen die Menschlichkeit, unterlassene Hilfeleistung und Beihilfe zum Mord. Alles dabei - oder?

      • @m.d.bichlmeier:

        ".....und so wie man heute das Ersaufen im Mittelmeer als Migrationsminimierung betrachtet... "

        Wer ist "man"? Die hundert härtesten AfD-Kernnazis? Es ist ein Unterschied, ob man sich für Steuerung und Begrenzung von Migration einsetzt oder es geil findet, wenn Menschen ertrinken.

        • @Wonneproppen:

          Bichlmeier hat zitiert.

        • @Wonneproppen:

          Nein die AFD mag sich durch besondere Polemik ausweisen und keiner aus den etablierten Parteien, wird es so formulieren, aber es wird so gehandelt. CDU, CSU auch die SPD trifft Schuld als Koalitionspartner.

          Haben Sie nicht mitbekommen, dass Gesetze extra geändert wurden nur um das Retten von Menschen auf Hoher See zu erschweren?

          Die Nazis haben in Ihrer Propaganda auch nicht offen von der Ermordung der Juden gesprochen, bzw. Wie diese stattzufinden hat.

          Das Menschen im Meer ertrinken, in der Wüste verdursten, von Milizen erschossen werden wird alles in Kauf genommen, damit nur weniger hier her kommen.

          Bekämpfung von Fluchursachen heißt es immer. Aber es werden Fluchtwege bekämpft und Pakte mit Diktatoren geschlossen, die dafür sorgen sollen, das die Menschen nicht vor unserer Haustür ertrinken.

          Aber selbst das ist unseren Volksvertretern lieber, als das die Menschen gerettet werden, das ist nun mal Tatsache.

          Von wegen "Der harte Kern der AFD"



          Scheuklappen abnehmen hilft.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      "... die besonders wohlhabenden könnten zu großzügigen Spenden an Opferfonds und dergleichen verpflichtet werden."



      Was sich durchaus als Ablasshandel interpretieren und kritisieren ließe.



      Einkastung wäre auch nicht unbedingt mein Ziel. Allerdings Verantwortung übernehmen, Anklagen der Betroffenen ausgesetzt werden, im Sinne der Betroffenen zum Handeln verpflichtet werden (die Betroffenen könnten dann Vermögensabtritt fordern), wäre doch was. An sich fragt sich, wie der Wachmann reagiert und sich äußert, wie er nach der Befreiung vom Naziregime gelebt und gehandelt hat, wäre interessant zu erfahren, um sich schließlich ein Urteil bilden zu können.

      • @Uranus:

        Naja, ich denke, niemand wird danach bei der Polizei klingeln und sich selbst als 30k-facher Mörder stellen. Er verdrängt oder versumpft in Kneipen oder versucht, noch was Gutes aus seinem Leben rauszuholen.