Problem für erneuerbare Energien: Teure Stabilisierung fürs Netz

Immer mehr Strom aus Erneuerbaren wird wegen Netzengpässen abgeregelt. Die Kosten für den sogenannten Redispatch nahmen 2022 drastisch zu.

Windräder vor rauchenden Schloten

Welche Energie darf ins Netz? Eine Frage der Kapazität Foto: picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Freiburg taz | Die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes war im Jahr 2022 so teuer wie nie zuvor: 4,2 Milliarden Euro musste die Stromwirtschaft aufwenden, um Netzengpässen entgegenzuwirken. Im Vorjahr waren es noch 2,3 Milliarden gewesen. Rund 900 Millionen Euro wurden allein für Strom aus erneuerbaren Energien fällig, der wegen fehlender Netze nicht erzeugt werden konnte. Diese Zahlen stehen im neuen Jahresbericht der Bundesnetzagentur.

Eine Rekordmenge von gut 8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Energien (Vorjahr: 5,8 Milliarden) wurde im Jahr 2022 wegen Netzengpässen abgeregelt. Das betraf überwiegend die Windkraft auf See (51 Prozent) und die Windkraft an Land (39 Prozent).

Aber auch Solarstrom geht zunehmend aufgrund fehlender Netze verloren: 2021 waren es noch 237 Millionen Kilowattstunden, 2022 bereits 620 Millionen. Noch bleibt die Photovoltaik mit knapp 8 Prozent Anteil an den abgeregelten Mengen zwar im Rahmen, doch mit dem starken Zubau, der für die nächsten Jahre erwartet wird, dürfte auch hier die nicht genutzte Strommenge weiter steigen.

Der größte Kostenblock ist aber der Redispatch: Die Übertragungsnetzbetreiber greifen bei Netzengpässen regulierend ein, losgelöst von den Regeln des Stromhandels. Sie weisen Kraftwerksbetreiber dort, wo zu viel Strom anfällt, zur Reduzierung ihrer Erzeugung an und dort, wo Strom fehlt, zur Mehrerzeugung. Diese Eingriffe müssen sie entschädigen.

Kostenexplosion wegen gestiegener Brennstoffpreise

Die Kosten allein für den Redispatch mit konventionellen Anlagen haben sich im Jahr 2022 auf 1,9 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Diese Kostenexplosion sei „einerseits auf den mengenmäßigen Anstieg der Maßnahmen sowie andererseits hauptsächlich auf die stark gestiegenen Brennstoffpreise zurückzuführen“, erklärt die Bundesnetzagentur.

Die Zunahme der Eingriffe habe verschiedene Ursachen gehabt, zum Beispiel habe zeitweise hohes Windaufkommen intensives Gegensteuern nötig gemacht. Zudem hätten niedrige Pegelstände des Rheins während zwei Niedrigwasserperioden dazu geführt, dass Kohletransportschiffe nur teilweise beladen werden konnten. Das wiederum habe eine „eingeschränkte Betriebsbereitschaft von mehreren Kraftwerken in Süddeutschland“ zur Folge gehabt.

Auch habe der massive Ausfall französischer Atomkraftwerke hohe Stromexporte nach Frankreich und damit eine „Verschärfung der Ost-West-Lastflüsse“ verursacht. Und schließlich habe auch die Abschaltung des Atomkraftwerks Gundremmingen C zum Jahresende 2021 einen vermehrten Redispatch zur Folge gehabt.

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