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Politologe über Ukraine-Krieg„Putins Pläne zusammengebrochen“

Der russische Machthaber habe Angst und sei wütend, sagt Politologe Waleri Solovej. Innenpolitisch verliere er zunehmend Rückhalt.

Putin sei von Größenwahn beseelt, sagt Weleri Solovej Foto: Alastair Grant/ap
Klaus-Helge Donath
Interview von Klaus-Helge Donath

taz: Herr Solovej, Sie stammen aus Stschaste in der Region Luhansk in der Ukraine.

Waleri Solovej: Es ist eine Kleinstadt, die inzwischen schwer zerstört wurde. Meine Mutter kam von dort. In den letzten Monaten war es klar, dass es auf einen Krieg hinausläuft. Die Ukraine hat sich mental darauf vorbereitet. Wladimir Putin begann den Krieg am 24. Februar und wollte am 27. bereits den Sieg verkünden.

Es kam aber anders.

Der politisch-moralische Zustand der Ukraine wurde unterschätzt und die Kampfbereitschaft der russischen Armee überbewertet. Es klingt wie eine Anekdote: Im Nordosten der Ukraine bei Tschernigow musste ein Panzer anhalten, weil der Treibstoff ausgegangen war. Die Besatzung stieg aus und fragte die Bevölkerung nach Reserven.

Bild: imago
Im Interview: Waleri Solovej

Waleri Solovej 61, war bis 2020 Professor für Politik und Geschichte an der diplomatischen Kaderschmiede, MGIMO in Moskau. Aus politischen Gründen musste er die Hochschule verlassen.

Die russische Armee ist nur auf dem Papier hundertprozentig vorbereitet. Der Oberkommandierende Putin ging davon aus, dass der Westen noch Zeit brauchen würde, um in die Gänge zu kommen. Er hatte vor, nach der Ukrai­ne auch Moldawien und Teile des Baltikums zu besetzen. Stattdessen verteidigt die Ukraine inzwischen europäische Werte. Putin hat alle westlichen Politiker hinters Licht geführt, betrogen. Scholz, Macron, Baerbock.

Das Treffen im russischen Sicherheitsrat mit Generalstabschef Walerij Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu letzte Woche Montag hinterließ den Eindruck, der Oberkommandierende hätte den Kontakt zur Wirklichkeit verloren.

Putins Pläne sind zusammengebrochen. Daher fuhr er aus Verzweiflung zuletzt die Nuklear­drohung auf. Die Sanktionen werden immer schärfer und härter. Putin ist außer sich vor Wut. Alle fürchten ihn. Sie haben keine Angst, den Job zu verlieren, sondern umgelegt zu werden. Die Einschüchterung des Auslandsgeheimdienstchefs Sergei Naryschkin letzte Woche auf der Sitzung des Sicherheitsrats gibt davon einen Eindruck.

Inzwischen geht Putin davon aus, zwischen dem 10. und 15. März die Invasion abschließen zu können. Offensichtlich hofft er, in Kiew, Charkiw und Odessa seine Leute einsetzen zu können. Ob das klappt? Wer wird bei Wahlen dort für Putins Leute stimmen? Es gibt in der Ukraine keine Ella Pamfilowa (die als Vorsitzende der Wahlkommission in Moskau den Wahlgang manipuliert) und 40 Millionen Wähler. Medwedtschuk, Putins Vertrauter in der Ukraine, ist auch nicht mehr zu finden.

Ist Putin betrogen worden oder wollte er sich betrügen lassen?

Er ist ein Macho. 2014 und 2015 wollte er schon die Ukraine besetzen. Seine Umgebung hielt ihn damals noch davon ab. Man würde es nicht schaffen, die Ukraine zu besetzen, meinten sie damals. Jetzt zieht er den Krieg durch. Das ist nicht nur grotesk, es geht am Ende auch auf den Ruf Russlands über, und das weltweit. Putin spielt va banque. Er hoffte zunächst, der Westen schließe die Augen. Schließlich hatte er die ganze Welt eingeschüchtert. Jetzt sieht er blass aus und die Erkenntnis macht die Runde: Putin kann man stoppen! Er hat unglaubliche Angst davor, wie Gaddafi in Libyen zu enden oder auf der Anklagebank.

Aber Putin besitzt noch Macht, daran wird sich demnächst auch nichts ändern.

Er ist von Größenwahn beseelt. Er „spürt seine Mission“, die ihn zu etwas Großartigem verpflichtet, zur Veränderung der Geschichte. Die Sowjetunion ist untergegangen, doch er wird sie wiedererrichten! Das hatte er sich vorgenommen.

Stattdessen hagelt es Sanktionen und das Land wurde über Nacht zum Aussätzigen ohne Geld. „Großartig, großartig“, bekräftigte ihn die Umgebung als Historiker, lange Zeit. So geht man mit einem Kranken um. Auch wenn sich die historischen Kenntnisse auf dem Niveau sowjetischer Lehrbücher bewegen. Dennoch: Viele Menschen halten trotz allem zu ihm.

Wie wird Moskau gegen das Ende des Technologietransfers aus dem Westen vorgehen? Die Militärs sind davon die nächsten zwei Jahre nicht betroffen. Die haben rechtzeitig vorgesorgt.

Wirtschaftliche und politische Katastrophen sind jedoch vorprogrammiert.

In Russland wird nun häufig davon gesprochen, dass das Land mindestens 500.000 Mann mobilmachen müsse.

Wie die Amerikaner im Irakkrieg verfolgt auch Russland den Krieg lieber am Computer. Generalmobilmachung wegen der Ukraine würde die Menschen gegen den Kreml aufbringen. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten russische Familien sieben oder acht Söhne. Heute vielleicht noch einen. Zu solchen Opfern ist die Gesellschaft nicht mehr bereit.

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61 Kommentare

 / 
  • Wobei ich an einem Punkt widersprechen muss: Putin will garantiert nicht die Sowjetunion wiedererrichten – jedenfalls nicht als solche. Dass er das Territorium zurückhaben und in diesem Sinne die Union wiederbeleben will, das glaube ich (inzwischen) gern. Aber seine Verachtung für die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken hat er ja mehr als einmal kundgetan, zuletzt in seiner wirren Rede am Montag letzter Woche.

    • @Gemeiner Hai:

      Er sprach von den Grenzen der Sowjetunion und einer historischen Einflusssphäre zu der sowohl das Baltikum, Teile Polens, der Slowakei, Ungarn, Moldavien und natürlich die Ukraine und Weissrussland gehören

      • @jens richter:

        Aber mit sienen Drohungen speziell gegen Finnland hat er deutlich klargemacht, dass es ihm um die Wiedererrichtung des Romanow-Reichs geht.

  • Über 20 Jahre hatte Putin die uneingeeschränkte Möglichkeit zahlreiche, hochmoderne Waffen zu produzieren, mit der Absicht zur Weltherrschaft.



    Seine skrupellose Vorgehensweise gegen Alle beweist, dass er mehr will.



    Die Ukraine benötigt er jedoch dringend, um Europa leicht überrennen zu können. Wenn ihn niemand aus den eigenen Reihen stoppt, wird es in wenigen Wochen keine Erde mehr geben!



    Die Ukrainer kämpfen mit aller Kraft für uns, für die Welt und alle schauen nur zu. Pfui

    • @Gänsefuß Polichark:

      Ja, er hatte seid über 20 Jahren Zeit. Diese Zeit hat er sich mit Lügen, Morden und vielen anderen Dingen verschafft.

      Und auch, das er mehr will ist jetzt viel besser zu erkennen.

      Aber, ob es einen in seinen Reihen gibt, der den Mut hat ihn zu stoppen, dass werden die kommenden Wochen zeigen.



      Es ist sehr gefährlich, keine Frage. Doch was soll Ihrer Meinung nach tun?



      Klar ist zum jetzigen Zeitpunkt doch, der kleine Zar bewegt sich diplomatisch überhaupt nicht. Im Gegenteil er stichelt, lügt, und mordet weiterhin, tritt die Menschenrechte mit Füßen und setzt verbotene Waffen ein.



      ich hoffe sehr, dass die Erde nicht vor dem Aus steht und Putin´s Diktatur durch seine eigenen Leute beendet wird.

      Und ja, es ist beispiellos, wie mutig die Ukrainer sich gegen diesen Menschen zur Wehr setzen und ihren Staat bis zum Letzten bereit sind, zu verteidigen.

      Aber ein "Pfui" auszusprechen, wo wir in unserem Handeln durch politische Gegebenheiten sehr eingeschränkt sind, ist doch reichlich übertrieben.

      Es muss schon gut überlegt sein, wie man dem ukrainischen Volk hilft. Und welches Maß an Hilfe, in dieser Situation, gegeben werden kann, ohne die Grenze der Einmischung zu überschreiten.

      Denn daran möchte ich persönlich, nach Putins Drohungen, nicht denken.

      Der Mann ist bereit, mit aller Macht das durchzusetzen, was er sich in den Kopf gesetzt hat.

      Nennen Sie doch einfach mal, wie man hier anders, in Ihren Augen besser vorgehen kann.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Gänsefuß Polichark:

      Über 20 Jahre investierten die USA 10 Mal mehr in ihr Militär als Russland - und Russland investierte nur etwa 20% mehr als die Bundesrepublik - ist aber ein bisschen mehr größer...

      Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss man die russischen Militärausgaben auch um die Binnenkaufkraft korrigieren und dann würde man etwa auf das doppelte der BRD kommen. Aber es gibt eben auch doppelt so viele Russen und das Land ist ungefähr 50 Mal so groß.

      Also mit "uneingeeschränkte Möglichkeit zahlreiche, hochmoderne Waffen zu produzieren" würde ich da sehr vorsichtig umgehen...

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Und was sagt uns das?

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Totale Milchmädchenrechnung. Man kann nur Geld ausgeben was man hat. Militärausgaben werden für gewöhnlich im Verhältnis zum Staatshaushalt oder zum Bruttoinlandsprodukt betrachtet. Und im Verhältnis zum BIP hat Russland die letzten Jahre dreimal mehr Geld für das Militär ausgegeben als Deutschland.



        Bei den USA muss man außerdem noch berücksichtigen, dass sich deren Militärausgaben im Vergleich zu anderen Ländern wesentlich stärker auf Logistik konzentrieren.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Rüstungsausgaben 2018 relativ zum BIP:



        7. Rang Russland: 3,9%



        9. Rang USA: 3,2%



        Quelle: www.conviva-plus.ch/?page=2806

    • @Gänsefuß Polichark:

      Du schreibst doch selbst, dass nur die eigenen Reihen Putin stoppen können. dann ist auch egal, ob alle nur zuschauen!

  • Putin möchte vielleicht das Territorium der SU wieder unter Kontrolle wissen, darüberhinaus ist der Vergleich aber völlig unzutreffend.

  • 0G
    03998 (Profil gelöscht)

    Wenn man/frau sich anschaut, was Putin in seiner Laufbahn schon alles angerichtet hat, also seine militärischen Aktivitäten überall auf der Welt: ZentralAfrkia, Syrien, Lybien, Georgien usw., wo es immer darum ging Diktaturen zu schützen um Zugang zu Rohstoffen zu bekommen oder Absatzmärkte zu erschließen oder einfach weil es ihm so passte -da fragt man/frau sich wo waren eigentlich Politik und Medien in den letzten zwanzig Jahren. Wenn die Ukraine ihren Widerstand nicht medial inszenieren würde(im positiven Sinne) und Putin diesmal nicht einfach zu nahe an Europa herangerückt wäre, hätte es wahrscheinlich kaum Rektionen gegeben.

    • @03998 (Profil gelöscht):

      Ja, dem stimme ich vollkommen zu und räume gerne auch ein, dass ich ebenso zu den Blinden gehört habe.

      Fakt ist aber, dass es eben nun mal an unserer Grenze stattfindet und die Ukrainer inzwischen demokratisch, modern und uns sehr ähneln.

      Was interessiert mich da der Vergleich mit Syrien, Lybien, Zentralafrika (und anderen)?



      Die Medien haben darüber berichtet, aber ja, es war selbstverständlich auch schwerer verständlich für den Normalbürger um hier lautstark zu echauffieren.

      Sorry, aber "die Russen" stehen hier fast vor unserer Tür UND sie greifen eine zutiefst demokratisch gebildete Staatsform an, deren territoriale Grenzen in der UN Charter auch Russland zustimmte.

    • @03998 (Profil gelöscht):

      Wollte ich auch gerade so sagen. Und bitte Tschetschenien nicht vergesssen.

    • 4G
      42075 (Profil gelöscht)
      @03998 (Profil gelöscht):

      Richtig,- das rührt aber auch daher, das die Europäer ihre wirtschaftlichem Interessen in den Fokus gelegt haben und dabei die menschlichen Werte aus den Augen verloren haben. Das erst so etwas schreckliches wie in der Ukraine passieren muß um sich wieder darauf zu besinnen, ist schon ein Armutszeugniss.

    • @03998 (Profil gelöscht):

      Ich meine schon, dass genügend Medien über Russlands Rolle kritisch berichtet hatten. Der Anteil derjenigen, die Putin Eingeständnisse machen wollten, war doch die ganzen Jahre über in der Minderheit.

      Auf der anderen Seite hat sich der Westen auch nicht mit Ruhm bekleckert, wo es um die Sicherung von Ressourcen und Absatzmärkten weltweit ging. Wir beuten andere Länder ebenso weiter aus. Oder unterwerfen uns den Chinesen.

      Und ich denke, es hätte auch ohne die mediale Aufmerksamkeit der Ukraine genauso Reaktionen gegeben. Denn die Bedrohung wäre nicht weniger gewesen.

  • Vielleicht Putin wird als Einiger Europas in die Geschichte eingehen. Seinen Platz als Schlächter wehrloser Zivilisten neben Hitler und Stalin ist ihm auf jeden Fall sicher.

    • @mife:

      "Geschiche" setzt voraus, dass die Gattung Homo Sapiens nach dieser Krise überhaupt noch existiert. Ich bin mir da nicht so sicher.

    • @mife:

      Hoffen wir inständig, dass er es nicht mehr schaffen wird, an Hitler und Stalin heranzureichen.

      Was aber offenbar ähnlich zu Hitlers Spätzeit ist, ist die immer weitere Entfremdung von der Realität.

    • @mife:

      Bei aller Kritik an Putin. Diese Vergleiche finde ich geschichtsvergessdn und unredlich. Auch müssten Sie dann noch einige andere Schlächter, die nicht russisch sind, aufführen.

      • @resto:

        Das war ein Vergleich ohne Anspruch auf Vollständigkeit - und Hitler war ja wohl nicht russisch

      • @resto:

        Nun ja, Stalin und Hitler haben nicht mit Atomwaffen gewedelt. Putin kann also als ein noch größeres Kriegsarsch in die Geschichte eingehen.

        • 4G
          42075 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Stalin und Hitler hatten keine Atombomben.

        • @Rudolf Fissner:

          Nun ja, für jemanden mit einem solchen Profilbild, passt Ihre Aussage ganz wunderbar ins Bild.

  • Die Moderation: Der Kommentar wurde entfernt.

    • @el presidente:

      Richtig ist, dass schon etliche Zaren gegen alles Ukrainische vorgingen. Ukrainisch zu sprechen, gar zu unterrichten, verbot unter anderem Alexander I., der 1804 befand: Ukrainisch ist keine Sprache, sondern nur ein Dialekt. Wenn das stimmte, wäre Spanisch ein Dialekt des Französischen.



      Kampf gegen alles Ukrainische



      Auch Alexanders Nachfolger, Alexander II. und Nikolaus II., hielten am strikten ukrainischen Sprachenverbot fest, zu Recht ahnend, dass sich eine Nation über die Sprache identifiziert. Ukrainer wurden auf Russisch unterrichtet, was vor allem die ukrainischen Bauern nicht sprachen und demnach nicht verstanden und somit nicht gut lernten. Die Folge war Analphabetismus. Karriere machte im Zarenreich, wer Russisch sprach.



      Am 26. Januar 1918 erklärte sich die Ukraine für unabhängig, nur zwei Wochen später besetzte die Rote Armee Kiew. Die Sowjets wollten den Traum von der ukrainischen Unabhängigkeit beenden, bevor er Realität wird. Die wenigen kommunistischen Bolschewiki in der ukrainischen Hauptstadt bekamen schlagkräftige Unterstützung bei der Bekämpfung der Nationalisten.



      Mehr zum Russland-Ukraine-Konflikt

      Newsblog zum Russland-Ukraine-Konflikt



      Luhansk und Donezk – Was Putins Anerkennung der Separatistengebiete bedeutet



      Kommentar – Russland schickt sich zu einer weiteren Annexion an



      Nord Stream 2 – Wie abhängig ist Deutschland von russischem Erdgas?

      Jeder, der noch öffentlich Ukrainisch sprach, riskierte, getötet zu werden. Alle ukrainischen Symbole wurden zerstört, sogar Straßenschilder auf Ukrainisch. Stalin war in der russischen kommunistischen Partei für Nationalitätenfragen zuständig. Er hielt Nationalismus für reine Ablenkung vom Sozialismus. Lenin, der Revolutionsführer, interessierte sich für die Ukraine nur als Kornkammer. 1919 marschierten sowjetische Truppen nach Kiew und setzten eine Sowjetregierung ein.

      • @Berrybell:

        Insbesondere hält sich Putin für Nikolai den Ersten, aber performed eher so wie der Zweite. (Einen aufgeblähten Militärapparat, der eher zum Paradieren als zum Kämpfen taugte, hatten alle 3).

        Man kann nur hoffen, dass dieses Schauspiel nicht mehr viele Akte hat, aber bis zum Schluss durchgezogen wird.

    • @el presidente:

      Putin kann nicht so dramatisch scheitern wie Jelzin oder Gorbatschow - soso. Er kann den Krieg nicht verlieren? Dann definieren Sie mal, was Sie hier mit dem Krieg meinen und was Sie unter verlieren verstehen. In der Zwischenzeit können wir uns wohl darauf einigen, dass er den Krieg jedenfalls auch nicht gewinnen kann.

    • @el presidente:

      Wäre das nicht so, wie wenn Österreich Deutsch verbieten würde?

    • @el presidente:

      Genau weil Säufer Jelzin so dramatisch gescheitert ist, ist Russland in diese verfahrene Situation geraten.

      Seine Jahre waren verlorene Jahre, haben den Aufbau einer stabileren russischen Demokratie verhindert, die sich wirklich den Rückhalt im Volk erarbeitet.

      Dann kam mit Putin ein egozentrisscher Machtmensch aka "starker Mann" ans Ruder und je unangefochtener sein autokratischer Führungsanspruch wird, um so mehr geht es mit Russland bergab.

      Das gepaart mit in deer Vergangenheit verwurzelter Ressentiments hat Russland, die Ukraine und durch den Status als Atommacht eigentlich die ganze Welt an den Rand des Abgrunds geführt.

      Verdientermaßen steht an diesem Abgrund im Moment aber nur einer. Der übergroße Rest käme eigentlich ganz gut miteinander aus.

    • @el presidente:

      Sorry, el presidente, das stimmt nicht.

      In der Urkaine ist die russische Sprache nicht verboten.

      Russisch ist nur nicht mehr Amtssprache und wird in immer weniger Schulen als Unterrichtssprache gesprochen.

      Im Alltag sind Russischsprachige in einigen ukrainischen Städten, etwa Charkow, noch immer die Mehrheit.

      Auch die Russischsprachigen lässt Putin gerade töten.

      Ihre Unterstellung in Richtung Frau von der Leyen ist geschmacklos.

  • Wunderbar, daß der Geheimplan Putins ("Er hatte vor, nach der Ukrai­ne auch Moldawien und Teile des Baltikums zu besetzen") öffentlich debattiert werden kann. Daß Putin ein irrer Narziß ist, vom Größenwahn beseelt, der die Welt mit einem Atomkrieg bedroht, ist bekannt. Haben wir's dann. Übereinstimmend sollte sein, daß der imperiale Schnickschnack auf allen Seiten beendet werden muß. Ich sehe jeweils nur einen Teil in der Kritik, muß das sein.

    • @Picard:

      Er hat in seiner Rede und in seinem nationalistischen Essay dargelegt, dass zum großrussischen Reich alle Russen gehören müssten - und da hätte sich bestimmt eine Benachteiligung russischsprachiger Menschen in Estland erfinden lassen. Irgendwie erinnert das alles immer mehr und immer gespenstischer an unseren großdeutschen Grusel-Adolf. Allerdings wollte der, dass Deutschland mit ihm untergeht. Hoffentlich ist dieser pathologische Wunsch bei Grusel-Waldi nicht so stark ausgeprägt.

    • @Picard:

      Welche imperialen Bestrebungen der Ukraine hätten Sie den gerne angeprangert und beendet gesehen?

  • Wir werden es erfahren, ob die Nachtigall richtig gesungen hat.



    ("Solovej" bedeutet "Nachtigall")

    Mich hätte interessiert, ob er seine Sichtweise bbelegen kann oder es sich um Spekulationen handelt.

    Spannend ist das Interview allemal.

    • @rero:

      Was belegen? Die nationalistischen großrussische völkische Sicht auf die Welt die gerade wieder einmal! als Begründung dient für Annexionen und Politik zu den Nachbarländern?

      • @Rudolf Fissner:

        Dass Putins Pläne zusammengebrochen seien und er außer sich vor Wut sei.

        Dieses Persönliche meine ich.

        Es mag ja gut sein, dass er noch die Gerüchteküche im Kreml mitbekommt.

        Die großrussische Sichtweise wird zu Genüge kundgetan, da muss er ja nur fernsehen und Zeitung lesen.

  • 9G
    97627 (Profil gelöscht)

    Hier wird die finanzielle Rechnung ohne China gemacht.

    • @97627 (Profil gelöscht):

      China will verkaufen und Devisen, vor allem Dollar und Euro und keine Rubel. Das einzige was China interessiert sind die Rohstoffe Russlands, die Putin jetzt noch billiger verkaufen muss. China steht abenfalls auf wackeligen Beinen, da deren Wirtschaft ebenfalls fast vollständig vom Westen abhängig ist. Es nur ein paar Jahre her, da stand China und die Welt vor einem gewaltigen Wirtschafts-Crash, der den von 2008/2009 wie eine Seifenblase hätte ausehen lassen. Nicht umsonst hat China sich enthalten in der UN. Russland macht sich gerade zum Lakaien von Russland...

  • Die Freude kommt zu früh. Ein Strohhalm, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, mehr nicht. Leider...

  • Putin gewinnt nicht, der Krieg wird bald mit einer wie immer gearteten Form von Burgfrieden enden. Und was dann? Zurück zur Tagesordnung? Pipelines wieder in Betrieb nehmen, Geschäfte wie immer? Kommen die Putinversteher wieder aus ihren Löchern, in die sie sich die letzten Tage verkrochen haben? Schröder bleibt in der SPD und Regierungsspecher des Kreml? Zuzutrauen wäre es den Pappenheimern in der deutschen Politik. Ziel deutscher und westlicher Russlandpolitik muss ab jetzt regime change in Russland sein. Putin ist eine tickende, im Zweifel atomare Zeitbombe, die Europa und die Welt bedroht.

    • @Michael Myers:

      Dass Putin sich längerfristig halten kann, ist mittlerweile einigermaßen unwahrscheinlich geworden. Dafür hat er sich für zu viele Personen auf allen Seiten zur Gefahr gemacht.

      Seit nach 2 Tagen Kriegshandlung klar war, dass die Ukraine nicht so schnell fallen wird, wie ausnahmslos fast alle erwartet hatten, ist der Regime Change die Lösung auf die alle hinarbeiten. Ob er gelingt, ja, wie er überhaupt gelingen kann, ist leider unklar.

      Aber seit klar ist, wie stark die Ablehnung gegenüber Russland(!) in der Ukraine ist (nicht: gegenüber "den Russen"), ist klar, dass die Einsetzung einer Regierung von Putins Gnaden keine Befriedung bedeuten wird.

  • und dennoch gilt ...

    totgesagte leben länger.

  • Ändert aber wiederum gar nichts daran, das keine russische Führung das Verlangen erfüllen kann, die Krim, den Flottenstützpunkt Sewastopol an den mit der NATO verbündeten Staat Ukraine zu übergeben.



    Dann wäre Purin halt der "Verräter" oder "Verlierer" der von jenen beerbt wird, die Sewastopol nicht preisgeben.

    EU, NATO, USA können den Krieg wahrscheinlich beenden.



    Sie müssten nur ansagen, das Krim, das Sewastopol selbstverständlich nicht unter die politisch-militärische Kontrolle der NATO fällt.

    • @Martinxyz:

      Was soll "an den Staat Ukraine zu übergeben" bitte bedeuten? Die Krim mit Sewastopol gehört zur Ukraine, Russland hat sie annektiert. Völkerrechtswidrig. Da kann er als nächstes auch gleich verlangen, Teile Polens zu bekommen, in denen mal russische Truppen standen.



      Wie hier manchmal Geschichte verbogen wird … schlimm.

    • @Martinxyz:

      Nur Putin kann den Krieg beenden, den er auch kalt und grundlos begonnen hat.

    • @Martinxyz:

      Warum hat sich Russland im Vertrag 1999 darüber keine Gedanken gemacht? Der Vertrag besagt dass der Stützpunkt für 20 Jahre Russisch bleibt, dann jeweils 10 Jahre verlängert werden kann und die Ukraine als unabhängiger Staat anerkannt ist. Hätten die Russen damals im Vertrag festgehalten dass die Ukraine NICHT in die Nato darf wäre das verständlich gewesen, so haben die Russen (wohl in der Annahme dass die Ukraine Pro- Russisch bleibt) das schlichtweg vergessen...

  • Schöner Artikel, genau meine Worte. Zu Putins Motivation, welcher Art Sie auch immer sein mag, kommt natürlich der persönliche Wunsch am Leben zu bleiben. ("Er hat unglaubliche Angst davor, wie Gaddafi in Libyen zu enden oder auf der Anklagebank."). Das macht ihn natürlich gefährlich.

    Ein kleiner Kommentar bleibt jedoch:



    "Anfang des 20. Jahrhunderts hatten russische Familien sieben oder acht Söhne. Heute vielleicht noch einen. Zu solchen Opfern ist die Gesellschaft nicht mehr bereit."

    Das impliziert, dass Familien damals dazu bereit waren. Widersprechen tut dem allerdings das Stattfinden Oktoberrevolution.

  • Das sind teils ganz schön starke Behauptungen: "Er hatte vor, nach der Ukrai­ne auch Moldawien und Teile des Baltikums zu besetzen". Gibt es dafür auch Belege? Es wäre schön wenn die TAZ bei solchen Interviews ein bisschen kritisch nachfragen würde.

    • @MartinSemm:

      Es gibt Fernsehaufnahmen von Lukashenko vor einer taktischen Karte, auf der nicht nur die aktuellen Angriffe in der Ukraine eingezeichnet waren, sondern auch im Anschluß weitergehende auf Moldawien und das Baltikum.

    • @MartinSemm:

      Was sind die Belege von Putin wert?



      Bei seinem Truppenaufzug gegen die Ukraine hat er auch gefaselt ist kein Krieg sondern nur Übung.



      Was für eine Übung?



      Etwa ganz Westeuropa einzuverleiben..



      In seinen Worten...zu Befreien

    • @MartinSemm:

      Putin hat selbst mehr als einmal dezidiert seine Ziele genannt: Wiederherstellung der (geopolitischen) Lage von 1997.

    • @MartinSemm:

      ...das hat Putin selbst geäußert...die alte Größe des Zarenreiches wieder herstellen zu wollen... nein- zu müssen- weil er bedroht wird

    • @MartinSemm:

      Du liebe Zeit, Putin hat doch sein Ansinnen offen ausgesprochen. Übrigens hat Schweden seid 2014 (was war da gleich?) seinen Rüstungsetat um 85% aufgestockt. Die sozialdemokratische Regierung Schwedens sieht wahrscheinlich weiße Mäuse?

    • @MartinSemm:

      Siehe seine historische Wahn-Rede vom 21.02.2022 in welcher er der Ukraine jedes Existenzrecht abgesprochen hat, den Westen und die NATO zum Aggressor erklärt und verkündet hat die alten Grenzen der Sowjetunion wieder herzustellen. Nicht weniger als seine persönlichen Worte.



      Wer immer noch versucht auch nur einen Ansatz von Verständnis für diesen Menschenschlächter aufzubringen, der braucht sich nicht wundern wieso Hitler damals so aufmarschieren konnte. Geschichte wiederholt sich doch !

    • @MartinSemm:

      Vielleicht gab es da seitens der taz zu Putins Großrusslandbestrebungen in Richtung Moldavien und co. nichts weiter nachzufragen, weil das seit Jahren bekannt ist: www.welt.de/politi...publik-Moldau.html

      • @Rudolf Fissner:

        Moldau mag noch plausibel erscheinen, aber "das Baltikum" wäre die offene Konfrontation mit der NATO.

        Das ist schon eine steile Behauptung, deren Herkunft man hätte zumindest kritisch erfragen müssen, damit derLeser sich ein Bild machen kann. So steht da einfach nur eine Aussage, die die Glaubwürdigkeit des Interviewten doch etwas herabsetzt.

        • @Co-Bold:

          Das Finanzieren von AfD, Front National, Forza Italia, Boris Johnson, Trump-nahen Ultraradikalen etc ist eine verdeckte Konfrontation mit der NATO.

    • @MartinSemm:

      Sorry - anschließe mich - denke:



      Da ham sich zwei gefunden. Woll.