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Philosoph zum Kampf gegen Klimawandel„Wir haben ein Motivationsproblem“

Die Erde wird unbewohnbar, wenn wir weiter so konsumieren. Warum tun wir es dennoch? Ein Gespräch mit dem Sozialphilosophen Arnd Pollmann.

Kein Badespaß im kanadischen Sicamous Ende Juli vor den Rauchschwaden von Waldbränden Foto: Jason Franson
Katharina Schipkowski
Interview von Katharina Schipkowski

taz: Herr Pollmann, wenn die Ergebnisse, die aus den Verhandlungen in Glasgow resultieren, nicht ausreichen – was absehbar ist – ist es dann an den Individuen, sich freiwillig einzuschränken?

Arnd Pollmann: Überall wird jetzt Verzicht gepredigt. Aber das ist eher ein Anzeichen politischer Verzweiflung angesichts globaler Gestaltungsohnmacht. Natürlich gibt es eine individuelle Verantwortung. Aber man muss sich nur einmal den Wohlstandsmüll in den Straßen Berlins anschauen, den das progressive Partyvolk hinterlässt, das Tags zuvor noch bei der Klimademo gewesen sein könnte. Es wäre verrückt, allein auf die Vernunft zu setzen.

Das hat ja bislang auch nicht gut funktioniert.

Wenn man es global betrachtet, sieht man, wie abwegig die Idee ist: Wie soll man acht Milliarden Menschen zur Vernunft bringen?

Im Interview: Arnd Pollmann

51, ist Philosoph und Professor für Ethik und Sozialphilosophie an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Aber es wird ja gehen müssen. Nur wie?

Jedenfalls nicht mit einem auf das Individuum zielenden Moralismus, der kapitalistische Zerstörungsmechanismen ausblendet. Man muss sich den Verzicht leisten können. Mich wundert das Ausmaß ökoethischer Herablassung: Es ist leicht, aufs Tanken zu verzichten, wenn der Job in Fahrradnähe liegt. Andere Menschen brauchen das Auto, weil sie die Mieten in den Innenstädten nicht mehr bezahlen können. Andere können schon deshalb auf nichts verzichten, weil sie ohnehin nichts haben. Da wird der Verzicht zur zynischen Moralpredigt privilegierter Milieus.

Viele fliegen wie bekloppt und fahren SUVs, als gäbe es kein Morgen. Warum handeln wir so gegen jede Vernunft?

Das Phänomen der Unvernunft diskutiert die Philosophie seit 2.500 Jahren unter dem Stichwort „Willensschwäche“. Oft weiß der Mensch ganz genau, was zu tun gut wäre, aber er tut es trotzdem nicht. Wie ist das möglich? Sokrates hat damals diese Diskussion vom Zaun gebrochen mit der These, dass es dieses Phänomen gar nicht gebe. Er war der Meinung, dass ein Mensch, der nicht das Gute tue, schlicht zu wenig Informationen habe.

Das kann heutzutage nur behaupten, wer die Augen vor der Welt verschließt.

Ja, es geht an unseren alltäglichen Erfahrungen vorbei. Vermutlich ist es eher so, dass wir die mal schützende, mal eher fatale Fähigkeit haben, Wissen nicht an uns heran zu lassen. Dann übertrumpft der zeitlich nahe Spaß die zeitlich weiter entfernte Unlust.

Wenn der Klimawandel im Nachrichtenmainstream oder in Lehrplänen mehr Platz bekäme, würde das also nicht zu mehr Bereitschaft zum Verzicht führen?

Wie viel sollen wir denn noch wissen? Faktenwissen wird überschätzt. Auch der Ruf „Listen to the science!“ führt deshalb ins Leere. Wir haben kein Wissens-, sondern ein Motivationsproblem: Man muss das verfügbare Wissen umsetzen wollen. Auch in der Politik.

Dann brauchen wir doch Verbote.

Ich fürchte, es geht nicht ohne schmerzhafte Erfahrungen und emotionalen Druck. Die einen lernen durch Scham. Denken sie an die Eltern oder Großeltern der FFF-Generation; ihnen ist ihr bisheriges Leben zunehmend peinlich.

Aber Scham scheint mir kein gutes Instrument, es führt meistens eher dazu, dass man Dinge heimlich oder schuldbewusst tut.

In Japan habe ich einmal auf einem Bahnsteig einen Mülleimer gesucht. Es gab keinen. Trotzdem lag nicht der geringste Müll herum. Herrlich.

Trotzdem. Geht es nicht auch anders?

Wenn einem das Haus wegschwimmt oder das Grundstück brennt, auch dann denkt man um. Es muss so schlimm nicht kommen, aber viele Menschen werden nur aus Erfahrung klug. Natürlich sind Menschen vernunftfähig, aber sie sind leider auch faul und bequem. Der Verzicht auf Dinge, die mir wichtig sind, macht einfach keinen Spaß.

Hat das nicht auch mit Verdrängung aus Angst zu tun? Die Folgen des Klimawandels in einigen Jahrzehnten mag man sich ungern bildlich vorstellen.

Unliebsame Wahrheiten, die uns zwingen würden, unser Leben zu ändern, werden gern verdrängt. Was aber die Angst angeht, habe ich derzeit eine andere Sorge. In der Coronakrise hat sich gezeigt, dass Angst leider ein Treibstoff für Vieles ist: für Verschwörungstheorien, Spaltung, Hass im Netz, aber auch für zerstörte Freundschaften, Einsamkeit und depressiven Rückzug. Besonders beunruhigend ist auch die Bereitschaft zu einer Art Grundrechtsdiät.

taz am wochenende

An diesem Wochenende startet der Klimagipfel in Glasgow. Das 1,5-Grad-Ziel scheint utopisch – oder kann aus Glasgow doch Paris werden? Außerdem in der taz am wochenende vom 30./31. Oktober: 10 Jahre nachdem der rechtsterroristische NSU aufgeflogen ist, sind noch immer viele Fragen offen. Und: Eine 85-jährige Akrobatin, eine Konditorin und viele schöne Kolumnen. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Warum bringt uns die Angst nicht dazu, solidarisch zusammenzurücken?

Bei manchen führt sie tatsächlich zu einem Rückzugsverhalten, das wie Solidarität aussieht. Als Sozialphilosoph bin ich überrascht über das ungeheure Ausmaß an Gehorsam. Die einen mögen das Vernunft nennen. Aber ich sehe da auch enorm viel Angst. Von Beginn der Krise an war das meine größte Sorge: Wenn wir erst einmal gelernt haben, nicht nur auf Konsum, sondern auch auf Grundrechte zu verzichten, wird dieser Lernerfolg in der nächsten Krise reproduzierbar sein.

Hat Verzicht nicht auch etwas Erfüllendes?

Schön wär’s. Es gibt ja in vielen Kulturen diese Weisheitslehren des beglückenden Verzichts. Da wird die Askese als Befreiung gefeiert. Aber diese Lehren überzeugen mich selten. Oft reden sie einem bloß die Armut schön. Man muss hier übrigens unterscheiden. Manchmal verzichtet man, um anderen einen Gefallen zu tun. Das macht selten glücklich, aber man tut es aus Rücksicht oder Pflichtgefühl. Dann wieder verzichtet man um seiner selbst willen.

Diese Pseudoradikalität bis hin zum Hungerstreik läuft auf eine quasi-religiöse Selbstauslöschung zugunsten der Natur hinaus

Ve­ge­ta­rie­r*in­nen oder Ve­ga­ne­r*in­nen sind nicht unglücklicher als Fleischesser*innen.

So ein Verzicht kann, muss aber nicht glücklich machen. Hier ein Beispiel, das sich so ähnlich beim Philosophen Ludwig Marcuse findet: Sie sind zu einem Abendessen mit klugen Leuten eingeladen. Es gibt tollen Wein! Ein Gast verzichtet, weil er Alkohol für sündhaft hält. Eine andere Person verzichtet, weil sie befürchtet, zu schnell zu betrunken oder müde für die Gespräche zu sein, die sie genießen möchte. Dieser zweite Verzicht kann glücklich machen, der erste eher nicht. Ich selbst bin da übrigens eher vom Typ „Kompromiss“.

Aber beim Klima ist es für Kompromisse zu spät.

Warum? Es wird auf Kompromisse hinauslaufen. Diese Pseudoradikalität bis hin zum Hungerstreik läuft auf eine quasi-religiöse Selbstauslöschung zugunsten der Natur hinaus. Mir ist das nicht sympathisch, weil es falsche Heilerwartungen weckt. Um es mit Attac und Loriot zu sagen: Eine Welt ohne Menschen ist möglich, aber sinnlos. Auch sollten wir das drohende Unglück der Zerstörung nicht zwanghaft in ein Glück der Selbstkasteiung umdeuten. Trotz der drohenden Katastrophe bleibt leider wahr: Glücklich macht doch eher der Genuss als der Verzicht. Und der Genuss ist tendenziell verschwenderisch, gesundheitlich riskant und auch nicht immer sozial vorbildlich.

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37 Kommentare

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  • 3) Fukuyama natürlich.

  • 2) Was mir auffällt: Viele Intellektuelle, so auch Pollmann, kreisen wie der Bär um den Honigtopf um den Begriff des Kapitalismus. Selten wird er verwendet, noch seltener wird die Systematik direkt kritisiert. Gleichzeitig werden aber -unter Aussparung des Begriffs, gerne auch in direkter Distanzierung zu allem Nicht-Kapitalistisch-Denkbaren- die Wechselwirkungen dieser Wirtschaftsordnung (Umweltzerstörung, soziale Probleme) und teils auch inhärente Grundbausteine des Systems (Wachstum) kritisiert. Weil nur leider der konsequente Bezug nie gefasst wird, bleibt die Kritik hohl und ohne gedanklichen Anker. -- In ökologischen Fragen läuft es in Konsequenz dann leider immer auf eine mehr oder weniger ausgesprochene Wette auf die Technologie der Zukunft hinaus. Ich finde diese Rhetorik häufig (z.B. Harald Welzer - der eine Kulturtechnik des "Aufhörens" propagiert, ohne den Begriff des Kapitalismus zu verwenden - z.B. hier -> www.youtube.com/watch?v=JrSc5hjfUg8) Woher kommt das? Ist es einfach "Out" den Kapitalismus zu kritisieren? Ist die Geschichte zu Ende (Aly)? Oder haben Intellektuelle eine gewisse Furcht, durch Verwendung des Begriffs oder die zu offensichtliche Beschäftigung damit, sich in Zukunft mehr dem Vorwurf der Verherrlichung der DDR erwehren zu müssen, als an ihrem Thema arbeiten zu können... man weiß es nicht.

    • @Ein Mensch.:

      Hm, ist es angesichts des auf uns zukommenden Ungemachs, wenn es uns nicht gelingt, unsere Art und Weise zu wirtschaften sowie unseren Konsum zu reduzieren - und wer ist in diesem Kontext eigentlich “wir”, berechtigte Frage - , nicht zweitrangig, welches weltanschauliche Etikett wir dem Ganzen anhaften?



      Überwindung des Kapitalismus (Ökosozialismus) oder Transformation des Bestehenden hin zu einem ökologischen Kapitalismus … oder was dazwischen? Oder alles nur theoretische Hirngespinste?



      Das Problem ist doch, dass niemand sagen kann, wie die Welt von Morgen aussehen muss, nur, dass es so nicht weitergehen kann, so wir sie ist.

      • @Abdurchdiemitte:

        Exakt! Deshalb trommele ich auch nicht für einen staubigen Sozialismus. Niemand weiß, wie eine nicht-kapitalistische Wirtschaft funktionieren könnte auch weil die realen Beispiele nicht gerade eine Werbung sind. Ich empfände es schon als immensen Fortschritt, wenn Intellektuelle ohne Beißreflex und ohne die "öffentliche Rute" zu fürchten über neue Formen des Wirtschaftens nachdenken würden (und könnten. "Können" im Sinne von: Ein Denker, der den Kapitalismus kritisiert und überwinden möchte, muss auch dann noch als sinnvoller Diskutant wahrgenommen werden -- ich habe aber den Eindruck, dass dies nicht der Fall ist). -- Zu Ihrer anderen Frage (Wer ist "wir"?): Sehr berechtigte Frage und normalerweise schreib ichs auch immer irgendwo dazu, hatte aber zu wenig Platz: Mit "wir" meine ich die industrialisierten Teile der Welt, die im Mittel das Wohlstandsniveau erreicht haben, das weltweit angestrebt wird. Also im Wesentlichen: Europa, Nord- und Teile Südamerikas, Teile des Nahen Ostens sowie Teile Asiens.

        • @Ein Mensch.:

          Meine persönliche Wahrnehmung ist nicht, dass Intellektuelle nichts zu sagen oder hinsichtlich eines kapitalismuskritischen Diskurses irgendwelche “Beisshemmungen“ hätten … das Problem liegt doch wohl eher darin, dass sie von den Akteuren im politischen Geschäft nicht gehört werden, frei nach dem neoliberalen Motto: Pragmatismus ist Trumpf.



          Nun, wohin uns dieser politische Pragmatismus geführt hat, lässt sich ja allerorten besichtigen … aber darin war die neoliberale Ideologie bis heute immer gut: alle anderen gesellschaftlichen Utopien mit dem Ideologieverdikt zu belegen und sich selbst als ideologiefrei, pragmatisch und alternativlos zu präsentieren.

      • @Abdurchdiemitte:

        Nicht ganz.

        Es gibt schon so einige überlegungen und Vorstellugnen von dem, wie unsere Welt von Morgen aussehen sollte.

        Autofreie Innenstadt, massive Ausbau Erneuerbarer mit Erzeugung von H2 für Flauten, massiver Ausbau von Energienetzen in ganz Europa, massive finanzielle Unterstützung des globalen Südends durch den globalen Norden, eine weltweite Solidaritätsgemeinschaft.

        Lösungen und Vorstelliungen was gemacht werden müsste gibt es einige.

        Die Frage ist wie wir dort hin kommen und wie wir den Widerstand dagegen besiegen können.

  • 1) Klassisch: Als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet! Sehr schade, denn das Gespräch lässt sich sehr gut an. Ich denke auch, dass die Welt heute was Klimafragen angeht heute nicht mehr an einem Informationsdefizit leidet. Eigentlich weiß so ziemlich jeder alles wichtige (um die Dramatik verstanden zu haben muss man die aktuelle PPM Zahl ja nicht kennen, man muss nicht mal wissen was PPM abkürzt) und wer tatsächlich noch Fakten braucht, kann diese mit wenig Recherche in Minuten tonnenweise haben. Das ist es nicht. Im Grunde hat Herr Pollmann einen guten Punkt: Wir haben ein Motivationsproblem. Das sehe ich genau so. Leider wird nur schwach entwickelt woher diese Motivationsschwäche kommen könnte. Dabei ist er sehr nahe dran, wenn er individuelle Moralisierungen geißelt, die gleichzeitig kapitalistisch-systematische Zerstörung ausblendet. Sehr schade, denn vielleicht könnte die Antwort auf die Frage wieso es an Motivation mangelt auch in der kulturellen Stärke des kapitalistischen Wirtschaftssystems liegen. Ich bin davon überzeugt: Der Mensch kann ökologisch und sozial nicht Bewegendes erreichen, wenn er nicht bereit ist, systematisch anders zu denken. Die ganzen Fragen nach "Verzicht" oder "Vernunft" laufen daher auf individuelle Entscheidungen hinaus, die in jeder Faser gegen diese Kulturtechnik des "Sofort" und des "Immer Mehr" laufen müssten -- weshalb sie auch schlecht Motivation entfachen können.

    • @Ein Mensch.:

      woher die Motivationsschwäche kommt?

      Es ist zu billig Umwelt zu zerstören. Und somit haben wir kein Motivations sondern ein Preisproblem.

      Solange es billiger ist umweltschädlich als umweltverträglich zu produzieren wird der einzelne Unternehmer genau das tun müssen. Müssen weil er unter Konkurrenz und Effizienzdruck steht. In einem Geschäftsbereich mit gesunder Konkurenz sind die Umsätze riesig aber die Gewinne im Verhältniss sehr klein.

      Da muss der Gesetzgebere ansetzen und Anreize schaffen, weil hier der Markt versagt.

      Wenn es erlaubt wäre Abwasser ungefiltert in den Fluss zu kippen würden das ja auch immer noch viele Unternehemen machen, auch in Deutschland. Und man würde auch nicht von einem "Motivationsproblem" sprechen.

  • Arnd Pollmann hat aus meiner Sicht das Grundproblem nicht verstanden.



    Es geht nicht um Verzicht. Es geht darum die Kosten, die entstehen, durch den Konsum, auch bezahlen, zu lassen.

    Hier mal ein Beispiel. Es wäre ohne weiteres Möglich Plastikverpackungen biologisch abbaubar zu machen, wird auch verwendet. Warum nicht überall? Weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt. Es ist immer noch ei kleines bisschen billiger eine Plastiktüte herzustellen die nur aus Erdöl besteht und somit nicht biologisch abbaubar ist (in absehbarem Zeit Fenster). Es ist ein kleines bisschen billiger eine Plastikverpackung aus 3 verschiedenen Plastikarten und Verbundstoffen herzustellen, die nicht recyclebar ist als eine Plastikverpackung, nur aus einem, die mühelos wieder verwendet werden könnte.

    Internalisierung von externen Kosten ist das Stichwort.

    Wenn ich meine eigenen Kräuter und Gemüse anbaue, Sachen die ich nicht kaufen kann, dann verzichte ich nicht, obwohl ich meinen Co2 Ausstoß reduziere.



    Es gibt viele Dinge die Co2 einsparen oder weniger erzeugen, die zu mehr Lebensqualität führen.

    Weniger Konsum bedeutet weniger Geld ausgeben, weniger Arbeit, also mehr Freizeit, ergo mehr Lebensqualität.

    Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Uns wird vieles suggeriert was wir brauchen. Wir könnten mit der heutigen Produktivität eine deutlich geringere Arbeitszeit haben.

    Aber wir hetzen dem nächsten Iphone, der größeren Wohnung hinterher, ohne nur einmal inne zu halten. "was brauche ich wirklich und was muss ich dafür tun".

    Wie erklärt Herr Pollmann bitte Minimalismus? Menschen die Häuser für 20.000 bauen und glücklich darin leben oder Menschen die bewusst versuchen so wenig wie möglich zu besitzen?

    Ich behaupte mal die meisten Menschen in Industrienationen besitzen/ kaufen / konsumieren zu viel und es macht sie unglücklich.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Obscuritas:

      Biologisch abbaubare Plastikverpackungen führen erst einmal zu mehr Microplastik.



      Keine Lösung, zumal das Zeug in Konkurrenz zu bzw aus Lebensmitteln hergestellt wird.



      Aber warum stellen sie aus einer Plastiktüte nicht eine Plastiktüte her?

  • "Da wird der Verzicht zur zynischen Moralpredigt privilegierter Milieus."

    Das ist nicht Philosophie, das ist Populismus.

    Das das Emittieren von Co2 drastisch reduziert werden. muss ist keine Idee eines "privelegierten Milieus" , die Erkenntnis, dass Maßnahmen erforderlich sind, ist nich vom Einkommen abhängig.

    Das das Verschwinden der Diesel und Benziner am Ersatz durch ÖPNV, Radschnellwege und ÖPNV gekoppelt ist, das Arbeitsplätze verstärkt Wohnortnah liegen müssen und finanzielle Maßnahmen bei Geringverdienern greifen müssen, das sind Konzepte, die von der CSU bis in die Linkspartei hin existieren.

  • Ich habe doch schmunzeln müssen: Herr Pollmann äußert hier einige interessante Gedanken, ohne die Diskussion oder den Leser auch nur einen Schritt weiter zu bringen. Ein klassischer Philosoph

  • Alle Motivation ist abhängig von unserem Wissen! Denn nur das Wissen kann einen fehlschlag in einen erfolg umwandeln. Natürlich gibt es auch zufälle, bzw natürliche aggregation/akkumulation, aber genau das führt uns in eine unbewusste/verdrängte und ungenaue (unwahre) zeit.

    Dh die annahme das wir alle genug wüssten, bzw das richtige wissen, die richtigen zusammenhänge und prognosen stellen können, ist ebenso UNGENAU, wie der UNGENAUE Moralismus der an den tag gelegt wird.



    Das hat aber nichts mit herablassend zu tun, sondern mit ungenauigkeit und oberflächlichkeit.



    Deswegen weiß man auch nicht, was alles gut für einen ist.



    Hier geht es um weit mehr als um faktenwissen, es geht eben um die fähigkeit vernüftig zu handeln und das muss man lernen. Am besten durch erfahrung.

    Bildung war bis vor 100 jahren nur den privilegierten vorbehalten!!! Die dies nicht sehende blinde dekadente sichtweise auf die geschichte ist ebenso oberflächlich und ungenau!

    Es ist vor allem ein bildungsproblem und dann erst ein motivationsproblem! Wir bilden das falsche und zu viel ungleiches. Deswegen gibt es auch so viele ungleiche soziale ordnungen und so wenig kompatibilität und so viel blindheit und oberflächlichkeit und so viel wut und depression sowie wenig freiheit und motivation, das zu tun, von dem wir WISSEN und GLAUBEN, das es das beste ist.

    Denn dann wissen wir auch, dass der Tod zwar Teil unseres Lebens und Genusses ist, aber wir jede menge dinge tun können, die uns das leben verbessern könnten. aber dafür muss man erst mal sehen, wie die welt genau aussieht. und wenn einem das ganzheiltiche bild fehlt, dann glaubt man eben auch, GLAUBEN, nicht wissen, das wir es nicht schaffen.

    Deswegen glauben über 70% das wir den klimawandel nicht rechtzeitig beenden können und deswegen wählt die mehrheit parteien, die ebenso glauben und es gar nicht erst versuchen.



    Das ist in erster linie kein motivationsproblem! die hoffnung und motivation ist das ende der kette - das wissen der anfang!

  • Das wirkliche Zitat von Loriot heißt:



    "Das leben ohne Mops ist möglich, aber nicht zu empfehlen."



    Mops wie die Hunderasse.



    Und der Rest des Artikels scheint ähnlich akkurat...

    "Aber beim Klima ist es für Kompromisse zu spät.



    Warum? Es wird auf Kompromisse hinauslaufen. "



    Warum es für Kompromisse zu spät ist? Weil wie Jahrzehnte lang gewählt haben lieber nichts für, aber alles gegen den Umweltschutz zu tun. Dadurch haben wir die Zeit für langsamen Wandel und Kompromisse verspielt!



    Klar kann man weiter machen wie bisher. Bis nicht nur "anfällige" Bevölkerungsgruppen durch den Klimawandel umkommen (Hitzetote, Opfer von Feuern und Fluten ...), sondern auch der Rest.



    Selbst verursachtes Aussterben der eigenen Art. Willentlich und wissentlich.

    Da passt dann der alte Witz aus dem letzten Jahrtausend:



    Treffen sich zwei Planeten.



    "Du siehst aber schlecht aus! Was ist passiert?"



    "Ich habe mir Homo Sapiens eingefangen."



    "Mach dir nichts draus. Das erledigt sich von ganz alleine!"

    • @Mainzerin:

      "Warum es für Kompromisse zu spät ist? Weil wie Jahrzehnte lang gewählt haben lieber nichts für, aber alles gegen den Umweltschutz zu tun. Dadurch haben wir die Zeit für langsamen Wandel und Kompromisse verspielt!"

      Das ist mir etwas zu fatalistisch und zu kurz gedacht. Angenommen ohne Kompromisse ginge es wirklich nicht mehr, dann hätten alle Demokratien schlechte Karten. Im Prinzip müsste jemand die Weltherrschaft an sich reißen, um dann kompromisslos den Klimawandel zu bekämpfen. Aber wie genau? Und wer eigentlich? Vorschläge?

      Ich gebe Ihnen ja recht, dass viel Zeit verschwendet wurde, um sich von RTL verblöden zu lassen, Aida zu fahren, und so weiter und so fort. Aber den demokratischen Willensbildungsprozess völlig über Bord zu werfen, wäre meiner Ansicht nach eine panische Überreaktion.

  • Die letzte Antwort ist schwach, lässt aber tief blicken. Gerade ein Philosoph sollte ein anderes Bewusstsein haben



    dafür, wo objektive Vorgänge enden und Interpretation oder Projektion beginnt. Da ist er dann aber jenseits aller Grenzen, so ein vermeintliches "Glück der Selbstkasteiung" zu erkennen braucht sicher Philosophen oder Theologen, jedenfalls Menschen, denen es sonst noch ziemlich gut geht. In dem Zusammenhang aber bemerkenswert. Man stelle sich vor, wir sperrten alle Kinder der Welt in luftdichte Kellerverliese.



    Irgendwann würden die natürlich anfangen, zu versuchen die Türen einzurennen, dabei auch Verletzungen in Kauf nehmen. Das ist dann aber ne banalere Frage von Ursache/Wirkung und kein Fall spirituell begründeter Rituale oder spontaner Autoaggression. Ein Treibhaus ist auch eine Art Container, aber aus der Erde können wir nicht ausbrechen, nicht mal mit dem Superkraftstoff Eitelkeit. Aus der Physik sind mir auch keine Kompromisse bekannt. Und nicht so sympathisch ist eher, wenn und wo immer noch die Rede ist von "drohenden Katastrophen": Ende 2021. Die globale Erwärmung läuft! Eine ihrer Folgen ist ein fortschreitendes Massenaussterben der Arten. Es handelt sich um das schon jetzt größte bekannte in der Geschichte des Planeten. Menschgemacht. Das ist die Vergangenheit! Darüber können wir nur noch hinaus, Rekorde überbieten. Herr Pollmann sollte sich noch mal überlegen, wer hier wen noch begünstigen könnte. Das ist nicht der Punkt und ein Glück, sondern eigene, maßlose Selbstüberhöhung. Zerstören ist eben billig, beim Bewahren wird es schwer. Wir können überhaupt "nur" noch zugunsten unserer selbst und unserer zukünftigen Lebensumstände handeln. Der Satz von Loriot ist gut. Er sollte in Ruhe noch mal versuchen, ihn zu verstehen.

  • Ja, wir haben ein Motivationsproblem.



    Ja, der Mensch hält an Gewohnheiten fest.



    Und ja, es braucht ernsthafte Katastrophen, damit ein Umdenken erfolgt, andernfalls verhalten sich die Menschen wie der Sozialphilosoph?

    Im letzten Absatz verfehlt der Philosoph das Ziel völlig aus den Augen. Was soll denn eine "quasi-religiöse Selbstauslöschung zugunsten der Natur" sein?



    Darum geht es doch überhaupt nicht. Es geht um eine Lebensweise, die die Parameter funktionierender Ökosysteme beachtet.



    Mir ist das Bild, was Herr Pollmann hier zeichnet viel zu trivial und egozentrisch.

    Zwischen "quasi-religiöser Selbstauslöschung zugunsten der Natur" und Auslöschung durch Missachtung der Natur gibt es noch eine Vielzahl alternativer Gestaltungswege, die sinnerfüllend und glücklich machen können.

    Alternativlos ist allerdings die Abkehr aus dem global verstrickten Finanzsystem, das auf Wachstum und Raubbau basiert.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Also wirklich! Von einem Philosophen und Professoren für Ethik und Sozialphilosophie hätte ich schon etwas mehr erhofft als die Feststellung, dass Vernunft nicht reichen werden. Dann sattsam bekannte Klischees von den urbanen Besserwissern um zu erläutern, dass Verzicht nicht geht. Verbote schließlich machen Grundrechte kaputt. Also was denn? Irgendwas, das nicht mit einem bösen V beginnt?

  • Es war einmal eine Zeit der außerparlamentarischen Opposition, der Spontiszene, der Alternativen. In dieser Zeit entstand die TAZ z.B. Es war eine Zeit des Zusammenlebens, Liebens und Wurschtelns (um nicht Arbeiten zu sagen). Für eine ganze Generation war es eine prägende Zeit und viele erinnern sich noch heute gerne daran zurück. Es war auch eine Zeit des Verzichts. Alle fuhren schrottelige Autos, meist R4, Ente oder VW-Bus. Schrauber war Beruf und Status zugleich. Man lebte in Wohngemeinschaften. Teilen war normal. Und niemand fand das Leben der bürgerlichen Klasse und ihre Geprotze als erstrebenswert. Wir waren zufrieden und glücklich. Natürlich ging diese Zeit vorbei und Matthias Horx hat sie in 3 Büchlein ausführlich beschrieben, auch das Scheitern. Damals war sonnenklar, dass es mit der Welt so nicht weitergehen kann. Viele versuchten einbescheidenes Leben oder wanderten in den Süden aus, wo das leichter ging. Doch heute ist das alles anders und ich finde Arnd Pollmann hat außer Plattitüden keine Antwort drauf.

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @shitstormcowboy:

      Klingt ein bisschen nach "Früher war alles besser". Trotzdem sind wir wegen "früher" da, wo wir heute sind. Kann also irgendwie nicht stimmen.

    • @shitstormcowboy:

      Wir Menschen verhalten uns trotz des großen Hirns nicht besonders weise. Als Individuen gelegentlich schon ,aber in der Masse.... na ja. Homo "sapiens" ist das erstrebenswerte Ideal, nicht aber der derzeitige evolutionäre Ist-Zustand.Wären wir als Spezies wirklich weise,verständig ,klug, usw. dann würde es bspw. nicht so viele von uns geben.Die globale Überbevölkerung ist eine Tatsache und Teil des Problems.



      Vom Intellekt her haben wir die Kapazität dieses und andere Probleme zu erkennen und zu analysieren und sogar mögliche Lösungen zu finden.



      Leider sind andere Bestandteile unseres Bewußtseins nicht so fortgeschritten und verhindern eine effektive Verhaltensänderung.

    • @shitstormcowboy:

      Was Sie da so nostalgisch verklärend beschreiben ,gilt nicht "Für eine ganze Generation",sondern nur für einen Teil. Für "Progressive" , "Alternative","Aussteiger",usw. ,die gesamtgesellschaftlich eine kleine Minderheit darstellten und auch innerhalb der Generation(en) nicht die absolute Mehrheit waren. Es mag schon so gewesen sein das "Anti- Establishment",das Lebensgefühl eines großen Teils der "jungen Leute" in den 60ern und 70ern prägte. Gleichzeitig gab es aber auch genug und überwiegend diejenigen ,die mit den Werten der bürgerlichen Norm übereinstimmten und den Freuden der Konsumgesellschaft nie abgeneigt waren.



      Herrn Horx hab ich nicht gelesen ,das sind meine eigenen Erfahrungen/Erinnerungen als Mitte der 60er Jahre Geborener.

  • Nicht sehr überzeugend. Zusammenleben bedeutet immer Verzicht, der Mensch ist aber nun mal ein Herdenwesen.

    Natürlich wird in einer hochtechnisierten Welt dieser (sozial begründete) Verzicht zunehmend abstrakter, die intellektuelle Leistung müssen wir aufbringen.

    Ich laufe im Hochsommer auch nicht nackt herum, obwohl ich es vielleicht ganz nett fände.

    Auch noch: diese unbestimmte Rede von Grundrechten ist und bleibt Geschwurbel, wenn sie nicht besser untermauert wird.

    Ist es mein Grundrecht, ohne Maske einkaufen zu gehen? Das hängt wohl davon ab, wieviel Gefahr davon ausgeht. Und das ist, leider, eine unbestimmte Grösse; das beste, was wir von der Naturwissenschaft kriegen sind grobe Näherungen.

    Mit diesem Unvollständigen Wissen müssen wir dann operieren. So ist das Leben.

    (Das mit den Masken ist ein Platzhalter für viele andere Verhaltensweisen).

    • @tomás zerolo:

      Das Geschwurbel würde ich bereits intellektuelle Verschwörungstheorie nennen.

      Diese "Angst" vor dem Gehorsam der Menschen ist bereits eine Implikation einer potentiellen Diktatur.

      Das klingt für mich zu sehr nach Querdenker Demo durch die Blume gesprochen.

    • @tomás zerolo:

      "Auch noch: diese unbestimmte Rede von Grundrechten ist und bleibt Geschwurbel, wenn sie nicht besser untermauert wird."

      Danke! Und das Geschwurbel ignoriert auch, dass Grundrechte nicht absolut sind und teilweise gegeneinander abgewogen werden müssen. Selbst wenn es in der Pandemie keine einzige Einschränkung gegeben hätte, wäre ein Grundrecht betroffen gewesen: jenes auf körperliche Unversehrtheit. Für einen Philosophen legt Herr Pollmann eine erstaunlich eindimensionale Sichtweise an den Tag.

      Und dazu noch diese dumme Aussage, dass wir statt auf Konsum auf Grundrechte verzichten. Ich weiß nicht, wie es ihm ging, aber ich habe während der Lockdowns viel weniger konsumiert und war z.B. nicht essen.

  • Man kann von den heute Mächtigen, unter anderem also den in Glasgow versammelten Politikern, nicht erwarten, dass sie außer Versprechungen viel mehr machen werden.



    Wenn der Klimawandel kommt bzw. kommen sollte, werden sie steinalt oder tot sein, in beiden Fällen über eine Klimaanlage verfügen und den jungen Leuten vorwerfen, dass sie nicht rechtzeitig gehandelt haben. Nach diesem Schema läuft es meistens ab, nach uns die Sintflut.

    • @Nairam:

      Dumm nur, dass die Flut schon diesen Sommer zugeschlagen hat...



      Der Klimawandel ist doch längst da!



      Menschen mit offenen Augen wissen das schon seit über 30 Jahren - seit die sicheren Skigebiete in den Mittelgebirgen nur noch in ausgewählten Wintern Schnee haben zum Beispiel. Oder durch die Zeitreihen zur Baumblüte, die der Deutsche Wetterdienst in Offenbach pflegt und die ganz klar eine Vorverschiebung des Frühlingsanfangs zeigen...



      Selbst Tiere haben das schon begriffen:



      Die ziehenden Wildgänse ziehen nicht mehr einfach durch. Sie warten mittlerweile in Deutschland ab, wie stark der Winter wird. Nur in den seltenen Jahren, in denen der Winter früh und hart kommt, machen sie sich auf die beschwerliche Weiterreise. Die meiste Zeit hat sich ihre Reiseroute massiv verkürzt.

      • @Mainzerin:

        Ich lebe seit 2014 auch zu ca. der Hälfte der Zeit am Nordrand der Südkarpaten in Rumänien, am liebsten in den Herbst- und Wintermonaten. Bis vor vier Jahren hat das auch prima geklappt, die Durchschnittstemperaturen im Winter lagen da bei minus 15°, und es gab Schnee in Hülle und Fülle. Vor drei Jahren änderte sich das auf einmal drastisch, aber ist das schon der Klimawandel oder sind es nur kurzfristige Wetterkapriolen? Man wird noch warten müssen.

        Aus beruflichen Gründen bin ich auf Beweise geeicht, Indizien akzeptieren wir nie. Da gibt's wohl noch einiges zu tun.

  • "Da wird der Verzicht zur zynischen Moralpredigt privilegierter Milieus."



    Den Menschen die global gesehen wirklich arm unterprivilegiert sind braucht man keine Moralpredigten zu halten weil deren klimatischer Fußabdruck idR weit unterhalb krischer Werte liegt. Aber wenn die relative Armut im reichen, globalen Norden als Rechtfertigung für klimaschädliches Verhalten gelten darf ist auch der größte denkbare Zuwachs an absolutem Wohlstand nicht geeignet diesem Argument zu begegnen. Wenn der heutige Lebensstadard mit deutschem Durchschnittseinkommen zum Kriterium wird ob Klimaschutz zumutbar ist oder nicht, sieht es für einen auch zukünftig noch bewohnbaren Planeten in der Tat ziemlich finster aus.



    Dass ausgerechnet ein Professor für Ethik, zwar einerseits offenbar keinen gangbaren Weg zur Lösung der Klimakatastrophe sieht, sondern jeweils nur erklärt was denn nicht geht und gleichzeitig gegen Verzicht und für Genuss und Hedonismus argumentiert ist schon sehr erstaunlich.

    • @Ingo Bernable:

      Wenn ich das mal einwerfen darf, da haben Sie aber nicht sauber zitiert:

      "Man muss sich den Verzicht leisten können. Mich wundert das Ausmaß ökoethischer Herablassung: Es ist leicht, aufs Tanken zu verzichten, wenn der Job in Fahrradnähe liegt. Andere Menschen brauchen das Auto, weil sie die Mieten in den Innenstädten nicht mehr bezahlen können. Andere können schon deshalb auf nichts verzichten, weil sie ohnehin nichts haben. Da wird der Verzicht zur zynischen Moralpredigt privilegierter Milieus."

      Nicht jeder hat einen Job in der Nähe seiner schönen Altbauwohnung, nicht jeder kann seine Kinder mit dem Lastenrad zur Kita fahren.

      Und zwanzig Prozent der Bevölkerung ist arm. Worauf sollten die denn verzichten?

      • @Jim Hawkins:

        "Andere Menschen brauchen das Auto, weil sie die Mieten in den Innenstädten nicht mehr bezahlen können."



        Ich bin nicht bereit dieses Argument gelten zu lassen. Es gibt auch außerhalb der Innenstädte Jobs und auch Mieten in der Innenstadt der durchschnittlichen Klein- und Mittelstadt sind vielerorts durchaus auch für Menschen erschwinglich die nicht zu den Top-Verdienenden zählen, vor Allem dann wenn man bereit ist dem Klimaschutz auch bei der beanspruchten Wohnfläche zu berücksichtigen.



        "Nicht jeder hat einen Job in der Nähe seiner schönen Altbauwohnung, nicht jeder kann seine Kinder mit dem Lastenrad zur Kita fahren."



        Billige Klischees und Ressentiments gegen die urbanen Bewohner*innen hipper Nobel-Kieze anzuführen halte ich für wenig hilfreich. Die Faktizität der Klimakatastrophe ist keine Frage von Lifestyle oder Ideologie, sondern ein Problem das Alle betrifft.



        "Und zwanzig Prozent der Bevölkerung ist arm. Worauf sollten die denn verzichten?"



        Zur relativen Armut hatte ich oben schon einiges geschrieben. Selbst wenn man sich das Einkommen über alle Bevölkerungsgruppen hinweg über Nacht verhundertfachen würde, würden diese 20% immer noch als arm gelten. Gleichzeitig kann man nicht ignorieren, dass auch die Emissionen dieser Bevölkerungsgruppe sehr weit über dem liegen was noch irgendwie klimaverträglich wäre.

        • @Ingo Bernable:

          Nun gut, wir sind also alle ein Einig- Klima-Schwein-Volk.

          Was sollte also geschehen? Also konkret.

          • @Jim Hawkins:

            Hätte man vor 30 Jahren gleich nach der Konferenz von Rio das Nötige getan um umzusteuern wäre das zwar auch unbequem gewesen aber noch verhältnismäßig gut machbar. Man entschied sich aber diesen Unbequemlichkeiten aus dem Weg zu gehen, tat nichts und das Problem wird seitdem immer größer, drängender und die Schmerzen die mit einem Gegensteuern verbunden sind immer schlimmer. An der irrigen Taktik notwendige Maßnahmen für irgendwann in der Zukunft zu planen hat sich aber bis heute nichts geändert. Deshalb sollte man die Emissionen möglichst schnell reduzieren, auch mit harten Maßnahmen. Soziale und wirtschaftliche Verwerfungen lassen sich nur noch vertagen aber nicht mehr vermeiden, weil sie entweder durch die Klimawandelfolgen selbst hervorgerufen werden oder weil die notwendigen Maßnahmen mit der Zeit immer drastischer werden. Deshalb wäre es logisch möglichst früh von einer noch möglichst intakten Basis aus umzusteuern um die unvermeidliche gesellschaftliche Krise so klein wie möglich zu halten.



            Wie das konkret aussehen könnte? Wie wäre es - ohne behaupten zu wollen, dass das der Weisheit letzter Schluss ist - mit einer Kontigentierung die bei gut leistbaren 6t pro Kopf und Jahr beginnt und innerhalb von 10 Jahren auf klimaverträgliche 2t reduziert wird.

            • @Ingo Bernable:

              "Hätte man vor 30 Jahren gleich nach der Konferenz von Rio das Nötige getan um umzusteuern wäre das zwar auch unbequem gewesen aber noch verhältnismäßig gut machbar."

              Das wäre natürlich gut gewesen. Nur hat die Problematik damals nicht viele Leute interessiert.

              Und selbst wenn die eine oder andere Regierung, die eine oder andere Ministerin bereit gewesen, aus dem Bekannten Konsequenzen zu ziehen, dann hätte die Kapitalseite gesagt:

              "Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?"

              Und hätte abgewunken. Heute fordern die Großkonzerne "Klare Kante".

              www.tagesschau.de/...tz-appell-101.html

              Was immer das dann auch bedeuten mag. Windige Überflieger wie Lindner fantasieren davon, dass am deutschen Ökowesen die Welt genesen soll, indem wir klimafreundliche Technologien exportieren.

              Und immer noch heißt es Wachstum, Wachstum, Wachstum. Giffey hat voller Stolz berichtet, Berlin hätte ein größeres Wirtschaftswachstum als Bayern. Sieh mal einer an.

              Was von all dem Gesagten von der neuen Regierung umgesetzt werden wird, muss man sehen.

              Immerhin sind da ja aufrechte Kämpfer gegen die Wahrheit wie Scholz vertreten. Die Grünen werden sich wohl noch geraume Zeit von Kröten ernähren müssen und auf ein paar Autobahnen darf weiter gerast werden.

              Alle beten Sankt Florian an, fast keiner will auf etwas verzichten. Dem Planeten ist das natürlich alles egal, er hat den längeren Atem.

              Es wird zu großen sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen kommen, es wird mehr Kriege geben.

              Meine einzige kleine, schwache, irgendwie kindische Hoffnung ist, dass eine starke, entschiedene Bewegung entsteht, die in Lage ist, radikale Veränderungen zu erzwingen, ohne dass dabei allzu viele Menschen ermordet werden oder im Knast landen.

              Immerhin haben wir es mit einem System zu tun, das für mehr Profit ganze Ökonomien anderer Länder zerstört, ihre Ressourcen raubt, Kriege führt und Menschen hungern lässt.

              Grüne Farbe ändert daran nichts.

            • @Ingo Bernable:

              Wenn ich Sie richtig verstehe, fällt Ihnen offensichtlich auch nicht anderes ein als FFF, dass diejenigen mit dem kleinsten CO2 Fußabdruck am deutlichsten mit Einschränkungen "beglückt" werden müssen, die ohnehin keinen Spielraum haben, zu verzichten.

              • @Rolf B.:

                Wie kommen sie darauf? Ich habe mit keinem Wort davon geschrieben, dass "diejenigen mit dem kleinsten CO2 Fußabdruck am deutlichsten mit Einschränkungen "beglückt" werden müssen". Vielleicht sollten sie etwas gründlicher lesen bevor sie sich zu derart überdehnten und polarisierten Interpretationen hinreißen lassen.



                Natürlich ist es sinnvoll und naheliegend zuerst und vor Allem jene in die Pflicht zu nehmen die finanziell besser gestellt sind, deshalb mehr Emissionen verursachen und deshalb auch mehr und besser reduzieren können. Eine solche Schwerpunktsetzung darf aber gleichzeitig nicht bedeuten - und eben das war mein Punkt - das man jene die ökonomisch weniger gut dastehen, aber im globalen Vergleich immer noch einen sehr guten Lebensstandard haben, von jeglicher Verpflichtung zum Klimaschutz ausnimmt.

  • Ich will Spaß, ich geb Gas - Wenn selbst dem Philosoph anscheinend das persönliche Glück oberste Maxime ist, wer kann da von der einflussreichen Oberschicht Verzicht erwarten? Verantwortung, Mitgefühl oder Moral haben keine Chance gegen Konsum, Urlaub und Fun. Selbst da der weltweite Raubbau für den Profit Weniger das Elend Vieler bedeutet und Millionen Spezies vernichtet. Aber da die Reichen auch dann noch immer reicher werden, wird man weiter machen. Hat ja bis jetzt gut funktioniert, siehe Wahlerfolg der FDP bei den Jungen.