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Palmer für Weiterbau von Stuttgart 21Zu teuer, um aufzuhören

Nichts wie raus? Ach was. Tübingens grüner OB Boris Palmer hält einen Ausstieg aus dem Milliardenprojekt der Bahn für nicht mehr möglich.

Noch immer nur eine Baustelle: Stuttgart 21 Foto: dpa

Stuttgart taz | Boris Palmer ist studierter Mathematiker. Während der S21-Schlichtung hat er sich dem Millionenpublikum der Live-Übertragungen als größter Widersacher der Deutschen Bahn profiliert mit einem von ihm detailliert errechneten Fahrplan. Der widerlegte alle Kapazitätsversprechungen im umstrittenen Tiefbahnhof. Dennoch und gerade angesichts der neuen Kostenexplosion hält Palmer das Milliardenprojekt mittlerweile für unumkehrbar.

Er habe einen „großen Brass“ auf alle Verantwortlichen, sagt er im taz-Gespräch, „aber ein sauberer Schnitt und damit der Ausstieg ist nicht mehr möglich“.

Palmer argumentiert mit dem Stand der Bauarbeiten: „Wir hätten in Stuttgart das größte Bergbaumuseum der Welt, aber für Bahnkunden überhaupt nichts gewonnen.“ Der noch immer von tausenden Kopfbahnhofbefürwortern auf den regelmäßigen Montagsdemos geforderten Ausstieg „wäre eine unglaubliche Vernichtung von Arbeitsleistung und Volksvermögen“.

Gleichzeitig führt der frühere Grünen-Landtagsabgeordnete – dialektisch – die großen Probleme ins Feld, die die Bahn weiterhin beim Bau hat. Denn die, etwa in den Tunneln durch quellfähigen Anhydrit, würden nicht geringer selbst bei einem Umstieg auf jene Kombilösung, die Schlichter Heiner Geißler gemeinsam mit dem renommierten Schweizer Bahngutachter Werner Stohler im Sommer 2011 als Kompromiss präsentierten.

Damals hatte die Bahn den zugesagten Stresstest nur durch Manipulationen an den eigenen Kriterien bestanden. Die Kombilösung sah vor, statt der acht nur vier Gleise in den Untergrund zu verlegen. Auch das heute sei „aber leider keine Alternative“ mehr, sagt Palmer.

Der Tübinger OB erhebt schwere Vorwürfe an die Adresse der S21-Fans. Alle hätten sich „in die Büsche geschlagen“. Er habe kein einziges Mal bisher erlebt, dass sich einer der namhaften Projektbefürworter wenigstens hinstellt und sagt: „Ja, ich habe mich geirrt.“

Die aktuell veranschlagten 7,6 Milliarden Euro plus 300 Millionen Euro Risikopuffer hält Palmer nicht „für das Ende der Fahnenstange“, weil „niemand mit Gewissheit über sieben Jahre planen kann“. Was im Übrigen auch für den jetzt verkündeten Fertigstellungstermin 2024 gelte.

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45 Kommentare

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  • Es ist sehr einfach, die Vertreter der eigenen Seite zu verspotten, aber es gab eben ein landesweites Referendum mit eindeutigem Ausgang zu S21.

    Ökologische Konsequenz wird in diesem Autogeddon-Land nur von einer Minderheit gelebt ("Autogeddon": siehe Heathcote Williams). Drei Leute steigen aufs Rad und Nahverkehr um, dreißig kaufen sich einen SUV, welche dann die Radfahrer beim Abbiegen übersehen.

    Nach mir die Sintflut und so haben sie abgestimmt.

  • Die grünen Unterstützer...

     

    Ich habe es doch immer prophezeit,

    dass die "Grünen" S21 noch unterstützen werden!

    Denn das ist typisch "grün"...

    Da enthüllen sie selbst ihren Wesenskern, nämlich den Opportunismus einer Anpasser-Partei.. Der sich durch Weltverbesserungsgesten notdürftig tarnt.

     

    Und eine andere Einwanderungspolitik werden sie auch noch unterstützen!

    Sie diskutieren auch schon eifrig über den Begriff "Heimat... Und wollen gern mit der CDU koalieren.

    Deutlicher können die Zeichen gar nicht sein!

  • 2G
    25726 (Profil gelöscht)

    "WEITERBAUEN...

    ...KEINE MEHRHEIT"

     

    Sie müssen nicht schreien - und Ihre Einlassungen werden damit auch nicht sinnvoller.

  • Die normative Kraft des Faktischen war schon immer das beste und das einzige Argument für alle, die sich vom Recht befreien wollen.

  • Liebe Grüne!

     

    Herzlich willkommen im Kreis der Unterstützer von S 21!

     

    Besser spät als nie...

  • Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf - und die Baukonzerne schröpfen die Allgemeinheit.

  • aber auch mal rein sachlich: "...aber wie man nen halbwegs sinnvollen Bahnhof baut wissen die immernoch besser als Schaupieler, Rentner, Schüler, grüne Wahlkämpfer und Studenten von Stadtmitte..." : Jede®, wo* einen Bahnhof benutzt UND ein Hirn hinter den Augen & Ohren hat, kann mitdenken & mitreden. Pendler* oder viel-Bahn-Fahrer* haben oftmals mehr reale Bahnhofserfahrung als ein* Planer*, der mal eben mit dem Auto (!) vorfährt, und ansonsten in seinem* klimatisiertem Planungsbüro seine* schöne neue Welt konstruiert (widde widde wit bum bum !) !! (*=Genderix)

    • @dodolino:

      Und wer mal in Urlaub fliegt kann auch ein Flugzeug konstruieren.

      Ja ne ist klar.

    • @dodolino:

      'Tschuldigung, war eigentlich ein Beitrag zu dem Beitrag von 'Werner S.' von Samstag, 00.29 !

  • Grüne Einsicht...

     

    Endlich kommen auch die "Grünen" zur Einsicht!

    S 21 wird unter einem grünen Ministerpräsidenten gebaut. Weil man ja nicht zurücktreten, sondern seine Posten und das Geld genießen will... Und seine Klientel versorgen muss.

    So is Polletick!

    ...

    Und Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit! (Kant)

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Das Ding ist durch, wer da jetzt noch von einem Ausstieg redet hat nichts verstanden.

     

    Es ist vollkommen egal welcher Bahnhof besser wäre, wie langge der Bau dauert und was es am Ende koste, die Entscheidung ist gefallen...

     

    Wer sich jetzt daran reibt kann irgendwann sagen „ich hab es doch gleich gesagt“, aber bis dahin verschwendet man nur Zeit und Enegie die in der aktuellen politischen Großwetterlage wohl anderswo sinnvoller investiert wäre.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      "Das Ding ist durch, wer da jetzt noch von einem Ausstieg redet hat nichts verstanden."

      Was gibt es denn zu verstehen?

  • Boris Palmer ist jetzt also auch Mtglied im exklusiven T.I.N.A.-Club.

  • Bestgeplant und vollfinanziert gepuffert gedeckelt. Jetzt ist erwiesen, jede wütende Oma konnte besser rechnen als die Ölüte der SPD, CDU, DB zusammen.

     

    Und jetzt stellt sich Boris dahin, nachdem sich diese Experten alle wohlwissend in die Büsche geschlagen haben.

     

    Dummheit ist legal und mehrheitsfähig. Gute Nacht Deutschland.

  • Alles begraben, lieber den denkmalgeschützten Bahnhof samt Gleisanlagen wieder herrichten.

    Kurzweilige Einnahmen durch Bauflächengewinn, Prestigegeilheit oder Vernichtung der Arbeitsleistung für diesen Unsinn dürfen doch nicht der Grund für einen point of no return sein. Also alles auf Urzustand und auf den Vorplatz ein Denkmal des Fanals: Hier wütete einst der Wahnsinn des irgendwie Machbaren.

    Hier geht es zudem nicht nur um Geld. Die rote Karte muss den S21- Strategen mal gezeigt werden und ja auch das wird kosten.

  • Wenn sich Stadt und Land tatsächlich nicht an der Finanzierung der zusätzlichen Kosten beteiligt, müsste S21 aus Aktienrechtlichen gründen, wegen Unwirtschaftlichkeit, vom Aufsichtsrat eingestellt werden. Sollte die "S21-GmbH" schließlich pleite gehen sollte die Bahn enteignet werden und die bereits bestehenden Bauten der Stadtbevölkerung zugänglich gemacht werden. Die Kosten für die Stadt gehen auch nach der Fertigstellung sowieso noch unermesslich weiter, spätestens wenn das "abgekaufte" Dach des unterirdischen Bahnhofs=Boden der Parkanlage wegen saurem Regen-Zersetzung bald schon teuer saniert werden muss.

  • Boris Palmer hat als Tübinger OB in seiner engen Stadt Verständnis für fehlendes Baugelände.

    Im S21 Vertrag auf Seite 103 steht die Begründung warum die Stadt Stuttgart an dem Gleisgelände so stark interessiert ist:

    "Die Landeshauptstadt Stuttgart geht davon aus, dass die durch die Besiedelung des neuen Gebietes entstehenden Vorteile größer sind als die Nachteile. Sie hat ihren Flächennutzungsplan in Übereinstimmung mit dem Projekt Stuttgart 21 fortgeschrieben, Grundstücke auf dem frei gewor- denen bzw. frei werdenden Areal erworben und in einem Rahmenplan bereits Vorstellungen über die mögliche künftige Nutzung entwickelt. Dies dokumentiert das überragende städtebauliche Interesse der Landeshauptstadt an diesem Bahnprojekt. Ungeachtet der Tatsache, dass das beantragte Vorhaben bereits durch die damit verfolgten verkehrlichen Ziele planerisch gerechtfertigt ist (vgl. hierzu VGH Mannheim vom 06.04.2006, Az. 5 S 847/05, 5 S 848/05 und 5 S 596/05), lassen auch die mit der Umgestaltung des Bahnknotens verbundenen städtebaulichen Entwicklungsmög- lichkeiten die Planung vernünftigerweise geboten erscheinen."

    Bereit vor Beginn der Abstimmung über S21 war die Stadt auf der MIPIM in Cannes, der grössten Immobilien Messe Europas vertreten.

    Deshalb hat Frau Merkel bei der Neubesetzung des OB in Stuttgart sich für den Werbefachmann Sebastian Turner eingesetzt, Marktkonforme Demokratie eben?

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...nur ein kleiner Hinweis, es gibt Unterschiede zwischen einem Bahnhof, einem Flughafen und einer Philharmonie.

  • Herr Palmer, sehr pragmatisch! Genau mit diesem Argument werden auch in Berlin Milliarden versenkt und der Flugplatz im Jahre 2028 hoffentlich endlich eröffnet. ich glaube, die 1,3 Milliarden Rest sind noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, so sympathisch ich sie auch finde!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Volkswirschaftlich ist es unsinnig, dem faulen Kapital noch mehr Geld hinterherzuwerfen.

    Warum investiert Baden-Würtemberg nicht gleich in eine Bad Bank, dann könnte das wenigstens bei der Bewältigung der EUrokrise helfen?!

  • Natürlich ist ein Ausstieg möglich - aber Palmer hat recht, er ist nicht mehr sinnvoll.

    • @Velofisch:

      Das frustrierende daran ist, das dieses perfide Verfahren so gut funktioniert.

  • Ich bin ja dafür dass wir ne Volksabstimmung machen. Wenn die Mehrheit dafür ist auszusteigen steigen wir aus, wenn nicht dann ziehen wir es durch.

  • Palmer merkelt jetzt also und bemüht ihr "alternativlos"..., so so... .

     

    Tatsächlich ist es längst an der Zeit auszusteigen!! Dass man offensichtlich mit der Konstanten "die Bürger*innen zahlen's doch!" rechnet, dürfte jede*r klar sein, widerlich ist es dennoch!!

     

    Diese Hoffnung von Politiker*innen, dass die Menschen vergessen werden, wenn das Ding fertig ist, dürfte sich als trügerisch erweisen, wenn dann im Alltag klar wird, dass der alte Stuttgarter Bahnhof effizienter war als es der neue je sein wird.

  • Es geht hier nicht nur um Stuttgart.

     

    Wer öfter lange Strecken mit der Bahn unterwegs ist, profitiert sehr davon, wenn der Lokomotivfahrer nicht immer zum anderen Ende des Zuges rennen muss, damit die Fahrt weiter gehen kann.

     

    Ausserdem ist es dann nicht mehr so schlimm wie bei einem Kopfbahnhof, wenn ein ICE vergisst, in Stuttgart zu halten.

  • Ich weine den alten, taubenverschissenen Bahnsteigen keine Träne nach.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Jedesmal wenn die mehr oder weniger Öffentliche Hand ein Bauprojekt angeht, entwickelt es sich schnell zu einer gewaltigen Umverteilungsorgie von Kapital.

     

    Geld des Bundes, der Länder oder der Kommunen sprudelt zunächst in private Hände und das ganze wird dann schnell zu einem unaufhaltbaren, "alternativlosen" Wasserfall.

     

    BER, Elbphilharmonie und jetzt eben Stuttgart21.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      "BER, Elbphilharmonie und jetzt eben Stuttgart21."

       

      Kölner Oper nicht vergessen.

       

      Richtig kriminell wird es, wenn die im Auftrag der öffentlichen Hand Verantwortlichen, wie in Köln der damalige Oberstadtdirektor, nach einem sittenwidrigen Vertrag zum Vorteil der Baufirmen bzw. der Investoren die Seiten wechseln.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Der Leipziger Citytunnel sollte eigentlich knapp eine Milliarde DM kosten, daraus wurde dann knapp eine Milliarde Euro.

        Jetzt hat OB Jung (SPD) wieder so ein Machwerk vor, er plant tatsächlich mit einem zweiten Tunnel 4 Milliarden Euro im Sumpfgelände von Leipzig zu versenken. Am Ende werden es dann wohl 8 Milliarden sein. Förderung für den ÖPNV lehnt er natürlich ab. das müßten die Stadtwerke und die Wasserwerke schon selbst finanzieren.

  • S21 wird unbestritten schlechter als der alte Bahnhof. Stuttgart21 einfach zuzuschütten lohnt sich noch am Tag der Einweihung. Und es ist egal wieviel Geld bis dahin noch völlig sinnlos vergraben wurde.

    • @Werner S:

      Naja - singende TV-Kommissare sagen das.

      Nicht das der Projektvorstand der Bahn-AG fehlerfrei ist aber wie man nen halbwegs sinnvollen Bahnhof baut wissen die immernoch besser als Schaupieler, Rentner, Schüler, grüne Wahlkämpfer und Studenten von Stadtmitte.

       

      Was anderes waren die "Wutbürger" nämlich nicht.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        ...komisch, bei Ihrem Beitrag fällt mir spontan der (leicht abgewandelte!) Merksatz ein: 'Demokratie ist viel zu wichtig, um sie dem gemeinem Volk zu überlassen'. Also besser keine Demokratie, besser eine Technokratie als Regierungsform ??? Ach ja, wir haben sowas ja schon längst, oder?

        • @dodolino:

          Ich bin absoluter Fan von Demokratie.

          Am Besten wir lassen in ne Volksabstimmung mal das ganze abstimmen.

           

          Ich sage nur, dass ich TV-Kommissare und Soziologiestudenten nicht für fachlich geeignet halte das richtig zu beurteilen.

          Ich glaube das nämlich nichtmal von mir selber - vielleicht weil ich weiß wie Komplex Materialflusssimulationen sind.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Bevölkerung also?

        • @Hanno Homie:

          Soweit ich weiß hat genau diese "Bevölkerung" dafür gestimmt WEITERBAUEN.

           

          Wenn ihr beiden oben schon so brave Demokraten seid dann sicherlich auch wenn eure Position KEINE MEHRHEIT gefunden hat.

  • Soso, ein Ausstieg wäre also „eine unglaubliche Vernichtung von Arbeitsleistung und Volksvermögen“. Wäre denn der Weiterbau eine geringere Verschwendung von Volksvermögen? Für 10 Mrd. (so viel wird es werden) einen Bahnhof zu bauen, der schon die heutigen Verkehrsbedürfnisse 30 % unterschreitet (und damit u.a. bundesweit zum Flaschenhals wird), der regelmäßig zu Unfällen führen wird (weil er 15 Promille Gleisneigung hat), der bislang keinen genehmigten Brandschutz hat (und für die dazu erforderlichen Umbauten weitere Kapazität einbüßen wird), dessen Tunnels regelmäßig zum Verkehrs-GAU führen werden, weil sie alle paar Jahre gesperrt werden müssen (weil der geologische Untergrund 100 Jahre lang quellen wird).

    Der neoliberale Boris Palmer weiß, dass die ba-wü-Grünen politisch bequemer fahren, wenn sie sich nicht mit der Bauwirtschaft anlegen (so wie sie sich ja auch mit der Autoindustrie glänzend arrangieren).

    Dem Neoliberalismus ist die Verschwendung von Volksvermögen kein Problem, sondern tägliche Praxis. Die Chance des S21-Ausstiegs ist aber, dass diese Verschwendung wenigstens ein klein bisschen geringer wird (so schlappe 5 oder 6 Mrd. – denn so viel günstiger wird die Modernisierung des Kopfbahnhofs – http://www.umstieg-21.de).

    Womöglich ist Boris Palmer auch auf die neueste Finte der Bahn hereingefallen, der Ausstieg koste die Horror-Summe von 7 Mrd. (das wäre mehr als das gesamte Projekt bis letzte Woche noch gekostet haben soll). Der Trick: Die Bahn unterstellt mit dieser Zahl, dass sie bei einem Projektabbruch die schon gebauten Tunnels wieder zurückzubauen müsste. In den S21-Verträgen hat sich die Bahn aber lediglich verpflichtet, bei einem etwaigen Projektabbruch, eine sichere und (wie vorher) funktionstüchtige Infrastruktur zu übergeben.

    Beim Konzept Umstieg 21 gehen wir davon aus, dass – wenn schon Unsummen in die Tunnels gesteckt wurden – man nicht weitere Unsummen in deren Abriss steckt, sondern jede wie auch immer geartete Umnutzung wirtschaftlicher ist.

  • Aha. Es wäre also „eine unglaubliche Vernichtung von Arbeitsleistung und Volksvermögen“, wenn nicht mit dem Schinken nach der Wurst geschmissen würde in Stuttgart. Der studierte Mathematiker Palmer kann das seinen Schwäbischen Hausfrauen bestimmt auch mathematisch herleiten. Nur ich verstehe nicht. Ich denke mir, Herr Palmer will bloß keine Investruine herumstehen haben in Stuttgart.

     

    Wie sähe das auch aus, wenn da ein Loch bliebe statt eines Bahnhofs? Einem fertigen Bahnhof sieht man irgendwann nicht mehr an, wie unsinnig er ist. (Wer interessiert sich schon für Bahn-Bilanzen?) Einem riesigen Loch in der Landschaft schon. Und dass Herr Palmer die Bahn dazu bewegen könnte, das Loch auf eigne Kosten wieder zuzuschütten, kann ich mir auch nicht vorstellen. Der Mann hat schon einmal verloren. Er würde wieder verlieren. Und wahrscheinlich weiß er das besser als ich.

     

    Nein, Boris Palmer ist kein biblischer David. Er ist nicht mal ein Bodo Ramelow. Der dreht nicht um, nur weil er sich mal ausgerechnet hat, dass das vernünftig wäre. Das Ziel, das er mit seiner Rechnerei erreichen wollte, hat er verfehlt. Inzwischen regiert er Tübingen, nicht Stuttgart. Inzwischen hat er neue Ziele, zu denen eine Investruine nicht passt. Sie würde nur seine Erfolgsbilanz verderben. Sie würde jeden, der des Weges käm, dran erinnern, dass Boris Palmer sich nicht durchgesetzt hat als Widersacher der Bahn. Das Loch wäre ein Denkmal seines Scheiterns. Und deswegen muss es weg, koste es, was es wolle.

    • @mowgli:

      noch mal mein Tipp:

       

      so eine riesiege Absauganlage für Dieselabgase aus der Innenstadt ist doch nicht zu verachten.

      Man bräuchte nur Ventilatoren in die Tunnelanlagen einbauen.

      Und wenn die sich dann ein bischen heben wegen Gipps ist das auch verkraftbar

  • Es ist eine Unverschämtheit, die gleiche Lüge wurde schon bemüht als der Kostendeckel von 6,25 Mrd. gerissen wurde. Jetzt werden es dann wohl 10 Mrd. mit offenem Anhydrit-Ende nach oben. Und es liegt nicht am staatlichen Tun, sondern am verbrecherischen Tun der politischen Kaste. Schade das dafür mal wieder niemand verurteilt wird. Die Prüfer von KPMG, Vieregg-Rössler haben deutlich gewarnt, der staatl. Bundesrechnungshof warnt immer noch, aber diese Grün-Schwarze- Clique, inkl. Ministerpräsident und sein Verkehrsminister, lügt und betrügt munter weiter. Jedem muss klar sein, dass dieser kleine unterirdische Bahnsteig (Ablaufneigung >2,5 Promille), nicht annähernd die Kapazität des Kopfbahnhofes haben wird. Es geht um etwas ganz Anderes. Es geht um die freiwerdenden Flächen, man sagt es sollen etwa 100ha sein, deren Wert eigentlich dem Bund zugeschrieben werden muss. Aber auch hier das Schweigen im Walde. Die Tunnelstrecken Richtung Ulm sind auch nur ein gutes Geschäft für die privaten Ausführer der Unternehmung wie Herrenknecht und Co. Hier wird massenhaft Natur vernichtet, und am Ende kommt nicht mal eine Zeitersparnis heraus. Zudem dreut auch hier der Gipskeuper. Das Projekt muss unbedingt gestoppt werden und die Verantwortlichen müssen hinter Gitter, die Vermögen von Grube und Co. gehören konfisziert. Wider besseres Wissen wird mit immer den gleichen Argumenten ein WEITER SO! propagiert. Ein Ausstieg lohnt sich immer noch, es liegen detailgenaue Ausführungsplanungen vor. Etwas besseres als den Tod finden wir immer, sagten die Stadtmusikanten. Etwas besseres als ein schlecht gemachtes Tunnelgleis, finden wir auch immer. Schließlich sind wir keine Maulwürfe! Also OBEN BLEIBEN!!!!!

  • Palmers Pseudomathematik und Milchmädchenrechnung - Natürlich lohnt ein Abbruch, denn in die Kalkulation gehören neben den Ausstiegskosten auch die allgemeine andauernde Unwirtschaftlichkeit in Kombination mit Kapazitätsmängel und Betriebskosten. In der freien Wirtschaft wird ein Projekt grundsätzlich abgebrochen, wenn es sich nicht rechnet. Bei Stuttgart21 allerdings scheint jegliche Vernunft abhanden gekommen zu sein. Palmers Empfehlung ist daher als vorsätzlich kriminell anzusehen, da die Staatskasse sehenden Auges geplündert wird. Der Weiterbau wäre eine unglaubliche 'Vernichtung von Volksvermögen'. Immerhin stehen Alternativen zur Verfügung. Warum werden diese nicht mal ansatzweise in Erwägung gezogen?

    • @Unvernunft:

      Alternativen werden nicht in Erwägung gezogen weil bis auf ein paar links-grüne Wutbürger den meisten Menschen - sogar in Stuttgart - S21 einfach egal ist.

       

      Und dazu haben u.a. die Parkschützer beigetragen die einen Bereich des Schloßgartens "wegen der schönen Bäume" verteidigt haben der vor allem wegen den Strichern am Planetarium, den Drogendealern am Busbahnhof und den Obdachlosen am Landespavillion allen Stuttgarter bekannt gewesen ist.

      Für jemand der z.B. von Karlsruhe nach Ulm und weiter nach München gefahren ist war der Stuttgarter Hauptbahnhof noch nie etwas anderes als eine Durchgangsstation mit Zwangshalt.

      Für die Stuttgarter ist die S-Bahn die schon seit Ende der 70er einen unterirdischen Tiefbahnhof hat wichtiger als der Hauptbahnhof.

      Die beiden billigsten Lösungen - Durchgangsbahnhof zwischen Feuerbach & Bad Cannstatt oder ICE Halt am Flughafen - wurden von den Landespolitikern abgelehnt. Stuttgart ist schließlich Landeshauptstadt und braucht deswegen einen ICE Halt in der Innenstadt...

      • @Alreech:

        Ich wohne seit meiner frühen Jugend in Stuttgart und relativiere ihre Aussage bezüglich Strichern und Dealern stark. Diese waren und sind vorhanden, aber der Park wurde hauptsächlich zum spazieren gehen und abhängen benutzt. Alles sehr friedlich.

        Dass eine S-Bahn von Stadtbewohnern häufiger benutzt wird als der RE oder ICE ist selbstverständlich und in jeder Stadt so.

        Gleichgültigkeit der Massen ist übrigens kein Maßstab für Vernunft.

        • @Hampelstielz:

          So gut scheinen sie Stuttgart nicht zu kennen wenn sie den kleinen Teil des Parks auf dem für Stuttgart 21 gebaut wird zum ganzen Park machen.

          Schauen sie mal auf Google Maps nach wie groß der Park ist, und was davon gerade bebaubt wird.

          Der Teil des Parks zwischen Hauptbahnhof und Planetarium war nie ein Raum zu spazieren (ausser man wollte Drogen oder Sex kaufen) sondern tagsüber ein Fußweg zur S-Bahnhaltestelle, der abends gemieden wurde.

          • @Alreech:

            "... einen Bereich des Schloßgartens ... der vor allem wegen den Strichern am Planetarium, den Drogendealern am Busbahnhof und den Obdachlosen am Landespavillion allen Stuttgarter (sic) bekannt gewesen ist."

             

            Aha, wusste ich's doch, dass es da noch einen anderen Hintergrund gab hinter diesen krassen Baukosten: Die Stricher! Für'n Bahnhof allein gibt man doch nicht so viel Geld aus.

             

            Vielleicht gibt es ja auch um diesem Effekt hier:

            https://vimeo.com/117672124

             

            :-)

          • @Alreech:

            Ich wohne in Stuttgart und kenne den Park und weiß auch wie groß er ist und welcher Teil bebaut wird. Wenn sie das so wahrgenommen haben, dann wird es schon stimmen. War ein ziemlich gefährliches Eck dort.