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Niedriglöhne im VersandhandelSackgasse Amazon

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Mi­gran­t:in­nen werden gezielt für prekäre Hilfsjobs angeworben, ihr Anteil steigt.

Arbeit gefunden im Verteilzentrum von Amazon in Neubrandenburg Foto: BildFunkMV/imago

D ie Werbung hat etwas Weitläufiges, Inklusives, Fortschrittliches – und sie fängt mit einer Irreführung an: Die Zeitarbeitsfirma Randstad wirbt für ihren Kunden Amazon um Mit­ar­bei­te­r:in­nen für Versand und Lager. „Sie möchten für Amazon, den weltweit größten Onlinehändler arbeiten? Wir suchen genau Sie …“ heißt es. Die Arbeitskräfte sind dann aber nicht bei Amazon angestellt, sondern bei Randstad, einer Zeitarbeitsfirma, die nur an den US-Versand­giganten entleiht – mit geringerer ­sozialer Absicherung.

In der Anzeige werden Männer und Frauen in Arbeitskleidung gezeigt, mit einem Scanner in der Hand, bei denen man in der Mehrzahl einen Migrationshintergrund in arabischen oder asiatischen Ländern vermutet und wohl auch vermuten soll. Randstad wendet sich gezielt an Mit­gran­t:in­nen in der Personalrekrutierung für Helferjobs.

Es stimmt ja: Viele Geflüchtete fanden solche Jobs in der System­gastronomie und im Versandhandel. Teilweise sind es Helferjobs, für die man nicht viele Deutschkenntnisse braucht, wo aber ein jüngeres Alter und körperliches Durchhaltevermögen willkommen sind. Das hat für die Betroffenen gute, aber auch sehr dunkle Seiten. Die Leute nehmen diese Anlern-Jobs ja deswegen an, weil mit fehlenden Sprachkenntnissen oder beruflichem Vorwissen, das hier nichts gilt, für sie keine bessere Arbeit zu finden ist. Auch eine lange Berufsausbildung ist oft nicht zu stemmen, die Berufsschule mit ihren deutschen Fachbüchern wird zum unüberwindbaren Hindernis.

Die globale Migration und die sprachlichen Barrieren für die Zugewanderten sorgen solcherart für den Nachschub an billigem Personal in der Paketzustellung, in der Gastronomie, in der Pflege, wovon die Kon­su­men­t:in­nen profitieren. Der Anteil von Mi­gran­t:in­nen im sogenannten unteren Entgeltbereich hat erheblich zugelegt, zeigen neue Zahlen des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts. Wie man für die Angelernten Bedingungen verbessert und Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten schafft, wird politisch zu wenig diskutiert.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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49 Kommentare

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  • Noch viel schlimmer ist mE, dass die Zeitarbeitsfirmen eine organisierende Stellung am s.g. Arbeitsmarkt einnehmen. Sie wirken wie "reziproke" Gewerkschaften, indem sie u.a. einen Preis für Arbeit (flächendeckend und branchenübergreifend) organisieren.

  • Die mehrfach zitierten 200 Milliarden US-Dollar des Amazon-Chefs sind allerdings nicht die akkumulierten Gewinne der Vergangenheit und Gegenwart, sondern berechnent sich aus Aktienkursen und beruhen zu einem Großteil auf den Gewinnerwartungen, also Gewinnen, die Amazon erst noch machen soll.

    Der Aktienkurs beträgt derzeit das 65-fache des Jahresgewinns. Bekanntlich ist Amazon seit weniger als 65 Jahren im Geschäft und die Geschäfte und Gewinne war in den ersten Jahren niedriger.

  • Die 200 Milliarden US-Dollar, die der Chef von Amazon besitzt, kommen ja nicht zusammen wenn man ein Menschenfreund ist und seinen Angestellten gerechte Löhne zahlt. Der Kapitalismus ist auf die Ausbeutung der kleinen Leute ausgelegt. Das war früher so und das ist auch heute noch so.

    In den USA, wo Jeff Bezos herkommt, ist die Ausbeutung von Arbeitskräften ja normal; aber wer hat solche Ausbeutung in Deutschland überhaupt möglich gemacht? Ach ja, das war ja die "soziale" SPD von Gerhard Schröder. "Fordern und Fördern" heißt es ja immer noch in der Bundesagentur für Arbeit (BA/Jobcenter). Mit der Schröder/Bertelsmann/Hartz-Reform wurde aber nur der Ausbau des Niedriglohnsektors gefördert. Der Spruch der BA "Fördern und Fordern" heißt doch nur: „Entweder fügst du dich oder du hungerst“. Egal ob Menschen oder Tiere, man beherrscht sie am besten mit Nahrung, und das wissen die 'Oberen Zehntausend' schon seit Hunderten von Jahren.

    Gefördert wurden nur Hungerlöhne und Armut. Wird sich jetzt mit Kanzler Scholz etwas ändern? Wohl kaum. Die Hartz IV Empfänger wehren sich ja langsam gegen diese Art von Ausbeutung und lassen sich auch nicht mehr so einfach von den Jobcentern mit § 10 SGB II und der Androhung von Sanktionen in solche "Jobs" zwingen. Da das kapitalistische System aber ohne die Ausbeutung von armen Menschen nicht funktioniert, muss man jetzt eben die Migrant:innen nehmen, die sich vor lauter Angst auch weiterhin ausbeuten lassen.

    "Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden." [John Maynard Keynes]

    • @Ricky-13:

      Dito! Diesen Gegensatz machte ich auch weiter unten auf und dieser sollte wie auch die ganzen anderen "neumodischen de/regulierten" Ausbeutungsformen definitiv nicht aus dem Blick geraten!

  • Es gibt eine relativ neue Regelung mit der Begrenzung der Überlassungsdauer von Leiharbeitern auf maximal 18 Monate. Das sollte eigentlich die Leiharbeit zum Sprungbrett in den Betrieb machen. Das hat aber auch so garnicht funktioniert.

    Ganz im Gegenteil alle 18 Monate kommt die Rotation auf neue Kunden oder andere Subunternehmer ohne Chance auf Verbesserung.

    Noch übler als bei der Leiharbeit ist es, wenn die armen Menschen als "Selbstständige" vermittelt werden. Hier gibt es nach wie vor Mittel und Wege den Mindestlohn massiv auszuhebeln.

    Und warum ausländische Subunternehmer an Arbeiter in D den Mindestlohn nicht zahlem müssen ist mir bis heute ein Rätsel.

    Alles Dinge die einfach und schnell von der Regierung bereinigt werden könnten.

    Gruß vom Mondlicht

    • @Moonlight:

      Ja, völlig richtig, das war ein lächerlich "naives" Gesetz (in "" deswegen.,weil dies eine schon fast unglaubwürdig gutmeinende Interpretation ist) und hat instant dazu geführt, dass dann eben nach 18 Monaten Schluss ist und der nächste kommt. Im Unternehmen ist das ein lächerlicher Aktenvorgang. Blöd, jetz muss man sich an nen neuen Namen gewöhnen. Für den, jetzt neu entliehenen, Arbeitnehmer bedeutet das: und erneut von vorn! Wie is das denn wenn man eine Stelle neu anfängt? Man startet ja immer mit einer gewissen Hypothek sich "beweisen" zu müssen. Ist der Arbeitnehmer zuverlässig? Macht er oft krank? Wie viel kann man ihm anvertrauen? Als Leiharbeitnehmer, kommt man immer nur kurzfristig in den Genuss aus dem "Beobachtungsstatus" eines blutigen Anfänger heraus zu kommen. Meist ist es, als wäre man 16 und dies die erste Stelle... mit allem was dazu gehört. Krank? - Na, Zähne zusammenbeißen, man muss nen guten Eindruck hinterlassen. Mehrarbeit? Natürlich. Man will schließlich Einsatz zeigen. Irgendwelche Probleme? Leiber mal den Mund halten, sonst wirkt man sofort wie ein Querulant... Leiharbeit ist viel viel mehr als nur "Arbeit zu schlechtem Lohn"...

    • @Moonlight:

      Leiharbeit war einmal nicht negativ. In den 70ern habe ich als Studentin mehrmals in Semesterferien als Leiharbeiterin qualifiziert gearbeitet (da ich schon eine Berufsausbildung hatte). Ich war eine Art "Springer" (Aushilfe) in Fällen, wo jemand krank war, in Kur war oder kurzfristig gekündigt hatte; die Bezahlung war sehr gut. Mittlerweile hat sich Leiharbeit Dank SPD und Grüne zu einem Ausbeutungsmodell entwickelt.

      • @resto:

        Da haben dann aber in den letzten 16 Jahren auch noch ein paar andere fleißig mitgeholfen...

    • @Moonlight:

      Das gibt es nicht "nur" im Mindestlohnbereich und mit ausländischen Arbeitnehmer:innen. Kenne ich auch aus dem IT-Bereich: Wer über 50 ist und eine Stelle sucht, landet in solchen Leiharbeitmodellen. Dankt SPD und Grünen dafür (die interessiert das aber gar nicht).

  • Die zahlen mehr als den aktuellen und auch mehr als den von der SPD im Wahlkampf geforderten und durchgesetzten Mindestlohn, und das soll 'prekär' sein?



    Ich dachte, dass soll der armutsfeste und für eine Rente auskömmliche Lohn sein.

    • @Peterbausv:

      das zahlen die nur an Direktangestellte, nicht an die Leiharbeiter

      • @Grisch:

        Doch, auch die Leiharbeiter bekommen mehr als 12 Euro.



        Die Anzeige ist ja verlinkt.

  • Früher war Leiharbeit für Auftragsspitzen sogar teurer für die Firmen, die temporär mehr Mitarbeiter benötigten. Die SPD und die Grünen und unser heutiger Bundespräsi haben dafür gesorgt, dass daraus ein Geschäftsmodell geworden ist. Heute werden die Leiharbeiter ausgebeutet und nach ihrem Arbeitsleben dürfen wir auch noch für sie bezahlen, weil ihre Renten aufgestockt werden müssen. Auch hier hat die Politik auf ganzer Ebene versagt.

    • @Levithian:

      Wer is wir? sie haben ja mit allem Recht, aber ich muss schon darauf bestehen, dass der Leiharbeiter auch zu diesem "Wir" gehört. Er zahlt genauso seine Steuern wie alle anderen...

  • Im Gegensatz dazu hat Jeff Bezos, Gründer von Amazon, ein Vermögen von 204,3 Milliarden US-Dollar. Aber wer angesichts der gewaltigen klaffenden Lücke nach Umverteilung ruft, ist wohl nur ein*e Sozialneider*in ...

    • @Uranus:

      Richtig, die Kohle fehlt im Geldkreislauf und muss grundsätzlich durch Verschuldung ersetzt werden. Ebenso gefährlich: wenn dieses Geld Sektoren flutet.

      • @Gerhard Krause:

        Zum Glück und praktischerweise gibt es für die Konsument*innen Kreditzahlungsmöglichkeiten. Der Preis erscheint erstmal nicht so hoch, wenn dieser monatlich abgestottert werden muss. Und für viele kleine Käufe ist dann schnell die Girokarte zur Hand und es fällt dann weniger auf, wieviel vom verfügbarem Geld ausgeben wurde - jay! Egal, mensch kann danach ja noch bei Aldi oder KiK einkaufen gehen und die Spirale für geringere Löhne vielleicht gar selbst ein bisschen weiterdrehen. Kapitalismus ist schon großartig ... ;-S

  • Alles Richtig, aber darüber hinaus ist Randstad (wie Leiharbeit im Allgemeinen) auch für die nicht migrierten Arbeitnehmer eine Zumutung und eine Sackgasse. Und das ganz bewusst. Randstad sucht auch nicht nur für Amazon. Randstad sucht Programmiererinnen, Schweißer, kaufmännische Berufe genau so wie im pflegerischen Bereich. Leiharbeit ist die PEST - hat sich in den vergangenen Jahren in nahezu jeden Bereich hineingefressen - und das immer mit den selben Auswirkungen: Prekarität, miserabelste Scheißlöhne (was sich dazu sogar noch übler anfühlt, da meist direkt daneben Menschen stehen, die die selbe Arbeit machen nur für 30-40-50% mehr Lohn sowie besseren Zulagen etc.), mickrige Übernahmechancen, die auch noch hintertrieben werden. An Leiharbeit, wie sie hier in Deutschland umgesetzt wird ist nichts, wirklich nichts Gutes. Es ist Ausbeutung in perfidester Form, es spaltet Belegschaften und schwächt Gewerkschaften. Aber, dass in diesem Bereich in überwiegender Zahl Migranten ausgebeutet werden, kann ich bestätigen. Meine persönliche Meinung ist, dass dies auch dem praktischen Umstand geschuldet ist, dass, wer die Sprache nicht gut spricht, und die Gesetze des Landes nicht kennt, sich auch über die (wirklich immer) vorkommenden "Unregelmäßigkeiten" bei Arbeitnehmerrechten, nicht beschweren wird. Was in der Leiharbeit erleben kann, schlägt dem Fass wirklich den Boden aus... wichtiger Artikel. Danke dafür!

    • @Ein Mensch.:

      Naja, so ganz stimmt das nicht. Leiharbeiter sind gerade z. B. im Pflegebereich oft wesentlich besser bezahlt als die direkt Angestellten. Bessere Arbeitszeiten haben sie dazu noch on Top. Wers nicht glaubt darf gerne g.. gln. Und die Arbeitnehmerrechte gelten uneingeschränkt auch für die Leiharbeit. Dass es sich bei der Leiharbeit oft nicht wirklich um Traumjobs handelt ist hinlänglich bekannt. Die Menschen die dort arbeiten haben als Alternative aber oft nur die Arbeitlosigkeit

      • @Samvim:

        Das Gleiche gilt für Ärzte, bei Praxisvertretungen. Das Gehalt ist deutlich höher als bei Festangestellten.

      • @Samvim:

        Also meine eigenen Erfahrungen zeigen genau dies und noch mehr. Was sie über die Pflege sagen, stimmt teilweise, ist aber kein Argument für ihre These, weil sie mit der Pflege ausgerechnet einen Bereich ansprechen, der so dermaßen unterirdisch bezahlt ist und in dem die Belastung durch Mehrarbeit so dermaßen hoch ist, dass die Anstellung über Leiharbeit nicht gut - aber doch geeignet ist, das Schlimmste ab zu federn. Speziellen Dank an Ricardo Lange für die Erklärung dieses Phänomens. Ich habe in der Industrie, im Gesundheitswesen, im Lagerwesen sowie im sanitären Bereich gearbeitet und kann ihnen sagen, dass die Verhältnisse exakt so sind. Und zu arbeitsrechtlichen Belangen: klar, in der Theorie gelten sie für alle. In der Praxis ist es so, dass Leiharbeiter mehr arbeiten als sie dürfen dafür aber geringeren Arbeitsschutz genießen. Ansprechpartner hat man in der Regel nicht, denn vor Ort ist ja keiner zuständig. Bei der Firma selbst heißt es dann mehr oder weniger: das sind die Konditionen, wenn sie nicht wollen, da ist die Tür. Sie arbeiten ohne Pause? Ja, das ist schade, wir werden da mal nachhören... -- außerdem wird aktiv gegen die Übernahme von Mitarbeitern im entliehenen Unternehmen gearbeitet. Ich habs mehr als einmal erlebt, dass man -als die Chancen mal da waren- kommentarlos von heute auf morgen versetzt wird. Und so geht das ewig weiter: Vergünstigungen wie Weihnachtsgeld streicht die Firma fast gänzlich ein, Zulagen sind runterrasiert, an der betrieblichen Mitbestimmung partizipiert man nicht, genauso wie es quasi keine Fortbildungsangebote gibt, und die die es gibt, werden einem fadenscheinig vorenthalten und nur in letzter Not gewährt... ich hör mal lieber auf, sonst müsste ich noch auf Lohnmodalitäten sowie die Art, wie man häufig behandelt wird (nämlich wie ein "Werkstück", nicht wie ein Mensch) eingehen...

        • @Ein Mensch.:

          Die Pflege ist im Gegenteil derzeit sogar sehr gut bezahlt. Bei Leiharbeitsfirmen gibt es teilweise über 5.000€ monatlich. Da müssen sich auch viele Akademiker sehr für strecken. Übel sind die Arbeitsbedingungen. Also für die direkt Beschäftigten.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Früher ist man selbst in den Laden gegangen, heute holt man Migranten ins Land, die für einen Einkaufen.

    Da ist doch der amerikanische Traum endlich in Europa angekommen. Ein paar von ihnen schaffen den Aufstieg.

  • Also in meiner Nachbarschaft (Graben) bezahlt Amazon aktuell 12,42€ Einstiegsgehalt.

    • @Friedrich567:

      :D Jajaja, das kann noch Ärger für Randstad geben: Amazon ist mitnichten "der weltweit größte Onlinehändler": Die von die genannten 12,42€ sind das unterste Einstiegsgehalt bei Anstellung bei einer _Logistik_firma.

      Weißt du vielleicht auch was Randstad bezahlt?

    • @Friedrich567:

      Amazon bezahlt in diesen Fällen vermutlich sogar noch mehr - allerdings nur an den Verleiher Randstad. Randstad wird sich die Verleihung fürstlich entlohnen lassen. Aber der Lohn für die an Amazon verliehenen Leiharbeiteraber ist garantiert nur der Mindestlohn. Und es gibt auch noch ein paar Tricks um nochn bisschen weniger zu bezahlen, Überstunden Urlaub und so, da wird die Ahnungslosigkeit der Leute ausgenutzt - eigentlich müsste sich die Arbeitsagentur oder das Jobcenter da mal drum kümmern, dass die Leute nicht auch noch übers Ohr gehauen werden, das wäre mal eine sinnvolle Aufgabe für die Ämter...

      • @Grisch:

        eigentlich wärs was für Anwälte und Richter... aber das Beruhigende ist ja, dass Leiharbeiter gottlob so prekär sind, dass sie den finanziellen Aufwand einer Klage im Normalfall nicht leisten können. Und wenn doch? Naja, dann eben ein kleiner Vergleich... passiert jeden Tag sicher 150mal, dass so ne Klage mit nem ninivergleich zu ende geht, weil der Anwalt dem Kläger sagt: nehmen sie das Geld, weil, wenn wir durch die Instanzen müssen -und das müssen wir- werden sie das Ende des Prozesses finanziell nicht erleben....

  • ich sehe das weniger kritisch.

    Die Menschen haben oft noch Familie in der Heimat, es wird Geld gebraucht.

    Eine jahrelange Ausbildung ist auch aus finanziellen Gründen keine Option für viele Geflüchtete.

    Die Flucht kostet mehrere Tausend € pro Person, nicht wenige verschulden sich bei Verwandten oder schulden gar der organisierten Kriminalität noch Geld.

    Viel wichtiger noch als die Taktiken von Firmen wie Randstand zu kritisieren, wäre es die alg. Arbeitsbedingungen in diesen Berufen und für Zeitarbeiterinnen insgesamt zu verbessern.

    Der erhöhte Mindestlohn ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Der nächste wäre der Kündigungsschutz und Lohngleichheit mit Angestelten. Selbe Arbeit im selben Betrieb = der geiche Lohn.

    Anschließend wäre es gut, dafür zu Sorgen, dass die nächste Generation, bessere Chancen hat. Alles andere ist ganz einfach utopisches "bla bla".

    • @Obscuritas:

      "Die Menschen haben oft noch Familie in der Heimat, es wird Geld gebraucht."



      Und hier leben sie von Luft und Liebe?

    • @Obscuritas:

      "ich sehe das weniger kritisch." Was? Denn die Problematik, die Sie ansprechen ist auch Teil des Artikels. Stichwort: Sackgasse.

      Entweder Vollzeit-Job oder Ausbildung + Sprache gute lernen.

      Da der Vollzeit-Job oft eine Notwendigkeit ist, insbesondere weil die Familie unterstützt wird, gibt es keine Möglichkeit für eine Ausbildung++. Die Notwendigkeit Geld "nach Hause" zu schicken endet nicht. Die Sackgasse löst sich bei fast allen nicht mehr auf. Somit gibt es für die allermeisten keine Möglichkeit für ein nennenswertes "Anschließend".

      Davon mal ab.



      Die Kritik an Randstand im Artikel basiert auf Eigenschaften, die Randstand-inhärent sind. Es ist vollkommen egal, ob es an anderer Stelle noch schlimmer ist oder sein könnte oder die Arbeiterinnen externen Abhängigkeiten unterliegen.

      Die Jobkonditionen stehen für sich.

      Eine Implikation, 'Amazon ohne Randstand wäre iO (mehr Sicherheit, besser Bedingungen)' kann aus dem Artikel nicht entnommen werden. Denn P -> Q =/= Nicht P -> Nicht Q.

      Ich kenne beide Firmen. Amazon und Randstand gleichen sich, die Arbeitsbedingungen und den Umgang mit Mitarbeiterinnen in den "unteren Etagen" betreffend, wie ein Ei dem anderen.

      • @Black Polished Chrome:

        Der Artikel erwähnt ja nur die sprachlichen Barrieren wegen denen eine Ausbildung nicht möglich ist.

        Das Amazon besser ist als Radstand habe ich auch nicht impliziert. Nur das Leiharbeiter bescheidener behandelt und bezahlt werden als Angestellte. Kann gut sein das Amazon da "gerechter" ist und einfach alle gleich besch... behandelt.

        Ich habe auch nicht behauptet das die Sackgasse enden würde. Na und? Das tut sie für fast niemanden, der auf einen Job im Niedriglohnsektor arbeiten muss. Daher auch der Verweis auf die nächste Generation.

        Wenn die Menschen jetzt Geld brauchen helfen auch keine besseren Ausbildungsangebote. Dafür wird die Ausbildung oft zu schlecht bezahlt. Vor allem im ersten Jahr.

        Aus meiner Sicht ist es viel einfacher die Situation von Beschäftigten in diesem Bereich insgesamt zu verbessern, nicht nur für die Flüchtlinge.

        Alles andere ist wohlgemeintes "bla bla".

        Das war alles was ich damit sagen wollte.

        • @Obscuritas:

          Aus der Sicht der Kritik: Sie können nicht die Situation insgesamt verbessern, ohne Zeitarbeit bzw Methoden von Randstad (so etwa war hier wohl insgesamt die mittlere Wortwahl) zu ächten bzw zu kritisieren. Randstad bietet aus der Sich der betroffenen Marktteilnehmer (Amazon, Randstad sowie Arbeitnehmer) faktisch einen Mindestlohn an, und diese Wortwahl ist nicht positiv besetzt. Es handelt sich schlicht um einen niedrigeren Preis für Arbeit. So Sie denn aber meinten, wir wollen Namen einfach mal weglassen und einfach gleichen Lohn für alle Arbeitnehmer dort beschließen, dann haben Sie natürlich recht. Allerdings, es ist nicht meine Absicht Sie vorzuführen!, halte ich dies für ein relativ erfolgloses "Blabla". Herzliche Grüße

        • @Obscuritas:

          Der Artikel spricht auch von dem Nichtvorhandensein einer Ausbildung, was bedeuted, dass eine solche für eine nicht-präkere Karriere tendenziell notwendig ist und implizit auch von der Sackgasse, die sich an dieser Stelle auftut.

          Es wird oft genug ganz allgemein eine grundsätzliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den "unteren Etagen" gefordert. Den Fokus aktuell auf die unwürdigen Arbeitsbedingungen, denen migrierte Menschen ausgesetzt sind, nebst der überproportionalen Abhängigkeit und Zerrissenheit in der sie stecken, zu legen ist dringendst notwendig. Wo keine Hoffnung auf ein Vorankommen ist, entstehen sehr leicht Verzweiflungskonstellationen, die zu allerhand weiterem Unwohl führen.

          Dass die Sackgasse enden wird, ist durch das "anschliessend" annehmbar, denn die Chancen der Kinder sind in hohem Maße davon abhängig, ob die Eltern ihnen einen guten Einstieg in das Leben ermöglichen können. Und das ist sehr oft nicht der Fall.

          Der Artikel ist offen für die Idee, dass Amazon "besser" sei als Randstand. Daher habe ich das fürs Verständnis ergänzt, ganz ohnen Ihnen oder der Autorin die Adoption dieser Idee unterstellen zu wollen.

          Sorry, aber an dem Artikel gibt es in der von Ihnen besagten Angelegenheit gar nichts zu meckern. Es schnuppert in Ihrem Kommentar leider auch nach einem "All lives matter"-artigen Ablenken von der am stärksten benachteiligten Gruppe in unserer Gesellschaft.

          "Aus meiner Sicht ist es viel einfacher die Situation von Beschäftigten in diesem Bereich insgesamt zu verbessern, nicht nur für die Flüchtlinge."

          Echt? Was soll daran viel einfacher sein? Ressourcen sind begrenzt. Und inwiefern verhilft es "Flüchtlingen" zu besseren Chancen, also einer Ausbildung und guten Sprachkenntnissen? Darum ging es im Wesenskern des Artikels ja eigentlich.

          Warum nicht maßgeschneidert helfen und warum nicht dort damit anfangen, wo die Not und das Risiko am grössten sind? Was wäre daran"bla bla"?

  • Der Teilhabe am (geregelten) Arbeitsmarkt ist doch im Sinne aller. Es ist ein erster Schritt dem durch sprachliche und fachliche Qualifikation weitere folgen können und sollten.

    • @alterego:

      sollten ja, können leider kaum - eine Übernahme in eine ordentliche Direktanstellung wird zwar gerne versprochen aber leider extrem selten Realität - deshalb Sackgasse...

  • 4G
    47360 (Profil gelöscht)

    Nur mehr Komplexität führt zur Emanzipation von Umständen, die sehe ich hier aber nicht. Randstad ist übrigens Sponsor des Williams Formel 1 Teams und auch Sponsor von Susie Wolf (Partnerin von Toto Wolf – Formel 1). Warum Leute zu Randstad gehen hat auch sehr viel mit deren weiterem Image zu tun. Amazon ist der Arbeitgeber, der führend ist bei den Bewerbern, amazon gilt als beliebtester Arbeitgeber mit den meisten Bewerbungen. Auch wenn Jobcenter zu Amazon-Bewerbungen einladen, sind die Veranstaltungen voll. Teils sind dabei für den Logistikbereich gar keine Personen mit Migrationshintergrund dabei. Wir haben hier gleich zwei Firmen, die ein ganz anderes Image bei Bewerbern haben als die Medien darstellen.

    Als Verlierer gelten dagegen Leute, die im stationären Einzelhandel Regale auffüllen und vermutlich weniger verdienen als bei amazon. Das Image des Einzelhandels ist viel schlechter. Es ist der Einzelhandel, der Obdachlose aus den Innenstädten weg haben will, es ist der Einzelhandel, der auf Stadtmöbel gedrängt hat, auf denen niemand mehr in den Innenstädten richtig sitzen kann, aus Angst, Obdachlose könnten sich darauf ausruhen.



    Amazon hat auch bei Migranten einen guten Ruf. Die Chefs bei amazon vor Ort haben selbst oft Migrationshintergründe. Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund bei den deutschen Medien liegt zwischen 1-3%, auch bei der taz.

    Bei amazon bekommt man Hozan Cane, Filme aus Arabien, Asien etc, etc. .. alles was man bei den Deutschen nicht bekommt. Die Migranten hier bestellen alle bei amazon. Das Image von amazon ist bei bestimmten weißen Gruppen schlecht, die aber offenbar zu wenig komplex reflektieren. Man wird immer als Zeugen einen Migranten finden, der über amazon schimpft, den aber könnte man auch bei BMW finden.

  • Wer denkt, einen sicheren Job bei Amazon zu haben bzw. der Idee verfallen ist, Amazon sei eine freundliche und soziale Arbeitgeberin:

    Hier bei uns im inzwischen etwa 7 Monate alten sogenannten Fullfillment Center, wurden von den 1600 Mitarbeiterinnen vor einem Monat etwa 700 auf einen Schlag entlassen. Viele davon hatten Krankentage mit Corona-Bezug. Die Verträge wurden nicht verlängert und es wurden auch nicht wieder 700 neue eingestellt. Die Arbeitslast hat sich pro Person deutlich vergrössert. Unter den Mitarbeiterinnen in den "unteren Etagen" sticht inzwischen die Idee "Lieber krank zur Arbeit gehen, weil ich sonst gefeuert werde." in signifikanter Weise hervor. Etliche halten sich mit Aufputschmitteln und Schmerztabletten über Wasser. Es ist absolut erbärmlich, was Amazon weltweit treibt.

  • weiterbildung in den betrieben ...

    fehlanzeige.

  • Wenn man das Thema hauptsächlich an einer Anzeige aufhängt, dann muss man auch sagen, dass kaum noch eine Werbung ohne migrantisch lesbare Menschen auskommt. Sei es für Autos, sei es H& Dings, sei es für jedwelche Duftstoffe.

    Ist es nicht erstmal positiv, dass Menschen ohne (anerkannte) Ausbildung ein lebensfähiges Gehalt für relativ einfache Tätigkeiten bekommen können? 1600 Euro netto sind 400 über dem angeblich soziallebenbefähigenden BGE von 1200, 800 über Bafög und 1100 über H4.

    • @fly:

      Ich Arbeite im Werbebereich. Migranten sind in erster Linie nicht als Kunden angesprochen sondern werden von den Werbenden als Aushängeschild für Toleranz und Diversität genutzt, um liberale Konsumenten anzusprechen. Oft mehr ein Feigenblatt als gelebte Realität. Jetzt sind gerade POC der Renner in der Werbung. Von Werbung Rückschlüsse auf auf die Lebensrealität von Migranten zu machen funktionier nicht. Ich kenne viele POC die als Migranten kahmen. Die ungelernten Jobs sind hart und scheiße. Viele haben noch einen Zweitjob um mit der Familie über die Runden zu kommen.

    • @fly:

      "Positiv" in Relation zu was genau? Hätte das Unternehmen überhaupt die Möglichkeit Menschen an derartige Positionen zu setzen, die eine entsprechende Ausbildung haben? Gibt es für diese menschenunwürdige Art der Tätigkeit überhaupt einen Ausbildungsberuf? Denn die Leute machen jeden Tag ganz genau den gleichen Arbeitsgang. Gibt es den Ausbildungsberuf Menschlicher Roboter?

      Die Jobs sind stumpfsinnig, monoton, körperlich sehr anstrengend und niemand macht sie gerne und geht mit einem guten Gefühl nach Hause, ausser jenem, das besagt: "Endlich ist der Tag rum." Im Hinterkopf sticht dann direkt schon "Leider bin ich gezwungen morgen wieder da hin zu gehen."

      Die Bezahlung ist für eine solche Arbeit noch viel zu niedrig, denn sie macht die Leute, die sie verrichten sollen, relativ schnell mit nicht niedriger Wahrscheinlichkeit körperlich und psychisch krank.

      Viele haben hier am Standort niemals 2 Tage am Stück frei (Wochenende), ausser sie nehmen einen Tag Urlaub. Entweder ist am Freitag und am Sonntag frei oder in einer anderen Konstellation mit Sonntag, bei der die 2 Tage nicht aufeinanderfolgend sind.

      Und was sind "migrantisch lesbare Menschen"?

    • @fly:

      Ich denke, das ist ungefähr genau so "positiv" als das Jeff Besos und seine reichen Kumpels gleichzeitig ihre Gewinne für Urlaubsreisen in den All ausgeben während ganze Landstriche der Erde unbewohnbar werden, weil Inseln im Meer versinken und Felder austrocknen als die Treibhausgase in der Atmosphäre zunehmen.



      Wirkt auf mich alles etwas unausgeglichen...

      • @Nilsson Samuelsson:

        Danke, Sie haben völlig recht. Und wenn ich noch Einen draufsetzen darf: mich kotzt diese Reichenromantik, welche mancherorts verbreitet wird, ziemlich an, während anderenorts die Schöpfung verreckt.

      • @Nilsson Samuelsson:

        wie dass, wie dass (statt "als").

    • @fly:

      h4 ...

      miete, nebenkosten, heizung, sozialversicherung, freistellung gez, tagesbedarf lebensmittel ...

      das sind mehr als 500 € differenz.