piwik no script img

Neue Leiterin AntidiskriminierungsstelleHarte Kritik an Ataman-Nominierung

Ferda Ataman nannte Deutsche ohne Migrationsgeschichte „Kartoffeln“. Nun soll sie die Antidiskriminierungsstelle leiten. Die Union ist erbost.

Die Publizistin Ferda Ataman Foto: Metodi Popow/imago

Berlin dpa | Der Vorschlag des Bundeskabinetts, die Publizistin Ferda Ataman zur Antidiskriminierungsbeauftragten zu machen, stößt bei Union und FDP auf Kritik. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Bundestagsgruppe, Stefan Müller, nannte Ataman in der Bild-Zeitung (Donnerstag) eine „krasse Fehlbesetzung“.

Müller sagte weiter: „Wieder wird eine linke Aktivistin in ein vom Steuerzahler alimentiertes Regierungsamt gehoben.“ Ataman sei bisher vor allem „mit verbalen Ausfällen gegenüber Menschen ohne Migrationshintergrund“ aufgefallen.

Auch in den Reihen des Koalitionspartners FDP gibt es Widerstand. Die Abgeordnete Linda Teuteberg twitterte: „Ein Vorschlag an den Deutschen Bundestag, dem ich meine Stimme nicht geben kann.“ Das Kabinett hatte den Personalvorschlag an den Bundestag am Mittwoch beschlossen.

Ataman hatte mit einer Spiegel-Kolumne 2020 für Debatten gesorgt, als sie die Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche ohne Migrationshintergrund verteidigte. Zuvor hatte sie das Heimatministerium des damaligen Innenministers Horst Seehofer (CSU) als „vor allem Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“ bezeichnet. Seehofer war so erbost, dass er einem Integrationstreffen mit Ataman im Kanzleramt fernblieb.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

32 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.  

  • Der Beitrag ist streitbar, sollte er auch sein. Ferda Ataman vertritt aber keine Vorurteile gegen irgendwie geartete Deutsche. Was ihr in ihrem damaligen Beitrag total entgeht, ist, dass selbst im Deutschen Reich es kein einheitliches Deutsches Volk ga. Es war schon immer bunter als nach außen abgebildet. Franzosen, Niederländer, Polen, Dänen, Skandinavier es war schon immer bunt. Für mich ist eher interessant, wie hoch die emotionalen Wellen schlagen, wenn es um solche Sachen überhaupt geht. Vielleicht ist es gut, weil so etwas sich bewegen kann.

  • Die Antidiskriminierungsbeauftragte differenziert Menschen aufgrund ihrer Herkunft. Mit welchen Bezeichnungen auch immer.



    Darum geht es doch, sie sollte einen und nicht spalten.

  • Nun, Ahmad Mansour, der sich in der Szene ja wohl auskennt wie kaum ein anderer, twitterte dazu:



    "Mit dieser Personalie als Antidiskriminierungbeauftragte zeigt die Bundesrepublik, was sie wirklich von den Bemühungen hält den Islam zu demokratisieren, vom täglichen Kampf für Menschenrechte, Mündigkeit und Meinungsfreiheit, nämlich nichts! So viel zu „gefeiert“. pic.twitter.com/x63jREHj4x



    — Ahmad Mansour (@AhmadMansour__) June 15, 2022

    Nun, da kann man Mansour ja wohl Recht geben.

    Nun, wenn wir schon bei "Kartoffel" sind. Atamanns Verein, die Neuen Deutschen Medienmacher, die übrigens in Geld schwimmen, verleiht auch die «Goldene Kartoffel», ein Negativpreis. Slangbegriff für Deutsche ohne Migrationshintergrund.

    Den bekam im letzten Jahr «Spiegel TV» wegen angeblich verzerrender, stigmatisierender und rassistischer Berichterstattung über Clan-Kriminalität.

    Die Berichterstattung über Clankriminalität gilt als "stigmatisierend"?

    Nun, ich denke, wir wissen ziemlich genau, woran wir mit Atamann sind.

    Auch Ditib wird sich freuen.

  • Ach Gottchen, die Mimosen von Union und FDP!



    "Kartoffel" finde ich klasse und muss ehr schmunzeln. Mich stört auch das "Krauts" der Briten nicht.



    Und wenn mich der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Bundestagsgruppe, Stefan Müller einen "linken Aktivisten" nennen würde...wäre das in seinen Augen zwar ein Schimpfwort...für mich aber einem Adelstitel gleich!



    So schaut's aus!

  • Für alle die es nicht wissen (also die FDP und die CDU):

    Kartoffel bezieht sich auf ein Gedicht aus der Biedermeierzeit, "Loblied auf die Kartoffel" von Samuel Friedrich Sauter, welches damals schon oft parodiert wurde.

    Damit wurde Kartoffel schell ein Begriff mit dem man sich über steife deutsche Nationalisten lustig machte, über Konservative, die beim Nationalismus und Patriotismus maßlos übertrieben haben.

    Wie man an Seehofer oder Teuteberger sieht, hat sich bis heute an dieser überernsten Humorlosigkeit nichts geändert.

    Historisch betrachtet ist und bleibt "Kartoffel" ein Ausdruck der von Deutschen geschaffen wurde um andere Deutsche zu parodieren.



    Den Ausdruck "deutsche Kartoffel" als xenophobe Beleidigung aufzufassen ist ein ziemlicher Quatsch.

    • @Tannenzapfen:

      Ich befürchte, die meisten, die den Begriff heute verwenden, denken nicht an Gedichte der Biedermeierzeit.

      Auch nicht an deutsche Konservative.

      Konnotationen können sich ändern.

      Haben wir derzeit genug andere Beispiele dieser Art.

    • @Tannenzapfen:

      In der Biedermeinerzeit/Vormärz waren Liberale generell viel größere Nationalisten als Konservative. Nur so mal als Anmerkung.

    • @Tannenzapfen:

      Weswegen Boris sing Vorfahren die Krauts schon immer zu den OSTEUROPÄISCHEN VÖLKERN gezählt haben - weil die so viele 🥔 🥔🥔🥔🥔 - verdrücken - diese Kartoffeln!

    • @Tannenzapfen:

      Wie bei Wörtern so gilt auch für Begriffe, dass es keine eigentliche, durch die Etymologie begründete und damit wahre Bedeutung gibt. Es gibt immer semantische Verschiebungen, weshalb sich die Bedeutung aus der jeweiligen Verwendung im dazugehörigen Kontext ergibt. Im heutigen antirassistischen Diskurs hat der Begriff nichts oder allenthalben nur wenig parodistisches an sich.

    • @Tannenzapfen:

      Sie schreiben dass der Begriff verwendet wurde um sich über maßlos übertriebenen Nationalismus und Patriotismus lustig zu machen und können nicht verstehen wieso er als Beleidigung aufgefasst wird wenn er undifferenziert für eine gesamte Bevölkerungsgruppe verwendet wird?

    • @Tannenzapfen:

      Das betrifft in einem vergleichbaren Sachverhalt auch den Begriff "Kümmeltürke", den man zurecht als in der Versenkung verschwunden bezeichnen kann? Oder soll der Begriff bleiben, weil er von Deutschen geschaffen wurde um andere Deutsche zu beschreiben, das wäre ja nach ihrer Argumentation möglich, wenn auch nicht wünschenswert, oder?



      S. hierzu bei Wikipedia. "(...) stammt aus der Studentensprache des ausgehenden 18. Jahrhunderts und bezeichnet ursprünglich einen Studenten, der aus der näheren Umgebung seiner Universität stammt (...)



      Die Bezeichnung rührt daher, dass die Gegend um die Stadt Halle, wo dieser Ausdruck entstanden ist, früher als Kümmeltürkei bezeichnet wurde. Dort wurde seinerzeit viel Kümmel angebaut (...)".

    • @Tannenzapfen:

      Zumal Kartoffeln ja südamerikanischen Ursprungs sind. Ohne Spanier und Portugiesen wären wir heute wohl die Bucheckern oder so. :D

      Von mir aus darf die Dame gern versuchen, gleichzustellen. Kartoffeln und Kümmel ergänzen sich doch hervorragend. Wobei... auweh die Kartoffel bringt den Nährwert, der Kümmel nur die Würze.

      Man kann diesen Debatten nur noch mit Sarkasmus und Hohn begegnen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Ist nicht auch der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Bundestagsgruppe, Stefan Müller „ein vom Steuerzahler alimentierter Politiker“ ?



    und btw: Kartoffeln find ich gut. Die haben auch Migrationshintergrund.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Der abfällige Unterton dabei stört Sie weniger? Solche Ersatzbezeichnungen gegenüber ethnischen oder sonstigen Gruppen sind mit gutem Grund nicht üblich in (nicht nur) öffentlichen Diskussionen. Warum dann bei Deutschen?

      • @Marius:

        Im Vergleich zu den Bezeichnungen, mit denen Migranten überzogen wurden, ist der Begriff "Kartoffel " doch eher harmlos.

        • @aujau:

          "Im Vergleich zu den Bezeichnungen, mit denen Migranten überzogen wurden, ist der Begriff "Kartoffel " doch eher harmlos."



          Es gibt also eine Rangfolge von abfällig gemeinten Begriffen, manche schlimm, andere nicht? Interessante Auffassung.



          Mir ist die Bezeichnung selber ziemlich wurst (abhängig von Kontext und Intention der Verwendung), aber ja, eine Person, die die Verwendung von Schmähbegriffen grundsätzlich verteidigt, ist als Antidiskriminierungsbeauftrage eher eine Fehlbesetzung.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Marius:

        „Wieder wird eine linke Aktivistin in ein vom Steuerzahler alimentiertes Regierungsamt gehoben.“



        Der abfällige Unterton von Herrn Müller dabei stört Sie weniger? Die Bezeichnung von sogen. „Biodeutschen“ als „Kartoffeln“ ist eine Retourkutsche auf die vielen Bezeichnungen aus dem Nahrungsbereich, mit denen Zugewanderte seit den 1950er Jahren in DE tituliert wurden. Früher gern mit einem –Fr***** angehängt. Das ist Kartoffel schon ein Kosewort. Da ich älter bin als Horst Seehofer, könnte ich Ihnen einige aufzählen. Es geht um Nahrungszutaten, die mittlerweile fast alle unsere Küche bereichern. Ihre Eltern oder Großeltern kennen die Begriffe vermutlich. Ich werde sie hier nicht aufzählen.



        Ferda Ataman und andere erklären uns: „Wir sind gekommen um zu bleiben. Freut Euch drüber.“

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Ich benutze "Kartoffel" auch ganz gerne.



          Aber "Retourkutscher" sollten solch einen Posten wirklich nicht leiten.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Eine Anti- Diskriminierungsbeauftragte sollte aber Retourkutschen vermeiden, insbesondere wenn sie damit Personen trifft, die nie die Bezeichnungen, die Ihnen durch den Kopf gehen, verwendet haben.

          Oder anders gefragt: Es würde Sie also nicht stören, wenn man XxX-Fresser als Retourkutsche für Kartoffel wieder aufleben lässt? Oder ist das dann etwas ganz anderes?

          • @Strolch:

            Jung - ehse hier weiter ahnungslos einen über den Zappen hauen!



            Strolchens mal 🆙 & 🆙 & 🆙 & Däh!



            @Tannenzapfen läßt die Kenne wachsen



            Get ist? Fein - always at your servíce -



            Gern&Dannichfür - 🥔 -

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Dadurch, dass es Retourkutschen sind, wird es vllt moralisch legitimiert, zumindest in den Augen einiger (in meinen nicht), es ist dennoch eine Absage an einen regelbasierten Diskurs. So trägt es auch nicht zur Mäßigung desselben bei, sondern befördert eher noch die Polarisierung. Aber Hauptsache, man steht auf der richtigen Seite...

        • @95820 (Profil gelöscht):

          anschließe mich - is doch längst fein - wenn ich des abends an der Venne im Türkisch Sektor (Postkasten-Grafitti;) sitze - den Abendhimmel überm 4711 genieße & sicher bin - die lassen uns mit den Berufskartoffeln nicht mehr allein.



          Normal.

  • "in ein vom Steuerzahler alimentiertes Regierungsamt gehoben"



    Sagt ein vom Steuerzahler alimentierter Abgeordneter...

    • @O.F.:

      Sie vergleichen hier Äpfel mit Erbsen. Der Abgeordnete ist direkt von den Staatsbürgern gewählt, irgendwelche Beauftragten kommen in unserer Verfassung nicht mal vor. Hier stellt sich schon die Frage, ob es diese Posten (das betrifft auch andere Beauftragte) wirklich braucht oder ob da Leute mit Posten versorgt werden oder staatlich bezahlte Lobbypositionen für bestimmte Bevölkerungsgruppen geschaffen werden. Es ist ja auffällig, dass die Beauftragten auch immer einer bestimmten Gruppe angehören sollen.

      Man ist sicher nicht für eine solche Position disqualifiziert, wenn man mal "Kartoffel" gesagt hat. Aber Aufgabe eines Antidiskriminierungsbeauftragten sollte ja gerade nicht sein, Gräben zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen, sondern diese zuzuschutten. Von daher finde ich die Skepsis bei dieser Wortwahl verständlich.

  • Ach Gottchen, Kartoffel. Und? Einfach nur Lächerlich von CDU und FDP.

  • Kenne sie zwar nicht, aber scheint genau die richtige zu sein für die Stelle. Wünsche ihr viel Erfolg!

    • @naja123:

      Ich möchte von niemandem Kartoffel genannt werden.

      Wenn es die Leiterin der Antidiskriminierungsstellen tut, ist sie in diesem Amt am falschen Platz.

  • Ach was! ©️ Vagel Bülow

    Sind ausgerechnet die Weißbrote vonne Schwarzkittelfraktion mit den gelbblauen Bremsstreifen - am Rumkartoffeln & Ramentern! Wollnichwoll&Gellewelle!

    kurz - Na sauber. “Shut up! Und gut is“ •

  • Naja, war aber jetzt auch eher kein so richtig guter Move von ihr, dass sie über 12.000 ihrer Tweets bei Twitter gelöscht hat. Habe bisher keine Meinung zu der Personalie, aber solch ein Verhalten wirft dann bei mir doch eher Fragen auf.

    • @unbedeutend:

      12.000 - so viele muß man erst einmal überhaupt schreiben...

  • Frau Ataman ist tatsächlich ungeeignet als Antidiskriminierungsbeauftragte, wenn sie nicht selbst darauf kommt, dass Antidiskriminierung keine Einbahnstraße sein darf. Einfach nur die „Diskriminierungs-Richtung“ umzukehren, genügt nicht.