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Neue EU-Sanktionen gegen RusslandZuckerbrot statt Peitsche

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Auch das 17. Sanktionspaket der EU gegen Russland dürfte kaum Frieden in der Ukraine bringen. Statt nur Druck auszuüben, könnte man es mal mit Anreizen versuchen.

Gemeinsam mit den USA werde die EU maximalen Druck auf Putin ausüben. Von wegen! Bundeskanzler Merz am 10. Mai in Kyiw Foto: Capital Pictures/imago

B undeskanzler Friedrich Merz hat sich weit aus dem Fenster gehängt: Russland müsse sofort einem Waffenstillstand in der Ukraine zustimmen, sonst setze es knallharte Sanktionen. So drohte er gleich bei seinem Antrittsbesuch in Kyjiw Anfang Mai. Jetzt endlich verhängten die EU-Außenminister neue Strafen gegen Russland. Doch das 17. Sanktionspaket ist leider nicht besonders hart. Es folgt demselben routinierten Muster wie die 16 ihm vorausgehenden Strafmaßnahmen.

Merz hat den Mund zu voll genommen. Der geforderte Waffenstillstand blieb aus. Nicht nur ist Kremlchef Wladimir Putin über sein Ultimatum hinweggegangen – er hat die Angriffe auf die Ukraine sogar noch ausgeweitet. So markieren die jüngsten EU-Beschlüsse auch keinerlei Erfolg für Merz, sondern im Gegenteil: seine erste außenpolitische Niederlage. Der neue Kanzler hatte eine neue Ukraine-Politik versprochen – und ist gleich beim ersten Versuch krachend gescheitert.

Auch von US-Präsident Donald Trump kam keine Rückendeckung. Dabei hatte Merz in Kyjiw vor laufenden Kameras bestätigt, dass alles mit Trump abgestimmt sei. Gemeinsam mit den USA werde die EU maximalen Druck auf Putin ausüben. Von wegen! In seinem letzten Telefonat mit dem Kremlchef hat Trump neue Sanktionen offenbar nicht einmal erwähnt. Warum auch? Dem Republikaner geht es vor allem darum, lukrative Deals abzuschließen. In der Ukraine hat er dies geschafft, nun ist Russland an der Reihe.

Deutschland und die EU wären vor diesem Hintergrund gut beraten, ihren Kurs zu überdenken. Wenn 17 Sanktionspakete nichts gebracht haben, warum sollte es dann beim 18. – das bereits in Planung ist – anders laufen? Wenn Druck und Drohungen nicht helfen – warum versucht man es zur Abwechslung nicht mal mit Anreizen? Sanktionen waren eigentlich als diplomatisches Mittel gedacht, mit dem man Druck aufbauen, aber auch Entgegenkommen belohnen kann. Doch die EU hat diese Möglichkeit im Ukrainekrieg nie genutzt. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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61 Kommentare

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  • Mal ehrlich, was sind das für Sanktionen, wenn die EU immer noch für Milliarden Energie und Rohstoffe in Russland kauft, man nichts ernsthaft gegen die russische Schattenflotte und ihre Komplizen in der EU unternimmt und jeder Honk über eine poplige Briefkastenfirma knapp außerhalb der EU kriegswichtiges Material oder Luxusgüter nach Russland exportieren kann und man auch nichts unternimmt russische Zugänge zum www einzuschränken.

  • "Wenn 17 Sanktionspakete nichts gebracht haben..."ich hoffe hier spricht nur Unwissenheit

    Stattdessen ist die Inflation mit etwa zehn Prozent auf dem Vormarsch, unter anderem, weil sanktionierte Produkte nur mit deutlichen Preisaufschlägen ins Land kommen. Um die Inflation in den Griff zu bekommen und den Abfluss von Geld zu verhindern, liegt der von der russischen Zentralbank festgelegte Leitzins im Land mittlerweile bei rund 20 Prozent. Geldanlagen sind so attraktiv. Doch Investitionen werden damit praktisch verhindert, und auch für private Haushalte sind Kredite bei Zinsen in entsprechenden Höhen kaum noch zu stemmen.

    www.zdf.de/nachric...spaket-17-100.html

    • @Pawelko:

      Das ich regelmäßig Statistiken lese ein paar Kennzahlen zur russischen Wirtschaft.



      (Quellen sind Weltbank, IWF,



      Statistik-Portale wie trading-oeconomics)

      Wirtschaftswachstum: 2023 und 2024 jeweils +4,1%

      Reallohnwachstum 2023 und 2024 jeweils +8%



      (Real, also nach Berichtigung um die Inflation, nominel waren es an die 18%)

      Wohungsmarkt: +1,2Millionen neue Wohnungen in 2023

      Die Wirkung der Sanktionen ist begrenzt.

      Die Realzinsen nach Inflation liegen bei etwas über 10% (20%nominel -9% Inflation).



      Aber vor dem Krieg waren die Realzinsen auch schon bei ca. 5%.

      Das die Sanktionen kaum wirken war absehbar.

      Fast alles was Russland bisher aus "dem Westen" importiert hatte kann auch aus chinesicher Herstellung gekauft werden.

      Im Kern haben die Sanktionen nur eines bewirkt:



      "Made in China" hat "Made in Germany" etc ersetzt.



      --> Das ist heute qualitativ oft kein Nachteil mehr und dazu meist günstiger.

      Um auf die Inflation zurück-zu-kommen.

      Russland größtes Problem ist ein Lohnwachstum gut 2x über dem Wirtschaftswachstum aufgrund große Nachfragen nach Arbeitern und immer höheren "Lohnangeboten".

      Die sehr hohen Kredit-Zinsen bremsen die Nachfrage und damit Lohn-Preis-Spirale.

  • Dass die Sanktionen nichts bringen wäre zu beweisen - ich glaube nicht, dass das so stimmt. Es dauert nur, bis sie wirken. Gerade das Abschneiden Russlands von SWIFT tut sicher weh.

    Das naive warten, dass die US-Administration gemeinsam mit den Europäern neue Sanktionen beschließt, sollte beendet werden. Trump wird für Europa nichts mehr tun, Putin scheint ihn in der Hand zu haben. Beide spielen Spielchen mit der EU.

    • @Grenzgänger:

      Trump befindet sich nicht im luftleeren Raum. Das Sanktionspaket von Lindsey Graham hat 72 Unterstützer im Senat, das ist fast eine Dreiviertelmehrheit. Und schon bei einer Zweidrittelmehrheit hat der Präsident kein Vetorecht mehr.



      Graham wird die Abstimmung darüber einleiten, das hat er NACH Trumps desaströsem Telefonat erklärt. Er und Rubio sagen, man warte nun einige Tage auf das von Putin angekündigte „Memorandum“.



      Ich denke nicht, dass Trump versuchen wird, die Abstimmung zu verhindern. Veto einlegen kann er auch nicht. So what? Trump wird das Gesetz unterschreiben, das wird überhaupt kein Problem für ihn sein, was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern.

      • @Barbara Falk:

        Zum Nachlesen ( sind sogar schon 82 Unterstützer)



        abcnews4.com/news/...c-news-4-5-21-2025

        • @Barbara Falk:

          Die Unterstützeranzahl ist sogar noch größer. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob die republikanische Partei das erste Mal offen gegen Trump rebelliert!? Zweifel sind da durchaus angebracht.

  • Ich bin bestürzt über den soeben gelesenen Artikel und dankbar für die kritischen Kommentare.

    Der Artikel vermittelt eine gefährlich verharmlosende Perspektive zum Umgang mit Russland. Besonders problematisch ist die Schlussfolgerung, nach etlichen Sanktionspaketen nun Anreize statt Druck zu erwägen. Diese Argumentation ignoriert, dass Russland seine Aggression trotz diplomatischer Bemühungen kontinuierlich verschärft hat. Der Artikel lässt eine kritische Auseinandersetzung mit Trumps offensichtlicher Interessenpolitik vermissen. Jegliche Nachsichtigkeit gegenüber Russland ist brandgefährlich. Sanktionen wirken nur, wenn sie konsequent umgesetzt werden -ein Aspekt, der komplett fehlt. Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir zu "Anreizen" übergehen sollten, sondern wie wir Sanktionen wirksamer gestalten können. Herr Bonse hätte seine Argumentation für ein "Umdenken" konkretisieren müssen, wenn er nicht als Befürworter einer gefährlichen Appeasementpolitik missverstanden werden will. Hier sind historische Parallelen zu beachten.

  • Dass die russische Wirtschaft sich trotz der vielen Sanktionspakete des Westens stabil halte, liegt daran, dass 40 Prozent der russischen Staatsausgaben auf den Krieg entfallen. Putin hat die Kriegswirtschaft drastisch hochgefahren.

    Die Wirtschaft wächst allein aus diesem Grund -- aber darüber hinaus lebt Russland zunehmend von seinen Reserven -- denn die Inflation in Russland lässt sich nicht bändigen. Die Erlöse aus Öl- und Gasexporten machen inzwischen gerade einmal 28 Prozent der Staatseinnahmen aus – vor dem Krieg waren es fast



    50 Prozent gewesen.

    Die Sanktionen der EU gegen Russland sind noch lange nicht ausgereizt. -

  • Anreize? Kein Problem:

    - Sofortiges Ende des Tötens



    - Schrittweises Zurückfahren der Sanktionen, Zug um Zug gegen Freigabe ukrainischen Territoriums und verschleppter ukrainischer Bürger



    - Gemäßigte Reparationsforderungen



    - Faires Verfahren für Putin & Co. in Den Haag.

    Das liegt Alles schon auf dem Tisch und ist ganz klar mehr Anreiz, als Putin den Ukrainern bietet...

    • @Normalo:

      Ich habe ernsthafte Zweifel, dass Putin ihre Anreize überzeugend findet.

      • @Alexander Schulz:

        "Überzeugend" fände er auch nur eine faktische Kapitulation der Ukraine. Jedes geringere "Zuckerbrot" führt zu einer "diplomatische Initiative" genannten Farce, wie wir sie gerade wieder beobachten dürfen. Deshalb ist auch jedes "mehr" an Zuckerbrot, als was ich oben beschrieben habe, nur eine wertlose Aufgabe von Positionen. Das ist der Punkt.

    • @Normalo:

      Leider hat Ihr Vorschlag einen riesigen Haken weil sich dieser durch eurozentristisches Wunschdenken weit abseits der russischen Realität erschöpft.

      Wie lange und wie oft hat Merkel/Holland mit Putin verhandelt -- wieviel hunderte Mal sind Verhandlungsdelegationen zusammen getroffen um einen Waffenstillstand zu erreichen? Darüber hatte Merkel mit Northstream 2 Millionen im Angebot um analog wie Northstream 1 die russische Militärmaschine zusätzlich zu finanzieren und zu schmieren.

      Hat alles nichts genutzt -- im Gegenteil.

      Die Erkenntnis im Umgang Europas mit Putin sollte sich an der Realität orientieren: Putin macht nur das was man ihn machen lässt.

      Beispiel: Das imperialistische blutrünstige Russland hatte vor von Anfang an im Handstreich die Ukraine mit der Besetzung Kiews zu zerschlagen. Hat nicht funktioniert wie jeder erkennen kann der die Ereignisse der letzten 3 Jahre Revue passieren lässt.

      Die Ukraine ist einer der treuesten Partner Europas und militärstrategisch die Haltelinie der russischen Truppen Richtung Westen. Wenn diese fallen sollte wird es richtig teuer. Entsprechend sollte Europa mit dem Ausnahmetalent Selensky und seinen Truppen umgehen.

  • Hier ein Beitrag zum Thema "Sanktionen bringen ja nichts"



    Ab Minute 29:45



    Es braucht nur seine Zeit



    www.ardmediathek.d...TE4XzIxLTQ1LU1FU1o

  • Also ein Land überfällt ein anderes, überzieht es mit Terror, tötet zehntausende Menschen, entführt tausende Kinder, erobert 25% des Territoriums - und der Autor würde diesem Land dann gerne eine Belohnung anbieten wenn es seinen Krieg nun langsam ausphasen würde.

    Xi Jinping würde sofort den Angriffsbefehl auf Taiwan geben. Und Trump in Grönland einmarschieren.



    Aggression zu belohnen ist ein ganz wilder Take.

  • Genau. Putin für seine Mordtaten belohnen. Und auf die Trump-Linie einschwenken. Genau mein Humor.

  • Der Autor schein die Realität nicht zu verfolgen, Trump hat unglaublich viel angeboten.



    Wenn man solche Aussagen rauslegt sollte man sich schon vorher verpflichtet fühlen das Ganze mal zu prüfen.



    Die Aussage, man müsst einfach mal wieder nett zu Putin sein, schadet der notwendigen Solidarität mti der Ukraine.

  • Man könnte ihm deutsches Territorium anbieten für die hiesige russischsprachige Minderheit. Oder Vetorechte in innerdeutschen Angelegenheiten - etwa bei der Regierungsbildung...

    • @Chris McZott:

      Was denn da, die "national befreiten" Zonen in Ostsachsen?

      • @Axel Schäfer:

        Ich dachte eher an Schleswig-Holstein wegen des Nord-Ostsee-Kanals, des Zugangs zur Nordsee, Kiel als Marinehafen und die Kontrolle der Elbemündung. Das wäre für Russland strategisch äußerst sinnvoll. Die Ostsee als "NATO-Meer" wäre damit Geschichte. Mecklenburg-Vorpommern vielleicht noch als Zugabe.

        Wir haben doch gelernt, dass die Befriedigung russischer Expansionsinteressen, der Schlüssel zu einem friedlichen Europa sein soll. Und was der deutsche Pazifist der Ukraine abverlangt, wird er ja kaum für sich selbst ablehnen können.

        Aufgrund der Millionen Russischsprachigen in Deutschland, wäre ein Status als Amtssprache sich auch gerechtfertigt.

  • Was für ein dürrer Kommentar. Welche Anreize das sein sollten, bleibt unbeantwortet. Ich finde es fragwürdig, den Aggressor dafür zu belohnen, wenn er nachgibt. Das wird ohnehin nicht passieren. (Nebenbei bemerkt: Ich denke, dass auch die NATO-Länder eine aggressive geopolitische Strategie betreiben. Aber das entschuldigt natürlich in keiner Weise den Angriff auf die Ukraine). Die Sanktionen waren auch noch nie dafür geeignet, Putin kurzfristig zum Einlenken zu bewegen. Sie können höchstens langfristig dafür sorgen, dass ihm die finanziellen Mittel für den Krieg ausgehen (und eventuell sein Rückhalt in der Bevölkerung schwindet). Das ist die, damit verbundene Hoffnung.

  • Wie wärs mal mit Sanktionen gegen Israel, oder entspricht deren Umgang mit Gaza unseren Werten?

    • @Peter Teubner:

      Whatabouttism (und die Bevölkerung unterstützt mehrheitlich den Kurs, dass Sanktionen gegen Israel grundsätzlich NICHT unseren Werten entsprechen - selbst wenn Israel gegen diese verstößt).

    • @Peter Teubner:

      Ach ist hier whataboutism okay? Bei Israel geht das, bei den Grünen/letzten Generation/Linken/... aber dann nicht? Was ist mit dem Iran? Entspricht dessen Umgang mit Frauen unseren Werten? Saudi Arabien? Syrien? Was ist mit Homosexuellen in Nigeria? Jemen? Marokko? Uganda? Pakistan? Somalia?



      Wo ist denn da der permanente Aufschrei, wo sind die Proteste, wo sind die Angriffe gegen Bürger dieser Staaten?

      Ja ne, bei Israel und "den Juden" gelten Sonderregeln. Da kann man immer hinzeigen.

      • @Thrawnn:

        Was ist jetzt mit China?



        ... und demnächst haben wir vielleicht mit den USA auch solch Probleme mit den Werten.

  • Die Frage ist: warum kann es jetzt noch verschärfte Sanktionen geben? Sollte man nicht von Anfang an den massivsten Druck ausgeübt haben? Hat man nicht. So konnte Russland sich mit diesen schleichend schärfer werdenden Sanktionen arrangieren.

    Jetzt allerdings auf "Anreize" zu setzen, also Putin quasi bestechen zu wollen, ist originell. Es erinnert an Schutzgelderpressung, nur das das Opfer selbst damit anfängt.

    Wenn ich Verhandler wäre, würde ich versuchen, mich in die Rolle des Gegenübers zu versetzen und seine Ziele zu verstehen. Und dann würde ich darauf einzugehen versuchen. Aber das ist bisher immer als "linke Spinnerei" abgetan worden. Meiner Meinung nach will Russland



    - Zugang zum Schwarzen Meer



    - die Demütigung des Westens seit 1990 wieder gut machen



    - keine NATO Raketen und Truppen direkt angrenzend vor der eigenen Nase (wie die USA keine auf Kuba wollten)

    Wer dem keine Rechnung trägt, muss Russland militärisch besiegen, das bedeutet den 3. Weltkrieg.

    • @Jalella:

      Inwiefern Zugang zum Schwarzen Meer? Hatte Russland vor Beginn des Krieges keinen Zugang zum Schwarzen Meer?



      Was ist das denn jetzt für ein neues Kreml-Märchen?



      War Putin in seinem Sommerpalast in Sotschi früher immer in der Ukraine oder was?



      Lag die russische Schwarzmeerflotte nicht in Sewastopol?

      Was heißt vor der eigenen Nase? Keine Nato-Truppen in Polen? In Deutschland? Wo wird da die Grenze gezogen? Und inwiefern hat Russland das Recht, zu bestimmen, wozu sich andere Staaten entscheiden? Soll Russland dann sagen dürfen, welche Länder (z.B. Finnland, Schweden) aus der Nato austreten müssen, welche Länder nicht mehr in der EU sein dürfen?

      • @Thrawnn:

        Danke, erspart mir die Antwort.

    • @Jalella:

      Russlands tatsächliche (!) Forderungen waren und sind weitreichender und deutlich bedrohlicher für den Westen, als alle westlichen Positionen es jemals für Russland waren.

      Wenn die Forderung "keine NATO Raketen und Truppen direkt angrenzend vor der eigenen Nase" so berichtigt sein soll, warum sollten Nato-Staaten dann akzeptieren, dass Russland sich genau das (in einem größeren Ausmaß) für sich selbst herausnimmt. Russland verweigert sich bisher jeder Reziprozität weil es die Interessen der Nachbarstaaten nicht als gleichwertig anerkennt - 5000 Nato-Soldaten im Baltikum = Skandal, 250.000 russische Soldaten in den an das Baltikum angrenzenden Oblasten = völlig gerechtfertigt und geht den Westen nichts an.



      Ein Raketenabwehrschild für Osteuropa = NATO-Aggression, seit 20 Jahren Ausbau der russischen Mittelstreckenraketen in Kaliningrad (was ja eindeutig offensiv gedacht ist) = legitime Sicherheitsinteressen.

      Dass Sie russlandfreundliche Positionen irgendwie als "links" verorten, ist exemplarisch für die Verwirrung vieler Linker. Sowohl Russland als Staat und Gesellschaft und dessen Außenpolitik sind ganz klar rechtsextrem bis faschistisch.

    • @Jalella:

      - Zugang zum Schwarzen Meer: hat Russland immer gehabt.

      - Demütigung: Ende der 1990er kann ich keine mehr erkennen. Und davor braucht man viel Fantasie. Stattdessen demütigt Russland seine schwächeren Nachbarn wo es nur kann.

      - NATO/Kuba: Die USA wollten keine Nuklearwaffen auf Kuba. Und solche hat die NATO auch nicht an der Grenze stationiert. Ansonsten, siehe Punkt 2, wenn potentielle Opfer von Russland in die NATO wollen dann ist Russland allein dafür verantwortlich.

    • @Jalella:

      - Russland hat keinen zugang zum schwarzen Meer? Schau mal auf die Karte, auch die von vor 2014!



      - Demütigungen des Westens? Da gehen Sie dem Kreml aber gehörig auf dem Leim. Jede Nato-Osterweiterung wurde mit Moskau abgestimmt und jede Erweiterung erfolgte ausdrücklich auf den Wunsch der Staaten und eben nicht der Nato. Und machen Sie auch die Demütigungen des Westens als Ursache für die Tschetschenienkriege, den mit Georgien usw. verantwortlich?



      Wo stehen den NATO-Raketen direkt an der Grenze? Auch da hilft ein Blick auf die Karte.

  • Das die Sanktionspakete kaum Effekt haben, weil sie immer nur halbherzig geschnürt werden UND weil es dem russischen Regime schlicht egal ist, ob und wie sich dadurch das Leben für ihre Bevölkerung verändert, da sind wir uns ja alle einig.



    Ein Umdenken muss her - durchaus.



    Trump telefoniert mit Putin. Das ist eine andere Herangehensweise - und er wird dafür von den Medien zerrissen. Scheint also auch nicht das gewollte Herangehen zu sein.



    Nun schläft dieser Artikel vor, man könnte "es mal mit Anreizen versuchen."



    Anreize. Okay, welche sollen das sein?



    Darauf leider kein einziger Vorschlag im Artikel. Mir fällt aus dem Stegreif auch nur einer ein: wir machen Nordstream wieder auf.



    Das wäre aber enorm teuer, Putin würde sich kaputt lachen - Krieg gewonnen, Pipeline wieder auf, alles wie vorher.



    Anreize hieße, dass wir uns von der Position verabschieden würden, dass die Ukraine 'gewinnen' muss.



    Anreize hieße, dass Russland relativ straffrei, ja schlimmstenfalls mit einer 'Belohnung' aus diesem Krieg kommt.



    Anreize hieße, dass man Peking ermuntert morgen in Taiwan einzumarschieren.



    Anreize scheinen mir keine Lösung zu sein, die friedenssichernden Charakter auf die Zukunft ausüben.

    • @Farang:

      Zitat: "Anreize hieße, dass man Peking ermuntert morgen in Taiwan einzumarschieren."!



      Ergänzend ließe sich fragen, wie viele Andere sich dann auch dazu berufen fühlen könnten.

  • Umdenken? Merz? Der Typ ist ein Schwätzer 🤷‍♂️



    Mir fällt da Olli Kahn ein: "Eier! Wir brauchen Eier!"

    • @HopeDrone:

      Mit Entschlossenheit in die falsche Richtung marschieren, nur damit man mal was anderes macht, ist eine dumme Idee. Selbst wenn die Sanktionen nichts bringen sollten, auch langfristig- wenigstens verhindern sie, dass wir wieder durch Handel in eine Abhängigkeit kommen.

      Jedenfalls sehe ich keine „Anreize“ die Putin haben will und die auch unserer Seite etwas bringen.

  • Trump dürfte Putin schon genug Anzeize anbieten. Big Business!

    • @Adrast:

      Ja. Und trotzdem kein Waffenstillstand, mysteriös.

  • Anreize? Welche sollten das bitte sein? Wären 25% der Ukraine der richtige Anreiz? Sorry, aber gegenüber der momentanen russischen Führungsriege helfen Anreize nicht. Da helfen nur harte Maßnahmen.

  • Russland sitzt auf einem Großteil des weltweiten Urans bzw. der Brennstäbe. Diese werden nicht selten in Lingen aufbereitet und gehen anschließend nach Belgien. Belgien und Schweden haben den Atomausstieg rückgängig gemacht, planen gar neue AKWs. Dabei ist Kernenergie exotherm, heizt also die Atmosphäre auf, wie ein Blick auf die riesigen Kühltürme zeigt und ist dreimal so teuer wie Erneuerbare Energien. Die EU arbeitet auch in der Atomenergie mit Russland zusammen bzw. ist hier, da viel zu träge, bleibt weiter abhängig. Es gibt auch bei Öl und Gas kein wirkliches Umsteuern, nicht einmal ein Tempolimit in D. Kaum werden Wärmepumpen in Bestandsbauten eingebaut um Öl- und Gasheizungen stetig zu ersetzen, dabei erfordert das alleine schon der fortschreitende Klimawandel. Russland behält seine Haupteinnahmequellen. Nein, die Bevölkerung im W, also in den USA, der EU, Japan, Australien etc. will nichts ändern; die Politik kippt nach rechts, kein Staat will wirklich ausreichend Geld ausgeben, um Putin in Verhandlungen zu zwingen oder den Klimawandel zu begrenzen. Nullemissionen in 2050 sind eine völlige Illusion genauso wie ein schnelles Ende des russischen Überfalls auf die Ukraine.

  • Zuckerbrot ist gut. Wie wäre es mit Taurus für die Ukraine?

  • "Trump machte, zumindest nach seiner eigenen Darstellung, im Telefongespräch sein großes Interesse an der Aufnahme enger wirtschaftlicher Beziehungen mit Russland deutlich – sofern der Krieg aufhört. Zunächst hat das in Moskau nichts bewirkt: Die Maximalforderungen aus Moskau bleiben."

    Ein Artikel in der taz 2 h vor diesem hier. Das IST Zuckerbrot. Und bewirkt nichts.

    taz.de/Krieg-in-der-Ukraine/!6085945/

  • Ein Nachdenken darüber oder ein einziges Beispiel, wie diese Anreize aussehen könnten, wäre hilfreich gewesen, die Sinnhaftigkeit der Forderung nach Zuckerbrot nachzuvollziehen. Der einzige Anreiz, der Putin milde stimmt, ist die Kapitultaion und die Aufgabe der Ukraine.

    • @Herr Pepe:

      Ich bezweifle, dass das Putin milde stimmt. Das wird ihn nur hungriger machen.

  • Dieser Artikel ist leider zur Gänze falsch.

    Die ersten 17 Sanktionspakete haben sehr wohl etwas gebracht.



    Und das nächste wird es auch tun.

    (Wie ist das eigentlich mit den Anreizen gemeint ?



    Der Verfasser wirft hier mit einem Begriff um sich und belässt es dabei.)

    • @Konfusius:

      "Die ersten 17 Sanktionspakete haben sehr wohl etwas gebracht."

      Ach, Putin ist auf dem Rückzug? Habe ich da was verpasst?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nein, haben sie nicht, noch nicht. Wirtschaftlich ist Russland auf dem Rückzug. Nur durch Umstellung auf Kriegsrüstung hat es den Anschein von wirtschaftlicher Stärke. Ohne Munitions-, bzw. Waffenlieferungen aus Iran und teilweise Soldaten Nordkorea sähe es wie aus? Heute wird Russland ein wirtschaftlicher Vasall Chinas und von China sowie Indien und anderen als billiger Lieferant von Ressourcen genutzt.

  • Die Idee, Putins Verhalten zu belohnen, erscheint mehr als absurd. Trotzdem muss die Frage gestellt werden, welche Zukunft Putin und Russland nach einem Friedensschluss haben. Bei Putin persönlich ist es die Frage seines (politischen) Überlebens. Für Russland selbst ist die Frage, wie nach der Energiewende eine Zukunft ohne Öl- und GasVerkäufe aussehen könnte. Wer diese Fragen beantworten kann, hält möglicherweise den Schlüssel für einen Frieden in der Hand.

  • Anreize? Ein konkreter Vorscglag wäre hilfreich gewesen. Ich mache einen: Stelle Angriffe auf jegliche zivilen Ziele ein.... dann schicken wir auch keine Taurusse. So etwa?

    • @Tom Farmer:

      A) Definieren Sie zivile Ziele.



      B) Warum sollte Putin Angst vorm Taurus haben?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich wollte mit diesem Beispiel eher auf die Begriffsdefinition aufmerksam machen! Ist das eine Drohung oder ein Entgegenkommen an Putin?



        Weil Herr Bonse eben nix dazu sagt. Und dieser Grat ist eben schmal!

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        A) Kindergärten, Supermärkte, Schulen, Krankenhäuser, Busse, Kraftwerke, Umspannanlagen etc.



        B) 100x Taurus macht ca. 50 zerstörte Ziele (Flugplätze, Munitionslager, Kommandozentralen). Die könnten unter Umständen schon in den Vororten Moskaus "anklopfen".

        • @Luftfahrer:

          Kraftwerke und Umspannanlagen zählen auch für die NATO nicht zu den rein zivilen Zielen, weil sie eben auch die Rüstungsindustrie und andere für den Krieg wichtige Anlagen versorgen.

          Bei Bussen kommt es darauf an, wer drin sitzt. Ist also garnicht ganz so einfach...

          Und der Taurus hat eine Trefferquote von 50% bei starker Luftabwehr? Wo kommt diese Erkenntnis her? Aus den Prospekten des Herstellers?



          Fakt ist, dass die russische Luftabwehr die technisch ähnlichen französischen und britischen Marschflugkörper mittlerweile recht gut im Griff hat. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass dies auch bei beim Taurus nach etwas Übung der Fall sein wird. Dazu kommt, dass ein 480 kg Gefechtskopf (davon 113 kg Explosivstoff) keinen Flugplatz und auch kein ganzes Munitionslager zerstören kann, sondern immer nur kleine Teile. Und in Russland gibt es tausende Ziele. Also der Taurus würde der Ukraine vielleicht ein wenig helfen, aber wegen ihm schläft im Kreml niemand schlecht.

  • Definieren sie "mit Anreizen". Was zum Beispiel wollen sie Putin geben, damit es zum Waffenstillstand kommt? Und wie nehmen sie es wieder weg, wenn der Waffenstillstand bricht.

  • Die Sanktionen implizieren doch einen Anreiz, wenn Russland den Krieg stoppt, werden im Gegenzug die Sanktionen wieder fallengelassen.

    • @Jesus:

      Korrekt.

    • @Jesus:

      Dann beziehen wir wieder Erdgas aus Russland...?

      • @drafi:

        Lehren aus dem Vorgehen nach Kriegen kann man prima aus 1. und 2. WK ziehen.



        Sollte sich in Russland nach Putin entscheidendes ändern, wäre es Unsinn nicht normale wirtschaftliche Beziehungen zu pflegen.



        Man stelle sich vor, Putin hätte nicht der Vorstellung alter russischer militärischer Vorherrschaft verfolgt, sondern moderner technologischer Dominanz gehabt. Mit seinen Ressourcen, Manpower, Faszination für die russische Kultur und den Einnahmen aus europäischem Energiehunger wäre gigantisches möglich gewesen.

      • @drafi:

        Machen wir doch über Umwege so und so.

  • Ja, in diese Richtung sollte man denken. Es kann nicht im deutschen und europäischen Interesse sein, verbissen ein Sanktions"paket" nach dem anderen abzuschicken, wenn die USA und Russland auf eine Normalisierung ihrer Wirtschaftsbeziehungen hinarbeiten. Für die USA ist Russland dabei wirtschaftlich wohl uninteressant, Trumps Motiv mag vor allem darin liegen, Russland aus der Abhängigkeit von China zu lösen. Für das westliche Europa war Russland dagegen immer, seit dem frühen Mittelalter, ein attraktiver und komplementärer Handelspartner. Eine längere Abnabelung macht Russland und uns ärmer, und eine anhaltende (west)europäisch-russische Feindschaft kann nur im Interesse außereuropäischer Mächte sein. - Vielleicht wäre es ein Anfang, die Rücknahme der Sanktionen anzubieten, wenn Russland die blockierten Zentralbankvermögen in einen ukrainischen zivilen Wiederaufbaufonds unter UN-Kontrolle gibt.

  • Wenn schon 17 Sanktionspakete nicht reichen den Tyrannen in die Schranken zu weisen, werden es 1 oder 17 Motivationspakete auch nicht ermöglichen. Das Problem ist nicht der Tyran, sondern die Personen, die sich die Sanktionspakete einfallen lassen. Da wird schon von Anfang an immer auch auf die eigene wirtschaftlichen Tasche geschaut. Anders ist es nicht zu verstehen, warum es beim 16 Sanktionspaket noch immer Öl- und Gaslieferungen aus Russland in die EU gibt, warum immer noch Uran aus Russland eingekauft wird, warum ... Ich behaupte mal einfach so, dass den Ausgestaltern der Sanktionspakete einfach das Engagement fehlt, da Ihnen keine Gleitbomben um die Ohren fliegen.

    • @Sonnenhaus:

      "Ich behaupte mal einfach so, dass den Ausgestaltern der Sanktionspakete einfach das Engagement fehlt, da Ihnen keine Gleitbomben um die Ohren fliegen."

      Oder sie haben die Tatsache im Blick, dass in vielen Ländern rechtsradikale Kräfte nach der Macht greifen wollen...