piwik no script img

Nationalisten in FrankreichDer unaufhaltsame Vormarsch

Die Partei der Rechtspopulistin Marine Le Pen wird am Sonntag stärkste Kraft. Wahlverlierer Macron ruft auf zum demokratischen Bündnis gegen rechts.

Applaus für sich selbst: Marine Le Pen am Sonntagabend Foto: Yves Herman/rtr

Paris taz |/dpa/afp | Die ersten Hochrechnungen und Schätzungen aufgrund der Ergebnisse des ersten Durchgangs der Wahl der Abgeordneten der Nationalversammlung bestätigten sogleich die Voraussagen der Umfrageinstitute. Die extreme Rechte setzt ihren rasanten Vormarsch bei den Europawahlen mit einem vergleichbar hohen Stimmenanteil fort.

Laut den Informationen des Fernsehsenders TF1 haben die Kandidaten des Rassemblement National (RN) landesweit 34,2 Prozent erhalten, die linke Volksfront (Nouveau Front Populaire) 29,1 Prozent, die unter dem Namen Ensemble vereinten Regierungsparteien hinter Präsident Emmanuel Macron 21,5 Prozent und der Rest der Konservativen der Partei Les Républicains (LR), die sich nicht dem RN angeschlossen hatten, bekamen rund 10 Prozent, alle anderen zusammen 4,3 Prozent.

Drastischer Einbruch der Mitte

Dies verdeutlicht vor allem den drastischen Einbruch der liberalen Zentrumsparteien, die bisher in Macrons Regierungskoalition vertreten waren. Als Antwort auf den Vormarsch der extremen Rechten hatten sich die linken Oppositionsparteien (Sozialisten, Kommunisten, Grüne und La France insoumise) zu einer neuen Wahlunion zusammengeschlossen, sie haben damit an Boden gewonnen. Die Prozentanteile sind aber nur ein Indiz einer Tendenz und lassen nicht wirklich eine präzise Umrechnung zu, denn in der Mehrheit der Wahlkreise findet eine Stichwahl mit zwei oder drei Finalisten statt. Der Vormarsch der extremen Rechten an die Macht scheint sich zu bestätigen.

Aufgrund dieser Resultate meint der private Sender, dass RN nach den Stichwahlen vom kommenden Wochenende über 240 bis 270 Sitze verfügen könnte. Das würde bedeuten, dass die extreme Rechte nicht eine absolute Mehrheit zum Regieren erhalten würde, sie liegt bei 289 Sitzen.

Erreicht der RN die absolute Mehrheit?

Die Volksfront käme laut diesen Berechnungen auf 180 bis 200 Sitze, die bisher regierenden Macronisten lediglich auf 60 bis 90, LR-Konservative auf 30 bis 50 und andere auf 13 bis 21 Sitze. Ein anderes Institut lieferte auf dem öffentlichen Sender France-2 andere Zahlen, denen zufolge der RN-Parteichef Jordan Bardella als möglicher Premierminister über eine absolute Mehrheit von bis zu 300 Abgeordneten verfügen könnte.

Das französische Mehrheitswahlsystem macht diese Hochrechnungen zu einer Spekulation, vor allem solange nicht klar ist, in wie vielen der 577 Wahlkreisen entweder ein Kandidat oder eine Kandidatin auf Anhieb mit mehr als 50 Porzent im ersten Durchgang gewählt wurde und wo es zu Stichwahlen kommt.

Bereits absehbar war, dass in zahlreichen Wahlkreisen nicht nur zwei, sondern drei Be­wer­be­r*in­nen am kommenden Sonntag für einen Sitz antreten können. Sie müssen dazu im Minimum die Stimmen von 12,5 Prozent der eingeschrieben Wähler erhalten haben. Sie können sich aber auch zugunsten eines anderen Finalisten zurückziehen. Über die Frage, wie die Rechtsextremen noch vor der Erlangung der Regierungsmacht gestoppt werden können, gehen die Ansichten zwischen der Linken und den Konservativen und Macronisten noch auseinander.

Die für Frankreich sehr hohe Wahlbeteiligung verdeutlicht, wie sehr die Stimmberechtigten sich bewusst waren, dass dieses Datum wahrscheinlich in die politische Geschichte eingehen würde. Die Beteiligung erreichte mit fast 70 Prozent der 49 Millionen Eingeschriebenen ein Niveau der Beteiligung, wie es Frankreich seit 27 Jahren nicht mehr kannte. Bei der letzten Wahl im Jahr 2022 hatten nur 47,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Macron fordert ein „rassemblement démocrate et républicain“

Präsident Emmanuel Macron rief die Wähler am Sonntag unmittelbar nach Schließung der Wahllokale auf, in der zweiten, entscheidenden Wahlrunde einen Sieg des rechten Lagers zu verhindern. „Angesichts des Rassemblement National ist es nötig, ein breites, demokratisches und republikanisches Bündnis für die zweite Wahlrunde zu bilden“, erklärte Macron laut einer Pressemitteilung aus dem Elysées-Palast am Sonntag.

Im französischen Original sprach Macron von einem „large rassemblement clairement démocrate et républicain“, das dem Rassemblement National von Le Pen entgegengesetzt werden müsse.

Der Gründer der französischen Linkspartei, Jean-Luc Mélenchon, will einen Sieg der Rechtsnationalen bei den Stichwahlen unbedingt verhindern. Er rief deshalb die linken Kandidaten in bestimmten Fällen zu einem Rückzug auf. In den Wahlkreisen, in denen das Linksbündnis auf Platz drei und die Rechten auf Platz eins in die Stichwahlen gingen, sollten sich die linken Kandidaten zurückziehen, sagte Mélenchon am Sonntag. „Unter allen Umständen ist unsere Anweisung klar: Keine einzige Stimme mehr für den RN“, so Mélenchon.

Marine Le Pen hat derweil darum geworben, der rechtsnationalen Partei bei den Stichwahlen zu einer absoluten Mehrheit zu verhelfen. „Ich rufe Sie auf, sich der Koalition der Freiheit, der Sicherheit und der Brüderlichkeit anzuschließen“, sagte Le Pen am Sonntagabend. „Mobilisiert euch, damit das Volk gewinnt.“ In der Politik sei nichts gewöhnlicher als ein Machtwechsel, sagte Le Pen. Sie warnte vor falscher Angstmache gegen ihre Partei.

Anm. der Redaktion: Der Text wurde nach Schließung der Wahllokale um 20 Uhr mehrfach aktualisiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

49 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • "Der unaufhaltsame Vormarsch"

    ... endet bei 30%.

    Damit daraus eine Mehrheit wird müssen die anderen Parteien schon wirklich super fette Fehler machen.

    Das wichtigste ist, dass die Linkspopulisten nicht weiterhin als Durchlauferhitzer nach rechts agieren mit ihrem mächtig nach rechts hin ähnlichen Sprüchen

    • @Rudolf Fissner:

      Wenn ich mich da an eine Analyse erinnere, sind es vor allem aber die gemäßigt Rechten, auf die es ankommt.



      Flöten sie nämlich den Rattenfängern auch noch nach und/oder koalieren sie mit diesen Bräunlichen, können diese wachsen.



      Wird klargemacht, dass die Lektion aus 1933-45 gelernt ist, und mit Sozialem die Flanke geschlossen, sieht es deutlich entspannter aus.



      Bei uns arbeitet sich die Union wohl zu sehr immer noch an den "Linken" und Grünen ab, in Worten, die manchmal schon absurd klingen.

  • Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, der Bildungsbürger m/w/d erinnert sich womöglich.



    Nichts ist unaufhaltsam außer dem Tod und Chuck Norris.



    Es gilt das selbstwidersprüchliche Blabla von rechtsaußen zu entzaubern und so sozial und zukunftsorientiert zu wirken, dass denen der Boden wieder immer knapper wird.

  • Ein wenig aufatmen konnte ich, nachdem Premier Attal jetzt die Entscheidung bekannt gab, man werde dort die eigenen Kandidaten zurückziehen, wo Linke im zweiten Wahlgang die besseren Chancen gegen das RN haben. Zuvor schon hatte der Sozialist Glucksmann an das Linksbündnis appelliert, man solle ebenso verfahren und liberalen Kandidaten das Feld überlassen, wo für diese bessere Erfolgsaussichten beständen.



    Möglicherweise könnte auf diesem Weg die totale Dominanz der Neofaschisten in der französischen Nationalversammlung gerade noch verhindert werde. Das haben die Franzosen dann allerdings nicht Macron zu verdanken - der hat die Linke angegriffen, wo er nur konnte -, sondern der (späten) Einsichtsfähigkeit im linken wie im bürgerlich-liberalen Lager.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Habe ich wohl Danzig mit Leipzig verwechselt...



    www.projekt-gutenb...hlied/chap028.html

  • Es wird über Strategien gesprochen, über Führungsqualitäten diskutiert, persönliche Fehler angeprangert - alles schön und gut.



    Aber all das spielte keine Rolle, wenn nicht Millionen Leute genau das wollten: den Abbau ihrer eigenen Rechte, die Abschaffung der Demokratie, den Hass auf Ausländer und die internationale Isolation.



    Die Frage muss also meiner Meinung nach nicht lauten, was hat Macron alles falsch gemacht - sie sollte lauten: Was ist eigentlich mit den Leuten los?

    • @Stechpalme:

      Man sollte einfach mal der Wahrheit ins Auge blicken: ALLE rechten Parteien in Europa erzielen die derzeitigen Wahlergebnisse mit der Ablehnung der Bevölkerung mit der derzeitigen Migrationspolitik. In Deutschland kommen noch einige andere "grünistische" Themen hinzu, die von 90 % der Bevölkerung abgelehnt werden. Falls es hier zu keiner Änderung kommt, werden RN, AFD und Konsorten in der Wählergunst dazugewinnen, die anderen verlieren. Die Zeit der kosmetischen Behandlung dieser Themen, ist leider seit geraumer Zeit abgelaufen.

    • @Stechpalme:

      Sie scheinen irgendwie das Bild zu haben, Marie Le Pen sei ein Inkarnation Hitlers.

      Ob das zutrifft, wird man sehen.

      Nach internationaler Isolierung sieht es derzeit ja schon mal nicht aus, nicht mal in Europa.

      Eher im Gegenteil.

    • @Stechpalme:

      Sind völkisch-nationalistisch geführte Länder wie China oder Russland denn international isoliert?

    • @Stechpalme:

      Kapitalismus. Manche Leute werden immer ärmer, manche werden immer reicher.

      Das soziale Gefälle wird dadurch größer. Leute können sich nichts mehr leisten. Nichtmal eine Wohnung oder Lebensmittel. Bleiben abgehängt vom Rest der Nation.

      Der Sündenbock findet sich in Migranten oder Juden, die angeblich dafür schuld seien, anstatt des Kapitalismus.



      Mit einfachster Methodik schaffen es Rechte, die Wähler zu beeinflussen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Wie offen für Migration waren/sind denn nicht-kapitalistische Länder?

  • Demokratie kommt in Grenzbereiche. Per Definition ist Demokratie dann gegeben, wenn "die Anderen" auch eine Chance haben und behalten, an die Macht zu kommen. Das setzt soviel Mindestvertrauen voraus (und soviel Gemeinsamkeiten), dass jeder davon ausgeht, dass "die Anderen" auch an der Macht nicht Kernwerte ihrer Gegner verletzen.

    Jede Gesellschaft hat ein paar wenige Prozent an Menschen, deren Kernwerte und Grundsichtweisen verletzt werden - das hat bisher noch niemand anders geschafft. Dazu denken Menschen wohl zu unterschiedlich.

    Aber hier stehen sich nicht nur große Gruppen gegenüber, sondern "Links" und "Rechts" scheinen jetzt die größten Gruppen zu stehen - sich gegenseitig die Kernwerte verletzend.

    Demokratisch gesehen ist das heftig - die Demokratie tritt da ein Stück weit hinter der Verteidigung der Werte zurück.

    • @Markus Michaelis:

      Le PEN und ihr RN - ebenso Zenmour - sind allerdings nicht irgendwelche „Anderen“ im Rahmen des republikanisch-demokratischen Spektrums und Verfassungskonsenses - deshalb greifen Ihre an sich richtigen Argumente hier auch nicht.



      Glücklicherweise hat sich diese Erkenntnis jetzt - wenn auch spät - in einem Großteil des bürgerlichen Lagers durchgesetzt, weshalb Premier Attal jetzt ja auch dazu aufruft, die Kandidaten des Linksbündnisses dort zu wählen, wo sie die besseren Chancen haben.

    • @Markus Michaelis:

      Eine interessante Analyse, die noch besser wäre, wenn sie einen Überblick über die Kernwerte - links wie rechts - gäbe, die da verletzt werden.

      • @Gorres:

        @Gorres Ja, das wäre gut, diese Kernwerte genauer herauszuarbeiten. Das ist nicht so einfach, den je genauer man schaut, hat jeder Mensch andere Werte: das in politisch tragfähige Gruppen zusammenzufassen ist nicht trivial und dieser Diskurs wurde vielleicht zu lange vernachlässigt.

        @W.Offa es ist erstmal offen gemeint. Aber von mir nicht explizit als Lob der Mitte. Ich empfinde es eher so, dass die Mitte bei uns (und vielleicht in Frankreich) zu lange als Ideal dargestellt wurde - vielleicht zu sehr mit dem Hintergedanken, dass es immer soetwas wie die universell richtigen Werte gebe, auf die jeder Mensch kommen müsse, wenn er ruhig abwägt. Aus meiner Sicht ist diese Sichtweise mit dieser Wahl und ähnlichen Dingen woanders gegen die Wand gefahren.

        Wir brauchen mehr Nachdenken darüber, wie wir mit ernsten Gegensätzen umgehen, die nicht einfach verschwinden, wenn jeder nur ruhig und guten Willens nachdenkt. Das soll auch kein Lob der Extreme sein - nur dass es keine eindeutig vorgegebene Mitte mit "richtigen" Werten gibt.

    • @Markus Michaelis:

      "... sondern "Links" und "Rechts" scheinen jetzt die größten Gruppen zu stehen - sich gegenseitig die Kernwerte verletzend. ..."

      Ich bin schon länger der Ansicht, dass wir neben "Linken" und "Rechten" auch die wachsende Gruppe der "Religiösen" berücksichtigen müssen, die ihre eigenen Kernwerte haben und nach Einfluss streben.

      Die von Ihnen angesprochene Problematik führt meines Erachtens dazu, dass jede/r sein Wahlverhalten "eigentlich" nur noch daran ausrichten kann, von welcher der o.g. Strömungen die geringste Gefahr für einen selbst und die Menschen, die man schätzt/liebt ausgeht. Da bleibt dann, zumindest von mir, vieles andere Wichtige unberücksichtigt.

    • @Markus Michaelis:

      Ein Lob der ‚Mitte‘?

  • Die Schattenseite demokratischer Wahlen

    In den 1930er Jahren führte die demokratische Wahl der Nationalsozialisten zur Machtergreifung Hitlers und seiner Gefolgsleute. Die Folgen waren katastrophal: Der Holocaust, bei dem sechs Millionen Juden systematisch ermordet wurden, ist ein unauslöschliches Mahnmal dieser Zeit. Angesichts dieser historischen Tatsache stellt sich die drängende Frage, welche andere Religionsgruppe oder Minderheit in der Zukunft ähnliches erleiden könnte, falls extremistische Ideologien erneut an die Macht gelangen, sowie eben Frankreich geschehen. Minderheiten werden nicht plötzlich vertrieben oder schlimmer behandelt; solche Entwicklungen geschehen schrittweise. Auch im Dritten Reich passierte dies nicht sofort. Und mit den heutigen Wahlen in Frankreich wurde ein großer Schritt in noch dunklere Zeiten vollzogen!

    • @aberKlar Klardoch:

      Hitler, einmal an der Macht, verbot Parteien, verfolgte seinen Koalitionspartner und stellte seine Regierung nie wieder zur Wahl gegen eine Gegenpartei.

      Nicht die demokratische Wahl gab Hitler die Macht zum Holocaust, sondern sein undemokratisches Verhalten, gegen das niemand vorging.

    • @aberKlar Klardoch:

      Ja, und genau das durfte auch den französischen Wählern bekannt sein. Nein, es ist kein Naturgesetzt, dass man alle Fehler erst selbst machen muss, um daraus zu lernen. Man kann auch aus denen der Nachbarn lernen. Das erspart einem selbst UND den Nachbarn viel Leid.



      Sind die Leute heute unfähig oder unwillig zu lernen?

    • @aberKlar Klardoch:

      Welche Minderheit? Alle! Eine nach der anderen, genau wie bei den Nazis. Erst die sichtbaren, dann die den Behörden bekannten, dann alle Unliebsamen.



      Und es passiert auf der ganzen Welt.



      Wem nützt das?

  • Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn in Frankreich Rechtskonservative gewinnen. Dann kann man sehen, dass Lepens Versprechen von Freiheit, Wohlstand, Einigkeit, Sicherheit, Integrität, Tradition und Lebenssinn gar nicht so bei der Bewölkerung ankommen wie man denkt.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      Sie "glauben" das Le Pen die Macht einfach so wieder hergibt? Seufz ....

  • Wie konnte Macron nur glauben, mit der Ausrufung von Neuwahlen den Vormarsch des RN stoppen zu können … spekuliert er etwa darauf, die Linken würden im zweiten Wahlgang ihre Kandidaten zugunsten jener aus dem neoliberalen Macron-Lager zurückziehen (außer dort, wo diese Aussicht auf Erfolg haben oder die Linke weit abgeschlagen ist).



    Für viele links wählende Franzosen sind Le Pen und Macron inzwischen wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, bei den vorhergegangenen Wahlen galt Macron noch als das kleinere Übel. Das zieht allerdings nicht mehr.



    Er hätte wissen können, dass es zu einer klaren Rechts-Links-Zuspitzung kommen wird angesichts der desaströsen sozialen Lage in Frankreich, die er selbst und seine Leute in der Regierung zu verantworten haben.

  • Das war zu erwarten, ist dadurch aber nicht weniger erschreckend.



    Macons Kurzschlusshandlung zeigt, dass er sein politisches Gespür entweder völlig verloren hat, oder aber nach dem Europawahl Ergebnis schlicht trotzig und beleidigt war .



    Frankreich muss sich nun entscheiden, ob es demokratisch und pro europäisch bleiben will.



    Wenn der RN regiert wird nicht nur das Leben für people of colour in Frankreich unschön, das wird ganz Europa grundsätzlich verändern.



    Ein Europa der Demokratieen und einer gemeinsamen besseren Utopie in der Zukunft wird dann keine Rolle mehr spielen. Es geht dann nur noch um die individuellen Vorteile der einzelnen Länder und den Versuch,



    finanzielle Vorteile aus dem sterbenden Projekt zu ziehen.



    Aus einer solchen EU kann Deutschland dann auch austreten. Ich möchte nicht, dass zukünftig Rechtsextreme über uns entscheiden.



    Das ist eine sehr traurige Entwicklung.



    Liebe Französinnen und Franzosen, ich habe Euch und Euer Land immer sehr gemocht.



    Ich hoffe, Ihr zeigt in den Stichwahlen, dass Euch das



    europäische Versprechen von Frieden und Freiheit noch Etwas bedeutet.

    • @Philippo1000:

      @PHILIPPO1000



      Dir ist aber schon aufgefallen, dass 66% der Französinnen und Franzosen NICHT den RN gewählt haben? Das sind hier nicht 51% wie in USA, die mal Trump gewählt haben. Der RN hat "nur" 34% und wäre ohne das Wahlsystem in FR weit davon entfernt, die Macht übernehmen zu können.

    • @Philippo1000:

      Sollen jetzt die 66% gescholten werden? Eastsplaning?

  • Die Menschen wollen nicht soviel Veränderungen und wählen deshalb die, die genau das anstreben. Verrückt.

  • Demokratie offenbart hier ihre Schwächen. Unsere bisherigen Strategien dagegen sind nicht aufgegangen. Es wird Zeit diese zu ändern.

    • @Nobodys Hero:

      Strategie gegen Rechtsaußen suchen: o.k.; „Schwächen“ der Demokratie - anders wählen lassen?

  • Was hat man sich nur dabei gedacht A nur weil man mit Politik nicht zufrieden ist, gleich Rechtsextreme zu wählen.

    Was hat man sich nur dabei gedacht B Neuwahlen auszurufen, sinnloserweise wie die unnötige Brexit-Abstimmung

    • @Ciro:

      Unfassbar… Was passiert gerade in Europa? Sind es die Medien oder ist es tatsächlich so schlimm?

    • @Ciro:

      Das blöde an der Demokratie ist halt, dass alle mitmachen dürfen, gell?

    • @Ciro:

      ist nur ein paar Jahre vorgezogen, die Frage ist, was hat sich DIE Politik dabei gedacht, die Menschen so vor den Kopf zu stoßen, dass rechtsnational als Lösung erscheint..?

      • @nutzer:

        Jein.



        Ich frage mich, was die Politik tun müsste, um mich dazu zu verleiten, rechtsaussen zu wählen.



        Der Stoß vor den Kopf, den sie mir verpassen müsste, müsste schon deutliche Einschusslöcher verursachen.



        Nur im Delirium wäre die Wahl einer LePen überhaupt vorstellbar. Sollte das jemals eintreten - bitte entmündigt mich.

      • @nutzer:

        Gut zusammengefasst,

      • @nutzer:

        Wirklich eine intelligente und kurz-brillante Antwort.

      • @nutzer:

        Das ist die beste Antwort darsuf! Wow!

  • Das letzte Aufgebot. 2.0

  • Unaufhaltsam? Man kann auch etwas herbeischreiben statt darauf hinzuweisen, dass der RN "nur" 34% hat. Wenn sich die verbleibenden 66% einigen könnten, hätte der RN wenig Chancen. Natürlich ist das schwer, aber Artikel, welche einen "unaufhaltsamen" Aufstieg herbeireden sind unverantwortlich. Oder soll darüber mobilisiert werden?

    • @Bernd Käpplinger:

      Sehr richtig!

      • @Earl Offa:

        Jeder dritte Wahlberechtigte in Frankreich wählt FN. Und das innerhalb weniger Jahre. Ähnlich wie die AFD im Osten, von 0% auf über 30% innerhalb von 8/9 Jahren. Und was halten Sie für unaufhaltsam? Aber anstatt das Problem dialektisch anzugehen und die AFD inhaltlich und mit Ergebnissen zu entkräften, wird vieles schöngeredet. Das bringt nichts, aber auch gar nichts.

  • Ich halte es für möglich, dass das kürzliche Verbrechen in Courbevoie nochmals weiteren Einfluss auf das Wahlergebnis hatte. Zumindest weiß ich, dass der Totschlag/Mord an dem Mannheimer Polizisten bei unseren Wahlen hier in Deutschland am 09.06. bei einigen Personen nicht unberücksichtigt blieb.

    • @*Sabine*:

      Guter dialektischer Einwand, Ursache - Wirkung. Vermisse ich leider in vielen Fällen.

    • @*Sabine*:

      Dürften Sie recht haben.

    • @*Sabine*:

      Damit sind Sie ja ganz auf Klarsfeld-Linie. Der RN als Verteidiger der Juden! Das bedeutet den Bock zum Gärtner machen. Diese Allianz ist einfach nur gruslig.



      Oder habe ich Sie etwa falsch verstanden? Leider reden Sie nicht Tacheles, sondern 'halten es für möglich'. Ich fände es schön, wenn Sie etwas präziser wären, sagen, worauf Sie sich genau beziehen, denn Wissen über ein Verbrechen in Frankreich können Sie hier im Forum nicht voraussetzen.



      Ich halte es für möglich, dass die Wähler des RN kein Verbrechen in irgendeinem Pariser Vorort brauchen, um dieser Partei ihre Stimme zu geben.

      • @Klabauta:

        Mal den Kommentar von Sabine lesen würde helfen. Kurz gefasst: jede von einer Person mit Migrationshintergrund begangene Straftat, ergibt zusätzliche Stimmen für die AFD, RN etc. Sicherlich könnte man dies noch statistisch untermauern, allerdings ist Sabine (höchstwahrscheinlich) keine Statistikerin. Mehr steht nicht drinne.

    • @*Sabine*:

      Natürlich ist das so. Alles andere wäre ja höchst erstaunlich.