Nachhaltiger Tourismus und Flugscham: Fastenbrechen und Fernreisen
Auf das Fliegen verzichten? Nie wieder in ferne Länder reisen, fremde Kulturen kennenlernen? Das kann nicht die Lösung sein.
U nsere Deutschland-Sommer-Serie ist zu Ende und damit das Intervallfasten bei Reiseberichten aus der Ferne. Trotz Flugscham werden wir unseren Fokus wieder auf den großen Rest der Welt ausweiten. Trotz Liebe zum Regionalen werden wir uns weiterhin auf Internationales einlassen. Trotz Nachhaltigkeitsdiskussion wollen wir auf das Fremde, das Andere, das Unerwartete, das Ferne nicht verzichten. Auch wenn der welterfahrene, einst beneidete Globetrotter durch die Kritik an der weltweit wachsenden Vielfliegerei längst als egoistischer Globetrottel in Misskredit geraten ist.
Trotz alledem: Auch das Reisen hat Deutschland weltoffener, vielfältiger gemacht: im Denken, Tolerieren, Essen. Und wo es nicht zum Konsumtrip verkommt, sondern Austausch und Begegnung zulässt, ist Reisen bereichernd, belebend, erweiternd. Mit Moral für das Klima zu kämpfen ist gut, wir geben obendrein konkrete Tipps zum nachhaltigen Reisen, wie sie seit Jahren in der touristischen Szene diskutiert und erprobt wurden.
Aus der Klimaneutralisierung beziehungsweise CO2-Kompensation ist inzwischen ein Geschäftsmodell geworden: climatfair, atmosfair, klimakollekt, myklimat und andere findet man auf der Website www.utopia.de/ratgeber/fliegen-co2-kompensation-ausgleich/.
„Fernreisen mit dem Flugzeug sind für mich Höhepunkte; ich gönne sie mir selten und koste sie dafür länger aus“, empfiehlt fairunterwegs.org als eine der fünf Faustregeln beim Reisen. Das unabhängige, nicht gewinnorientierte Reiseportal ohne direkte Buchungsmöglichkeiten bietet Handlungsmöglichkeiten für einen fairen Umgang mit Mensch und Natur auf Reisen. Dahinter steht der Schweizer Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung Basel.
Faires Verhalten beim Buchen und unterwegs
Er setzt sich dafür ein, dass die Stimmen von Benachteiligten aus Tourismusgebieten gehört werden und Reisende, Tourismusunternehmen und Politik deren Rechte respektieren. Dazu gehört faires Verhalten beim Buchen und unterwegs, aber auch menschenrechtliche Unternehmensverantwortung.
Dafür macht sich auch das Forum anders reisen (forumandersreisen.de) stark. Über 100 Reiseveranstalter, die sich für einen nachhaltigen Tourismus engagieren, haben sich dort zusammengeschlossen. Spezialisten, die ihre Reisen umweltfreundlich und sozialverträglich gestalten wollen und dafür einen klaren Kriterienkatolog erarbeitet haben.
Sollten Sie dort nichts finden, das Sie ruhigen Gewissen genießen können, empfehlen wir unseren überarbeiteten Reiseführer „Deutschland für Eigensinnige 2“. Für alle, die regionale Qualitätsangebote, Tipps und Anregungen suchen und für die Nachhaltigkeit längst das entscheidende Qualitätsargument ist. Erscheinungstermin: Anfang November.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
G20-Gipfel in Brasilien
Milei will mit Kapitalismus aus der Armut
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört