Ökobilanz und Einkommen: Öko ist (k)ein Luxusproblem
Die Dielmanns leben relativ nachhaltig, aber sie fliegen zu viel. Charlotte Wilkens ist Umweltschutz egal, aber ihre Klima-Bilanz ist viel besser.
Berlin taz | Als Grit Dielmann ihren ökologischen Fußabdruck berechnete, traf sie fast der Schlag. Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie sie und ihre Familie, bräuchte es vier Erden. Dass die vierköpfige Familie mit ihrer Vielfliegerei dafür sorgt, den Treibhauseffekt voranzutreiben, ahnte sie. „Aber das hat mich doch geschockt“, sagt sie.
Ansonsten lebt die vierköpfige Familie so ökologisch und nachhaltig, wie das eine Familie heute tun kann: Alle essen kaum Fleisch, die 16-jährige Tochter ist Vegetarierin. Lebensmittel werden nicht weggeworfen, sondern bei der nächsten Mahlzeit verarbeitet. Beim Duschen achten die vier auf den Wasserverbrauch, die Heizung ist nie voll aufgedreht, sie trennen ihren Müll. Kleidung kaufen sie in Second-Hand-Läden und fahren viel Fahrrad. Das Auto nehmen sie nur für Touren, die anders nicht zu machen sind.
Normalerweise läge der CO2-Fußabdruck der Dielmanns weit unter dem Durchschnitt der Bundesbürger*innen, neun Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr. Aber: Die Flugreisen der Familie, die haben es in sich. Dazu muss man wissen, dass Grit und Christoph Dielmann und ihre Kinder seit Ende 2015 in Melbourne, Australien, leben. Er, 51, Pfarrer, leitet dort die Dreifaltigkeitskirche, noch bis Ende 2022 wird die Familie auf dem Kontinent bleiben. Sie, 52, arbeitet als Lehrerin, die Kinder gehen zur Schule. Allein ein Flug von Düsseldorf, wo sie vorher lebten, nach Melbourne produziert pro Person laut dem Ausgleichsanbieter Atmosfair über 8 Tonnen C02. Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen beträgt nur 2,3 Tonnen. Zum Vergleich: Der weltweite Schnitt liegt bei etwa 4,8 Tonnen.
„Uns ist das bewusst“, sagt Dielmann: „Aber was sollen wir machen?“ Nach Australien geht es eben (fast) nur per Flug. Mit dem Schiff von der Südspitze Spaniens aus, oder von Sri Lanka, der Insel Mauritius oder von Mittelamerika aus hätte es zu lange gedauert und wäre noch teurer als der Flug gewesen. Auch einmal in Melbourne angekommen, wollte die Familie nicht auf weitere Flüge verzichten. Das Land ist größer als Europa. Um von Melbourne nach Sydney, der größten Stadt Australiens, zu gelangen, fliegen die meisten Menschen, Australier*innen wie Tourist*innen. Auch die Dielmanns tun das.
Acht Flüge pro Person
Seit sie in Australien leben, waren sie drei Mal in Sydney. Sie waren in Tasmanien, in Nordaustralien und im Süden des Landes. In diesem Sommer haben sie Urlaub in Amerika gemacht, mit Zwischenhalt auf Hawaii. Um bei der Inselkette im Pazifischen Ozean von einer Insel zur nächsten zu kommen, sind sie meist geflogen. Grit Dielmann hat es ausgerechnet: acht Flüge pro Person. „Das tut weh“, sagt sie. Und: „Das ist nicht zu entschuldigen.“ Flugscham heißt das wohl heutzutage.
„Ich habe gelernt zu verzichten“
Die Dielmanns sind politisch im linksliberalen Spektrum anzusiedeln, sie wählen „progressiv“, wie sie sagen. Sie sind politisch wie ökologisch gut informiert, finanziell gehören sie in Deutschland zu den Gut- bis Besserverdienenden. In Australien indes, wo die Lebenshaltungskosten höher sind, müssen sie rechnen. Brot, Milch und Käse sind etwa doppelt so teuer wie hierzulande, Obst und Fleisch kostet etwa anderthalb mal so viel. Und doch zählen die Interims-Melbourner zu jenen Menschen, die – weil sie es sich finanziell leisten können – mehr Energie und Ressourcen verbrauchen als sozial Schwächere und Abgehängte.
Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Einkommen und Ökobilanz, das hat das Umweltbundesamt (UBA) 2017 in einer repräsentativen Studie herausgefunden. Der Zusammenhang existiert unabhängig davon, ob sich jemand als umweltbewusst einschätzt oder nicht. Zusammengefasst lässt die Studie folgendes Ergebnis zu: Wer mehr Geld hat, kauft sich umweltschonende Hausgeräte wie Kühlschrank und Waschmaschine, aber auch ein größeres Auto. Steckt Geld in die Wärmedämmung, wohnt aber auch in einer größeren Wohnung. Fährt Rad, fliegt aber öfter.
Manche müssen lernen zu verzichten
Charlotte Wilkens gehört nicht zu denen mit mehr Geld. Die gelernte Setzerin ist seit Jahren arbeitslos. Als die Zeitungs- und Buchproduktion digitalisiert wurde, wurde sie gekündigt. Nicht sofort, aber als sie sich weigerte, Arbeiten zu übernehmen, für die sie nicht ausgebildet war. Heute lebt die inzwischen 54-Jährige von Hartz IV. Umschulungen hat sie abgelehnt, sie sagt: „Ich will weder Köchin noch Altenpflegerin sein“, Jobs, die ihr zum Quereinstieg angeboten wurden. Wilkens will wenigstens „etwas Artverwandtes“ machen.
In diesen Tagen dreht sich alles ums Klima. Aus dem einsamen Protest von Greta Thunberg in Stockholm ist eine globale Bewegung geworden. Sie ruft zum weltweiten Streik auf. Am 20. September protestiert „Fridays For Future“ in 400 deutschen Städten, weltweit soll es 2.000 Aktionen in 120 Ländern geben. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung die Weichen für eine strengere Klimapolitik.
Die taz ist Teil der Kampagne „Covering Climate Now“. Mehr als 200 Medien weltweit setzen bis zum UN-Klimagipfel vom 21. bis 23. September in New York gemeinsam genau ein Thema: Klima, Klima, Klima.
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Sie hat 424 Euro im Monat zu Verfügung, den üblichen Hartz-IV-Satz. „Das reicht gerade so“, sagt sie. Wilkens lebt allein, hat keine Kinder, zur Zeit auch keinen Freund. Sie brauche nicht viel, sagt sie: „Ich habe gelernt zu verzichten.“ Aber ein neuer Kühlschrank könnte es schon mal sein. Der in ihrer Küche ist über 20 Jahre alt und rostet an der oberen linken Ecke. „Die Ökobilanz des Gerätes ist grauenhaft“, sagt die Frau. Wilkens heißt anders, ihr richtiger Namen soll nicht in der Zeitung stehen – um ihr nicht die letzten Chancen auf einen neuen Job zu verbauen. So hofft sie jedenfalls.
Urlaub? „Ist nicht drin.“ Das letzte Mal war sie vor acht Jahren länger außerhalb Berlins: zwei Wochen Campingurlaub mit Freunden. Sie fährt höchstens mal ein Wochenende nach Leipzig zu einer Freundin, mit dem Flixbus. Oder mit der S-Bahn nach Rüdersdorf, einem Berliner Vorort, zu Verwandten.
Aus Protest CDU gewählt
Bei der letzten Bundestagswahl 2017 hat Wilkens CDU gewählt. „Das erste Mal“, sagt sie: „Aus Protest.“ Sonst habe sie ihr Kreuz immer bei der SPD gesetzt. „Aber die macht nichts für Menschen wie mich.“ Hartz IV ist immer noch da, obwohl „die Sozen“ das längst wieder abgeschafft haben wollten. Wilkens sagt: „Mein Frust ist groß.“ Die Grünen empfindet sie als „Ökoschwätzer“ und „Spinner“, die „satt in großen, schicken Wohnungen hocken und sich um die Zukunft keine Gedanken machen müssten“. Umweltschutz interessiert Wilkens nicht. Sie sagt wörtlich: „Im Winter ist mir mein warmer Arsch wichtiger als saubere Luft.“
Wilkens kauft im Discounter ein. „Mehr kann ich mir nicht leisten“. Dort greift sie eher selten zu Gemüse und Obst und noch seltener zu Bio-Gemüse, dafür öfter zu Fertigprodukten. „Meistens habe ich keine Lust zu kochen“, sagt sie: „Und wenn ich Hunger habe, muss es schnell gehen.“ Ein Fahrrad besitzt sie nicht, das wurde ihr vor drei Jahren geklaut. Dafür fährt sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln: S-Bahn, U-Bahn, Bus, Straßenbahn. Wenn sie die 27,50 Euro für das Sozialticket nicht hat, läuft sie. Oder bleibt zu Hause. Wilkens ökologischer Fußabdruck, den sie mit der taz errechnet, liegt nicht nur weit unter dem deutschen, sondern auch knapp unter dem weltweiten Durchschnitt.
Dem Umweltbundesamt zufolge produzieren Menschen wie Wilkens, die mit dem Fernbus fahren, pro Kilometer 32 Gramm CO2. Dagegen erzeugt ein Flugkilometer, wie ihn Familie Dielmann mehrfach wegschrubbt, rund 201 Gramm. Es ist verrückt: Das gehobene und kritisch-kreative Milieu, zu dem sich die Dielmanns rechnen, verstärkt die Klimakatastrophe um ein Vielfaches mehr als Wilkens, der Umweltschutz egal ist. In der UBA-Studie heißt es: „Der Einfluss des Einkommens ist dabei besonders groß: Die Befragten in der untersten Einkommensgruppe haben im Mittel einen Gesamtenergieverbrauch von rund 10.000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a), bei Befragten mit hohen Einkommen liegt er mit knapp 20.000 kWh/a fast doppelt so hoch.“ Angehörige der prekären Milieus haben also den geringsten Energieverbrauch.
Grit Dielmann ist ratlos, wie sie ihr Leben ohne Fliegen organisieren soll. „Australien ist meine zweite Heimat geworden, ich muss da immer wieder hin“, sagt sie. Und Charlotte Wilkens? Sie winkt ab: „Ist doch eh alles egal.“ Dann lächelt sie: „Wenigstens einmal besser sein als diejenigen, die sich für etwas Besseres halten.“
Leser*innenkommentare
Kontext
Also: es braucht politische Regulierungen, die für alle gelten und für Verhaltensänderungen sorgen, und nicht Verzichtsappelle, die sich an den mehr oder weniger freien Willen richten. Nebenbei: wäre nett gewesen, mal die Klimafolgen von Rüstung, Militär, Manövern und Krieg zu bilanzieren. Warum traut sich die taz da nicht ran, sondern nur an diese harmlosen und unpolitischen Vergleiche von sonen und solchen Verbraucher*innen? Das Militär stillzulegen, würde auf einen Schlag zeimlich viel CO2 einsparen. Und: Geht nicht gibt*s nicht!
Mika
Der taz-Umweltredakteur Manfred Kriener hat Ähnliches vor Jahrzehnten beschrieben, das Umweltbundesamt hat 2016 eine Studie dazu veröffentlicht, alles ohne Folgen im Sinne einer öffentlichen Debatte.
www.klimareporter....usste-klimasuender
Winnetaz
Ist doch völlig logisch. Wer kein Geld hat, kann es auch nicht für klimaschädlichen Konsum ausgeben. Das gilt nicht nur für einzelne Familien, sondern für ganze Länder und Kontinente. Die Reichen verkonsumieren die Zukunft des Planeten, und das schon seit Jahrzehnten. Und der Konsum auf Kosten der kommenden Generationen betrifft nicht nur das Klima, sondern auch die letzten heilen Ressourcen aus Bodenschätzen, Ackerland, Wasser und Luft.
schwarzwaldtib
Einfach weiter denken. Die Familie im Artikel verzichtet aufs Fliegen und plötzlich steht sie vorbildlich da. Vermutlich weiter unter dem Durchschnitt. Diesen Stellhebel hat sie. Oder sie kauft sich frei, indem sie ihre Flüge kompensiert. Zählt ja auch.
Und dann? Stehen all die im Fokus, die aufgrund der finanziellen Lage ihr Leben nicht verändern können.
Thomas Schöffel
Natürlich ist Öko ein Luxusproblem. Glauben Sie etwa, daß jemand, der vor Geldsorgen nachts nicht schlafen kann, weil er Angst hat seine Wohnung zu verlieren, sich für hüpfende Kinder interessiert? Eine Freundin von mir ist Krankenschwester und hat einen gefühlt tausend Jahre alten Golf Diesel, mit dem sie zur Arbeit tuckert. Wenn die mit ihrer Uraltkarre nicht mehr aus der Pampa in die Stadt zur Arbeit kann, ist Schicht im Schacht.
Uranus
@Thomas Schöffel "Wenn die mit ihrer Uraltkarre nicht mehr aus der Pampa in die Stadt zur Arbeit kann, ist Schicht im Schacht."
Und? Weil Autos, da beitragend zur Existenzgefährdung, abgeschafft werden sollten, könnte es keine Mobilitätsalternativen geben?
Thomas Schöffel
@Uranus Andersherum wird ein Schuh draus: Wenn meine Freundin kein Auto mehr hat, wird ihre Existenz vernichtet. Capito?
Uranus
@Thomas Schöffel Weil das Auto das einzige Verkehrsmittel wäre, was es gibt? Ich meine strukturellen Veränderungen wie ÖPNV- und Fahrradinfrastruktur-Ausbau.
Andersherum fahren dann wohl in Zukunft nicht mehr viele Auto, weil bei massenhafter Fortsetzung der jetzigen Lebensweise die Lebensgrundlage zwischenzeitlich lebensfeindlich geworden ist.
Thomas Schöffel
@Uranus Ach so, ja prima. In ferner Zukunft oder so, wenn dann der ÖPNV bis in letzte Dorf kommt. Aber, Signore Uranus, wir leben heute und nicht in ferner Zukunft. Wenn irgenwelche verstrahlten Öko-Fans das Einfahren in manche Städte jetzt (und nicht in ferner Zukunft) verbieten, verliert sie ihren Job jetzt. Bis dann der Öko-Bus den Weg in die Pampa gefunden hat, ist die Frau Pleite. Oder ist Ihnen das egal? Machen wir das doch andersherum: Erst Bus, ok ?
PeterB
@Thomas Schöffel Ihre Freundin hat alles richtig gemacht, die Politik nicht.
Ein Auto sollte lange gefahren werden. Fahrverbote sind Konsumprämien für die Autoindustrie, keine Umweltschutzmaßnahme.
Uranus
Naja, wer meint, mit CDU-wählen sein*ihr Protestwählen ausdrückt, die*der hat schon ziemlich "seltsam" sozial/politisch analysiert.
Tja, und zu den Dielmanns - vielleicht hilft denen eine Einkommensbegrenzung auf Höhe von HarztIV um ein existenzerhaltenderes Verhalten zu erreichen ... ;/
Uranus
@Uranus *auszudrücken
Weidle Stefan
@Uranus Mit der Maßgabe der ALG II Strafe für die Dielmanns, manifestiert sich in Ihrer Aussage ein typisches linksökologisches Problem.
Arm = gut
Mitte = suspekt, vorsorglich erstmal ordentlich diskreditieren
Reich = böse
Wird schwer, da genügend Mitstreiter für eine an sich gute Sache zu akquirieren.
Uranus
@Weidle Stefan Und, wer den Androzentrismus beiseiteschiebt, kann viele Mitstreiter*innen gewinnen. Tatsächlich haben das offenbar im Gegensatz zu vielen Cis-Männern viele Personen gecheckt. ;)
Rudolf Fissner
@Uranus „Tatsächlich haben das offenbar im Gegensatz zu vielen Cis-Männern viele Personen gecheckt“
Ich glaube kaum, dass zwischen Intelligenz und Sexualität ein Zusammenhang besteht.
Uranus
@Weidle Stefan Zum einen ist das zugespitzt/überspitzt gemeint, zum anderen würde ich nicht zuallererst auf die Klassen abzielen und personalisieren, sondern darauf wie Reichtum entsteht - also auf die sozioökonomische Struktur abzielen. Reichtum/Ausbeutung erschafft Armut. Dann geht es (mir) um die ökologischen Folgen bzw. die Folgen für die Existenz von Mensch und Tier, die u.a. aus Konsum/Lebensstil resultieren. Und sicher, Personen mit mehr Geld haben zumeist auch einen größeren ökologischen Fußabdruck, wie es anhand des Artikels beispielhaft nachvollzogen werden kann. Eine Frage bleibt offen, welche Erkenntnisse Menschen aus den aktuellen Verhältnissen und aus den Ursachen ziehen und wie sie daraufhin sich positionieren und wie sie handeln.
Rudolf Fissner
@Uranus „Reichtum/Ausbeutung erschafft Armut.“
Dann ist die Antwort doch ganz einfach. Reichtum beschaffen und Armut für alle! :-) Zumindest als Maßnahme gegen den Klimawandel wäre es effektiv.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Weidle Stefan Mag sein.
Es soll wohl den ein oder anderen Menschen entsprechenden/r Alters, Persönlichkeit, Erfahrungen geben, der pfeift so etwas auf die Aquise.
Weil er weiß: "Du kannst aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen." (Alter PR-Spruch)
Mich etwa interessieren so richtig reiche Menschen nicht die Bohne, solange sie mich nicht in meinem Umfeld belästigen. Das Wissen, dass es sie gibt, reicht mir völlig.
Dr. McSchreck
schöner Schlusssatz, der übrigens auch einiges vom Erfolg der AfD speziell im Osten erklärt - das absolute Gegenkonzept zu denen, die sich für etwas besseres halten.
DJ Boemerang
Es wundert mich bei der Taz doch etwas, dass anscheinend Hotelübernachtungen für Umme gerechnet werden. In warmen Ländern mit konstanter Kühlung durch Klimaanlage (Hawaii oder Asien)
taz.de/Reisen-in-Z...awandels/!5603259/
kommt bei den Übernachtungen Hotels noch ein fetter Batzen dazu.
Etwa so 35 bis 40 KG co2 pro Person und Tag.
Hier hat der WWF mal verglichen.
www.wwf.de/fileadm...a-Fussabdruck.pdf?
Das Hotel in Mexiko kommt in 2 Wochen auf 487 KG CO2, dazu die Verpflegung mit 206 KG CO2 pro Person (Gastronomie ist leider auch sehr CO2-intensiv).
Nur Übernachtung und Verpflegung 693 KG CO2 (ohne Flug)
Eine vierköpfige Familie, die mit dem Auto von Düsseldorf nach Rügen fährt, dort in einer Ferienwohnung wohnt, kommt mit ihrem gesamten Urlaub incl. An- und Abreise auf 258 KG CO2 pro Person. Zumindest laut WWF.
Familie Dielmann mit 4 Personen Urlaub mit Flug in die USA, dann nach Hawaii, dann Flüge auf 5 Inseln und Rückflug nach Australien darf hier pro Person für Hotel und Verpflegung noch mal locker ein Tönnchen CO2 pro Person dazurechnen.
Auch Frau Schmollack kann jetzt ihren nächsten Asien-Urlaub exakter bilanzieren.
Mir fällt gerade ein , dass Udo Lindenberg seit ca. 25 Jahren in der Präsidentensuite im Hamburger Hotel Atlantic wohnt. Mit eigenem Schwimmbad und eigenem Kino.
Da ist ein Tönnchen CO2 mal locker in einer Woche fällig. Mit Verpflegung Außerhalb dazu eher schneller. FFF könnte Udo doch mal auffordern, mit 2 Tonnen CO2 pro Woche auszukommen.
DJ Boemerang
@DJ Boemerang Melbourne-Sydney grob 877 km.
Was sagt dazu der Ökoratgeber?
(…)"Bei einer Entfernung von unter 800 Kilometern sollte man der Umwelt zu Liebe mit Rad, Bus, Bahn oder Auto anreisen. Sonst wird man zum Klimakiller."(…)
Selbst für eine Person ist sogar das Auto klimafreundlicher. Bei Familie Dielmann mit 4 Personen, die laut Artikel ein Auto besitzt, gibt es also eine deutlich klimafreundlichere Alternatve, falls kein Fernbus oder eine Bahnverbindung zur Verfügung steht.
DJ Boemerang
@DJ Boemerang Nachtrag:
www.deutschlandfun...m-ist-fliegen-doof
Rudolf Fissner
Die ein zwei Dielmanns sind nicht das Problem. Das Problem sind die Massen an Touristen.
80576 (Profil gelöscht)
Gast
@Rudolf Fissner Die ein zwei grossen SUV auch nicht.
Rudolf Fissner
@80576 (Profil gelöscht) Die fahren die Dielmanns aber nicht. Und fliegen, ich sprach vom Fliegen, kann man damit auch nicht. Worauf ich hinaus wollte war, dass 90% der Reisen nur zum Vergnügen stattfinden.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
Dumm gelaufen, da ist man brav linksliberal, trennt fein säuberlich den Müll, duscht und heizt nicht richtig, kauft gebrauchte Klamotten und dann verhagelt die Fliegerei einem alles.
Alternative: Rostiger Kühlschrank, Discounter-Essen, Stadtwanderungen, keine kulturelle Teilhabe, ein Leben am Existenzminimum und Campingurlaub alle paar Jahre.
Dafür einen Super-Fußabdruck, für den einen keiner lobt.
Dr. McSchreck
@88181 (Profil gelöscht) nicht nur, dass einen keiner lobt.
Das größere Problem ist, dass auf diesem Niveau auch keiner unbedingt freiwillig leben will, der es nicht muss. Weshalb die Variante "Verzicht" extrem unattraktiv erscheint, sondern die Lösung zwingend in technischen Lösungen liegen muss, die diesen Verzicht ersparen.
Hanne
@Dr. McSchreck Man muss nicht aus Konservendosen essen, wenn man ein geringes Einkommen hat.
Und beim Urlaub geht es erstmal aktuell "nur" darum, nicht durch die Welt und über den Kontinent zu fliegen. Ausreichend Geld für Urlaube zu haben, ist schon wichtig. Unser Kontinent gibt aber genug her, um schöne, erholsame Urlaube ohne Flugzeug zu machen.
Die Klassiker Plastiktüten und Brötchen - jetzt mit dem SUV - per Pkw holen, Kinder zur Schule fahren etc. sind da noch nicht mal mehr erwähnt.
Dr. McSchreck
@Hanne wissen Sie, mir müssen Sie das nicht erzählen, meine CO2-Bilanz dürfte ziemlich weit unter dem dt. Durchschnitt liegen. Das Problem ist aber, dass wir zum Glück in einer Demokratie leben und viele Leute nicht bereit sind, "Verzicht" zu üben auf Dinge, die ihnen wichtig sind. So hat jeder seine Gründe, warum er an genau dieser Stelle nicht kann - sehr menschlich.
Genau das kann man aber lösen, wenn zB Speicherlösungen gefunden werden, mit dem man Ökostrom konservieren kann mit möglichst wenig Verlust. DANN könnte man auch weiter ausbauen, derzeit ist das sinnlos, weil es zeitweise Überkapazitäten gibt und zu anderen Zeiten braucht man eben noch die Reserve aus Kohle/Gas.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@88181 (Profil gelöscht) Seit wann brauchen Sie Lob? Aber ein langezogenes "Ooooooooohhhhhh" soll es hier schon sein.
Was wäre die Welt ohne uns, die, die sich opfern? An meinen Fußabdruck kommen Sie aber - schon wegen des Heizens für die Frau Mama - nicht ran.
Ohne eigenes Dazutun bin ich da unübertroffen. Die Heizung ist seit Wochen defekt und der Vermieter (EKD) macht das, was er am Besten kann: blöd rumquatschen - und nichts tun.
Btw: ab welchem Fussabdruck wird manN heilig gesprochen? Unter 1?
Sven Günther
@76530 (Profil gelöscht) Wenn ich das bei den katholischen Christen richtig sehe, muss man erst selig gesprochen werden.
0,5 ist die nagische Grenze.
Wir kriegen den Erzbischof aus Mainz schon klimaneutral nach Gießen, dann leistet die Kirche auch mal einen Beitrag zum Klimaschutz
Sven Günther
@88181 (Profil gelöscht) Es ist wie immer im Leben, klimaschädliches Verhalten muss man sich erstmal leisten können.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther Das ist wohl, sage ich als 3-Planeten-Mann.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@88181 (Profil gelöscht) ...wahr ...?
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@76530 (Profil gelöscht) Das hat eine gewisse Schwankungsbreite, je nachdem, wie ehrlich ich antworte.
Aber zwischen 2 und 3 sind es schon.
Und das ohne Auto, aber eben mit einem oder zwei Flügen und einigen Bahnfahrten.
Ach ja und ich verbrenne gern mal Autoreifen im Garten.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@88181 (Profil gelöscht) So in die Tiefe gehen wollte ich hier gar nicht. Meine Frage meinte nur, ob Sie vielleicht das Wörtchen 'wahr' vergessen haben?
Außerdem verstehe ich erst jetzt, was Sie hier meinen: 2 bis 3 verbrauchte Erden.
Ab ins Eckchen! ^^
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@76530 (Profil gelöscht) Ja das "wahr" hatte ich vergessen.
Wir hatten einen Religionslehrer, der war ein echter Pfaffe und hatte früher in Afrika Heiden missioniert.
Wenn man Blödsinn machte, musste man sich mit betenden Händen in die Ecke knien.
Wir haben das ein, zweimal mitgemacht, dann haben wir die linken Lehrer aufgewiegelt und Schluss war mit mittelalterlichen Strafen.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@88181 (Profil gelöscht) Ich weiß nicht, ob dies eine Andeutung oder ein - versteckter - Vorschlag für eine Re-Inszenierung war.
Falls ja, dann müssten sie dieses Mal rechte Lehrer oder rechte was-weiß-ich-Menschen aufwiegeln. Denn links bin ich ich ja schon.
Kerpfen
Unser Einkommen ist dem Mittelstand zuzurechnen. Am meisten bleiben wir einfach zu Hause, essen nur noch wenig Fleisch und das Auto bewegen wir um Großeinkäufe zu erledigen oder die Töpfersachen vom nächstgelegenen Brennofenbetreiber abzuholen ( 25 km). Selbst die neue Küche bauen wir aus Holz, das mein Mann mit Handsäge und - hobel bearbeitet. Die Bahn bringt uns zur taz oder zu anderen Freunden. Ich arbeite fussläufig im Ort. Wer unterbietet einfach mal diese Ökobilanz?
Hanne
@Kerpfen Bin dabei :-)
Wir (3 ü 18) haben weder Auto noch Führerschein. Wir fahren Fahrrad und ansonsten mit ÖPNV und Bahn (und teils auch Fernbus).
Unsere selbst gebaute Küchenzeile ist 25 Jahre alt und ist bisher 5 x mit umgezogen, ansonsten überwiegend selbst gebaute Regale aus Holz oder alte Schränke und Tische. Neu gekaufte Möbel ggf. aus heimischen Vollholz, zuletzt vor 15 Jahren.
Wir nutzen für Handwerksarbeiten allerdings Geräte mit Strom. Ökostrom seit 1999/2000. Wohnräume werden max. auf 19 bis 20°C beheizt.
Essen besorge ich überwiegend frisch, jahreszeitlich und von möglichst regionaler und ökologischer Herkunft - mit dem Rad. Wir essen auch Fleisch.
Meine Schuhe und Kleidung lasse ich, wenn möglich, reparieren, auch, wenn das (bisher) Kopfschütteln auslöste und angeblich "teurer" ist.
Sachen, die wir nicht mehr benötigen werden verkauft, verschenkt oder kommen in den Umsonstladen.
Und trotzdem haben wir noch viel zu viel Kram, auch weil nicht so viel weg geworfen wird und man es ja vielleicht nochmal gebrauchen könnte...
Ich nutze Bibliotheken und kaufe gebrauchte Bücher. Ab und zu ein neues Sachbuch.
Mir ist es nicht verständlich, wie man sich jedes Jahr (komplett) neu einrichten und anziehen kann, so wie Kataloge und Geschäfte das jedem anbieten. Wer kauft diese Massen an Töpfen, Bettwäsche, Spielzeug, Kleidung, Sofas, Lampen und Schuhen?
Wir gehören eher zu denen mit geringem Einkommen. Aber selbst, wenn ich mehr Geld hätte, könnte ich nicht ständig kaufen, kaufen, kaufen und wegwerfen. Ich würde gerne Handwerker bezahlen und spontan mit der DB zum Flexpreis fahren können und vielleicht ab und an auch mal gut essen gehen, wo Leute und Lebensmittel gut und fair bezahlt werden.
Weidle Stefan
@Hanne Nun siehe meine Tochter, ich erteile Dir Absolution, denn du gehörst zu den Gerechten!
Doch 19/20 Grad, dass sage ich Dir redlich, sind böse, denn deren 17/18 hätten auch gereicht und fünf Umzüge mit allen ihren Emissionen, sind schon nahe an der Völlerei!
80576 (Profil gelöscht)
Gast
@Kerpfen Warum sollte ich das tun wollen? Klingt nach keinem beneidenswerten Leben.
Reyde Lanada
"Das Auto nehmen sie nur für Touren, die anders nicht zu machen sind." Wusste nicht, das zwischen Melbourne und Sidney keine Straßen existieren.
Sven Günther
@Reyde Lanada Doch gibt es, 877 km sind das ungefähr...
83492 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther "Doch gibt es, 877 km sind das ungefähr..."
Gibt es auf dem Weg keine Motels?
Das Problem ist doch nicht die Entfernung, sondern der Anspruch, beliebige Distanzen sofort überbrücken zu können.
Sven Günther
@83492 (Profil gelöscht) Und den Anspruch habe ich auch weiterhin.
Für mich besteht das Problem darin, das Australien keine Schnellzugverbindung hat und es außer Flugreisen und Straße keine Alternative gibt.
83492 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther "Für mich besteht das Problem darin, das Australien keine Schnellzugverbindung hat und es außer Flugreisen und Straße keine Alternative gibt."
Ihre Argumentationslinie ist die gleiche, mit der Berufspendler begründen, warum sie nicht den ÖPNV nutzen. Ich will das nicht werten, die Konsequenz ist aber, dass es mit dem Klimaschutz nicht vorangeht. Keiner (mich eingeschlossen) will in den Bereich, wo es wirklich weh tut, aber notwendig wäre. Sie und ich optimieren unsere Lebensumstände lokal und das ist auch rational.
Um das individuelle Verhalten zu ändern ist externer Zwang, sprich staatlicher Eingriff notwendig. Und wie das Beispiel Australien zeigt, nicht nur in Deutschland, sondern global.
Reyde Lanada
@83492 (Profil gelöscht) Ich habe gerade einen neuen Job in Sofia in Bulgarien begonnen. Ich war vorher in Spanien, Pontevedra. Das heißt wir führen vom westlichen Ende Europas ans östliche Ende; mit dem PKW. Mit Umweg über Deutschland um meine Eltern zu besuchen waren das die dreifachen Kilometer.
Die Strecke Sydney - Melbourne sollte problemlos na einem Tag zu bewältigen sein, wenn man will.
Keine Ahnung wie oft ich schon zwischen Dresden und Bochum gependelt bin, mit ICE oder PKW und ich den ICE defenitiv mehr empfehlen kann.
Es sind doch alles nur Nebelkerzen die hier als Argumente genutzt werden, um das Fliegen zu rechtfertigen
Sven Günther
@83492 (Profil gelöscht) "Um das individuelle Verhalten zu ändern ist externer Zwang, sprich staatlicher Eingriff notwendig."
Hier möchte ich Ihnen persönlich zustimmen, aber sachlich widersprechen.
Ich erlebe das 6 Tage die Woche auf Arbeit warum das nicht klappt.
Natürlich ist eine gemeinsame Anstrengung aller Menschen und auch der Regierungen notwendig um den Klimawandel zu begrenzen.
Nun wäre es schön wären wir eine altruistische Spezies mit einem Moralkodex wie "die Vereinte Föderation der Planeten" in Star Trek wären, Forscher und Entdecker und so.
Meiner persönliche Erfahrung nach, sind wir größtenteils eine selbstsüchtige, destruktive und oberflächliche Spezies mieser Bastarde, die nicht mal in der Lage wäre, zusammen zuarbeiten, wenn ihr Leben davon abhängen würde, was es irgendwann wahrscheinlich auch tut, wir müssen uns nicht über Termine streiten.
Nun zum Beispiel Staat/Firma, warum kommt der staatliche Eingriff nicht in dem Maße wie er notwendig ist?
Weil die Staaten keine neutralen Instanzen sind.
Beispiel aus meinem Arbeitsleben um die Sache rund zu machen, eine andere Division meines AG hatte ein ähnliches Projekt, ich war damals relativ frisch von der Bundeswehr in die freie Wirtschaft gewechselt und hatte noch so Sätze wie Treue um Treue im Ohr (ist seit 06.05.2014 durch Erlass des Inspekteur des Heeres im dienstlichen Umfeld der BW verboten/ich bin vorher ausgeschieden) und wollte die Kollegen über Probleme die das Projekt ad absurdum führten informieren. Wurde mir damals verboten, man wollte die eigenen Kollegen auflaufen lassen weil die in Konkurrenz um eine Divisionleiterstelle und einen dicken Fördertopf standen, auch wenn bekannt war, das Konkurrenten im gleichen Thema engagiert waren und uns ausstechen könnten.
Die Regierungen misstrauen sich genauso, jeder versucht, so viel für sich herauszuholen wie es geht, oh das bringt uns ins Hintertreffen gegen xy, warten wir erstmal ob xy das nicht zuerst macht, ergo, ein zu hoher CO2 Preis würde...
83492 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther "Die Regierungen misstrauen sich genauso, jeder versucht, so viel für sich herauszuholen wie es geht, oh das bringt uns ins Hintertreffen gegen xy, warten wir erstmal ob xy das nicht zuerst macht, ergo, ein zu hoher CO2 Preis würde..."
Das beschreibt die Situation ganz gut. Und das führt in den Untergang.
Es gibt 3(oder vier) mögliche Strategien eines Staates für den Umgang mit dem Klimawandel:
1. Weiter wie gehabt.
2. Alles Erforderliche tun, um den Klimawandel aufzuhalten.
3. Alles Erforderliche tun, um die Folgen des Klimawandels zu kompensieren.
4. Abhängig von verfügbaren Ressourcen Mischformen aus 2. und 3.
Strategie 1. ist die bequeme und von der Politik bevorzugte. Wer nichts tut kann nichts falsch machen.
Wird Strategie 2. gewählt und scheitert die mangels Beteiligung anderer Länder (Deutschland alleine kann es nicht richten, es trägt nur 2,3% zum globalen CO2-Ausstoß bei [1]) werden die Bürger doppelt gestraft: der Klimawandel ist da und der materielle Wohlstand ist in wirkungslosen Maßnahmen verschwunden.
Strategie 3. ist die rationale Wahl, wenn zu erwarten ist, dass der Klimawandel ohnehin nicht mehr aufzuhalten ist. Und um das zu schaffen, müssten die größten Emittenten China, USA und Indien deutliche Anstrengungen unternehmen. Danach sieht es nicht aus.
Strategie 2. ist eigentlich die optimale, aber das Misstrauen der Staaten untereinander führt eben dazu, dass sie nicht gewählt wird.
Es ist ähnlich wie beim Gefangendilemma [2],
"Die dominante Strategie beider Gefangenen ist, zu gestehen. Diese Kombination stellt auch das einzige Nash-Gleichgewicht dar. Hingegen würde eine Kooperation der Gefangenen für beide zu einer niedrigeren Strafe und damit auch zu einer niedrigeren Gesamtstrafe führen."
[1] de.wikipedia.org/w...#Nach_L%C3%A4ndern
[2] de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@83492 (Profil gelöscht) Jeder begründet irgendwie irgendwas. Das Leben der Menschen ist eben widersprüchlich und anders auch nicht zu haben.
Die Leute haben aufgehört zu rauchen oder fangen gar nicht mehr damit an, als es immer teurer wurde und fast nirgends mehr erlaubt war.
Hier gilt dasselbe. Nur mit moralischen Appellen erreicht man außer einer scheinbaren Überlegenheit gar nichts.
Das Dilemma ist, dass die Politik offensichtlich kein großes Interesse hat, etwas Wirksames in die Wege zu leiten.
Von der Industrie ganz zu schweigen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Proteste und Aktionen von FFF et al genug Druck erzeugen, um die Politik zu wirkungsvollen Maßnahmen zu zwingen.
86970 (Profil gelöscht)
Gast
Guter Artikel, der den Finger tief in die Wunde steckt und dort noch ein paar mal umdreht.
"„Uns ist das bewusst“, sagt Dielmann: „Aber was sollen wir machen?“
Genau das höre ich bei allen gutgestellten Bekannten (die natürlich alle pro FFF sind), bei denen ich wg Fliegerei + Autofahrerei mal vorsichtig nachfrage. Und deswegen gelingt es mir vorläufig noch nicht, diese Bewegung wirklich ernst zu nehmen.
Und weil "die Politik" das natürlich ebenfalls weiß, hat sie gute Gründe dafür, auf wirklich schmerzhafte Maßnahmen zu verzichten. Man will ja wiedergewählt werden. Vorläufig also: viel Lärm um wenig bis nichts.
Ich träume ja nach wie vor von einem massenhaften Boykott von Tankstellen und der Fliegerei, bin da aber wohl recht einsam.
Ivande Ramos
Grit Dielmann ist ratlos, wie sie ihr Leben ohne Fliegen organisieren soll. „Australien ist meine zweite Heimat geworden, ich muss da immer wieder hin“
Und so ist es leider. Wenn gesellschaftliche Verpflichtung mit dem eigenen Anspruchsdenken kollidiert, dann ist man ratlos und macht trotzdem weiter wie bisher, denn Verzicht, also eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Anspruchsdenken, ist der Bourgeoisie fremd. Siehe Kapitalismus. In diesem System kann sich Grit darauf verlassen, dass Josef, Gerhard, Franz und Wolfgang dafür sorgen, dass Charlotte Grits Last tragen muss, welche auch immer es sei, und unabhängig davon, wo Grit ihr Kreuzchen setzt, wenn sie es denn setzt. Die Bürgerei entscheidet selbst darüber, was sie privat für Klima und soziale Gerechtigkeit zu tun hat, und auch darüber, wie sie sich für ihr löbliches Engagement belohnen darf. Im Westen, wie üblich, nichts Neues.
83492 (Profil gelöscht)
Gast
@Ivande Ramos Ich muss Ihnen (leider) 100%ig zustimmen.
nzuli sana
Dann sind ja die Alg2-Bezieher_innen unter den taz-Lesern die Avantagarde des Nicht-so-schlimmen-Lebens.
ich bin z.B. erst zwei mal im Leben geflogen: 1993 und 2011.
Die Verkehrswissenschaft beschäftigt sich auch mit den Fragen der Bedürfnisse:
wie viele Strecken sind notwendig, wie viele nicht? Wie viel Freiheit gibt es?
und ist Mobilität nicht notwendig für den kulturellen Austausch, den Abbau von Vorurteilen?
Stupor Mundi
Schon klar, wenn man nach Australien will oder muß dann gibt es keine Alternative zum Flug. Auch für viele Reisen innerhalb Australiens bleibt oft nur der Flieger. Aber hier wird explizit die Reise Melbourne-Sydney genannt, auch mit dem Hinweis dies ginge nur mit dem Flieger. Wenn Menschen wie die Dielmanns, welche ja meinen gern das Klima schützen zu wollen, so etwas raushausen, dann ist es um unseren Planeten sehr schlecht bestellt. Sydney-Melbourne und zurück gibt es zwei Zugpaare täglich, Fahrtdauer ca. 11 Stunden, eines über Tag, eines über Nacht. Und über Nacht gibt es sogar Schlafkabinen, daher ist dies die perfekte Reisemöglichkeit zwischen diesen beiden Städten, siehe hier: www.seat61.com/Aus...-Canberra-Brisbane. Und hier die Abfahrt des Nachtzuges nach Melbourne im Hauptbahnhof von Sydney: www.youtube.com/watch?v=xne4Nfe9TEU
90618 (Profil gelöscht)
Gast
"Das Auto nehmen sie nur für Touren, die anders nicht zu machen sind."
Ist bei mir so ähnlich: Touren, die ohne Auto nicht zu machen sind, mache ich nicht.
Frau Kirschgrün
@90618 (Profil gelöscht) Hervorragend! 😎 .
TazTiz
„Uns ist das bewusst“, sagt Dielmann: „Aber was sollen wir machen?“
Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit ... gilt gleiche Milde auch für mich oder muss ich mich schämen?
Sinulog
also müssen bloss alle arm genug werden dann klappts auch mit dem klima zumindest wenn ma d als blase betrachtet außerhalb wollen die menschen schon fortschritt ;)