Nach schlechter Ernte: Olivenöl wird noch teurer
Verbraucher müssen sich auf abermals steigende Preise bei Olivenöl einstellen. Im Juli lag der Preis 45 Prozent höher als 2023. Ein Grund ist auch der Klimawandel.
WIESBADEN dpa | Für Olivenöl müssen Verbraucher in Deutschland beim Einkaufen immer tiefer in die Tasche greifen. Im Juli lag der Preis 45 Prozent höher als 2023, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Für kein anderes Lebensmittel registrierten die Testkäufer eine größere Steigerung. Bereits zuletzt verzeichnete Olivenöl pro Monat jeweils Preisanstiege von 40 Prozent und mehr, verglichen mit dem Vorjahresmonat. Insgesamt verteuerten sich Nahrungsmittel im Juli hingegen nur um 1,3 Prozent.
Für Olivenöl hat sich der Preis seit dem Jahr 2020 den Statistiken zufolge mehr als verdoppelt. Eine Auswertung des Preisvergleichsportals Smhaggle zeigt: Die 500-Milliliter-Flasche Olivenöl eines bekannten Markenherstellers kostete im Januar 2022 noch 5,49 Euro, aktuell 9,99 Euro. Der Regalpreis einer Eigenmarke mit 750 Milliliter kletterte unterdessen sogar von 3,89 auf 9,49 Euro. „Die Gründe für die Preiserhöhungen sind Wetterextreme in Südeuropa, Ernteausfälle sowie gestiegen Produktionskosten für Anbau und Ernte“, sagte die Lebensmittelexpertin Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Olivenöle werden in Ländern wie Italien, Griechenland und Spanien gepresst und nach Deutschland importiert. Bei den Hauptexporteuren ist die Situation schwierig. Beim weltweit größten Olivenöl-Produzenten Spanien brach der Ernteertrag in der Saison 2022/2023 um mehr als die Hälfte ein, in Italien und Griechenland lief es nicht viel besser. Grund dafür sind nach Angaben der Produzenten vor allem die ungünstigen Wetterbedingungen – zu wenig Regen in den Wintermonaten und zu hohe Temperaturen. Fachleute und viele der Olivenbauern machen den Klimawandel dafür verantwortlich.
In Spanien, dem größten Erzeugerland von Oliven, stieg der Preis für Olivenöl zwischen Januar 2012 und Juni 2024 sogar um 191 Prozent, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Grund waren Ernteausfälle aufgrund von Dürre und eine gestiegene Nachfrage nach dem „flüssigen Gold“.
Erzeugen hoffen auf bessere Ernte
Doch für dieses Jahr hoffen die Erzeuger auf eine bessere Ernte. In den Monaten April und Mai während der Olivenblüte gab es keine schädigende extreme Hitze und dank ergiebiger Regenfälle im Frühjahr liegen die Wasserreserven über dem Durchschnitt, schrieb die Zeitung „El País“. Diese beiden Faktoren ließen eine Rückkehr zu normalen Erntemengen in der nächsten Saison erwarten.
Luis Carlos Valero, Sprecher der Jungbauernvereinigung Asaja in Jaén, warnt jedoch, dass sich die tatsächliche Entwicklung erst im Oktober zeigen werde, wenn die Mai-Ernte des nächsten Jahres als gesichert gelte. Bis dahin heißte es weiter: „Es gibt nur noch wenig Öl, und theoretisch müsste es noch teurer sein“, zitierte die Zeitung Valero.
In Griechenland könnte die diesjährige Produktion laut einer Schätzung der Nationalen Olivenölorganisation moderat bis gut ausfallen – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.
Die deutschen Lebensmittelbranchenverbände wollten zu möglichen weiteren Preiserhöhungen für Olivenöl auf Nachfrage keine Prognosen abgeben. Um Geld zu sparen, können Konsumenten zu günstigeren Alternativprodukten greifen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt Rapsöl und Sonnenblumenöl, beide Sorten seien gut zum Erhitzen, Lein- und Walnussöl dagegen für kalte Gerichte geeignet. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Sonnenblumenöl und Rapsöl waren im Juli 2024 knapp 9 Prozent billiger als ein Jahr vorher.
Leser*innenkommentare
Šarru-kīnu
Wir beziehen unser Olivenöl von einer kleinen Kooperative auf Naxos. Die haben den gleichen Preis wie vor 10 Jahren, waren damals noch teuer und liegen heute auf Supermarktniveau. Nahrungsmittel sind sowieso zu billig in Deutschland.
Mopsfidel
Der Rat der Verbraucherorganisation ist des Preises wegen zwar gerechtfertigt. Aber es wäre so als würde man einen Butterkäse einem Parmesan gleichstellen.
Die meisten VerbraucherInnen kennen jedoch nur das Olivenöl aus dem Supermarkt, welches in der Regel ein Gemisch aus vielen Sorten ist und am Ende nur ölig nach nichts schmeckt.
EDL
Wenn es um die Gesundheit geht, ist Olivenöl sicher nicht die erste Wahl ... Für die kalte Küche gibt es deutlich gesündere Alternativen wie bspw. Hanföl, welches unter den Speiseölen das beste Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren hat. Zudem ist es schmackhafter als Leinöl ...
Werner2
"Doch für dieses Jahr hoffen die Erzeuger auf eine bessere Ernte. In den Monaten April und Mai während der Olivenblüte gab es keine schädigende extreme Hitze und dank ergiebiger Regenfälle im Frühjahr liegen die Wasserreserven über dem Durchschnitt, schrieb die Zeitung „El País“. Diese beiden Faktoren ließen eine Rückkehr zu normalen Erntemengen in der nächsten Saison erwarten."
"In Griechenland könnte die diesjährige Produktion laut einer Schätzung der Nationalen Olivenölorganisation moderat bis gut ausfallen"
Wenn ich diesen Text richtig verstehe, wird für 2024 eine gute Ernte erwartet. Das heißt, die Preise für Olivenöl werden also wieder sinken?
Uwe Kulick
Bin auch ohne den Rat der Verbraucherzentrale schon auf Rapsöl umgestiegen.
Janix
Wie Forscher wie Benno Zimmermann, Bonn zeigten, hat Olivenöl einige gute Stoffe und Qualitäten.
Überhöhen sollte man es jedoch auch nicht. Man kann auch Theodorakis bzw. Paco de Lucia hören, Primo Levi lesen oder was auch immer, für Urlaubsgefühle.
Dennoch auch dies ein guter Anlass, gegen Wetterextreme durch Klimaerhitzung zu sein.
Jim Hawkins
@Janix Oder Lucio Battisti:
www.youtube.com/watch?v=U6NqD0P0eY8
"Sì, viaggiare
Evitando le buche più dure
Senza per questo cadere nelle tue paure
Gentilmente senza fumo con amore
Dolcemente viaggiare
Rallentando per poi accelerare
Con un ritmo fluente di vita nel cuore
Gentilmente senza strappi al motore"
Ohne es überhöhen zu wollen, es ist schon ein Erlebnis, ein Stück Weißbrot in ein gutes Olivenöl zu tunken und sich dann das auf der Zunge zergehen zu lassen.
Nordischbynature
@Jim Hawkins Versuchen Sie mal Olivenöl auf geröstetem Weißbrot mit Thymianhonig beträufelt - eine Offenbarung!