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Nach Merz-Antrag zur MigrationspolitikDer Kampf gegen rechts braucht Ausdauer

Kommentar von Krsto Lazarević

Der Rechtsruck lässt sich nicht allein mit Großdemos und moralischen Appellen aufhalten. Es braucht langfristige Mobilisierung und linke Politik.

Eher Marathon als Sprints sind die derzeitigen Demonstrationen gegen Rechts Foto: Jannis Große

D ie Brandmauer wurde von Friedrich Merz (CDU) mit einem erfolgreichen Migrationsantrag und einem gescheiterten Gesetzesentwurf – beides mit Stimmen vom rechten Rand – regelrecht angezündet. Besonders geschadet hat es ihm laut jüngsten Wahlumfragen nicht und der AfD sogar geholfen, die jetzt bei 20 Prozent plus steht.

Die Reaktion progressiver Kräfte in Deutschland schwankt zwischen Schock, Großdemonstrationen und moralischen Appellen. Dass nun Hunderttausende auf die Straße gehen, um zu protestieren, ist enorm wichtig, doch keine Mobilisierung, die sich lange aufrechterhalten lässt. Die berechtigte Wut muss langfristig in politische Praxis gegen den Rechtsruck sublimiert werden.

Dafür sollte man sich von liebgewonnenen Illusionen verabschieden. Die Vorstellung, CDU, CSU, FDP und BSW würden aus demokratischer Überzeugung heraus keine Mehrheiten mit der AfD suchen, hat sich als Illusion erwiesen. Moralische Appelle an die große Mehrheit der Abgeordneten dieser Parteien laufen ins Leere. Sie werden eine Zusammenarbeit mit der AfD nur ausschlagen, wenn die politischen Kosten dafür zu hoch sind.

Dafür muss jede weitere Normalisierung der AfD an jedem Ort bekämpft werden. Schü­le­r*in­nen des Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasiums in Berlin wehren sich gerade unter dem Motto „Keine faschistische Propaganda an unserer Schule“ gegen die Teilnahme von Beatrix von Storch an einer Podiumsdiskussion. Vorbildlich. Denn der größte Fehler ist, einen vermeintlich „demokratischen Diskurs“ mit An­ti­de­mo­kra­t*in­nen zu suchen. Wenn auf der einen Seite Faschisten stehen, auf der anderen Demokraten, dann ist das Problem nicht die Spaltung der Gesellschaft.

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Praktische Solidarität

Der Rechtsruck trifft nicht alle gleich – am stärksten betroffen sind Menschen, die direkt von rechter Politik und Hetze bedroht sind. Solidarität bedeutet hier aktive Unterstützung. Sei es bei Demonstrationen zum bald anstehenden fünften Gedenktag für die Opfer des rechtsextremen Anschlags in Hanau, bei CSDs in sächsischen Kleinstädten oder wenn afghanische Geflüchtete im Wahlkampf für die Tat eines Einzelnen in Sippenhaft genommen werden.

Die schlechteste Art, von progressiver Seite auf den Rechtsruck zu reagieren, ist es, ihn mitzumachen und mehr Abschiebungen zu fordern und so zu tun, als würde das die Sicherheitslage entscheidend verbessern. Dieses Anbiedern hilft den Rechten, weil man damit suggeriert, dass sie mit ihrem Kernanliegen Recht hätten.

Leider kostet Antifaschismus Zeit und macht nicht immer Spaß. Vor allem an Orten, an denen sich rechte Hegemonie durchsetzt. Doch Rechtsex­treme bringen vielerorts erst mal nur wenige Leute auf die Straße, weil die Stammklientel der AfD zwar gerne schimpft, aber ansonsten oft passiv bleibt.

Blockaden beispielsweise funktionieren, weil Nazis autoritäre Charaktere mit niedriger Frustrationstoleranz sind: Werden sie besiegt, verschwinden sie schnell. Fühlen sie sich im Aufwind, kommen immer mehr aus ihren Löchern gekrochen. Genau das passiert gerade. Wer es nicht zur Anti-Nazi-Demo schafft, kann sich auch im eigenen Umfeld engagieren. Auch bei der Elternvertretung, der freiwilligen Feuerwehr oder beim Schützenverein. Alles Orte, die gezielt von Rechten unterwandert werden.

Optimismus des Willens

Dabei müssen inhaltliche Widersprüche ausgehalten werden. Das bedeutet nicht, dass man keine kontroversen und spitzen Debatten führen kann – aber sie sollten nicht dazu führen, dass man sich selbst zerlegt, während Rechtsextreme aufmarschieren. Gerade in Bezug auf Israel und Palästina würde es manchen guttun, anzuerkennen, dass nicht alle, die eine andere Position vertreten, deswegen gleich Antisemiten oder Rassisten sind. Tarek K.I.Z rappt in seinem Song „Sensibel“: „Linke diskutier’n auf Twitter: Wer darf links sein, wer darf’s nicht? Und die Rechten, sie trainieren auf dem Schießstand für Tag X.“

Die vielleicht schwierigste Herausforderung ist, sich nicht in der eigenen gefühlten Ohnmacht zu verlieren. Man kann gegen rechts gewinnen, aber es erfordert eine Menge Ausdauer. Wer glaubt, die Teilnahme an einer großen Demonstration gegen die Anzündung der Brandmauer würde reichen und die AfD dauerhaft schwächen – eine Behauptung, die gerade mit appellativem Charakter durch die linke Social-Media-Bubble geht –, wird enttäuscht werden. Gerade beginnen sich einige zu wundern, dass Großdemonstrationen weniger Auswirkungen auf die direkt darauffolgenden Wahlumfragen zu haben scheinen als ein Lachen von Armin Laschet im Hochwassergebiet.

Der Kampf gegen den Rechtsruck wird konsequente Mobilisierung, Organisierung und Ausdauer erfordern und das in einer vielerorts feindseliger werdenden Umgebung. In Antonio Gramscis Worten: Wir brauchen „Pessimismus des Verstandes“ und „Optimismus des Willens“.

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55 Kommentare

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  • Die Zeit wird langsam knapp. In den 30iger Jahren begann es mit 18% und wurde als schnell erledigt betrachtet. Wo es endete, ist bekannt.

    • @snowgoose:

      Allerdings waren die Umstände und Voraussetzungen auch gänzlich andere. Derartiges kann und wird sich nicht wiederholen.

    • @snowgoose:

      Das ist fast ein Jahrhundert her. Geschichte wiederholt sich nicht - die Demokratie ist gefestigt und weithin akzeptiert, und die AfD ist, bei aller Antipathie, nicht die NSDAP. Wenn eine Partei wie "Der Dritte Weg" bei >20% stehen würde, bekäme ich es auch mit der Angst zu tun. DAS sind Nazis und Faschisten; sie sehen sich auch selber so. Aber die AfD ständig mit dem Hitlerregime in Verbindung zu bringen, ist erstens Diffamierung, zweitens verharmlost man damit die damalige Zeit des Naziterrors, und drittens ist es genauso absurd, als wenn man einem Linken Nähe zu den Regimen von Stalin, Mao, Pol Pot oder Kim Jong Un unterstellen würde.

  • Eine Politik gegen rechts wäre vor allem, dafür zu sorgen, dass alle genug zum Leben haben, dass die Mieten niedrig sind, sich alle was zum Essen und fürs Nötigste leisten können - und noch ein bisschen was übrig bleibt zum Genießen, damit das Leben Spaß macht. Wenn diese Sicherheit da ist, werden Migrant*innen oder wer auch immer nicht als Konkurrenz (um Arbeit und Wohnungen) wahrgenommen.

    • @Brombeertee:

      Wenn das alles die Leute dazu treibt, rechtsextrem zu wählen, sollten die aber dringend deren Standpunkte und Programm ansehen - die AgD ist gegen Mietendeckel, (Erhöhung von) Mindestlohn, Mehrbelastung der Reichen, Ausbau der Tarifbindung; für mehr private Altersvorsorge.

      • @Ciro:

        Inhalte zählen doch nicht (zu anstrengend), man braucht nur Prügelknaben.

  • "Der Kampf gegen rechts braucht Ausdauer"

    I can do this all day.

  • Der Denkfehler der Parteien links der Mitte ist, dass sie den Rechten immer wieder auf den Leim gehen, indem sie akzeptieren, dass Migration das größte Problem sei. Nein, ist sie nicht!



    Wer‘s nicht glaubt, lese den IPCC-Bericht:



    www.de-ipcc.de/med...DE_barrierefei.pdf

    Es lohnt einfach nicht, die immer gleichen Diskussionen zu führen mit Leuten, die genau das wollen: Ablenken von den über die Zukunft der Menschheit entscheidenden Themen.

    • @Klabauta:

      Ja, das Thema Migration wird hysterisch zu einem riesigen Problem aufgeblasen und die wirklichen werden kaum angesprochen und angegangen.

    • @Klabauta:

      Die Wähler müssten das nur endlich mal kapieren.

    • @Klabauta:

      Die CDU/CSU/SPD/FDP haben Teile ihrer Wähler, mit den Parolen vom garantiertem Wohlstand durch Fleiß enttäuscht. Die nicht mehr einzuhaltenden Versprechungen, versuchen diese Partein den Migranten anzulasten. Ihre enttäuschten ehemaligen Wähler versuchen nun ihrer Enttschäuschung Ausdruck zu verleihen, indem sie der AfD ihre Stimme geben. Dadurch ändern sich aber nicht die Symptome der wirtschaftlichen Entwicklung.

  • Viel Bürgerkriegsrhetorik, aber ein Konzept, wie Gesellschaft gestaltet werden sollte, damit weniger Leute rechts wählen, konnte ich nicht entdecken.

    Geballte Hilflosigkeit.

  • Der Kampf gegen Rechts ist müssig und auf Dauer erschöpfende und demoralisierend, wie immer, wenn es immer nur "gegen" etwa geht und keine positive Perspektive am Horizont auftaucht.

    Linke Perspektiven werden (und wurden schon immer) vom Staat und vielen Medien in den Dreck gezogen, diffamiert, als unrealistisch verlacht.

    Dabei geht es in einer linken Perspektive um zivile Fortschritte im Sinne der Umsetzung (und Erweiterung) der universellen Menschenrechte. Das schließt gutes Arbeiten, Wohnen, gesunde Ernährung, gesunde Umwelt, saubere Energie, friedliche internationale Zusammenarbeit, u.v.m. ein, auf Basis umfassender Demokratie sowie neuester wissenschaftlicher Methodik.

    Deshalb: für links kämpfen heißt gegen rechts kämpfen, ist aber wie gesagt noch mehr als nur Negation.

    • @Uns Uwe:

      Eine schöne Utopie. Lesen Sie mal "Die geheimnisvolle Insel" von Hr. Verne. Alles dort entspricht dem von Ihnen Beschriebenen.



      Das Gelingen hängt allerdings von zwei Prämissen ab: 1) Alle Beteiligten müssen Triebe, Emotionen und Egoismen strengstens zügeln. 2) Nichts darf von außen als Störfaktor das Setting stören.



      Fällt (in der Story) eine von beiden P. aus, läuft alles mit mathematischer Gewissheit auf den Konfliktfall zu, der immer krisenhaft und fast immer blutig (also wirklich) endet.



      Aufs Großeganze (außerhalb der Story) gerechnet: Man muss immer mit allem und allen rechnen. Also auch damit, dass der Mensch "Böses" will und "Böses" tut, also nicht gemäß der Utopie agiert und reagiert.



      Und das heißt in der Konklusion: Auch Linke können böse sein, was zu dem bedauerlichen Ende führen kann (und wird), dass der "Kampf" gegen rechts irgendwann früher oder später dem Schuss ins eigene Knie gleicht



      Aber versuchen kann man es ja. Die Geschichte wird auch darüber hinweggehen.

      • @Vigoleis:

        Unter www.j-verne.de/verne19.html ist zu lesen:

        "Dieses Buch ist Jules Vernes Statement an menschliche Schöpferkraft und gemeinschaftliche Stärke. In der Sekundärliteratur wird in der Werksbetrachtung zu Vernes Schaffen gern von seiner "Mega-Robinsonade" gesprochen."

        Jules Verne ist dann ja 1999 auch in posthum in die "Science Fiction and Fantasy Hall of Fame" aufgenommen worden, was zeigt, wie modern er ist. Seine Gedanken sind auch mehr Science als Utopie und die Insel nur eine Metapher für einen realen Möglichkeitsraum.

        Warum stellen Sie die Prämisse auf: "Alle Beteiligten müssen Triebe, Emotionen und Egoismen strengstens zügeln."

        Eine zivile Orientierung der globalen Politik mit dem Fokus auf eine materielle Realisierung der universellen Menschenrechte und tatsächlicher Mitbestimmung an Stelle wohlfeiler Proklamationen ist doch eine Win-Win-Situation für die Individuen als auch für die Gemeinschaft. Egoismus und soziales Bewusstsein müssen sich doch gar nicht ausschließen, das hängt doch davon ab, wie die menschlich die Struktur der Gesellschaft ist.

        Rechte Ideologien der Ungleichheit und Herrschaft machen dann irgendwann keinen Sinn mehr.

  • Was wir brauchen, sind endlich echte, demokratische, engagierte, kompetente Abgeordnete, die sich mit den Ursachen unser akuten, politischen Themen befassen und nicht mit den Symptomen !

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ups - mit den Symptomen - selbstredend 😇

  • Vielleicht wäre zu überlegen, welche Phänomene in der Realität der AfD so viele Stimmen verschaffen. Das liegt bestimmt nicht an einem Mangel an dem, was man heute unter linker Politik versteht. Der typische AfD-Wähler hat einen schlechteren Bildungsabschluss und ein geringeres Einkommen als der SPD- oder Grünwähler. So etwas nannte man früher einmal Arbeiter.

    Ich kann nur davor warnen, die CDU zu verteufeln - das wird die Stimmen der AfD nicht reduzieren.

    Auch diese Demonstrationen werden AfD-Wähler nicht umstimmen. Im Gegenteil. Die sehen es als letzte Zuckungen einer politisch-medialen Blase, dem Juste-Milieu, das seine Diskurshegemonie immer weiter verliert. Die fühlen sich dadurch bestätigt.

  • Der Kampf gegen Rechts wird an der Wahlurne entschieden! Und zwar indem man die Mehrheit der Menschen für sich gewinnt.

  • Sorry, aber sehr viel an dem, was der Autor hier schreibt ist schlicht falsch: Der Kampf gegen Rechts mag Ausdauer brauchen; vor allem aber braucht er die CDU und die Anerkennung von Realitäten. Eine Realität ist, dass eine große Mehrheit der Deutschen inhaltlich mit Merz d‘accord geht in Sachen Kursänderung in der Migrationspolitik und gleichzeitig eine ebenso große Mehrheit es sich gewünscht hätte, dass es eine Mehrheit auch ohne Zustimmung der AfD gegeben hätte. Es ist keine Brandmauer gefallen, denn die CDU hat keinen mit der AfD erarbeiteten Antrag eingebracht; sie hat (sehr ungeschickt eingeleitet) ihre Position zur Abstimmung gebracht. Diese kann und darf sie nicht von der AfD abhängig machen; auch nicht negativ. Es ist in einer Demokratie nicht möglich auf Dauer Politik gegen den Mehrheitswillen zu machen; auch nicht in der Migrationspolitik. Besser die CDU nimmt sich diesen Themas an als die AfD und es wäre Aufgabe verantwortungsvoller Parteien links von der CDU mit dieser in Austausch zu gehen und auch zu unterstützen eine pragmatische, mit dem Mehrheitswillen vereinbare Lösung zu finden anstelle sich billig moralisch zu empören.

    • @Fran Zose:

      Die CDU/Afd/CSU brauchen wir schon einmal garantiert nicht mehr !

    • @Fran Zose:

      In besseren Zeiten hat sich der Antragsteller vorher mit den demokratischen Parteien über den Inhalt verständigt und nicht einen Antrag eingebracht und verkündet das es relativ egal sei wer dem zustimme, Hauptsache er geht durch.

      Die traditionelle Konsenspolitik im Parlament wurde durch diesen Tabubruch zu Grabe getragen. Der dadurch verursachte Schaden ist irreparabel. Und die CDU braucht es garantiert nicht solange sie den politischen Diskurs mit der AfD nicht konsequent verweigert. Gilt kommunal wie auch auf Bundesebene.

      Und zu der Mär des Wählerwillens nur soviel. Je nach Umfragen befürworten bis zu 86% der Bundesbürger das abgelehnte Asylbewerber Deutschland wieder verlassen müssen. Die Quote müsste eigentlich bei 99,9% liegen, denn es liegt in der Natur der Sache. Ansonsten bräuchten wir weder Grenzen noch ein Asylrecht.

      Das ist der Mehrheitswille und es ist Aufgabe jeder Regierung diesen umzusetzen. Nur dieses hat die CDU mit ihren vorgeschlagenen Maßnahmen gar nicht in Angriff genommen, da ging es nur um Abschottung und Ausgrenzung. Oder grob formuliert, um die Umsetzung von Forderungen welche die AfD schon vor langer Zeit erhoben hat.

      • @Sam Spade:

        Bravo! Danke für die kongeniale Erwiderung auf @Fran Zoses Kommentar.

      • @Sam Spade:

        Was ist denn Ihre Lösung? Migrationspolitik wie gehabt bis alle so die Schnauze voll haben, dass die AfD über 50% steigt? Ricarda Lang hat vollkommen zu recht angemerkt, dass die Parteien in deren Regierungszeit sich die Prozente der AfD verdoppelt haben sich schlechterdings hinstellen können und behaupten dies sei die Schuld der anderen Oppositionspartei. Ja, die Art und Weise von Merz war gelinde gesagt dumm, aber die Empörung vieler hier und seitens der Regierung ist wohlfeil und scheint mir nur der eigenen moralischen Überhöhung zu dienen. Damit wird man der AfD aber nicht Herr, sondern durch handeln. Ich kann Ihnen aber insofern zustimmen, dass bei einem konsequenten Umsetzen vorhandener Regelungen sich das Problem nicht stellen würde. Nur ist auch hierfür bzw. für das Unterlassen die Regierung verantwortlich und nicht die CDU als Oppositionspartei.

        • @Fran Zose:

          Merken Sie gar nicht, dass es genauso losgeht, wie zu unserer unseligen Zeit? Man sucht sich Gruppierungen als Sündenbock, beseitigt sie und bekommt dann das gelobte Land.

        • @Fran Zose:

          Die Hausaufgaben im eigenen Land erledigen ist ein Schritt, der Zweite ist Verständigung mit den EU Partnern. Als Skandinavier habe ich auch einen Blick von außen und hierzulande wird oft übersehen, dass gerade die kleineren Länder 2015 nicht amused waren von Merkels Entscheidung, die ohne Absprache erfolgte und übrigens auch gegen Europarecht verstoßen hat.

          Die Reaktionen der EU Länder können durchaus als Retourkutsche verstanden werden. Durchwinken, die Frist für Rückführungen hinauszögern usw hat nichts mit Unvermögen zu tun, sondern es steckt Absicht dahinter.

          In Norwegen und Dänemark ist es Konsens in der Bevölkerung, dass Deutschland sich die jetzigen Zustände selbst eingebrockt hat und die Skandinavier nicht vorhaben dafür gerade zu stehen.

          In diesem Bereich muss sich die deutsche Politik bewegen und nicht nur auf sich schauen. Und zum anderen sollte Deutschland mehr Druck auf die sicheren Herkunftsländer aufbauen, damit sie ihre Staatsbürger auch wieder zurücknehmen.

          Das scheint bisher nur halbherzig erfolgt zu sein, denn anders ist es nicht zu erklären, dass Länder Rückführungen aus Norwegen akzeptieren, aber aus Deutschland verweigern.

          • @Sam Spade:

            Wunderbar, da bin ich vollkommen bei Ihnen; wir scheinen hier inhaltlich nicht weit auseinanderzuliegen. So sehr Merkels Schritt menschlich nachvollziehbar war, so fatal war es sich nicht mit den europäischen Nachbarn vorab koordiniert zu haben. Es ist äußerst problematisch erst unkoordiniert voranzugehen und nachher an die Solidarität der Nachbarn zu appellieren. Definitiv hat sich Deutschland diese Situation zu großen Teilen selbsteingebrockt, was aber nicht heißen kann, dass das nicht korrigiert werden kann. Je früher, desto besser. Im Übrigen ist doch grade Dänemark DAS Paradebeispiel dafür wie es den demokratischen Parteien gelungen ist durch Implementierung einer strikten Migrationspolitik den Rechtspopulisten das Wasser abzugraben. Daran kann und sollte sich Deutschland ein Beispiel nehmen und hierzu müssten sich auch und vor allem die Parteien links der CDU bewegen die sich aktuell in Teilen lieber hin moralischer Überheblichkeit denn in Pragmatismus üben.

      • @Sam Spade:

        👍👍

    • @Fran Zose:

      Besser die CDU nimmt sich diesen Themas an als die AfD und es wäre Aufgabe verantwortungsvoller Parteien links von der CDU mit dieser in Austausch zu gehen und auch zu unterstützen eine pragmatische, mit dem Mehrheitswillen vereinbare Lösung zu finden anstelle sich billig moralisch zu empören.

      Was ist eigentlich wenn die Mehrheit offensichtlich das falsche will? Wie gehen wir damit um?

      • @OpenBorders:

        "Was ist eigentlich wenn die Mehrheit offensichtlich das falsche will? "

        Sind Sie sicher, dass Sie eine Demokratie wollen - Herrschaft des Volkes? Oder wollen Sie lieber eine Orthokratie - Herrschaft des Richtigen?

        Und wer bestimmt, was das Richtige ist? Die Mitte? Sozusagen ein Gremium der Mitte - ein Zentralkomitee?

      • @OpenBorders:

        Was heißt schon "offensichtlich falsch"? Was die einen für richtig halten, halten die anderen für falsch. So ist das mit Meinungen. Da helfen nur Argumente und Überzeugungsarbeit.

      • @OpenBorders:

        Und wer definiert was richtig und falsch ist? Alles was links ist, ist automatisch richtig? Diese Moraldiktatur ist doch ebenfalls ein Grund weshalb die Leute rechts wählen.

      • @OpenBorders:

        Solange "die Mehrheit" nicht die FDGO, die Gewaltenteilung und die GG-Artikel der "Ewigkeitsklausel" beseitigen will, muss man in der Form damit umgehen, solche Mehrheiten zu akzeptieren (bis sich wieder andere bilden).

      • @OpenBorders:

        "Was ist eigentlich wenn die Mehrheit offensichtlich das falsche will? Wie gehen wir damit um?"

        Ist das so ungewöhnlich, dass die Mehrheitsmeinung nicht unbedingt der eigenen Meinung entspricht? Mir passiert das andauernd. Auch wenn ich überzeugt bin, das die Mehrheit "offensichtlich falsch" liegt.

        "Wie gehen wir damit um?"



        Zwei Möglichkeiten sind: unbeugsamer Kampf dagegen, oder Kompromiss. Ein respektvoll mit Anderen und gut verhandelter Kompromiss ist aus meiner Erfahrung oftmals am sinnvollsten.

        Unbeugsamkeit mag für sich selbst und die eigene Blase moralisch aufbauend sein, führt aber häufig zum Gegenteil des gewünschten Ergebnis. Bestes Beispiel s. aktuelle Trends der politischen Parteien.

      • @OpenBorders:

        Wer legt fest was falsch und was richtig ist? Sie, ich oder eben jene Mehrheit? Hier ist Vorsicht geboten, nur weil mir oder Ihnen etwas nicht gefällt ist es noch lange nicht falsch. Sie sind für offene Grenzen wie Ihr Name nahe legt? Ihr legitimes Recht; Go for it; setzen Sie sich dafür ein. Es liegt an Ihnen die Mehrheit davon zu überzeugen, dass Sie sich irrt und dass Open Borders die bessere Lösung ist. Aber Ihnen das nicht gelingt und wenn eine Mehrheit das nicht so sieht, ist es deswegen noch lange nicht falsch und Sie sollten das akzeptieren.

  • bei den neuwahlen vor allem wäre dafür zu sorgen, daß linke politik in bundestag + landtagen, bzw. bürgerschaft, z.b. der FHH, vertreten wird.



    wobei - na, klar - parlamentarismus kein selbstzweck ist, sondern verbunden werden sollte mit bewegungen z.b. gegen klimakatastrophe + umweltschmutzung, lohndrückerei, kinderarbeit, sklaverei, femizide + machismo; ja - letztere beide gibts nicht nur in afghanistan, sondern mitten unter uns - im reichen deutschland.

    die LINKE hat z.b. in hamburg verhältnismäßig + in absoluten zahlen die meisten parteieintritte zu verzeichnen. medien betten das dann so ein: alle parteien haben zuwächse an mitgliedern nach dem fall der brandmauer, durch merz verursacht.



    aber die meisten menschen können sehr wohl 1+1 zusammenzählen + merken, daß der trend dahingeht, daß die LINKE aus ihrem 3%-loch rauskrabbelt.



    dann brauchts aber weiter fette unterstützung, daß die 5% hürde überwunden wird, wobei es nicht ausbleibt, das bsw zurückzudrängen unter die 5% markierung. in hamburg scheint das bereits gelungen, wobei hier die bsw schwach + heillos zerstritten ist.

    • @Brot&Rosen:

      Linke im Bundestag … find’ ich gut. Nein, es ist jetzt sogar erste Bürgerpflicht, der Linken ins Parlament zu verhelfen, würde ich sagen, wenn man einigermaßen weiß, woher die Glocken in dieser Republik momentan läuten.



      Der einzige Wermutstropfen ist halt, dass die Bäume auch bei einem Knacken der Sperrklausel für eine linke Politik als Korrektiv gegen Sozialabbau und Rechtsruck nicht in den Himmel wachsen.



      Und der Erfolg der Linken ist in erster Linie der Schwäche und Unglaubwürdigkeit von SPD und Grünen zu verdanken, seien wir ehrlich. Glaubt man den Prognosen, findet der Wähleraustausch zugunsten der Linken lediglich im Mitte-Links-Spektrum statt.



      Das gilt selbst in Hamburg, wo die SPD in der Bürgerschaft traditionell eher mit der Hansestadt identifiziert wird und die CDU dort sowieso kaum eine Schnitte bekommt.

  • Der Stil des Artikels gefällt mir nicht. Wer Antonio Gramsci herbeizitiert und Angela Merkel nicht erwähnt, lässt einfaches Engagement für Demokratie und Menschlichkeit als ungenügend erscheinen. Ich persönlich fühle mich vom Autor jedenfalls nicht "mobilisiert". Wenn ich andere überzeugen will, muss ich Freude wecken können.

    • @Olaf Lingenhöle:

      Die Lage ist eben ernst, Merz’ Wahlsieg und 20% für die AfD sind sowieso nicht zu verhindern … da müssen Sie Ihre Motivation, z.B. bei winterlicher Kälte wenigstens auf eine der Demos gegen Rechts zu gehen, schon noch selbst zusammenkratzen. Die wird Ihnen kaum auf dem Silbertablett präsentiert.

  • antifaschismus macht nicht immer spass, kostet zeit, und ist auch eher nur fuer einen kleinen teil der gesellschaft eine option.



    was es braucht, ist bildung. bildung bildung bildung. eine geistige aufruestung ueberall, leider fallen fast alle ueber 20 aus dem raster, aber in schulen brauch es das noetige werkzeug und die faehigkeit, die perfiden argumentationstaktiken der rechten zu erkennen und zu bekaempfen.

  • schwach. Das einzige was ich hier lese ist die Überhöhung der eigenen Sichtweise gegenüber andersdenkenden.



    Nicht jeder "rechte" ist rechtsextrem oder sogar radikal.



    Nicht jedes AfD Mitglied (oder Leute die sich bei deren Veranstaltungen tummeln) sind Nazis.

    Und das ständige "muss bekämpft werden" , "der Kampf kann gewonnen werden", "Mobilisierung" - ist das schon Militärsprech?

    • @hkj2314:

      Na, Sie können Nazis auch mit Wattebäuschen bewerfen, ganz nach Belieben. Ob die das aber beeindruckt?😉



      Mal im Ernst: ich kann den Spruch schon nicht mehr hören, dass schließlich nicht ALLE AfD-Wähler Nazis seien. NATÜRLICH sind sie das nicht (sonst würde ich meinen Schwiegersohn auch nicht ins Haus lassen).



      Ihr Argument geht nur leider komplett an der Sache vorbei, denn auch 1933 waren die Mehrheit der Deutschen keine Nazis, wahrscheinlich nicht mal die NSDAP-Wähler.



      Wenn der Platz hier reichen würde, könnte ich Ihnen genau erzählen, warum mein Großvater und seine Familie - Arbeitermillieu und zuvor überzeugte Sozialdemokraten und Kommunisten - dann plötzlich die Nazis wählten.



      So was kommt nicht von ungefähr.

    • @hkj2314:

      Wie stellt sich denn die AfD die Außenpolitik vor ?



      Handelsbeziehungen mit welchen Ländern ?



      Sozialpolitik ? Schulgeld wieder einführen oder Schulpflicht lieber abschaffen ?

      • @Alex_der_Wunderer:

        Das müsste man jemanden fragen der eventuell das Wahlprogramm gelesen hat. Hab ich nicht und auch nicht vor. Darum geht's in meinem Beitrag auch nicht, insofern Frage ich mich was ihr Kommentar mit meinem Beitrag zu tun hat.

        • @hkj2314:

          Da Sie geschrieben haben " nicht jeder AfD Wähler sei ein Nazi " - von daher habe ich angenommen Sie kennen sich mit dem Parteiprogramm der AfD aus.



          Sorry für die Fehleinschätzung.

  • Wir -auch Alt-Linke- kommen aus einer Zeit eines Wohlstands, in dem früher einmal rot-grüne Politiker Fortschritt versprachen, der sich quasi von selbst ergibt und Rechte, die sich lieber in der CDU/CSU tarnten, aber nie verschwunden waren, kaum eine Rolle spielten. Und weil es so gut lief unter den Bessergebildeten spielten die Nebenkämpfe um eine 'linke' Vormacht keine Rolle, insbesondere, weil es eine alternative grüne Kraft gab, die sich anSCHICKte, diesen neuen Mainstream auch noch zu verkörpern. So entstand zumindest bei den Bessergebildeten eine Sorglosigkeit, die politische Anteilnahme weniger erforderlich machte und auch bei Grünen eine Naivität (auch heute wieder Grund für viele Parteieintritten in der grünen Partei) im Umgang mit Altparteien auslöste, die beim Spitzenpersonal auch heute noch anzutreffen ist. Die Zeiten haben sich aber verändert: Die Klimakatastrophe erfordert Konsequenzen in Bezug auf viele Wohlstandsmodelle, die Einführung eines € als Notmassnahme gegen ein Auseinanderdriften Europas, Wirtschaftskrise, die klein geredet wird, Rente, alles Themen, die nicht von der Politik bedient werden und ratlos machen und eine AfD stärken, erst APO, dann real.

  • Ich würde es mal so sagen: Um einen Trump zu schlagen, braucht es einen Obama. Oder einen Sanders.



    Jemand, der der "alles ist schlecht" bzw. "wir steigen ab"-Rethorik der Rechten eine der Hoffnung gegenüberstellt. "Hope" und "Change" waren nicht umsonst seine Schlagwörter.



    Ein Habeck müsste das "Jahrzehnt der Investitionen" ausrufen, in Klimaschutz, in die Eisenbahn, in sozialen Wohnungsbau, in Forschung und Infrastruktur sowie in die Familien (Kita-Ausbau usw.). Statt Europa schlecht zu reden oder zu verteidigen bräuchte es mutige Schritte, es zu verbessern. Warum nicht die Staaten Kandidaten aufstellen lassen. Aber die Kommissionspräsidentin per Direktwahl bestimmen lassen? Warum nicht das Europaparlament stärken, zum Beispiel mit einem Initiativrecht für EU-Gesetze?

    • @Kartöfellchen:

      Mit Hr. Sanders wären die Wahlen für die Demokraten noch katastrophaler ausgegangen. Ich denke, dass ein linkes Regierungsprogramm derzeit, egal mit wem, kaum Chancen hat. Nicht nur in den USA. das kann man bedauern, aber zur Kenntnis nehmen wäre schon mal wichtig. (Vermutlich wäre sogar Fr. Obama gescheitert.)



      EU-Kommissionspräsi direkt zu wählen, ist eine nette Idee, halte ich aber für kaum praktikabel. Einen dt. Präsidenten zu wählen, ginge noch. Aber das europäische Personal, das infrage käme, kennt doch so gut wie niemand, wenn es nicht gerade aus dem eigenen Land kommt oder vorher schon sehr bekannt war. Nehmen wir mal Fr. v.d. Leyen. Wusste vorher jemand in Portugal oder Finnland, wer die ehemalige dt. Verteidigungsministerin war? Ich finde, da kann man ziemlich auf die Nase fallen.



      Gesetze initiieren ist auch nicht schlecht. Aber das würde vermutlich noch unübersichtlicher als jetzt schon.



      Ist eben alles eine Frage der Machbarkeit.

  • „Besonders geschadet hat es ihm (Hr. Merz) laut jüngsten Wahlumfragen nicht und der AfD sogar geholfen, die jetzt bei 20 Prozent plus steht.“ Diese Aussage muss korrigiert werden: Die aktuelle Umfrage des ZDF vom 7.2. ist die erste Umfrage, die den Effekt der letzten Migrationsdebatte abbildet. Dort gibt es eine leichte Verschiebung von ganz rechts nach ganz links (-1% für AfD mit gleichem Plus für CDU, Grüne und Linke). Und: Die AfD hat etwa +/-20 Prozent bereits seit dem unseligen „Heizungsgesetz“-Sommer 2023. Die zitierte Behauptung stimmt also so nicht.



    Warum kippt die Stimmung trotz der massiven Anti-Rechts-Demos nicht?



    Weil auf den Demos ohnehin fast nur jene sind, die ohnehin niemals CDU wählen würden. Hr. Merz als „Fascho“ zu framen, freut die einen folgenlos, die anderen reagieren inzwischen eher mit Trotz.



    Oder weil, auch laut Politbarometer, eine Mehrheit der Bürger dem CDU-Gesetz inhaltlich(!) zustimmt. Ich denke, dass dies schon vor „Magdeburg“ oder „Aschaffenburg“ so war und den Alltagserfahrungen vieler Bürger geschuldet ist.



    Lehrreich war dazu das „Heute-Journal“ gestern aus Schwäbisch Gmünd, einer Stadt, die bekannt ist für ihre progressive, offene Migrationspolit

  • Linke Politik hat die Probleme erst verursacht.

    • @Stoffel:

      Ich weiß nicht ob man das so einfach sagen kann.



      Merkel war ja Kanzlerin einer rechten Partei. Sie hat die Rolle die man in der Position zu spielen hat, dann aber leider nicht immer besonders beachtet. Die Flüchtlinge die damals zuerst an diesem Bahnhof gestrandet waren, hätte man zwar natürlich irgendwann holen müssen, aber als Politikerin einer rechten Partei wäre später (und mit Druck von Links und so) besser gewesen. Dann hätte es so ausgesehen als hätte sie nur nachgegeben, statt so das sie die treibende Kraft war.

      In dem Jahr hab ich das erste mal auch so richtig verstanden was Josef Strauß mit "es darf keine Partei rechts der CSU geben" gemeint hat. Bis Merkel aus ihrer Rolle gefallen ist, war es ja noch so das die CDU/CSU viele (der nicht ganz so krassen) aufgefangen hat. Das ist jetzt vorbei, und seither steigt die AfD beinahe kontinuierlich.

      Ich will damit nicht sagen das es ihre alleinige Schuld wäre, an welchen Stand wir jetzt sind. Aber manche haben eben doch etwas mehr zu der heutigen Situation beigetragen, als andere.

      • @Rikard Dobos:

        "Merkel war ja Kanzlerin einer rechten Partei. "

        Merkel hat vielen Konservativen die politische Heimat genommen, um bei der SPD zu wildern. Als Ergebnis haben wir bis heute eine marginalisierte SPD und eine neue AfD. Merkel ist viermal gewählt worden bzw konnte sich Mehrheiten verschaffen, in der Demokratie zählt das als Erfolg. Ob es wirklich auch für das Land einer war, zweifeln mehr und mehr Menschen an.

  • Wirklich guter Artikel, mit vielen klugen Gedanken und vernünftigen Aussagen. Was mir aber zu kurz kommt: warum ist dieser große Rechtsruck gekommen? Was sind die Ursachen? Und wie können diese Ursachen wieder so klein machen, dass die AfD schrumpft? Denn nur die Symptome zu bekämpfen, ohne die Ursache anzugehen, wäre nicht nur ein langer Kampf, es wäre ein wirkungsloser Kampf.

  • Zunächst einmal muss man verstehen, was der "Kampf gegen Rechts" bedeutet. Herr Unfried hat gestern in einem Artikel Bedenken geäußert weiter zu polarisieren, indem man den politischen Gegener als unanständig diffamiert indem man seinen "Aufstand" als Aufstand der Anständigen bezeichnet. Ja schon, kann man da sagen. Aber man muss auch Ross und Reiter benennen. Dazu gehört, dass Söder den Kulturkampf gegen "LinksGrün" führt, ohne versifft zu sagen, aber es meint. So wie die Rechtsradikalen. Wenn Merz jetzt glaubte er könne einen Punkt gewinnen, wenn er einen auf "Bastapolitik" macht und mit der Zustimmung der AFD quasi droht, dann hat er eine Grenze überschritten und das ist die des politischen Anstandes. Wenn Migranten generell dämonisiert werden, ist das eine Frage des politischen Anstandes. Wenn die Vergangenheit relativiert oder gar geleugnet wird, ist das eine Angelegenheit des politischen Anstandes. Die AFD ist in jeder Hinsicht unanständig und das muss man auch so benennen. Und wenn Merz, wenn die CDU und vor allem die CSU einen LinksGrünen Popanz aufbauen, denn es zu bekämpfen gilt, zum Erhalt der Sauf- und Kumpelkultur, wo auf Andersartige gespuckt werden darf, das ist ..?

  • Wie wäre es mit einer Politik, die die Bürger überzeugt und ins linke Lager zurückholt. In dem Artikel sehe ich keine Ansätze in dieser Richtung.