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Michel Friedman über Menschenhass„Sie sind genau so gemeint“

Wer sich gegen Antisemitismus nur einsetzt, weil er Juden helfen will, hat nicht begriffen, was Menschenhass ist, sagt Michel Friedman.

Wir müssen lernen, Nein zu Gewalt zu sagen, meint Michael Friedmann Foto: imago/Axel Heyder
Ulrich Gutmair
Interview von Ulrich Gutmair

taz am wochenende: Herr Friedman, die Familien Ihrer Mutter und Ihres Vaters sind in Auschwitz ermordet worden. Ist für Sie der 27. Januar ein besonderer Tag?

Michel Friedman: Das ist eine schwere Frage. Die Trauer über die Ermordung meiner ganzen Familie mit Ausnahme meiner Mutter, meines Vaters und meiner Großmutter seligen Angedenkens ist unendlich und begleitet mich ständig. Ich bin auf einem Friedhof geboren. Meine Eltern und meine Großmutter waren lebenslang in ihrer Seele verletzt. Trauer war eines der prägnantesten Gefühle in ihrem Leben. Aber genauso groß war ihr Unverständnis darüber, wie es möglich ist, dass Menschen andere Menschen umbringen, weil sie anders scheinen. Wie es möglich ist, daraus sogar eine „moral-politische“ Notwendigkeit zu fabulieren. Meine Mutter hat mir immer gesagt: „Ich habe den Hass und die Gleichgültigkeit in Reinkultur erlebt. Ich kann dir, mein Kind, nur raten, nie zu hassen. Denn der Hass begleitet den Hassenden 24 Stunden lang.“ Für mich ist der 27. Januar daher kein besonderer Tag, mich mit dem Thema des Judenhasses und der sehr konkreten Konsequenzen, die er auf mein Leben hatte, auseinanderzusetzen.

Dieser Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Wie sollte dieses Gedenken konkret ausgestaltet werden?

Bevor man zur Therapie kommt, muss man die Diagnose formulieren. Nicht einmal ein Prozent der unmittelbaren Täter und Täterinnen, nämlich all jener, die in Konzentrationslagern gearbeitet haben, sind seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor einem deutschen Gericht zur Verantwortung gezogen worden. In den Auschwitzprozessen in den Sechzigern wurde formuliert, dass diejenigen, die nur mittelbar in Verantwortung stehen, nicht rechtlich belangt werden können. Das wurde erst vor Kurzem in der Rechtsprechung geändert. Zum ersten Mal ist ein über neunzigjähriger Deutscher, der damals für Fragen der „Buchhaltung“ verantwortlich war, wegen der Beteiligung an der Ermordung von 300.000 Juden verurteilt worden. Zugleich waren Millionen von Deutschen nach 1945 wieder als Polizisten, Verwaltungsbeamte, Politiker, Wirtschaftsführer an führenden Positionen. Lehrer haben wieder Kinder erzogen. Wie viele haben ihre Naziüberzeugungen wirklich abgelegt?

Ohne Gerechtigkeit und ohne Selbstbefragung kann es kein Gedenken geben?

Der Endpunkt der Gewalt, Auschwitz, wurde nach 1945 von den meisten Deutschen verurteilt, aber über die Anfangspunkte der Gewalt wurde weiterhin nicht gesprochen. Denn da waren es doch fast alle Deutsche, die dabei waren. Bei der Pogromnacht in Berlin, Frankfurt oder München. In Städten und Dörfern brannten Religionshäuser, und niemand reagierte. Es war eine millionenhafte Verstrickung, als die Juden abgeholt wurden und durch die Finanzämter Zwangsvollstreckungen ihres Mobiliars stattfanden. Was bedeutet das denn, wenn mein Nachbar für wenig Geld meine Teppiche, mein Besteck, meine Möbel kauft? Glaubt dieser Nachbar, ich komme je wieder?

Michel Friedman

Michel Friedman wurde 1956 in Paris geboren. Der Jurist und Fernseh­moderator gehörte dem Bundesvorstand der CDU an und war stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Es wird viel darüber gesprochen, dass es schwierig werde, diese Erfahrungen zu vermitteln, weil es 73 Jahre nach Kriegsende immer weniger Überlebende gibt.

Ich wurde über Jahrzehnte von Schuldirektoren angerufen, die sagten: „Wir wollen mit den Kindern reden, aber wir brauchen Zeitzeugen, es gibt so wenige Überlebende.“ Ich habe dann gesagt: „Sie irren sich, es gibt Millionen Überlebende. Fragen Sie Ihren Vater oder Ihren Großvater.“ Das Gedenken ist die Aufgabe der deutschen Gesellschaft gewesen. Die Täter und deren Kinder mussten sich die Frage stellen: Wie konnten wir so werden? Und sie mussten symbolisch zum Ausdruck bringen: Wir lernen. In Wirklichkeit verschonten sich die Tätergeneration und ihre Kinder aber weitgehend. Sie stritten eben nicht genügend zu Hause. Ralph Giordano nannte das die „zweite Schuld“. Die Enkel der Nazigeneration sind jetzt ebenfalls erwachsen. Es gibt viele engagierte Menschen, auch in der jüngeren Generation, die sich mit ihren Familiengeschichten auf der Täterseite auseinandersetzen. Aber dennoch ist in der Mehrheit im Alltag zu wenig geschehen, als dass in der Erinnerungskultur ein zuverlässiges Fundament entstanden wäre.

Vor einer Woche hat der Bundestag beschlossen, einen Antisemitismusbeauftragten einzusetzen.

Ich würde den Begriff des Antisemitismus gerne präzisieren. Es geht um Judenhass. Und es geht um Menschenhass. Judenfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit. Wenn Menschenfeindlichkeit auftritt, erwarte ich von Ihnen und von jedem anderen, sein Gesicht zu zeigen, weil er selbst gemeint ist. Solange ich als Jude ein Mensch für Sie bin und man mich als solchen angreift, sind Sie genau so gemeint, auch wenn Sie kein Jude sind. Wer sich nur einsetzt, weil er Juden helfen will, hat nicht begriffen, was Menschenhass ist. Er hilft mir nicht und sich selbst auch nicht.

Der Antisemitismusbeauftragte wurde mit Stimmen der AfD beschlossen.

Teile der Führungsstruktur der AfD haben Hass zu einem Bestandteil ihrer politischen Aussage gemacht. Dieses Führungspersonal wird nicht aus der Partei geworfen, während ein anderer Teil der Partei für die Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten stimmt. Das ist Heuchelei. Geistige Brandstiftung bleibt geistige Brandstiftung. Wie kann ein politischer Repräsentant am 27. Januar den Satz „Wehret den Anfängen“ in den Mund nehmen, in Anbetracht der Enthemmungen in unserer Gesellschaft? Rassismus und Judenhass sind salonfähig geworden. In unserem Parlament sitzt eine Partei, deren Spitzenfunktionäre erklären, dass sie stolz sind auf die Leistungen der Wehrmacht, wobei jeder weiß, dass die Soldaten der Wehrmacht zwar das allgemeine Kriegsunglück erleiden mussten, aber auch an Massen­erschießungen aktiv teilnahmen. Was macht es mit uns, wenn diese Partei eine Relativierung des Gedenkens an Auschwitz durch Leute wie Höcke oder Gauland zulässt und wir nicht aktiv werden? Die Auseinandersetzung mit den Anfängen findet entweder statt, oder die Gesellschaft vergiftet sich in kleineren bis größeren Dosen immer wieder.

Ohne Auseinandersetzung mit den Anfängen der Gewalt vergiftet sich die Gesellschaft immer wieder

Verfolgt man die Debatte der vergangenen Wochen, könnte man meinen, „importierter Antisemitismus“ sei das größte Problem.

Es gibt seit Jahrzehnten einen Sockel von zehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung in Deutschland, die unabhängig von Bildung und Einkommen judenfeindliche Einstellungen hegen. In den letzten Jahren ist eine weitere Gruppe aufgetreten, Menschen, die aus arabischen Ländern kommen, Muslime, wobei die Betonung auf arabischen Ländern liegt. In den dortigen Diktaturen sind diese Menschen mit einem Feindbild aufgewachsen: Der Teufel, das sind die Juden. Die Juden, das ist der Staat Israel, und beide müssen eliminiert werden. Es ist richtig, über diese neue Form des Antisemitismus zu sprechen. Aber es ist wichtig, daran zu erinnern, dass laut der Berichte des Bundesinnenministers weiterhin neunzig Prozent der Gewaltakte gegen Juden von der deutschen, nichtmuslimischen Bevölkerung ausgehen. Der Judenhass ist keine deutsche Erfindung. Aber Auschwitz ist eine.

Es wurde diskutiert, ob Besuche in KZ-Gedenkstätten für Schüler verpflichtend sein sollten.

Es ist richtig, die Perspektive der Opfer einzunehmen. Aber Geschichtslernen heißt: Ich muss mich konzentrieren auf die Strukturen, die Ursachen, die Verantwortlichkeiten. Wie viele Anfangspunkte der Gewalt wurden hingenommen? Wie sehr hat sich dadurch mein eigenes Koordinatensystem verschoben, bis es in eine Situation mündet, wo die Gewalt scheinbar nicht mehr aufzuhalten ist? Geistige und körperliche Gewalt findet aber bereits vorher statt. Immer wieder gibt es den Punkt, Nein zu sagen. Das müssen wir lernen, weil uns diese Fragen in der Gegenwart genauso betreffen.

taz am wochenende

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Was heißt das für die Erziehungsarbeit?

Es gibt etwas, das ich jungen Leuten vermitteln möchte: Sie müssen sich streiten, den Konflikt aufnehmen, sich zu Wort melden, ihr Gesicht zeigen, wenn in der Familie, in der Schule, im Verein Menschenverachtung, geistige Brandstiftung und damit Gewalt stattfindet – und sei es „nur“ in einem rassistischen Witz. Jedes Mal, wenn man so etwas überhört, verstrickt man sich in Mittäterschaft. Das Sich-Streiten ist die Verfestigung der eigenen Orientierung. Zu Hause und in der Schule müssen solche Prozesse geübt und positiv besetzt werden. George Tabori hat gesagt: „Jeder ist jemand.“ Das sagt eigentlich alles. Jetzt gibt es wieder Politiker, die sagen, dass es Menschen gibt, die niemand sind. Dann haben nicht nur diejenigen Menschen, die als niemand gesehen werden, ein Problem, sondern vor allem diejenigen, die die Welt so betrachten. Und am meisten diejenigen, die so tun, als ob sie nichts damit zu tun haben.

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138 Kommentare

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  • Naja, das Beispiel hinkt etwas. Wenn ich mich an die Mafia wende, weiß ich, oder ich ahne zumindest, daß ich es mit "zwielichtigen" leuten zu tun bekomme. Ein Lokführer, der sagen wir mal, um 1900 im Deutschen Reich geboren wurde, wie soll der bitteschön annehmen können, daß sein Arbeitgeber auf einmal "zwielichtig" geworden sein könnte ? Soll ich beispielsweise heute, wo sich unsere Regierung diverser Gesetzeswidrigkeiten schuldiggemacht hat, etwa Angela Merkel anzeigen ? (Was schon einige versucht haben, aber noch hat es nichts gebracht.) Was soll ich machen ? Mein Job bei der Deutschen Bahn aufgeben ? Oder anders: Soll die Deutsche Bahn ihren Betrieb einstellen, weil die Regierung Fehler macht ? Ich finde Ihre Vorschläge etwas unrealistisch. So im Nachhinein weiß man es eben gern besser.

  • @Rainer B.

    Wo leben Sie denn? Nie gehört: Was, du frierst? Was bist du denn für ein "Mädchen2! Oder: Der Paul, der ist ein "Mädchen", der trinkt nie Schnaps. Früher sagte man Weichei, heute nimmt man "Mädchen". Leider sagen sogar Frauen das, stimmt mich sehr skeptisch. Gehört nicht ganz hier zum Thema, aber in die Menschenfeindlichkeit auf jeden Fall.

    • @Maria Burger:

      Ich lebe in Hamburg. Natürlich lässt sich jedes Wort immer auch irgendwie als Schimpfwort verwenden. Schimpfen ist aber noch lange kein Indiz für Menschenfeindlichkeit.

  • Als jemand, der immer wieder mit Gruppen nach Oswiecim reist und dort erfährt, wie es den Teilnehmenden nicht gelingt, zu verstehen, mit was sie sich in den Tagen auseinandergesetzt haben, kann ich viele Gedanken von Herr Friedmann nur unterstreichen. Am Ende unserer Reise werden immer von den Teilnehmenden immer die Fragen aufgeworfen: Wie konnte es soweit kommen? Könnte ich heute erkennen, dass wir auf dem Weg in eine solche Zukunft sind? "Ich muss mich konzentrieren auf die Strukturen, die Ursachen, die Verantwortlichkeiten. Wie viele Anfangspunkte der Gewalt wurden hingenommen? Wie sehr hat sich dadurch mein eigenes Koordinatensystem verschoben, bis es in eine Situation mündet, wo die Gewalt scheinbar nicht mehr aufzuhalten ist? Geistige und körperliche Gewalt findet aber bereits vorher statt. Immer wieder gibt es den Punkt, Nein zu sagen."

    Mit diesen Fragen sind wir im Hier und Jetzt. Sprachliche Veränderungen und Entgleisungen geschehen nicht einfach so. Stigmatisierungen und Pauschalisierungen in allen gesellschaftlichen Kontexten sind ein Nährboden für Entmenschlichung, Entpersonalisierung und dienen der scheinbaren Legitimation von Gewalt gegen...

  • "Denn da waren es doch fast alle Deutsche, die dabei waren."

     

    Was für eine Verhöhnung aller deutschen Kommunisten, Sozialdemokraten, Schwulen, Swing-Kids und anderer Oppositioneller, die ebenfalls in den KZs der Nazis ihr Leben ließen! Einer meiner Urgroßväter hat für seine Überzeugungen in einem KZ sein Leben gelassen...

    • @Jens Frisch:

      Die "Verhöhnung" relativiert sich, wenn Sie Ihr Zitat ("Denn da waren es doch fast alle Deutsche, die dabei waren") nicht aus dem Kontext des nachfolgenden Satzes gerissen hätten: "Bei der Pogromnacht in Berlin, Frankfurt oder München. In Städten und Dörfern brannten Religionshäuser, und niemand reagierte. Es war eine millionenhafte Verstrickung, als die Juden abgeholt wurden"

      Soweit überliefert ist, waren deutsche Kommunisten, Sozialdemokraten, Schwule, Swing-Kids und andere Oppositionelle nicht von Pogromen, Plünderungen und brennenden Religionshäusern betroffen. Keine Frage waren neben den von Ihnen genannten "Minderheiten" auch behinderte Menschen, Sinti und Roma, Geistliche, etc. vom NS-Terror betroffen. Doch dass Deutsche, für die Gräueltaten, insbesondere die Planung und Umsetzung der Ermordung von an die 6 Millionen europäischen Juden verantwortlich waren, wollen Sie doch hoffentlich nicht unter den Teppich kehren, oder?

  • @Stefan Mustermann

     

    Sehr gut! Und die Schimpfwortliste kann man erweitern durch

     

    Mädchen (Schon sind wir wieder bei Dieter Wedel & Co.)

    Schwuchtel

    Versager

    Verlierer

     

    Das ist es ja, was viele nicht kapieren: Sie glauben, sie gehören zu der beschimpften "Kategorie" nicht dazu. Doch, immer! Wir alle, die wir hier auf dieser Erbse ganz alleine durchs Universum kreisen.

  • „Ich würde den Begriff des Antisemitismus gerne präzisieren. Es geht um Judenhass. Und es geht um Menschenhass. Judenfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit. Wenn Menschenfeindlichkeit auftritt, erwarte ich von Ihnen und von jedem anderen, sein Gesicht zu zeigen, weil er selbst gemeint ist. Solange ich als Jude ein Mensch für Sie bin und man mich als solchen angreift, sind Sie genau so gemeint, auch wenn Sie kein Jude sind. Wer sich nur einsetzt, weil er Juden helfen will, hat nicht begriffen, was Menschenhass ist. Er hilft mir nicht und sich selbst auch nicht.“

     

    Hitler und Nazis haben den Menschenhass zum Höhepunkt gebracht. Es wurden Menschen (bestimmte Menschengruppen) vernichtet/ermordet, deren Leben sie als "NICHT LEBENSWERT" betrachteten.

    http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/241450/holocaust-gedenktag

     

    Deswegen darf Deutschland in diese Diskriminierungs- und Hassfalle nicht wieder reinfallen. Wir dürfen nicht Menschen nach Nutzen Bewerten, selektieren und diskriminieren. Arbeitslose, Obdachlose, Flüchtlinge…

     

    Es gibt Worte in Deutschland , die bestimmte Bevölkerungsgruppen darstellen, und zugleich umgangssprachlich als abwertende Schimpfworte benutzt werden:

     

    -Jude,

    -Hartz IV Empfänger,

    -Penner,

    -Asylant…

     

    So entsteht der Menschenhass! Und es darf auch nicht sein, dass bestimmte Politiker bestimmte Bevölkerungsgruppen in der Gesellschaft verbal und politisch abwertend darstellen und behandeln!

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @Stefan Mustermann:

      Natürlich meilenweit entfernt, aber wenn man im Bild bleibt, ist ja die Frage "fahren wir schon auf derselben Straße drauf zu?"

      Und diese Frage muss gestellt werden!

      Wenn die Singularität des Holocaust Fragen und Bezüge zur Gegenwart verhindert, torpediert das Gedenken genau das, was es eigentlich bewirken sollte. Wir sind zu großen Teilen keine Täter mehr, werden aber der Schuld wieder teilhaftig, wenn wir auf dieser Straße wandeln. Und zwar egal auf welchem Streckenkilometer!

    • @Stefan Mustermann:

      Haben Sie eben ernsthaft Juden im Holcaust mit heutigen Hartz IV Empfängern gleichgesetzt?

       

      Es geht doch nicht darum, dass irgendeine Gruppe in der Gesellschaft sich schlecht behandelt fühlt oder meinetwegen auch schlecht behandelt wird. Das ist sicher nicht schön aber dennoch meilenweit von dem tödlichen und alles vernichtendem Menschenhass, auf den Friedmann sich hier bezieht.

      • @Horst Horstmann:

        Stefan Mustermann hat nur abwertende Schimpfworte aufgezählt. Dass über 5 Millionen Hartz IV Empfänger nicht mit den Juden im Holocaust gleichzusetzen sind, das ist wohl jedem klar. Das taz-Leser aber nicht begreifen, wohin diese ganze unsoziale Politik (Hartz IV, Kinder- und Rentnerarmut, Obdachlosigkeit, etc.) wieder führt, das ist sehr bedauerlich. Aber dem System ist natürlich viel daran gelegen, das der Bürger sich ausschließlich mit den Greueltaten der Vergangenheit beschäftigt, damit er die Probleme der Jetztzeit nicht so deutlich erkennt.

        • @Ricky-13:

          Ach? Die unsoziale Politik und das System ist Schuld, dass man sich mal wieder in Deutschland zunehmend an "den Juden" abreagiert? Klar, weil es ja so viele amtierende jüdische Politiker in Deutschland gibt, nicht wahr? Und wir haben natürlich in Deutschland gravierendere Pobleme als uns um die ausgebliebene deutsche Vergangenheitsbewältigung zu kümmern. Und was kümmert es uns, ob die ca. 100.000 Juden, die heute in Deutschland leben, mit zunehmendem Antisemitismus - ob von linken, rechten Deutschen oder musl. Migranten - konfrontiert werden und sich nicht trauen, ihre jüdische Identität zu verstecken. Unter den Nazis mussten die Juden auswandern oder sich verstecken. Heute müssen sie sich schon wieder verstecken und deren Schulen, Gebetshäuser und sonstige Organisationen müssen mit Polizei und Wachschutz vor Gewalt und Anschläge geschützt werden.

          • @Nicky Arnstein:

            Begreifen Sie nicht was ich schreibe oder drehen Sie mit Absicht alles auf den Kopf?

        • @Ricky-13:

          Er hat den Begriff des Menschenhasses der Juden entgegen schlägt und der zu massenhaften Mord geführt hat (und immer noch zu Gewalt führt) mit der Situation von Hartz IV Empfängern verglichen. Auch Sie tun dies, wenn sie die "Gräueltaten der Vergangenheit" mit der heutigen Situation von Hartz IV Empfängern vergleichen.

           

          Tut mir Leid, aber wenn Menschen denen lediglich ein paar Euro mehr für eine besseres Leben fehlen und die von missmutigen Behördenmitarbeitern drangsaliert werden mit Menschen gleichsetzt, die um ihr nacktes Leben kämpfen müssen und die systematisch ermordet werden dann sind unsere Maßstäbe doch deutlich verrutscht.

           

          Ein kleines Gedankenexperiment: Gehen Sie einem Holocaust Überlebenden und sagen Sie ihm oder ihr "ich kann verstehen wie es Dir ergangen ist. Ich muss schließlich von Harzt IV leben". Schwierig, oder?

          • @Horst Horstmann:

            Ich lebe im Jetzt und nicht in einem Geschichtsbuch. Die Erde dreht sich weiter und die Ungerechtigkeiten des Lebens haben zwar einen anderen Namen bekommen, sind aber noch die selben. Wer immer in der Vergangenheit lebt, der sieht nicht mehr die Probleme der heutigen Menschen und das ist, wie ich schon sagte, wohl auch vom System beabsichtigt. Übrigens, wenn Sie in der Jetztzeit einmal Ihre Augen öffnen und schauen wer Gewalt gegen Juden ausübt, dann werden Sie sehen, dass das nicht die bösen Geister der Vergangenheit sind, sondern Menschen von denen Michel Friedman zwar auch spricht, aber dies gleichzeitig wieder relativieren möchte. Michel Friedman ist eben kein Ralph Giordano, denn der war mutiger und auch nicht so angepasst, seine Sicht der Dinge klar und deutlich zu äußern.

            • 6G
              6474 (Profil gelöscht)
              @Ricky-13:

              What time is now?

               

              Irgendwann hast du wohl auch gelernt das Herdplatten heiß und Messer scharf sind, oder?

              Worauf greifst du bei diesem Erlernten zurück, wenn nicht auf vergangene Erfahrungen oder überliefertes Wissen?

               

              Wer antisemitische Strukturen und Denkmuster aus der Vergangenheit erkennt, der wird sich auch leichter tun nicht nochmal in die selbe Falle zu tappen

              • @6474 (Profil gelöscht):

                Ach, schon wieder unser ROI, der sich weiter unten damit brüstet, dass er gegen Blood and Honour "gekämpft" hat. Hast Du nicht noch Hausaufgaben für die Schule zu machen?

  • Nehmen wir mal folgendes an:

     

    Ihr seit 1920 geboren worden von einer Arbeiterfamilie, 1933 bei der Machtergreifung seit ihr 13 Jahre alt, ein Kind. Ihr werdet älter, macht eine Ausbildung mit 14 bei der Reichsbahn und danach zum Lokführer, mit 20 seit ihr Heitzer oder Lokführer. Es ist 1940. Ihr wollt nicht an der front erschossen werden, somit seit ihr Froh als Lokführer Kriegswichtig zu sein.

     

    Jetzt bekommt ihr 1922 den Befehl ein KZ "zu beliefern". Selbst wenn ihr euch "davor drücken könnt", wird es nichts ändern. Und die Angst davor an die Front zu müssen wird dafür sorgen das ihr es machen werdet. Jeder Mensch will nämlich nur eins, überleben.

    • @delta:

      Wie Jörg Engelhardt schon schrieb: Was Sophie Scholl und die Mitglieder der Weißen Rose taten, hätten auch andere tun können.

       

      Z.B. Schreiner wie Georg Elser, gelernte Buchhändlerinnen wie Ruth Andreas-Friedrich, Bauern wie Heinrich Aschoff, Arbeiter wie Max Gehre usw.

       

      Es gab genügend, die sich mit "Es ändert ja doch nichts" nicht zufrieden gegeben haben.

      • @sart:

        Sophie Scholl wurde am 22. Februar 1943 in München hingerichtet.

         

        Georg Elser starb am 9. April 1945 im KZ Dachau.

         

        Heinrich Aschoff arbeitete im verborgenem, die älteste Tochter Anni war die einzige die mit davon wusste. Ebenso Max und Auguste Gehre. Offenen Widerstand hätten sie wohl kaum überlebt.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @delta:

      Sophie Scholl war 11Jahre alt 1933, ihr Bruder ein Paar Jahre älter. Und beide waren begeistert von Hitlers Machtübernahme. 10 Jahre später haben sie ihre Meinung radikal geändert. Was Medizinstudenten geschafft und gemacht haben, sich aus der Nazi-Ideologie zu befreien und in den Widerstand zu gehen, hätte ein Lockführer auch schaffen können. Natürlich kann keiner , mich natürlich eingeschlossen , ehrlich die Frage beantworten, was hätte ich gemacht, aber wir sind für unser Tun und Handeln verantwortlich. Und ein Lockführer, der einen Zug mit Menschen, die ermordet werden sollen, in ein Vernichtungslager fährt, macht sich der Beihilfe zum Mord schuldig, was auch immer er für " gute" Gründe angibt, um sein Gewissen zu erleichtern.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Ein Lokführer der einen Zug ins KZ fährt muss nichts mit der Nazi-Ideologie zu tun haben. An der Beihilfe zum Mord macht er sich definitiv nicht schuldig, ein kleiner Arbeiter kann nicht etwas bewerkstelligen woran hohe Militärs gescheitert sind (Stufenberg).

         

        Bei dem Arbeiter handelt es sich ja nicht um John McClane oder Major „Dutch“ Schaefer (der aus Predator).

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Es ist fast ein bisschen frivol, aus heutiger Sicht, die Leistungen der Weißen Rose sozusagen zum Standard zu erklären und zu behaupten, 'das hätte jeder schaffen können'.

         

        Mein Vater, Jahrgang 1924, wurde mit 17 zum Reichsarbeitsdienst, danach übergangslos zum Kriegsdienst eingezogen.

         

        1941 sah er an der Westfront vereinzelte Erschießungen von 'Partisanen'. Oft meldeten sich stramme Parteigenossen freiwillig dafür, er hätte sich schon richtig bemühen müssen, mitschiessen zu dürfen.

         

        1942 ließen die Erfolge der Russen Widerstand an der Ostfront aufflackern, der gnadenlos bekämpft wurde. Falls man mit-exekutierte, gab es Extra-Schnaps, mein Vater konnte sich noch raushalten. Einige Vorgesetzte stellten jedoch die Weltanschauung der 'Abstinenzler' bedrohlich in Frage "Sie können keinen Schnaps vertragen, also wollen Sie nicht, dass unsere Kameraden gerächt werden?". Bemerkenswert: zu diesem Zeitpunkt konnten sich Angehörige der Waffen-SS noch von den Erschießungen fernhalten.

         

        1943, nach Stalingrad wurden im Rahmen des Führerbefehls "Verbrannte Erde", sogenannte ALRZ-Maßnahmen durchgeführt bei denen (angebliche) Partisanen gefangen wurden. Deren Exekutionen konnte man sich vielleicht noch durch die freiwillige Annahme unangenehmer Dienste entziehen; was aber nicht sicher funktionierte.

         

        1944 musste ein Angehöriger eines Exekutionskommandos, der bewusst vorbeischoss, damit rechnen, selbst liquidiert zu werden. Als sich die Front auflöste, ließ 'Rückzugsgeneral' Ferdinand Schörner deutsche Soldaten, die es nach einem Angriff der Russen nicht innerhalb von Stunden zur eigenen Truppe zurückschafft hatten, liquidieren und an Wegkreuzungen zur Abschreckung aufhängen.

         

        Es ist absurd, zu glauben, man hätte sich dem Morden entziehen können.

         

        Mein Vater musste Anfang 1945 bei der Erschießung einiger jugendlicher russischer 'Kriegsgefangener', die lediglich einen Sack Getreide versteckt hatten, mitmachen.

         

        Beim nächsten Angriff ist er dann desertiert.

        • @Dr. Robert:

          Ich kann niemanden entschuldigen, der mitgemacht hat, aber einfach zu behaupten: "man hätte doch nur ..." greift eindeutig zu kurz.

           

          Dies ist auch das Problem anderer Nationen.

           

          Die Italiener haben nach 1945 gesagt "okay, wir haben zwar den Faschismus erfunden, aber wir waren die einzigen die ihn auch wieder selbst abgeschafft haben"; die Spanier kämpften plötzlich in Diensten der amerikanischen Demokratie in Korea und Vietnam; die Franzosen waren schon immer alle in der Resistance, die Niederländer hatten die höchste Effektivität bei der durch die deutsche Besatzung angeordnete Erfassung der Juden, aber überall Nederlands verzet'; die Schweizer haben sich kampfentschlossen in ihre Reduite zurückgezogen und den Deutschen standgehalten ("Devisengeschäfte? Welche Devisengeschäfte?"), etc., etc.

           

          Noch einmal: mir geht es nicht darum, 'uns Deutsche' zu entschuld(ig)en, sondern darum, eine realistische Sicht auf die Natur des Menschen zu haben.

          • @Dr. Robert:

            Bewundernswert die ganzen Kommentare, wie sich die Leute damals verhalten hätten.

            Kann sich irgendeiner in die damalige Zeit versetzen, der Zeitgeist der nach einem verlorenen Krieg herrschte ? Die Menschen damals konnten nicht einfach Googlen oder bei Wikipedia nachschauen, was die Regierung Hitler für Folgen haben könnte.

            Hitler war mit der erste der Medien zu seinen Gunsten nutzte, und damals wurden diese wenig bis garnicht hinterfragt, ob da jetzt die Wahrheit gesendet wird oder Propaganda.

            Wie hätten sich die D verhalten, wenn sie gewusst hätten, das tausendjährige Reich dauert nur bis 45 ?

            Aber warum lernt keiner aus der Geschichte?

            • @Günter Witte:

              Ja, das finde ich auch. Heute, aus sicherer und anonymer Entfernung sitzt man bei heißem Kaffee in der gemütlich warmen Wohnstube auf dem bequemen Sessel am Computer und man tippt mutigst ein, man wäre damals ein prächtiger Widerstandskämpfer gewesen. Das ich nicht lache.

            • 8G
              82236 (Profil gelöscht)
              @Günter Witte:

              Komischerweise gab es zu dieser Zeit auch schon kritische Menschen, die geahnt haben, was passieren würde, wenn Hitler an die Macht kommt. Aber die Mehrheit war der Weimarer Republik überdrüssig und wollte lieber die Braunen als die Roten.

              Sie wollten es mit dem Metzger probieren. Da gibt es so einen Text von Brecht nach der Ernnenung Hitlers zum Reichskanzler. Und da Hitler die Presse und den Rundfunk gleichschalten liess, wird es wohl eben doch kritische Medien gegeben haben, die seiner Ansicht nach von zu vielen kritischen Geistern gelesen wurden.

              • @82236 (Profil gelöscht):

                Natürlich war es ein Politischer kampf der Systeme, aber den Nationalsozialismus hatte es in diese Auswüchsen zuvor so auch nicht gegeben. Und den Kommunismus hatten ja die D als Waffe benutzt.

                Interessant ist wie Hitler an die Macht kam, wie hat er das finanziert?

                Keine Revolution ohne Geld, kein Umsturz ohne Geld.

                Hatte das Geld nur Angst vor der Enteignung, oder hatten sie mein Kampf nicht gelesen ?

                Und Brecht hatte 33 mit der Machtergreifung Hitlers als Stalinist die Wahl verloren, und Sie trauen ihm viel zu, ob er da die Zukunft erkannt hat.

    • @delta:

      " Selbst wenn ihr euch "davor drücken könnt", wird es nichts ändern. "

       

      Es wird nichts ändern, weil alle genauso denken. Wenn sich alle gedrückt hätten, dann wäre nichts passiert. Weder den Lokführern noch den deportierten Juden.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @delta:

      Ich mag Märchen, so lange sie die Wahrheit erzählen möchten

    • @delta:

      Wenn es doch so einfach, so klar und so selbstverständlich ist, wie Sie das hier nahelegen wollen - wieso haben dann so viele NACH der NS-Herrschaft über ihre Taten im NS geschwiegen?

  • Sie beschreiben einen Mythos. Wissenschaftlich sieht es ganz anders aus.

     

    Ich habe im Studium ein Seminar zur Rolle der Wehrmacht im NS-Staat besucht. (Der Dozent kam vom ZMSBw)

     

    Kernpunkt dieses Seminars: Es ist nicht ein einziges Mal belegt, dass ein Wehrmachtsangehöriger, der sich weigerte, an Erschießungen teilzunehmen, drangsaliert wurde. Geschw

     

    In Ausnahmefällen wurde mal einer degradiert oder sowas. Im Regelfall geschah - nichts.

    Er wurde einfach in eine andere Einheit versetzt.

     

    Insofern liegt Herr Friedmann ganz richtig.

    • @rero:

      Der Kommentar ging an Thomas Schöffel.

    • @rero:

      Nein, das ist nicht richtig. Und das kann man bereits nach wenigen Minuten Recherche umfassend nachgewiesen bekommen.

    • @rero:

      Das gilt auch für die "Mitarbeit" im Lagersystem. Es hat Fälle gegeben, in denen Leute sich daran nicht beteiligen wollten (ob aus humanistischen Motiven oder vielleicht auch deshalb, weil diese Tätigkeit einfach sehr unattraktiv war, sei dahingestellt). Persönliche Konsequenzen, die schwerer wogen als maximal ein Verlust an Ansehen und Aufstiegsmöglichkeiten, hatte niemand zu tragen.

       

      In diesem Zusammenhang fallen mir auch wieder die Stimmen von DDR-Grenzsoldaten und Stasi-Mitarbeitern ein - nicht, weil ich die Taten als gleichrangig werte, sondern das Entschuldigungsmuster:

      "Man musste ja mitmachen, man hatte ja keine Wahl."

      "Warum hatte man keine Wahl?"

      "Ja, man wurde ja sonst nicht befördert."

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @rero:

      Dazu bedarf es kein Seminar an der Uni, einfach Christopher Brownings Buch " ganz normale Männer" lesen.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Browning beschreibt einen Einzelfall. Das Seminar lieferte einen Überblick und erklärte auch die Entwicklung dahin.

         

        Das Seminar hat sich wirklich gelohnt. Mehr als ein einzelnes Buch hätte leisten können. :-)

  • "Es gibt seit Jahrzehnten einen Sockel von zehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung in Deutschland, die unabhängig von Bildung und Einkommen judenfeindliche Einstellungen hegen."

    Das ist zu vorsichtig von Michel Friedmann. Ich würde die Schätzung mindestens verdoppeln und sehe wohl eher 1/3 bis 2/3 als realistisch.

    • @Hugo:

      Ach, und welche Umfragen kennen Sie, die Sie glauben lassen, es seien 2/3?

      • @Tomba:

        Jedes "blank wie ein Judenei", "der ist ein Jüd" (jemand wo unterstellt wird, daß sein geschäftlicher Erfolg nicht ganz kosher ist), "ich habe nix gegen Juden, aber"...

  • Manchen Kommentatoren liegt hier offenbar sehr viel daran, dass die Legende vom eigentlich unbescholtenen Bürger, der nur aus Angst vor den Gesetzen der Nazi-Diktatur unfreiwillig zum Mörder wurde, aufrecht erhalten bleibt. Diese Legende ist nachweislich blanker Unsinn.

    Richtig ist, dass es die Nazis den Leuten überall da leicht gemacht haben, ihren niederen kriminellen Impulsen zu folgen, wo es in ihr rassistisches Konzept passte. Wenn nebenan ein Jude eine schöne Wohnung und Besitztümer hatte, so konnte jeder Denunziant mit der Unterstützung der Nazis sich diese Wohnung und die Besitztümer meist probelmlos selbst ganz oder zum Teil aneignen. Die vertriebenen Bewohner wurden auf eigene Kosten den Vernichtungslagern zugeführt. Von denen hatte niemand mehr eine Klage zu befürchten. Die Stadtarchive quellen über von derartigen Berichten und die betrafen eben nicht nur Juden, sondern auch Zigeuner, Kommunisten, Sozialisten, bekennende Christen und alle, die der Nazi-Diktatur irgendwie im Wege standen. Das sind allesamt Geschichten von Menschenfeindlichkeit aus Habgier, Egoismus, Opportunismus, Gewissenlosigkeit und ideologischer Verblendung und nicht etwa aus einem unüberwindbaren äußeren Zwang.

  • "dass laut der Berichte des Bundesinnenministers weiterhin neunzig Prozent der Gewaltakte gegen Juden von der deutschen, nichtmuslimischen Bevölkerung ausgehen" ist wohl auch "nur" als rassistischer antideutscher Witz zu verstehen. Denn Laut Benjamin Steinitz, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin taucht in Polizestatistiken der Schriftzug „Juden raus“ generell als „rechtsextrem motiviert“ auf, obwohl eine solche Parole auch in islamistischen Kreisen populär sei. Laut einer Umfrage zum Antisemitismus unter Juden in Deutschland wurden „besonders häufig (...) muslimische Personen als Täter angegeben: 48 Prozent der verdeckten Andeutungen, 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe gingen nach dieser Einschätzung von muslimischen Personen aus“, https://www.welt.de/politik/deutschland/article168436745/Zahl-der-antisemitischen-Delikte-in-Deutschland-steigt.html

    • @Rosenkohl:

      Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Bemühungen, hier gegen Geschichtsklittung und FakeNews aufklärerisch zu argumentieren.

      In der Tat sind die Statistiken methodisch so falsch, dass man daraus nur schließen kann, dass eine politisch gewollte Fake Statistik heraus kommt.

      Der scheußliche Vorfall in Berlin, wo ein vierzehnjähriger jüdischer Junge extrem drangsaliert wurde, zeigt beispielhaft den Versuch, zu verhindern, dass der islamische Hintergrund der Täter öffentlich genannt wird.

      Stattdessen fordern zweifelhafte "Experten" Umerziehungsmaßnahmen durch pflichtverbindliche KZ-Besuche.

      Wer jüdische Menschen nur noch auf KZ reduziert, betreibt eine sehr seltsame Form des Rassismus. "Gut gemeint" ist das Gegenteil von gut.

  • Wie immer bei Herrn Friedmann auch viel Geschwafel dabei. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hätte er von mir erwartet, daß ich als Lokführer bei der Reichsbahn mich zu Kriegszeiten hätte weigern sollen, einen Zug nach Auschwitz zu fahren. Ich weiß aber gar nicht, ob ich mich das getraut hätte. Ob ich vielleicht wegen Wehrkraftzersetzung, Feigheit vor dem Feind, Sabotage oder versuchter Desertion entweder sofort an die Wand gestellt worden wäre oder nach hinten in die Waggons zu den Gefangenen überstellt worden wäre oder ob meine Frau und meine Kinder von der Gestapo abgeholt worden wären, all das scheint in seinen Überlegungen keine Rolle zu spielen. Ich bin kein Held. Und wie ich feststelle, ist sein Engagement gegen aktuelle KZs auf der Welt, beislpielsweise in Nordkorea, auch nur auf Wortbeiträge beschränkt. Es ist leicht, in einem friedlichen Land zu sitzen und zu behaupten, man wäre früher ganz bestimmt ein Held gewesen. Ich habe da so meine Zweifel.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Thomas Schöffel:

      Zu der Entwicklung im NS-Regime haben andere User hier schon genug gesagt. Was mich noch stört ist die Schlussfolgerung, das deshalb alles beinahe rechtens war, was der Lokführer für Sonderzüge so getan

       

      Ich habe ich eine nette Analogie für dich:

       

      "Herr W. ist arbeitslos, pleite und frustriert, deshalb wendet sich Herr W an einen zwielichten Bekannten mit kriminellen Kontakten. Herr W wird der private Fahrer der ansässigen Mafia die mit Menschenhandel zu tun hat. Herr W weiß das, aber er sagt sich immer wieder "Ich bin nur der Fahrer und habe damit nichts zu tun". als Herr W mithilft, die enflohene 20 jährige Zwangsprostituierte Maria Z. in den Kofferraum zu schaffen und in den enlegenen Wald zu fahren, weiß Herr W das er nicht mehr lebend aussteigen kann. Ähnliches wird noch häufiger passieren.

      ......

      Zeitsprung 10 Jahre später: Die Mafiagruppe ist zerschlagen, der Chef sitzt in Haft, Herr W. ist mitangeklagt, aber ihm wird Straffreiheit und Zeugenschutz angeboten, wenn er aussagt und die Eltern von Maria Z wollen endlich Klarheit über das Verschwinden ihrer Tochter, aber Herr W verweigert sich jeder Aussage. "Ich war nur der Fahrer, ich weiß von nichts und habe nichts gesehen." Aufgrund Herr W´s Schweigen kann der Fall nie gänzlich aufgeklärt werden und Herr W wird aus Mangel an Beweisen entlassen, genauso wie andere Mittäter...

      Seinen Kindern erzählt er später nur, das es halt eine harte Zeit war und sie verstehen das.

      Ende der Geschichte"

       

      Wie bewertest du diese Geschichte?

       

      a) Herr W war ein guter Vater

      b) Herr W war das Opfer unglücklicher Verstrickungen. Ich habe Verständnis und hoffe das endlich Gras über die Sache wächst.

      c) Herr W hätte sich niemals mit diesen Verbrechern einlassen sollen, da er ahnen musste, was passieren kann.

      d) Herr W zeigt keine Reue und verhindert durch Schweigen und Relativieren die Aufklärung.Das ist das schlimmste daran. Seine Enkel glauben jetzt das es eine Maria Z nie gegeben hat.

       

      Ich denke die Parallenen sind klar?

    • @Thomas Schöffel:

      Herr Schöffel, Herr Schöffel.

      Dass ihresgleichen aus den letzen Löchern gekrochen kommt, sobald Herr Friedmann spricht, das überrascht nicht wirklich. Dennoch:

      Sie erwarten also Verständnis von den Betroffenen der Shoah? Verständnis für die Täter und deren Helfershelfer?

      Verständnis zum Beispiel für jene, welche in Erfurt Öfen gebaut haben für die Krematorien? Und dabei zum Beispiel das technische Problem gelöst haben, das Auftritt, wenn der Ofenrost zu durchlässig ist für Kinderkörper und somit den Entsorgungsprozess durch Verstopfung der Öfen verzögert?

       

      Verständnis für die Täter der "Reichsbahn", die sich von den Deportierten deren Fahrt in die Vernichtung auch noch bezahlen ließen?

       

      Dass es Möglichkeiten gab sich der Täterschaft zu entziehen ohne Repressionen fürchten zu müssen - außer der, im Kollegium als "feiger Hund" zu gelten, das können Sie mit etwas Recherche selbst herausfinden.

      Aber ich fürchte, diese Frage treibt Sie gar nicht wirklich um.

       

      Auch nicht die Frage der hemmungslosen Leichenfledderei durch die ach so bemitleidenswerten Nachbarn der Deportierten, welche Herr Friedman anspricht.

       

      Sie gehören sehr offensichtlich zu denen, die den Juden die Shoah nie verzeihen werden, gell?

       

      Alexandre Oler, Sohn von David Olere, der in Auschwitz im jüdischen Sonderkommando leiden musste schrieb:

       

      "Wenn du das Böse vergessen kannst

      Vergiß

      Doch vergiß nur Böses

      Das man dir selbst zugefügt.

       

      Wenn du das Böse vergeben willst

      Vergib

      Doch vergib nur Böses

      Das du selbst erlitten hast.

       

      Vergiß oder vergib

      Mein Sohn

      Vergib UND vergiß

      Aber bitte nicht in meinem Namen.

       

      Denn was mich angeht, Freunde

      Tut mir leid

      Ich habe von den Opfern keinerlei Auftrag

      Außer Zeugnis abzulegen."

      • @Zecke:

        Ja, ich weiß genau, aus welchem Loch ich gekrochen bin. Darf ich mir die Gegenfrage erlauben, wie das bei Ihnen ist ? Sie, der so überhaupt kein Verständnis hat für "Täter", behindert also die Deutsche Bahn, wenn sie wieder mal Panzertransporte von Bremerhafen nach Kiel fährt. Sie behindern also aktiv die Verladung auf die Transportschiffe ins Baltikum ? Und den Strom für die Fabriken, in denen deutsche Leopard-Panzer für die Türkei gebaut werden, den stoppen Sie natürlich auch, weil Sie ja wissen, daß in Zukunft mal sonst jemand kommen könnte, der Sie danach fragt, was Sie denn gegen die Mordmaschinerie, die so heute am Laufen ist, getan haben. Ach so. Sie schreiben unter Lebensgefahr und anonym Leserbriefe. Naja, das ist natürlich heldenhaft. Mit so einer beeindruckenden Vita wären Sie ganz bestimmt früher im aktiven Widerstand gewesen, gell ? Wissen Sie was ? Für bestimmte Personen hält die Sprache das Wort "Maulheld" bereit.

      • @Zecke:

        Was hatte der Arbeiter bei der Reichsbahn denn für Alternativen, außer verrecken an der Front. Wollte er den Zug nicht ins KZ fahren wurde er eben eingezogen und kam als Kannonenfutter an die Front. Angst macht die Menschen gefügig.

         

        Und wie soll bitte ein kleiner unbedeutender Arbeiter ohne Netzwerke, ohne Kontakte zur Macht etwas schaffen woran hohe Offiziere der Wehrmacht wie Hans Oster oder Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld oder auch Helmuth James Graf von Moltke gescheitert sind.

        • @delta:

          You missed the point

    • @Thomas Schöffel:

      Es gab immer einen "stummen" Protest von denjenigen, die nicht mitmachen wollten.

      Es ist einfach, sich bei solchen Verpflichtungen mal krank zu melden, man muss nicht gleich wie in den NL einen vollständigen Generalstreik ausrufen.

       

      Insofern kann man zwar seine Hände in Unschuld dann waschen, da es aber genügend Reichsbahner gab, die solche Fahrten fast mit Begeisterung bestimmt gemacht haben (sofern sie nicht sowieso von Soldaten durchgeführt wurden, das weiß ich nicht) kann man mit diesem passivem Widerstand auch keine Menschen retten.

      • @Age Krüger:

        Soldaten können nicht einfach eine Lok bedienen, oder gar den doch recht komizierten Bahndienst ausführen. Dafür wird eine Ausbildung benötigt.

         

        Die Rechsbahner die diese fahrten gemacht haben hatten schlicht und einfach die Hosen voll. Mit Begeisterung wird wohl kam jemand dies Fahrten gamcht haben. Die Lokführer und Heitzer werden bei der "Belieferung" eines KZ gedacht haben "hoffendlich bin ich nicht der Nächste", nichts falsches sagen und schnell wieder raus. Oder auch besser das hier als verrecken an der Front. Die meißten Meschnen wollen in einem solchem Regime nur eins, irgendwie überleben.

        • @delta:

          Genau so ist es. All die Maulhelden hier, die so tun, als ob sie früher die tollsten Widerstandskämpfer gewesen wären, können und das nämlich nicht beweisen. Sind die etwa in Norkorea und stellen sich gegen den Diktator ? Nein, sie sitzen bei einem heißen Kaffee in der warmen Stube am Computer und erklären uns anonym, was wir zu tun hätten. Lachhaft.

      • @Age Krüger:

        Rund 30 Prozent der NSDAP-Mitglieder, in ihrer Spitze hatte sie 7,3 Millionen Mitglieder, also: etwa 2,2 Millionen waren Arbeiter. Damit hatte die NSDAP, in ihrer stärksten Mitgliederzeit, mehr Angehörige der deutschen Arbeiterklasse in ihren Reihen, als vor 1933 die SPD und KPD zusammen.

         

        Da gab es auch zahlreiche Reichsbahner, die sich freiwillig für den Abtransport gemeldet hätten. So wie bei den Hamburger Polizeikräften, für die freiwilligen Einsätze in Osteuropa, so gab es auch bei den DR-Eisenbahnern keinen Widerspruch.

         

        Insgesamt stand auch nach den Olympischen Spielen von 1936 die Mehrheit der deutsch-österreichischen Arbeiterklasse fest an der Seite des kapitalfaschistischen NS-Regime. Die deutsche Rüstungsindustrie erzielte noch im Frühjahr 1944 ihr höchstes Ergebnis, - bis (danach) die Zulieferung mit Rohstoffen ausblieb.

         

        Auch die Eisenbahner waren in ihrer Mehrheit ein fester Bestand der kapitalfaschistischen Volksgemeinschaft und Sozialpartnerschaft, zwischen "Arbeiter der Faust" und NS-SS-Kapitalisten.

    • @Thomas Schöffel:

      Vollkommen richtig, was Sie schreiben, denn genau das begreifen viele Menschen nicht, die am Computer ihren "Heldenmut" in die Tastatur hämmern. Selbst heute noch, wo kein SS-Mann einen einfach erschießen kann, haben viele Menschen Angst gegen Unrecht aufzubegehren - aber damals war so etwas der sichere Tod für einen selbst und der Familie. Wenn man sogar in einer Demokratie Angst hat, seine Meinung zu sagen, wie sah es wohl in der NS-Diktatur aus? Aber schön, dass Friedmann sich mal wieder zu Wort gemeldet hat, denn was würden wir wohl ohne die "mahnenden Worte" eines Herrn Friedmann machen?

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @Ricky-13:

        Ich "hämmere" nicht nur meinen Heldenmut in die Tastatur, sondern gehe auch ganz real gegen Faschismus und Neonazis auf die Straße.

        Auf das es nicht mehr so weit kommen möge und ich und du hier weiterhin unsere Meinung sagen können.

         

        Übrigens stimmt es nicht, das die Familie von "Dienstverweigerern" im NS-Regime, auch automatisch in die Pflicht genommen wurde.

        • @6474 (Profil gelöscht):

          Dabei war wohl niemal ihr eigens Leben in Gefahr. Nachdem sie gegen ein kleines häuflein Faschisten und Neonazis auf die Straße gegengen sind, gehen sie nach Hause mit dem Wissen das ihnen nicht gesehen kann und wird.

           

          Und das die Familien damals nicht immer in die "Pflicht" genommen wurden lag wohl eher an der Trägheit der Bürokratie als an der Menschlichkeit des Regime.

           

          Auch wenn ich neimanden vorwerfe die Schrecken eines solchen Regime nicht zu kennen, so sollte dennoch jedem verständlich sein das die Situation heute mit der von 1938 nicht zu vergleichen ist.

          • 6G
            6474 (Profil gelöscht)
            @delta:

            "Dabei war wohl niemal ihr eigens Leben in Gefahr."

             

            -Doch, ich hatte schon lebensgefährliche Situationen mit Nazis in meiner Jugend.

             

            Blood and Honour ist ein Begriff?

            • @6474 (Profil gelöscht):

              Sie wollen doch wohl nicht die Deppen von Blood and Honour mit dem NS-Staat gleichsetzen?

               

              Lebensgefährliche Situationen gibt es auch im Straßenverkehr zu genüge, aber weder der Straßenverkehr oder Blood and Honour sind auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem NS-Staat.

          • @delta:

            Sie sagen es!!! Gegen ein paar Schwachköpfe, die heutzutage immer noch "Nazis" spielen, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, wird schon für sehr mutig gehalten. Dass die heutigen Neonazis nur frustrierte Knalltüten sind, die wahrscheinlich ein ganz normales Leben führen würden, wenn sie nicht vom Kapitalismus ausgespuckt worden wären, darüber macht sich niemand große Gedanken. Auch die AfD hat doch nur so einen großen Zuspruch, weil in unserer Gesellschaft etwas seit langem nicht mehr stimmt. Die wirkliche Gefahr sind nicht ein paar Idioten, die Nazis spielen, sondern die unmenschliche kapitalistische Politik, die erst durch soziale Ungerechtigkeit solche Kreaturen wie "Neonazis" überhaupt hervorgebracht hat. Das war damals so und das ist heute wieder so. Anstatt also immer die bösen Geister der Vergangenheit aus dem Keller zu holen, sollte man darüber nachdenken, wie eine gerechtere Welt entsteht, denn in einer gerechten Welt entsteht kein Hass. Das Pulverfass der sozialen Ungerechtigkeit wird uns allen demnächst um die Ohren fliegen, wenn nicht endlich etwas geschieht. Das wirkliche Problem möchte Michel Friedman, der in der kapitalistischen CDU ist, aber scheinbar nicht so gerne ansprechen, denn zu viele Lobbyisten sitzen auf dem Schoß der CDU, und die sorgen dafür, dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Dass das auf die Dauer nicht gutgeht, und die abgehängten Menschen dann extreme Parteien wählen, sollte auch dem Dümmsten langsam klar sein.

      • @Ricky-13:

        Beim Einsatz im Osten gab es keinen Zwang für die Teilnahme an Mordaktionen, auch keine Familienhaftung bei Verweigerung. Es gab immer genug NS-Volkskameraden, die freiwillig dafür waren!

         

        Wie erklären Sie sich denn sonst die Tatsache, dass es bis Kriegsende kaum einen Widerstand dagegen gegeben hatte? Mit Ausnahme der illegalen KPD, wenigen Christen und bürgerlichen Humanisten, wenigen Tausend Militärs (von mehr als 12 Millionen), da gab es keinen nennenswerten Widerstand gegen das gemeinsame SS-NS-Regime der treudeutschen Kapitalfaschisten!

      • @Ricky-13:

        "Wenn man sogar in einer Demokratie Angst hat, seine Meinung zu sagen,..."

         

        Sprechen Sie sich ruhig aus. Sie müssen keine Angst haben. Kommen Sie schon. Ist gar nicht schlimm.

        • @Nicky Arnstein:

          Wieso habe ich eigentlich immer das Gefühl, dass ich es hier in erster Linie mit Jugendlichen zu tun habe?

          • @Ricky-13:

            Was haben Sie gegen Jugendliche?

    • @Thomas Schöffel:

      Ich übersetze Ihnen die Essenz des "Geschwafels": Als Sie Lokführer wurden, um Menschen in den Tod zu fahren, haben Sie schon vorher weggeschaut: als die Menschen, die Sie transportieren, systematisch nach und nach ausgegrenzt wurden, als ihnen Berufsverbote erteilt wurden, das Besuchen öffentlicher Einrichtungen, als sie einen gelben Stern tragen mussten, als sie einen zweiten Vornamen annehmen mussten, der sie als Jude kennzeichnete, als es verboten wurde, dass Nicht-Juden mit Juden Ehen eingehen, als Sexualität mit Juden Rassenschande deklariert wurde. Sie hätten also, bevor sie Lokführer für Auschwitz wurden, viele Gelegenheiten verpasst, um den Mund aufzumachen, ohne fürchten zu müssen, dass sie von der Gestapo abgeholt worden wären. Sie haben aber wie die meisten von Anfang an geschwiegen. Und daher konnten Sie auch Lokführer für Sondertransporte nach Auschwitz werden.

      • @Nicky Arnstein:

        Das KZ Dachau gab es ab dem 22. März 1933, vorher gab es schon das KZ in Nohra seit dem 3. März 1933, ab dem 21. März 1933 das KZ Oranienburg. Ebenso gab es die KZs Ahrensbök, Alt-Daber, Bad Sulza, Benninghausen, Brandenburg an der Havel, Börnicke, Breitenau, Breslau-Dürrgoy, Buchenau, Esterwegen, Kemna, Sonnenburg und Bredow am 20. Oktober 1933.

         

        Zunächst wurden die politische Gegner des Regimes in „Schutzhaft“ genommen und misshandelt. Mitte 1933 war der Terrorstaat bereits fest im Sattel. Der einfache Lokführer hatte hier schon keine Chance mehr. Das Oberkommando der Wehrmacht hätte es danach noch gekonnt. Es wäre Werner von Blomberg zugefallen Hitler zu stürtzen, der aber war ein politischer Idiot vorsichtig gesagt.

    • @Thomas Schöffel:

      'Ob ich vielleicht wegen Wehrkraftzersetzung, Feigheit vor dem Feind, Sabotage oder versuchter Desertion entweder sofort an die Wand gestellt worden wäre'

       

      Ich weiß, mit dieser irren Täter-Opfer Umkehrung wird sich gerne reingewaschen, aber vom Tod bedroht waren nicht die Deutschen, sondern deren Opfer.

      Haben Sie irgendwelche Quellen, die belegen würden, dass Deutsche systematisch hingerichtet wurden, wenn sie ihrer Arbeit nicht nachgegangen sind?

      Ich halte das für ziemlichen Humbug. Es verkehrt die Bedrohungslage ins Absurde.

      • @emanuel goldstein:

        Wie bitte ? Täter-Opfer-Umkehr ? Dann sind Sie oder ich auch Täter, weil die BRD irgendwas nach Nordkorea liefert und Sie und ich nichts dagen machen ? Benutzen Sie ein amerikanisches Produkt ? Wie bitte ? Und Guantanamo ? Sind wie beide da jetzt mitschuldig dran ? Ihre Mitschuld-Konstruktion erstreckt sich auf jedem, der auch nur zufällig in der Nähe rumstand. So geht das nicht.

      • @emanuel goldstein:

        Die nichtjüdischen deutschen Gegener der Nazis wurden nicht nur mit Wattebällchen beworfen. Mit die ersten die in die KZ gingen waren die Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Christen, Freigeister und auch Komunisten.

         

        Einfach mal nach "Liste von Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau" suchen, dort finden sie Bürgerliche Politiker, Sozialdemokraten wie Wilhelm Aron er war eins der ersten Todesopfer am 19. Mai 1933 in Dachau oder auch Otto Thielemann welcher am 17. März 1938 im KZ Dachau ermordet wurde, Kommunisten, Schriftsteller, Journalisten, Künstler, Musiker und Komponisten, Geistliche, Sonder- und Sippenhäftlinge, Adelige wie Albrecht von Bayern oder Maximilian und Ernst von Hohenberg die Söhne des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand oder auch Militärs wie Franz Halder.

         

        Auch ein deutscher wurde ganz schnell in ein KZ gesperrt. Die Bedrohungslage war sehr real. Und fliehen ging in der Regel für die meisten auch nicht.

    • @Thomas Schöffel:

      Ich finde, dass der in der Tat häufig sehr gewöhnungsbedürftige Herr Friedmann hier nun wirklich mal nicht schwätzt. Es ist ein längerer Text, aber das müsste so weit bewältigbar sein. Er ist gerade so redundant, dass das Anliegen sehr klar wird.

      Ich glaube, dass du dieses Anliegen nicht erfasst hast: In dem Moment, in dem Sabotage usw. lebensgefährlich werden, haben sie bereits allesamt versagt, die Feiglinge des Alltags, die Faulen, denen der Protest gegen beiläufig geäußerte abwertende Witzchen zu anstrengend wäre, die heimlichen Sadisten, die ihre Triebe nicht unter Kontrolle bekommen und die so gerne endlich mal... Dein und mein Auftrag ist es, immer wieder wach zu sein oder immer wieder zu werden und uns darin zu üben, einzuschreiten. Das ist etwas recht Banales, wenn wir auch nur irgendeine Vorstellung von gedeihlichem Miteinander haben.

      Übrigens gilt das meiner Meinung nach ganz unabhängig von der Idee der Vermeidung von Schlimmerem: Auch ohne NS sind Rassismus und Menschenfeindlichkeit scheiße und ist es verwerflich, sie nicht schon im Kleinen immer wieder zurückzustutzen.

    • @Thomas Schöffel:

      "Geschwafel" das charakterisiert ihren Beitrag treffend Herr Schöffel.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Thomas Schöffel:

      Zum Helden ist keiner geboren, zum Helden wird man gemacht.

      Viele Angestellte der französischen Staatsbahn, vor allem die zahlreichen kommunistischen Arbeiter, haben Sabotageaktionen durchgeführt. Trotzdem hat die französische Staatsbahn Züge nach Auschwitz gefahren und wurde dafür verurteilt. Ich weiss nicht, ob dergleichen der Deutschen Bahn widerfahren ist.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Natürlich wurde keinem Reichsbahner hier der Prozess gemacht, nur der Direktor der Reichsbahn, Ganzenmüller, wurde, nachdem er irgendwann Anfang der 50er Jahre aus Südamerika zurückkam, irgendwann in den 70ern mal der Prozess gemacht bzw. wurde der sofort wieder eingestellt, weil der arme Mann eben verhandlungsunfähig war. Er starb dann irgendwann 20 Jahre später im Alter von über 90 Jahren.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Der Bodensatz von 10-20% Antisemiten in Deutschland kann mit Sicherheit nicht erklären, worum es im Judentum überhaupt geht. Also auf der religiösen Ebene erklären, warum Juden schlecht sein sollen. In Frankfurt ist dieser Antisemismus besonders "zementiert" ,weil dort der Anteil an Juden, die im Rötlichmilieu ImmobilienGeschäfte machten, viel höher ist als ihr Anteil in der GesamtBevölkerung.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @97760 (Profil gelöscht):

      "In Frankfurt ist dieser Antisemismus besonders "zementiert" ,weil dort der Anteil an Juden, die im Rötlichmilieu ImmobilienGeschäfte machten, viel höher ist als ihr Anteil in der GesamtBevölkerung."

       

      -Achso, deshalb.

       

      Also ist es nicht nur Israel als "schlimmstes Regime der Welt", der Jude als Jesusmörder und der jüdische Wallstreet-Bänker, weshalb Juden so verhasst sind.

       

      Es ist auch noch der Lude in Frankfurt.

       

      Typisch, diese kriminelle Energie von denen, das muss irgendwas genetisches sein....

       

      Oh weiha!

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Hallo ROI, warum Antisemitismus auf Stereotypen beruht, weiss ich auch nicht. Habe auch nicht die Deutungshoheit für Stereotypen. Übrigens wurde doch Julian Reichelt vor paar Wochen in der Bildzeitung als "Leuchtturm der Verbundenheit mit dem Judentum "bezeichnet. Ich kann mir vorstellen, dass Friedmann hier lieber hören würde, "Leuchtturm der Verbundenheit mit allen Menschen"

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Raun...raun... Rotlichtmilieu...Immobilien...Juden...raunraun... muss gemütlich sein im Bodensatz; wer nicht mal den Hauch eines Gefühls dafür besitzt, welche unverhohlenen, ebenso altbekannt braunriechenden wie intellektuell erbärmlichen Stereotype er wiederkäut, der steckt mental nicht nur bis zur Hüfte in tiefbrauner Gedankensoße. Kann man Rassist sein ohne es zu wissen? Das ist so wahrscheinlich wie die Antwort der meisten Rassisten auf die Frage, ob sie Rassisten seien, selbstredend “Nein!” lauten dürfte...

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @max:

        Max, ich muss mich korrigieren. Am 11.12.2017 wurden in der Bildzeitung

        von Dr. Juliane Wetzel(Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin)10 Stereotype abgedruckt. Wem ist damit gedient? Im übrigen bitte etwas höflicher zu mir sein.

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @max:

        Diese Stereotypen wurden doch von der Bildzeitung vor paar Wochen im Auftrag einer Sprecherin der jüdischen Gemeinde abgedruckt, was mich sehr wunderte. Es waren 10 Stück , wie z.B der all time hit, Juden würden die Wallstreet kontrollieren etc. Kommt man denn dem Bodensatz von 20 % nicht näher, wenn man diese Stereotypen einfach widerlegt? Wie gesagt von Religion haben die sowieso keine Ahnung

  • Am 27.1. ist mir bei einem Geburtstag eine Diskussion über den Nahostkonflikt aufgedrückt worden, bei welcher ich lupenreinem Antisemitismus ausgesetzt war, der mich wirklich vom Hocker gerissen hat. Und das waren weder AfD Nazis noch Muslime, sondern deutsche Buddhisten, die grün wählen und auf demeter stehen. Ich hab es noch immer nicht verarbeitet und es ekelt mich an. Der linke Antisemitismus wird hierzulande kaum thematisiert.

    • @siri nihil:

      Es gibt keinen "linken" oder "rechten" Antisemitismus. Es gibt "nur" Antisemitismus, und der ist für mich eine kollektive, seit Jahrhunderten existierende gestörte Wahrnehmung, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

    • @siri nihil:

      Linke sind keine Antisemiten! Linke sind Antikapitalisten! Linke kämpfen gegen den Kapitalfaschismus! Wer über Antisemitismus und Rassismus spricht, der muss auch über Kapitalismus und Imperialismus nicht nur reden, sondern gegen beides ernsthaft täglich kämpfen!

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Reinhold Schramm:

        War da nicht mal was mit Antisemitismus in der Sowjetunion? Ich würde an Ihrer Stelle meine Hand nicht für Ihre Aussage ins Feuer legen. Christopher Browning hat nachgewiesen, dass in dem Polizeibataillonen 101 auch ehemalige Sozialdemokraten und Kommunisten an den Erschiessungen beteiligt waren und dass die Teilnahme an diesen Erschiessungskommandos nicht Pflicht war.

      • @Reinhold Schramm:

        "Linke sind keine Antisemiten!"

        Ich hoffe, dass Ihr Beitrag Satire ist.

        • @Nicky Arnstein:

          Realsatire ist doch die beste

    • @siri nihil:

      Sonderbarerweise habe ich eine ähnliche Feststellung gemacht. In meinem Bekanntenkreis sind diejenigen, die sich ganz grün und öko geben, noch stärker in antisemitischen Denkmustern (insbesondere bei dem Thema Israel) verhaftet als diejenigen, die eher die LINKE wählen. Obwohl ja bei den Mandatsträgern das ja eher andersrum ist. Mag sein, dass ich nicht die typischen Linkenwähler kenne, ich selber bin wie die meisten, die ich kenne und die ab und an wählen, bei so etwas gerade wegen deren Positionen zu Israel das schon mit Magenschmerzen machen.

       

      Aber gerade diese verkürzte Kapitalismuskritik, die immer noch Assoziationen wie "Reichtum = Jude = böse" zulässt, scheint bei Menschen, die sich weniger mit ökonomischen Zusammenhängen auseinandersetzen, noch oft anzutreffen zu sein.

       

      Wollen wir mal nicht hoffen, dass die einfachen Analysen, die auch jetzt von der rechten grünen Seite kommen, die undifferenziert nach Umverteilung schreien, dies noch verstärken.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @siri nihil:

      Leider schockt oder überrascht mich das nicht, da ich diese Erfahrungen schon vor 10 Jahren in linken Kreisen machen musste und sich irgendwann die Erkenntnis durchgesetzt hat, das antisemitischer Wahn nichts genuin rechtspolitisches ist.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Vorsicht: Zunächst mal ist nicht jeder Öko links. Dann ist nicht jeder, der sich links nennt, auch links. Ist ja recht blumig, der Begriff.

        Desweiteren droht die größte Gewalt von Rechts, wo sie nicht schon längst ausbricht. Darüber hinaus sind einfach viele Menschen extrem dämlich. Ich kann dir wahrscheinlich auch unter Metalfans Antisemiten zeigen, deren Anzahl beklemmt. Oder unter Gymnasiallehrern, die Ökos hassen. Es gibt ja sogar rechtsextreme Umweltschützer.

        Was mir auffällt, ist die schöne Regelmäßigkeit, mit der gewisse Kommentatoren hier immer wieder ganz wundervoll aus dem absoluten Grauen und dem Nachdenken über eine Therapie dagegen - Schwupps - eine Debatte über rechte Linke zaubern wollen. Rechte? Nööö, guckt lieber mal Linkenichhabenämlicheinerleeeebnisgehabt! (Hatte ich auch, und zwar immer und immer wieder.) Ist euch da mal was Schlimmes passiert, dass ihr das so reflexhaft betont? Oder bringt ihr es gegen alle Bequemlichkeit doch zu der übergeordneten Erkenntnis, dass jede antisemitische, rassistische oder sonstwie menschenfeindliche Äußerung gepackt und ihr Urheber zur Rede gestellt werden muss, egal, wer er ist?

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Karl Kraus:

          Nur mal zur Klärung:

           

          Ob mir unter anderen Linken mal was schlimmes passiert ist? hm..kommt immer darauf an, was man als schlimm empfindet, mit Neonazis hatte ich deutlich gefährlichere Situationen.

          Deshalb widerspreche ich deinem Standpunkt auch gar nicht. Die größte Gefahr geht von Rechten aus.

           

          Das Problem ist doch trotzdem, wenn der Antisemitismus(und das ist hier das Thema u.a) von links noch zusätzlich befeuert wird und Neonazis sagen können "sogar Linke stimmen uns in der Judenfrage zu".

          Auch wenn man der KPD in der Weimarer Republik im Kontext der Zeit keinen übermäßigen Antisemitismus unterstellen kann, wurde diese Problematik damals schon unterschätzt und Marx war auch kein Freund der Juden, wenngleich dies nichts an Brillianz seiner wirtschaftlichen Analysen ändert.

           

          Das hier immer wieder der linke Antisemitsmus zum Thema wird, liegt wohl auch an den antisemitischen Kommentaren von Linken hier.

           

          Begriffe wie "rechts" oder "links" sind auch nicht hiflreich wenn sie identitär benutzt werden. So wie es heute Rechte gibt, die eine scheinbare Israelsolidarität bekunden, um ihren Rassimus zu verschleiern, gibt es eben auch Linke, die sich als Kämpfer für die unterdrückten Palästinenser generieren, um ihrem latenten Antisemitismus eine Argumentationsbasis zu verschaffen.

           

          Wenngleich der Nationalsozialismus durchaus eine rechte Bewegung war, der NS. war trotzdem nicht traditionell rechts, sondern kam eher modern daher und konnte so mit linken Anleien breitere Bevölkerungschichten erreichen und Anknüpfungspunkte finden.

           

          Wenn man die Geschichte als Parallele vom Heute aus in die Zukunft denkt, dann bereiten mir so manche Strömungen in der Linken durchaus Sorgen.

  • Irgendwie blendet mir Friedman da zu stark aus, dass dieser Menschenhass ja immer wie beim Antisemitismus oder bei anderen Formen des Rassismus ein gruppenbezogener Menschenhass ist.

     

    Vielleicht ist er da doch noch zu sehr CDU-Mitglied, wenn er nur den Hass als erste Grundlage sieht und nicht auch die Identitätsstiftung, die manche in Gruppen wie Nation oder Ethnie sehen.

    • @Age Krüger:

      Das hat mich auch irritiert.

       

      Andererseits ist der Mensch nun mal ein Rudeltier. Gruppenidentität liegt also in seiner Natur.

       

      Moderne, komplexe Gesellschaften lassen eigentlich nur noch fiktive Großgruppen zu.

       

      Wenn Gruppenidentität der Natur des Menschen entspricht, dann ist der Unterschied zwischen Auschwitz und einem Freundschafts-Fußballspiel - Entschuldigen Sie bitte die rhetorische Zuspitzung - nicht die Gruppenidentität, sondern der Hass.

       

      Dann wäre der Hass wirklich der entscheidende Faktor.

       

      (Das Ganze ist jetzt spontan entwickelt, weil ich auch über den Punkt nachgedacht habe, den Sie angesprochen haben.)

      • @rero:

        Ich habe auch noch mal nachgedacht und weiß aus meiner Zeit als Fußballvereinsfan durchaus, dass man da emotional jegliche Objektivität und auch Rationalität verlieren kann, wenn ich auch höchstens verbal über die gegnerischen Fans fluchte. Anders war das schon bei Sachen wie Demos, wenn man mitbekam, dass jemand aus dem eigenen Block von der Polizei geschlagen wurde. Ich hatte aber immer ausreichend Affektkontrolle, da nicht selbst gewalttätig zu werden.

         

        Mir erscheint es so, dass die Ursachen da doch nicht so eindimensional zu sehen sind und wahrscheinlich mehrere Faktoren noch eine Rolle spielen. Bei Auschwitz sollte man eben auch nicht vergessen, dass die Shoa eben auch eine einzigartige Form des Vernichtens war, die kaltblütig durchorganisiert war. Es muss neben dem Hass hier noch wesentlich mehr dazu kommen. Und dabei darf man eben auch nicht vergessen, wie Hannah Arendt dann die "Banalität des Bösen" beschrieb und man eben Hass tatsächlich den Tätern wie Höß oder Eichmann gar nicht unterstellen musste, sondern diese ihre Morde als reine Verwaltungsarbeit begriffen, die sie "gut" erledigen wollten.

  • Firedman kommt immer mit seinem Menschenhass. Das schlimme ist, ich muss ihm hierbei uneingeschränkt zustimmen und auch sonst meistens.

    • @arribert:

      Weshalb ist das für Sie schlimm?

  • Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Bruno Schötz:

      1.Antisemitismus exitiert wegen Israel-falsch.

      Israel exisistiert wegen Antisemitismus-richtig.

    • @Bruno Schötz:

      Israel = Juden = sind selbst an Antisemitismus Schuld > so sieht Antisemitismus aus - hier in relativierter Form: "[...] liegt nun Mal auch an der Politik [...]".

      • @Uranus:

        Israelbezogener Antisemitismus vertritt etwa die Auffassung, „bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.“

         

        //http://www.belltower.news/artikel/antisemitische-straftaten-nehmen-zu-wer-sind-die-taeter-12613

  • Auf meine Nachfrage, bei meinen Verwandten um 1990, ob auch im Dorf Ulmbach (im hessischen Vogelsberg) jüdische Bürger lebten, erfuhr ich, dass auch vormals zwei jüdische Familien im Dorf lebten. Auch habe sich am hinterlassenen Inventar ein ihnen bekannter Dorfbewohner bereichert [um 1990 war er bereits über 82 Lebensjahre]. Sie nannten auch seinen Familiennamen. Von einer moralischen Verurteilung ihres dörflichen Mitbewohners konnte man nichts hören.

     

    Das Personen, die sich am Vermögen jüdischer Dorfbewohner bereicherten, jemals nach 1945 und in der westdeutschen Bundesrepublik, dafür zur Verantwortung gezogen wurden, davon wurde nichts berichtet. Demnach mussten auch die kollektiven Diebe der antisemitischen Volksgemeinschaft im hessischen Vogelsberg keine Verantwortung übernehmen.

     

    Nach meiner späteren Recherche gab es zu Beginn der Weimarer Republik im hessischen Ulmbach 58 Angehörige von jüdischen Familien. Um 1938 waren es 18 Bewohner*innen jüdischen Glaubens (Kinder und Erwachsene). Gegen Kriegsende existierte kein jüdischer Bürger mehr in Ulmbach. Am Hausinventar und Hinterlassenschaft hatten sich die Nachbarn und die Bevölkerung im hessischen Vogelsberg bereichert. Gleiches geschah auch in andern Dörfern der hessischen Vogelsbergregion. Heute gibt es eine verlassene frühere Haussynagoge, wohl auch als Touristenattraktion, aber keine Juden mehr. Was mit den jüdischen Familien und ihren Kindern geschehen ist, darüber wurde nicht gesprochen.

     

    Als ich das Thema bei einer christlich-protestantischen Verwandten ansprach, da bekam ich sinngemäß die Antwort: Die haben “unseren Jesus ans Kreuz geschlagen.“ Ihr Vater war vormals sozialdemokratisch-protestantischer Bürgermeister in einem anderen Dorf der katholischen Vogelsbergregion. Ein Schuldbewusstsein, bzw. eine persönliche Betroffenheit, existierte bei den damals am Gespräch beteiligten Verwandten nicht.

     

    Wie ich im Gespräch von einer Arbeitskollegin erfuhr, war die Ausplünderung der Juden weit verbreitet.

    • @Reinhold Schramm:

      "Als ich das Thema bei einer christlich-protestantischen Verwandten ansprach, da bekam ich sinngemäß die Antwort: Die haben “unseren Jesus ans Kreuz geschlagen.“"

       

      Das ist ja das Absurde am Antisemitismus: dass die meisten Antisemiten einen von den Römern ans Kreuz genagelten Juden anbeten. Hätte Jesus zur Zeit des NS gelebt, wäre er nach Auschwitz gekommen oder in einem anderen KZ verreckt, falls es ihm nicht vorher gelungen wäre, auszuwandern.

    • @Reinhold Schramm:

      :(

  • Die Frage nach dem antisemitischen Import wurde elegant umschifft, Chapeau

    • @Klartexter:

      Du Fuchs! Die Information, dass über 90% der entsprechenden Straftaten von sogenannten Einheimischen verübt werden, haste elegant ignoriert. Chapeau! (Ja, ich weiß, jetzt kommst du: Aber was ist mit den 10%? Wetten? Um's abzukürzen: Die gehören eindeutig mit zum Problem, aber wenn die gute Fee sie jetzt zu friedvollen Menschenfreunden machte, wir hätten fast dieselbe Größenordnung an Herausforderungen wie vor der Fee.)

      • @Karl Kraus:

        Naja ich finde das Frau Chebli hier stark relativiert hat, die 90% der Taten gegen Juden die angeblich von rechtsextremen kämen summieren sich daher , dass alle unaufgeklärten Straftaten gegen Kufen einfach in der Statistik als rechtsextrem gerechnet werden und das macht den größten Teil aus . Das verzerrt das Bild stark und ist meiner Meinung nach nicht objektiv .

        Eine Studie der Frankfurt University of Applied Sciences über „Jüdische Perspektiven in Deutschland“ kommt zu einem ganz anderen Ergebnis:

        82% der tätlichen und 63% der verbalen Übergriffe gegen Juden wurden 2016 von Muslimen verübt.

        Ich als Jüdin und Nachfahre jüdischer deutscher fühle mich beleidigt von Frau cheblis Relativierung und ubfähigkeit Probleme anzusprechen .

  • Ein gutes Interview mit deutlichen Worten vor allem der "schweigenden Deutschen Zeitzeugen Generationen"

     

    Diesen Teil finde ich besonders gut.

     

    "Es ist richtig, die Perspektive der Opfer einzunehmen. Aber Geschichtslernen heißt: Ich muss mich konzentrieren auf die Strukturen, die Ursachen, die Verantwortlichkeiten. Wie viele Anfangspunkte der Gewalt wurden hingenommen? Wie sehr hat sich dadurch mein eigenes Koordinatensystem verschoben, bis es in eine Situation mündet, wo die Gewalt scheinbar nicht mehr aufzuhalten ist? Geistige und körperliche Gewalt findet aber bereits vorher statt. Immer wieder gibt es den Punkt, Nein zu sagen. Das müssen wir lernen, weil uns diese Fragen in der Gegenwart genauso betreffen."

    -

     

    Ich würde mir wünschen das diese Worte überall ankommen - hier - aber auch in Israel der Türkei u.a.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...an die taz: Danke für das Interview.

    An Herrn Friedmann: Danke für die Antworten.

  • Die allesamt richtigen Gedanken von Herr Friedmann sollten einerseits eine allgemeinere Richtung bekommen und andererseits differenziert werden in gestern und morgen.

     

    Rassismus allgemein ist kein allein deutsches Problem und auch keine deutsche Erfindung sondern kommt überall vor, egal wo auf der Welt, egal wann auf der Welt.

    Und genau hier kommt der Punkt wo wir in die Zukunft schauen müssen und wie wir das gobal in den Griff bekommen.

    Eine Fixierung hier auf uns selbst und unsere Geschichte ist stets nötiger als anderswo, aber dennoch ist es nötig etwas universeller/globaler zu denken, denn dann steigt auch die ggf. Akzeptanz bei den 10-20 % derjenigen die den Rassissmus sowie die Schuld ihrer Einstellung nie bei sich selbst sehen sondern es immer die anderen sind.

    • @Tom Farmer:

      "Rassismus allgemein ist kein allein deutsches Problem und auch keine deutsche Erfindung sondern kommt überall vor, egal wo auf der Welt, egal wann auf der Welt."

       

      Nö. Aber hier geht es auch nicht um Rassismus, sondern um Antisemitismus, und der wurde in Deutschland zwischen 1933 und 1945 perfektioniert.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Ich darf Ihnen mit Friedmann kommen: "Ich würde den Begriff des Antisemitismus gerne präzisieren. Es geht um Judenhass. Und es geht um Menschenhass. Judenfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit."

         

        Es geht also sehr wohl um Rassismus als Unterbegriff von Menschenfeindlichkeit, dessen Ausprägung der Antisemitismus ist, also gerade um jenen spezifischen, der in Deutschland "perfektioniert" wurde, sondern um das ihm inhärente Prinzip.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          "also gerade NICHT um jenen spezifischen" muss es heißen.

      • @Nicky Arnstein:

        Herr Friedmann spricht auch von Rassismus und Antisemitismus im mittleren Teil.

        Ich beziehe mich dann explizit auf diesen Teilaspekt Rassismus.

        Ist das erlaubt bei IHnen und diskutierbar?

  • Hier kann ich jeden Satz unterschreiben. Man kann Friedmann nur Danken für diese klaren und wahren Worte!

  • Friedmanns Aussage, Judenhass ist Menschenhass, trifft den Nagel auf den Kopf.

     

    Seine Aussage enthält zugleich den Ausgangspunkt der »geistigen/erzieherischen/gesellschaftlichen« Perspektive eines Lösungsansatzes:

     

    Hass auf Andere wird es immer geben. Und er wird immer versucht sein, sich auf nach allgemeinen Merkmalen klassifizierbare »Gruppen« zu projizieren. So kann er zugleich die ganz natürliche Angst vor dem Fremden bekämpfen.

     

    Die Lösung liegt m.E. darin, (sich) vorstehende Umstände transparent zu machen und den Umgang damit zu schulen.

     

    Jeder trägt jeden Anteil in sich. Der Freund. Der Feind. Und ich.

  • Der Begreifer...

     

    Herr Friedmann hat "es" natürlich begriffen:

    - Wie immer!

    ...

  • Seh ich auch so was Herr Friedmann sagt. Es muss nur aus all den schönen Reden echte Zivielcourage folgt, wie's die Barmbeker Jungs gezeigt haben. Hätten wir sowas nur am 9. Nov. 1938 gehabt: https://www.abendblatt.de/hamburg/article211454191/Wie-ein-vierfacher-Vater-zum-Helden-von-Barmbek-wurde.html

    That's what real compassion is about in my opinion.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    " Jetzt gibt es wieder Politiker, die sagen, dass es Menschen gibt, die niemand sind".

    " Ici se croisent des gens qui ont réussi et les gens de rien."

    Ich weiss, nicht ob Herr Friedmann an Emmanuel Macron gedacht hat, als er von Politikern sprach, die Menschen als niemand bezeichnen, aber eine derartige Haltung ist gefährlich, denn die " gens de rien" oder die Zahnlosen, wie Hollande sie bezeichnete, haben Stimmrecht und wählen für die, die vorgeben in ihrem Namen zu sprechen.

    Mit allem bin ich nicht einverstanden, Es hat in Deutschland viele Kinder und Enkelkinder gegeben, die ihre Väter und Grossväter zur Rede gestellt haben, so auch ich. Vielleicht nicht genug, aber hitzige Debatten am Esstisch hat es gegeben.

    Was den importierten Antisemitismus anbetrifft, kann man bei den Arabern schlecht von Antisemitismus sprechen, sondern eher von einem Hass auf ihre Cousinen und Cousins, vermischt mit sozialen und poltischen Ressentiments und auch religiöser Rivalität. Die endgültige Spaltung zwischen Arabern und Juden haben die französischen Kolonialherren eingeleitet, als sie den Juden im Maghreb die volle französische Staatsbürgerschaft gegeben hatten, während die Araber Bürger zweiter Klasse blieben. Neben der Gründung des Staates Israel spielt das im kollektiven Bewusstsein der Araber eine grosse Rolle. Plötzlich hatten die Juden nicht nur ihren Status, sondern auch die Familie gewechselt. Für die europäischen Juden gehörten die orientalischen Juden aber immer noch zur gleichen Familie wie die Araber, Ein anderes Problem waren die äthiopischen Juden, ihnen gegenüber gab und gibt es immer noch Rassismus in Israel.

    Der europäische Judenhass ist rein rassistisch, in Osteuropa auch religiös, hier ist der Antisemitismus quasi Bestandteil der Erziehung.

    Die Erziehung ist in Europa der richtige Weg, um dem Judenhass zu begegnen. Im Nahen Osten ist eine poltitische Lösung der einzig richtige Weg, um dem Judenhass die Grundlage zu entziehen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Man darf vielleicht darauf verweisen, dass "die Juden" historisch in muslimischen Staaten gut und oft gleichberechtigt gelebt haben und von diesen aufgenommen wurden, als das Abendland sie rauswarf.

       

      Friedmann hat deshakb in einem Punkt m.E nicht Recht bzw. er verschiebt den Schwerpunkt, wenn er sagt: "Der Teufel, das sind die Juden. Die Juden, das ist der Staat Israel, und beide müssen eliminiert werden." Der Hass der Araber gilt vor allem dem Staat Israel, nicht "den Juden".

      • @849 (Profil gelöscht):

        "Der Hass der Araber gilt vor allem dem Staat Israel, nicht "den Juden"."

         

        Nur leben im Staat Israel keine Inuit oder Tibeter, sondern Juden. Und die "antiiisraelischen" Anschläge in Israel und anderswo treffen meist Juden. Wenn in einer Synagoge betende Juden von Arabern abgeschlachtet werden, dann ist das Hass auf Juden. Sie können es also drehen und wenden, wie Sie wollen.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          In Israel leben 25% Nichtjuden. Und es ging nun mal nicht um Attentäter, sondern um die Araber und deren angeblichen Antisemitismus. Die Ursachen für den Hass auf bzw. die Abneigung der Araber gegen Israel liegen in der Politik dieses Staates und basieren nicht auf einem rassistisch motivierter Antisemitismus.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Ist ihr historischer Vergleich nicht ein bisschen zu schöngefärbt ausgefallen? Das muslimisch-jüdische Verhältnis ist historisch betrachtet schon ein bisschen komplexer als "gut und gleichberechtigt gelebt".

         

        Abgesehen davon ist es sicher richtig zwischen dem Hass auf Israel und einem Hass auf Juden zu unterscheiden, dennoch verschwimmen diese Grenzen in der Praxis häufiger mal. Mir schwant, dass zuweilen der Sprachgebrauch von "Al-Yahud" synonym für Israel oder Israelis nicht nur der Tatsache geschuldet ist, dass mensch "Israel/Israelis" nicht in den Mund nehmen darf, sondern auch andere, politische sowie religiöse und soziökoomische Gründe hat.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @TuffahaTalifaTufsidAssunduq:

          Differenzierung tut immer Not, da gebe ich Ihnen Recht, aber wenn ich - anbetrachts dessen, was ich drüber weiß die Rechnung aufmache, ist das schon ziemlich eindeutig.

           

          Dass die Grenzen in der Praxis verschwimmen, ist ja leider stets so, wenn es um den Hass geht, den man Individuen, Völkern oder Staaten entgegenbringt. Hass hat stets eine Irrationale Komponente, ja oft besteht er nur aus dieser. Aber umgekehrt gilt das ja genauso: auch die aus Zuneigung zu Israel resultierende Inschutznahme kann irrational und daher nicht Maßstab sein für die Zulässigkeit von Kritik an der Politik dieses Staates.

           

          Ich kenne nicht viele Muslime, mit welchen ich über das Thema sprechen kann. Aber die Abneigung derer, die ich kenne, resultiert glasklar aus der Politik des Staats, nicht aus Ressentiments gegenüber Juden.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Sie richtig verstehe, was ist eindeutig? Das Juden in muslimischen Staaten historisch gut und oft gleichberechtigt gelebt haben? Dem würde ich nach wie vor in dieser generalisierten Form widersprechen. Insbesondere weil besser als im dem antijudistischen und später antisemitischen Ressentiment verhafteten Europa nicht gleich "gut" bedeutet.

             

            Was die Irrationalität beider Seiten angeht, würde ich Ihnen je nach Situation recht geben.

             

            Ich kenne viele Muslim*innen mit denen ich über das Thema sprechen kann, und auch hier gebe ich Ihnen recht, insbesondere Syrer*innen sehen das meiner persönlichen Erfahrung nach als einen antiimperialistischen Kampf an. Das stört mich allerdings genauso, weil entsprechende Personen häufig im Bezug auf andere Großmachtsphantasien, Eroberungen und Unterdrückung (ich denke an historisch an das osmanische Reich und Saudi-Arabien, aktuell z.B. an Saudi-Arabien und Bahrain) überhaupt kein Unrechtsempfinden haben.

             

            Das bringt mich widerum zu dem Punkt an dem ich frage, warum der Fokus auf die vermeintlich Fremden (jüdischen) Israelis gelegt wird, deren Mehrheit ja mittlerweile aus Juden aus den arabischen Ländern bzw. deren Nachfahren besteht. An dieser Stelle kamen dann in den Diskussionen schon auch Bezüge zum Judentum, der jüdischen Weltverschwörung etc. Sowas passiert mir in der Regel aber eher in Ägypten.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @TuffahaTalifaTufsidAssunduq:

              Sie haben natürlich Recht, dass besser nicht gleich gut ist. Und dass es seitens der Muslime auch eine ganze Reihe Pogrome gegen Juden gegeben hat, ist bekannt. Aber schauen wir doch mal auf den Iran. Dort leben 20000 Juden, die zwar keine hohen Ämter bekleiden, aber z.B. als Soldaten dienen dürfen. Die Lage der Christen scheint dort hingegen weit schlechter zu sein.

               

              Ein iranischer Freund hat viel gegen die Politik Israels einzuwenden. Bei seinen Überlegungen und Urteilen spielt die Bedrohung durch Israel, die er - wie wohl die meisten Iraner - zeitlebens empfunden hat, eine große Rolle. Eine solche Haltung scheint mir, geringes Reflexionsvermögen und genügend Abneigung vorausgesetzt, Verschwörungstheorien gegenüber geradezu die Tür zu öffnen und ein Einfallstor für Antisemitismus zu sein. Im Fall meines Freundes ist das, eben weil er reflektiert, nicht der Fall. Dennoch: die Abneigung gegen die Politik des Staates Israel (die man ja in keiner Periode seiner Existenz als friedlich bezeichnen kann) ist deutlich spürbar, wenn wir über dieses Thema sprechen. Seine Beteuerungen, die er gegenüber einem Deutschen offenbar für nötig hält, er habe nichts gegen die Juden selbst, sind hingegen absolut glaubhaft.

              • @849 (Profil gelöscht):

                Jetzt trennen sich unsere Wege. Es geht nicht nur um Pogrome sondern insgesamt um historische gesellschaftliche Verhältnisse, die oft zum Nachteil der jüdischen Bürger waren. Sie sprechen den Iran und bestätigen ja noch, dass Jüd*innen dort diskriminiert werden. Was soll daran gut sein?

                 

                Die gefühlte Bedrohung durch Israel ist vielleicht nachvollziehbar. Aber würde zu einer reflektierten Haltung nicht auch gehören, die Frage zu stellen warum Israel gegenüber dem Iran eine feindselige Haltung einnimmt? Das kommt ja auch nicht von ungefähr und vielleicht müsste man sich in seiner Position eher fragen warum der Iran eine feindliche Haltung gegenüber Israel einnimmt.

                 

                Und ich komme zurück zur Frage aus dem letzten Kommentar: Warum wird Israel als Bedrohung, die man zeitlebens verspürt, hervorgehoben, während der Irak keine solche Rolle spielt.

                • 8G
                  849 (Profil gelöscht)
                  @TuffahaTalifaTufsidAssunduq:

                  Werden in Israel die Araber nicht diskriminiert? Als was können Sie sich denn registrieren in ihren Meldeämtern? Als Israelis etwa?

                   

                  Ich will Diskriminierung nicht aufrechnen, das wäre ja auch töricht. Israel hat (als Atommach) oft genug mit Krieg gedroht. Für mich ist es daher nachvollziehbar, dass die Staaten rundherum und ein Teil von deren Bürgern Israel fürchten.

                   

                  Warum der Irak diese Rolle nicht spielt, weiß ich nicht, aber vielleicht liegt es daran, dass dieser seine Nachbarstaaten nicht mit Vernichtung gedroht hat. Was meinen Sie?

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Absolut einverstanden. Auch ich kenne viele arabische Muslims, es gibt ja auch arabische Christen, die nur aus rein politischen Motiven handeln, aber der Hass wächst von Generation zu Generation und irgendwann wird es für eine Versöhnung zu spät sein. Der Kampf wird brutal von beiden Seiten geführt mit viel Hass und Leidenschaft wie jeder Familienzwist, jedoch hat die brutalste Aktion nichts mit Rassismus und Antisemitismus zu tun.

            Wie z.B. der Überfall auf den Hyperkasher am 9, Januar 2015 in Paris bei dem der Täter Amedy Coulibaly eindeutig Bezug auf den israelisch-palästinensischen Konflikt genommen hat. Mohamed Merah hat ebenfalls bei seiner grausamen Tat angeblich die getöteten Kinder in Palästina rächen wollen. Der gesamte arabische Judenhass dreht sich um Palästina.

  • Ja - das finde ich richtig: "Sie müssen sich streiten, den Konflikt aufnehmen, sich zu Wort melden, ihr Gesicht zeigen, wenn in der Familie, in der Schule, im Verein Menschenverachtung, geistige Brandstiftung und damit Gewalt stattfindet – und sei es „nur“ in einem rassistischen Witz." Die „jungen Leute“, denen Friedman das sagen möchte, könnten dafür vielleicht auch ein paar „Vorbilder“ „gebrauchen“ … und die gibt es ja: Den antifaschistischen Widerstand nämlich. Betrüblich (bzw. bei der tiefen Verstrickung der meisten Deutschen in den NS-Staat wahrscheinlich „verständlich“), dass es zwar einen Tag des Gedenkens an die Opfer gibt, aber keinen Tag des Gedenkens an den Widerstand. Mir reicht es nicht, wenn alle Jahre wieder mal an den 20. Juli erinnert wird - und damit hat es es sich dann schon. Oder wenn - wie jüngst im Dezember - der Schindler-Film von Spielberg im TV gezeigt wird. Mir scheint, es ist schon vergessen: Die ersten Häftlinge in den KZs waren sog. „einfache Leute“, Widerstandskämpfer/innen aus der Arbeiterbewegung (Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter) Kirchenleute. Die unermüdliche Erinnerungsarbeit, die in den KZ-Gedenkstätten oder in örtlichen Gedenkstätten geleistet wird, sollte durch einen „Tag des Gedenkens an den antifaschistischen Widerstand“ endlich aufgewertet und unterstützt werden. Aber da sehe ich schon wieder den kleingeistigen Streit aufkommen, WELCHER TAG denn dafür geeignet wäre. Ich meine: Bestimmt nicht der 20. Juli, denn der Widerstand fand schon Jahre, Jahre früher statt. Vielleicht symbolisch der 8. November, an dem Georg Elser seine mutige Tat vollbrachte.

  • Die Tätergeneration hat wohl sich selbst geschont und sich vor der Auseinandersetzung mit ihrem Handeln und dessen Motiven gedrückt . Ihre Kinder haben sie keinesfalls geschont. Noch heute höre ich von meiner Mutter ( geb. 1945) die Geschichten der ganz normalen Gewalt in ihrer Kindheit. Ein in diesem Zusammenhang uebersehener Beleg ist auch die Geschichte der Heimkinder in BRD und DDR.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @aujau:

      Ich glaube nicht so recht, dass die "Tätergeneration" sich generell gedrückt hat.

       

      Meine Großväter waren alles andere als Freunde der Nazis. Der eine war jahrelang in sowjetischer Gefangenschaft und kam, wie in Familienkreisen berichtet wird, als veränderter, in sich gekehrter Mensch zurück. Seine Traumata musste er vor allem mit sich selbst ausmachen.

       

      Der andere sprach viel darüber. Er hatte aber auch schon während der Nazizeit die Klappe nur unzureichend gehalten, was ihm - Jurist - massive berufliche Nachteile einbrachte, übrigens auch später noch in der Bundesrepublik (nicht in der SBZ/DDR, von wo sich er ob politischer Urteile, an welchen er mitwirken sollte, in den Westen absetzte), in der die Nazijuristen ja offenbar schnell wieder darüber entscheiden konnten, wen sie für geeignet befanden.

       

      Mein Vater, selbst Kriegsteilmehmer, hat ebenfalls sehr viel über diese Zeit gesprochen, über seine jüdischen Freunde, die auf einmal weg waren, über Nazi-Lehrer und solche, die erkennbar keine Sympathie hegten, über das, was man - und zu wem -

      sagen konnte. Den Krieg hatte er als Soldat in Italien erlebt und ihn mir eher als Abenteuer geschildert, denn als Schreckgespenst. Er schien diesbezüglich aber auch wenig Fronteinsätze und damit "Glück" gehabt haben und blieb sogar ein Jahr frewillig länger in Kriegsgefangenschaft.

       

      Mein Schwiegervater, der den Nazis eher wohlgesinnt war, tat seine Haltung im Nazireich als jugendliche Verfehlung ab und sprach auch nur, wenn überhaupt, über seine Kriegsgefangenschaft bei den Amis.

       

      Dass jene sich vor der Auseinandersetzung mit ihrem Handeln gedrückt haben, die ideologisch dem Regime zuneigten, verstehe ich. Heute interessiert es schließlich auch die wenigsten, was etwa ihr Konsumhandeln für Konsequenzen hat. In der Rückschau, wenn der Wind aus einer anderen Richtung bläst, kann man da leicht peinlich oder ernstlich berührt sein über das, was man früher gedacht und getan hat.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Sie bestätigen mein Statement. Die Unterstützer der Nazis (Parteimitglieder, Blockwarte u.a) haben geschwiegen, Fragen der Kinder/Enkel abgeblockt und wie selbstverständlich die Gewaltkultur der Zeit vor 1945 weitergeführt. Hinterfragung musste mühsam erkämpft werden.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @aujau:

          Das ist sicher so. Nur würde ich es mir mit der "Tätergeneration" nicht so leicht machen, zu der ja auch jene gehören, die nicht im aktiven Sinn Täter waren, sondern - etwa als Soldaten - mitmachen mussten. Ich denke, es gab vielerlei Ursachen für das Schweigen, etwa die erlebten Traumata, aber natürlich auch das aktive Mittun oder die später empfundene ideologische Blindheit.

           

          Was Sie mit Gewaltkultur meinen, kann ich mir vorstellen, aber aus eigenem Erleben nicht so recht nachvollziehen. In meiner Familie wurde nicht geschlagen, allenfalls gab es - sehr selten - ein paar mit dem Kochlöffel, aber mit Ansage und dann auch eher zart, sozusagen als symbolische Bestrafung. So hatten es meine Eltern von den ihren "gelernt".

           

          Dass das heute so viel anders ist, bezweifle ich. Natürlich wagt heute kaum mehr jemand, sein Kind öffentlich anzuschreien oder zu ohrfeigen, aber das Bild, was wir da von uns entwerfen, entspricht sicher nicht der Wirklichkeit in den Familien.

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Den Kochlöffel habe ich immer versteckt, wenn ich was ausgefressen hatte...

            • @82236 (Profil gelöscht):

              Zur einem wesentlichen Faktor der Entstehung von Menschenhass : Alice Miller "Am Anfang war Erziehung" 1981 oder 1982

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @82236 (Profil gelöscht):

              Tja, der Kochlöffel. Unsere Kinder haben ihn nur in der Funktion kennengelernt, die er im Namen trägt. Wir hingegen verbinden ihn wohl zeitlebens auch mit mindestens der Drohung, aber hoffentlich vermehrt als Gaumenfreuden bereitendes Utensil. An Stelle des strafenden Kochlöffels gibt es heute Helikoptereltern, angesichts deren dauernder Rotation ich mich manchmal frage, ob es unsereins nicht doch vielleicht besser hatte...

          • @849 (Profil gelöscht):

            Ich muss Ihnen darin zustimmen, dass die Wirklichkeit in den Familien einem gesellschaftlichen Ideal des Respekts und der Empathie am Anfang des Lebens nicht entspricht. Also weiter mit dem täglichen Symptomkurieren und Herumdiskutieren.

  • Ich meine mal, daß das Interview eine sehr persönliche Problematik wiedergibt. Mit einer öffentlichen und allgemeinen Position hat das hoffentlich nicht zu tun. Was ich zu einer Bundesregierung sage, die auf jeden gläubigen Mist hereinfällt, lesen wir dann zur #GroKo in einem anderen Interview.

    • @Picard:

      ich habe ihren kommentar so gar nicht verstanden.