Badende an einem Strand.

Erstmal abkühlen, bevor die Welt untergeht, Italien während einer Hitzewelle im Sommer 2023 Foto: Igor Petyx/reuters

Medien und Krisen:Apocalypse – not now

Medien zeigen die Welt oft noch schlimmer, als sie wirklich ist. Welche Mechanismen dahinterstecken und wir mit ihnen umgehen können.

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15.10.2023, 14:18  Uhr

Klima, Krieg, der Aufstieg des Rechtsextremismus – vielen Menschen werden die schlechten Nachrichten zu viel. Sie verlieren den Mut und den Glauben an eine gestaltbare Zukunft. Das liegt nicht nur an der Krisenballung selbst, sondern auch daran, wie wir von den Krisen erfahren. Journalistische Medien spitzen katastrophische Nachrichten noch weiter zu, und Social-Media-Algorithmen spielen diese immer wieder aus. Statt informiert fühlen Menschen sich immer öfter überwältigt und entmutigt. Doch es gibt Ideen, wie sich dies ändern ließe

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1. Entdramatisieren statt zuspitzen

Eine Hitzewelle trieb die Temperatur im Juni 2022 in Südfrankreich auf 34 Grad – viel zu warm für die Jahreszeit. Dies ließe sich so schreiben, ohne die Dramatik der Krise kleinzureden. Der Spiegel aber titelte: „In Bordeaux sind die Schienen 53 Grad heiß“. In der Überschrift stand die Temperatur des in der Sonne natürlich stark aufgeheizten Metalls – die Schockwirkung war größer.

Während der Hitzewelle in Indien kurz zuvor schrieben Medien von über „60 Grad Bodentemperatur“. Die Zahl fand über Twitter ihren Weg in die ganze Welt. Die aufgeheizte, vertrocknete Erde ist als Vergleichsmaßstab für Temperaturen eine völlig unübliche Größe. Tatsächlich lag die Tageshöchsttemperatur während der Hitzewelle im Mai 2022 in Delhi bei 45,0 Grad. Doch die schockierenden 60 Grad hielten sich in den Schlagzeilen. Zehn Tage später sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne): „60 Grad Bodentemperatur (…) Das sind doch apokalyptische Zustände.“

Und als sich die Ozeane 2020 im Schnitt um 0,075 Grad erwärmten, zogen viele Medien einen Vergleich heran: Die den Ozeanen in 25 Jahren durch den Klimawandel zusätzlich zugeführte Wärme entspreche der Energie von 3,6 Milliarden Hiroshima-Bomben. Den Vergleich hatte eine For­sche­r:in­ in einem Interview mit CNN angestellt. In ihrer Studie findet er sich nicht.

Die sich häufenden Extremwetterereignisse sind existenziell bedrohlich. Gleichzeitig werden sie oft noch dramatischer dargestellt. Das gilt nicht nur fürs Klima, sondern auch für andere Krisen. Überall ist plötzlich von Kipppunkten die Rede. Und das macht den Leuten noch mehr Angst.

„Verdammt, die Welt geht wirklich unter“, titelte T-Online im Juli 2019. Der Autor Raphael Thelen ist mittlerweile bei der Letzten Generation. Die Aussage ist so nicht haltbar. Und Medienorganisationen wie das International Journalism Network warnen vor solchen Headlines: „Minimieren Sie apokalyptische Botschaften, die zu Öko-Angst und Öko-Lähmung führen können.“ Im Journalismus ist es üblich zuzuspitzen. Wenn aber die Fakten schon hochdramatisch sind, entstehen auf diese Weise Depressionen und Verdrängung.

Dabei geht es auch anders. Während der Guar­dian mit Verweis auf einen Bericht der Internationalen Energie-Agentur IAE im Oktober 2022 schrieb: „Große Studien warnen, dass die Welt kurz vor einem unumkehrbaren Klimazusammenbruch steht“, stellte der US-Klimaforscher Zeke Hausfather aus dem gleichen Bericht zwei ganz anders klingende Umstände heraus: Zum ersten Mal überhaupt sah die IAE ein Plateau bei der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen. Der überfällige Peak sei für 2025 in Sicht. Und: „Politische und technologische Fortschritte seit 2015 haben den erwarteten Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 um 1 °C gesenkt.“ Hausfathers Darstellung ist keineswegs eine Entwarnung. Aber sie macht Hoffnung, ohne Fakten zu verleugnen.

2. Medien und ihr Hang zur Hysterie

Für die Medien ist es nicht immer leicht, Hoffnung zu verbreiten. Bei ihnen treffen verschiedene Kommunikationsformen aufeinander, schreibt die Übermedien-Kolumnistin Samira El Ouassil. Die „medienlogische“ Kommunikation würde „reichweitenorientiert (und oftmals auch ökonomisch motiviert)“ kommunizieren: Medien spitzen zu, damit die Geschichten gelesen und die Zeitungen verkauft werden. Droht Gefahr, trete die „Risikokommunikation“ hinzu, um zu mobilisieren. Medien versuchten damit, „negative Auswirkungen auf die Bevölkerung zu minimieren“ – etwa während Corona oder beim Klima. El Ouas­sil spricht von einer „Kippstelle zwischen Informieren und Auffordern“.

Der Kulturwissenschaftler Werner Schiffauer hat an der Universität in Frankfurt (Oder) Mediendynamiken bei Migrationsthemen untersucht. Sobald eine größere Zeitung auf ein zugkräftiges Thema anspringe, kämen andere in Zugzwang, sagt er. „Wir haben das auf Redaktionssitzungen beobachtet: Man kann dann nicht mehr nicht darüber berichten, und man kann nicht das Gleiche berichten.“

Das Mindeste sei eine „zusätzliche Facette“. Es sei sehr verführerisch, dass diese aus einer Dramatisierung bestehe. Unter keinen Umständen wollten Jour­na­lis­t:in­nen den Anschein erwecken, Sachverhalte zu verharmlosen. Also werde „immer noch eins drauf dramatisiert“, sagt Schiffauer. In dieser Logik gefangen, steigerten sich Medien in etwas hinein, was er „strukturelle Hysterie“ nennt.

Denn alarmistische Töne finden leichter Gehör. Sie werden schneller verbreitet als ruhige, sachliche Berichte, die auf Fortschritte oder Handlungsmöglichkeiten hinweisen. „Aufregung, Skandalisierung und Drama haben sehr stark zugenommen“, schreibt der Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen.

Dafür sei vor allem in den Printmedien eine massive finanzielle Krise mitverantwortlich. Die Zahl der Le­se­r:in­nen habe sich in den vergangenen 25 Jahren fast halbiert. Durchsetzen könnten Medien sich am zuverlässigsten mit „Nachrichtenfaktoren wie Konflikt, Dramatisierung, Negativismus“. Denn Menschen seien evolutionär so angelegt, dass sie auf diese Reize automatisch reagieren. Die Verschiebung ins Internet machte Zeitungen zusätzlich reißerischer, Clickbait nahm zu.

Wer allerdings den Medien nur vorwirft, Panik zu schüren, macht es sich zu leicht. Ihr Auftrag ist, Gefahren aufzudecken, zu zeigen, was falsch läuft. Und würden Medien nicht auf das Schlimme blicken – sie würden sich selbst überflüssig machen. Eine Klimaberichterstattung, die die dramatischen Nachrichten über die politischen Versäumnisse nicht in den Mittelpunkt stellt, wäre verfehlt. Mit der Erfüllung ihres Auftrages aber schaffen Medien kein maßstabsgerechtes Abbild der Welt, sondern fördern auch eine negativ verzerrte Weltwahrnehmung.

3. Algorithmen lieben den Weltuntergang

Wer die Klimakrise abtut oder verdrängt, bezieht seine Nachrichten oft aus Quellen, die genau dies erleichtern. Wer sie fürchtet und das Ende kommen sieht, sucht unentwegt nach Bestätigung dafür – und findet sie vor allem im eigenen Social-Media-Feed, der in Zeiten objektiver Krisen einen nicht enden wollenden Strom schlechter Nachrichten zu bieten hat. Und wer davon nicht lassen kann, betreibt Doomscrolling – den endlosen Konsum negativer Nachrichten in sozialen Medien, der eine Untergangsstimmung erzeugt.

Menschen seien heute „so dicht dran an nahezu allen Krisenherden der Welt wie nie zuvor“, schreibt der Journalist Torsten Harmsen. Die Flut von Nachrichten über alle möglichen Kanäle erzeuge den Eindruck, in der Welt gäbe es „nur noch Kriege, Morde, Naturkatastrophen, Anschläge und Krankheiten“. Wo früher das verheerende Erdbeben, das 1755 Lissabon zerstörte, die Menschen über Jahrzehnte beschäftigt habe und sich in Texten von Voltaire, Kant und Goethe sowie in der Musik niedergeschlagen hat, wird heute „die eine Katastrophennachricht von der nächsten überlagert. Und es ist eine normale und gesunde Reaktion, dabei Beunruhigung und Angst zu spüren.“

Sich abzugrenzen, um Überforderung zu vermeiden, ist heute schwieriger denn je. Bis vor wenigen Jahren erfuhren Menschen über die Welt vor allem das, was eine relativ kleine Gruppe von Jour­na­lis­t:in­nen als berichtenswert einstufte. Heute stehen diese Medienhäuser in den sozialen Medien neben einer unendlichen Zahl von Blogger:innen, Aktivist:innen, Privatleuten, NGOs, Unternehmen, staatlichen Stellen. Nut­ze­r:in­nen können folgen, wem sie wollen – und entscheiden so viel stärker selbst, was sie zu lesen angeboten bekommen. Das Maß, in dem sie auf diese Weise ihr Bild von der Welt steuern können, ist historisch völlig neu.

Und es gibt dabei eine klare Präferenz, welches Bild von der Welt gezeigt werden soll: Denn Menschen haben eine evolutionsbedingte Neigung, schlimme Nachrichten bevorzugt wahrzunehmen – ein als „Negativity Bias“ bekanntes Phänomen. Die in Amsterdam forschende Kommunikationswissenschaftlerin Corinna Oschatz beschreibt es als die Neigung, „sich stärker mit negativen Informationen auseinanderzusetzen, sie stärker zu beachten, sie mehr zu nutzen“.

Dadurch würden sie „relevanter fürs Denken und fürs Handeln als positive Informationen“. Das Gehirn nimmt sie schneller und intensiver wahr, verarbeitet sie besser. Und wenn vor allem negative Nachrichten „wahrgenommen werden und zu stärkeren Reaktionen führen, gibt es natürlich einen Anreiz, solche negativen Nachrichten zu formulieren“.

Aber die 24-Stunden-Berichterstattung über katastrophale Ereignisse könne schwerwiegende Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden der Re­zi­pi­en­t:in­nen haben, sagt Bryan McLaughlin, Kommunikationswissenschaftler an der Texas Tech University. „Die Beobachtung dieser Ereignisse in den Nachrichten kann bei manchen Menschen einen ständigen Alarmzustand auslösen, der die Welt als einen dunklen und gefährlichen Ort erscheinen lässt.“ Es könne sich ein Teufelskreis entwickeln, in dem Menschen, anstatt abzuschalten, sich immer mehr in die Nachrichten hineinziehen ließen.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

McLaughlins 2022 veröffentlichte Studie ergab, dass rund einer von sieben Befragten ein „hohes Maß an problematischem Nachrichtenkonsum“ habe. 74 Prozent aller Menschen mit einem solchen Nachrichtenkonsum fühlten sich „ziemlich oft“ oder „sehr oft“ psychisch krank.

An der Universität Essex hat die Verhaltenspsychologin Kathryn Buchanan diese Mechanismen in Experimenten erforscht. Wer sich häufiger schlechten Nachrichten aussetzt, leidet mit höherer Wahrscheinlichkeit unter „Hoffnungslosigkeit, Kummer, Angst und Depression“, fand Buchanan heraus. Und „der Algorithmus erkennt, womit man sich beschäftigt, und je mehr man sich mit den negativen Aspekten eines Themas befasst, desto mehr kriegt man davon“. Ein Kreislauf, in dem letztlich das Denken und die Weltsicht Algorithmen-gesteuert auf feste Bahnen verengt werden.

4. Wissen macht demokratisch

Eine Folge des negativen Nachrichtenstrudels sei „erlernte Hilflosigkeit“, sagt Verhaltenspsychologin Kathryn Buchanan – die aufgrund negativer Erfahrung entwickelte Überzeugung, die eigene Lebenssituation nicht mehr verändern zu können. „An dem Punkt, an dem wir glauben, dass wir nichts dagegen tun können, hören wir auf, uns zu engagieren. Wir hören auf, gute Bürger zu sein. Wir sind nicht mehr daran interessiert, zu wählen. Wir haben kein Interesse mehr daran, zu einer Welt beizutragen, die irreparabel scheint, weil das keinen Unterschied mehr machen würde. Und dann schalten wir ab.“

Das Abschalten ist dabei wörtlich zu nehmen. Der jüngste Reuters Digital News Report von 2022 ergab, dass rund 38 Prozent der Befragten Nachrichten „oft oder manchmal“ meiden. Fünf Jahre zuvor waren es erst 29 Prozent. In der Reuters-Folgestudie von 2023, für die 303 Medien-Führungskräfte in 53 Ländern befragt wurden, ist die „Vermeidung von Nachrichten“ ihre Hauptsorge.

Die Überforderung durch schlechte Nachrichten sei der Grund dafür, sagt die Psychologin Buchanan. Menschen könnten mit dem Ausmaß schlechter Botschaften nicht umgehen – und würden ihren Medienkonsum deshalb aktiv einschränken oder ganz vermeiden. Doch wer das tue, lebe fortan in einem „Vakuum ohne Informationen und ohne Bewusstsein für die wichtigen Dinge, die in der Welt passieren.“

Eine „politische Apathie“ und die Abkehr von „positivem sozialem und umweltorientiertem Handeln“ seien die Folgen. Nachrichten über Katastrophen lassen unser Gehirn anspringen. Je schlimmer sie sind, desto mehr. Falsch ist das nicht. Die Katastrophen sind real, die Krisen objektiv bedrohlich, der Mensch sollte sich ihnen nicht entziehen. Was aber, wenn Überforderung einsetzt und genau das doch geschieht?

Wer keine Nachrichten mehr lesen wolle und „nicht jünger als sechs Jahre, entmündigt oder depressiv“ sei, sei „borniert“, sagt der Spiegel-Nachrichtenchef Stefan Weigel. „Sonst fallen mir keine Gründe ein, die dafür sprächen, das Weltgeschehen zu ignorieren – nur weil es ihnen nicht gefällt, zu komplex oder zu anstrengend ist.“ Nachrichtlich wenigstens halbwegs auf dem Laufenden zu sein, sei das Mindeste, was man von Bür­ge­r:in­nen einer Demokratie verlangen könne, so Weigels Überzeugung.

Doch viele Kon­su­men­t:in­nen sehen das heute anders.

Angst sei eine heikle Sache, heißt es im Handbuch „Über Klima sprechen“. „Manche setzen gezielt auf Horrorvisionen, um die Menschen aufzurütteln.“ Doch wer über angsteinflößende Dinge spreche, solle auch Lösungen anbieten – sonst fühle sich das Publikum überfordert.

5. Soziale Medien brauchen Regeln

Die Psychologin Kathryn Buchanan plädiert für ein Gleichgewicht in der Berichterstattung. „Es ist wichtig zu sagen: Das ist das Problem.“ Aber man sollte keine „Tragödienpornos“ machen, „sondern sagen: Hier ist, was wir dagegen tun könnten.“

Für klassische Medien mag das gangbar sein. Es gibt sinnvolle, gut durchdachte Handreichungen für die Klimaberichterstattung wie das Klimafakten-Handbuch, die genau darauf abzielen. Denkbar ist, dass Teile davon auch branchenweit akzeptiert werden, wie es ethische Medienstandards auch für andere Fragen gibt, etwa im Pressekodex. Doch wie will man Gleichgewicht im völlig amorphen System der sozialen Medien herstellen?

Um eine Vorstellung davon zu entwickeln, hilft ein Blick auf die Geschichte des Buchdrucks seit der Zeit der Reformation, sagt Jürgen Renn, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Die durch den Buchdruck im 16. Jahrhundert plötzlich massenweise verbreiteten Flugschriften schürten unablässig Endzeiterwartungen.

Jeder Komet, der gesichtet wurde, galt als Vorzeichen – und seine Entdeckung wurde in immer neuen Flugschriften inklusive dunkler Verheißung kundgetan. Es dauerte Jahrzehnte, teils Jahrhunderte, bis sich in dieser Papierwelt Strukturen herausbildeten, die das Wissen jenseits dieser Pamphlete stabilisierten. Genauso können heute alle in sozialen Medien schreiben, dass es in Indien 60 Grad heiß ist.

Es gebe in den sozialen Medien oft „keine Möglichkeit zu unterscheiden: Das ist eine verlässliche Quelle, und das ist nur eine Meinung, die von vielen geteilt wird“, sagt der Historiker Renn. In der Wissenschaft habe sich die Peer Review als Begutachtungssystem für Fachzeitschriften herausgebildet: Arbeiten werden von mehreren Kol­le­g:in­nen mit ähnlichen Kompetenzen bewertet. Dieses Vorgehen sei nicht ideal, aber habe eine gewisse Selbstkontrolle geschaffen.

„In den sozialen Medien leben wir noch in einer wilden Zeit, die das alles noch nicht hat.“ Auch deshalb würden diese erwiesenermaßen zur Polarisierung beitragen, Echokammern und Blasen hervorbringen. Renn plädiert dafür, das Potenzial der sozialen Medien „noch mal ganz anders zu nutzen“. Die Gesellschaft müsse die neuen Medien so gestalten, dass das, „was wir verbindlich wissen, eine größere Rolle spielen kann“. Denn dass Facebook, Twitter, Instagram oder TikTok so sind, wie sie sind, sei kein Naturgesetz. „Das ist so gemacht, und dahinter stecken ökonomische Interessen.“

Das gelte es zu ändern – und so zu organisieren, dass Wissen eine viel zentralere Rolle spiele. Renn denkt etwa an ein öffentlich-rechtliches Internet. „Europa könnte viel mehr machen, um sicherzustellen, dass unsere demokratischen Gesellschaften auch über das geteilte Wissen verfügen, das sie zum Handeln in dieser komplexen Situation brauchen.“

Eine solche Netz- und Medieninfrastruktur, demokratisch kontrolliert, dem Renditezwang entzogen und dafür dem Kampf gegen Fake News verpflichtet, könnte ein Ort sein, an dem es leichter wird zu erfahren, was ist – dies ist heute erschreckend genug. Mit der Zumutung der Wirklichkeit muss man leben. Mit einem wettbewerbsgetriebenen Alarmismus, der sich verschärfende Krisen noch weiter anspitzt, und Social-Media-Echokammern, die Fatalismus zementieren, nicht.

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