„Marsch für das Leben“ in Berlin: Bunt ist lauter
Rund 5.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen Abtreibung und Sterbehilfe. Der Gegenprotest ist kreativ – und lauter.
Berlin taz | Schweigend und in Stille durch Berlin zu ziehen hat nicht geklappt: Der Marsch der sogenannten LebensschützerInnen am Samstag wurde fast über die gesamte Strecke von kleineren und größeren Gegenprotesten begleitet. Eine Sitzblockade führte kurzzeitig dazu, dass die TeilnehmerInnen des „Marschs für das Leben“ nur an einer Straßenseite langsam weiter gehen konnten. Immer wieder tauchten zudem flashmobartig Grüppchen von zehn, zwanzig Menschen auf, die „My body, my choice“ skandierten oder „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“.
Rund 5.000 Menschen waren laut Polizeiangaben zur bundesweit größten Kundgebung der Pro-Life-Szene vor dem Berliner Hauptbahnhof gekommen, die der Bundesverband Lebensrecht veranstaltet. Dessen Ziele: Gegen Abtreibung und Sterbehilfe mobil zu machen. Unionsfraktionschef Volker Kauder sendete wie schon in den vergangenen Jahren ein Grußwort, ebenso verschiedene evangelische Bischöfe und die Deutsche Bischofskonferenz. Auch viele Mitglieder der AfD waren offenbar vor Ort, wie der Vorsitzende der Christen in der AfD, Joachim Kuhs, der der taz sagte: „Wir stehen hinter dieser Sache.“ Der Marsch gibt sich betont überparteilich, hat aber stabile Verbindungen unter anderem zur AfD.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, dem unter anderem Frauenorganisationen, Grüne, Linke und Gewerkschaften angehören, hatte zur Gegendemonstration am Brandenburger Tor aufgerufen. Nach Angaben der VeranstalterInnen kamen rund 1.500 Menschen. Das Motto: „Paragraf 219a ist erst der Anfang! Frauen-Leben schützen, Abbrüche legalisieren.“ Paragraf 219a des Strafgesetzbuches stellt „Werbung“ für Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe, worunter allerdings auch die einfache Information über Abbrüche etwa auf Websiten von ÄrztInnen fällt.
Zu spüren bekommen hat das auch die Berliner Gynäkologin Bettina Gaber, die von AbtreibungsgegnerInnen angezeigt wurde. Als Gaber am Samstag auf dem LKW steht, der dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung als Bühne dient, wird sie danach gefragt, ob sie deshalb die Information aus dem Netz genommen habe. Ihre Antwort geht im Jubel fast unter: „Das habe ich ganz bewusst nicht getan!“. Bis vors Verfassungsgericht wolle sie ziehen.
„Hexen gegen religiöse Gewalt“
„Der Paragraf 219a muss abgeschafft werden. Er verhindert Informationsfreiheit und kriminalisiert ÄrztInnen. Dass hier so viele Menschen sind, gibt dieser Forderung Rückenwind“, sagt Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, der taz.
Unter den GegendemonstrantInnen ist auch eine Gruppe von Frauen mit violetten Spitzhüten. Auf einem Banner steht „Hexen gegen religiöse Gewalt“. Mit den Kostümen wollen sie daran erinnern, dass Frauen seit Jahrhunderten diskriminiert würden, sagt eine. Lediglich die Form der Unterdrückung wandle sich mit der Zeit.
Auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof, Luftlinie etwa eineinhalb Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt, sammeln sich währenddessen die sogenannten LebensschützerInnen zu ihrer Auftaktkundgebung. Grüne Luftballons wehen über ihren Köpfen, manche tragen Rosenkränze in der Hand. „Wir trauern um die vielen tausend Kinder, die durch Abtreibung ums Leben kamen“, steht auf Schildern. Die Pfeifkonzerte und Gesänge mehrerer hundert GegenprotestantInnen, die sich vorm Hauptbahnhof versammelt haben und von der Polizei von der Auftaktkundgebung fern gehalten werden, sind laut.
Gegen 13 Uhr setzt sich der „Marsch für das Leben“ in Bewegung, ein Mann gibt aus einem Kleintransporter weiße Kreuze aus, die die TeilnehmerInnen in die Höhe halten. Nach etwa einer halbe Stunde reißen plötzlich einzelne Menschen aus dem Marsch aus und bilden eine Blockade quer über die Straße: Offenbar hatten sich GegendemonstrantInnen unter den Zug gemischt. Von scheinbar überall her strömen wie auf ein stilles Kommando weitere, bis schließlich rund 200 Menschen auf dem Boden sitzen. Sie halten Schilder hoch, auf denen „Gegen christlichen Fundamentalismus“ oder „Nazis abtreiben“ steht.
Am Rand gibt es einzelne heftige Gerangel zwischen PolizistInnen und TeilnehmerInnen, nach rund 20 Minuten löst sich die Blockade von selbst wieder auf. Insgesamt habe es bei den Demonstrationen 18 Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei der taz. Strafermittlungsverfahren wurden unter anderem wegen Körperverletzung und Störung der Religionsausübung eingeleitet. Eine Person sei leicht verletzt worden.
Leser*innenkommentare
76530 (Profil gelöscht)
Gast
Wo Menschen Schimären mit Realität verwechseln ...
Frau Kirschgrün
@pippilotta_viktualia
Ich bin ganz bei Ihnen.
Viele Männer werden das leider m. E. nie als Frauenentscheidung zulassen (wollen).
Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir Frauen in der Frage einer Schwangerschaft alle die Hilfe bekommen, für die wir uns entschieden haben.
Es geht nicht nur um unseren Körper.
Was eine Schwangerschaft mit der Seele und dem restlichen Leben macht, wird ein Mann, der jederzeit verschwinden kann, nie so nachvollziehen können|oft auch nicht wollen.
Wir Frauen gehören uns selbst. Sonst niemenschem.
Es ist und bleibt eine Angelegenheit der Frau.
Es bleibt nur die eine Frage, ob die meisten Männer bereit sind, die Frauen in ihrer jeweiligen Entscheidung zu unterstützen.
Und danach sieht mir das hier größtenteils nicht aus.
Frauen sind benachteiligt seit Jahrhunderten, zu wenig Kindertagesstätten, finanzielle Verluste, Altersarmut, finanzielle Abhängigkeit von Staat|Mann, keine wirkliche Gleichberechtigung (allein erziehende Väter sind die große Ausnahme – und Kinder sind ein prima Karriere-Verhinderungdsmittel) – und so haben Männer weniger Konkurrenz und echte Gleichberechtigung zu befürchten.
Das Leben der Frau steht über dem des Kindes – m. E. in a l l e n Bereichen.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
Selbst bei vermeintlich gleichen Bedürfnissen ist diese Diskussion eine große Herausforderung. Etwa, wenn innerhalb kürzester Zeit aus einem so beschworenen zukünftigen 'Kind der Liebe' für sie Frau ein zu entsorgender Zellklumpen wird.
Was eine schwangere Frau sieht oder nicht sieht: als erwachsener Mensch sollte sie wenigstens die innere Größe besitzen, darüber im Dialog zu kommunizieren.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@76530 (Profil gelöscht) Eine Erwiderung an ...
@URANUS
Stefan Mustermann
Ein Essay über Sterbehilfe und Lebenshilfe
Wie einige Fachleute so gut gesagt haben:
„Wir (Deutsche Gesellschaft) brauchen keine Sterbehilfe, wir brauchen Lebenshilfe.“
Unter sehr starken Schmerzen, beginnt man schwach zu werden und sich lieber den Tod wünschen. Kommt der Arzt mit Medikamenten (eine Spritze gegen Schmerzen, die nach einer OP vergessen wurde, und der Patient den Skalpell an sich – nochmals ohne Betäubung spürte. Irgendwann mal kommt die Ohnmacht…).
Bekommt man aber die Schmerzmittel und die beginnen zu wirken, dann ist man froh, dass man am Leben ist und hält die frühere Entscheidung - unter starken Schmerzen -zum Sterben für falsch.
Jegliche körperlichen Schmerzen kann man medizinisch erfolgreich behandeln, aber Medikamente sind ja teuer.
Ist ein Menschenleben hierzulande mit Geld zu bewerten? Per Grundgesetz: Nicht!
In Belgien ist die Regelung so weit, dass dort Sterbehilfe auch auf Kinder oder geistig kranke Menschen angewendet wird.
Uranus
@Stefan Mustermann Hier geht es um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.
4813 (Profil gelöscht)
Gast
Männer! Sollten wir diese Diskussion nicht den Frauen überlassen?
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@4813 (Profil gelöscht) Nein, das sollten wir Männer gewiss nicht!
Wir sind an der Zeugung beteiligt. Wir sind an der Erziehung unserer Kinder beteiligt, mal mehr, mal weniger. Wir zahlen Unterhalt, wenn wir dies können. Wir schenken unseren Kindern Liebe und Fürsorge, wo nötig setzen wir ihnen auch Grenzen. Und hier sollen wir schweigen? Nö!
Ich kenne viele Schimären, aber keinen sachbezogenen Grund, wieso wir Männer uns nicht auch bei dieser Diskussion beteiligen sollten. Die letzte Entscheidung liegt eh bei der Frau - und die nimmt ihr keiner ab.
Und bitte: keine SCHEINgefechte! Ich schreibe hier ausschliesslich von verantwortungsvollen Männern und Vätern. Denen, die sich verpi**en, muss von Angesicht zu Angesicht klare Kante gezeigt werden - nicht stellvertretend den anderen, die dableiben.
Vive le difference!!!
74450 (Profil gelöscht)
Gast
@4813 (Profil gelöscht) Weil Männer mit Kindern nichts zu tun haben?
Nein, auch Männer sind von diesem Thema betroffen. Als potenzielle Väter, als Mitmenschen usw.
Zur Klarheit: Der jetztige Kompromiss zur Abtreibung ist gut so.
pippilotta_viktualia
@74450 (Profil gelöscht) solange Männer nicht 9 Monate ihren Körper zur Verfügung stellen,Haben sie sich rauszuhalten.
Schön,wenn eine Frau ihren Mann an der Entscheidung beteiligt.
Muss sie aber nicht.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@pippilotta_viktualia Biologismus als Lösung? Skurril.
Verantwortungsvolle Männer haben sich niemals und nirgends rauszuhalten. Die anderen interessiert das Ganze eh nicht.
Dass die Herstellung des Geschlechterfriedens eine Syssiphos- Aufgabe ist, zeigen Kommentare wie diese sehr eindrucksvoll.
Chutriella
Abtreibung ist bunt - echt jetzt?
Demokrat
"Der Gegenprotest ist kreativ – und lauter". Bei Sprüchen wie „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“ ist dies wirklich eine charmante Interpretation von Kreativität.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@Demokrat Ursprünglich hieß die Parole:
"Hätt Maria abgetrieben, wär uns viel erspart geblieben."
Diese wurde vom radikaleren Teil der Frauenbewegung soweit ich weiß in den 80ern skandiert.
Die Frauen wollten damit ihre Ablehnung der Kirche, die ein hohes Maß an Verantwortung an der Unterdrückung der Frauen auf allen Ebenen trug und trägt zum Ausdruck bringen. Wohl auch Verachtung. Wer kann es ihnen verdenken?
Parolen müssen eingängig sein, plakativ und provokativ. Das hat ja wohl geklappt.
Demokrat
@88181 (Profil gelöscht) In der tat. Das hat geklappt.
Rudolf Fissner
@Demokrat Nö. Die AfD wird vor allem von Konfessinslosen gewählt.
Und nebenbei: pränatale Diagnostik wäre das in der Nazizeit bestimmt ein Renner gewesen.
Demokrat
@Rudolf Fissner Ich denke nicht, dass das selbstvmbestimmungsrecht der Frau voll Nazi ist. Seltsame Sichtweise.
Rudolf Fissner
@Demokrat ? No comprende
Demokrat
@Rudolf Fissner No Importa
76530 (Profil gelöscht)
Gast
Dass Lautstärke in einer Debatte kein Qualitätsmerkmal ist, darauf haben hier schon Andere mit Recht hingewiesen.
Mir sind Argumente wichtiger. Es gibt Menschen, für die ist die eigene Meinung/ Haltung offenbar die allein seligmachende. Ich halte mich lieber bei denen auf, die Zweifel und Skepsis zulassen. Für die Wahrheitsfindung wichtiger ist als Recht zu behalten.
Und ich lasse mich dann von den Vereinfachern beider Lager verbal schlagen. In Sachen §219a und Kristina Hänel hatten wir das bereits.
rero
Da haben Sie recht, das Klimawandel-Argument oder die Überbevölkerung in Afrika taugt nicht wirklich, um Abtreibung zu rechtfertigen.
Mit dem Fehlen der Empfindungsfähigkeit wird es schwieriger.
Ich bin kein Abtreibungsgegner, aber einfach ist das Thema nicht. Es gibt keine klare Grenzlinie.
Frau Kirschgrün
@rero Die "klare Grenzlinie" gibt es.
Frauen entscheiden.
Dass das für Frauen alles andere als ein Spaziergang ist, dürfte unstreitig sein.
Aber die Entscheidung wird schon durch Benechteiligung der Frauen beeinflusst. Auch bei ihrer eigenen Meinung – als Frauen keine wohlüberlegte.
Frau Kirschgrün
@Frau Kirschgrün "als HÄTTEN Frauen keine wohlüberlegte."
rero
@rero Das war für Thomas Friedrich.
Ignaz Wrobel
Wenn das schlagende Argument, und das nennt man ja gemeinhin in der Überschrift, die Lautstärke ist, dann wird es für eine linke Zeitung peinlich. Die Berichterstattung über Chemnitz war ja teilweise genau so.
Es sollte wenigstens mal zugegeben werden, dass beim Thema Abtreibung es nicht ganz so einfach ist, eine ethisch und sozial stringente Lösung zu finden. Man landet sonst entweder bei den Lebensschützern (keinerlei Abtreibung) oder bei der Ethik von Peter Singer, die formal durchaus die Tötung von jungen Säuglingen erlauben würde, da diese ja noch kein eigenes Interesse hätten. Letztere Position ist aber mit vielen anderen "linken" Positionen auch nicht so richtig vereinbar.
Auf das unsägliche Argument, dass Abtreibung ein Instrument der globalen Geburtenkontrolle sein kann, muss man hoffentlich nicht weiter eingehen, oder? Sagen wir mal so, es ist eine eher maskuline Sichtweise....
Tobias Dahms
@Ignaz Wrobel Peter Singer hat sich inzwischen vom Präferenzutilitarisus entfernt und vertritt eher positionen des klassischen Utilitarismus. Als Utilitarist ist das Thema Abtreibung zumindest in der Theorie einfach. Solange das Lebewesen nicht leiden kann, ist eine Abtreibung moralisch zulässig. Wenn das Lebewesen leiden kann, muss das ihm zugefügt Leid mit dem durch dessen Tötung vermiedenen Leid aufgerechnet werden. In der Praxis ist es natürlich eine Herausforderung dieses Leid zu quantifizieren und alles relevante zu berücksichtigen.
Solange wir hinnehmen dass Milliarden Lebewesen für unseren "Genus" leiden, finde ich es ziemlich lächerlich und scheinheilig sich über das Abtreiben eines Zellhaufens oder eines Fötus im frühen Entwicklungsstadium aufzuregen. Das macht niemand zum Spaß und man sollte die Menschen lieber unterstützten als sie zu kriminalisieren und auszugrenzen.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Tobias Dahms Schließe mich Ihren differenzierten Schlussfolgerungen an.
Was Unterstützung und Hilfe angeht: da weisen viele Pharisäer erhebliche Defizite auf. Sonntägliche Predigten und ausgrenzendes Alltagshandeln gehen häufig (nicht immer) Hand in Hand.
Maxim Tenenbaum
@Ignaz Wrobel Eigentlich ist am Ende alles einfach.
Entweder stellt man seinen Glauben an Gott über die Interessen der tatsächlich existierenden Menschen oder man akzeptiert es, dass andere über sich selbst bestimmen dürfen, auch wenn es einem nicht gefällt.
Mit den Säuglingen übertreiben Sie ja. Allerdings passiert auch das heutzutage - leider, muss man sagen.
Es gibt eine medizinisch definierbare Grenze von 22 Wochen, nach der das Embryo selbständig überleben kann. Diese Grenze könnte man doch auch ethisch gut vertreten.
Deutschland ist in mancher Hinsicht wirklich noch in der Steinzeit...
Velofisch
@Maxim Tenenbaum Unsere Gesellschaft erlaubt nicht die Tötung von Menschen, wenn diese nicht mehr eigenständig überlegen können. Von daher ist die 22 Wochen-Grenze auch keine klar ethisch zu rechtfertigende Grenze.
Abtreibung ist ein individuelles Dilemma der Schwangeren, ein Dilemma zusammen mit der potentiellen Eltern und ein Dilemma der Gesellschaft. Dilemma deshalb, da es keine "gute" Lösung gibt. "Gut" in dem Sinn, dass eine Lösung nicht berechtigte Interessen der Beteiligten negieren würde. Es gibt da also immer nur die "weniger schlechte" Lösung. Wer die Abwägung anders trifft, wird da auf andere Lösungen kommen. Das muss bei der individuellen Entscheidung genauso wie bei der gesellschaftlichen Diskussion berücksichtigt werden. Von daher sollten wir Verständnis für andere Positionen aufbringen. Gleichzeitig aber das Recht zur eigenen Entscheidung unbeirrt verteidigen.
Marc T.
Wer angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und schwindenden Erdressourcen noch ernsthaft gegen Verhütung und Abtreibung wettert, handelt dumm, asozial und inhuman.
Inhuman gegenüber lebenden Menschen, zugunsten ungeborenen Lebens!
Logik ist nicht jedermann Sache, wie es scheint.
rero
@Marc T. Der Trick ist ja, dass die Abtreibungsgegner meinen, da lebt schon jemand.
Außerdem hätten Sie möglicherweise das Problem zu begründen, warum ein in Deutschland abgetriebenes Kind irgendjemandem in - sagen wir - Nigeria weiterhilft.
Vielleicht machen Sie es sich doch etwas zu einfach.
Uranus
@rero Ein Trick ist es auch, aus einem Embryo oder Fötus ein Kind zu machen.
In gewisser Weise ist die Einwohner*innenzahl schon ein Einflussfaktor. Einwohner*innen sind auf jeden Fall Konsument*innen, aber auch Steuerzahler*innen und meistens Arbeitnehmer*innen. Sie/Wir stützen das System. Und in westlich orientierten Ländern gibt es einen (zu) großen ökologischen Fußabdruck.
Es sollte jedoch meines Erachtens zuallererst Ressourcen- und Energieverbrauch hinterfragt werden. Weitere emanzipatorische Positionen sollten desweiteren Sexualaufklärung, kostenlose Verfügbarkeit Verhütung, allgemeine Bildung und Bekämpfung des Patriarchats einschließlich der Religionen beinhalten.
EricB
@rero In Afrika liegt die Rate teilweise bei 8 Kindern pro Frau. Stellen Sie sich vor, die Stadt, in der Sie leben, verachtfacht sich alle 25 Jahre! Dennoch wettert der Papst gegen Verhütung. Im Vor-Öl-Zeitalter lebten weltweit 1 Mrd Menschen, durch Öl sind 7 Mrd möglich. Dh 6 Mrd leben ausschließlich aufgrund des Energieeinschusses fossiler Rohstoffe. Sollte es hier ein Förderungsproblem geben, werden 6 Mrd Menschen sterben.
explicit
@EricB Es gibt kein Land auf der Welt mit 8 Kindern pro Frau. Die Geburtenrate sinkt in allen Entwicklungsländern. Die Spitzenreiter liegen bei 6-7 Kindern im Schnitt, so wie in Deutschland im 19. Jahrhundert.
Gesunder Menschenverstand
@explicit Schaust du hier, dann lernst du was:
www.n-tv.de/politi...ticle20152196.html
Die 7,5 Geburten pro Frau kann man/frau schon auf 8 aufrunden.
rero
@EricB Und wo hilft es da jemandem, dass ein Baby in Deutschland abgetrieben wird?
Da war Marc T. schon etwas dünn in der Argumentation.
Marc T.
@rero Jedes nichtgeborene Leben ist global gesehen von Vorteil.
Thomas Friedrich
@rero Die Folgen der Überbevölkerung sind ein globales Problem. Oder glauben Sie, der Klimawandel, den Ihre Kinder mitverursachen werden, beschränkt sich auf Deutschland?
Ökologisch gesehen ist jedes Kind, das nicht geboren wird, ein Beitrag zu einer positiven oder zumindest weniger beschissenen Zukunft.
Als alleiniges Argument pro Abtreibung taugt das natürlich nicht, da man andernfalls auch Kindstötung rechtfertigen könnte. Das, was Abtreibung legitimiert, ist das Fehlen von Bewusstsein und Empfindungsfähigkeit beim Fötus im Frühstadium. Da ist einfach noch kein "Jemand", auf dessen Interessen man Rücksicht nehmen könnte oder müsste.
Uranus
Neben What the Fuck:
whatthefuck.noblogs.org/2018-2/aufruf/
gibt es auch weitere Statements zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch. In folgendem wird die vertretene Einschränkung/Ausnahme von What the Fuck kritisiert:
"Statement zu dem „Marsch für das Leben“ und zu den Positionen von „What the Fuck“"
de.indymedia.org/node/24377
und die
Bündniserklärung des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung allerdings so weit ich weiß ohne Bezugnahme zu What the Fucks Position:
www.sexuelle-selbs...uendniserklaerung/
Rudolf Fissner
@Uranus „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“
Was haben Abtreibungen mit sexueller Selbstbestimmung zu tun?
Ok Schwangerschaft ist im Regelfall ein Resultat sexueller Aktivitäten. Aber eine Schwangeschaft selber ist doch keine sexuelle Aktivität?
Warum nennt sich das Bündnos so?
Benedikt Bräutigam
Vor allem lauter. Gestern durfte ich die Kundgebung am Fehrbelliner Platz miterleben, unfreiwillig, und frage mich, warum es nicht möglich ist zu demonstrieren ohne die halbe Welt akustisch in Geiselhaft zu nehmen.
Frau Kirschgrün
@Benedikt Bräutigam Das ist doch der Witz von Demonstrationen.
Es geht darum, sich Gehör zu verschaffen.
Bei Streiks geht auch darum, oft durch Stilllegung des öffentlichen Bereichs.
Wie sollen denn sonst Forderungen durchgesetzt werden, wenn in den Verhandlungen mit Konzernen und Firmen nicht auf die berechtgigten Forderungen der Arbeitnehmer eingegangen wird?
Frau Kirschgrün
@Frau Kirschgrün hat gefehlt:
…und wenn nicht die Entscheidungsfreiheit der Frauen gestärkt|akzeptiert wird
PapaBumm
Die gesamte Ausdrucksweise, Wortwahl und die Grundsätzliche Unterstellung die darin liegt.
Rhododendron
Wenn man eine Meinung hat, soll man die auch sagen dürfen, auch als Journalist. Berichterstattung ist sowas von out, da sagt man lieber seine Meinung und legt die Ereignisse entsprechend zurecht. Wie es einem passt. Weglassen, was nicht passt, und groß und breit berichten, was mit der eigenen Meinung übereinstimmt.
96486 (Profil gelöscht)
Gast
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Die Moderation
peterdermueller
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Die Moderation
Inazea
@96486 (Profil gelöscht) Masse statt Klasse? Mehr Kommentare machen Ihre Haltung nicht gerade differenzierter.
96486 (Profil gelöscht)
Gast
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Die Moderation
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@96486 (Profil gelöscht) Auch Fettdruck ersetzt nicht die fehlenden Argumente.
Hört Ihre Differenz bei Ich und Nicht-Ich auf? Oder gibt es auch klitzekleine Feineinstellungen? Her damit!
rero
@96486 (Profil gelöscht) Wen meinen Sie mit "Euch"?
96486 (Profil gelöscht)
Gast
Abtreibung ist nicht kreativ oder bunt sondern Menschen - und Lebensverachtung!
Die Empfängnis entsteht ja nicht durch Zufall oder Schicksal - sie wird bewußt in Kauf genommen und den Preis zahlt dann ein ungeborenes Leben. Freiheit hat auch was mit Verantwortung zu tun.
Wer für den Frieden vögelt der treibt auch für die Selbstbestimmung der Frau ab?
Ich vermisse sowas wie kritische Selbstreflektion bei diesem Thema.
Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Unterstellungen und Polemik.
Die Moderation
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@96486 (Profil gelöscht) Bei wem fängt S e l b s t reflektion an? Genau. Niemand hindert Sie, mit leuchtendem Beispiel voraus zu gehen, statt dies nur von Anderen zu fordern!
Wieso eigentlich Chavez? Pinochet wäre doch passender.
Maxim Tenenbaum
@96486 (Profil gelöscht) Die Empfängnis ist ganz oft wirklich Zufall. Es gibt kein 100% sicheres Verhütungsmittel. Was schlagen Sie vor, auf Sex verzichten?
Haben Sie jemals eine Frau in einem Schwangerschaftkonflikt erlebt? Hätten Sie das, würden Sie niemals von "mir war nach Töten" labern. Die Eintscheidung für den Abbruch kann eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung sein.
Ab wann beginnt für Sie das Leben? Ist Ihr Daumen auch Leben? Irgendwie schon, aber keiner würde sich beschweren, wenn Sie sich Ihren Daumen abhacken... Er kann nämlich selbständig nicht überleben.
Ich vermute, Sie sind eher ein Mann. Warum glauben Männer, über eine Thema mitbestimmen zu dürfen, das eigentlich nur Frauen betrifft?..
Setzen Sie sich doch mal etwas kritischer mit dem Thema auseinander!
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Maxim Tenenbaum Oh, da kommt wohl die personifizierte Differenziertheit. Männer tragen wohl auch zur Zeugung bei. Und da sollen sie bei den Folgen schweigen?
Komische Logik. Geht's noch?
Maxim Tenenbaum
@76530 (Profil gelöscht) Ich habe geschrieben "mitbestimmen". Mitreden dürfen wir, Männer, schon.
Ich finde es einfach unglaublich, dass sich die Leute, die sich die Freiheit rausnehmen, über die Schicksale der Frauen zu entscheiden (in Politik, Kirche usw.) meistens Männer sind.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Maxim Tenenbaum Dass das Thema nur Frauen betrifft, stimmt einfach nicht.
Realität ist, dass überwiegend Männer über die Schicksale von Frauen entscheiden. Diese Männer, die Sie meinen, sind die gleichen, die auch über andere Männer entscheiden. Sie entscheiden also nicht NUR über Frauen. Das kommt mir bei Ihrer Sichtweise zu kurz.
Darüberhinaus gibt es neben der Quantitätsfrage (Quote) auch die nach der Qualität. Ein wesentlicher Entscheider in diesem Land ist eine Frau. Wo bringen Sie die unter?
Es gibt Männer, die verfügen über Macht (besser: Herr-schaft). Andere nur über ihre Ohnmacht. Die Debatte hat verschiedene, oft höchst widersprüchliche Facetten.
Bei aller berechtigten Kritik ist deshalb für mich maßvolle Differenzierung nötig. Tag für Tag. Von Männern UND Frauen.
Uranus
@76530 (Profil gelöscht) Weil sie zur Zeugung beitragen, hätten sie dann über die nächsten 10 Monate des Körpers der schwangeren Person zu entscheiden? Geht's noch? ;/
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Uranus Ihr Beitrag zu einer redlichen Debatte? Ein Sturm im Wasserglas?
Lesen, Innehalten, Nachdenken. Dieser Dreisatz würde auch Ihnen weiterhelfen. Wird es jetzt nach unseren Kontroversen in Sachen Hambacher Wald persönlich???
Bei mir ist übrigens Mitreden etwas anderes als entscheiden. Die Entscheidung liegt eh bei der Frau - ganz alleine. Die kann - und will - ich ihr nicht abnehmen.
Uranus
@76530 (Profil gelöscht) "Wird es jetzt nach unseren Kontroversen in Sachen Hambacher Wald persönlich???"
Ich denke nicht. Das hier ist allerdings (auch) ein sensibles Thema vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Rechtsrucks.
"Und da sollen sie bei den Folgen schweigen?"
Für mich klang das nach entscheiden/reinreden... Da haben ich ("patriarchal", "Moralvorstellung") und Sie ("verantwortungsvollen Männern") wohl auch unterschiedliche Prämissen gehabt.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Uranus Ja, Sie haben Recht, dass dies ein höchst sensibles Thema ist. Eines, für das es keine einfachen Lösungen gibt.
Erschwert wird die Debatte dort, wo eigene Betroffenheiten und Befindlichkeiten vorliegen. Ja, es sieht ganz so aus, als hätten wir unterschiedliche Prämissen gehabt.
Ich kenne nur Personen. Ich kenne Menschen, die Verantwortung übernehmen, und andere, die es sein lassen. Dies ist an keine Chromosomen-Verteilung gebunden.
Frauen sind nicht per se 'gut', Männer nicht per se 'böse'.
Ich habe in Familien mit Frauen und Männern gearbeitet, habe dort unterschiedlich motivierte 'Exemplare' kennengelernt. Meine Haltung hier ist deshalb keine der Moral.
Es kann, wie die Realität zeigt, Gründe geben, die von verschiedenen Frauen unterschiedlich bewertet werden. Und diese Gründe können ihre Berechtigung haben.
Ich wollte es nie einer Frau vorschreiben, ein Kind auszutragen, die Opfer einer Vergewaltigung wurde. Oder bei anderen Beispielen.
Aber ich kritisiere j e d e Frau, die in fantasierter Allmacht alleine, ohne ein Gespräch mit ihrem (präsenten) Partner darüber zu führen, eine Abtreibung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durchführen lässt.
Das Gesetz lässt ihr diese Freiheit. Aber auch die Freiheit, sich der Kritik ihres Partners zu stellen. (Diese Geschichte stammt übrigens aus dem wirklichen Leben.)
Uranus
@76530 (Profil gelöscht) Da sind wir wohl gleicher Meinung. Die Bedingungen für Diskussionen in Kommentarspalten lassen da doch recht einschränkend und können leicht zu Missverständnisse führen.
@Thema
Es fragt sich dann im allgemeinen, wie, welche Kritik vorgetragen wird - welcher Druck hieraus auf die schwangere Person wirkt. Und so etwas schätze ich als sehr brenzlig ein, da die Folgen für die schwangere Person andere sind als die für die*der Partner*in.
Ich kann mir vorstellen, dass bei unterschiedlichen Bedürfnissen/Moralvorstellungen die Diskussion über Schwangerschaft eine große Herausforderung für die Beziehung ist.
Wir können da gerne im allgemeinen bleiben. Da sie aber von "fantasierte Allmacht" - das sei erst einmal dahin gestellt für mich, die*der an ein fiktives Szenario denkt. Für eine "Nacht-und-Nebel-Aktion" muss die Person ja Gründe gehabt haben, denke ich mir. Denn so etwas ist ja u.a. aufwendig und nervenaufreibend. Vielleicht sieht eine schwangere Person nicht die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse in diesem Punkt mir der Partner*in bspw. wahren und teilen zu können...
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Uranus Erst heute entdeckt.
Ihre obige Argumentation ist das, was ich unter Relativismus verstehe. Jedes Verhalten von jeder Person kann aufgedröselt und verstanden werden.
Das ändert aber nicht das Geringste daran, dass dafür die V e r a n t w o r t u n g übernommen werden muss.
Wenn eine schwangere Frau jedoch Dinge nicht sieht, obwohl Ihr Partner wiederholt den Dialog mit ihr sucht, zeigt sie nur eines: sie will diese Dinge nicht sehen. Sehen setzt die Bereitschaft zum Hinsehen voraus.
Apropos setzen: Die Öffentlichkeit dieses Forums setzt meiner Mitteilungsfreude gewisse Grenzen.
Ich habe die fragliche Situation mit einem Hinweis auf ein Wörterbuch der Psychopathologie aufgelöst. Weil ich es angemessen finde, dass es Grenzen des Verständnisses und - ganz besonders - des Mitmachens gibt.
peterdermueller
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Die Moderation
96486 (Profil gelöscht)
Gast
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Die Moderation
PapaBumm
@96486 (Profil gelöscht) ...ist nur eine veraltete Meinung.
Thomas der Hundling
@96486 (Profil gelöscht) Wer Frauen nicht achtet und sie in ihrer Selbstbestimmung massiv beschneidet, ist ein Dreckschwein; vielleicht braucht ihr auch die Kinder für das doppelmoralische Ausagieren eurer pädophilen kirchenimmanenten (1670 Täter + x, vermutlich 10000 kirchliche Sexualstraftäter...und Ihr wollt moralische Instanzen sein, pfui Teifi!) Sexualnreurosen...
Thomas Friedrich
Geht es um das Thema Pränataldiagnostik, dann ist die Taz, die den frauenverachtenden Müll von Kirsten Achtelik veröffentlicht, doch ganz auf einer Linie mit den christlichen Lebensschützern.