Legalisierung von Cannabis: Wer gewinnt, wer verliert?
Der Verkauf von Cannabis soll legal werden. Kiffer:innen freut's. Doch wer denkt an die, die bis jetzt für Anbau und Handel kriminalisiert werden?
E s sieht so aus, dass man sich bald sein Weed in Deutschland legal holen kann. Kiffen ohne Angst vor dem Gesetz, das macht viele Konsument*innen froh. Doch was ist mit den Zigtausenden Menschen – viele von ihnen Schwarz oder aus Nordafrika stammend –, die in den letzten Jahrzehnten notgedrungen für den Anbau und Handel mit Hanf in Deutschland kriminalisiert wurden?
Diese Frage habe ich kürzlich auf einigen Veranstaltungen und in sozialen Medien aufgeworfen. Viele Menschen haben verständnisvoll reagiert, erstaunlich viele Menschen aber mit einem Achselzucken. Für einige Weed-Gourmets, so kam es bei mir zumindest an, ist es gleichgültig, was aus gerechtigkeitspolitischer Perspektive mit den Betroffenen passiert. Dein Dealer wurde von der Polizei verfolgt, rassistisch beleidigt, von Tübinger Bürgermeistern stigmatisiert oder ins Gefängnis geworfen? Das kann dir doch jetzt schnuppe sein, wenn du bald Payback-Punkte in der Apotheke auf deine Monatsration Joints sammeln kannst. Für viele steht das eigene Wohlergehen im Fokus, die Sicherheit der anderen und gesellschaftliche Gerechtigkeit ist für sie Schall und Rauch.
Ich finde eine Legalisierung aus drogenpolitischer Perspektive by the way vernünftig, frage mich dennoch, wer davon letztendlich am meisten profitieren wird. Start-up-Unternehmer*innen, viele von ihnen weiß und privilegiert mit Hang zum FDP- oder Grünen-Votum, werden ein Vermögen mit der Legalisierung von Hanf machen. Das prophezeit die Entwicklung in einigen US-Bundesstaaten, in denen die Droge schon erlaubt wurde.
Einkommensverluste durch Legalisierung
Während einige Schwarze Menschen und People of Color dort aufgrund des vormals kriminalisierten Hanfhandels und der damit zusammenhängenden Verfolgung für ihr Leben gezeichnet bleiben, werden Hanfinnovationen von weißen Entrepreneurs gefeiert. Obwohl oft diese „Innovation“ darin besteht, dass man Hanfpartys schmeißt oder im Restaurant ein Dessert mit Weed-Flavour reicht.
Bäuer*innen, die in Nordafrika unter widrigsten Bedingungen und für einen Hungerlohn für Nachschub auf den europäischen Cannabismärkten sorgten, verlieren mit der Legalisierung die Möglichkeit, ein Einkommen zu generieren. Auch in Nordafrika (und anderen Regionen) wird nach und nach der Anbau und Vertrieb von Hanf legalisiert, die Bäuer*innen werden enteignet und verdrängt. Alles, damit der Typ, der jedes Jahr bei der Hanfparade getanzt hat, bald noch entspannter durchs Leben tanzen kann. Dabei muss genau dieser Stefan, der sich bevorzugt in einem T-Shirt mit Hanfblatt-Logo kleidet, für die vielen Cannabis-Verfolgten weltweit und lokal vehement einsetzen.
Wenn die Legalisierung von Marihuana kommt, braucht es also eine breite gesellschaftliche Debatte, wie dieser Staat sich bei diesen Kriminalisierten ernsthaft entschuldigt und den entstandenen Schaden repariert.
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