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Laufzeitverlängerung von AtomkraftwerkenUnd täglich grüßt das AKW

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Viele Po­li­ti­ke­r*in­nen versuchen gerade, sich mit der Forderung zu profilieren. Die Debatte über längere Atomlaufzeiten ist Zeitverschwendung.

Bill Murray in „Groundhog Day“ von 1993. Damals noch nicht dabei: Markus Söder Foto: Columbia Pictures/Everett Collection/imago

I n letzter Zeit fühle ich mich häufig wie Bill Murray im Film über den Murmeltiertag: Man wacht auf und erlebt immer wieder das Gleiche. Jeden Tag findet sich derzeit ein Politiker oder eine Wissenschaftlerin, die mal wieder den originellen Vorschlag macht, wegen des drohenden Erdgasmangels die verbliebenen drei deutschen Atomkraftwerke nicht wie geplant am Jahresende abzuschalten, sondern länger laufen zu lassen. Und jeden Tag finden sich Zeitungen und Nachrichtensendungen, die ausführlich darüber berichten.

Leider ist die Aufmerksamkeit, die dieses Thema bekommt, umgekehrt proportional zu seiner wirklichen Bedeutung. Denn faktisch vorstellbar ist allenfalls, die Leistung der AKWs in diesem Sommer etwas zu drosseln, um sie dann im kommenden Winter einige Monate länger laufen zu lassen – was aber kaum etwas nützt, weil die Gesamtmenge des Stroms dabei nicht mehr wird.

Die Laufzeiten stattdessen gleich um mehrere Jahre zu verlängern, wie es zuletzt CSU-Chef Markus Söder, FDP-Chef Christian Lindner oder die Wissenschaftlerin Veronika Grimm gefordert haben, ist kurzfristig schlicht nicht machbar: Die Beschaffung neuer Brennelemente braucht einen Vorlauf von mindestens eineinhalb Jahren, weil sie für jedes Kraftwerk individuell angefertigt werden müssen. Dazu kommen die bekannten Probleme mit den Sicherheitsüberprüfungen, auf die zuletzt wegen der anstehenden Stilllegung verzichtet wurde, und die Schwierigkeit, dass es nicht mehr genug qualifiziertes Personal für den sicheren AKW-Betrieb gibt. Diese Argumente kommen übrigens nicht nur aus dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium, sondern auch von den Betreibern selbst.

Keine Hilfe im Gaskrieg

Dazu kommt: Selbst wenn es möglich wäre, die AKWs länger laufen zu lassen, würde es in der aktuellen Gaskrise wenig nützen. Denn für die Stromversorgung spielt Erdgas in Deutschland keine große Rolle: Nur 11 Prozent des in Deutschland genutzten Gases landen in Stromkraftwerken. Und diese können ganz überwiegend auch nicht durch AKWs ersetzt werden, weil die Atomreaktoren anders als Gaskraftwerke nicht flexibel hoch- und runtergefahren werden können und auch keine Fernwärme produzieren.

Das alles ist lange bekannt, neue Argumente werden in der aktuellen Debatte nicht vorgebracht. Und vermutlich wissen auch jene, die diese Fakten ignorieren, dass ihre Forderung nach längeren AKW-Laufzeiten keine Chance auf Umsetzung hat. Dass sie sie trotzdem erheben, dürfte rein politisch motiviert sein: Man setzt darauf, dass Medien trotzdem ausführlich berichten und Wäh­le­r*in­nen den Eindruck bekommen, Atomkraft sei eine reale Alternative. Wenn die Energiepreise dann, wie allgemein erwartet wird, weiter steigen, können Söder und Co behaupten, dass das nicht passiert wäre, wenn man nur auf sie gehört hätte – und damit vermutlich sogar politisch punkten.

Die Atom-Debatte wird vermutlich erst enden, wenn die Betreiber die Reaktoren abgeschaltet haben

Doch die realitätsferne Atomkraftdiskussion täuscht nicht nur die Öffentlichkeit. Sie lenkt auch von jenen Maßnahmen ab, die wirklich gegen die Gaskrise helfen würden. Mehr als ein Drittel des Erdgases wird in Deutschland für Industrieprozesse verbraucht, weitere 30 Prozent zum Heizen von Wohnungen. Dort muss mit Hochdruck an Einsparungen und Alternativen gearbeitet werden.

Doch interessanterweise gibt es eine große Überschneidung zwischen denjenigen, die jetzt nach längeren Atomlaufzeiten rufen, und jenen, die in der Vergangenheit den Umstieg auf Alternativen blockiert haben: Markus Söder verhindert mit unpraktikablen Abstandsregeln seit Jahren den Ausbau der Windenergie in Bayern, Christian Lindner hat erfolgreich durchgesetzt, dass auch im nächsten Jahr noch neue Gasheizungen in Deutschland verbaut werden dürfen.

Bill Murray ist der ewigen Wiederholung des Murmeltiertags erst entkommen, als er zu einem besseren, selbstlosen Menschen wurde. Dass sich eine solche Entwicklung auch in der deutschen Politik durchsetzt und Union und FDP von sich aus darauf verzichten, aus dem Thema politisches Kapital zu schlagen, ist derzeit leider nicht absehbar. Obwohl sie reine Zeitverschwendung ist, wird die Atomdebatte darum vermutlich erst enden, wenn die Betreiber die Reaktoren am Jahresende tatsächlich abgeschaltet haben.

Aktualisierung am 24.06.2022, 16 Uhr:

Nach Erscheinen dieses Textes hat das Bayerische Umweltministerium am Freitag ein TÜV-Gutachten veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die Brennelemente im AKW Isar 2 (im Gegensatz zu den anderen AKWs) Ende des Jahres noch nicht komplett abgebrannt sind. Demnach könnte es auch ohne vorherige Leistungsreduzierung einige Monate länger betrieben werden, so dass – anders als im Kommentar auf Grundlage der bis dahin bekannten Informationen dargestellt – nicht nur Strom zeitlich verschoben, sondern zusätzlicher Strom produziert würde. Zumindest bei diesem einen AKW hätte eine Laufzeitverlängerung um wenige Monate damit einen gewissen Nutzen; ob er den Aufwand und das Risiko wert ist, bleibt aber fraglich. Für die übrigen AKWs und die längerfristige Perspektive ändert sich nichts.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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35 Kommentare

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  • "Die Debatte über längere Atomlaufzeiten ist Zeitverschwendung"

    Nein das ist keine Zeitverschwendung, denn auch wenn sich herauststellt, dass es für einen Weiterbetrieb zu spät ist, könnten sich die Leser, Kommentatoren, die Grünen, die CDU, jede und jeder .... sich selbstkritsich fragen, warum man vor 10 Jahren einen so grossen zusätzlichen Klimaschaden in Kauf genommen hat, statt die Atomkraftwerke bis zum Ende ihrer Nutzbarkeit als klimaschonende Brücke zu nutzen, so wie viele unserer Nachbarländer.

    Die Antwort: ideologisches Denken, Querargumentation (die Befürworter waren auch noch gegen Erneuerbare, Söder, die FDP oder sonstwer waren dafür, dann muss es falsch sein, usw.).

    Rationaler Pragmatismus wäre angezeigt gewesen und wird auch in Zukunft wichtig sein.

    • @Newjoerg:

      Jetzt muß also auch die Ideologiemasche mal wieder herhalten.

      Die Groko (bis 2021) hat erfolgreich den Ausbau der Erneuerbaren verhindert. Auch Erneuerbare aus dem Ausland.



      Herr Altmaier hat zwar viel davon geredet, aber nichts bewegt.



      Allenfalls das Nordlinkkabel als Speicherkapazität kann auf der Habenseite verbucht werden.



      Aber Nordstream 2 bis zum Erbrechen verteidigt.



      Und das, obwohl von Frau Merkel vor einigen Tagen zugegeben, Herr Putin längst als Risikofaktor ausgemacht wurde.



      Auch das Nichtbefüllen der Gasspeicher zu Grokozeiten wurde angeblich nicht bemerkt.



      Haben den die "Christlichen" die soziale Marktwirtschaft abgeschafft?

      Der unerträgliche Auftritt von Jens Spahn (der Unrücktrittbare) gestern bei Maischberger lässt schlimmes erahnen.

    • @Newjoerg:

      Es gab schon im März eine Prüfung des BMWK die zu einem negativen Ergebnis kam. Eine Debatte zu führen die sich nicht für die Fakten interessiert ist tatsächlich Zeitverschwendung.



      www.bmwk.de/Redakt...ublicationFile&v=6



      Der (erneute) Ausstieg wurde beschlossen weil der dreifachen Super-GAU von Fukushima endgültig klar machte, dass ein sicherer Reaktorbetrieb auch in einem westlichen Industrieland nicht gewährleistet werden kann. Dass der Wind dort den allergrößten Teil des Fallouts aufs Meer trieb war reines Glück, die Folgen für Japan hätten noch weitaus schlimmer sein können. Das sind Tatsachen, keine Ideologie und die dauerhafte Unbewohnbarkeit ganzer Regionen zu riskieren kann man kaum als "rationalen Pragmatismus" bezeichnen.

  • Ich nehme an, dass im Zuge des kompletten Aushebelns sämtlicher umweltpolitischer Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, die jetzt im Gange ist, demnächst vielleicht auch wieder verbleites Benzin wieder eingeführt wird? Oder dass man einfach so Chemieabfall in Gewässer verklappt.

    Da muss sich doch ein Zusammenhang mit dem Krieg finden lassen, in dem wir gerade nicht sind, aber so tun als ob.

  • Leider stimmt vieles nicht in diesem Artikel.

    1) "weil die Gesamtmenge des Stroms dabei nicht mehr wird" --> ein beliebtes Argument, aber falsch. Die Brennstäbe sind am Jahresende nicht plötzlich leer; durch den Weiterbetrieb würde insgesamt mehr produziert, nur die Leistung sinkt langsam ab. Streckbetrieb bedeutet: Produktion zusätzlicher Strommengen mit alten Brennstäben.

    2) "weil die Atomreaktoren anders als Gaskraftwerke nicht flexibel hoch- und runtergefahren werden können" --> ebenfalls oft gehört und ebenso falsch. Deutsche AKWs können sehr flexibel der Last folgen; man hat diese Fähigkeit in der Vergangenheit nur nicht genutzt da kein Bedarf.

    Dann noch "weitere 30 Prozent zum Heizen von Wohnungen. Dort muss mit Hochdruck an Einsparungen und Alternativen gearbeitet werden."



    --> Aha. Und wie sehen diese Alternativen aus, die im Winter 2023 wirksam werden? Mehr als Elektroheizlüfter aus dem Baumarkt am Braunkohlestrom wird da nicht passieren.

    Und ganz viel heiße Luft aus den Redaktionsstuben zu den Segnungen der Wärmepumpe, Windenergie und Photovoltaik, die wird uns in den windstillen Winternächten 2023 wärmen.

    • @Descartes:

      Ich kann im Artikel keine Fehler entdecken.

      1. Energie ist Leistung x Zeit. Wenn jetzt die Leistung gedrosselt und dafür die Zeit entsprechend verlängert wird, bleibt die produzierte Gesamtmenge Energie gleich.

      2. Ein beliebtes Argument der Atomfans, aber nicht ganz richtig. AKW können nur theoretisch (schnellen) Lastfolgebetrieb, werden aber überwiegend als Grundlastkraftwerke, selten als Mittellastkraftwerke gefahren. Häufige, stärkere Regelvorgänge führen zu erhöhtem Verschleiß und ist unwirtschaftlich. Die wenigen in Frankreich als Mittellastkraftwerke genutzten AKW haben sehr kurze Wartungszyklen.



      Gut geeignet, Gas bei der Mittellastdeckung zu ersetzen, sind



      Steinkohlekraftwerke.

      Wie Gas sparen? Heizung etwas runter drehen?

      www.energie-lexiko...tfolgebetrieb.html

      Und ich kenne auch keine "Redaktionsstube", die den Ausbau der Erneuerbaren als kurzfristige Lösung propagiert. Das ist die mittel- bis langfristige Lösung, die auch andere Länder wie UK, Dänemark, Chile usw. vergolgen.

      • @Kai Heidrich:

        Erstaunlicherweise wird immer nur von Erneuerbaren in Deutschland geredet.



        Tatsächlich aber wäre die Erzeugung Erneuerbaren Stroms außerhalb Deutschlands sicherlich ertragreicher.



        Also am besten Erneuerbaren Strom aus In-und Ausland.



        Da wo auch das viele Obst herkommt.



        Z.B.

    • @Descartes:

      "Deutsche AKWs können sehr flexibel der Last folgen..."

      Gut, dass wir in D unsere eigene Physik haben :-)

      Interessant ist, dass der Chef von RWE, bestätigt hat, dass der Weiterbetrieb der AKW nur mit einem unvertretbaren Aufwand möglich wäre.

    • @Descartes:

      Also das AKWs lastfolgefähig sind wird immer wieder behauptet. Allerdings praktisch umgesetzt wird es nochmal in Frankreich.

      Bisher konnte mir keiner erklären warum aktuell in Frankreich Gasturbinen zur Stromerzeugung genutzt wird.

      Wie haben Sommer, Frankreich exportiert aufgrund des grundlastproblems der AKWs massenhaft Strom um ihr Netz zu stabilisieren. Und trotzdem laufen die Gasturbinen. Wie es nicht sinnvoller die AKWs in den Lastfolgebetrieb zu schalten und die Gasturbinen ab zu schalten? Das Gas dann lieber in deutsche Erdgasspeicher laufen zu lassen. Wäre das nicht günstiger?

      • @Sascha:

        Ob die französischen AKWs Lastfolge können weiß ich nicht. AKWs unterscheiden sich sehr in ihrer Bauweise und Eigenschaften, und die deutschen waren schon besonders gut.



        Es ist ja ohnehin vorteilhaft, vorrangig die fossilen abzuregeln, sowohl aus Kostengründen als auch fürs Klima. Aus demselben Grund wäre es auch viel besser gewesen den dt. Atomausstieg erst nach dem Kohleausstieg zu machen.

        Die frz. AKWs laufen momentan leider nicht auf voller Kapazität (Sommer, Reparaturen, ...) sondern nur auf 50%. 6% kommen von Erdgas, 0% von Kohle & Öl, der Rest erneuerbar. Trotz Hitze- Ausfällen und Reparaturen immer noch mehr als genug, wenig Abhängigkeit von Russland, und das zu einem Fünftel des CO2/kWh von Deutschland. So gut hätten wir es auch haben können.

      • @Sascha:

        Frankreich bezieht i.d.R. über 70% seines Stroms aus Kernkraft. Wie soll das ohne Lastfolge funktionieren?



        Das jetzt zusätzlich Erdgas (ca. 6%) genutzt wird liegt wohl eher daran, dass mehrere KKWs nicht am Netz sind.

        In Deutschland laufen KKWs übrigens nur als Grundlast, weil es am wirtschaftlichsten ist, erst andere Kraftwerke runterzufahren. Technisch nötig ist es nicht.

    • @Descartes:

      Sie bringen es auf den Punkt. Und wenn im Artikel im Zusammenhang mit dem Heizen "Alternativen" gefordert werden und unmittelbar danach der Ausbau der Windenergie im (relativ windertragsarmen) Bayern ins Spiel gebracht wird, zeigt das, dass dem Autor keine Alternativen einfallen. Mit Windkraft zu heizen, ist jedenfalls keine.

  • so nebenbei kommen viele Brennstäbe aus Russland ....

    • @Opossum:

      Nein, Deutschland bezieht keine Brennstäbe aus Russland sondern von Westinghouse in Schweden.

      • @Horst Horstmann:

        Und deren Uran fällt vom Himmel?



        Die Ankündigung mit der kurzfristigen Lieferung ist wohl auch fragwürdig, die wollen natürlich weiter nach D. verkaufen.



        Und ein Punkt, wemmer schon meckert@ Malte Kreutzfeldt, wird schlicht ignoriert: " Dazu kommen die bekannten Probleme mit den Sicherheitsüberprüfungen, auf die zuletzt wegen der anstehenden Stilllegung verzichtet wurde, und die Schwierigkeit, dass es nicht mehr genug qualifiziertes Personal für den sicheren AKW-Betrieb gibt. Diese Argumente kommen übrigens nicht nur aus dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium, sondern auch von den Betreibern selbst."



        Irgendwann müssen die Dinger runtergefahren werden, weil halt gewartet, und das dauert dann ned nur ein Wochenende. Viel Spaß beim Weiterlaufenlassen der paar AKW-Blöcke, das wäre schlicht und einfach kriminell.

  • Die FDP sollte sich schnell überlegen, ob sie in der Regierung mitgestalten will oder wieder auf den Plätzen der Opposition sitzen möchte.



    Und Herr Söder hat viel zu tun in Bayern, um die Energiewende anzutreiben.



    Und am 31. 12. 2022 werden die Akws



    abgeschaltet - diese Debatte um die Laufzeitverlängerung ist völlig überflüssig.

  • Keine Dummheit also. Sondern Böswilligkeit.

    Klingt leider plausibel.

  • Angela Merkel hatte bestimmt gute Gründe, mit Lindner nicht kollidieren zu wollen.

  • Na ja, im Kern geht es darum, den Grünen ans Bein zu pinkeln. Das adjektiv 'ideologiefrei' und die Personen, Lindner, Merz, Söder sprechen dafür.

  • Die aktuelle Diskussion ist eher grundsätzlicher Natur, ob Atomenergie in Deutschland langfristig wieder eine Zukunft hat. Die kurzfristigen Argumente wie der vermeintliche Mangel an Brennelementen dieses Artikels taugen da wenig. Der Ausstieg wurde und bleibt nur möglich, wenn Deutschland massiv auf Gas und Kohle setzt. Das ist im Hinblick auf Klima und Importabhänigkeiten wenig nachhaltig gedacht. Es sei denn, wir nutzen demnächst in großem Umgang deutsches Frackinggas.

  • Denkfehler 1: AKWs lösen die aktuell dringlichen Probleme der Wärmeerzeugung.

    Denkfehler 2: AKWs lassen sich kurzfristig und sicher reaktivieren.

    Denkfehler 3: AKWs werden nicht als billiges Strohfeuer einer blassen Opposition entlarvt.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @Phineas:

      Naja, dann statt AKWs halt Braunkohle.

      Und nein, in den nöchsten 6 Monaten werden nicht 1 Million Wärmepumpen oder 10.000 Windräder gebaut werden können. Das scheitert leider an der Realität.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @Phineas:

      Naja, andere haben jahier schon ihre Denkfehler-Argumente mit Fakten widerlegt.

  • Vielen Dank für diesen sachlichen und informativen Artikel von Malte Kreuzfeldt.



    Um eine > Diskussion geht es Söder und Konsorten nicht. Und die FDP sollte sich mal überlegen, ob sie nun wirklich mitgestalten und mitregieren will oder lieber wieder auf der Oppositionsbank Platz nehmen möchte.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Ach was - ein Markus Söder schert sich nicht um Fakten, wenn er seine Parolen schon mal fertig ausgestanzt hat. Konnte man heute morgen mit Vergnügen im Dlf hören: www.deutschlandfun...aufzeiten-100.html Sehr schönes Interview!

  • Mal wieder gute Arbeit geleistet, Herr Kreutzfeldt!

  • Einige Punkte zu Ihrem Artikel. Kernkraft könnte in letzter Instanz dazu genutzt werden die laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken zu verringern oder diese für Fern- oder Elektrowärme zu nutzen. Kernkraftwerke, insbesondere im Gegensatz zu Kohlekraftwerken, haben einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck. Auch wenn erneuerbare Energien helfen, können kurzfristig kaum Konzessionen gegenüber dem existierenden Energieangebot gemacht werden können. Und da Kohlekraftwerke rein rechnerisch umwelt- und gesundheitsschädlicher sind als Kernkraftwerke, müsste man über einem Austausch reden.

    Auch können bestimmte Industrieprozesse nicht ohne viel Energie oder viel Strom genutzt werden. Wenn man diese Prozesse mit nuklearenergie versorgt, können wichtige Öl- und Gasreserven freigemacht werden. Wenn schon darüber geredet wird dass wir alle bitte nicht mehr heizen nächsten Winter und Kohlekraftwerke wieder ans Netz angeschlossen werden, dann muss man der, wissenschaftlich belegten, grüneren Alternative eine Chance geben.

    Deutschland ist so unglaublich gegen Atomkraft, dass hier nicht mehr rational argumentiert wird, was es aber sollte.

  • Ich empfehle den Herren Söder und Lindner einen Sprung ins Abkühlbecken eines AKWs, und dass sie dann nochmals über den Unsinn Laufzeitverlängerung nachdenken - und zwar rein praktisch und nicht ideologisch. Denn rein praktisch ist es aus vielen Gründen heute zu spät für eine Laufzeitverlängerung.

    • @Rudi Hamm:

      Es ist eigentlich ganz einfach: Wir haben eine Energie- und Klimakrise. Wir haben mindestens noch drei Kraftwerksblöcke, die jährlich 30 TWh Strom produzieren können, ohne Milliarden an Putin, ohne CO2 in die Atmosphäre, mit minimalem Ressourcenverbrauch, mit einer hervorragenden Verfügbarkeit. Sollen sich doch die rechtfertigen, die jetzt diese Kraftwerke zerstören wollen.

      30 TWh Atomkraft weg, wäre wie 60% aller Solaranlagen weg oder alle Offshore-Windparks weg.

      • @grüzi:

        Das Personal ist weg, vorzeitig berentet.



        Die Techniker sind weg, anderswo eingestellt.



        Die Brennstäbe sind fast aufgebraucht und nicht innerhalb Monaten lieferbar. Und sie kommen fast alle aus Russland oder China.



        Die Sicherheits- und Servicearbeiten wurden auf die wenigen Monate Laufzeit reduziert. Vor einem Weiterbetrieb müsste eine große Revision mit Abschaltung erfolgen.

        Es mag theoretisch sinnvoll sein diese AKW in der aktuellen Situation noch ein paar Jahre betreiben zu können, praktisch ist es fast unmöglich.

        • @Rudi Hamm:

          Hupsi das sollte eigentlich gar keine Antwort auf Ihren Kommentar werden.

  • Von Westinghouse kam bei der Anfrage der Bundesregierung im April die Antwort, man könne bis Ende des Jahres neue Brennelemente liefern.

    Die Branchenverbände und auch manche der Betreiber haben in den letzten Tagen signalisiert, dass ein Weiterbetrieb möglich wäre.

    Im Sommer wird weniger Erdgas verstromt, also ergibt der Streckbetrieb durchaus Sinn, auch wenn die Gesamtstrommenge gleich bleibt.

    Die Erdgasknappheit, wird länger anhalten als nächsten Winter, also warum nicht gleich mit zehn Jahren planen oder noch länger?

    Wenn man Gas sparen kann, indem statt Gaskraftwerken Kohlekraftwerke hochgefahren werden, wie jetzt vom BMWK angekündigt, dann geht das auch mit AKW. Das könnte auch der Grund sein, warum das Thema so viel Aufmerksamkeit bekommt gerade: Wie kann man mitten in der Energie- und Klimakrise sich so in den Fuß schießen und drei der besten CO2-armen Kraftwerke der Welt ohne Not für immer abschalten und im gleichen Zug ankündigen, die Kohlekraftwerke wieder hochzufahren, was uns wieder ein paar Schritte näher an die Klimakatastrophe bringt?

  • Eigentlich habe ich den Artikel nur gelesen, um ihm anschließend vehement widersprechen zu können.



    Hat nicht hingehauen.

    • @Sonntagssegler:

      Warum können Sie nicht widersprechen? In dem Artikel stimmt doch kaum eine Aussage:



      - Gleiche Strommenge: Der Brennstoff endet nicht genau am 31.12 sondern die Kraftwerke können noch einige Wochen bei Volllast oder mehrere Monate gedrosselt weiterlaufen, also mehr Strom produzieren als bei geplanter Abschaltung.



      - Wir brauchen Wärme nicht Strom: Warum werden dann Kohlekraftwerke reaktiviert? Bedarf an Stromkapazitäten ist offenbar da.



      - AKW nicht regelbar: Doch, sogar besser als Kohlekraftwerke und nur geringfügig schlechter als Gaskraftwerke.



      - Neue Brennstäbe in 18 Monaten: Der Hersteller hat bereits gesagt, innerhalb von 6 Monaten liefern zu können.

      Der Artikel kaut also im wesentlichen alte und weitgehend widerlegte Punkte wieder.

      • @Horst Horstmann:

        Wow, das mit den 6 Monaten Lieferfrist ist mir neu. Gibt es da eine Quelle? Falls das stimmt, sind wir von der Bundesregierung ideologisch motiviert belogen worden. Man könnte meinen, die Regierung hätte den Ernst der Lage nicht verstanden.