Landwirte bei der EU-Wahl: AfD bei Bauern überdurchschnittlich
18 Prozent der Landwirtsstimmen gingen bei der Europawahl an die Rechtsextremen. Die meisten Bauern wählten dennoch die Christdemokraten.
![Traktoren auf der Straße des 17. Juni zu Beginn der Agrardemonstration - LAND schafft Verbindung - WIR rufen zu Tisch. Traktoren auf der Straße des 17. Juni zu Beginn der Agrardemonstration - LAND schafft Verbindung - WIR rufen zu Tisch.](https://taz.de/picture/7058436/14/25402459-1.jpeg)
Die meisten Landwirte – 52 Prozent – entschieden sich am 9. Juni jedoch wieder für CDU und CSU. Im Wählerschnitt erhielten die Unionsparteien lediglich 30 Prozent. Sie mussten aber Verluste hinnehmen. 2019 hatten CDU und CSU noch 60 Prozent der Wähler unter den Bauern überzeugen können.
14 Prozent der Stimmen von Landwirten gingen nun an sonstige Parteien wie die Freien Wähler, sie schlüsselt die Forschungsgruppe Wahlen in ihrer Auswertung aber nicht auf.
AfD erst gegen Subventionen, dann für Agrardiesel
SPD und FDP konnten jeweils 5 Prozent der Wähler unter den Bauern von sich überzeugen, das sind je zwei Prozentpunkte weniger als 2019. Die Grünen rutschten von 5 auf 3 Prozent ab. Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) lagen beide bei jeweils 2 Prozent.
Zum Wahlergebnis dürften die Bauernproteste des vergangenen Winters beigetragen haben. Tausende Landwirte gingen damals auf die Straße, nachdem die Bundesregierung angekündigt hatte, die Subventionierung des Agrardiesels zu streichen, mit dem die Bauern zum Beispiel Traktoren betreiben. Die Proteste wandten sich aber auch gegen Umwelt- und Tierschutzregeln allgemein. Die AfD stellte sich auf die Seite der Bauern, auch wenn sie zuvor in ihrem Grundsatzprogramm „Subventionen generell“ abgelehnt hatte.
Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), zeigte sich besorgt „über den deutlichen Rechtsruck des neuen Europaparlaments und den Stimmenzuwachs bei der AfD.“ Es wäre fatal, nun „wichtige Nachhaltigkeitsvorhaben der europäischen Agrarpolitik“ zu verschleppen, sagte Bundesgeschäftsführerin Xenia Brand der taz. „Denn Bäuerinnen und Bauern sind auf funktionierende Ökosysteme für ihre Produktion angewiesen, und die Erfahrung mit verschleppter Düngepolitik zeigt, dass dies den Bäuerinnen und Bauern später auf die Füße fällt.“
Auch im Kampf gegen die AfD müsse die Ampelregierung den Betrieben „mit konkreten politischen Maßnahmen ernsthafte Angebote machen“. Das betreffe zum Beispiel die Preisgestaltung für landwirtschaftliche Produkte, den Bodenmarkt oder die Honorierung von Leistungen der Bauern für das Gemeinwohl, so Brand.
Der Bauernverband ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm