LNG-Terminals an der Nordseeküste: Flüssiggas ohne Vorsicht
Bald soll in Brunsbüttel Flüssigerdgas – kurz LNG – umgeschlagen werden. Doch Protest regt sich. Sind die Anlagen wirklich sinnvoll?
A uf dem Elbdeich bei Brunsbüttel hat man die gesamte deutsche Energiegeschichte auf einmal im Blick: Zur Rechten liegt das seit 15 Jahren abgeschaltete Atomkraftwerk. Zur Linken befindet sich der Elbehafen, in dem bisher große Mengen Kohle verladen und gelagert werden; mittendrin drehen sich zwei Windräder.
Empfohlener externer Inhalt
Dazwischen summt ein riesiges Umspannwerk. Gleich nebenan entsteht gerade eine Konverterstation für die Suedlink-Leitung, über die künftig Windstrom aus der Nordsee und Wasserkraftstrom aus Norwegen nach Süddeutschland transportiert werden sollen. Etwas weiter im Norden, am Nord-Ostsee-Kanal, befindet sich der Ölhafen und das Öllager für die Raffinerie in der Nachbarstadt Heide.
Wenn es nach der Bundesregierung und den Energiekonzernen RWE und Gasunie geht, wird in Brunsbüttel demnächst auch die Zukunft der Energieversorgung Realität werden: „Hier soll ein festes Terminal für Flüssigerdgas entstehen“, sagt Norbert Pralow und deutet von der Deichkrone aus auf die Fläche des Kohlelagers und die benachbarte Wiese. „Und auf der anderen Seite der Hafenanlage vor der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal ist ein schwimmendes LNG-Terminal geplant.“
LNG steht für Liquified Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas. Was lange nur eine Abkürzung für Spezialisten war, ist inzwischen in aller Munde. Denn LNG soll die Abkehr von russischem Erdgas ermöglichen: Statt über Pipelines aus Russland soll das Gas künftig tiefgekühlt auf minus 163 Grad Celsius in riesigen Tankschiffen aus allen Teilen der Welt nach Deutschland transportiert werden. Dazu braucht man Terminals an der Küste, wo das LNG wieder in einen gasförmigen Zustand überführt und dann über Anschlussleitungen in das bestehende Pipelinenetz eingespeist wird.
Das Problem
2022 muss ein Energiewendesommer werden. Die Klimakrise verschärft sich weiter und die Abhängigkeit von russischem Öl und Erdgas zeigt nochmals, dass Veränderung hier nicht länger warten kann. Aber was bedeutet das konkret in den Städten und Dörfern Deutschlands?
Das Projekt
Einen Sommer lang besucht die taz für eine Reportagereihe Orte, in denen um die Energiezukunft gerungen wird. Welche Konflikte entstehen? Welche Lösungen werden verhandelt? Das Projekt taz klimaland mit Texten, Veranstaltungen und Videos ist zu finden unter taz.de/klimaland.
Die Orte
Wir sprechen mit Menschen, die gegen den geplanten Solarpark im Nachbarort protestieren, genauso wie mit Kirschbauern, deren Ernte aufgrund der Erderhitzung ausfällt. Wollen Sie uns auch zu sich einladen? Worum wird bei Ihnen vor Ort gestritten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an klimaland@taz.de.
Um das innerhalb weniger Monate möglich zu machen, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vier schwimmende Terminals gechartert, sogenannte FSRUs (Floating Storage and Regasification Units) – rund 300 Meter lange Schiffe, die fest im Hafen liegen, das flüssige Erdgas von Tankschiffen aufnehmen und in gasförmigem Zustand in die Pipeline überführen. Zusätzlich sollen in den nächsten Jahren mehrere feste Terminals an Land gebaut werden. Wie viele genau es werden, ist noch offen; das „LNG-Beschleunigungsgesetz“, das im Mai im Eilverfahren von Bundestag und Bundesrat verabschiedet wurde, nennt dafür vier mögliche Standorte.
Brunsbüttel ist mit zwei LNG-Terminals betroffen
Brunsbüttel ist gleich doppelt betroffen: Noch im kommenden Winter soll das schwimmende Terminal im Elbehafen in Betrieb gehen, voraussichtlich im Jahr 2026 das feste Terminal.
„Das müssen wir verhindern“, sagt Norbert Pralow, während er zusammen mit mehreren Mitstreitern über den Deich wandert. Der 71-Jährige frühere Schiffsbauingenieur – grauer Bart, kurze Hose, Treckingschuhe und Fleecejacke – engagiert sich für den Umweltverband BUND gegen die Gaspläne. Um Naturschutz geht es ihm dabei nicht – anders als im niedersächsischen Wilhelmshaven, wo bei den Bauarbeiten für das geplante LNG-Terminal seltene Schweinswale bedroht sind. Bei Brunsbüttel gibt es keine Schweinswale.
In der schleswig-holsteinischen Industriestadt, wo im Hintergrund gerade zwei riesige Containerschiffe die Elbe hinauffahren, sieht Pralow andere Gefahren: Neben der festen Anlage, in der über 300.000 Kubikmeter verflüssigtes Erdgas gelagert und aufbereitet werden sollen, liegt nicht nur das AKW-Zwischenlager mit hochradioaktivem Atommüll. 80 Meter von dem geplanten Flüssiggastank befindet sich zudem eine Verbrennungsanlage für Giftmüll.
Nördlich davon stehen wiederum zwei Chemiewerke, in denen Kunststoffderivate und Pflanzenschutzmittel produziert werden. Jedes dieser Unternehmen gilt – ebenso wie die Flüssigerdgas-Terminals – als „Störfallbetrieb“ der oberen Klasse im Sinne der EU-Seveso-Verordnung. Solche Betriebe müssen einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Wohnhäusern einhalten – erst recht aber zu anderen Störfallbetrieben.
Wie groß dieser Abstand sein muss, legt das Gesetz allerdings nicht fest; das muss jeweils im Einzelfall ermittelt werden. Doch schon vor drei Jahren war ein Rechtsgutachten im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe zu dem Ergebnis gekommen, dass das Terminal am geplanten Standort nicht realisiert werden kann. Auch der vorgesehene Bebauungsplan der Stadt hat eine solche Anlage zunächst ausgeschlossen. Damals war das egal, weil sich ohnehin kein Investor für das Projekt fand, dessen Baukosten sich in der Größenordnung von 1 Milliarde Euro bewegen. Doch seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine ist alles anders.
Damit schneller und risikoärmer gebaut werden kann, ist der Bund mit 50 Prozent in die künftige Betreibergesesellschaft eingestiegen – und die sieht die Anlagen in der direkten Nachbarschaft nicht als Problem. „Wir gehen davon aus, dass das LNG-Terminal am geplanten Standort genehmigungsfähig ist und sicher betrieben werden kann“, sagt Sprecher Frank Laurich.
Drohung mit einer Klage
Und auch ein Gutachten, das die Stadt Brunsbüttel beim TÜV Süd in Auftrag gegeben hat, sieht keine Probleme. Allerdings betrachtet dieses vor allem die Gefahr der einzelnen Anlagen für die nahe Wohnsiedlung, nicht aber den Einfluss eines Störfallbetriebs auf einen anderen. „Ich gehe davon aus, dass wir klagen werden, wenn das Terminal genehmigt wird“, sagt Reinhard Knof, der eine Petition gegen den Bau der LNG-Terminals initiiert hat und ebenfalls vor Ort ist, um den angereisten taz-Reporter zu informieren.
Dass Protest und Klagen viel bringen können, damit haben sie hier in Brunsbüttel so einige Erfahrung. Knof, der als Pharmavertreter arbeitet und im Anzug auf den Deich gekommen ist, hat sich schon gegen Fracking und die unterirdische Speicherung von CO2 engagiert – beide Projekte scheiterten am breiten Widerstand. Der BUND hat erfolgreich gegen mehrere Kohlekraftwerke gekämpft, die in der Region geplant waren. Und Karsten Hinrichsen, ein weiterer Mitstreiter, war schon dabei, als im Jahr 1981 über 100.000 Menschen gegen den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf demonstriert haben, dessen Kuppel von Brunsbüttel aus ein Stück elbaufwärts zu sehen ist.
Norbert Pralow, BUND-Aktivist
Der promovierte Chemiker Knof berichtet fachkundig über mögliche „Poolfeuer“, die sich beim Austreten von flüssigem Erdgas weit ausbreiten können, sowie von Explosionen durch Methan-Luft-Gemische. Daneben geht es den LNG-Gegnern aber noch um etwas anderes: Sie halten die Investition in neue fossile Infrastruktur angesichts der Klimakrise für unverantwortlich. „Statt alternative Gasquellen zu suchen, müssen wir uns darauf konzentrieren, den Verbrauch zu senken“, ruft BUND-Mann Norbert Pralow gegen das Dröhnen der Lastwagen an, die hinter dem Deich gerade Kohle verladen.
Und was ist mit dem Importstopp für russisches Gas? Ist den Klimaschützern in Brunsbüttel der Krieg etwa egal? „Natürlich nicht“, sagt Knof. „Aber wir brauchen diese Terminals nicht, um auf russisches Gas zu verzichten.“ Sie berufen sich dabei auf Gutachten, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Forschungsinstitut Artelys erstellt haben.
Diese Papiere kommen tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Deutschland auch ohne eigene LNG-Terminals einen Importstopp für russisches Gas verkraften könnte – allerdings mit Einschränkungen: Bei Artelys gilt die Aussage erst ab 2025; in den nächsten drei Wintern könnte es durchaus Probleme geben. Zudem müsste in diesem Szenario der Ausbau erneuerbarer Energien europaweit stark beschleunigt werden; ob das gelingt, ist offen. Und das DIW-Gutachten konzentriert sich auf Deutschland, ohne zu beachten, dass bei einem EU-weiten Lieferstopp für russisches Gas auch in anderen Ländern der Bedarf an nichtrussischem Gas steigen würde. Zudem erklärt es nur feste LNG-Terminals für unnötig; die schwimmenden dagegen böten sich „für die zeitlich befristete Nutzung an“, heißt es in dem Gutachten.
Die großen deutschen Umweltverbände äußern sich denn auch etwas zurückhaltender als die örtlichen LNG-Gegner. Zwar haben Deutsche Umwelthilfe, Nabu und WWF gegen den vorzeitigen Baubeginn in Wilhelmshaven Widerspruch eingelegt, und auch in Brunsbüttel ist das wahrscheinlich. Doch eine grundsätzliche Ablehnung ist damit nicht verbunden.
Gemeinsame Erklärung von Umweltverbänden
„Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse erscheinen uns zeitlich befristete Maßnahmen, um eine drohende akute Gasknappheit abzuwenden, akzeptabel“, erklären Greenpeace, BUND, WWF, Nabu, DNR, Germanwatch und Deutsche Umwelthilfe im Mai in einem gemeinsamen offenen Brief. Sprich: Zumindest einzelne schwimmende Terminals mit eng begrenzter Laufzeit würden sie akzeptieren. Die festen Terminals an Land lehnen die Umweltverbände hingegen ab. „Die Pläne der Bundesregierung würden zu einer massiven Überversorgung mit fossilem Gas führen“, sagt dazu Constantin Zerger, Leiter der Energieabteilung bei der Umwelthilfe.
Das von Robert Habeck geführte Wirtschaftsministerium bestreitet das. Die deutschen Gasimporte aus Russland „lagen 2021 bei 46 Milliarden Kubikmeter“, schreibt die Pressestelle. Die Kapazität der vier schwimmenden Terminals gibt das Ministerium mit zunächst 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr an, die beiden festen Terminals, die in Brunsbüttel und Stade geplant seien, wären zusammen für weitere 21 Milliarden Kubikmeter gut. Die Gesamtkapazität dieser sechs Terminals von 41 Milliarden Kubikmetern „würde das russische Importvolumen somit nicht überschreiten“, schreibt das Ministerium.
Doch diese Rechnung ist in doppelter Hinsicht verkehrt: Zum einen sind die Gasimporte aus Russland bereits stark gesunken; statt 55 Prozent wie im Jahr 2021 stammen aktuell nur noch 35 Prozent des deutschen Gasbedarfs aus Russland, schreibt das Ministerium selbst in seinem jüngsten „Fortschrittsbericht Energiesicherheit“. Aufs Jahr berechnet entspricht das demnach statt 41 nur noch 29 Milliarden Kubikmetern Gas aus Russland. Zum anderen liegt die Gesamtkapazität der schwimmenden Terminals nicht bei 20, sondern bei über 30 Milliarden Kubikmeter pro Jahr; das zumindest geht aus den technischen Angaben der Reedereien klar hervor.
Wie groß der künftige Bedarf an LNG-Importen tatsächlich sein wird, ist unklar. Einerseits könnte er größer sein, weil ein Teil des in Deutschland angelandeten Erdgases in Nachbarländer ohne eigenen Meereszugang wie Österreich oder Tschechien weitergeleitet wird. Andererseits gehen alle Szenarien davon aus, dass der Gasbedarf in Europa mittelfristig sinkt, weil immer mehr Heizungen ausgetauscht, Häuser gedämmt und Industrieprozesse umgestellt werden. Der Umstieg auf LNG, das durch den aufwendigen Transport deutlich teurer ist als Pipelinegas, dürfte diesen Prozess stark beschleunigen.
Das alles bestätigt auch das Haus von Robert Habeck. Doch auf die entscheidende Frage, von welchem Erdgasbedarf das Wirtschaftsministerium im kommenden Jahrzehnt ausgeht, gibt es keine Antwort. „Langfristig wird der Gasbedarf zurückgehen, um das Ziel der Klimaneutralität in 2045 zu erreichen“, heißt es lediglich. Und – Überraschung: „Der Gasbedarf in der Transformationsphase hängt von diversen Einflussfaktoren ab.“
Vom Flüssiggas zum Wasserstoff?
Um zu rechtfertigen, dass mehrere dauerhafte LNG-Terminals gebaut werden müssten, hat die Bundesregierung noch ein weiteres Argument: „Terminals und Leitungen sollen künftig auch für Wasserstoff genutzt werden; denn darin liegt die Zukunft.“ Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am 1. Juni im Bundestag. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck hat das immer wieder erklärt. Tatsächlich sehen alle Szenarien vor, dass für eine klimaneutrale Wirtschaft große Mengen Wasserstoff benötigt werden, der aus dem Ökostrom von Wind- und Solarkraftwerken erzeugt wird.
Doch dass die LNG-Terminals später tatsächlich für den Import von Öko-Energie genutzt werden, daran haben nicht nur die Männer in Brunsbüttel großen Zweifel. „Wie das in der Praxis funktionieren soll, davon ist wenig zu hören“, sagt BUND-Mann Norbert Pralow, während er an den Schafen vorbeiläuft, die friedlich auf dem Deich grasen.
Jakob Wachsmuth forscht in Karlsruhe am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte. Derzeit arbeitet er an einer Studie zur Nachrüstbarkeit von Flüssigerdgas-Terminals. Die ist noch nicht fertig, aber sein Zwischenfazit ist ernüchternd: „Die Diskussion über die spätere Nutzung der LNG-Terminals für den Import von Wasserstoff findet auf einer technisch noch nicht ausgereiften Grundlage statt“, sagt Wachsmuth.
Dass in den Terminals eines Tages tatsächlich Wasserstoff angelandet wird, hält Wachsmuth für wenig wahrscheinlich. „Flüssigen Wasserstoff zu transportieren und wieder zu vergasen, erfordert aufgrund der extrem niedrigen Temperatur eine ganz andere Kühltechnik und Isolation“, sagt der Wissenschaftler. Denn während LNG bei minus 163 Grad transportiert wird, erfordert flüssiger Wasserstoff eine Temperatur von minus 253 Grad – nahe am absoluten Nullpunkt. „Wenn man ein LNG-Terminal nicht von vornherein darauf ausrichtet, muss man es später in großen Teilen neu bauen.“
Richtet man die Terminals aber auf die spätere Nutzung mit Wasserstoff aus, dann vervielfachten sich die Investitionskosten, erläutert Wachsmuth. „Weil völlig unklar ist, ob es später überhaupt einen Markt für flüssigen Wasserstoff gibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Investoren dieses Risiko eingehen werden.“
Auch Rainer Baake, ehemals Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und jetzt Leiter der Stiftung Klimaneutralität, glaubt nicht an den Import von Wasserstoff per Schiff. Der Aufwand dafür sei so hoch, dass die Kostenvorteile der Wasserstoffproduktion in Ländern mit mehr Wind und Sonne dadurch mehr als aufgefressen werden. „Den Wasserstoff, den wir in Deutschland benötigen, werden wir selbst herstellen und über Pipelines importieren“, sagt Baake.
Machbarer: Ammoniak statt Flüssiggas
Realistischer wäre es, den Wasserstoff in Ammoniak zu verwandeln, denn diese Verbindung lässt sich bereits bei einer Temperatur von minus 33 Grad Celsius in flüssiger Form transportieren. „Die LNG-Terminals darauf vorzubereiten, würde die heutigen Investitionen voraussichtlich nur um 6 bis 12 Prozent erhöhen“, sagt Wachsmuth. Wenn Ammoniak direkt genutzt wird – etwa für die Düngerherstellung –, dürfte der Import darum Sinn ergeben. Ob es auch wirtschaftlich sei, den Ammoniak wieder in Wasserstoff zurückzuverwandeln, ist dagegen offen. „Die Technik ist noch nicht in großem Rahmen erprobt.“
Die Bundesregierung scheint von solchen Fragen nicht beeindruckt zu sein. In der Begründung für das LNG-Beschleunigungsgesetz kündigt sie an: „Die landgebundenen LNG-Terminals und die für die Anbindung der LNG Anlagen erforderlichen Erdgasleitungen sollen bereits wasserstoff-ready geplant werden, um eine möglichst frühzeitige Umstellung auf Wasserstoff zu ermöglichen.“
Allerdings: Im eigentlichen Gesetzestext ist gar keine Rede davon, dass die LNG-Terminals von Anfang an für den späteren Import von Wasserstoff vorbereitet sein müssen. Dort heißt es lediglich, dass ein Weiterbetrieb der Terminals nach dem Jahr 2043 nur zulässig ist, wenn sie von diesem Zeitpunkt an mit klimaneutralem Wasserstoff oder mit Wasserstoffderivaten wie Ammoniak betrieben werden. Bis 2043 – also zwei Jahre vor der geplanten vollständigen Klimaneutralität Deutschlands – dürfen sie komplett für den Import von fossilem Flüssigerdgas genutzt werden.
Tatsächlich haben die künftigen Betreiber in Brunsbüttel noch keine konkreten Pläne für einen späteren Umstieg. Das Konsortium erklärt: „Wir prüfen derzeit, welches die beste Variante dafür ist.“ Starten will man aber offenbar unabhängig von dieser Entscheidung: „Zunächst ist unsere Aufgabe, jetzt zügig, sorgfältig und solide das LNG-Terminal zu bauen“, sagt German-LNG-Sprecher Frank Laubig.
Ob das am Ende wirklich passiert, ist aber noch nicht entschieden. Denn während die Bauarbeiten für das schwimmende Terminal in Brunsbüttel demnächst beginnen dürften, bestehen für die festen Terminals an Land noch einige Hürden. Denn trotz des LNG-Beschleunigungsgesetzes braucht es eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Und dort ist mit zahlreichen Einwänden zu rechnen.
Zudem nehmen offenbar auch im Wirtschaftsministerium die Zweifel an den festen Terminals zu. Während seiner Reise nach Israel erklärte Robert Habeck, der Gasbedarf in Deutschland werde „in der mittelfristigen Perspektive schon weniger“ werden. Investitionen in eine Technik, die auf 20 Jahre langen LNG-Import angelegt ist, passen dazu kaum.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag