Kurzkritik Österreich gegen Frankreich: Österreichisches Geschenk

Bei der Menge an EM-Spielberichten kommt man gar nicht mehr hinterher mit dem Lesen. Besser: Die taz-Kurzkritik – das ganze Spiel in nur drei Sätzen.

Kylian Mbappé mit blutiger Nase auf den Rasen liegend

Blutige Angelegenheit: Kylian Mbappé am Ende eines Kampfabends Foto: Kacper Pempel/reuters

Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze. Das ist das Prinzip des schnellen Spielberichts auf taz.de bei dieser Europameisterschaft. Kurz nach dem Schlusspfiff stehen die Sätze auf der Seite. Die Behauptung, die wir da aufstellen: Jedes Fußballspiel lässt sich in drei Sätzen beschreiben. Und wenn wirklich mal ganz viel passiert auf dem Rasen? Dann sind es eben drei lange Sätze!

Österreich – Frankreich 0:1 (0:1)

Von den Rängen ist der Gesang „Aux Armes“ zu hören – zu den Waffen ist tatsächlich ein ziemlich akkurater Wegbegleiter für das Spiel.

Warum spielt N'Golo Kanté eigentlich gut – der spielt doch seit einem Jahr in Saudi-Arabien?!

Am Ende hilft das ganze Gegenpressing nichts, ein Eigentor der Österreicher kontakariert die großen Pläne des Taktikfuchses Ralf Rangnick. (Fridolin Haagen)

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Belgien – Slowakei 0:1 (0:1)

Mitfavorit Belgien, die Mannschaft der Herzen und Weltranglistennummer 3, ist sich mal wieder selbst der größte Gegner.

Mit einem dummen Fehlpass an der Eckfahne macht Jérémy Doku (Marktwert 65 Mio) schon in der 7. Minute den slowakischen Führungstreffer von Ivan Schranz (2 Mio) möglich.

Dann passiert im Rest der ersten Halbzeit nichts zählbares mehr, in der zweiten eigentlich auch nicht, außer dass Romelo Lukako (30 Mio) ein Abseitstor erzielt und noch eins, das wegen eines Handspiels ebenfalls nicht gegeben wird, und so gewinnt völlig überraschend die kleine Slowakei. (Beate Willms)

Rumänien – Ukraine 3:0 (1:0)

Hä, Rumänien ist auch dabei?

Kennt irgendjemand irgendeinen Spieler aus dieser Mannschaft?

Nach dem beeindruckenden 3:0 gegen eine bemitleidenswerte Ukraine sollte man sich vielleicht wenigstens die Namen der Torschützen merken: Nicolae Stanciu, Răzvan Marin und Denis Drăgus. (Andreas Rüttenauer)

Serbien – England 0:1 (0:1)

Im Dubliner Wirtshaus lief zur Pause das uralte irische Volkslied „Sitting in an Irish Bar watching England losing“ von The Studs, aber dazu kam es nicht, denn die Serben waren trotz guter Chancen zu doof, ein Tor zu schießen.

Harry Kane sang „God Save The Queen“, als die Nationalhymne vor dem Match gespielt wurde, weil er schon zu lange in München wohnt, und das war bis auf einen Lattenkopfball seine auffälligste Szene.

Eine Umfrage ergab, dass Gareth Southgate von 37 Prozent der Fußballfans als bester Trainer der englischen Männermannschaft aller Zeiten gewählt wurde, aber der Guardian schrieb, er sehe aus wie ein Mann, der mit der Erfindung der Hosenklammer Millionen verdient habe. (Ralf Sotscheck)

Eine ausführliche Spielanalyse, nein, aber eine Analyse des Fanverhaltens lesen Sie hier.

Slowenien – Dänemark 1:1 (0:1)

Ausgerechnet Eriksen, jener Eriksen mit dem Herzstillstand, jener Eriksen, der jetzt mit Defibrilator spielt und dem zuletzt vorgeworfen wurde, er sei spielerisch gar nicht mehr der alte Eriksen, dieser neue alte Eriksen also trifft nach Hackenvorlage von Wind zum 1:0 für Dänemark, was für ein Märchen.

Danach ein fürchterlicher Elendskick, denn nach dem Führungstor in der 17. Minute müssen die Dänen nicht mehr, und die Slowenen können nicht.

Bis Slowenien in der Schlussphase doch noch aufwacht, Erik Janza trifft zum 1:1, irgendwie auch wieder gerecht bei so viel dänischer Sparsamkeit, und das war's dann mit dem Märchen. (Alina Schwermer)

Polen – Niederlande 1:2 (1:1)

Das für einen Tag holländisch okkupierte Hamburg singt, tanzt, trinkt und gewinnt kollektiv in Orange.

Lewandowski schaut angeschlagen von draußen dabei zu, wie sich seine polnischen Mitspieler nach früher eigener Führung tapfer gegen die Auftaktniederlage stemmen und sie doch nicht verhindern können.

Die niederländischen Offensivspieler werden an der eigenen Chancenauswertung schrauben müssen, soll diesmal der ganz große Wurf gelingen. (Mirko Schmid)

Italien – Albanien 2:1 (2:1)

Das Ruanda Italiens spielte gegen das Amerika Albaniens.

Ein Spiel mit Brisanz und dem frühsten EM-Tor aller Zeiten durch die das Dortmunder Stadion dominierenden Albaner.

Dann schlugen die erst herrlich, später typisch italienisch spielenden Italiener zurück und zogen ihren Stiefel bis zum Ende durch. (Rene Hamann)

Spanien – Kroatien 3:0 (3:0)

Jetzt haben wir aber auch wirklich genug gehört über den Altersunterschied zwischen Spaniens Yamal (16) und Kroatien Luka Modric (38).

Der eine kann es schon, der andere nicht mehr ganz so gut.

Dass das Spiel am Ende 3:0 für Spanien ausgegangen ist, hat schon seine Richtigkeit. (Doris Akrap)

Ungarn – Schweiz 1:3 (0:2)

Weil er sein Team mit 1:0 in Führung gebracht hat, kennen wir nun also auch den 27-jährigen Kwadwo Duah, der erst zum zweiten Mal für die Schweiz gespielt hat und ansonsten beim bulgarischen Meister Ludogorets Rasgrad im Schatten der ganz großen Aufmerksamkeit kickt.

Michel Aebischer hätte man schon kennen können, kickt er doch beim kommenden Champions-League-Teilnehmer FC Bologna, aber dass er eine Art spielmachenden Außenverteidiger gibt, war dann doch überraschend und so schön anzusehen wie sein Treffer zum 2:0.

Und als man sich fragte, warum das ungarische Spiel so zäh war wie ein nicht gut durchgegarter Gulasch, da fiel eine halbe Stunde vor Schluss der Anschlusstreffer durch Barnabás Varga, ein Duell auf Augenhöhe mit Chancen hüben wie drüben entwickelte sich, was dann Brel Embolo mit dem 3:1 für die Schweiz in der Nachspielzeit beendet hat, und am Ende hat Bundestrainer Julian Nagelsmann gewiss gesehen, dass die beiden Gruppengegner der Deutschen doch wesentlich besser kicken können als dieses bemitleidenswerte Schottland. (Andreas Rüttenauer)

Eine ausführliche Spielanalyse lesen Sie hier.

Deutschland – Schottland 5:1 (3:0)

War es die Arbeit von Turnierdirektor Philipp Lahm, der vor dem Anpfiff dem Land Leichtigkeit wünschte, war es der Segen, den der bei der Eröffnungfeier geehrte Franz Beckenbauer droben vom Himmel aus den Deutschen gegeben haben mag – oder war es einfach nur ganz ordentlicher Fußball?

Auf jeden Fall sangen die deutschen Fans schon nach 20 Minuten, oh wie schön doch alles sei, nachdem die deutschen Wunderbubis Florian Wirtz und Jamal Musiala je einmal getroffen hatten.

Während es für die Deutschen noch ein Elfmetertor von Kai Havertz, einen strammen Schuss ins Kreuzeck von Niclas Füllkrug, die Einwechslung von Altmeister Thomas Müller und ein sehr spätes Tor des sehr spät nachnominierten Emre Can zu besingen gab, blieb den vielen trinkfesten schottischen Fans in München am Ende immerhin noch der Jubel über einen sogenannten Ehrentreffer, den allerdings auch kein Schotte erzielt hat, sondern Antonio Rüdiger. (Andreas Rüttenauer)

Eine ausführliche Spielanalyse lesen Sie hier.

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