Kriminalstatistik 2022: Mehr Straftaten und Gewalt
Die Kriminalstatistik zeigt einen deutlichen Anstieg der Verbrechen. Innenministerin Nancy Faeser will insbesondere gegen sexualisierte Gewalt vorgehen.
Bei der Gewaltkriminalität stellte die Polizei sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vorcoronajahr 2019 eine Zunahme fest. Mit rund 197.000 Fällen gab es den Angaben zufolge 2022 fast 20 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr und knapp neun Prozent mehr als 2019.
Besonders stark war der Anstieg 2022 unter anderem bei den Delikten Taschendiebstahl, Ladendiebstahl, Wohnungseinbruch, Wirtschaftskriminalität und bei den Raubdelikten. Dass die Zahl der strafrechtlich relevanten Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, das Asyl- und das EU-Freizügigkeitsgesetz zunahm, dürfte mit dem deutlichen Anstieg der Zahl der unerlaubten Einreisen zusammenhängen.
Auffällig ist, dass der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen bei der „Verbreitung pornografischer Schriften“ mit rund 41 Prozent sehr hoch ist. Hier spielt nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugendliche oft ohne zu wissen, dass dies strafbar ist, in Gruppenchats bei WhatsApp, Instagram, Snapchat oder auf anderen Kanälen solche Bilder teilen.
Polizei beklagt mehr Arbeit
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte hierzu: „Es ist entsetzlich, dass tagtäglich Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt werden.“ Sie kündigte an: „Wir werden künftig erstmals europäische Instrumente schaffen, um Onlineplattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden.“
Zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen sagte Faeser: „Wir müssen handeln, um Frauen besser zu schützen und die Angst vor Übergriffen zu nehmen. Wir brauchen mehr Präsenz von Sicherheitskräften in öffentlichen Verkehrsmitteln und an kriminalitätsbelasteten Orten – und mehr Videoüberwachung.“
Die Daten für 2022 zeigten, dass die Arbeit für die deutschen Sicherheitsbehörden gewaltig gestiegen sei, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jochen Kopelke. Angesichts von Personallücken, Ausstattungsdefiziten und einer immer noch sehr schleppend verlaufenden digitalen Vernetzung bestehe dringender Handlungsbedarf.
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