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Konsequenzen aus dem WeltklimaberichtAm Limit

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Der neue Klimabericht macht klar: Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen, statt sich mit vagen Zielen zu schmücken.

Die Energiewende muss stärker fokussiert werden Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

D ie nächste Bundesregierung ist die letzte, die Deutschland auf den richtigen Pfad beim Klimaschutz bringen kann. Ein Dauerbrenner von einem Spruch, vor jeder Wahl hat er Konjunktur. Übertrieben war er dennoch nie und er stimmt jedes Mal wieder. Was der richtige oder zumindest bestmögliche Pfad ist, das hat sich allerdings mit den Jahrzehnten verändert. Viele Möglichkeitsfenster haben wir längst zugeknallt.

Am Montag ist der erste Teil des neuen Weltklimaberichts erschienen. Das Dokument zeigt: Wir lassen gerade selbst den Pfad zuwuchern, den wir immer als letzten Ausweg gesehen haben – nämlich den, der „nur“ zu 2 Grad Erderhitzung gegenüber vorindustriellen Zeiten führt. Dabei wollen wir laut Paris-Abkommen ja sogar möglichst bei 1,5 Grad bleiben. Auch das wäre keine sichere Welt. Bei 1,5 Grad drohen noch mehr Hitzewellen, Dürren, Starkregenfälle, als wir sie jetzt schon erleben. Wann das zu erwarten ist, hängt von der Entwicklung der Emissionen ab. Es dürfte laut Bericht spätestens 2040 so weit sein.

In nur einem von fünf durchgespielten Szenarien wird die 1,5-Grad-Schwelle bis zum Ende des Jahrhunderts nicht geknackt. Darin halbieren sich die Emissionen weltweit innerhalb dieses Jahrzehnts, im Jahr 2050 steht die Klimaneutralität an und selbst dann muss noch sehr viel altes CO2 aus der Atmosphäre gefiltert werden.

All das ist eigentlich nicht neu, führt aber zurück zu dem Punkt: Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen statt sich mit vagen Zielen zu schmücken. Ihr Zeitplan sollte eigentlich noch strenger sein als der globale, laut Klimaschutzgesetz will Deutschland ja immerhin auch schon 2045 klimaneutral sein. Als reiches Industrieland hat Deutschland mehr Verantwortung für die Klimakrise als die meisten anderen Staaten und außerdem mehr finanzielle Möglichkeiten. Aber selbst die Halbierung der Emissionen in knapp zehn Jahren ist eine große Aufgabe, die ohne die nötige Vorarbeit für die übernächste Regierung unerreichbar sein wird.

Das bedeutet in erster Linie: Die Energie muss sauber werden. Neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und der Beschleunigung des Kohleausstiegs heißt das, dass ein Gasausstieg ansteht und auch der Ölausstieg geplant werden muss. Und spätestens, wenn wir mit dem Bau von Windrädern und Solaranlagen weiterhin nicht hinterher kommen, ist es Zeit für die Frage, ob es unbegrenztes Wirtschaftswachstum mit unbegrenztem Energiebedarf sein muss.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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22 Kommentare

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  • Qualifikation Klimaschutz-Kanzler:in/



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    IV. Das Profil für eine sachgerechte Profilierung im Amt/



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    taz.de/Auswirkunge...imakrise/!5734762/



    //



    taz.de/Neue-Studie...ausgaben/!5730801/



    //



    taz.de/Klimaschutz...tszeiten/!5777816/



    //



    taz.de/Deutschland...giewende/!5762468/



    //



    taz.de/Rohstoffe-f...giewende/!5772477/



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    Fasst man zusammen, ergibt sich das Profil "HERKULES" (m,w,d), es wird auf einen Masterplan hinauslaufen müssen, auf integrative Konzepte und auf Akzeptanz für die Richtlinienkompetenz. Die Wirtschaft und die Bevölkerung, Wissenschaft und Politik mit divergierenden Interessen, da sind Spagate vorprogrammiert. Vielleicht sind realiter noch weitere Kandidat:innen im "Stock", écarté als "der Skat".

  • Qualifikation Klimaschutz-Kanzlerin?



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    III. Damensolo?



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    taz.de/Annalena-Ba...maschutz/!5769581/



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    taz.de/Gruenen-wol...maschutz/!5789377/



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    taz.de/Vorwuerfe-g...Baerbock/!5782076/



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    Kleinlaut ist keine Lösung nach den Fehlern der letzten Wochen, vorlaut aber gewiss auch nicht. Moderat mit Bedacht und auf dem Boden von Wissen an die Macht, das ist eine Empfehlung für eine(n) Nachfolger:in. Weiter so alternativlos nüchtern wäre ultimativ toxisch, auch in den Top-Personalfragen einer Bundesregierung, dort ist der alte Schwung hin.

  • "Die nächste Bundesregierung ist die letzte, die Deutschland auf den richtigen Pfad beim Klimaschutz bringen kann. "

    Machen wir uns doch nichts vor. Selbst wenn Deutschland in Sachen Klimaschutz schon jetzt Musterschüler wäre oder in den nächsten 5 Jahren - es ist zu spät. Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle Länder dieser Welt sich daran halten und dieselben Anstrengungen GLEICHZEITIG unternehmen. Deutschland alleine wäre der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.

  • Irgendwie hab ich das Gefühl das auf jeden Fall 2 der Kanzlerkandidaten das Problem wieder in die Zukunft verlagern werden und Lobbygesteuert dem kurzen wirtschaflich populistischen Erfolg vorziehen werden.



    WIr brauchen wieder FFF auf den Strassen um den werten Herren in ....



    Und jeder soll sich mal an der eignenen Nase packen und nicht immer alles auf die da oben delegieren, das ist auch ganz schön feige.

    • @Opossum:

      Neben den beiden Kanzlerkandidaten hat auch die Kanzlerkandidatin keine allzu großen Ambitionen für den Klimaschutz, wie zuletzt das lauwarme "Sofortprogramm" für ein klein wenig mehr erneuerbare Energien zeigte.

  • "Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen, statt sich mit vagen Zielen zu schmücken."

    Der Verweis auf die "nächsten Regierungen" macht es den Deutschen leichter, darüber hinweg zu schauen, dass all die jetzigen Regierungen auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene von CDU/CSU bis zur Linkspartei bereits JETZT Entscheidungen treffen können.

    • @Rudolf Fissner:

      Genau.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen, statt sich mit vagen Zielen zu schmücken."

    So ist es. Die Bremser- und Verhindererpartei CDU/CSU hat ausgedient.



    Mehr Windräder wird vielen nicht schmecken!!! Proteste sind vorprogrammiert. In Schweden ist eine ganze Stadt (Kiruna) umgezogen, um die wirtschaftliche Basis in der Region zu erhalten - FREIWILLIG. Hierzulande hätte man 10 Jahre lang diskutiert.

    Was wir dringend benötigen ist ein Ausstieg aus der Kohle. Warum müssen diese Energieriesen fürstlich entschädigt werden? Wir haben Notstand.



    Zusätzlich !!!!! ist eine Speicherung von CO2 im Untergrund notwendig, denn allein mit Quatschen entfernt man kein Gramm CO2 aus der Atmosphäre. CCS war ein europäisches Projekt und wurde durch Greenpeace zunichte gemacht.



    Wir brauchen eine Neuauflage. Know-How ist ja z.T. noch vorhanden!

    Also reißt euch endlich mal zusammen und benutzt euren Verstand.

  • Fortsetzt. Qualifikation Klimakanzler/



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    II. MP "Der rheinische Lächler":



    /



    taz.de/Laschet-und...programm/!5777959/



    //



    taz.de/Laschets-Kl...k-in-NRW/!5780659/



    /



    www.wn.de/nrw/grun...ins-visier-907006/



    //



    Frontmann für Forstvernichter im Konzernformat. Bei Zukunftsthemen eher allenfalls in der Nachhut vom Geleitzug der Protagonist:innen. Wird wohl kein Nachfahre der Argonauten sein, der "Karolinger".

  • Qualifikation Klima-Kanzler?/



    /



    I. Der rationale Hanseat als Kandidat?



    /



    www.sueddeutsche.d...-scholz-1.5294046/



    //



    www.welt.de/wirtsc...trafen-schon.html/



    //



    taz.de/Wasserstoff...Moorburg/!5743835/



    //



    Hortete Kohle für Kohle in Hamburg, sorgte sich mehr um "profane" wirtschaftliche Themen, Konzernen nicht abgeneigt: Verwalter ohne Visionen, das wird für die Energie-Wende nicht reichen.//

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Kerstan/Hamburg und Albrecht/SH zeigen sich erwartungsgemäß bestürzt...

    Dabei haben sie selbst jahrelang dafür gesorgt, das eine grüne Regierungsbeteiligung in HH und SH so wenig verändert.



    Lieber ließ man sich mit Aktivisten von LsV ablichten, unterstützte im Auftrag der konventionellen Landwirte den Abschuß von Wölfen oder Wildschweinen.



    Hier ist noch sehr viel zu tun.



    Vor allem sollten die Landesverbände solch scheinheiligen Karrieristen endlich aus dem Amt jagen ...



    Wir haben für solche Leute einfach keine Zeit mehr.

  • Ich bin genau ihrer Meinung, danke dass sie mir das Tippen ersparen.



    Die 2 oder gar 1.5 Grad werden wohl nicht zu halten sein, da keine Mehrheiten (global gesehen, Deutschland alleine hat kaum Einfluss) für die nötigen höchstgradig unpopulären Maßnahmen zu finden sein werden.

    Insofern glaube ich dass man jetzt neben der möglichen CO2-Reduktion auch alles daran setzen muss, die absehbaren Folgen abzufedern, Beispiele die mir gerade so einfallen:



    - Hochwasser-Schutzanlagen an allen Meeren und Flüssen, inkl. Sperrsystemen, Ausgleichsflächen für Überschwemmungen ausweisen, Ertüchtigung aller bestehenden Staumauern und Deiche



    - Neue große Speichersysteme (z.B. Stauseen), auch um Regenwasser für Dürrezeiten zu sammeln



    - Umgestaltung der Städte/Architektur orientiert am Städtebau in wärmeren Gegenden sowie Ausbau von Abwassersystemen (z.B. wie in Tokyo)



    - Technische und personelle Aufrüstung von Feuerwehren und Katastrophenschutz



    - Wälder z.B. durch Brandschneisen um Siedlungen absichern (unpopulär ich weiß) und in Wirtschaftswäldern robuste Baumarten pflanzen



    - Vorgaben zum Einbau von Klimaanlagen in Verkehrsmittel und Gebäude wie Schulen



    - Redundanz im Stromnetz und Telekommunikationsnetz erhöhen



    - Usw

    • @hderk:

      Für Und so weiter hätte ich noch ein paar bescheidene Punkte, die bei der Klimarettung aus leicht verständlichen Gründen nicht erwähnt werden dürfen.



      de.m.wikipedia.org...engebiete_der_Erde



      Na wie viele der dort aufgeführten Länder betreiben Vorsorge für ihre Bevölkerung auf höchstem Niveau. Also ausser Japan.



      Wie viele hundert Millionen Menschen haben nochmal zu wenig zu essen? Keine Schulen, Krankenhäuser, kein sauberes Trinkwasser in ausreichender Menge?



      Noch ein paar unschöne Punkte mit Dingen, die selbst unsere eifrigsten Klimaschützer wie selbst verständlich nutzen, als da wären Fortbewegungsmittel aller mehrheitlich fossilen Art, Smartphones, Netflix, Drucker, Router... Die Liste ist so deprimierend lang. Alle denen es daran mangelt haben einen moralischen Anspruch, dass da schnellstmöglich Abhilfe geschaffen wird und sind herzlich unglücklich mit unserem impliziten Anspruch, dass erst unser! Klima und dann die Moral kommt.



      Das alles geht nun wirklich nicht gegen sie. Es geht generell um die Prioritäten des globalen Nordens, bei dem in bester kolonialer Manier dem globalen Süden gesagt wird, was Sache ist.

    • @hderk:

      2° Erwärmung ggü. 1990, ist die gemeinhin angenommene obere Grenze bis zu der Anpassungen noch möglich sind, in diesem Rahmen wären die aufgezählten Maßnahmen sinnvoll und notwendig. Wird diese Grenze aber signifikant überschritten ist auch mit Stadtplanung, Küsten- und Katastrophenschutz, etc. nichts mehr zu machen.

    • @hderk:

      Sie haben die Waffensysteme vergessen, die notwendig sind, um das Wachstum mit begrenzten Ressourcen weiter vorantreiben zu können.

      Wer den materiellen Wohlstand auf dem bekannten Pfad weiter mehren muss/möchte, muss um die knappen Rohstoffe künftig kämpfen.

      Der Verlust an Boden und Biodiversität sowie der Klimawandel werden gleichzeitig weiter fortschreiten.

      Jedem sein Bauplatz mit Haus im Grünen, sein 250PS-E-SUV, seine Flugreisen um den Globus, sein Skifahren auf Schneekanonen-Pisten, seine Kreuzfahrten, seine digitale Vollausstattung, sein Streaming everywhere, Bratwurst, Schnitzel everytime, ...



      Was haben wir schön gelebt.

  • Der Wohlstand ist für einen Großteil der Menschen der globalen Gesellschaften gestiegen, wennauch sehr ungleich verteilt. Die Frage, die sich unmittelbar stellt, ist die eines attraktiven Lebenskonzepts ohne materielle Güter zu mehren. Verbote und Verzicht sind keine attraktiven Gegengewichte.



    Das kapitalorientierte System agiert weltweit und verspricht neben Wohlstand einer Minderheit auch Macht.

    In Anbetracht einer exponentiellen Wachstumskurve bei Bevölkerung und Konsum, fahren wir mit erhöhter Geschwindigkeit in eine Baustelle, die uns in den nächsten Jahrzehnten unmissverständlich zeigen wird, dass die Freiheitsgrade unserer Wohlfühlzone verloren sind.

    Die Vorstellung, es gäbe saubere Energie, ist naiv. Es ist längst nicht nur das Klima, sondern auch die Rohstoffressourcen und die Ökosysteme haben Grenzen und Kipppunkte, die bereits überschritten werden.

  • "Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen, statt sich mit vagen Zielen zu schmücken."



    Mag stimmen. Aber zuerst muss die breite Masse der Bürger der Politik signalisieren: Wir sind bereit, auf Fleischkonsum, unser Privatauto, die Flugreise, die Kreuzfahrt, Wohnfläche über 40m2 pro Person, auf Einwegkleidung und Wegwerfelektronik zu verzichten und wollen stattdessen vegetarisch leben, mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren und unser langlebigen Produkte lieber reparieren als neu zu kaufen.



    Der Autor wünscht sich hier eine Diktatur herbei, die die Menschen zum Klimaschutz zwingt - das wird nur bedingt oder garnicht funktionieren.



    Die Triebkräfte des Menschen und des Wirtschaftssystems stehen einem effektiven Klimaschutz entgegen, das ist ein unauflösbares Dilemma. Das mit dem grünen Wachstum lösen zu wollen, ist ein fauler Kompromiss.



    Von daher werden wir in den kommenden Jahren einen Katastrophenfilm in Zeitlupe erleben, sei es als Zuschauer vor dem Fernseher oder als Betroffene im Waldbrand, Hitze, Dürre oder Überschwemmungsgebiet.

    • @Paul Schuh:

      Der Begriff der Diktatur vergiftet die Gesprächskultur, sowie Unkenntnis, Herstellungsprozesse und Ökonomie zu verstehen. Sich des Verbrauches von Ressourcen zu enthalten ist rational und keine Diktatur. Die Herstellung von aus heutiger Sicht begehrten und/oder lebenswichtigen Gütern bleibt grundsätzlich möglich, wird jedoch, dies drängt sich auf, zu planen sein, schon auch, um eine Produktion für die Müllhalde zu verhindern. Dies wirft ganz klar Fragen zum s.g. Wachstum auf.

  • Also doch erst mal alle möglichen (auch regenerativen) Energiequellen anzapfen, bevor wir uns die Frage stellen, ob wir nicht auch Energie einsparen können?

    Bevor wir nicht zumindest Kernfusion beherrschen, gilt es den Energiebedarf bzw. Verbrauch pro Kopf massiv zu reduzieren. Diese politische Forderung ist noch unsexier, offensichtlich. Bis dahin dürfen wir uns weiter selber in die Tasche lügen.

  • Naja das bereits in den letzten Tagen zitierte paper

    academic.oup.com/b...cle/70/1/8/5610806

    beantwortet die letzte Frage des Artikels ja ganz klar mit müssen wir von weg kommen.

    "Our goals need to shift from GDP growth and the pursuit of affluence toward sustaining ecosystems and improving human well-being by prioritizing basic needs and reducing inequality"

    Und selbst falls wir mit dem Bau von Windrädern und Solaranlagen hinterherkommen würden - das stelle ich ebenso wie Frau Schwarz in Frage - sollten wir uns auch bewusst sein, dass eben diese Resourcen kosten. So braucht man ja doch das eine oder andere Kilo Zement für den Bau der Windkraftanlagen, Fabriken die diese Herstellen. Von Sturmschäden welche uns in Zukunft ja eindeutig mehr als in der Vergangenheit erwarten - extreme Wetterlagen seien genannt, mal ganz abzusehen.

    Verzicht und Reduktion sind das einzige in meinen Augen, was noch das allerschlimmste Verhindern kann.

    Was passiert mit dem Kapitalismus wenn er nicht mehr wachsen kann, weil wir reduzieren? Er bricht zusammen, die Blasen platzen. Wie bringt man eine demokratische Mehrheit dazu, eben diesen abzulehnen um auf parlamentarischen Wege einen geordeneten Abgang statt einem desaströsen Zusammenbruch sicherzustellen? Und das zu Zeiten in der die Informationsgewalt für Milliarden von Menschen im hyperkapitalistischen Silicon Valles liegt.

    Wäre das winzige Licht doch ein klein wenig heller in der unendlichen Weite der dunklen Zukunftsszenarien. Die Hoffnung auf eine KI, welche die Probleme der Menschheit löst in Zeiten von Militarisierung und erstarktem Nationalismus, ist jedenfalls eine verschwindent geringe. Welche Resourcen das Erlangen dieser KI die Menschen jedoch kosten wird, das mag ich mir gar nicht ausmalen.

  • Mal ein Wort zum letzten Satz: wenn wir wirklich nur noch die Dinge konsumieren würden, die wir wirklich brauchen und nicht auch noch diejenigen, die uns durch unser Wirtschaftssystem aufgeschwätzt werden, indem man uns Angst macht, Schuldgefühle weckt oder uns einredet, unser Glück hätte etwas mit unserem Konsumverhalten zu tun, hätten wir eine ziemliche Wirtschaftskrise. Ob das für das Klima gut oder schlecht ist, kann ich nicht einschätzen.

  • "Als reiches Industrieland hat Deutschland mehr Verantwortung für die Klimakrise als die meisten anderen Staaten und außerdem mehr finanzielle Möglichkeiten." Wenn Deutschland nach dem gleichzeitigen Ausstieg aus Atom- und Kohleenergie auch aus Gas und Öl aussteigt, wird es kein reiches Industrieland mehr sein. Die von der Autorin angesprochene Frage, "ob es unbegrenztes Wirtschaftswachstum mit unbegrenztem Energiebedarf sein muss", stellt sich nicht erst in der Zukunft, sondern bereits jetzt, jedenfalls was den unbegrenzten Energiebedarf angeht. Da vermisse ich von den Klimaschützern konkrete Forderungen. Wie stark soll der Energiebedarf begrenzt werden? Sollen der Strom und die vom Strom abhängige Trinkwasserversorgung und Heizung rationiert werden? Soll der bei Dunkelheit und Windstille stattfindende Import von Atom- und Kohlestrom aus Ländern, die (wie die meisten) nicht aus diesen Energieformen "aussteigen", gestoppt werden? Wie viele Tote wird es durch die daraus entstehenden Versorgungsengpässe voraussichtlich geben, und wie viele sollen in Kauf genommen werden? Und wofür? Für das gute Gewissen der Deutschen, versucht zu haben, was andere Länder nicht versuchen? Solange die Welt kapitalistisch ist, werden alle Energiequellen genutzt werden, mit denen Geld zu verdienen ist. Und aus dem Kapitalismus wird Deutschland mit Sicherheit nicht "aussteigen", und schon gar nicht als Vorreiter.