Konsequenzen aus dem Weltklimabericht: Am Limit
Der neue Klimabericht macht klar: Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen, statt sich mit vagen Zielen zu schmücken.
D ie nächste Bundesregierung ist die letzte, die Deutschland auf den richtigen Pfad beim Klimaschutz bringen kann. Ein Dauerbrenner von einem Spruch, vor jeder Wahl hat er Konjunktur. Übertrieben war er dennoch nie und er stimmt jedes Mal wieder. Was der richtige oder zumindest bestmögliche Pfad ist, das hat sich allerdings mit den Jahrzehnten verändert. Viele Möglichkeitsfenster haben wir längst zugeknallt.
Am Montag ist der erste Teil des neuen Weltklimaberichts erschienen. Das Dokument zeigt: Wir lassen gerade selbst den Pfad zuwuchern, den wir immer als letzten Ausweg gesehen haben – nämlich den, der „nur“ zu 2 Grad Erderhitzung gegenüber vorindustriellen Zeiten führt. Dabei wollen wir laut Paris-Abkommen ja sogar möglichst bei 1,5 Grad bleiben. Auch das wäre keine sichere Welt. Bei 1,5 Grad drohen noch mehr Hitzewellen, Dürren, Starkregenfälle, als wir sie jetzt schon erleben. Wann das zu erwarten ist, hängt von der Entwicklung der Emissionen ab. Es dürfte laut Bericht spätestens 2040 so weit sein.
In nur einem von fünf durchgespielten Szenarien wird die 1,5-Grad-Schwelle bis zum Ende des Jahrhunderts nicht geknackt. Darin halbieren sich die Emissionen weltweit innerhalb dieses Jahrzehnts, im Jahr 2050 steht die Klimaneutralität an und selbst dann muss noch sehr viel altes CO2 aus der Atmosphäre gefiltert werden.
All das ist eigentlich nicht neu, führt aber zurück zu dem Punkt: Die nächste Regierung muss überfällige Entscheidungen treffen statt sich mit vagen Zielen zu schmücken. Ihr Zeitplan sollte eigentlich noch strenger sein als der globale, laut Klimaschutzgesetz will Deutschland ja immerhin auch schon 2045 klimaneutral sein. Als reiches Industrieland hat Deutschland mehr Verantwortung für die Klimakrise als die meisten anderen Staaten und außerdem mehr finanzielle Möglichkeiten. Aber selbst die Halbierung der Emissionen in knapp zehn Jahren ist eine große Aufgabe, die ohne die nötige Vorarbeit für die übernächste Regierung unerreichbar sein wird.
Das bedeutet in erster Linie: Die Energie muss sauber werden. Neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und der Beschleunigung des Kohleausstiegs heißt das, dass ein Gasausstieg ansteht und auch der Ölausstieg geplant werden muss. Und spätestens, wenn wir mit dem Bau von Windrädern und Solaranlagen weiterhin nicht hinterher kommen, ist es Zeit für die Frage, ob es unbegrenztes Wirtschaftswachstum mit unbegrenztem Energiebedarf sein muss.
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