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Kommentar erfundener Toter LagesoSchande über dieses Land

Malene Gürgen
Kommentar von Malene Gürgen

Die erfundene Geschichte vom Tod eines Flüchtlings beschädigt die Glaubwürdigkeit der Flüchtlingshilfe. Sie verweist aber auch auf reale Probleme.

Das Übliche: lange Schlangen am Lageso. Foto: dpa

A m Mittwochmorgen schien die Nachricht klar, bedrückend klar: Ein junger Syrer ist gestorben, weil er am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) tagelang trotz Krankheit in der Kälte anstehen musste. Noch im Krankenwagen habe er einen Herzstillstand erlitten, schreibt ein Helfer an eine andere Helferin, die den Nachrichtenverlauf dann auf Facebook veröffentlicht, wo sich die Nachricht in Windeseile verbreitet.

Während die sozialen Medien heißliefen, wurde die Faktenlage im Tagesverlauf immer dünner: Polizei und Feuerwehr konnten den Fall nicht bestätigen, die Krankenhäuser wussten nichts von einem in der Nacht zu Mittwoch verstorbenen Flüchtling. Am Abend erst gab der Helfer und einzige Zeuge des Geschehens zu: Es gab keinen Toten, die Geschichte war frei erfunden.

Übersteigertes Geltungsbedürfnis, eine Persönlichkeitsstörung oder ein fehlgeleiteter Versuch, durch größtmögliche Dramatisierung endlich die Zustände am Lageso verändern zu können?

Welche Absichten mit dieser Behauptung auch immer verfolgt werden sollten: Die falsche Nachricht vom toten Flüchtling ist verheerend für die Flüchtlingshilfe. Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit ausgerechnet der Berliner Vorzeige-Initiative „Moabit hilft!“ ist dauerhaft beschädigt, weil sie zu schnell mit einer Nachricht nach vorne preschte, von der niemand wissen konnte, ob sie stimmt.

Glaubwürdigkeit aber ist gerade in Zeiten, in denen jede Woche neue Fake-Meldungen über angebliches Fehlverhalten von Ausländern in den sozialen Medien kursieren und jede Nachricht, die mit Flüchtlingen zu tun hat, zum Politikum wird, ein hohes Gut. Gleichzeitig ist aber auch klar: Menschen machen Fehler, gerade Menschen, die überlastet sind, weil sie seit Monaten ehrenamtlich versuchen, Fehler von anderen auszubügeln.

Das tatsächliche Drama in dieser Geschichte ist aber etwas anderes: All jene, die die Situation am Lageso kennen, reagierten am Mittwochmorgen zutiefst erschüttert – aber nicht überrascht. Die Nachricht, dass ein Mensch an den Zuständen am Lageso zugrundegegangen ist, schien plausibel. Denn am Lageso ist seit Monaten ein Ausnahmezustand Normalität, der trotz immer wieder neuen Eskalationen – ein kleiner Junge wird entführt und umgebracht, Mütter erleiden Fehlgeburten auf dem Gelände – nicht beendet wird.

Diesen Zustand sofort und grundlegend zu ändern, ist letztlich nur eins: eine Frage des politischen Willens, der Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Schande über dieses Land, wenn es dafür erst einen echten Toten braucht.

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Malene Gürgen
Reportage und Recherche
Redakteurin im Ressort Reportage&Recherche | Jahrgang 1990 | Seit 2014 Redakteurin der taz, zunächst im Berlinressort | 2016-2020 schwerpunktmäßig Recherchen zur extremen Rechten, dazu 2019 "Angriff auf Europa" im Ch. Links Verlag erschienen (mit C. Jakob, P. Hecht, N. Horaczek, S. am Orde) | 2020-2022 als Produktentwicklerin verantwortlich für die Konzeption der wochentaz | 2022-2023 Redakteurin im Ressort Zukunft – Klima Wissen Utopien | Seit 2023 im Investigativteam der taz.
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57 Kommentare

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  • Hachja, und wieder ein eigentlich guter Artikel, der aber nicht ohne Unterstellungen und blosse Behauptungen auskommen will.

     

    "Glaubwürdigkeit aber ist gerade in Zeiten, in denen jede Woche neue Fake-Meldungen über angebliches Fehlverhalten von Ausländern in den sozialen Medien kursieren und jede Nachricht, die mit Flüchtlingen zu tun hat, zum Politikum wird, ein hohes Gut. "

     

    Fällt Ihnen hierzu noch etwas anderes ein, als der Fall der 13-jährigen Deutschrussin? Irgendetwas, was ihre Behauptung mit den wöchentlichen Fake-Meldungen rechtfertigen würde?

    Sorry, aber diese permanent-relativierung ist kaum noch auszuhalten.

    Interessant auch, dass man in o.g. Fall natürlich SOFORT auf den rechten Russen rumhacken und Beschuldigen durfte, während man natürlich Zurückhaltung beweisen muss, wenn es Ihre Leute betrifft... so etwas nennt man Gesinnungsjournalismus. Übrigens auf beiden Seiten, aber während es bei den Faschos unfassbar ist, dass man so was einfach behaupten darf, muss natürlich bei den Linken differenziert werden....

    Deutschland 2016 ist sowas von jämmerlich geworden.

  • Sorry, meiner Meinung nach kommt so etwas dabei heraus wenn man blind dem Herdentrieb folgt und gerade in sozialen Medien veröffentlichte Meldungen nicht kritisch hinterfragt und sie verbreitet, weil jede*r es tut.

  • In Bremen stehen Flüchtlinge teilweise die ganze Nacht beim Bamf an um zeitig einen Termin zu bekommen. Es ist Winter. Ob die Geschichte frei erfunden ist tut dem Notwendigen keinen Abbruch.

    • @Rudolf Fissner:

      "..tut dem Notwendigen keinen Abbruch."

      Lassen Sie uns doch an Ihrem Wissen teilhaben: Was ist das "Notwendige"?

      • @Jürgen Matoni:

        Das können Sie einfach herausfinden, indem Sie sich selbst mal ein paar Winternächte im Frost am Bamf anstellen.

  • Was ist denn jetzt großartig passiert?

    Ein Flüchtling ist eben nicht in Berlin gestorben, sondern die sterben nach wie vor zu Tausenden in ihren Heimatländern oder auf dem Mittelmeer, ganz so, wie das unsere gewählte Regierung vorsieht,

    Eine Meldung, die unter Berücksichtigung dieser Punkte, eh irrelevant gewesen wäre, hat sich eben auch als irrelevant herausgestellt. Nix besonderes, passiert dauernd.

     

    Vielleicht könnten wir dann mal anfangen über die totale Überbewertung der Verhältnisse, denen die Flüchtlinge hier ausgesetzt sind, und die damit verbundene Vernachlässigung der Verhältnisse in deren Heimatländern und auf deren Fluchtweg zu reden.

    Bewiesen ist nunmal wieder; So schaffen wir's nicht.

    Irgendein ehrenamtlicher Vorstadtverein, der sich sicherlich Mühe gibt, aber weder die Mittel noch die Qualifikation besitzt, sein Personal ausreichend auszusuchen, hat mal wieder irgendjemanden unter sich gehabt, dem schon die Nerven durchgingen, wenn er Menschen in der Kälte sitzen sieht. Wie soll da ein Verein von gutbetuchten Bildungsbürgern und Prusselliesen hat da jemanden in seinen Reihen gehabt, der sich nicht so dolle für soziale Tätigkeiten eignet. Naja, das wird wohl unvermeidlich sein, wenn dieser Staat meint, man könne professionelle Sozialarbeit durch ehrenamtliche Hilflosigkeit ersetzen.

    Ich bin schon froh, dass wir die Fälle von in diesem Zusammenhang stattfindenden Kindesmißbtauch oder sonstiger Ausbeutung wie bei den Grünen erst in 20 Jahren hier lesen werden.

    Man kann btw auch nicht im Schnellkurs die Belastungen, die soziale Arbeit mit sich bringt, überwinden. Keine Hilfe für irgendjemanden ist so viel Wert, dass man danach selber Hilfe braucht, wäre schon mal ein Ansatz, den man den Helfern erklären könnte. Aber nicht mal für ein bisschen Hilfe für die Helfern scheint dieser Staat auch nur einen Cent übrig zu haben.

  • Schämen muss man sich schon lange für dieses Schland - aber nicht wegen einem erfundenen Toten.

  • Ist doch vollkommen okay. Es war nicht als Falschmeldung erkennbar. Falschmeldungen müssen sein dürfen. Auch die Leute von Moabit Hilft sind genauso angeschmiert wie alle anderen auch. Kein Vorwurf.

     

    Danke für Eure Berichterstattung. Beim nächsten Mal vielleicht keine Überschrift mit unbestätigten Schlussfolgerungen, aber die macht ja meistens auch nicht der Reporter, sondern der Redakteur in der Butze.

    • @Ansgar Reb:

      Wenn ich Sie recht verstehe, möchten Sie eine Rubrik extra für die Falschmeldungen!?

      • @Rainer B.:

        Vorschlag: Rubrik Schwamm drüber

        • @lions:

          Oder Rubrik: Netzrauschen

        • @lions:

          Oder: Rubrik Verschwommenes

          • @Rainer B.:

            okay, aber dort ausdrücklich nur Demenzier-, keine Dementierbarkeit.

            • @lions:

              Sowieso nur, wenn man auch genügend Jod-S11-Coins aufgepickt hat.

  • Auch die taz muss noch lernen, dass eine Nachricht erst dann eine Nachricht ist, wenn sie einen nachgeprüften Wahrheitsgehalt hat. Dass man die Glaubwürdigkeit von "Moabit hilft!" an einer inoffiziellen, nie autorisierten Falschmeldung festmachen könnte, ist übrigens schon die nächste Null-Nachricht.

  • ... und dem Flüchtlingshelfer und "Moabit hilft" mache ich keinen Vorwurf: die geben Ihr Bestes - und dabei passiert halt manchmal Menschliches, allzu Menschliches.

     

    Aber an eine Zeitung, die mit dem Argument Geld einwirbt, sie betriebe Qualitätsjournalismus, habe ich andere Ansprüche.

  • Schande über die taz! Ungeprüft einen ersten Artikel mit "Desolate Zustände am Berliner Lageso - Flüchtling offenbar an Kälte gestorben" - und dann kein Wort der Selbstkritik (und sogar noch mit dem Finger auf "Moabit hilft" zeigen.

    Aber wie bereits gesagt: die taz scheint nicht besser zu sein als Russia today - was nicht in das eigene politische Denkschema passt, wird einfach ausgeblendet. Ich bin sehr enttäuscht.

  • Das finde ich schon sehr unangenehm, einfach etwas zu erfinden.

    Vor allem wenn damit die Glaubwürdigkeit von Flüchtenden geschädigt wird.

    Die Leute mit rassistischer anti-Islam-Paranoia werfen das ja gerade der Presse und Merkel vor: Lügen und "Volkszersetzung".

     

    Also wie kann erreicht werden, dass dieses beschissene Amt Lageso endlich richtig funktioniert?

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Früher hätte man bei so einer dramaturgischen Kanonenboot-Headline witzeln dürfen, da war Pohlen offen. Fragt sich, wer wem mehr Schmerzen bereitet. Die taz-Belegschaft ihren KommentatorInnen oder umgekehrt. Man sieht sich in Canossa...

  • Unlängst hatte ein Taz-Mitarbeiter irgendwie vertrauliche Daten auf einen USB-Stick abgezapft.- Da stellte sich auch nicht großartig die Frage, nun sei: "Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit gleich des ganzen Systems ausgerechnet einer Berliner Vorzeige-Zeitung dauerhaft beschädigt"- Mach halblang.

  • Ein einziger Helfer hat gelogen. Eine weitere Helferin hat es ungeprüft im Internet verbreitet. Und deshalb soll allen anderen Helfern von "Moabit hilft!" die Glaubwürdigkeit abgesprochen werden?

    • @Ralf Engelhard:

      Genau das machen die Rechten ja jetzt. Sie behaupten, die Flüchtlingshelfer würden lügen. So ist auch der Satz gemeint, dass dieser Typ, der die Geschichte erfunden hat, ein AfD-Uboot sein könnte.

      Refugees welcome!

      • @Renée Bürgler:

        Halloooooo...

        'Eine solche Geschichte zu erfinden, ist einfach nur schäbig'....'Es würde mich nicht wundern, wenn der Täter ein AfD-Uboot ist'

         

        Fällt ihnen etwas auf?

  • 'Eine solche Geschichte zu erfinden, ist einfach nur schäbig'....'Es würde mich nicht wundern, wenn der Täter ein AfD-Uboot ist'

     

    Fällt ihnen etwas auf?

    • @Johan Schreuder:

      Das ist jetzt aber ein bisschen sehr aus dem Bereich der Aluhutträger. ein bisschen mehr Sachlichkeit und vor allem Gelassenheit täte der Debatte gut.

    • @Johan Schreuder:

      War als Antwort für Renée Bürgler gedacht.

  • Und die Komödie geht weiter... und diejenigen, die gestern noch in den Kommentarbereichen verschiedener Online-Zeitungen und in den sozialen Netzwerken emotional aufgeladen über die möglichen Verantwortlichen und die im Prinzip bereits anstehenden politischen und strafrechtlichen Konsequenzen fabuliert haben, fangen jetzt an, sich erneut emotional geladen über den Verlust der Glaubhaftigkeit von Presse und Hilfsorganisation zu echauffieren (was natürlich gar nichts mit dem eigenen vorherigen Verhalten zu tun haben könnte). Wie kann man nur?

  • Eine solche Geschichte zu erfinden, ist einfach nur schäbig. Denn wenn der Schwindel herauskommt, schadet das der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe total.

     

    Jetzt wird natürlich von interessierter Seite behauptet, dass die Flüchtlingeshelfer "lügen" würden, dass sie Horrornachrichten erfinden würden.

     

    Es ist einfach nur noch zum Heulen. Es gibt soviele wirkliche Probleme, und dann kommt so ein Verrückter und macht die Arbeit von Wochen kaputt.

     

    Es springen seit einiger Zeit sowieso immer mehr Ehrenamtler ab. Solche Ereignisse verstärken diese Auflösungsprozesse nur noch.

     

    Die Leidtragenden sind die Refugees.

     

    Es würde mich nicht wundern, wenn der Täter ein AfD-Uboot ist.

    • @Renée Bürgler:

      "Es würde mich nicht wundern, wenn der Täter ein AfD-Uboot ist."

       

      Wenn man keine Argumente hat, startet man eine Verschwörungstheorie. Funktioniert bei AfD, NPD, Islamisten, Putin und Anderen genauso.

  • (Sollte vor der Fortsetzung erscheinen) Liebe Frau Gürgen und taz-Redaktion,

    sie schreiben ' jede Nachricht, die mit Flüchtlingen zu tun hat, zum Politikum wird'. Das ist in der Tat so und das ist unerträglich für jeden vernünftigen Menschen. Es wird übertrieben, untertrieben und gelogen - regelmäßig. Da muss gegengesteuert werden. Die schwarz-weiß Berichterstattung ist das falsche Mittel! Die Journalisten Anja Reschke redete sich kürzlich bei 'Hart aber fair' um Kopf und Kragen, komischerweise ist das niemandem der Kommentatoren aufgefallen. Sie sagte tatsächlich, die Menschen wollten keine 'Grautöne' hören, sondern lieber 'schwarz oder weiß'. Bitte?! Entschuldigung, bei solch einer Aussage kann ich nur sagen: Sechs setzen bzw. gute Nacht! Für dumm verkaufen, können Sie jemand anderen. Die Menschen spüren das. So etwas sollte jedem deutschen Journalisten sehr zu denken geben. Was derzeit geboten ist, ist unabhängiger und damit unpolitischer und ja kritischer Journalismus. Journalismus der nicht pro und auch nicht contra Flüchtlinge schreibt, der Zustände und Aussagen hinterfragt, ob sie nun von Politikern, Polizisten, Flüchtlingshilforganisation oder Flüchtlingen getätigt werden. Jeder hat Interessen und diese distanziert zu benennen, sollte Aufgabe der Medien sein, ob es einem passt oder nicht. Das sind Sie uns als Bürgern schuldig!

    • 2G
      24636 (Profil gelöscht)
      @Klaus Dellmann:

      "Differenzierte Berichterstattung wird halt wirklich sehr schwer, weil die auch niemand hören möchte. Es geht momentan, wir beschäftigen uns jetzt seit August in der Flüchtlingsdebatte um Schwarz und Weiß, aber es ist grau, es ist in der Mitte grau und wir müssen über das Grau reden, aber niemand will Grau hören, und damit malt sich jeder in seiner eigenen Welt sein Weiß und sein Schwarz, und beschimpft die jeweils andere Seite, dass sie nicht das Richtige berichten würde." [01:02:36/01:02:59]

    • @Klaus Dellmann:

      Der Mitschnitt der Sendung "hart aber fair" vom 18. Januar ist noch öffentlich einsehbar.

       

      Frau Reschke hat mit ihrer Aussage, die offensichtlich in Richtung der sog. "besorgten Bürger" zielte (es ging gerade um eine entlarvte "Internetlüge", ein gefälschtes Video, mit der Flüchtlinge kriminalisiert und gleichzeitig die Medien diffamiert werden sollten) eindeutig Recht.

       

      Es geht einem gewissen Zirkel aus Politclowns und Claqueren vom rechten Rand eben nicht um Differenzierung in der Berichterstattung und politischen Reaktion, sondern um platte, einfache Schwarz-Weiss-Malerei (Fremde = "böse und kriminell") und um ebenso platte, einfache Scheinlösungen - Stichwort: "Alle ausweisen", "Grenz dicht machen" und ähnliches Dummzeug.

       

      Von dem, was Sie hier Frau Reschke unterstellen, ist nichts wahr. Sie haben entweder nicht zugehört, es nicht verstanden oder Sie verleumden hier eine integere Person und Angestellte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Vorsatz.

    • @Klaus Dellmann:

      an Klaus Dellmann:

      1. Anja Reschke arbeitet nicht bei der taz.

      2. Bei "Hart aber fair" hat Sie meiner Erinnerung nach gesagt, dass es mehr Grautöne geben muss, anstelle des Schwarz-Weiß-Denkens.

      • @Ralf Engelhard:

        zu 2. Da täuschen Sie sich, es war Frau Göring-Eckhardt, die Sie meinten, Herr Engelhardt. Ich war so überrascht über die Aussage (dass Menschen nicht die Grautöne hören wollen) von Frau Reschke, dass ich sie mir gut merken konnte.

        zu 1. Stimmt, ist aber auch nicht relevant.

  • Überlastete Laienhelfer. Es wird Zeit das die Politik und die Gesellschaft insgesamt aufhört den Sozialbereich als Hobby oder 2. Job für Hausfrauen an zu sehen und diese Hilfe zu Professionalisieren. Erst dann wird soetwas nicht mehr vorkommen.

    • @Sascha:

      Klasse ausgedrückt.Laienhelfer trifft es auf den Punkt.

  • (Fortsetzung)....Frau Reschke lies in der besagten Sendung nochmals einen Kommentar fallen, der aufhorchen läßt! Die Medien müssten über außergewöhnliche oder nicht Alltägliche berichten, sonst langweilten sich die Leser und Zuschauer. Entschuldigung, es geht hier um sachliche Information und nicht um Unterhaltung auf der Panorama-Seite! Das Bedürfnis bei den Menschen ist dazu groß. Mittlerweile muss man ja schon dazu übergehen ausländische Presse (z.B. BBC, The Guardian, Le Monde) zu lesen, um eine differenziertere und distanziertere Berichterstattung zu bekommen. Das ist wirklich bitter! So berichtet die BBC, gestützt auf 'off camera' Aussagen der deutschen Polizei, wie sich z.B. die Realität anders darstellt als in der deutschen Politik und deutschen Medien berichtet wird.....Liebe taz-Redaktion! Beschäftigen Sie sich doch bitte mal kritisch und differenziert mit der Ankündigung der sozialdemokratisch-grünen schwedischen Regierung zwischen 60.000 und 80.000 Flüchtlinge auszuweisen. Das ist ein wichtiges Thema. Was bewegt das offene und tolerante Land und seine sozialdemokratisch-grüne Regierung dazu? Was bedeutet es, wenn eine schwedische Ministerin der Grünen sagt, wir haben mit uns gerungen, Idealismus und Realitäten abzuwägen? Was bedeutet es erfolgreiche Integration sicherzustellen bzw. gibt es dort Grenzen? .... Wir dürfen uns dieser Diskussion nicht verweigern und somit Radikalen das Feld überlassen!

    • @Klaus Dellmann:

      Auch dieser Vorwurf gegen Frau Reschke läßt sich mit der Aufzeichnung nicht belegen und ist frei erfunden.

    • @Klaus Dellmann:

      Bin ich froh das es Menschen gibt die viel schreiben. Auf den punkt, danke.

  • Die taz hat's offensichtlich nötig. Satt Selbstkritik zu üben, zeigt sie mit dem ausgestreckten Finger auf die "Berliner Vorzeige-Initiative 'Moabit hilft!'" So schnell wird aus einem bejubelten Helden ein Sündenbock.

     

    Nein, die "falsche Nachricht vom toten Flüchtling" ist nicht nur "verheerend für die Flüchtlingshilfe". Auch "das Ansehen und die Glaubwürdigkeit" der Medien, taz inklusive, sind "beschädigt". (Ob "dauerhaft", wird sich erweisen müssen.) Aber nicht, "weil sie zu schnell mit einer Nachricht nach vorne preschte, von der niemand wissen konnte, ob sie stimmt", sondern weil sie eine Nachricht verbreitet hat, von der sie hätte wissen können, dass sie nicht stimmt. Sie hätte nur zu recherchieren brauchen. So, wie es nun andere getan haben aus Sorge um ihr Image. Aber dafür war wohl einfach keine Zeit.

     

    Glaubwürdigkeit ist gerade in Zeiten wie diesen ein hohes Gut. Sie zu verspielen, kann verdammt böse Folgen haben. "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht", weiß der Volksmund. Und er erinnert sich. Daran, dass es schon einmal eine Zeit gegeben hat wie diese. Eine Zeit, in der die Presse sich angeblich beim Lügen hat erwischen lassen. Weshalb diejenigen, die es "schon immer gewusst" haben wollten, urplötzlich deutlich glaubhafter gewirkt haben als die, die es hätten besser wissen müssen. Der Rest ist Weltkriegsgeschichte.

     

    Wer jenen "Zustand, der die Nachricht vom Tod eines Flüchtlings mitten in Berlin plausibel erscheinen ließ, sofort und grundlegend zu ändern" wünscht, der wäre jedenfalls sehr gut beraten, seine Glaubwürdigkeit nicht zu verspielen. Letztendlich nämlich sind in einer Demokratie auch der politische Wille und die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen, eine Frage des Vertrauens. Schande über jeden, der versucht, dieses Vertrauen durch Lügen zu erzwingen.

    • @mowgli:

      "Rätsel um möglichen Todesfall" läßt doch offen, ob es sich tatsächlich so ereignet hat - also hat die Presse (inkl. taz) journalistisch korrekt gehandelt.

      Vorurteile entstehen oft durch solche Konzentrationsschwächen.

    • @mowgli:

      Da muss ich leider zustimmen. Nach so einem journalistischen Fehltritt würde der taz etwas mehr Selbstkritik gut zu Gesicht stehen.

  • "Es war zwar gelogen, aber es ist eine Schande dass ihr erst handelt wenn es echte Tote gibt"

     

    Das ist die Aussage? Ich bitte Sie, das gleiche könnte 1:1 auf der Homepage von Pegida und AfD zur Rechtfertigung von vorgetäuschten Verbrechen durch Migranten stehen: "Täuschung ist moralisch gerechtfertigt, denn wir haben die Wahrheit auf unserer Seite."

     

    Unser Anspruch an uns selbst sollte höher sein als sowas. Viel höher.

  • Das diese Geschichte sofort ungeprüft verbreitet wurde zeigt nur wie hysterisch die Atmosphäre im Moment ist.

  • Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, wären solche aus privater Quelle stammenden Fakenachrichten weitgehend zu verhindern, wenn Journalisten wieder etwas mehr ihrem eigenen Berufsethos nacheifern würden, als dem weitverbreiteten Glaube, man könne heutzutage Informationen aus den neuen Medien ohne eingehende Recherchen veröffentlichen. Letzteres mag zwar modern sein, liefert aber häufig genau das, was in dem vorliegenden Fall geschehen ist.

     

    Diese neuen Medien werden von interessierter Seite ja so exzessiv gehypt, dass man wirklich Übles für die gesamte traditionelle Medienlandschaft befürchten muss. Partiell hört man aus dieser Richtung ja sogar die Argumentation, auf professionellen Journalismus könne mittelfristig komplett verzichtet werden, da ja die Welt der Milliarden User bereits heute „bessere“ Informationen liefere. Da kann ich nur sagen: Schöne neue Welt.....

  • Schande über dieses Land! Was für eine Überschrift. Wegen einer aus unklaren Gründen erfundenen Geschichte eines Einzelnen.

     

    Wie, Frau Gürgen müsst ihre Überschrift heißen würde Sie zu anderen Regionen oder Themen dieser Welt schreiben. IS, Assad, Irak, Uiguren, Haiti, Malaria oder resistente Krankenhauskeime?

  • Dieser Vorfall offenbart auch die Selbstüberschätzung der Freiwilligen. Anstatt die Arbeit des LAGESO anzuerkennen, scheint sich Moabit moralisch zu überhöhen und sich in Selbstgefälligkeit zu ergehen. Dabei muss diese sog. Vorzeigeinitiative keine Verantwortung übernehmen und kann auf die hauptamtlichen Mitarbeiter des LAGESO in arroganter Weise herabsehen.

    "Moabit hilft" hat Schaden genommen und wird für die Mitarbeiter des LAGESO zur Belastung. Man wird das Gefühl nicht los, das es für diese Organisation gar nicht genug Flüchtlinge geben kann(und damit Elend in der Welt), um sich als Heilsbringer zu positionieren. Die Asylindustrie wird es ihnen danken.

    • @Hans-Georg Breuer:

      Es ist Schande für´s Land, wenn solches Ereignis eine ganze Initiative in den Dreck zu ziehen vermag. Was denken wohl Menschen reinen Herzens von "Moabit hilft", wenn sie Ihres hier lesen ?

      Sie scheinen völlig zu ignorieren, dass Lageso mit der Situation überfordert war und ist.

      Untätige sehen sich darin selbst

      bestätigt, wenn sie in jedem Fall auf die "gute" staatl. Organisation verweisen. Passt scho !

      • @lions:

        Ja, die Menschen reinen Herzens.... Davon kenne ich viele, ich schätze sie, bleibe aber realistisch: Ohne staatliche Institutionen sind fast alle Freiwilligen hilflos, da sie u.a. über einen niedrigen Organisationsgrad und über kein Budget verfügen. Das ist kein Vorwurf, sondern ist das Wesen vieler Freiwilligenorganisationen.

        Es gibt eben Menschen, die nicht "reinen Herzens" sind, die erst einmal Meldungen auf ihre Richtigkeit überprüfen(lassen), sich nicht vom Mainstream leiten lassen und Wunschdenken vom Machbaren trennen können. Das solche Menschen mit der moralischen Überlegenheit der "reinen Herzen" nicht konkurrieren können, versteht sich von selbst, aber Moral besitzen sie auch. Und viele helfen auch, aber bescheiden, selbstlos und ohne viel Gerede über ihre ehrenamtliche Tätigkeiten.

        • @Hans-Georg Breuer:

          "Ohne staatliche Institutionen sind fast alle Freiwilligen hilflos.." Vertauschen Sie Subjekt mit Objekt, und es wird derzeit ebenso schlüssig. Diesen Realismus sollten Sie auch aufbringen. Wenn Sie es denn in Geld (Budget) aufwiegen wollen, dann rechnen Sie bitte fiktiv die geleisteten Stunden durch Ehrenamt in Stunden/ Tarif ö.D um. Doch glauben Sie mir, ein Ehrenamtler reinen Herzens tut das nicht.

          Nicht der Ehrenamtler ist auf den Staat angewiesen, sondern der Staat auf den Ehrenamtler, denn rechtlich müsste der Staat es allein bewerkstelligen. Sie verdrehen hier die Kausalitäten.

          • @lions:

            Ich vertraue lieber dem ö.D. Nach wie vor setzt der Staat die Rahmenbedingungen, die dem Ehrenamtler erst sein Zutun ermöglichen. Laien ersetzen keine öffentlichen Institutionen und das ist gut so.

            • @Hans-Georg Breuer:

              Sie meinen sicher, Laien können keine staatl. Fürsorge qualitativ vollwertig übernehmen. Und doch mussten und müssen sie es. Ich will ja ihren Traum nicht zerstören, doch gehen Sie zu der Ihnen am nächsten gelegenen Flüchtlingsunterkunft und schauen sich´s mal an.

              Es kann nicht sein, was nicht sein darf, lese ich bei Ihnen heraus.

              • @lions:

                Genau das meine ich. Das soll nicht das Bemühen der vielen Ehrenamtlichen schmälern. Ich habe ja selbst eherenamtlich mitgewirkt (u.a. Benedict Schule Köln), habe die eine oder andere Unterkunft in Köln gesehen und kann mir schon ein Urteil bilden. Aber Sie sind Idealist, ich bin Realist(ich weiß, eigentlich ist der Gegensatz Materialist), so liegen Welten zwischen uns. Es war immer die Aufgabe der Realisten, die Idealisten einzufangen.

                Ich hoffe nur, dass solche menschenverachtenden Falschmeldungen wie über den angeblich Toten nicht zu oft durch Ehrenamtliche passieren, das würde die Arbeit der Ehrenamtlichen diskreditieren.

      • @lions:

        Wenn gefälschte Videos und Meldungen zur Meinungsmache verwendet wurden, waren Die "Qualitätsmedien" und auch die TAZ vorne mit dabei. Jetzt, wo die Zielrichtung anders ist, wird plötzlich jede Meldung und jedes Video hinterfragt. Sie haben recht: "Passt scho!"

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Entführungen, Fehlgeburten und wer weiß was noch alles am Lageso? Und da regt man sich noch über einen erfundenen toten Flüchtling auf? Außerdem, gibt es nicht genug echte tote Flüchtlinge? Die Entrüstung darüber ist mir noch nicht so aufgefallen.