Koalitionsmöglichkeiten der SPD: Nein zu R2G ist keine Option
Die Angst in deutschen Landen vor dem Kommunismus überwiegt bisweilen die Sorge vor der Klimakrise. Dennoch sollte Scholz R2G vorerst nicht absagen.
![Die Parteiführung der LInken vor einem Wahlkampfplakat. Jetzt steht in großen Buchstaben neben den beiden PolitikerINnen Die Parteiführung der LInken vor einem Wahlkampfplakat. Jetzt steht in großen Buchstaben neben den beiden PolitikerINnen](https://taz.de/picture/5081164/14/die-linke-bartsch-spd-1.jpeg)
F ür den zunehmend verzweifelten Kanzlerkandidaten Armin Laschet gibt es, Umfragenstand jetzt, nur noch einen letzten Hoffnungsschimmer: die Angst vor Rot-Grün-Rot. Laschets Last-Minute-Strategie zielt also darauf ab, dass sich genügend Leute so sehr davor gruseln, mit einem SPD-Kanzler Olaf Scholz auch die Linkspartei am Kabinettstisch zu bekommen, dass sie doch lieber wieder Union wählen. Kann das aufgehen?
Nur noch auf die Warnung vor dem alten, roten Schreckgespenst zu setzen, wie es Laschet jetzt seit Tagen tut, ist erbärmlich defensiv, rückwärtsgewandt und peinlich – gerade für einen Mann, der eigentlich einmal für relativ moderne, liberale CDU-Politik gestanden hat. Aber chancenlos ist diese Angstkampagne nicht. In ökobewussten und nach links offenen Großstadtkreisen wird oft unterschätzt, wie traditionell in anderen Kreisen nach wie vor gedacht und gefühlt wird.
Nicht alle lachen, wenn Laschet verspricht, dass er sich dem „Wind der Veränderung“ standhaft entgegenstellen werde. So grotesk das für Linke wirkt, entspricht es doch einer klassisch konservativen Grundhaltung. Es kann deshalb auch sein, dass sich selbst im Jahr 2021 noch viele Menschen mehr vor dem vermeintlich drohenden Kommunismus fürchten als vor dem real existierenden Klimawandel. Olaf Scholz könnte diesen Spuk beenden, indem er eine Koalition mit der Linken ausschließt.
Die Versuchung ist ihm anzumerken, doch ein finales Nein der SPD zu Rot-Grün-Rot wäre doppelt dumm. Langfristig betrachtet, weil Scholz dann nach der Wahl viel weniger Verhandlungsspielraum hätte. Womit soll er einem möglichen Ampelpartner Christian Lindner drohen, wenn er gar keine Alternativen zur FDP mehr hätte?
Vor allem aber würde Scholz mit dem voreiligen Verzicht auf wirklich linke Machtoptionen viele vergraulen, die das betont sozial ausgerichtete Wahlprogramm gerade erst zur SPD zurückgelockt hat. Die links angehauchte, sachte Aufbruchstimmung gleich wieder im Keim zu ersticken, wäre für die SPD unterm Strich gefährlicher als Laschets verzweifelte Warnung vor dem Kommunismus.
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