piwik no script img

Klinik verweigert AbtreibungenTaxigeld statt Schwangerschaftsabbruch

Katholiken wollen, dass es in Flensburgs neuem Klinikum keine Schwangerschaftsabbrüche geben soll. Frauen sollen Fahrtkostenhilfe bekommen.

Demo für sexuelle Selbstbestimmung, hier in Berlin: In Flensburg ist für Mittwoch eine Mahnwache geplant Foto: Jens Kalaene/dpa

Rendsburg taz | In Flensburg schließen sich das evangelische und das katholische Krankenhaus zu einem modernen Klinikum zusammen – das sichert die gesundheitliche Versorgung der Region. Nur ein Punkt sorgt seit Jahren für Streit: Im neuen Fördeklinikum soll es keine Schwangerschaftsabbrüche geben, darauf besteht der katholische Malteserorden. Die Stadt hat nach einer Lösung gesucht: Das Ergebnis ist mager.

„Ich war damals so naiv“, sagt Birte Lohmann. „Ich dachte, man muss nur auf das Problem hinweisen, und schon ist es gelöst.“ Ein Irrtum: Seit 2019 kämpft Lohmann mit einer Reihe von Mit­strei­te­r:in­nen dafür, dass es im Krankenhaus weiter Abtreibungen geben darf.

Generell gelten solche Eingriffe zwar als ambulante Behandlung, die in einer gynäkologischen Praxis stattfinden sollten. Aber in Flensburg ist die Lage etwas anders: Als 1995 die Stadt ihr kommunales Krankenhaus an die evangelische Diakonissenanstalt, kurz Diako, übertrug, nahmen sie die Hilfe für Frauen bei ungewollter Schwangerschaft in den Vertrag auf: „Die Diako stellt sicher, dass auch künftig Eingriffe im Rahmen des Paragrafen 218 durchgeführt werden“, heißt es in dem Dokument.

Keine Kompromisse

Doch für den katholischen Orden gibt es in dieser Frage keine Kompromisse: „Die Malteser treten für den Schutz des Lebens ein“, sagt Sprecherin Franziska Mumm. „Ein Schwangerschaftsabbruch wird im neuen Klinikum nur durchgeführt werden, wenn es medizinische Gründe gibt, etwa das Leben der schwangeren Frau bedroht ist.“ Nicht operiert werden schwangere Opfer von Vergewaltigung oder Inzest. Dies hatte Flensburgs Sozialdezernentin Noosha Aubel bei einer Pressekonferenz behauptet – eine Fehlinformation, die rasch korrigiert wurde, so Stadtsprecher Christian Reimer.

Die evangelische Diako, die zurzeit noch Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, gibt sich moderater: „Natürlich steht die Diako zu ihrer Verantwortung für eine umfassende gesundheitliche Versorgung auch bei Schwangerschaftsabbrüchen“, so Kliniksprecher Ole Michel. Daher arbeite die Diako auch in einem Arbeitskreis mit, den die ehemalige Bürgermeisterin Simone Lange (SPD) ins Leben gerufen hatte.

Pläne scheiterten

Anfangs war im Gespräch, dass die Stadt selbst Trägerin eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) wird, das Frauen gynäkologisch betreut, aber auch Schwangerschaft beendet. Doch diese Pläne scheiterten, auch weil die Stadt eigentlich nicht zuständig ist: Die Verantwortung, für die Umsetzung muss die Kassenärztliche Vereinigung sorgen, liegt beim Land Schleswig-Holstein.

„Nach den Zahlen ist die Lage in Flensburg im Bundesvergleich recht gut“, sagt Jane Jöns von der Beratungsstelle ProFamilia. Mehrere Praxen bieten medikamentöse Abtreibungen an, was als schonendere Methode als eine Operation gilt. „Allerdings geht das nur in einem frühen Stadium der Schwangerschaft“, sagt Jöns.

Derzeit nimmt eine ärztliche Praxis in Flensburg Abtreibungen per OP vor. Die Diako verweist darauf, dass es in ihrem Haus seit 2021 keine stationären Schwangerschaftsabbrüche mehr gibt, obwohl diese möglich seien. Das klingt, als sei kein Bedarf mehr vorhanden, allerdings ist der Begriff „stationär“ etwas irreführend. In der Logik des deutschen Gesundheitssystems bedeutet er nur, wie eine Behandlung eingestuft und abgerechnet wird.

Laut einer Studie, die der städtische Arbeitskreis in Auftrag gegeben hat, fanden in den vergangenen Jahren durchaus Abtreibungen in der Diako statt, die allerdings als „ambulant“ eingestuft wurden. 77 dieser Fälle nennt die Studie für das Jahr 2023, im Jahr 2024 waren es 32.

Ein Schwangerschaftsabbruch wird im neuen Klinikum nur durchgeführt werden, wenn es medizinische Gründe gibt, etwa das Leben der schwangeren Frau bedroht ist

Franziska Mumm, Sprecherin der Malteser

ProFamilia berät die meisten ungewollt Schwangeren, und für viele Frauen ist es wichtig, dass der Eingriff unter dem Dach einer Klinik stattfindet – etwa weil sie sich sicherer fühlen, wenn andere Fach­ärz­t:in­nen und Geräte für den Notfall in der Nähe sind. „Es kommt häufig vor, dass wir Frauen für operative Abtreibungen an die Kliniken in den Nachbarstädten verweisen“, sagt Jöns.

Trotz dieser weiter unbefriedigenden Lage wird der Arbeitskreis seine regelmäßigen Treffen einstellen: Nur noch „anlassbezogen und nach Bedarf“ will die Runde zusammentreffen, einen entsprechenden Beschluss soll der Sozialausschuss der Stadt am Mittwoch treffen.

Städtischer Sozialfonds geplant

Immerhin hat die Arbeit einige Ergebnisse erbracht. Geplant ist ein städtischer Sozialfonds, aus dem Frauen Hilfen erhalten, etwa Geld für Fahrten zu Kliniken in anderen Städten. Außerdem sollen sogenannte „Abortion Buddies“ den betroffenen Frauen ehrenamtlich zur Seite stehen. Das Konzept wurde von der Beratungsstelle ProFamilia erarbeitet und ist für drei Jahre bewilligt. Mit diesen Maßnahmen sei „der kommunale Spielraum ausgeschöpft“, sagt Stadt-Sprecher Christian Reimers.

Der Aktivistin Birte Lohmann reicht das nicht: „Es kann nicht sein, dass sich die katholische Kirche über den alten Vertrag zwischen Diako und Stadt und die Rechte der Frauen auf körperliche Selbstbestimmung hinwegsetzt.“ Sie ruft daher zu einer Mahnwache auf, die am Mittwoch auf dem Südermarkt in Flensburg stattfinden soll.

Transparenzhinweis: Wir haben aus dem Text die Formulierung Abtreibung „aus sozialen Gründen“ entfernt, weil sie sich auf eine veraltete Rechtslage bezieht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

53 Kommentare

 / 
  • Die beteiligten Parteien sollten sich einigen.



    Wenn für einen Schwangerschaftsabtreibungen essentieller Bestandteil des medizinischen Angebots ist und für die anderen diese aus welchen Gründen auch immer nicht in Frage kommen, erscheint mir ein Kompromiss nur schwerlich möglich.



    Vielleicht sollte man dann die Kooperation mit den Maltesern beenden und eine andere Lösung suchen.

  • Dass Deutschland bis heute keine vollständige Trennung von Kirche und Staat vollzogen hat und der Kirche immer noch so viel Deutungshoheit und praktische Einflussnahme eingeräumt wird, ist für mich ein Unding.



    Einrichtungen der Grundversorgung wie Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen etc. sollten grundsätzlich weltanschaulich neutral sein.



    Wenn Religionsgemeinschaften eigene Schulen, Krankenhäuser etc. für sich beanspruchen, in denen nach ihren Werten ge- und behandelt wird, sollten sie diese auch zu hundert Prozent selbst finanzieren (was im derzeitigen System nicht der Fall ist) und nur zusätzlich zu flächendeckend vorhandenen staatlichen Einrichtungen anbieten können, damit die Bürger*innen eine Wahl haben.

  • In der aufgehitzten Debatte muss berücksichtigt werden, daß die Abtreibung durch Medikamente inzwischen die Regel ist. Der operative Abbruch ist eine Ausnahme. Wenn die Malteser dann noch Operationen bei Gefahr für die Mutter vornehmen. Die Diakonie mit ihren Ärzten Abtreibungen liberaler handhabt, sind die Leerstellen im kleinen Bundesland doch fast geschlossen.

  • taz: *Doch für den katholischen Orden gibt es in dieser Frage keine Kompromisse: „Die Malteser treten für den Schutz des Lebens ein“, sagt Sprecherin Franziska Mumm.*

    Dann sollen die Malteser sich mal um die 50.000 Obdachlosen in Deutschland kümmern, damit die nicht in diesem reichen Land elendig auf der Straße verrecken müssen. Die Malteser können sich auch um arme Kinder in Deutschland kümmern oder um arme Rentner, die schon Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln müssen.

    Keine Frage, der Malteserorden hat viele gute Dinge gemacht, aber sobald es um Schwangerschaftsabbrüche geht, springt der geistliche Ritterorden wieder ins 12. Jahrhundert - also in das Jahrhundert wo der Malteserorden gegründet wurde - und dann wird das mittelalterliche Denken des Malteserordens wieder sehr sichtbar.

    Die katholische Kirche sollte mal endlich an sich arbeiten und im 21. Jahrhundert ankommen, wo Frauen in einem freien Land über ihr Leben selbst bestimmen dürfen. Wenn die Leute vom Malteserorden das nicht wollen, dann müssen sie halt auf ihre Pferde steigen und ihre religiös-mittelalterlichen Vorstellungen in einem anderen Land zum Besten geben. Was wollen die Malteser eigentlich im hohen Norden?

  • Es besteht keine Staatskirche. Die Einführung der hinkenden Trennung von Staat und Religion ist von Anfang an verfassungswidrig. Nach dem Umzug des Kaisers nach Holland 1918 hatten die Kirchen keinerlei Legitimation. Friedrich Naumann der Theologe, der später der FDP würdig erschien bot in seinen Texten an Legitimation durch Soziales wie Krankenhäuser usw. zu erringen.



    Dieses Projekt ist gescheitert. Die Kirche will weiter ihre Weltanschauung den Menschen aufzwingen, ganz ohne Legitimation. Schulen, Krankenhäuser und und Altenheime in religiöser Trägerschaft müssen verschwinden um der Demokratie platz zu machen. Staat und Religion gehören getrennt und sind es lant Verfassung: Es besteht keine Staatskirche.

  • Dass die erzkonservativen katholischen Malteser mit ihrem "Adels"getue überhaupt Krankenhäuser betreiben dürfen.. ist mir verhasst. Wie schön wäre Säkularität in Politik und Gesundheitswesen.

  • Gemäß Zensus 2022 waren 52 % der Flensburger*innen evangelisch, 4,2 % katholisch und 44 % konfessionslos, andere Glaubensgemeinschaft oder keine Angabe.

    Man muss hier wohl einen geeigneteren Träger finden, jedenfalls für die Gynäkologie. Was haben die Malteser hier überhaupt zu schaffen, mit ihrem realitätsfernen, frauenfeindlichen Konzept?

  • Ich würde j hoffen, dass es für die Diakonie auch keine Kompromisse in der Frage gibt und auch keine Vertragsverletzungen. Wenn die Katholische Kirche meint uns Frauen zu bevormunden, dann sollten noch mehr Menschen mit den Füßen abstimmen.

  • Gehört hier überhaupt noch eine Mehrheit dieser Glaubensgemeinschaft an ?

    • @Bolzkopf:

      Natürlich schon längst nicht mehr.

      Und auf die Bibel können sich diese Leute eigentlich auch nicht berufen. Der evangelische Träger hat ja keine Probleme gemacht.

  • Wenn die Kirche aus moralischen Gründen keine Abtreibungen vornehmen will, ist das deren gutes Recht und da in Fällen, in denen die Gesundheit der Frauen bedroht ist, Ausnahmen gemacht werden, wird auch niemanden die nötige medizinische Versorgung vorenthalten

    • @Christian Deinhart:

      Der katholischen Kirche ist das Wohlergehen von Frauen schon immer Sch***-egal gewesen. Sie verstößt sogar gegen das grundgesetzlich festgelegte Recht auf Gleichberechtigung, indem Frauen keine höheren Ämter bekleiden dürfen.

    • @Christian Deinhart:

      Die Kirche nimmt keine Abtreibungen vor. Die hat mit Hexenverbrennungen vor ein paar Jahren Furore gemacht, das reicht denen. Erst mal.

    • @Christian Deinhart:

      Wenn die eine Kirche Probleme hat, gesetzliche Leistungen anzubieten, darf sie keine Krankenhäuser betreiben. So wird ein Schuh draus.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Schwangerschaftsabbruch ist immer noch eine Straftat, auch wenn sie in der Regel Straffrei bleibt und seit wann bieten Krankenhäuser jede mögliche Behandlung an?

        • @Christian Deinhart:

          Seit wann streichen Krankenhäuser Behandlungen, weil sie einer religiösen Gruppe nicht passen?

        • @Christian Deinhart:

          Die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen muss komplett abgschafft werden. Die Beibehaltung schränkt das Recht von Frauen, über den eigenen Körper zu entscheiden, massiv ein - ein absolutes No Go!

        • @Christian Deinhart:

          Das Krankenhaus bietet die Behandlung an. Die Malteser, in Flensburg eine Splittergruppe, wollen das in Zukunft unterbinden. Mit welchem Recht?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Der Staat hat anscheinend Probleme ausreichend für die medizinische Grundversorgung der Bürger zu sorgen, andernfalls müssten Träger wie die Kirchen wohl kaum in der Versorgung einspringen - so wird ein Schuh draus.



        Das die Kirchen Leistungen nur nach ihrem Wertbild liefern kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen, die Unterversorgung dem Staat hingegen schon

        • @Saskia Brehn:

          MMn kann man ihnen das durchaus vorwerfen. Lösung des Problems: staatliche Zuschüsse kürzen/streichen (Bei den Maltesern im Jahr 2023 50,2% der Einnahmen. www.malteser.de/sp...jahresbericht.html )

        • @Saskia Brehn:

          Natürlich ist letztlich die Unfähigkeit des Staates das Hauptproblem. Trotzdem muss man nicht irgendwelchen Splittergruppen Macht einräumen.

  • Und schon wieder darf ein Verein Gesetze ignorieren und setzt sich auch noch durch.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Welches Gesetz fällt Ihnen denn ein, dass einen Verein oder eine Klinik zwingt, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen?

      • @rero:

        Die Gesetzeslage erlaubt die Abbrüche, die die "Malteser" in der Klinik künftig verbieten wollen. Und solche merkwürdigen Auslegungen werden vom Staat geduldet, obwohl das Geld praktisch vom Staat kommt.

        Aber mir ist schon klar, dass jede Ausrede recht ist, wenn es darum geht, Frauen zu gängeln...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dass es einer rechtlich darf, heißt nicht, dass er es muss.

          Das ist nicht mal eine Ausrede.

          Die Verantwortung liegt beim Land.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Welche Gesetze ignorieren die Malteser?

      • @Offebacher:

        Das Schwangeren- und Familienhilfegesetz aus 1992 regelt den Schutz des werdenden Lebens, bietet Hilfen im Schwangerschaftskonflikt, und ermöglich die straffreie Durchführung von Abbrüchen innerhalb der ersten 12 Wochen, wenn eine Beratung stattgefunden hat. Das Gesetz regelt zudem die Finanzierung des Abbruchs durch den Staat für Frauen mit geringem eigenen Einkommen.

        • @stadtlandmensch:

          Die Gesetzeslage erlaubt unter Umständen, die sie auch aufgeführt haben, die straffreie Durchführung von Abbrüchen, da stimme ich ihnen zu. Welches Gesetz aber zwingt Ärzte und Kliniken, diese Abbrüche durchzuführen? Oder anders ausgedrückt: Dürfen heißt nicht müssen.

          • @Offebacher:

            Niemand zwingt eine*n Ärzt*in dort zu arbeiten.



            Wenn der Staat aber zur allgemeinen Daseinsvorsorge ein öffentliches Krankenhaus finanziert, dann muss er auch sicherstellen, dass die nach Recht und Gesetz vorgesehenen Leistungen dort auch zur Verfügung stehen. Dieses Angebot und staatliche Finanzierung von Abbrüchen dient nach den Maßgaben des BVerfG Urteils aus 1991 nicht zuletzt dazu, Leben und Gesundheit der Frauen und des ungeborenen Lebens zu schützen. Frauen sollen weder zur Selbsthilfe greifen noch zum Kurpfuscher gehen müssen.

  • Nach geltendem Recht ist die Sicherstellung der medizinischen Versorgung Aufgabe des Landes bzw. der Kommune oder des Landkreises. Typischerweise gilt die auch für den Schwangerschaftsabbruch. Wie kann es sein, dass eine Fusion von Krankenhäusern zur Verbesserung der medizinischen Versorgung stattfinden kann, ohne dass alle relevanten Aspekte



    , d.h. auch die diesbezügliche Versorgung, berücksichtigt wurden.



    Wenn sonst keine andere Möglichkeit, findet halt die Fusion nicht statt.

  • Bedauerlich, dass der Krankenhausbetrieb ohne die Malteser nicht möglich zu sein scheint, die sich das Vorrecht herausnehmen, selbst zu entscheiden, wem sie in welcher Situation helfen und wem nicht. Hoffentlich macht das nicht Schule, dass "jemand" aus Gewissensgründen in einem Krankenhaus dieser oder jener bzw. diesem oder jenem nicht hilft.

    Der Gesetzgeber müsste das meiner Meinung nach unterbinden, denn die Einschränkungen durch die Malteser scheinen ja gesetzlich erlaubt zu sein. Religiöse Menschen und Institutionen haben bei uns immer noch zu viel Macht und Einfluss. Ich hatte nach der Wiedervereinigung auf Versachlichung gehofft.

    • @*Sabine*:

      Frauen, die einen Schwangeschaftsabbruch wollen, sind in der Regel nicht krank. Insofern können Ärzte und Krankenhäuser nicht dazu gezwungen werden, Eingriffe vorzunehmen, die sie aus persönlichen Gründen ablehnen.

    • @*Sabine*:

      > Hoffentlich macht das nicht Schule, dass "jemand" aus Gewissensgründen in einem Krankenhaus dieser oder jener bzw. diesem oder jenem nicht hilft.

      Der Herr aber sprach:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!" Und ich lächelte, war froh und es kam schlimmer...

      taz.de/Verbot-von-...bruechen/!6091881/

  • Dieses ewige Streitthema. Will man kein Krankenhaus mit katholischen Werten, dann soll man halt in ein anderes gehen.



    "Oh lieber Herrgott. Ein katholisches Krankenhaus verhält sich regelrecht katholisch, das geht ja gar nicht!"

    Dabei befürworte ich (in den allermeisten Fällen) die Möglichkeit, die Schwangerschaft abzubrechen.

    Aber diese Debatten gehen mir langsam auf den Keks. Wenn sich die Kirche einen Millimeter in die Gesellschaft einmischt ist das Geschrei groß "Diese Kirchenglocken stören meine Ruhe am heiligen Sonntag", "Leute zahlen freiwillig Kirchensteuern, diese Herätiker an der agnostischen Gesellschaft"



    Aber der Kirche wiederum zu diktieren wie die zu handeln hat, dazu fühlt sich jeder Hinz und Kunz berufen. "Immerhin ist Kritik an der Kirche legitim (wegen weil Kreuzzüge) usw. etc. pp."

    Ganz einfache Lösung:



    Alle bedingungslosen Abtreibungsbefürworter legen ihr Geld zusammen und bauen Abtreibungskliniken. So viele wie sie möchten. Gerne mit den selben staatlichen Fördermitteln die alle anderen Träger auch erhalten. Dann muss die eine Seite nicht mehr über die andere schimpfen und es herrscht endlich mal etwas Frieden. Amen.

    • @Pawelko:

      Also ich zahle die Kirchensteuer nicht freiwillig. Ich würde gerne sofort aus der ev. luth. Kirche austreten, würde dadurch aber meine Chancen auf eine Arbeitsstelle stark schwächen, da die Kirchen leider immer noch Träger von sehr vielen Einrichtungen im pädagogischen Bereich sind.

    • @Pawelko:

      In einer Großstadt wie Hamburg kann ich mir das Krankenhaus aussuchen, wenn ich diese Möglichkeit aber nicht habe weil es nur Häuser eines Trägers gibt, dann sollte sich dieser Träger neutral verhalten, sowohl was die Behandlung angeht aber auch bezüglich der Beschäftigung von Mitarbeitern.

    • @Pawelko:

      Es ist aber kein katholisches Krankenhaus mehr. Oder behauptet die Kirche das?

    • @Pawelko:

      Ein Krankenhaus hat gefälligst nach dem Stand der Medizin Behandlungen anzubieten. Wenn das den Maltesern nicht gefällt, sollen sie gefälligst aufhören Krankenhäuser zu betreiben.

      • @pumble:

        Dann ist in der Region halt gar kein Krankenhaus mehr. Ganz sicher eine gute Lösung...

      • @pumble:

        „….dem Stand der Medizin!“

        Volle Zustimmung und so wie es im Artikel steht wird es ja auch umgesetzt.



        Bei medizinischen Problemen der Mutter wird natürlich operativ eingegriffen wenn erforderlich.

        Darüber hinaus gehend ist und bleibt die Abtreibung von Seiten der werdenden Mutter indiziert und somit nicht dem Stand der Medizin!

        Es ist und bleibt für viele, darunter auch Katholiken einfach nur die unnötige Tötung werdendes Lebens aus rein egoistischen Gründen



        Stichwort



        My Buddy my Choice!

    • @Pawelko:

      FALSCH!

      Auch diese Klinik ist eine öffentliche Einrichtung, gefördert und bezahlt mit öffentlichen Mitteln! Und es höchst unanständig Menschen in Not aus Glauben(!) die Hilfe zu verweigern.

      Warum Organisationen als Träger berufen werden, deren Moralvorstellungen und Erkenntnishorizont erheblich von der, der gesellschaftlichen Mehrheit abweichen und diese entgegen den Pflichten Ihrer Trägerschaft auf perfide Art durchsetzen, kann ich nicht nachvollziehen.



      Zu erinnern ist auch, dass der Katholizismus erst 1865 nach Flensburg zurückkehrte. Erst 1960 wurde der St. Michael gebaut! Seit der Reformation 1528 war der Katholizismus praktisch verschwunden!

      Schande!

      • @Ach Mensch:

        Ja wäre er man verschwunden geblieben, uns wäre viel Leid erspart worden.

    • @Pawelko:

      wenn die katholischen Werte das Einhalten von geltenden Verträgen verhindern dann müssen eben die Werte angepasst werden, oder die Fusion darf nicht stattfinden.



      .



      Die Gesundheitsversorgung unterliegt strengen Regeln.



      .



      Ich finde die Katholischen Krankenhäuser sollten in die Pflicht genommen werden auch Abrrüche durchzuführen. Gefällt das diesen nicht, na dann brauchen die eben auch kein Krankenhaus zu betreiben.



      .



      Stellt sich die katholische Sekte quer kann man dann auch vll. nochmal über die Abschaffung der Kirchensteuer nachdenken.

      • @sociajizzm:

        Sie wissen aber schon, das der Staat zu blöd ist, ein Krankenhaus effizient zu betreiben (die Polikliniken der DDR lassen grüßen) und selbst das Rote Kreuz letztes Jahr mehrere Kliniken in RLP in die Insolvenz gesteuert hat.



        Klar kann sich die Kirche zurückziehen, dann bitte aber auch konsequent. Keine kirchlichen Kindergärten, Schulen oder Altenheime mehr. Und auch keine kirchlichen (inkl. muslimischen) Pflegedienste. Könnte ja sein, das der Träger dort auch seine Moralvorstellungen umsetzt.

        • @Oleg Fedotov:

          Es ist schon Schwachsinn, wenn Gesundheitsversorgung "effizient" praktiziert wird, denn das sorgt dafür, dass medizinische Einrichtungen nur noch lukrative Maßnahmen durchführen, notwendige aber teure Maßnahmen hingegen verweigert werden, weil ja das den Gewinn der Anteilseigner schmälert.

          Vor Kurzem habe ich einen Bericht über Augenarzt-Praxen gesehen, da werden schon viele von Heuschrecken eingekauft und führen dann nur noch Gewinn bringende Behandlungen durch. Die Gesundheit der Menschen fällt dabei für den Profit der Heuschrecken hinten runter.

          Das Gesundheitswesen MUSS in staatliche Hand überführt und aus Steuergeldern finanziert werden, sonst ist es schnell vorbei mit guter Gesundheitsversorgung, zumindest für Menschen mit kleineren Einkommen, die sich die teuren Behandlungen nicht leisten können! Ein blick in die USA reicht aus, um zu sehen, was passiert wenn der Staat sich aus der Gesundheitsversorgung raus hält.

        • @Oleg Fedotov:

          Auch die katholische Kirche ist zu unprofessionel um ein Krankenhaus zu betreiben. Das sehen wir gerade in Hamburg.Dort ließ sie ein Krankenhaus verfallen um nun möglichst schnell alles so teuer wie möglich zu verkaufen. Es lagen Städtische Mittel bereit für eine Sanierung, die wurden aber nicht abgerufen.

    • @Pawelko:

      "Dieses ewige Streitthema. Will man kein Krankenhaus mit katholischen Werten, dann soll man halt in ein anderes gehen."



      Nur gibt es in meiner alten Heimat nur noch ein Krankenhaus, und das wird von der katholischen Kirche getragen.



      Das kommt halt raus, wenn sich Land und Kommune aus der Verantwortung schleichen.

    • @Pawelko:

      Wenn es ein katholisches Krankenhaus wäre, hier ist es ein Gemeinschaftsprojekt entstanden aus einem evangelischen und einem katholischen Krankenhaus.

    • @Pawelko:

      Sorry, aber was ist das denn für ein Geschwurbel. Wenn die katholische Kirche sich nicht an einer umfassenden Gesundheitsversorgung für gebährende Menschen beteiligen kann oder will, dann soll sie es lassen und nicht ihre teils lebensgefährliche Ideologie auf dem Rücken dieser Menschen austragen.



      Ich empfinde es als Frechheit den betroffenen Personen nahe zu legen, 'einfach' in ein anderes Krankenhaus zu gehen, obwohl hier eine massive Einschränkung in der allgemeinen Gesundheitsversorgung vorgenommen wird. Wie Artikel zu lesen ist, betrifft dieser Eingriff eben auch Vergewaltigungen oder Schwangerschaften aus Inzest.

      Abgesehen davon handelt es sich eben NICHT um ein "katholisches Krankenhaus", aber egal...

    • @Pawelko:

      Oder man arbeitet endlich mal darauf hin, dass alle Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge auch tatsächlich in öffentlicher Hand sind. Oder zumindest sorgt man dafür, dass im Rahmen von PPP (Public Private Partnership) zumindest der öffentliche Auftrag das Primat hat.

      Das ist zwar ebenfalls vollkommen unrealistisch, so handlungsunfähig wie die öffentliche Hand mittlerweile ist in allen relevanten Bereichen, scheint mir aber noch deutlich konstruktiver als die Pawelko-Privatkliniken-GmbH.

    • @Pawelko:

      "Will man kein Krankenhaus mit katholischen Werten, dann soll man halt in ein anderes gehen."

      Wenn es genug Alternativen in der Region gibt, sehe ich das auch so, obwohl es mir nicht gefällt. Krankenhäuser gehören für mich zur "allgemeinen Daseinsfürsorge" und sollten nicht selbst entscheiden dürfen, wem sie wann unter welchen Umständen helfen und wem nicht. Meiner Meinung nach ist es bedauerlich, dass der Staat/die Kommune keine Möglichkeit hat/sieht, die religiösen Krankenhäuser durch staatliche Krankenhäuser zu ersetzen.

      • @*Sabine*:

        Das sehe ich auch so. Keine Sonderrechte für die Kirche. Hier im Norden sind wir noch recht gut versorgt und haben vielleicht auch Ausweichmöglichkeiten. Was so eine Haltung, im Süden wird sie auch so gelebt, für Frauen bedeutet ist kaum zu ermessen.