Klimaaktivistin bei „Hart aber fair“: Unverständnis mit Porsche
In der Talkshow „Hart aber fair“ ist die Klimaaktivistin Luisa Neubauer die jüngste und vernünftigste Stimme. Die Generation 50+ wirkt ratlos.
In der Talkshow „Hart aber fair“saß am Montagabend die 22-jährige Luisa Neubauer neben vier einflussreichen Personen der Generation 50+. Das Thema war die Klimakrise, mit der Frage: Wie radikal müssen wir uns ändern? Und nur eine hatte recht: Es war die junge Studentin, Gesicht der deutschen „Fridays for Future“-Proteste. „Wir rasen in einem enormen Tempo auf eine Klimakrise zu, die Generationen vor uns verschlafen haben“, sagte Neubauer.
Der Bundesregierung warf sie vor, zu wenig dafür zu tun, sie solle sich an die selbst gesteckten Ziele halten. Währenddessen blieb Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in der Runde farblos. Mit klugen Sätzen wies die Klimaaktivistin Neubauer weiter darauf hin, dass Klimaschutz kein Privileg sein dürfe und dass auch die künftigen Generationen ein Recht auf eine Lebensgrundlage hätten.
Das fand auch Fernsehmoderator Markus Lanz (diesmal als Gast). Währenddessen warf der Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt Neubauer einen „Lehrerton“ vor und bedauerte die Seelenlosigkeit von E-Autos. VW-Chef Herbert Diess betonte währenddessen die Schwerpunktsetzung seines Unternehmens auf E-Autos und kam damit glimpflich am Dieselskandal vorbei, ohne dass Moderator Frank Plasberg zu sehr darauf einging. Zusammenfassend habe Poschardt „mehr über alte Autos referiert, als der VW-Vorstandsvorsitzende“, kommentiert ein weiterer Aktivist von „Fridays for Future“, Jakob Basel, auf Twitter. Das ist nicht überraschend, hat Porsche-Fahrer Poschardt doch 2002 ein Buch über Sportwagen geschrieben.
Eigentlich hätten die klugen Sätze von Neubauer in dieser Talkshow die meiste Aufmerksamkeit verdient. So fürchtet Poschardt die Öko-Diktatur, Neubauer spricht hingegen von Gestaltungsspielräumen innerhalb eines begrenzten CO2-Budgets und argumentiert mit einem wissenschaftlichen Bericht zur globalen Erwärmung. Aber die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel vergaben in ihren Artikeln das erste direkte Zitat an Poschardt und ihm damit eine Bühne. Dabei war es natürlich abzusehen und beabsichtigt, dass es zwischen Neubauer, dem jungen Grünen-Parteimitglied, und Poschardt, dem alten, konservativen weißen Mann, zur Kontroverse kommen würde.
Was in der Runde fehlte, waren die Klimaforscher:innen, darauf wies Neubauer hin. Die Wissenschaftler:innen hätten das Offensichtliche bekräftigen können, und so den Fokus auf den Kern des Problems lenken können, statt sich in Konsumentscheidungen und Mobilitätsscharmützeln zu verlieren. Stattdessen sollte Neubauer Poschardt dann die Klimakrise erklären, auch wenn er sich über die „Panikmache“ beschwerte. Neubauer grinste schief. Sie sagte: „Wenn man ihnen zuhört hat man das Gefühl, sie haben überhaupt kein Verständnis dafür, was eine Klimakrise ist.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter