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Nein, Kanye West, Schwarze Menschen sind nicht "eigentlich auch Juden", es sei denn, sie haben eine juedische Mutter oder sind zum Judentum konvertiert - eben gemäss den halachischen Bestimmungen, die die Zughoerigkeit zum Judentum definieren.
Aber der Antisemitismus ist wohl die einzige Form des Rassismus, die man unabhängig von der eigenen Herkunft und Hautfarbe pflegen kann - selbst juedische Antisemiten hat die Welt schon gesehen...
"Wegen judenfeindlicher Äußerungen (...) Viel zu befürchten haben Reiche wie er nicht."
Endet hoffentlich für Ye (Kenyeastischer Westspeak für ´Heil´) wie bei Hildmann u.a. damit, bald nicht mehr reich zu sein.
Die explizit antisemitische abendländische Szene ist im Gegensatz zu früher nicht mehr in der Lage den Lebensstandard ihrer Leithetzer auf Star-Niveau zu halten.
Der heutige Rechtspopulismus versteckte und tarnt seine Rassistischen Züge in derart selbstbetrügerischer Weise, dass die Masse seiner Anhänger die ´Ich bin kein Rassist, aber´-Lüge selbst glauben. Auch der Rechtspopulismus in PoC-Communities leidet unter dieser Selbsttäuschung, da diesen gern die Fähigkeit zum Rassismus per se abgesprochen wird.
West schaufelt gerade sein eigenes Finanzgrab, denn um diese (Selbst)Täuschung aufrecht zu erhalten, entzieht die Rechtspopulistische Öffentlichkeit unverholenen Antisemiten die öffentliche Unterstützung.
Antisemitismus ist in der Rap-Szene sehr verbreitet:
www.algemeiner.com...ding-antisemitism/
Viele bekannte Rapper sind Fans von Louis Farrakhan:
"Wegen judenfeindlicher Äußerungen (...) Viel zu befürchten haben Reiche wie er nicht."
Ich kann jetzt im Text keinen Hinweis darauf finden, dass das für Arme anders aussieht?
Naja, strafrechtlich hat er nichts zu befürchten, solange er nicht explizit zu Gewalt aufruft. Zivilrechtlich sieht die Sache in den USA schon anders aus, wie bspw. die Verfahren gegen Alex Jones gerade demonstrieren.
Und sonst: Der Großteil seines Vermögens besteht aus den Rechten an der eigenen Marke - deren Wert dürfte sich, nachdem niemand mehr seine Klamotten produzieren will, abseits des Maga-Kosmos Richtung Nullpunkt bewegen.
Dagegen wird "Can't drop me"-Adidas den Verlust vermutlich verkraften...
Dass der Typ nicht die hellste Kerze aufs der Torte ist und seine Aussagen abstoßender, antisemitischer Schwachfug sind, is ja nix Neues.
Ich frag mich aber schon, was das mit seinem Vermögen zu tun hat. Das sind alles Aussagen, die in den Staaten nicht strafbar sind.
Seine Accounts wurden gesperrt, verschiedene Leute und Konzerne haben ihre Zusammenarbeit beendet. Andere werden ziemlich sicher folgen.
Die Schlussfolgerung "Reiche kommen mit allem durch" wird mir in diesem Zusammenhang irgendwie nicht klar.
Auch im Universum der sozialen Netzwerken gilt meist:
1 Dollar = 1 Stimme
Das ganze wird aber immer noch ganz keck mit "Information is free" oder was anders schönes gelabelt.
Danke an die taz, dass sie sich wie nur wenige andere Medien anti-antisemitisch engagiert.
Ich mag Zeitungen, die ein bisschen mehr Bewusstheit in die Welt bringen. So bitter nötig!
Wie meinte schon Sartre, gäbe es keine Juden, der Antisemit würde sie erfinden. So praktisch, den eigenen inneren Scheiß zu projizieren.
Gegen Nazis, Islamisten und Rot-Braun!
Ein Unsymphat vor dem Herren. Schon als er nur Musiker, oh, Verzeihung, Rapper war.
@Pia Mansfeld Da ist er wohl.
Wobei er ja schon musikalische Verdienste aufzuweisen hat.
Es war nicht zuletzt Kanye, der den Weg vom misogynen Gangsta Rap zum poppigeren und emotionaleren Hip-Hop geebnet hat.
Das machte ihn zu einem der erfolgreichsten Musiker der Welt.
Nutzt jetzt natürlich alles nichts.
@Jim Hawkins Naja. Ist ja nicht so, als ob Kanye Hip-Hop erfunden hätte.
Hip-Hop = die Subkultur
Rap = Musikform dieser Subkultur
Richtig ist: Er war immer schon ein schwieriger Typ, aber eben auch eine Zeit ein Symbol mit gewisser Strahlkraft. "Dave Chapelles Block Party" anyone? Wie er mit "Jesus Walks" und einer Marching Band durch Brooklyn zieht? Absurd messianisch, aber auch ziemlich Gänsehaut.
Auch als Produzent hat er in den 2000ern viel geleistet. Commons Comeback gelang durch seine Gnaden. Künstler wie Mos-Def, The Roots, Talib Kweli, D'Angelo, Dilla uvm. haben damals diese Art Musik für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht. Kanye segelte eine Weile mit.
Aber so wie er langsam aus dieser Conscious Rap/Neo-Soul-Bubble verschwand, wurde er immer merkwürdiger und abgedrehter.
Wer Erfolg hat, braucht sich nicht um diejenigen zu kümmern, die vor Fremdscham die Hände vor die Stirn klatschen.
@Nifty_Monkey Deshalb sind er und Kim auch nur das B-Couple und er ist ein Buddy von Trump und Beyoncé und Jay-Z sind Freunde von Obama und Michelle.
@Jim Hawkins Konsequent wäre eine Verbannung von allen Musik-Streamingdiensten und aus den Radioprogrammen. Wird nicht passieren, es gibt zu viel Geld zu verdienen.
@Bluewater Wahrscheinlich würde Kanye West dann seinen eigenen Streamingdienst aufmachen.
Wie das die Trumps und Musks das heute eben so machen.
Wests Twitter heißt übrigens Parler.
Der Autobauer VW steckt in der Transformationskrise. Er könnte zum Vorbild werden, wie man Lasten gerechter verteilt.
Kanye West und Antisemitismus: Recht hat, wer Erfolg hat
Wegen judenfeindlicher Äußerungen stellt Adidas die Kooperation mit dem Rapper Kanye West ein. Viel zu befürchten haben Reiche wie er nicht.
Ist halt reich und darf deshalb alles: Kanye West Foto: Evan Agostini/ap Invision
Hochmut mag vor dem Fall kommen, aber manche Menschen fallen nie – zumindest nicht in ihrer Welt. Kanye West ist so einer, der nicht fallen kann. So kann man es in der Netflix-Doku „Jeen-Yuhs“ sehen. Darin skizziert der Kameramann und Freund von Kanye West, Coodie Simmons, anhand unzähliger Originalaufnahmen den spektakulären Aufstieg eines extrem selbstbewussten Rappers aus Chicago. Als sein Freund am Höhepunkt seiner Karriere immer öfter begann, psychisch auffällig zu werden, entschied sich Simmons dazu, nicht mehr weiter zu filmen. Es fühle sich „nicht richtig an“, diese Zustände zu dokumentieren, sagt er im letzten Teil der Trilogie.
Richtig oder nicht: Eine Welt, in der einer allein entscheiden kann, was über andere dokumentiert wird, gibt es nicht. Oft schon wurde Kanye West wegen verschiedenster Äußerungen auf nahezu allen bekannten Social-Media-Plattformen gesperrt. Er kaufte daraufhin das soziale Netzwerk Parler, das als eine Art Kommunikationszuflucht für Rechte und Konservative in den USA gilt. Ganz ähnlich reagierte US-Präsident Donald Trump, als er bei Twitter gesperrt wurde. Er gründete sein eigenes Netzwerk, „Truth Social“.
„Ich bin ein wenig verschlafen heute Nacht, aber sobald ich wach bin, erkläre ich Alarmstufe Gelb in Bezug auf die Juden“ – so in etwa ließe sich ein mittlerweile gelöschter Tweet Kanye Wests vom 8. Oktober übersetzen, der schon in Originalsprache eher wirr formuliert ist. Wie das verstanden werden kann, was er da schrieb, schien ihm aber bewusst zu sein, denn direkt im Anschluss heißt es: „Das Lustige ist, dass ich eigentlich gar nicht antisemitisch sein kann, weil Schwarze Menschen eigentlich auch Juden sind.“
Es war nicht das erste Mal, dass der Rapper mit antisemitischen Bemerkungen auffiel, und es war nicht das erste Mal, dass er sich im Nachhinein dafür entschuldigte, „falsch verstanden“ worden zu sein. Diesmal nützte das nichts. Nachdem erst die Talentagentur CAA und später das Modelabel Balenciaga verkündeten, die Zusammenarbeit mit dem Künstler einzustellen, stand auch der deutsche Sportartikelhersteller Adidas in der Kritik. West blieb selbstbewusst, wie immer. Noch am 16. Oktober suggerierte er in einem Interview, „jüdische Zionisten“ kontrollierten die Medien. Dann fügte er hinzu: „Ich kann antisemitische Sachen sagen und Adidas kann mich nicht fallen lassen. Was jetzt?“
Zentralrat der Juden forderte Konsequenzen
Das jetzt: Die Kritik wurde lauter, der Zentralrat der Juden forderte von Adidas Konsequenzen. Als sich dann noch der Aktienkurs des Textilherstellers nicht mehr zu erholen schien, stellte Adidas die Kooperation mit West „mit sofortiger Wirkung“ ein – nicht aber ohne darauf hinzuweisen, dass dem Unternehmen dadurch „bis zu 250 Millionen Euro“ Gewinn entgingen.
Während Adidas um seine Profite trauert, müssen Jüdinnen und Juden in den USA um ihr Leben fürchten: Am Wochenende nach Wests Äußerungen ließen Rechtsextreme auf einer Autobahn in Los Angeles „Kanye is right about the Jews“ (frei etwa: „Kanye hat recht mit den Juden“) herab und zeigten den Hitlergruß.
In Beverly Hills tauchten in derselben Woche Flyer auf, die unter anderem darstellen sollten, dass die Coronapandemie ein von Juden gesteuertes Projekt sei. Antisemitismus hat immer reale Konsequenzen, egal wie er „gemeint“ ist. Ohnehin wird es für Jüdinnen und Juden in den USA immer gefährlicher. Erst vergangenen Sonntag meinte Donald Trump, „amerikanische Juden“ sollten „sich zusammennehmen“ und seine Leistungen für Israel honorieren, „bevor es zu spät ist“.
Die Anti Defamation League (ADL), eine US-Menschenrechtsorganisation, die sich gegen Antisemitismus einsetzt, zählte im Jahr 2021 einen Rekordwert an antisemitischen Vorfällen im eigenen Land. Jenem Land, in dem laut Umfragen der ADL fast ein Viertel der jungen Erwachsenen meint, der Holocaust sei ein Mythos, wäre übertrieben oder sie seien sich nicht sicher.
Reiche kommen mit allem durch
Kanye West hat nicht viel zu befürchten. Viel zu weit reicht sein finanzieller und medialer Einfluss. Und viel zu sehr haben sich nicht nur die US-Amerikaner*innen post Trump daran gewöhnt, dass reiche und berühmte Menschen ohnehin mit allem durchkommen, oder schlimmer: dass sehr erfolgreiche Menschen doch so falsch nicht liegen können.
„Wie viel bist du wert?“, fragte West vergangene Woche den britischen Talkshow-Moderator Piers Morgan. „Nicht so viel wie du, traurigerweise“, entgegnete der. West: „Richtig, also nimm meinen Rat an. […] Warum sollte ich auf dich hören?“
Psychisch krank oder nicht: Im Kapitalismus hat recht, wer Erfolg hat. Und wer Erfolg hat, findet einen Weg, seine „Wahrheit“ zu kommunizieren – und kann dann immer noch glauben, die Medien seien gesteuert. Es sind goldene Zeiten für Antisemitismus.
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Antisemitismus
Kommentar von
Konstantin Nowotny
Autor
Seit 2013 freier Journalist, seit 2022 bei der taz. IJP-Fellow (Tel Aviv, 2021). DAAD-Stipendiat (New York City, 2016/17). Themen u.a.: Pop & Punk, Kapitalismus & Kultur, Rechte & Linke. Berlin/Leipzig
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