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Kampf gegen die KlimakriseEine Hoffnung, die nicht glitzert

Gastkommentar von Tadzio Müller

Nach 17 Jahren Klimaaktivismus sagt Tadzio Müller: Der Kampf ist gescheitert. Trotzdem findet er in der Akzeptanz des Klimakollaps auch neue Utopien.

Solidarisch in der Katastrophe: Freiwillige fegen im spanischen Massanassa am ­7. ­November Matsch von einer überschwemmten Straße Foto: David Ramos/getty images

A ls die Flut in Spanien Brücken einriss und Autos wie Treibholz wegspülte, da war sie kurz sichtbar: die neue Zukunft. Eine Zeit des Kollapses, der Katastrophe als Normalzustand. In dieser Zukunft verlieren immer mehr Menschen an uns immer näheren Orten, in immer extremeren Katastrophen ihr Hab und Gut, ihre Gesundheit, ihr Leben. Es ist eine Zukunft, in der Behörden versagen, aus Desinteresse und weil sie von neoliberalen Soziopathen zugrunde reformiert wurden. Eine Zukunft, deren Dunkelheit den Apokalypse-Szenarien aus Büchern und Kinos in nichts nachsteht.

Wir haben in Spanien aber auch etwas anderes gesehen: Eine Zukunft, in der die Katastrophe nicht – wie die meisten Dystopien nahelegen – zu einer Welt Aller-gegen-alle führt. Stattdessen hat sich Solidarität vervielfältigt. Hunderte, Tausende Menschen haben sich spontan organisiert.

In einem mittlerweile ikonischen Video, das in den sozialen Medien kursierte, schippt ein mit Besen ausgestatteter Demonstrationszug gemeinsam das Wasser von einer überfluteten Straße. Man meint dabei tatsächlich einen Film zu sehen, so stark ist die Symbolik, die Koordination, die praktische Handlungsfähigkeit dieser Menschen. In diesem Clip wirkt es kurz so, als gäbe es auch in der Katastrophe noch Utopien.

Katastrophe als Normal­zustand. Diese Formulierung schmerzt

Die Katastrophe als Normalzustand. Diese Formulierung schmerzt. Ja, die Katastrophe ist wirklich und wahrhaftig der realistische Horizont, auf den wir uns zubewegen. Nicht immer wird überall Katastrophe sein. Aber es wird immer mehr Katastrophen geben, immer häufiger, immer länger, immer intensiver – immer tödlicher. Nichts anderes bedeutet der Fakt, dass das Klima jetzt schon kippt, dass das Kippen ein unumkehrbarer Prozess ist, und dass die Eskalation extremer Wetterevents der letzten zwei Jahre nur der Anfang gewesen sein wird.

Das Ende der besseren Zukunft

Wenn das stimmt, bedeutet es, dass wir uns von der Zukunft verabschieden müssen. Zumindest von der Vorstellung, die wir uns von ihr bisher gemacht haben, die Zukunft als Quelle dessen, was der Philosoph Ernst Bloch als „utopischen Wärmestrom“ beschrieb. Bilder des besseren Lebens, die unserem Leben in der Gegenwart Sinn, dem Gewusel unserer alltäglichen Aktivitäten einen Fluchtpunkt geben.

Wenn diese Bilder der besseren Zukunft nach und nach verschwinden, verschwindet nach und nach auch der Sinn. Deswegen ist es so schwer, den Kollaps zu akzeptieren.

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Ich weiß das, weil ich es genau so erlebt habe. Ich bin seit 17 Jahren Aktivist für Klimagerechtigkeit. Und ich sage: Klimaschutz isch over. Deutschland hat fertig mit Klima. Klimaaktivismus kann nicht mehr ablaufen wie bisher.

Ich habe so ziemlich alles probiert, was der aktivistische Werkzeugkasten hergibt: wichtige Studien und irrelevante Petitionen, kleine Blockaden und riesige Demos, inspirierende Besetzungen und deprimierende Klimagipfel. Nichts davon hat sich tatsächlich positiv auf die Entwicklung der globalen Treibhausgaskonzentration ausgewirkt. Die steigt weiter an. Tatsächlich baut Deutschland gerade fossile Gasinfrastrukturen aus, betreibt also Anti-Klima-Politik.

2022 wurde mir klar, dass der Kampf für eine globale, klimagerechte, antifossile Revolution gescheitert war. Ein Jahr zuvor hatte die Flut im Ahrtal brutal gezeigt, dass die Klimakatastrophe auch in Deutschland angekommen ist. Trotzdem kündigte sich ein dramatischer Rechtsruck an. Jeder Move in Richtung eines tatsächlichen Klimaschutzes wurde immer härter bekämpft. Das Spiel ist aus, selbst wenn das Schachmatt noch zwei Züge entfernt liegt, dachte ich.

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Kommt der Klimakollaps? – taz Talk

Die Klimakrise ist längst Alltag. Kann man da die Zukunft noch lieben? Ein taz Talk mit dem Politikwissenschaftler und Klimaaktivist Tadzio Müller.

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In der Katastrophe solidarisch sein

Es fühlte sich an, als blieben mir nur zwei Optionen: die Realität des Kollapses weiter zu verdrängen, weil eine Welt ohne Zukunft eben einfach zu schrecklich ist. Oder diese Realität anzuerkennen – und dann wegen dieser Anerkennung depressiv zu werden.

Also habe ich mich für eine dritte Option entschieden. Ich will die Katastrophe akzeptieren und solidarischer damit umgehen. Aus der Flut im Ahrtal und den Überschwemmungen in Spanien kann man auch Hoffnung ziehen: Überall gibt es aktive Menschen, die sich solidarisch und aufopferungsvoll für die Betroffenen einsetzen.

Geht man weiter in der Geschichte zurück, findet sich dafür in den USA ein sehr eindrucksvolles Beispiel. Dort formten sich schon nach dem Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 riesige, hocheffektive solidarische Netzwerke unter dem Stichwort „Mutual Aid“ – gegenseitige Hilfe. Sie arbeiteten teilweise besser als das Rote Kreuz. Es waren Anarchist*innen, die nach der Verwüstung durch „Katrina“ in den zerstörten Stadtvierteln die erste funktionierende öffentliche Klinik aufbauten.

Diese Zuversicht ist realistisch. In ihr steckt eine Hoffnung, die die Dunkelheit dieser Zeit anerkennt und dann Pläne schmiedet, wie man mit anderen zusammen trotz alledem Gutes schaffen kann.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Dazu gehört die Frage, wie wir Gesundheitsversorgung in der Katastrophe auch für diejenigen sicherstellen, die sonst keine haben. Oder wie wir gemeinsam dafür sorgen, dass in der Katastrophe nicht schon wieder die am meisten leiden, die am wenigsten zum Problem beigetragen haben. Dieser Gedanke trägt mich in der neuen Zukunft: Ich will auch in der tiefsten Dunkelheit in der Lage sein, Orte für gutes Leben zu schaffen und zu verteidigen.

Das Leben nehmen, wie es ist

Klar, diese Hoffnung ist nicht so hell, so bunt, so glitzernd wie die Hoffnung auf die bessere Welt für alle, die uns Linke meist antreibt. Aber sie steht fest in der Wirklichkeit und macht uns damit auch in der Zukunft handlungsfähig. Wenn sie auch etwas matt daherkommt, so führt sie zumindest nicht zu der üblichen Depression, die auftritt, sobald die eigene Glitzerutopie entzaubert wird. Ich halte es mit Rosa Luxemburg: das Leben nehmen, wie es ist, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.

Während der am Ende erfolglosen Verteidigung von Lützerath lernte ich, dass Hoffnung, Kraft und Zuversicht genau wie Selbstwirksamkeit nicht unbedingt aus einem materiellen Erfolg entstehen muss.

Sie entsteht nämlich aus den sozialen Beziehungen, aus den Verhältnissen, die wir mit den Menschen eingehen, mit denen wir zusammen um eine bessere Welt ringen. In Lützerath fand ich den Glauben an die Zukunft wieder. Daran, dass man auch in den dunkelsten Momenten noch Orte der Solidarität schaffen kann.

Ich lebte in dort in einer WG, in der Ak­ti­vis­t*in­nen aus verschiedensten Bewegungen temporär zusammenwohnten. Anarchist*innen, Kommunist*innen, Ökos – und Menschen, die mit all diesen Schablonen nichts anfangen konnten. Es war ein Ort des kollektiven Zaubers.

Wolfgang Borrs
Tadzio Müller

Müller, Jahrgang 1976, ist Politikwissenschaftler und Klimaaktivist. Er hat unter anderem die Gruppe Ende Gelände mitgegründet, lange als Referent für Klimagerechtigkeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung gearbeitet, bloggt und war bei zahlreichen Protesten aktiv. Gerade ist sein Buch „Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps. Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben“ im Mandelbaum Verlag erschienen.

Als wir am Abend vor der Räumung am Fenster standen und auf die Cops, die Flutlichter und die schweren Fahrzeuge schauten, von denen wir wussten, dass sie uns am nächsten Tag aus unserem Zuhause räumen würden, fragte jemand: „Gibt es gerade einen Ort auf der Welt, an dem ihr lieber wärt?“

Alle gaben dieselbe Antwort: Nein, hier ist es perfekt, ich will gerade nirgendwo anders sein als genau hier. Mit euch.

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32 Kommentare

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  • Das ist eine hoffnungsvolle Perspektive. Im Endeffekt brauchen wir viele unserer materiellen Besitztümer und Zeitvertreibe nicht. Den Gedanken, dass Zusammenhalt das Wichtigste ist und darin viel Hoffnung liegt, finde ich sehr schön.



    Ich habe aber das Vertrauen, dass wir das als Gesellschaft schaffen können, fast verloren. Wenn Schlimmes passiert, sieht man oft Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe, das stimmt. Aber wie lange hält das an? Man denke an den Anfang der Covid-Pandemie: Damals trugen alle Maske, "um die Vulnerablen zu schützen", man tat, als sei diese Solidarität selbstverständlich. Und heute? Covid ist noch da, Long Covid ein großes Problem. Niemand trägt Maske. Vulnerable können nirgendwo mehr hin, nicht einmal sicher zum Arzt; viele fühlen sich komplett allein. Ich weiß einfach nicht, wie ich da glauben soll, dass wir langfristig füreinander (und besonders für die "Schwachen") da sein werden, wenn mit der Klimakrise immer mehr zerbricht.

  • Danke für den Beitrag und den eingebetteten taz Talk [1:32:11] und die Kommentare hier.

  • Ach Tadzio, es sind immer wir Menschen, die an allem Unglück in der Welt Schuld tragen. Wir Menschen mit unserem Egokonstrukt. Natürlich ist es bewegend zu sehen, wenn nach einer solchen Katastrophe wie in der Region Valencia soviel Hilfsbereitschaft in Bewegung kommt. Aber es waren Menschen, die Carlos Mazón in's Amt wählten. Viele Menschen, aus der Region Valencia. Im Ahrtal halfen auch viele Menschen und nicht wenige davon waren rechte Kümmerer. Die Baugenehmigungen für riskante Plätze erteilten Menschen. In Valencia und im Ahrtal. Aber diese Katastrophen sind nichts gemessen an der Zerstörung der Regenwälder und der Verschmutzung der Ozeane. Klimaschutz/Umweltschutz funktioniert hier und anderswo nur ohne Verzicht. Ein Elektro-SUV mit 3 Tonnen und 700 PS an jedem Reifen ist nicht ökologisch. Es ist einfach nur Wahnsinn. Uns fehlt jede Bescheidenheit, aber die wird uns der Klimawandel noch beibringen. Da bin ich ganz sicher. Auch Trump und seiner Irrsinnstruppe.

  • Das passiert, wenn man aufgibt, und das noch als gut verkaufen will.

    Ja, natürlich können sich in Katastrophen positive Strukturen bilden, aber der Weg um dafür zu sorgen, dass solche Strukturen nicht überlastet werden und dann zusammenbrechen, ist die Katastrophen so klein wie möglich zu halten.

    Leider wurde Tadzio Müller vom Kämpfer für Klimaschutz zum Untergangspropheten. Als wäre das Bild des Kohlebaggers vor der Tür sein Idealbild des Lebens geworden.

    Wäre das Leben nicht schöner, wenn sie gewonnen hätten und die Gemeinschaft in Lützerath nach einem Erfolg auseinandergegangen?

  • Wenn jeder für sich alles tut, um das Klima zu schützen, ist genug getan. Wird jeder aber nicht machen, denn andere werden in der Zeit umweltzerstörende Vorteile für sich schaffen, die mit künstlichen Gesetzen von egoistischen Netzwerken und Lobbyisten festgenagelt sind, um vorteilhaft zu sein. So tickt die Spezies. Deshalb darf z.B. alles in Plastik eingepackt werden und Du kaufst es trotzdem.

  • Leider muss ich ihm recht geben. Auch ich hoffe, dass die Menschen in der Bewegung halt finden, trotz ihres Scheiterns.

  • Man kann Tadzio heißen und doch nicht Tod in Venedig spielen.

    Akzeptieren, was ist. Aber nicht, was sein wird. Dann lieber eine kleine Pause - und weiter. Denn es mögen keine "Katastrophen" sein, die sonst bevorstehen - aber unnötig teure, lebensraubende Ereignisse, die durch Menschen und richtige Anreize verhindert werden können.

  • Der Autor wälzt sich hier ja lustvoll in den ganzen apokalyptischen Narrativen der Szene. Die eigene Zeit als Endzeit und Apokalypse ist ja auch ein besonders bei jungen Leuten seit jeher beliebtes Thema.



    Das mit den immer extremer und häufiger werdenden Katastrophen ist aber zumindest historisch eine Luftnummer. Nehmen wir das Beispiel Flutkatastrophen. Überflutungen waren in der der Vergangenheit für Flußanrainer meist ein mindestens jährlich auftretendes Ereignis. Nicht ohne Grund hat jede antike Hochkultur des Planeten einen eigenen Sinnflutmythos. Die Menschen waren diesen Überflutungen wegen der unregulierten Flüsse hilflos ausgeliefert und es kam jährlich zu Katastrophen, die das Ahrtal lächerlich erscheinen lassen. Das wir uns am Ende aller Zeiten befinden und es keine Zukunft geben soll, ist eine Luftnummer. Wir brauchen als Linke wieder eine positive Zukunftsvision verbunden mit einem Aufstiegsversprechen. Das früher alles besser war, erzählen schon die Konservativen ihren Wählern mit eher überschaubarem Erfolg.

    • @Šarru-kīnu:

      Ihre Meinung steht Ihnen natürlich frei, so weit sie auch vom wissenschaftlichen Konsens entfernt sein mag. Aber bitte, wenn Sie und andere Klimakatastrophenleugner aufwachen (ich wage die Vorhersage: in 20 Jahren wird niemand mehr die menschengemachte Klimakatastrophe leugnen): behaupten Sie nicht, es hätte ja niemand gewarnt. Sie werden Teil des Problems gewesen sein. Sie haben aktiv gegen die Lösung angearbeitet.

    • @Šarru-kīnu:

      "Die Menschen waren diesen Überflutungen wegen der unregulierten Flüsse hilflos ausgeliefert und es kam jährlich zu Katastrophen, die das Ahrtal lächerlich erscheinen lassen. "

      Genau! Und trotzdem haben die Menschen nicht gejammert, sondern sich jährlich wegspülen lassen! Und weiter gings. Das waren noch Zeiten!

    • @Šarru-kīnu:

      Diese Argumentation ist unlogisch. Danach sind ja Zivilisationen unzerstörbar. Ich habe eher den Eindruck dass alle Gesellschafen einem permanenten Wandel unterzogen sind. Aufsteig und Fall inbegrifffen. Und Klimawandel führt nicht zum Untergang. Es wird nur alles sehr viel teurer. Das führt zum Untergang.

    • @Šarru-kīnu:

      Das stimmt so nur bedingt, bzw. vlt. auch garnicht. Natürlich gab es immer schon Flussüberflutungen. Dafür sind Flüsse in ihrer natürlichen Umgebung je nach Steilheit in einem mehr oder weniger großem Flussbett eingefasst, welches die meiste Zeit trocken liegt und nur bei Hochwasser überschwemmt wird. Zum Problem wird dies erst, wenn Mensch Flüsse begradigt und dazu noch ihrer natürlichen Überflutungsgebiete beraubt.

      Dann nämlich nimmt sich der Fluss irgendwann die Fläche zurück die er braucht.



      Früher hat man diese Fläche einfach nicht bewohnt, oder nur temporär.

      Will heißen: der Schaden heute ist menschengemacht.

    • @Šarru-kīnu:

      Extremwetterereignisse nehmen zwar an Häufigkeit leicht zu, aber die Menschheit kann damit immer besser umgehen, weshalb die Anzahl der Opfer rückläufig ist. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist dagegen verzerrt, viele glauben dass es schlimmer geworden ist:

      www.gapminder.org/questions/gms1-7

      • @Descartes:

        Dank für den Link.

        Ich wusste es auch nicht.

  • Die Klimakatastrophe hat bereits mit der Erfindung der Dampfmaschine begonnen.



    Für mich selbst besteht ein Ansatz im NichtTun bzw. wenigerTun.



    Weniger Konsum, weniger Energie verbrauchen, weniger elektronische Geräte, weniger Fleisch essen, langsamer Auto Fahren usw. (weniger Quantität)



    Das sollte den persönlichen Vorteil von weniger Stress, weniger Ausgaben haben. Der verpönte Müßiggang führt zu neuen Qualitäten.

    • @OhneNamen:

      Nichts gegen Konsumverzicht aber die Vorstellung, dass sich Milliarden und Abermilliarden persönlicher täglicher Konsumentscheidungen (heute kaufe ich Margarine statt Butter) unterm Strich zu sowas wie Klimaschutz aufaddieren würden, ist realitätsfern.

      Wenn man sich anschaut was in der Vergangenheit am besten gewirkt hat, waren das vor allem....Verbote, Besteuerung ähnliche unpopuläre Maßnahmen. Und zwar ohne dass der Lebensstandard dadurch großartig gelitten hätte.

      FCKW, verbleites Benzin, Autos ohne KAT, in einigen Ländern Einwegplastik...alles verboten worden.

      Jedesmal haben die betroffenen Industrien Zeter und Mordio geschrien und den Zusammembruch ihrer Branche und das Ende des Wohlstands und der Freiheit prophezeit.

      Würden wir heute z.B. Einwegplastikflaschen verbieten, eine Plastikteuer oder ein Pfandsystem auf Elektronikgeräte einführen, würde es PR-Kampagnen ohne Ende dagwgen geben und fünf Jahre später würden wir es alle als normal empfinden.

      Dazu braucht es aber politischen Druck. Ob Sie heute Wurst oder Tofu gegessen haben, juckt das Klima nicht.

      • @David Palme:

        Eine Ich-Botschaft: ich fühle mich weniger gestresst, gesünder.



        Auf die Maßnahmen der Politik kann man warten. Gerade wird der Wirtschaft absolute Priorität gegeben. Auch grünes Wachstum zerstört Ökosysteme.



        Ich habe nicht gesagt, dass ich das Klima retten will und schon gar nicht kann.

  • Der Kampf gegen den Klimakollaps, so wie Tadzio Müller ihn definiert, ist gescheitert, wir erleben die Kollapsereignisse ja schon. So wie ich ihn verstehe,, hat er für sich den Weg des "sozialen Preppens" gefunden. Auch das halte ich für sinnvoll, solange Mensch seine klimapolitische Aktivität nicht nur darauf beschränkt. Derzeit steuert die Welt auf eine globale Erwärmung von etwa 3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu und soweit ich die Wissenschaft verstehe, werden einige Kippunkte dann überschritten sein, d.h. die Erwärmung wird nicht bei 3 Grad stoppen. Große Gebiete des Planeten, in den heute mehr als 3 Milliarden Menschen leben, werden unbewohnbar sein. Und Erderwärmung ist ja nur eine der Planetaren Grenzen, die wir mit unserem Lebenstil schon überschritten haben. Welche Orte für Gutes Leben will Tadzio Müller unter dieser Perspektive noch schaffen und verteidigen? Ich denke, dass der Kampf für die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen nicht aufgegeben werden darf, auch wenn er derzeit aussichtslos erscheint.

    • @ThomLa:

      Jedes Zentelgrad ist den Kampf wert — und das scheint Tadzio Müller aufgegeben zu haben.

      Trump wird uns vermutlich einige Zehntelgrad kosten, doch selbst wenn wir in unaufhaltsam selbstverstärkende Entwicklungen kommen, ist jedes Zehntelgrad wichtig, weil dadurch die Veränderungsgeschwindigkeit reduziert wird und so die Wahrscheinlichkeit größer bleibt, dass wir uns anpassen können und als Zivilisation überleben.

      Resilienz aufbauen: ja. Den Kampf für unsere Lebensgrundlagen aufgeben: nein.

    • @ThomLa:

      Und wenn gestern Dir die Flut alles genommen hat, pflanze einen Apfelbaum, denn das Leben geht weiter. Auch wenn wir die Ursache der Katastrophen sind und waren, so bleibt die letzte Chance es besser zu tun, wir werden gebraucht für die Zukunft unserer Kinder, mit allen Widrigkeiten die uns begegnen werden.

  • Traurig, aber trotzdem Mut machend. Offensichtlich überfordert dieses Problem den Menschen, es ist zu komplex, zu abstrakt.



    Trotzdem musss es auch im Klimaschutz weitergehen. Vieles ist nicht mehr aufzuhalten, manches schon noch. Es wurden und werden Erfolge erzielt, auch wenn diese viel zu langsam kommen.



    Ein Zurück ist in die "gute alte Zeit" der sorglosen Verbrennung, die die AfD und Trumpisten versprechen, kann und darf es nicht geben. Immerhin steht mittlerweile sogar die Wirtschaftlichkeit auf Seiten der Erneuerbaren, wenn es sich rechnet wird es gemacht, so einfach ist das oft leider.

  • Die Sichtweise ist schon sehr düster. Wenn man sich die Entwciklung in der USA an guckt, weiß man, dass wir hier in Deutschland sowieso eher wenig bewirken werden. Auch die arabishcen Staaten oder China interesiert es nicht, ob es dem Klima gut oder schlecht ergeht Es gibt zu viele Akteure, die das nicht interessiert.

    Interesant auch, dass von der Hilf im Ahrtal gesprochen wird. Da haben sich einige die Taschen voll gemacht mit der vermeindlichen "Hilfe". "Hilfe" ist nicht immer "Hilfe". Solidarität gibt es auch in Katastrophenfällen eher wenig. Die meisten Leute interessiert das Leid anderer nicht und genau das ist der Dreh- und Angelpunkt. So lange es die Menschen selbst nicht betrifft, wird sich rein gar nichts verändern. Diskussionen über "Klimakleber" gehen in die falsche Richtung. Statt über das Klima wird über die Aktion gesprochen. Es gibt kein Gehör für das Klima und somit werden wir alle sehenden Auges ins Verderben laufen. Wer das nicht glaubt, hat die letzten Jahre wohl nicht miterlebt.

    • @Sanni:

      Die Wirkkraft Deutschlands ist gemessen an seiner eigenen Größe schon ziemlich groß.



      Die derzeitigen Preise für Solar-Module sind unter anderem der in Deutschland aufgerufenen Solarförderung zu verdanken. Natürlich mit chinesischer Hilfe, das ist nicht zu leugnen.



      Aber die hier künstlich gesteigerte Nachfrage hat letztendlich dazu geführt, dass Photovoltaik weltweit konkurrenzlos billig zu haben ist.



      Bei anderen Technologien hatten andere Länder ähnliche Projekte, von denen auch wir nun profitieren können.



      Und gerade China tut sehr viel in Sachen Klimaschutz. Wenn die sich wirklich nicht dafür interessieren würden, sähen deren Bauvorhaben noch mal eine Größenordnung schlimmer aus.



      Trotzdem sieht es düster aus. Weil es leider auch noch andere Interessen gibt als das Klima. Und unsere Wirtschaft bisher nicht krisenfest ist. Und Einzelakteure sich selbst für wichtiger halten als das System.

    • @Sanni:

      China interessiert das schon. Die werden auch gerade von immer heftigeren Katstrophen getroffen.

      Sie sagen allerdings "ihr durftet schon so viel zerstören, dann steht uns das auch zu".

      Und ja, das ist so nachvollziehbar wie es dumm ist.

      Hintergrund: China emittiert *pro Kopf* inzwischen mehr als Deutschland.

    • @Sanni:

      "Look at the man in the mirror". Fang bei Dir selbst an mit der Veränderung und es wird gelingen nicht nur bei Dir - auch im Ganzen.

  • Richtig und bravo!



    Proaktive Ansätze ein aktuelles Problem zu lösen überzeugt mehr als Ansätze (zukünftige) Probleme zu verhindern. Hier langfristig Mehrheiten zu finden scheint wahrscheinlich.

    • @Tom Farmer:

      Wie war der Satz vom Zahnarzt gleich nochmal? Vorbeugen ist besser als Bohren? oder sollte es doch besser heißen "Bohren ist besser als Vorbeugen"?

      • @ThomLa:

        Um im Bild zu bleiben: Es geht nicht mehr um Vorbeugen oder bohren. Da stimme ich Tadzio Müller zu.

        Es geht nur noch um bohren oder nicht bohren. Und die Frage wird sein, wer sich das bohren leisten kann, und für wen noch gebohrt werden kann.

        Müllers romantische Selbstwirksamkeitserzählung wirkt auf mich wie die Idee, mit Bauwagenplätzen in den Städten die allgemeine Wohnungsnot zu kämpfen. Das funktioniert für ein paar wenige "revolutionäre" Postmaterialisten (jedenfalls solange sie nicht wie alle anderen ringsum reale Preise für die besetzten Flächen zahlen müssen), aber nicht für die breite Mehrheit der Gesellschaft, die die Geschichten von der notwendigen Lebensstiländerung nicht hören will. Und erst recht nicht, solange - z.B. - Leute "aus der Mittelschicht" sinnlos herumfliegen (z.B. zu Hochzeiten nach Sylt), als gäbe es kein Morgen.

        Diese Fragen der "Grünen Gerechtigkeit" sind ziemlich entscheidend. Denn auch die Forderung, zuerst solle der Staat für Klimaschutz sorgen, bevor das Individuum eine Wurst weniger isst, bedeutet letztlich eine Lebensstiländerung für die Einzelnen.

      • @ThomLa:

        Richtig, und messerscharf beobachtet. Genau deswegen steht die Menschheit bei vielen Punkten genau da, wo sie derzeit steht.

      • @ThomLa:

        Bohren ist nur ein Teil der Lösung und die Frage wonach. sicher nicht nach Gas und Öl, sondern nach der jahrmillionen alten Wärme im Kern unseres Planeten. Und, richtig Vorbeugen ist besser als Bohren, also runter mit dem Verbrauch und lasst uns unsere Nachkommen schlauer sein als wir.

      • @ThomLa:

        Der letzte Satz ist aber eher vom künftigen POTUS. "Drill Baby drill" bringt uns aber auch nicht weiter.