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Israelische MilitäroffensiveSinnlos in Gaza

Karim El-Gawhary
Kommentar von Karim El-Gawhary

Was bringt die aktuelle israelische Militäroffensive? Nicht viel – außer eine weitere menschengemachte humanitäre Katastrophe im Gazastreifen.

Ein israelisches Militärfahrzeug an der Grenze zu Gaza Foto: Ronen Zvulun/reuters

Z wei Gründe sind es, mit denen Israel die aktuelle Militäroffensive im Gaza­streifen rechtfertigt: Premier Benjamin Netanjahu argumentiert, dass er unter Feuer mit der Hamas verhandeln und die Geiseln freibekommen könne. Zweitens sei es der Plan, Gazas Bevölkerung auf noch engerem Raum zusammen­zupferchen und möglicherweise auf lange Sicht umzusiedeln. Für die Geiselbefreiung lässt Netanjahu in Katar verhandeln, während seine Truppen in Gaza vorrücken. Er bietet kurzfristige ­Waffenpausen an und will über Verhandlungen eine begrenzte Zahl von Geiseln freibekommen. Dabei hatte er bereits im Februar die Zusage der Hamas, alle ­verbliebenen Geiseln in einem Durchgang freizulassen, wenn sich Israel zum Rückzug seiner Truppen aus ganz Gaza und zu einem ­dauerhaften Waffenstillstand verpflichtet.

Netanjahu hatte das damals abgelehnt, obwohl das in der zweiten Phase der Waffenruhe, auch von den USA garantiert, vereinbart worden war. Er will den Gedanken immer noch nicht auf­geben, dass die israelische Armee die Hamas militärisch besiegen kann – was ihr seit 17 Monaten noch nicht gelungen ist. Hinzu kommt, dass mit dem Ende des Krieges Netanjahus persönliche Zukunft und die seiner rechtsradikalen Regierung auf dem Spiel steht. Also brach Netanjahu am 1. März die Waffenruhe und verfügte auch noch die israelische Totalblockade des Gazastreifens. Zweieinhalb Monate konnte nichts mehr dorthin geliefert werden, die humanitären Folgen sind verheerend. UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, dass diese „Politik der Belagerung und des Aushungerns dem internationalen Recht spottet“.

Am Montag nun hat Netanjahu angekündigt, doch „minimale Hilfe“ zuzulassen, „gerade genug, um zu verhindern, dass Menschen verhungern“. Wie, wann und wo das geschehen soll, in einer aktiven Kampfzone, in der sich dort auch israelische Bodentruppen bewegen, ließ er völlig offen. Mit anderen Worten: Das erste Ziel dieser Offensive hätte Netanjahu ohne Blutvergießen und ohne Aushungern haben können. Stattdessen läuft er immer noch der Fata Morgana eines militärischen Sieges und seiner eigenen politischen Absicherung hinterher.

Israels Premier Benjamin Netanjahu läuft der Fata Morgana eines militärischen Sieges hinterher

Um die Großoffensive zu rechtfertigen, spricht Netanjahu zweitens davon, dass diese genutzt werde, damit israelische Truppen mehr Territorium erobern und halten können. Dazu müsse „die Bevölkerung zu ihrem eigenen Schutz bewogen werden“. Bereits jetzt stehen laut UN-Angaben 70 Prozent des Gaza-Territoriums unter israelischen Evakuierungsbefehlen. Damit werden im Moment immer mehr Menschen in immer kleiner werdende Reservate getrieben. Es soll ein Zustand hergestellt werden, der noch weniger nachhaltig ist als der jetzige Status quo. Das macht nur Sinn, wenn am Ende die endgültige Vertreibung auf dem Programm steht. Ein hoher israelischer Sicherheitsbeamter erklärte offen, dass „ein freiwilliges Ausreiseprogramm für Gazas Bewohner ein Teil des operativen Ziels der Offensive ist“.

Niemand will Austragungsort für Vertreibung sein

Was ist zynischer, als Menschen komplett die Lebensgrundlage zu entziehen? Und ihnen dann eine „freiwillige“ Ausreise anzubieten? Es wird eine menschengemachte humanitäre Katastrophe geschaffen, um eine ethnische Säuberung in Gaza zu rechtfertigen. Das Verteibungsszenario werfen die israelische Rechte und die Siedlerbewegung seit 2023 immer wieder als Lösung in den Ring. Auch US-Präsident Donald Trump spricht von einer „Rivie­ra des Nahen Osten“ ohne Palästinenser. Ägypten war das erste Land, auf das Druck ausgeübt wurde, die Palästinenser aufzunehmen. Doch das dortige Regime erklärte die Vertreibung der Palästinenser ins Nachbarland als rote Linie. Das Land am Nil will nicht der Austragungsort für die nächste Episode in der palästinensischen Vertreibungsgeschichte sein.

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Später wurde das Gleiche mit Sudan versucht. Gelder, Militärhilfe, Unterstützung beim Wiederaufbau wurden versprochen und abgelehnt, zumal das Land sich selbst in einem blutigen Bürgerkrieg befand. Medien spekulierten, dass von Seiten der USA in Somalia und Somaliland angefragt wurde. Beide Länder stritten öffentlich ab, dass ein solcher Vorschlag an sie herangetragen wurde. Er wäre ohnehin abgelehnt worden, hieß es von dort. Dann berichtete der US-Fernsehsender CBS, die USA und Israel hätten sich erkundigt, ob Syrien als Ziel infrage käme. Sollte es eine solche Anfrage tatsächlich gegeben haben, würdigte die neue syrische Regierung sie keiner öffentlichen Antwort.

Nach demselben Muster berichtete die US-Fernsehstation NBC vor einigen Tagen, die US-Regierung sei an Libyen herangetreten, mit dem Vorschlag, eine Million Palästinenser aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Sozusagen vom Regen in Gaza in die Traufe des libyschen Chaos. Im Gegenzug sollen die USA versprochen haben, eingefrorene libysche Guthaben freizugeben. Mit welcher der libyschen Milizen man angeblich in Gesprächen war, wurde nicht berichtet. Es ist also immer dasselbe Schema: US-Medien lassen Testballons steigen, die dann an der Realität rasch zerplatzen. Sosehr die israelische oder die US-Propaganda versuchen, aus der Aufnahme der Palästinenser eine humanitäre Geste zu basteln – es findet sich kein Partner.

Was immer die Begründungen für die aktuelle israelische Offensive sind: Es gibt bessere Wege zur Geiselbefreiung, und die hätte Netanjahu wie gesagt längst unblutig erreichen können. Die Hamas hatte sogar angeboten, sich nach Freilassung der Geiseln und Rückzug der israelischen Armee aus der Verwaltung des Gazastreifens zurückzuziehen. Es bleibt bei der Vertreibung der Palästinenser. Nun kann die israelische Armee die Menschen im Gazastreifen in immer kleinere Reservate zwingen, aber ohne ein Land, das sie außerhalb des Gazastreifens aufnimmt, gibt es für diese Vertreibung keine Fortsetzung. Kein Land möchte offen zum Mittäter einer ethnischen Säuberung werden.

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Karim El-Gawhary
Auslandskorrespondent Ägypten
Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über die Revolutionen in Tunesien und Ägypten, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildung: Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)
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49 Kommentare

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  • Der Autor schreibt: "Dabei hatte er bereits im Februar die Zusage der Hamas, alle ­verbliebenen Geiseln in einem Durchgang freizulassen, wenn sich Israel zum Rückzug seiner Truppen aus ganz Gaza und zu einem ­dauerhaften Waffenstillstand verpflichtet."

    Sorry, aber hier geht es Artikel in eine komplett falsche Richtung.

    Die Hamas hat das Angebot mit weiteren unannehmbaren Bedingungen verknüpft, auf die sich Israel niemals hätte einlassen können.

    Unklar, ob der Autor das nicht weiß, oder verschweigt.



    Spätestens an dieser Stelle sollte auch einmal die Kompetenz des Autors hinterfragt werden.

    • @Karsten Latzke:

      "Die Hamas hat das Angebot mit weiteren unannehmbaren Bedingungen verknüpft, auf die sich Israel niemals hätte einlassen können.Unklar, ob der Autor das nicht weiß, oder verschweigt."

      Man könnte, wenn man denn dieses ewige Katz und Maus Spiel mitbetreiben wöllte, exakt das Gleiche über die israelische Seite schreiben. Auch da wurden Vereinbarungen nicht eingehalten.



      Es ist müßig wie auch zwecklos drauf hinzuweisen, dass diejenigen, die angesichts dessen, was offensichtlich für alle wahrnehmbar ist, immer noch bedingungslos irgendeiner Seite das Wort reden und die Schuld nur der "anderen Seite" zuweisen, entscheidende Fakten verschweigen.



      Und wenn irgendwas in dieser Hinsicht mal hinterfragt werden sollte, dann, wie es sich eigentlich mit der Menschlichkeit derer verhält, die den Terror und Leid der Menschen in Nahost nur durch ihre eigene einäugige Brille betrachten wollen.



      Das war schon immer falsch und ist angesichts der verheerenden Lage in Gaza der blanke Zynismus.

      • @Deep South:

        "Man könnte, wenn man denn dieses ewige Katz und Maus Spiel mitbetreiben wöllte, exakt das Gleiche über die israelische Seite schreiben. Auch da wurden Vereinbarungen nicht eingehalten."

        Davon redet der Kommentar nur gar nicht. Sie bauen hier einen Strohmann auf. Es geht nicht um "Vereinbarungen, die auf beiden Seiten nicht eingehalten wurden.", sondern darum, dass das Angebot der Hamas zur Freilassung der Geiseln keines war, da es beinhaltete, weiter an der Macht zu bleiben, weiter ihre Terrorherrschaft über Gaza mit freundlicher Unterstützung der internationalen Gemeinschaft auszuüben und weiter Terror- und Raketenanschläge auf Israel planen und ebendiese auch durchführen zu können.

        Für Israel, gleich unter welcher Regierung, völlig unannehmbar. Für vorgebliche propalästinensische Aktivisten und selbsternannte Kämpfer für das Völkerrecht stellt das jedoch kein Problem dar.

        Angesichts des Todes- und Märryrerkultes der klerikalfschistischen Islamisten ist so eine Haltung blanker Zynismus.

  • Es wäre zudem das erste Mal in der Geschichte, dass Flächenbombardements auf ein Ghetto Geiseln befreien könnten. Alleine dies zeigt, neben der zynischen Erklärung Netanjahus, Humanitäre Hilfe aus rein taktischen Gründen wieder zuzulassen, dass das Leben der Geiseln für die israelische Regierung nur einen propagandistischen Wert besitzt.

    • @Rinaldo:

      Welches Ghetto?

    • @Rinaldo:

      Ich denke, Sie vertun sich.

      Das Leben der Geiseln hat für Netanjahu nicht nur propagandistischen Wert.

      Im Gegenteil: dann könnte er sich als Retter inszenieren.

      Das tut er nicht.

      Netanjahu ist Chef einer rechten Partei

      Eines der wichtigsten Versprechen von Rechten ist Schutz.

      Diktatoren rechtfertigen damit sogar ihre Diktatur.

      Netanjahu hat hier am 7.10. massiv versagt.

      Die Schlappe muss er gegenüber seinen Parteigängern ausbügeln.

      Stellt Netanjahu morgen die Kriegshandlungen ein, hat aber die Hamas gewonnen.

      Zudem gibt es bei Geiselnahmen immer das Dilemma, dass man die Geiselnehmer bestärkt, neue Geiseln zu nehmen, wenn man ihnen entgegenkommt.

      Netanjahu hat sich für den mitleidslosen Weg der Nichterpressbarkeit entschieden.

      Wie Frau Knaul mal schrieb: Er hat kein Herz.

      Um Propaganda geht es nicht.

      • @rero:

        Also Helmut Schmidt wird heute für seine Herzlosigkeit gefeiert.

  • "Dabei hatte er (Netanjahu) bereits im Februar die Zusage der Hamas, alle ­verbliebenen Geiseln in einem Durchgang freizulassen, wenn sich Israel zum Rückzug seiner Truppen aus ganz Gaza und zu einem ­dauerhaften Waffenstillstand verpflichtet."



    Welch großzügiges Angebot von der Hamas, eine dauerhafte Waffenruhe - dauerhaft halt mutmaßlich, bis die Hamas wieder genügend Munition gehortet und neue Kämpfer angeworben hat, um dann wieder losschlagen zu können...



    Die Hamas war noch NIE an Frieden interessiert. Seit es sie gibt will sie einzig Israel bekämpfen. Das ist ihr Dasein.



    Der Hamas kann kein einziges Wort geglaubt werden. Und überhaupt, was soll das für ein 'Angebot' sein? Geiseln freilassen.



    Geiseln, die zum allergrößten Teil Zivilisten sind. Zivilisten, die das Massakers der Hamas mit Glück überlebt haben. Das Massaker, das Auslöser dieses Krieges war - einseitig, ohne Provokation, von der Hamas durchgeführt.



    Israel hat nicht angefangen. Aber sie haben den Willen es zu Ende zu bringen.



    Europa und vor allem Deutschland wurde auch unter teils großen zivilen Opfern von den Nazis befreit, Israel schickt sich nur an die Palästinenser endgültig von der Geißel Hamas zu befreien.

    • @Farang:

      Sie werden von mir niemals rechtfertigende Worte für den 07.10.23 hören (so wie ich niemals die Busanschläge der frühen 2000er rechtfertigen würde). Es sind illegitime Mittel des Widerstands gegen die Besatzung. Aber "ohne Provokation"? Das klingt wie ohne Ursachen. Und das kann nun wirklich niemand sagen, der nicht selber quasi-religiös, vielleicht gar fundamentalistisch, an einer zum Mythos geronnenen Einseitigkeit beim Blick auf den Nahostkonflikt festhält.

      • @My Sharona:

        Die Ursache für das Massacker am 7.10. ist das Abraham-Abkommen gewesen.

        Israel hätte mit den arabischen Nachbarstaaten positive Beziehungen aufgebaut und die Hamas wäre weg vom Fenster gewesen.

        Man hätte sich mittelfristig nicht mehr für sie interessiert und die finanzielle Unterstützung reduziert.

        Wollen Sie eine Entwicklung in Richtung Frieden in der Region wirklich als "Provokation" bezeichnen?

        • @rero:

          Sie haben recht und ich habe den internationalen Aspekt, dass sich nicht nur für die Hamas, sondern für die Palästinenser*innen insgesamt die Chance auf einen Staat stetig verringerte, weil sie auf der politischen Tagesordnung nach unten rutschten, auch schon häufiger mal in meinen Kommentaren angeschnitten. Es ist hingegen eine Mutmaßung, dass dann die Hamas wirklich "weg vom Fenster" gewesen wäre (entscheidende Teile der Hamas haben diese Entwicklung aber in der Tat als Gefahr für sich wahrgenommen). Als Provokation habe ich gar nichts bezeichnet; ich habe darauf hingewiesen, dass in IDF- und Netanjahu-apologetischen Kreisen "ohne Provokation" in der Bedeutung von "ohne Ursachen" verwendet wird, was nicht stimmt.

        • @rero:

          Ich weiß nicht, ob die Hamas weg vom Fenster gewesen wäre. Aber auf jeden Fall die Rechte der Palästinenser.

    • @Farang:

      Deutschland wurde im WW2 bei weitem nicht so geschunden wie Gaza. Trotz noch größerer und schlimmerer Verbrechen. Es wurde auch nicht annähernd alle Nazis vernichtet, die Zivilbevölkerung ausgehungert und vertrieben und das ganze Land in Schutt und Asche gelegt.



      Die Palästinenser sind bestimmt sehr dankbar für die Befreiung. Ähnlich wie die Ukrainer die von Russland befreit werden.

      • @RonSlater:

        Die Ukrainer haben mitnichten Russland angegriffen.

    • @Farang:

      Die Hamas scheint mir in aller erster Art und Weise eine Idee zu sein und kein Körper. Ich denke, man kann unschuldige Menschen vor Schaden schützen, wenn man die Verantwortlichen und Kommandoebenen mit geheimdienstlichen Mitteln stellt.

      • @Gerhard Krause:

        Das hat Israel mit Hanijeh getan. Und ist dafür international verurteilt worden. Egal, was Israel tut oder nicht - Israel ist in den Augen der Israelkritiker immer böse.

        • @BrendanB:

          Guten Tag, danke für Ihre Meinung. Dass es streng immer gegen Israel geht, das denke ich nicht. Soweit dies nach Anzahl der von Ihnen genannten Äußerungen in Verbindung mit Ereignissen und einem bestimmbaren Zeitraum so wäre, könnte man ja in die wissenschaftliche Analyse einbeziehen, dass die Kritik berechtigt sein könnte. Hingegen hätte zumindest ich es als stark empfunden, wäre an die Kommandeure die Botschaft gerichtet worden: 'Wir finden euch überall, selbst wenn es Jahre dauert.'

  • Was die israelische Regierung veranstaltet, ist ein ständiger Bruch des internationalen Völkerrechts. Gaza wird in eine Trümmerwüste verwandelt, den Menschen die Lebensgrundlage zerstört, und die Politiker sitzen am Bankett bei Champagner & Seezunge - naschen vom Kaviar - genehmigen sich danach ein Schäferstündchen - und schicken dann wieder Panzer & Kampfhubschrauber los. Wofür?

  • "Was immer die Begründungen für die aktuelle israelische Offensive sind" - Ich weiß nicht, wie man über die Motive noch im Unklaren sein kann: Es geht darum, alle Gebäude zu zerstören und alles, was an Infrastruktur noch übrig ist.

    • @Semon:

      Das hätte Israel viel einfacher machen können.

      Ich zitiere aus meinem anderen Post was Israel seit einem Jahr fordert, öffentlich:

      „Außerdem hat die Hamas schon öffentlich von Netanjahu das Angebot erhalten , dass es Waffenruhe und Frieden geben kann.

      Die Bedingungen:



      1 die Geiseln freilassen (dies ist auch völkerrechtlich nötig)



      2 Entwaffnung der Hamas (dies ist nötig, da diese als de facto Regierung einen genozidalen Angriffskrieg gegen Israel begonnen haben)



      3 Exil für Hamas Führung (ich wäre für Nürnberger Prozesse und den Strick für einige, die Hauptschuldige sind, aber Israel und die Welt setzen diese moralisch aus und wandeln es in Haft auf Lebenszeit um, wie Hessen)

      Das ist was Hamas ablehnt: Die eigene Bedeutung aufgeben.

      Dieses Angebot ist öffentlich.

      Es ignoriert sogar, dass Hamas im Joint Palestinian Operations Room mit PIJ, PFLP zusammenarbeitet“.

  • Wer oder was hindert eigentlich die Hamas daran, die Geiseln freizulassen und den Gazastreifen zu verlassen?

    Dann wäre der von der Hamas angefangene Krieg sofort vorbei.

    Die Geister, welche die Hamas rief wird sie jetzt nicht mehr los. Die Leidtragenden sind die Palästinenser, für die die Hamas angeblich kämpft.

    Die Hamas bietet Netanjahu genau den Grund den er braucht, um diesen entsetzlichen Krieg weiterzuführen. Die Hamas hat es in der Hand, den Krieg sofort zu beenden.

    Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Hamas den Krieg gar nicht beenden will.

    • @Gnutellabrot Merz:

      "Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Hamas den Krieg gar nicht beenden will."

      Genauso wenig wie Netanjahu. Der würde sich nämlich nach dem Krieg diversen Gerichtsverfahren stellen müssen. Und seine Koalitionäre träumen schon lange von Großisrael. Die Geiseln sind da vollkommen nebensächlich.

      • @Klabauta:

        Netanjahu muss sich im eigenen Land so oder so verantworten - politisch und juristisch. Es gibt wieder Wahlen und für ihn auch als PM keine Immunität. Ob er weiter Krieg führt oder der Hamas nachgibt, ist dafür völlig unerheblich. Der Krieg setzt nicht das Wahlrecht aus und stellt auch nicht die Justiz außer Dienst.

    • @Gnutellabrot Merz:

      "Dann wäre der von der Hamas angefangene Krieg sofort vorbei." Das glauben Sie wirklich? Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber viel wahrscheinlicher ist doch, dass Gaza Schauplatz von Vertreibungen und Enteignungen und Administrativhaft und "physischem Druck" bei Verhören und Erpressungen (mit Wasser und Steuereinnahmen und Hilfslieferungen) und Checkpoints und mangelndem Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung und tödlichen Antiterroreinsätzen, für die es keine rechtlichen Sanktionen gibt, wird. Ein Westjordanland mit intensivierter Gewaltausübung und in Trümmern. Vielleicht ist es dann kein Krieg mehr. Frieden aber auch nicht.

      • @My Sharona:

        Frieden wird es dort aktuell in keinem Fall geben.

        Es würde reichen, wenn das Sterben aufhört.

        Vertreibungen sind sehr unwahrscheinlich, weil niemand die Palästinenser haben möchte.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Die Tage hat Bibi erst wieder gesagt was er möchte. Die Geiseln kommen an sechster Stelle. Es wäre keinesfalls vorbei, wenn die Geiseln freigelassen werden.

      • @RonSlater:

        Interessant wäre es doch darüber zu diskutieren, was für Bibi an erster bis fünfter Stelle kommt … ich fürchte, nichts Gutes.

  • Man fragt sich, warum Hamas nicht kapituliert. Es wirkt so, als ob ihnen ihre eigene Bevölkerung völlig egal ist. Militärisch gewinnen können sie nicht. Eine Kapitulation ist in der Situation mehr als angebracht. Wieso wirft man Israel vor, dass sie einen angeblich nicht gewinnbaren Krieg führen (was die IDF vermutlich anders sehen), nicht aber Hamas? Eine Kapitulation würde Israel sofort den Grund entziehen, weiter gewaltsam vorzugehen. Sie ist seit Monaten überfällig.

    Währenddessen nutzt Israel die Offensive, humanitäre Hilfe an Hamas vorbei direkt an die Bevölkerung zu verteilen. Auf mich macht das nicht den Anschein, dass Israel einen Völkermord begehen will - eher Hamas.

    • @Michael 324207:

      Für die Hamas läuft alles gut und nach Plan. Bei bzw. nach einem Waffenstillstand könnte sie sich reorganisieren und den "nächsten 7. Oktober" vorbereiten und durchführen, so wie sie das immer wieder offen angekündigt hat. Die Bevölkerung ist ihr insofern nicht egal, wie sie ihr einziges "Rekrutierungsmaterial" darstellt und die hohe Zahl der Toten im Gazastreifen ihr propagandistisch nützt. Es geht ihr in letzter Konsequenz nicht um Palästina, sondern um ein weltweites Kalifat.

    • @Michael 324207:

      "Wieso wirft man Israel vor, dass sie einen angeblich nicht gewinnbaren Krieg führen (was die IDF vermutlich anders sehen), nicht aber Hamas? "

      Weil Israel (immer noch) als demokratischer Rechtsstaat angesehen und deshalb mit anderen Maßstäben gemessen wird als Hamas. Allerdings arbeitet Netanjahu mit Kräften daran, dass das nicht so bleibt.

      • @Klabauta:

        Ich kann dieses "Hamas sind halt Terroristen, da kann man nix machen. Die muss man gewähren lassen." nicht mehr hören. Nein, muss man nicht.

        • @BrendanB:

          Nein, das hat auch niemand behauptet. Wenn man jedoch darüber nachdenkt, wie der terroristische Sumpf „trockengelegt“ werden kann, muss man sich auch ernsthaft die Frage stellen (lassen), ob Israels Methoden dabei die angemessenen sind … oder diesen Terrorismus geradezu noch befeuern.



          Sie plädieren hier lediglich für Denkverbote..

      • @Klabauta:

        Wird Israel denn wirklich so angesehen?

        Haben die ganzen Resolutionen der UN etwas damit zu tun, dass man Israel als demokratischen Rechtsstaat ansieht?

        Werden Israelis bei uns auf der Straße angegriffen, weil man sie als Angehörige eines demokratischen Rechtsstaates ansieht?

        Würde man einem demokratischen Rechtsstaat Pink Washing vorwerfen, weil seine Gesetze gegenüber queere Menschen sehr liberal sind?

        Sorry, ich glaube das im Großen nicht mehr.

        Ihnen persönlich möchte ich nichts unterstellen oder in Abrede stellen.

        • @rero:

          Ihre Einwände zählen natürlich genau so wie @Klabautas Argument, dass an Israel als demokratischer Staat andere Maßstäbe anzulegen sind als im Falle von Unrechtsregimen oder Terrororganisationen wie Hamas.



          Es ist aber so, dass veränderte Situationen auch zu Änderungen in der eigenen persönlichen Einschätzung und Haltung führen können … angesichts von mehr als 50.000 Toten in Gaza - darunter 15.000 Kinder - mag ich nicht mehr glauben, dass Vorgehen Israels sei moralisch legitim, weil es hier (angeblich) um die Selbstbehauptung des jüdischen Staates gehe und Israel nur auf den Terror der Hamas reagiert habe. Zumal das Ziel der Zerstörung der Hamas gerade NICHT gelungen ist und auch nicht gelingen kann - was stattdessen zu hören und zu lesen ist, dass Israel, genauer: die Netanyahu-Regierung in Gaza noch ganz andere Ziele verfolgt.



          Schließlich ist die Frage zu stellen: selbst wenn man die israelische Kriegsführung gut heißen könnte - zählen 1.195 jüdische Tote (die Opfer des barbarischen Hamas-Überfalls vom 7.10. 2023) mehr als inzwischen 52.000 palästinensische Todesopfer in Gaza, dass man Israel nicht kritisieren und keine entsprechenden politischen Reaktionen fordern dürfte.

        • @rero:

          Ich sehe das tatsächlich etwas anders als Sie. Warum, glauben Sie, hat die israelische Sängerin im Televoting so exorbitant viele Stimmen bekommen? Weil sie so gut gesungen hat? Das haben andere auch. Nein, es war ein Zeichen der Solidarität.



          Ich denke, Sie sollten einfach mal aus Ihrer Wagenburg herauskommen.

  • "... Doch das dortige Regime erklärte die Vertreibung der Palästinenser ins Nachbarland als rote Linie. Das Land am Nil will nicht der Austragungsort für die nächste Episode in der palästinensischen Vertreibungsgeschichte sein. ..." komisch, am Anfang 1948 waren die doch ganz vorn dabei, da gab waren es doch die arabischen Staaten gemeinsam.

    • @Axel Schäfer:

      Herr Schäfer, ihre insinuierte Ironie ist nicht nur angesichts des Leids, das ihnen vielleicht abstrakt vorkommen mag, unangebracht; sie solltend aneben mal ihr ganzes historisches Verständnis auf den Prüfstand stellen; etwas, das vor mehr als 75 Jahren geschehen ist, heutigen - nicht deckungsgleichen Administrationen und damit auch Völkern - vorzuhalten um deren heutige Motivation verächtlich zu machen, hat sehr dunkle Züge.

      Es ist für humanistisch eingestellte Menschen traurig, die Ergüsse von manchen Leuten hier lesen zu müssen und ihrer gehört leider dazu.

    • @Axel Schäfer:

      Ich denke eher, dass der Angriff auf das entstehende Israel jelfen sollte, eine weitere Vertreibung arabischer Palästinenser zu verhindern. Immerhin waren vor dem Abzug der Briten, der Ausrufung des Staats Israels und dem Angriff der arabischen Nachbarstaaten schon 300.000 arabische Palästinenser auf der Flucht bzw. vertrieben worden.

      • @Francesco:

        Na, da werden wieder mal Täter zu Opfern gemacht. Die Vertriebenen, von denen Sie hier reden, waren Opfer und Flüchtlinge des von den Arabern begonnen Bürgerkrieges, der direkt nach der Verkündigung des Teilungsplanes seitens der UN begonnen wurde. Zeitgleich begann die Vertreibung von rund 800.000 Juden aus arabischen Ländern.



        de.wikipedia.org/w...schen_L%C3%A4ndern

  • Menschengemachte humanitäre Katastrophe klingt eigentlich recht neutral. Aber wer sind denn diese Menschen, die diese humanitäre Katastrophe zu verantworten haben und wer unterstützt sie dabei?

  • "Dabei hatte er bereits im Februar die Zusage der Hamas,alle ­verbliebenen Geiseln in einem Durchgang freizulassen,wenn sich Israel zum Rückzug seiner Truppen aus ganz Gaza und zu einem ­dauerhaften Waffenstillstand verpflichtet.""Die Hamas hatte sogar angeboten,sich nach Freilassung der Geiseln und Rückzug der israelischen Armee aus der Verwaltung des Gazastreifens zurückzuziehen."



    Einer der aus meiner Sicht wesentlichen Punkte fehlt in diesem Artikel:Die gazanische Regierung und ihre Kämpfer waren nicht bereit sich entwaffnen zu lassen bzw. die Waffen niederzulegen.Für mich heißt das,die Situation wäre wie vor dem 07.10.23 gewesen und die nächsten,bereits angekündigten Pogrome,würden stattfinden.Dass sich die gazanische Regierung und ihre Kämpfer (angeblich oder tatsächlich?) nicht in Verwaltungsangelegenheiten einmischen würden,ist meiner Einschätzung nach wenig hilfreich,wenn sie weiterhin als "Schatten-Armee"gemeinsam mit dem Iran/Huthi/Hizbollah/u.a. ihre Ziele,die Zerstörung Israels und Tötung jüdischer/israelischer Menschen,weiter verfolgen können und dazu auch befähigt bleiben.



    Ich wünsche der gazanischen nicht-kämpfenden Bevölkerung eine bessere,friedliche Regierung.

    • @*Sabine*:

      Sie bleiben in allen Ihren Beiträgen die Antwort darauf schuldig, wo für Sie eine Grenze der gegen die Zivilbevölkerung Gazas durch die IdF ausgeübte Gewalt verläuft. Wieviele verhungernde, durch medizinische Unterversorgung und Bomben sterbende Menschen gehen für Sie mit dem gebetsmühlenartig wiederholten Verweis auf die Schuld der Hamas für diesen Krieg in Ordnung?



      Bis jetzt habe ich den Eindruck, es gibt keine Grenze für Sie, weswegen Ihre sicher gut gemeinten Wünsche für die Menschen in Gaza wohlfeil sind.

      • @Klabauta:

        Die Verantwortung der Hamas wird ja auch nicht kleiner, indem mehr Kinder sterben.

        Würden Sie denn eine Antwort á la "42.346 Zivilisten" ( fiktive Zahl ohne Bedeutung) akzeptieren?

        Insofern ist Ihre Frage sinnfrei.

        Wieviele Opfer müsste die Hamas denn massackrieren und deren Ermordung als Video ins Internet stellen, bis Sie zugeben würden, dass die Hamas unbedingt zerstört werden müsste?

        (Nein, ich erwarte auf diese Frage keine Antwort, sie ist rein rhetorische Natur.)

        • @rero:

          Darauf werden Sie keine Antwort bekommen, da das implizieren würde, Israel hätte das Recht, irgendetwas zu tun. Da Israel dieses jedoch abgesprochen wird, kommt da nichts.

          • @BrendanB:

            Auch wenn ich weder Sie noch @rero gefragt habe, gebe ich Ihnen doch eine Antwort.



            Ich habe Israel in keinem meiner Beiträge das Recht auf Selbstverteidigung abgesprochen, aber ich spreche der israelischen Regierung das Recht auf Völkermord und Vertreibung ab.



            Die Grenze des völkerrechtlich Vertretbaren hat sie schon lange überschritten. Um das zu sehen braucht es keine Zahlen.



            Hamas zu zerstören wird auf diese Weise nicht gelingen.

  • Danke für den Artikel. Man fragt sich wirklich auch bei dem was da so offen von israelischer und amerikanischer Seite geplant wird, wann denn der restliche Werte-Westen, die selbsternannten Verteidiger von Menschenrechten und Völkerrecht, die Moralischen, die Hüter der Demokratie endlich gedenken mehr zu tun als nur Worte der Besorgnis zu verkünden und Appelle an Israel zu richten. Es gibt ein Wort dafür immer wieder das Gleiche zu machen und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Und genau das ist es mittlerweile: Wahnsinn.



    Und ich frage mich schon wie das Aushungern von zwei Millionen Menschen, tausende mit lebensverändernden Verletzungen, 1 Mio Kinder traumatisiert und die fast komplette Zerstörung der Infrastruktur, Landwirtschaft, extreme Kontaminierung des Bodens, also dem Entzug aller Lebensgrundlagen nicht auch folgendes erfüllt: Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe; vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen?

  • Es gibt keine Rechtfertigung für das, was im Gazastreifen geschieht, und wer weiter Waffen an die israelische Regierung liefert und deren rechtsradikale Politiker empfängt oder durch Besuche adelt, macht sich mitschuldig.

  • Es geht Netanyahu doch gar nicht um Israels Gegenwart oder Zukunft. Es geht ihm darum, mit einer möglichst lange dauernden Regierung Netanyahu möglichst kurz noch in den Knast zu müssen.



    Mit dieser Prämisse lässt sich sehr viel bereits erklären.

    Alternativer Ansatz: Als einem Jabotinsky-Anhänger ist dem Netanyahu ein Araber ein Feind, den es zu schwächen, vertreiben, töten gilt, um Israel Lebensraum im Nahen Osten zu schaffen. Auch diese Prämisse hat erschreckend viel Vorhersagekraft.

    Zeit für uns, in der EU und direkt Verantwortung zu übernehmen,



    für ein rasches Ende der Besatzung



    für ein souveränes, auch von uns anerkanntes Palästina



    für Anreize an Israel, diese Unmenschlichkeit zu beenden.

    Die Hamas konnte nicht nur durch Netanyahus Hilfe so groß werden, sondern durch die skandalöse Dauerabriegelung und -zerbombung des Gazastreifens. Handeln wir also.