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Impfgerechtigkeit und PriorisierungPragmatisch und ungerecht

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Einfach alle ohne Reihenfolge zu impfen, klingt verheißungsvoll. Aber dabei bleiben die Schwächeren auf der Strecke.

Streng nach der Priorisierung: Impfung einer Lehrerin in Hannover am 10. März Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

S achsen will an der Grenze zu Tschechien, wo die Coronazahlen kaum kontrollierbar sind, die festgelegte Impfreihenfolge aufheben. Alle ab 18 aufwärts sollen so schnell wie möglich geimpft werden. Warum nicht gleich so, rufen jetzt viele – und warum nicht überall? Wir haben jetzt doch gemerkt, dass die deutsche Impfbürokratie dem Virus nicht gewachsen ist. Können wir jetzt nicht einfach alles in die Oberarme drücken, was geht – statt darauf zu warten, dass auch die letzte Greisin ihren Weg zum Impfzentrum gefunden hat?

Nein, nicht ganz. Es bleibt richtig, die am stärksten Gefährdeten zuerst zu impfen. Jede andere Lösung – etwa eine Priorisierung nach Verbreitungswahrscheinlichkeit – ist nicht nur ethisch schwer zu vertreten.

Es steckt auch eine andere Form der Gerechtigkeit in der Priorisierung: Sie soll gewährleisten, dass sich nicht die Stärksten vordrängeln. Die vielen Beispiele von Kommunalpolitikern und anderen ehrenwerten Sich-wichtig-Nehmern zeigen, dass diese Gefahr sehr groß ist.

Und sie wird wachsen, wenn die HausärztInnen das Impfen übernehmen. Es mag pragmatisch und angebracht klingen, das Impfen in die Praxen zu verlegen. Aber wer kontrolliert eigentlich, ob dort tatsächlich das größte Risiko entscheidet – und nicht etwa eine Privatversicherung oder andere Virus-fremde Erwägungen?

Das bisschen Impfstoff, das Deutschland sich gesichert hat, findet seinen Weg quälend langsam zu den Berechtigten – die neuen Mutanten sind schnell. Der Druck, die Impfreihenfolge zu realitätsfernem Gedöns zu erklären, wächst. Die Notmaßnahme in Sachsen wird kein Einzelfall bleiben.

Wenn aber die Priorisierung massenhaft unterlaufen wird, muss niemand lange raten, wen das treffen wird: die schlecht Artikulierten mit Vorerkrankungen. Das sind meist die Ärmeren, oft MigrantInnen, ohne institutionelle Zugänge. Sie bekommen den rettenden Stoff dann als Letzte oder Vorletzte. Wenn Covid-19 sie nicht vorher erwischt hat.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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50 Kommentare

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  • "Warum nicht gleich so, rufen jetzt viele – und warum nicht überall?"

    Steht doch im Satz davor! Weil direkt an der Grenze die Hütte brennt. Warum schreibt man erst die Antwort, dann die Frage?

  • Die strenge Priorisierung klingt erst mal gerecht.



    Gleichzeitig ist sie aber eine Ursache warum die Impfkampagne wegen des bürokratischen Overkills quälend langsam voran geht.

    Man darf nicht vergessen: Es gibt keinen besseren Schutz für die gesamte Bevölkerung als einen hohen Anteil der immunisierten Personen.

    Jede Beschleunigung ist daher ein Schutz für alle.

    • @Argonaut:

      Richtig. Und wenn dann auch noch bei den gefährdetsten Gruppen angefangen wird rettet man sogar noch sehr viel mehr Menschenleben.

      Prioritäten und Tempo sind keine Gegensätze.

  • Der Artikel geht meiner Meinung nach zum Teil an der Realität vorbei. Zum Beispiel ist die Priorisierung ja gut und richtig, aber es wird viele Fälle geben, wo Menschen durchaus geimpft werden sollten selbst wenn sie nicht in eine der Gruppen fallen. Beispiele: Jene die am meisten Angst haben vor dem Virus. Oder jene die Kontakt mit Risikopatient*innen haben, die selbst nicht geimpft werden können, auch deren Freund*nnen. Vielleicht sollte man es an dieser Stelle den Menschen auch mal selbst zutrauen, das einzuschätzen?



    Dann lässt der Artikel außer Acht, dass "Impfen" eben kein Kuchen ist, der verteilt wird, sondern letzten Endes nur gesamtgesellschaftlich funktioniert. Und da gäbe es auch andere Maßstäbe, die man anlegen könnte, z.B wieviele Kontakte jemand täglich hat. Wenn wir nach den Gefährdetesten diejenigen impfen würden, die die meisten Kontakte haben, und am Ende jene, die kaum jemanden sehen, wäre die Gesellschaft insgesamt besser und schneller geschützt als wenn wir nur nach Gefährdung der Einzelnen gehen. Und darum geht es, dass die Gesellschaft als Ganze geschützt ist, nicht jedeR Einzelne.



    Und zuletzt: Ein weitaus größeres Problem als die punktuelle Nichteinhaltung von Priorisierung ist, dass viele auch mit Priorisierung durchs Raster fallen, weil sie sich nicht im ihre Impfung kümmern können oder wollen, weil sie schlecht informiert sind, weil sie sich einfach keinen Termin holen etc. Statt sich die Köpfe heißzureden über die Priorisierung, statt Mondsummen (25.000 EUR???) als Bußgeld festzulegen, sollte man dann lieber schauen, wie man diese Menschen erreicht. Hausärzt*innen zum Beispiel dürften da vermutlich an der besten Position sein, die Bescheidenen, Unwissenden und die Impfskeptiker*innen zu erreichen. Also bitte her mit den Hausärzt*innen, dann macht sich hoffentlich auch endlich wieder unser eigentlich doch recht gutes Gesundheitssystem beim Impftempo bemerkbar.

    • @V. Ohneland:

      Richtig, prinzipiell gibt es die 2 Ansätze: unmittelbar Todesfälle vermeiden durch Impfung der Gefährdetsten vs unmittelbar Superspreading und Invalidität, aber nur mittelbar Todesfälle vermeiden durch einen durchgeimpften cordon sanitaire um die Anfälligsten. Das liegt in der Eigenart dieses Virus, dass die Anfälligsten in der Regel niemanden sonst mehr anstecken - im Gegensatz zu Grippe, wo Kinder gleichzeitig eine der vulnerabelsten Gruppen und einer der Hauptverbreiter des Erregers sind.

      Bei Ansatz 2 ist die Mortalität des CDU/CSU-Stammklientels etwas höher, aber insgesamt wird das Virus schneller bekämpft, und die Gesamtzahl der Toten, ganz zu schweigen von den Invaliden, wird auch niedriger liegen, außer man macht wirklich sehr viel richtig.

      Der Haken ist nur: sobald man sich für einen Ansatz entschieden hat, kann man das nicht mehr einfach ändern, zumal dann nicht, wenn die Verbreitung des Pathogens wieder kritische Ausmaße annimmt.

      Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, und in Deutschland liegt das Virus nach 1 Jahr immer noch uneinholbar vorne. Zwar nicht mehr mit so großem Vorsprung, aber das ändert nicht viel.

      Dass sich die meisten Regierungen für Strategie 1 entschieden haben, liegt an dem Zufall, dass die Länder mit der extremsten Mortalität bislang auch diejenigen mit der besten Impfstoffversorgung sind.

      • @Ajuga:

        "Das liegt in der Eigenart dieses Virus, dass die Anfälligsten in der Regel niemanden sonst mehr anstecken"

        Sind die vielen Toten in den Altersheimen an Ihnen vorüber gegangen?

  • „Einfach alle ohne Reihenfolge zu impfen..“

    Wäre eine Möglichkeit, wenn genug Impfdosen für alle da wären. Das ist aber nicht der Fall und genau das ist doch auch der Grund, warum man priorisiert.

    „Es bleibt richtig, die am stärksten Gefährdeten zuerst zu impfen.“

    Sicher - nur lässt sich inzwischen mit der Zunahme der Mutationen nicht mehr so ganz leicht sagen, wer am stärksten gefährdet ist. Vermutlich sind es jetzt die, mit der höchsten Kontaktfrequenz am Tag - ganz unabhängig vom Alter etc..

    • @Rainer B.:

      De Mutanten erhöhen vor allem die Verbreitungsgeschwindigkeit, aber denmnmnoch: "Es bleibt richtig" gilt nur aus technisch-logistischen Gründen, nicht aus epidemologischen - eigentlich würde man spätestens jetzt mit der Impfung der Hauptverbreitungs-Risikogruppen besser fahren, aber wenn man jetzt noch alles neu aufstellt - der heutige Anstieg der Inzidenz bildet lediglich den Anstieg der Neuinfektionen vor 10-14 Tagen ab! -, schafft man am Ende gar nichts hinreichend.

      Lauterbach hat mal wieder recht: die *grundsätzliche* Priorisierung beibehalten, aber keine Dosis Impfstoff ungenutzt liegenlassen sondern für Personen mit vielen Kontakten nutzen, und die Intervalle zwischen Erst- und Zweitimpfung maximal ausreizen. Das ist zur Zeit die letzte verbliebene Chance; "Deutschland" - das heißt: vor allem das Kleptokratenstadl namens CDU/CSU - hat es wieder mal mit Ansage grundsätzlich versemmelt, und der Handlungsspielraum ist ähnlich groß, wie bei einem LKW, der in einer einspurigen Sackgasse ohne Wendehammer feststeckt. Alles was über palliative Maßnahmen hinausgeht, gibt dem Virus einen noch größeren Vorsprung, und jede Halbherzigkeit beim Impfen ist eine Steilvorlage für jede Fluchtmutante die uns Darwins langer Arm vor den Latz knallt. Wir - und damit meine ich wirklich uns alle in Deutschland - haben mehrheitlich Scheiße gewählt, wir haben Scheiße serviert bekommen wie bestellt, und die müssen wir jetzt bis zur Bundestagswahl fressen.

      Aber Hauptsache, Hohlmeiers und Tandlers Schweizer Konten quellen über vor von Laschet und Söder herbeigestohlenen Millionen für in der EU nicht zertifizierte Masken, die selbst in Belgien auf dem Höhepunkt der Pandemie wegen Produktionsfehlern als Abfall entsorgt wurden. 1000% Profitmarge, das muss Frau Tandler erst mal wer nachmachen... in NRW wird indes der Öffentliche Dienst mit dem Schrott ausgerüstet.

  • Ich weiß nicht, warum das Impfen nach Risikogruppen in anderen Ländern (Israel, UK, USA) klappt, nur in DE nicht. Wenn wahllos geimpft wird, wird ein heilloses Durcheinander herrschen. Es ist dafür zu sorgen, dass die Altersgruppen 60+, Kranke, etc. zuerst geimpft werden.

    • @Jossi Blum:

      Das klappt in anderen Länderen auch nicht besser. Wenn es um Tage geht statt Wochen fällt es nur nicht auf, ist dann auch völlig irrelevant und es reichen grobe und ungefähre Kriterien völlig aus.

  • Wir haben uns erstens nicht nur ein bisschen Impfstoff gesichert (ab April steigt die Menge massiv an) und zweitens ist pragmatisch und vielleicht (hierbei handelt es sich nur um Unterstellungen) ungerecht deutlich besser als gerecht aber unfassbar langsam und unpraktisch. Denn der Zeitverlust beim impfen führt zu gewaltigen gesellschaftlichen Schäden, während gleichzeitig jeder geimpfte (erst recht wenn er aus einer stark verbreitenden Gruppe kommt, das Risiko führ alle senkt. Impfstoffe nicht zu verimpfen ist unmoralisch, auch wenn man auf „den letzten Greis“ wartet

  • Wo kommt eigentlich Ihr schlechtes Bild von Hausärzten her? Gerade in großen anonymen Impfzentren können sich wohlartikulierte Menschen mit Beziehungen am ehesten erfolreich vordrängen und an genau solchen unpersönlichen Apparaten scheitern Randgruppen zuerst. Der Hausarzt kennt seine Patienten und wird von sich aus die Kränkeren auf eine Impfung ansprechen, die selbst nicht daran denken. Die Jungen, Gesunden, die jahrelang kaum beim Arzt waren und die er nicht kennt, sind hier ja wohl weniger das Problem.

    • @Axel Berger:

      Ohne Impfeinladung und vorherigen Termin kommt man gar nicht rein oder an eine Impfung. Und wenn sich "Menschen mit Beziehungen" vordrängen, dann sollten die, die das ermöglichen, ganz schnell eins auf den Deckel bekommen.

      • @Jossi Blum:

        In der Realität ist das alles deutlich komplizierter.



        Habe gestern mit einer, die ehrenamtlich impft gesprochen. Es kommt also vor, dass Leute ihren Termin nicht wahrnehmen, warum öfter noch mehrere Dosen in der Ampulle bleiben, die aber nicht aufgehoben werden können.



        Korrekt wäre also, die wegzuwerfen. Ist aber doch eigentlich kompletter Irrsinn?!



        Also werden die an Begleitpersonen, oder andere, die grad mehr oder weniger zufällig da sind, verimpft.



        Auch wenn das ungerecht sein mag, ist mir das lieber, als das wertvolle Zeug zu entsorgen, nur um die Reihenfolge einzuhalten.

        • @Fezi:

          An Begleitpersonen zu verimpfen, ist etwas anderes als wenn sich "Menschen mit Beziehungen" vordrängen bzw. einfach so auftauchen (ohne jemand, der geimpft werden soll). Ich finde z.B. dass ältere Eheleute gleich zusammen geimpft werden könnten, auch wenn einer jünger ist.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    In der jetzigen Situation, mit den Mutanten, wäre es überlegenswert, wenn man die am stärksten betroffenen Gebiete mit allem was man hat durchimpft und dann zum nächsten übergeht.



    Schaut man sich die Deutschlandkarte an, wäre ein Schutzwall in Richtung Tschechien sinnvoll. An Ostern geht sonst die Post ab, denn da werden die Menschen hin und herreisen.



    PS: ich wohne da nicht.

  • 1G
    15833 (Profil gelöscht)

    Naja, in meinen Augen war die Reihenfolge komplett falsch, zuerst sollten Ärzte und pfleger kommen, danach alle die das System am laufen halten.



    Dann kann man die Reihenfolge wieder einhalten wie abgesprochen.

    • @15833 (Profil gelöscht):

      Krankenhausärzt*innen und Pfleger*innen sind in der ersten Prioritätenkategorie und, soweit sie mitgemacht haben, auch mehrheitlich schon geimpft, die restlichen Ärzt*innen sind in der zweiten Gruppe. Wenn es das ist, was Sie fordern, dann kann doch die Reihenfolge gar nicht "komplett faklsch" sein.

    • @15833 (Profil gelöscht):

      Da es noch immer nicht ganz klar ist, ob ein Geimpfter den Virus trotzdem weitergeben kann oder nicht, bringt es nichts, erst Ärzte, Pfleger zu impfen, sondenr die anfälligen Patienten, Senioren, etc.

      • @Jossi Blum:

        Es bringt sehr viel Ärzte/innen und Pflegekräfte zu impfen. Denn Italien hat gezeigt, dass viele Ärzte und Pflegekräfte sich bei der Ausübung ihrer Arbeit angesteckt haben und gestorben sind.

      • @Jossi Blum:

        " danach alle die das System am laufen halten"

        Wer ist denn das?



        Das ist eine beliebig schwammige Gruppe.

        Besser wäre zu fragen, wer sich für so unbedeutend hält, dass er/sie sich gerne ganz hinten anstellt.

      • @Jossi Blum:

        Es war eigentlich offensichtlich, nur noch nicht nachgewiesen, wie auch? also war man mangels Beweis richtigerweise zunächst vorsichtig. Inzwischen kommen zunehmend auch die Nachweise dafür.

  • Es ist unmöglich die Reihenfolge einzuhalten wenn Ärzte mitmachen sollen. Betriebsärzte impfen Menschen zwischen 16 und 67 Jahren. Also weder die eingesperten Kinder noch die ebenso eingesperten und gleichzeitig stark gefährdeten Alten. Hausärzte werden viele sehr Alte Menschen impfen. Bei Hausbesuchen. Aber wenn Patient A sowieso einen Termin für einen Hausbesuch hat, muss er geimpft werden. Auch wenn Patient B der am nächsten Tag besucht wird es laut Liste nötiger hat.



    In die Praxis kommt nur wer so fit ist das zu schaffen. Dann muss man einfach dem Arzt vertrauen ob der Diabetes oder der Krebs Patient zuerst geimpft wird. Nach welcher Liste soll man diese Bewertungen anstellen? Nur die Expertise des Arztes kann Kompass der Prioriesierung vor Ort sein.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Erst müssen die Versorgten gerettet werden und dann die Versorger.

  • Eine Impfpriorisierung macht Sinn, so noch nicht genügend Impfstoff verfügbar ist und Menschengruppen aufgrund Körperkonstitution unterschiedliche Risiken haben. Allerdings muss diese Priorisierung den Risiken auch entsprechen und Impfangebote barrierefrei organisiert sein. Hier wurde zuletzt ein Teil der behinderten Menschen übersehen, die zwischenzeitlich nun berücksichtigt wurden. Bleibt zu hoffen, dass nicht andere übersehen werden.

    • @Uranus:

      "Eine Impfpriorisierung macht Sinn, so noch nicht genügend Impfstoff verfügbar ist..."

      So sehe ich das auch. Wenn aber viel Impfstoff da ist, dass es eher ein logistisches Problem gibt, den Impfstoff zu verimpfen, führt die Impfpriosierung zu einem wahnsinnigen Verwaltungsaufwand, der dazu führt, dass wir deutlich länger brauchen. Was soll den der Hausarzt machen: Schön nach Geburtstag und Vorerkrankung die Leute anrufen und den Wunschtermin ausmachen? Und wenn Termine frei bleiben? Niemanden von nachrangigen Gruppen in die Lücken setzten? Schon jetzt sieht man, dass wir den wenigen Impfstoff nicht verimpfen und er teilweise ungenutzt rumliegt. Die Impfprioisierung sollte daher bald aufgegeben werden. Dies wird auch geschehen. Meine Prognose ist Mitte April, wenn die Zahlen zu den angekündigten Lieferungen der Impfdosen halbwegs stimmen.

      • @Strolch:

        Ich fügte weiter unten eine Stellungnahme von Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz an, in der er sagt, dass 3 Millionen der ersten Prioritätsgruppe nicht gegen das Coronavirus geimpft seien. Zuvor beklagte er, dass Institutionen wie Heime fokussiert würden, tatsächlich aber die Hälfte der Senior*innen in ihren eigenen 4 Wänden leben. Da scheint es ein Registrierungs/Kommunikationsproblem zu geben. So Impftermine freibleiben, sollte es eine Warteliste geben, auf denen Menschen der gleichen Impfkategorie stehen ...

        • @Uranus:

          Was ich so in der Verwandtschaft mitbekomme, ist es auch unglaublich schwierig, überhaupt jemanden zu erreichen. Von den 3 Millionen gibt es aber auch eine Vielzahl, die nicht geimpft werden wollen. Ich weiß nicht wie die impfbereitschaft bei 80+ ist. In der Gesamtheit liegt sie bei ca. 75%, wobei das ja von Woche zu Woche schwankt. Da momentan 4 Millionen impfdosen rumliegen, könnte ja zumindest 2 der 3 Millionen geimpft werden, wenn die Logistik funktionieren würde...

    • @Uranus:

      Ein bisschen mehr Transparenz wäre schon ganz nett. Allerdings denke ich auch, dass die Impfreihenfolge schon durchaus durchdacht ist und es auch eine Abwägung zwischen Komplexität und Risiko gegeben hat. Im übrigen ist, wenn ich mich recht erinner, das Risiko für über 80-Jährige nach einer Infektion zu sterben bei 15%. Natürlich können die Leute in der Gruppe dann auch noch zusätzlich noch chronische Krankheiten haben. Und natürlich haben Ärzte Kontakt mit all diesen Leuten.

      Wie gesagt, mehr Transparenz und besser aufbereitete Daten würden wahrscheinlich schon Wunder wirken. Aber Fakt ist halt auch dass weltweit gesehen einfach viel zu wenig Impfstoff da ist, da fehlen schlichtweg Produktionskapazitäten. Wir meckern hier auf hohem Niveau.

      • @hey87654676:

        Mehr Transparenz in welcher Hinsicht?



        Impfempfehlungen laut RKI:



        www.rki.de/DE/Cont...rnet121?nn=2386228



        Ein populäres Beispiel ist die Problematik (gewesen), dass Senior*innen sich digital anmelden soll(t)en. Auch andere Personengruppen werden damit Probleme (gehabt) haben.



        Impfpriorisierung macht ja nicht nur innerhalb eines Landes Sinn sondern weltweit. Fragt sich wie die internationale Solidarität aussieht und wie hier die Reichen Länder agieren.



        Eine Kritik an mangelnden Produktionskapazitäten würde ich zur Kritik am teilprivatisierten, neoliberalisierten und damit kaputtgesparten Gesundheitssystem mit fragwürdigen Refinanzierungsmodellen hinzuzählen.

        • @Uranus:

          Ergänzung, Hinweis zu fehlschlagender Priorisierung in der Praxis und damit auch Hinweis auf eine Antwort zu meiner vorigen Frage:



          "Auch Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, erklärte, dass die ethisch festgesetzte Impfreihenfolge in Deutschland zur Farce verkomme. Bundesländer, Städte und Gemeinden machten inzwischen, was sie wollten, obwohl noch immer mehr als drei Millionen Menschen der ersten Prioritätsgruppe nicht gegen das Coronavirus geimpft worden seien, so Brysch."



          www.deutschlandfun...:article_id=493853

  • Dinge ändern sich.



    Alle Geschäfte offen, auch im Einzelhandel mit Beratung. Die Frauen und Männer dort haben täglich dutzende Kontakte und keine Home Office Möglichkeit.



    Je nach regionalem Infektionsgeschehen kann ich mit angepasste Impfstrategien vorstellen, zumal es nur noch um wenige Monate geht.

    • @Tom Farmer:

      Naja, auf regionale Infektionsgeschehen sollte doch in erster Linie mit effizienten Hygienemaßnahmen (die allerdings nicht wie bisher mit Fokus auf wirtschaftliche Freiheiten auf Kosten privater Freiheiten gestaltet sein müssen) bzw. solidarischen Verhalten reagiert werden.

      • @Uranus:

        Naja, Einschränkungen von privaten Freiheiten du d einfach besser bezahlbar, und zumindest in der Theorie sind hygieneregeln am Arbeitsplatz einfacher umzusetzen und zu kontrollieren

        • @Vincent Braun:

          Einschränkungen im Privaten vermindern weniger die Kapitalakkumulation, was mensch in Frage stellen sollte.

  • Mir hat schon bei der Entscheidung für die Reihenfolge eine basisdemokratische Volksentscheidung gefehlt.

    Ich bin auch dafür, die Impfreihenfolge um _jeden_ Preis beizubehalten. Selbstverständlich mit maximalem Datenschutz und juristisch-revisionssicherer Dokumentation, unter Beibehaltung aller föderalistischen Eigenarten der Meldung Richtung RKI.



    Im Nachgang _muss_ für jede Impfung nachgewiesen werden, dass eine informierte, freiwillige Einwilligung vorlag. Für jede Nicht-Impfung der Beweis, dass Kenntnis und Möglichkeit vorlag. Verbesserungsvorschlag: Notarielle Beurkundung.



    Beides selbstverständlich ohne Vor-/Nachteile für den/die Betroffene*n, aber mit Sammelklage-Möglichkeit.

    Die Entsorgung von Impfdosen ist völlig unproblematisch, solange Impfreihenfolge und Prozess eingehalten werden.

    Nun im Ernst - ich stelle mich gerne hinten in der Schlange an, aber ich werde mich zum Impfen einreihen, in die erste Schlange die sich legal bietet.

  • Lesen sie im Interview von M. Lanz mit B. Wiegand (OB Halle) nach, wer in dem Fall die Stärkeren sind.

  • Bürokratie tötet. Impfungen wirken nicht individuell sondern in der Masse. Um so mehr geimpft sind, um so weniger Chancen hat das Virus. Wenn nur die „Schwachen“, die eh zuhause sitzen, geimpft werden, verbreitet sich das Virus unverändert weiter.

    Es kommt darauf an so viel und so schnell wie möglich zu impfen, dann wird die Reihenfolge weniger wichtig.

    Diese ganze Impfdiskussion erinnert an die fälschungssicheren Gutscheine für die Masken. Am Ende wurden die Masken doch per Postwurfsendung in jeden Haushalt verteilt ...

    Wenn wir in 3 Monaten alle(!) geimpft haben, ist es besser als in der gleichen Zeit nur die vermeintlichen Risikogruppen. Darum geht es jetzt.

    • @TazTiz:

      Tempo und Priorität sind keine Gegensätze. Im Gegenteil Zusammen werden noch mehr Menschen gerettet.

    • @TazTiz:

      Nein, darum hätte es *vor* 3 Monaten gehen müssen. Wenn wir jetzt umstellen, gehen die entscheidenden 2-3 Wochen lang die Impfungen auf extrem niedrigen Stand zurück, und/oder nur Vitamin B und Schmiergeld entscheiden wer geimpft wird. Das *ganze deutsche Impfsystem* ist auf ein Vorgehen ausgerichtet, das sich jetzt als unzureichend erweist; das umzustellen hätte man spätestens Anfang Januar in Angriff nehmen müssen.

      Es ging von Anfang an um eine wissenschaftlich minderwertige Milchmädchenrechnung, wie im September noch möglichst viele Grenzdemente ihre Gerontenfinger das "überlebenslebenswichtige" (für das System Merkel) Kreuzchen bei CDU/CSU machen können. Dass zahllose junge Menschen dafür ihre Gesundheit, ihre Zukunft nachhaltig zerstört kriegen, ist ein notwendiger Kollateralschaden. Das mag zynisch klingen, aber wenn Nüsslein und Konsorten nicht beweisen, dass die "Union" zum einen recht simpel gestrickt ist, und zweitens als vorrangiges Entscheidungskriterium ihren maximalen Vorteil, als zweitrangiges Kriterium den maximalen Schaden für "die Linksgrünversifften" anlegt, dann weiß ich es auch nicht: Jedes "Klimakind", das im Sepember mit Long Covid flachliegt, hilft der CDU/CSU.

      Wie dem auch sei, wir haben jetzt den Salat, und das Einzige, was man auf die Schnelle machen kann, ist, jede Impfdosis die nebenher abfällt für Personen mit hohem Superspreading-Potential zu verbrauchen. Wer das im Einzelnen ist, muss man dann nicht groß top down regeln, sondern kann es vor Ort entscheiden lassen, ohne dass die Korruption allzu krass wird (denn es geht nicht um erhebliche Mengen).

      Gegen Ende April kommt dann die nächste Chance, über die Impfpriorisierung *grundsätzlich* zu diskutieren, aber die Bundesregierung wird das wieder zu unterbinden wissen. Wetten? (Exakt dann, wenn die Neuinfektionen stramm runtergehen, gehen die Todesfälle gegen maximal. Es ist eine PR-Steilvorlage, die genau solchen Mist provoziert wie das was wir aktuell vorliegen haben.)

  • 0G
    08630 (Profil gelöscht)

    "Die Notmaßnahme in Sachsen wird kein Einzelfall bleiben.“ - Es ist keine Notmaßnahme - auch wenn sie als solche deklariert wird. Auch Notmaßnahmen folgen der allgemeinen Logik. Davon kann in Sachsen aber nicht die Rede sein. Es ist eine Ausrede um die Privilegierten endlich wieder in vorderster Reihe zu stellen. Paul Voss könnte weinen, tut es aber nicht, er hat resigniert - aber nicht ganz - zu einem Leserbrief hat es aber gereicht! Und das ist gut so! Und was tun die lobbyistischen Parlamentarier - die lassen sich auch noch dummerweise beim Abkassieren im Lock-down erwischen! Aber nur zwei - die anderen können es besser - und damit sich nichts ändert - gleich ein Lobbyregister - aber das ist auch nur eine weitere Attrappe - auf die wir reinfallen sollen.

  • 2G
    21661 (Profil gelöscht)

    Ja, dass ist immer ein schönes Argument, dass die Armen und Schwachen auf der Strecke bleiben.



    Aber werden sie nicht auch schneller geschützt, wenn schneller geimpft wird? Ich denke, wenn man es auf den größtmöglichen Nutzen für die größte Anzahl an Menschen herunter bricht, dann ist es genau richtig schnell viele zu impfen.



    Am besten wäre es natürlich gewesen eine Impfreihenfolge mit zügiger Impfung zu kombinieren, aber davor lag der Bürokratiesumpf in dem so vieles versackt.

  • Ich finde, dass das etwas differenzierter betrachtet werden muss. Im Kommentar klingt es ja wirklich so, als würden gleich alle wegsterben, die den Impfstoff nicht erhalten. Was für ein Quatsch. Ja, es sterben viele Menschen und das ist nicht schön. Aber das Leben gehört nunmal zum Tod dazu und es sterben auch ohne Corona jeden Tag Kinder, Erwachsene und Senioren aus den unnötigsten Gründen und wir schauen tatenlos zu. Einfach mal den Blick über die Bundesgrenzen hinaus erweitern. Und es würde auch den Schwächeren nützen, wenn die Bevölkerung schneller durchgeimpft ist und die Ansteckungsmöglichkeiten damit sinken.

  • Warum müssen wir sofort wieder Kontrollen fordern, damit bloß niemand zu früh geimpft wird? Das ist der typisch deutscher Perfektionismus. Lieber nichts machen als (oh mein Gott!) gegen eine Regel zu verstoßen!

    Nicht zu impfen ist doch am unethischten. Niemand verlangt, die Priorisierung ganz aufzugeben. Aber wenn sie dazu führt, dass Impfdosen liegen bleiben, weil nicht genügend Personen der höchsten Risikogruppe verfügbar sind, dann halte ich das für ein großes Problem.



    Statt also stur einen Plan abzuarbeiten einfach flexibel auch die eine oder andere Person mit impfen. Hauptsache es geht voran.



    Damit retten wir die meisten Menschen und darum geht es doch.

  • Die schwächeren bleiben seit Wochen auf der Strecke.. Sie sterben weg.. Und verantwortlich dafür ist verantwortungloses Handeln der regierenden..kein imps Stoff.. Keine Organisation.. Ich koennte weinen. Aber ich bin wohl schon zu abgestumpft..

    • @Paul Voss:

      "kein imps Stoff"

      Sorry, informieren Sie sich doch bitte einmal richtig.

      Ja die USA impft mehr... etwa 5x mehr Geimpfte als Deutschland... und oh wunder: die Bevölkerung ist etwa 5 mal größer.

      Israel: knapp 1Mio mehr Geimpfte: nicht 50% mehr! Dafür Notzulassung - geimpfte haften für Schäden selbst, teurer eingekauft, Daten der Bevölkerung verscharrert.

      UK: viel mehr Erstgeimpfte - kaum Zweitgeimpfte - vor Wochen haben noch Epedemiologen davor gewarnt das das Mutationen befeuern könnte. Im Schlimmsten fall werden wir also dafür ALLE den Preis bezahlen!

      Ganz Europa hat mehr Impfstoff als der ganze restliche Planet!

      "kein imps Stoff" - nichts ist falscher. Wir haben bezogen auf die Bevölkerung einen mehr als nur fairen Anteil dessen was die Produktion hergibt.

      • @danny schneider:

        Verbreiten Sie absichtlich Unwahrheiten? Oder ist es Unwissenheit, die Sie offenbaren?

        Das Impftempo ist in Deutschland niedrig. Andere impfen in absoluter Zahl als sich relativ zur Bevölkerung schneller.



        Und bei Notzulassungen haftet der Staat und nicht die Firma, das (!) wollte die EU vermeiden!

        • @TazTiz:

          @TAZIT, @Paul Voss & @Danny Schneider



          Einfach mal auf "Our World in Data" [1] nachschauen. Eine immer wieder empfehlenswerte Seite, weil sie hilft, das Bild im Kopf an Fakten zu orientieren.

          Impftempo gemessen an was? D impft exakt im Durchschnittstempo der EU. Die EU impft etwas langsamer als der Rest Europas (was an GB liegt). Die EU impft aber auch deutlich schneller als Russland (welches den Impfstoff lieber zur Verunsicherung Europas verhökert, als die eigene Bevölkerung zu schützen). China impft im Durchschnittstempo der gesamten Welt, also mit etwa einem Drittel des deutschen Tempos.

          Neben einigen autokratischen Staaten sind weltweit hauptsächlich die USA, Israel und GB besser mit Impfstoff versorgt als die EU. Innerhalb der EU fällt vor allem Ungarn aus dem Rahmen, weil es sich mit Sputnik V hat kaufen lassen.

          Es wäre an der Zeit, mal die Augen auf die im Moment wirklich wichtigen Dinge zu lenken. Und das ist nicht mehr das Impfen, der Käse ist gegessen (und ja, hätte besser laufen können - aber auch deutlich schlechter). Wirklich wichtig wäre im Januar eine Teststrategie gewesen (und dafür ist es erst ein wenig zu spät) - und das könnte die deutsche Politik alleine lösen.



          Und wichtig wäre eine Kontaktverfolgung, die auch auch funktioniert. Beides zusammen könnte uns sofort zumindest wieder ins Museum und in (Sitz-) Konzerte gehen lassen.

          [1] ourworldindata.org...on&pickerSort=desc

          • @xriss:

            Danke für die deutlichen klaren Worte!