Höhere Mieten im Zensus: 13,80 Euro pro Quadratmeter

Der Zensus 2022 zeigt: Mieten in Städten sind besonders hoch. Für neue Verträge zahlen Mie­te­r:in­nen oft noch mal die Hälfte mehr.

Demonstranten mit Symbol Haus und Miethai Verdrängung durch Miethaie auf der Demonstration von Mieterorganisationen und politischen Initiativen gegen hohe steigende Mieten.

Protest gegen Miethaie: Die Mieten in den Städten sind zu hoch Foto: Stefan Boness/Ipon

BERLIN taz | Neubiberg bei München ist richtig teuer. Durchschnittlich 13,80 Euro zahlen dort Mie­te­r:in­nen pro Quadratmeter. Kalt. In München selbst sind die Mieten etwas günstiger: 12,89 Euro kostet dort der Quadratmeter. Beide Gemeinden, das zeigen die am Dienstag vorgestellten Daten des Zensus 2022, sind damit deutlich teurer als der deutschlandweite Durchschnitt von 7,28 Euro. Während die meisten Regionen des Landes darunterliegen, sind die Mieten in Großstädten oft deutlich höher.

In München, Frankfurt am Main, Stuttgart oder Heidelberg liegen die Mieten bei über 10 Euro. In Hamburg beträgt die Durchschnittsmiete 9,16 Euro und in Berlin 7,67 Euro. „Das sind erschreckende Zahlen“, sagt der Präsident des Mieterbunds, Lukas Siebenkotten. „Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und zwar sofort.“ Es brauche eine „echte Wohnungsbauoffensive, begleitet von ambitionierten Mietrechtsreformen“.

Für den Zensus 2022 wurden alle Woh­nungs­ei­gen­tü­me­r:in­nen in Deutschland befragt und sie mussten erstmals Angaben zu den gezahlten Mieten machen. Insgesamt gab es in Deutschland 2022 mehr als 43 Millionen Wohnungen – etwa 2,5 Millionen mehr als beim Zensus im Jahr 2011. Davon werden etwa 23 Millionen zur Miete bewohnt. In weiteren 18 Millionen wohnen die Ei­gen­tü­me­r*in­nen selbst und 2 Millionen stehen leer. Die durchschnittliche Wohnung ist inzwischen 94 Quadratmeter groß.

Mieten seit 2018 um 5,5 Prozent gestiegen

Im Osten, das zeigen die Daten ebenfalls, sind die Mieten günstiger als im Westen – nur in Berlin und Potsdam liegen sie über dem Durchschnitt. Und allgemein ist es auf dem Land günstiger als in Städten. Im Umland größerer Städte ziehen die Mieten ebenfalls an: Vielerorts – wie eben im teuren Neubiberg – ziehen Menschen in den sogenannten Speckgürtel und sind bereit, dort deutlich mehr fürs Wohnen zu bezahlen.

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Die Mieten waren schon in den vorangegangenen Jahren deutlich gestiegen: Für das Jahr 2018 stellte der Mikrozensus – bei dem etwa 1 Prozent der deutschen Bevölkerung befragt wird – eine Durchschnittsmiete von 6,90 Euro fest. Bis 2022 stieg sie also bereits um 5,5 Prozent. Jetzt, zwei Jahre später, dürfte sie noch mal höher liegen.

Der Zensus erfasst die Bestandsmieten in Deutschland, darunter auch diejenigen vieler Menschen, die bereits vor Jahren oder Jahrzehnten Mietverträge abgeschlossen haben und deshalb vergleichsweise wenig zahlen. Interessant ist deshalb auch der Vergleich mit den Summen, die in der Regel für einen neuen Mietvertrag verlangt werden. Diese werden vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung veröffentlicht. Der Vergleich zeigt: Es gibt keine einzige Stadt und keinen Landkreis, in dem die neuen Mieten unter den Bestandsmieten liegen.

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In München beispielsweise liegt der durchschnittliche Angebotsmietpreis bei mehr als 19 Euro – fast 50 Prozent höher als die durchschnittliche Bestandsmiete. In Berlin liegt sie mit über 12 Euro sogar 60 Prozent darüber, In Hamburg sind es mit rund 13 Euro fast 40 Prozent mehr. Die Folge: Viele Menschen können es sich nicht leisten, umzuziehen. Manche bleiben in zu kleinen Wohnungen wohnen, obwohl sie mehr Platz bräuchten – weil eine neue, größere Wohnung unbezahlbar wäre. Andere wiederum bleiben in großen Wohnungen, weil der Umzug in eine kleinere Wohnung sich nicht lohnt. Die Wohnungsnot verschärft sich so insgesamt.

Zu wenige Wohnungen werden gebaut

Die Linke-Politikerin Caren Lay sprach in den Zeitungen des Ippen-Verlags in Bezug auf die Zensusdaten von einem „Weckruf“. „Viele kommen da an ihre Belastungsgrenze, weswegen wir für eine Regulierung der Bestandsmieten sind“, so Lay. „Ein Mietendeckel bedeutet nicht, dass er überall gleich hoch sein muss.“

Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, will die Bundesregierung erreichen, dass jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden – davon 100.000 Sozialwohnungen. Doch in den vergangenen zwei Jahren wurden jeweils weniger als 300.000 Wohnungen gebaut darunter jeweils nur etwa 23.000 Sozialwohnungen. Die Gesamtzahl der Sozialwohnungen sank in dieser Zeit sogar um mehr als 15.000, weil mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung herausfielen als neue entstanden sind.

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