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Haftbefehl gegen NetanjahuBegründeter Verdacht für Kriegsverbrechen

Kommentar von Susanne Knaul

Im Gazastreifen ist kein Ende in Sicht, es gibt keine israelische Exit-Strategie. Richtig ist, den internationalen Druck auf Netanjahu zu erhöhen.

Benjamin Netanyahu besucht am 19.11.2024 den Netzarim-Korridor im Gazastreifen Foto: Maayan Toaf/imago

D ie Welt wird kleiner für Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. In gut 120 Staaten droht ihm, wie dem früheren Verteidigungsminister Joav Galant, die sofortige Verhaftung. Auch die Bundesrepublik wäre im Prinzip dazu verpflichtet, Netanjahu Handschellen anzulegen, sollte er sich – dem Erlass des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zum Trotz – auf die Reise nach Berlin begeben. Endlich bekommt Israels Regierungschef eine erste Quittung für die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Israels Armee in seinem Auftrag begeht.

Sechs Monate nach dem entsprechenden Antrag des Chefanklägers Karim Khan und inzwischen über 40.000 im Krieg getöteten PalästinenserInnen werden Netanjahu und sein früherer Verteidigungsminister in eine Reihe mit den übelsten Kriegsverbrechern gestellt, Seite an Seite auch mit Wladimir Putin. So liege begründeter Verdacht auf das Aushungern als Kriegsmethode vor und für den vorsätzlichen Angriff auf die Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

An einem Tag, an dem aus dem Kriegsgebiet erneut der Tod von über 50 Menschen gemeldet wird, kann man der Entscheidung in Den Haag nur zustimmen. Misslich ist allerdings, dass der Haftbefehl gegen Netanjahu zeitgleich mit dem Haftbefehl gegen Mohammed Deif kommt, der Erzterrorist und frühere Chef der Kassam-Brigaden. So entsteht der Eindruck einer Gleichsetzung der Hamas mit Israel. Die Gründe dafür, warum dieser Krieg überhaupt erst angefangen hat, rücken in den Hintergrund.

Ohne das Gemetzel, das die palästinensischen Islamisten am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel anrichteten, wäre nichts passiert. Dazu kommt, dass dieser Haftbefehl völlig überflüssig ist, denn Deif ist seit einem gezielten israelischen Angriff auf ihn nicht mehr unter den Lebenden. Aus diesem Grund stehen auch der frühere Hamas-Politbürochef Ismael Hanijeh wie auch Hamas-Chef Jahia Sinwar – gegen beide hatte Khan im Mai Haftbefehle beantragt, und beide sind inzwischen getötet worden – nicht mehr auf der aktuellen Liste des IStGH.

Mehr Druck auf Netanjahu

Ein Unrecht mit einem anderen Unrecht zu relativieren, funktioniert natürlich nicht. Und wenn islamische Extremisten mit ihren Grausamkeiten im Grunde niemanden überraschen dürften, ist die Erwartung an eine demokratisch gewählte Regierung, die enge Beziehungen zu den westlichen Indus­triestaaten unterhält, doch eine andere.

Dass die PalästinenserInnen im Gazastreifen kollektiv in Haft für die Gräueltaten der Hamas genommen werden, muss ein Ende haben. Bislang zeigen weder die innenpolitischen Proteste gegen Netanjahu noch die internationalen Mahnungen Wirkung. Zum ersten Mal wird Israels Regierungschef mit einer für ihn persönlich bitteren Maßnahme konfrontiert. Es wird ihn nicht zum Umdenken bringen, aber die Richtung stimmt.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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61 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Was auch immer dieses Wort "Staatsräson" konkret bedeutet :Sie gilt jedenfalls Israel. Nicht Netanjahu.

  • "Ohne das Gemetzel, das die palästinensischen Islamisten am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel anrichteten, wäre nichts passiert."



    Wer war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?



    Wo fängt man da an? Bei der Unterstützung der Hammas durch Netanyahu indem er das Geld von Katar an die Hammas durchgewunken hat? Bei der Abriegelung von Gaza von der Außenwelt? Bei der Nakba?

    • @Des247:

      "Wer war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?



      Wo fängt man da an?"



      Bei der Gründung des Staates Israel, sonst kann man schlecht über Israel als solches reden.



      Da kann man gleich die Frage beleuchten, wieso die Palästinenser keinen eigenen Staat haben. Oder wer eigentlich ursächlich für die von Ihnen zu Recht beklagte Nakba anzusehen wäre.

      • @Encantado:

        Die britische Herrschaft und die Balfour Declaration, deren Ziel es war, im mehrheitlich arabischen Palästina die Einwanderung von Juden und die Gründung eines jüdischen Staats zu fördern.

        • @Francesco:

          Aus dem einen Teil des Mandatsgebietes “Palästina“ wurde der arabische Staat Jordanien aus dem jüdischen der Nahostkonflikt.

          • @Torben Jakowski:

            Weil auch im "jüdischen" Teil eine Mehrheit von Arabern lebte. Niemand hatte ein Recht, gegen diese Mehrheit dort einen Staat zu gründen, der sich als Staat der jüdischen Minderheit verstand.

  • Der IStGH ist laut eigener Statuten nur zuständig, wenn die nationale Justiz nicht willens oder nicht in der Lage ist, Verbrechen nach dem Rom-Statut zu ahnden. Macht nix, denkt es sich in Den Haag, hier geht‘s um Israel!



    Anders als in Russland gehen im demokratischen Israel Hunderttausende gegen Netanjahu, der ständig Verfahren am Hals hat, und seine Justizreform auf die Straße. Meinetwegen, aber hier geht‘s um Israel!



    Es gibt in Israel eine Militärjustiz, die ahndet. Ja nee schon klar. Nochmal es geht um Israel!



    Eigene Staatschefs (Katzav, Olmert) wegzuknasten, machen die Israelis. Freut uns, es bleibt bei Israel!



    Massenmord durch “Verrecken lassen“, aber direkt nebenan? Armenier, Hereros, Ukraine 1930er: Allesamt Verbrechen, die so weit weg wie möglich und abgeschirmt von der eigenen Bevölkerung stattfanden, denen keine (internationale) Berichterstattung zu Teil wurde wie den Palästinensern. Interessant, aber hier sind‘s Israelis, die stehen drauf!



    Stimmt, Es geht um Israel!

    • @Torben Jakowski:

      Die Frage ist, ob die israelische Justiz nicht nur Korruption und sexuellen Missbrauch bei Amtsträgern verfolgt, sondern auch die Begehung von Kriegsverbrechen. Gibt es für letzteres Beispiele? Zumal ja der israelische Oberste Gerichtshof immer wieder klare Völkerrechtsverstöße im Zusammenhang mit der Besatzung für rechtmäßig erklärt.

    • @Torben Jakowski:

      "...wenn die nationale Justiz nicht willens oder nicht in der Lage ist, Verbrechen nach dem Rom-Statut zu ahnden. Macht nix, denkt es sich in Den Haag, hier geht‘s um Israel!"



      Na ja, gar so platt ist die Lage ja nun nicht. Oder haben Sie den Eindruck, dass die israelische Justiz willens wäre, Netanjahu wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen?

      "Massenmord durch “Verrecken lassen“, aber direkt nebenan? Armenier, Hereros, Ukraine 1930er: Allesamt Verbrechen (...) Interessant, aber hier sind‘s Israelis"



      Grundsätzlich nicht falsch, aber das Verbrechen des einen legitimiert nicht die Verbrechen des anderen, oder sehen Sie das anders? Lassen Sie einen Mörder frei rumlaufen, weil ein anderer Mörder ungeschoren davonkam?



      Und damit habe ich absolut nichts über diese spezifische Sachlage von mir gegeben. Das ist eine Prinzipienfrage.

  • Der Haftbefehl für Deif ist natürlich nicht überflüssig. Er dient als Illustration einer angeblichen Gleichheit beider Seiten.

    Wohlverstanden, Netanjahu gehört vor ein Gericht. Vor ein israelisches.

    Die ganze Chose ist ein weiterer, nicht ganz kleiner, Puzzlestein bei der Delegitimierung und Dämonisierung des Staates Israel und man weiß genau, bei wem jetzt die Korken knallen.

    Volker Beck bringt es auf den Punkt:

    www.juedische-allg...aelische-kampagne/

    • @Jim Hawkins:

      'Komplementarität' war in der Tat das Argument - neben den Osloverträgen. Nun scheitert die israelische Justiz schon seit längerer Zeit an der gerichtlichen Aufarbeitung der Vorwürfe gegen Netanyahu, der wie alle Potentaten versucht, sich gerichtlicher Verantwortung zu entziehen und das Justizsystem auszuhebeln. Geleistet wird dies u.a. gegen Angriffe auf den Obersten Gerichtshof und dessen Vertreter und GAs. Ebenso verweigert sich die Regierung der Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten des 7.10. Dasselbe gilt für die illegale Besiedelung, den Mauerbau etc. Offenbar ist die Justiz nicht gewillt, dagegen vorzugehen. Komplementarität hiesse, den Bock zum Gärtner zu machen und die Exekutive zum Richter über die Exekutive. Absurd.

    • @Jim Hawkins:

      Israel hätte ja inzwischen ein knappes Jahr Zeit gehabt, Netanjahu nicht wegen irgendwelcher ollen Kamellen vor Gericht zu bringen, sondern wegen der völkerrechtswidrigen Kriegführung im Gaza und später im Libanon. Und selbstverständlich wäre eine Bereitschaft zur Anklage von völkerrechtswidrigen Verhaltensweisen als Premier längst auch wegen der illegalen Siedlungen möglich gewesen ... Diese Anklage NICHT gestartet zu haben, gibt eben Auskunft über den Willen der israelischen Justiz, solche Vergehen anzuklagen. Und dieser Wille fehlt - quod erat demonstrandum...

    • @Jim Hawkins:

      Ich möchte das mal so formulieren:



      - Die Hamas hat ganz klar massivste Verbrechen begangen



      - Israel hat das grundsätzliche Recht auf Selbstverteidigung



      - ABER: Selbstverteidigung muss immer verhältnismäßig sein. Zivile Verluste müssen auf das absolut unvermeidbare begrenzt werden.



      - ABER: Wenn 2/3 der Toten Frauen und Kinder sind UND die größte Altersgruppe dieser Kinder 5-9jährige sind www.zdf.de/nachric...er-frauen-100.html



      - DANN: Gehören die Verantwortlichen sofort nach Den Haag.



      Und der Haftbefehl betrifft NICHT Israel, sondern den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Netanjahu. Feiner Unterschied.

      • @Kartöfellchen:

        Der Teufel steckt im Detail: es heißt „verifizierte“ Tote. Also nicht alle. Verifiziert durch wen? Das Hamas-gesteuerte Gesundheitsministerium? Das wird natürlich einen Teufel tun die eigenen Kämpfer zu verifizieren. So lässt sich der Anteil an Frauen und Kindern hoch drücken.

        Zivile Opfer bilden im Allgemeinen die Demographie der Gesamtbevölkerung ab. In Gaza sind Kinder 40% und Erwachsene Frauen und Männer demnach je ca. 30% der Bevölkerung.



        www.pcbs.gov.ps/po...ulationDy2023E.pdf



        Wenn also der Anteil von Frauen und Kindern von allen Opfern 70% beträgt, dann würde das bedeuten, das praktisch gar keine Kämpfer dort umkommen: die Kämpfer müssten in der Satistik einen Männerüberschuss bilden, für die bei solchen Anteilen kein Platz mehr bleibt. Für mich ist das ein Beleg, dass bei solchen Angaben aus Gaza die meisten jungen Männer (Kämpfer) unterschlagen werden.



        Im übrigen bringen im Gazastreifen Frauen durchschnittlich etwa 4 Kinder zur Welt, jede jüngere Altersgruppe ist größer, als die älteren. Das dann unter den Opfern - wenn nur zivile gemeldet werden - diese junge Altersgruppe (5-9) die größte ist, ist kaum anders zu erwarten.

    • @Jim Hawkins:

      Volker Beck schreibt "Die kriegsbedingte Not der Bevölkerung in Gaza hat ihre Ursache im Krieg und in der Kriegsführung der Hamas."

      Wie kann Israel, dass mittlerweile fähig ist, neue Straßen im Gaza zu bauen, so unfähig sein, in den Gebieten, die es kontrolliert , Nahrungsmitteln zu verteilen?



      Wie kann Israel so unfähig sein, landwirtschaftliche Flächen nicht zu zerstören?



      Wie kann Volker Beck so unfähig sein, das Offensichtliche und die Pläne Israels selber zu ignorieren. en.wikipedia.org/w...i_generals%27_plan

      • @Rudolf Fissner:

        Sofern die Karte von AI verlässlich ist, beschränkt sich die gezielte Zerstörung der Flächen auf den 1km breiten Streifen entlang der Grenze.



        www.amnesty.org/en...new-investigation/



        Das Ziel scheint zu sein, entlang der Grenze jegliche Möglichkeit zu zerstören, Deckung zu finden, aus der heraus man auf isr. Truppen direkt beschießen kann. Soweit ich weiß, tat man dasselbe entlang dem Netzarim-Korridor. Dieser Streifen ist jetzt wie ein Niemandsland zwischen den Frontlinien.

        Was den „Plan des Generals“ angeht: nur weil ein ehemaliger General der über ein Jahrzehnt nicht mehr im Dienst ist und nichts zu Befehlen hat einen Plan vorlegt und dieser diskutiert wird, bedeutet es noch nicht, dass dieser 1:1 übernommen wird.

      • @Rudolf Fissner:

        Soldaten inmitten von Zivilisten in Gaza sind sehr verwundbar. Überfälle durch in zivil gekleidete Kämpfer sind ein realistisches Risiko. Deswegen versucht sich m.W. das isr. Militär von der Zivilbevölkerung möglichst fern zu halten. Identifiziert es Ziele für Bodenoperationen, dann rückt es in den Sektor ein, eliminiert so viele Kämpfer und Ressourcen wie möglich, zieht sich aber nach ein paar Tagen oder Wochen zurück. In so einer Phase werden dann vielleicht auch Hilfsgüter geliefert (www.timesofisrael....rgeted-operation/), aber nur um Hilfsgüter zu verteilen werden Soldatenleben nicht riskiert. Ich weiß nur von einem Versuch: der Konvoi vom 29. Febr. Den hat keine Hilfsorganisation für sich beansprucht, er muss also von Isr. organisiert worden sein. Es war ein Fiasko, am Ende soll es in dem Chaos mehr als 100 Tote gegeben haben, teils überfahren, teils durch Schüße. Isr. hatte vom Versuch nur Reputationsschaden geerntet, lob nicht. Es gab wohl auch versuche lokale Clans einzubinden, die widerum wurden von der Hamas blutig unterbunden.

    • @Jim Hawkins:

      Universale Grundsätze sind ein möglicher Weg. Hamassis können Verbrecher sein und unabhängig davon ein Eskalationskrieger wie Netanyahu eben auch.

      Ich warte auf die israelische Ermittlung wegen des Verdachts auf Völkermord. Habe ich da etwas verpasst?



      Es wäre Antijudaismus der ganz eigenartigen Sorte, mit anderem Maßstab zu messen, in welche Richtung auch immer.

    • @Jim Hawkins:

      Der Haftbefehl wurde gegen Netanjahu erlassen, nicht gegen Israel.



      Und, da gebe ich Ihnen recht, Netanjahu gehört *auch* vor ein israelisches Gericht - wenn auch aus anderen Gründen.

      Zudem ist ein Haftbefehl aufgrund eines bestehenden Anfangsverdachts noch kein Schuldspruch. Sollte sich herausstellen, dass die Vorwürfe gegen Netanjahu und Gallant unbegründet sind, wird am Ende ein Freispruch stehen. Was also ist das Problem?



      Oder zweifeln Sie die Legitimität des IStGH grundsätzlich an?

  • Es gibt sicher viel gute Gründe auf Netanjahu Druck auszuüben.



    Ein Haftbefehl wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen ist keine angemessene Methode dies zu tun.

    Der Vorwurf des vermeintlichen Aushungerns als Kriegsmethode ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass humanitäre Hilfslieferungen von der Hamas angeeignet werden, also der Zivilbevölkerung durch diese vorenthalten werden.

    Die hohe Zahl an toten Palästinensern (ca. ein Drittel bis die Hälfte der über 40.000 sind allerdings keine Zivilisten) ist gewiss schrecklich. Der Tod von Zivilisten an sich konstituiert soweit ich weiß aber kein Kriegsverbrechen. Er ist die Folge dessen, dass die Hamas Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht, deren Tod einkalkuliert um Israel an den Pranger stellen zu können. Es kann nicht wünschenswert sein, dass sie damit durchkommen. Die Hinnahme ziviler Opfer ist richtig, wenn sie durch das Verfolgen legitimer Kriegsziele entstehen. Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit ist dabei eine die bei jeder militärischen Aktion einzeln zu stellen wäre. Die Unterstellung systematischer Kriegsverbrechen ist jedoch unbegründet.

    Die Grässlichkeit der isr. Regierung stelle ich nicht infrage.

    • @Lysander Hock:

      Das wird von allen Hilfsorganisationen vor Ort bekanntlich anders gesehen. Das Schutzschildargument wird dann verwendet, will man gezielte Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen legitimieren. Beweise hierfür sind doch eher dünn geblieben. Die IdF benutzt Schutzschilde: Report: Israeli Soldiers Filmed Using Detainees in Gaza as 'Human Shields' - Israel News - Haaretz.com, Jack Khoury Jul 1, 2024; Haaretz Investigation: Israeli Army Uses Palestinian Civilians to Inspect Potentially Booby-trapped Tunnels in Gaza, Yaniv Kubovich Aug 13, 2024

      • @hamann:

        Was in den Reportagen beschrieben wird, ist kein Kriegsverbrechen der Benutzung von Zivilisten als Schutzschilde („die Benutzung der Anwesenheit einer Zivilperson oder einer anderen geschützten Person, um Kampfhandlungen von gewissen Punkten, Gebieten oder Streitkräften fernzuhalten“), sondern „Nötigung eines Kriegsgefangenen oder einer anderen geschützten Person zur Dienstleistung in den Streitkräften einer feindlichen Macht“.

        „Beweise hierfür sind doch eher dünn geblieben.“



        Es gibt aber auch keine völkerrechtliche Verpflichtung, für jeden einzelnen Fall Beweise vorzulegen.



        Und was genau wird von allen Hilfsorganisationen vor Ort bekanntlich anders gesehen?

    • @Lysander Hock:

      "ca. ein Drittel bis die Hälfte der über 40.000 sind allerdings keine Zivilisten"



      Falsch, 70% der Toten sind Frauen und Kinder. Und nein, die Hamas erlaubt erst ab 18 die Teilnahme.

      • @Des247:

        Lange hieß es, Frauen und Kinder seien – je nach Berichterstattung – zwei drittel, 70%, der getöteten. Als sich dann endlich einer ran machte die Listen durchzuschauen, stellte sich heraus, dass die Angabe falsch war:



        www.npr.org/2024/0...s-israel-hamas-war

        Im Artikel gab der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza zu, das von den (damals) 30.000 Opfermeldungen eigentlich nur 17 auf Krankenhausmeldungen beruhen, die übrigen 13 auf „verlässlichen Medienberichten“. Welche diese sein sollen? Sagt er nicht.

        Als er damit konfrontiert wurde, dass auf der Liste der veröffentlichten Namen 58% Frauen und Kinder sind, nicht 70% wie behauptet, hatte er keine Erklärung dafür.

        Auch die UN-OCHA musste sich später korrigieren; vergleichen Sie mal die Berichte:

        www.ochaopt.org/co...ted-impact-day-213



        www.ochaopt.org/co...ted-impact-day-215



        Innert nur 2 Tage war von zuvor über 14.500 toten Kindern knapp 7.800 übrig – der Anteil an Kindern war plötzlich von 41,7% auf 32% gefallen.

      • @Des247:

        Quellen?

  • Noch besser als nur den Druck auf Netanjahu zu erhöhen wäre, wenn der Rest der Welt parallel Maßnahmen in die Wege leiten würde, die Radikalislamisten in Nahost auszuschalten.



    Würde der Libanon glaubhaft die Kontrolle über seinen Süden übernehmen und Hezbollah am Beschuss Israels hindern gäbe es für Israel auch keinen Gurnd mehr dort zu sein.



    Ähnliches gilt für Gaza: Ohne Hamas (+ ein paar andere Gruppierungen) wären dort erstens die Menschen dort besser dran, zweitens Israel sicherer.

    • @metalhead86:

      Hamas und Hisbollah gab es vor 1967, genauer vor 1982, nicht. Sie werden gefüttert und gedeihen auf der Grundlage der Besatzungs- und Siedlungspolitik und auf dem brutalen Libanonkrieg von 1982. Ein israelischer Kollege war dabei, er sagte er sei "nicht stolz ..." Was werden die Soldaten, die heute Gaza planieren später sagen?!

      Der Dschihadismus ist eine sehr machtvolle Waffe, denn womit wollen Sie jemandem Angst machen, der als Lebensziel den Märtyrertod hat. Nichtsdestotrotz können junge Menschen wählen und ohne die massiven Ungerechtigkeiten und Verbrechen, denen die Palästinenser seit 1948 ausgesetzt sind, hätten viele "Terroristen" vielleicht andere Lebensziele verfolgt.

      Vielleicht wählen junge Menschen diese Ideologie, WEIL sie ein solch mächtiges Gegengewicht zur waffentechnischen Überlegenheit der anderen Seite ist. Dabei kann "die andere Seite" die UDSSR/Russland (Afghanistan, Tschetschenien), die USA (überall), oder einer ihrer "Partner" (Agypten, Syrien, Israel, Saudi Arabien ...) sein.

      Das einzige Gegenmittel zu der Ideologie : Hoffnung auf ein besseres LEBEN statt Hoffnung auf den TOD ! Wer gibt den jungen Palästinensern Hoffnung? Netanjahu, Biden, Trump nicht.

      • @Deutschfranzose:

        Na ja, die Hamas ist der palästinensische Ableger der Muslimbruderschaft, die 1928 in Ägypten gegründet wurde.

        Die Hisbollah ist ein hundertprozentiges Gewächs des Iran, der Tag für Tag nicht damit hinter dem Berg hält, dass sein oberstes Ziel es ist, "das zionistische Geschwür" aus dem wunderbaren arabischen Volkskörper zu entfernen.

        Man sollte diese Terroristen als Subjekte, als bewusst Handelnde wahrnehmen, dem, was sie sagen, Glauben schenken und sie nicht fast schon paternalistisch als Objekte zu beschreiben, die nur in der Lage sind, reaktiv zu agieren.

        Dass alles eine Vorgeschichte hat, das versteht sich. Man sollte dabei aber die Kirche oder die Moschee oder die Synagoge im Dorf lassen.

        Überspitzt könnte man sonst auch sagen, dass die Deutschen Nationalsozialisten wurden, das lag an der ungerechten Behandlung, die ihnen nach dem 1. Weltkrieg widerfahren ist.

        • @Jim Hawkins:

          Sehr gut!👍

        • @Jim Hawkins:

          "Na ja, die Hamas ist der palästinensische Ableger der Muslimbruderschaft, die 1928 in Ägypten gegründet wurde."

          Die Muslimbruderschaft ist und war aber keine Terrororganisation. Und was den Islamismus angeht, da ist der Saudische Wahabismus der extremste. Das stört aber noch nicht mal Israel.



          Da die Iraner keine Araber sind, bezweifle ich sehr, dass der Iran sich um den arabischen Volkskörper sorgt.

      • @Deutschfranzose:

        "Hamas und Hisbollah gab es vor 1967, genauer vor 1982, nicht. "



        Diese spezifischen Gruppierungen nicht, nein. Den Geist derselben allerdings sehr wohl. Was sind schon Namen? Ich bin überzeugt davon, dass zu den erwähnten Jahren mehr als genug Leute existierten, die nur von einem Dach zum andern wanderten.



        Ist ja nicht so, als hätte es vor 1967 keine gegen Israel gewaltbereiten Muslime gegeben.

        • @Encantado:

          Es ist ja nicht so, als hätte es nicht nur vor 1967, sondern sogar vor 1947 keine gegen die arabisch-stämmige, vulgo: palästinensische, muslimische gewaltbereite jüdische Siedlerbewegung gegeben....



          Wer's nicht glaubt, kann ja mal Biographien israelischer Premierminister lesen. Herzl könnte auch helfen...

          • @Monomi:

            "...sondern sogar vor 1947 keine gegen die arabisch-stämmige, vulgo: palästinensische, muslimische gewaltbereite jüdische Siedlerbewegung gegeben."



            Zu dieser Zeit gab es auch so einige antijüdische Pogrome in der Gegend. Wollen Sie die jetzt gegeneinander aufrechnen, oder bleiben Sie bei der tendenziell einseitigen Darstellung?

        • @Encantado:

          Es ist auch nicht so, als hätte Israel vor 1967 keine Gewalt gegen Araber und Palästinenser verübt.

          • @Francesco:

            "Es ist auch nicht so, als hätte Israel vor 1967 keine Gewalt gegen Araber und Palästinenser verübt."



            Und bis wie weit zurück wollen Sie diese gegenseitigen Vorwürfe verfolgen? Falls es überhaupt eine feststellbare Seite gegeben hat, die über die andere völlig unschuldige Seite hergefallen ist, verliert sich das im Dunkel der Geschichte. Wo wollen Sie damit hin, außer den Konflikt ständig auf's neue anzufachen?

            • @Encantado:

              Es war doch IHR Argument.

  • Das hat sich Netayanhu "verdient". Wenn Israel so weiter den Gazastreifen offen aushungert, dürfte sogar "Genozid" sehr eindeutig greifen. Kein Mitleid.



    Die Hamassis gleich in die selbe Zelle. Beide vermengen unzulässig Juden und Israelis, spalten Menschen und setzen auf Gewalt als "Stärke". Wobei inzwischen Netanyahu der Eskalateur ist.

    • @Janix:

      "Wobei inzwischen Netanyahu der Eskalateur ist."



      Vermutlich auch aufgrund der schlichten Tatsache, dass er die Möglichkeiten dazu hat, im Gegensatz zu Hamas und Hisbollah. Wenn die könnten wie sie wollten, sähe die Lage noch viel übler aus.

  • Ein Verbrecher ist eine Person, die ein Verbrechen begeht, unabhängig davon, ob dieser Verbrecher aus den besetzten palästinensischen Gebieten kommt oder ob er einen stehenden Applaus vom US-Kongress erhält. Der Unterschied sollte keinen Einfluss auf den Titel haben.



    Israel ist eine besetzende Macht. Viele internationale und israelische Menschenrechtsorganisationen dokumentieren die Verbrechen des israelischen Staates seit sogar vor dem 7. Oktober. Es sollte nicht verboten sein, Geschichte zu erwähnen, sondern vielmehr ermutigt werden, um zu gerechten und richtigen Schlussfolgerungen über die Welt, in der wir leben, zu gelangen.

  • ‚ Ein Unrecht mit einem anderen Unrecht zu relativieren, funktioniert natürlich nicht. Und wenn islamische Extremisten mit ihren Grausamkeiten im Grunde niemanden überraschen dürften, ist die Erwartung an eine demokratisch gewählte Regierung, die enge Beziehungen zu den westlichen Indus­triestaaten unterhält, doch eine andere‘

    So einfach, so richtig. Danke.

  • Detailfragen:



    "The arrest warrants are classified as ‘secret’, in order to protect witnesses and to safeguard the conduct of the investigations"

    Ich bin nicht genug im Recht zu wissen was dies bedeutet, meint es, dass die Inhalte der Anklage und auch Belege dafür nicht übergeben werden? In dem Fall verstößt diese Praxis gegen mein Rechtsempfinden. Der Ratgeber des RAV sagt, dass ohne gültigen Durchsuchungs- und Haftbefehl diese nicht gültig sein dürften. Dies zu beurteilen ist aber unmöglich, wenn diese geheim sind.

    "The Chamber recalled that, in a previous composition, it decided that its jurisdiction in the situation extended to Gaza & the West Bank, including East Jerusalem"



    Nach wie vor eine fragliche Entscheidung, umso mehr, als da es kein einziges Verfahren gegen Hamas gab, noch gegen Syriens Machthaber.

    "the Chamber found that the material provided by the Prosecution only allowed it to make findings on two incidents that qualified as attacks that were intentionally directed against civilians"



    "two incidents", also zwei steht im Kontrast zu vielem was im Forum gesagt worden ist.

    Alles in allem wünschte ich mir ein BVerfG oder BGH Niveau für den ICC.

    • @ToSten23:

      "Nach wie vor eine fragliche Entscheidung, umso mehr, als da es kein einziges Verfahren gegen Hamas gab, noch gegen Syriens Machthaber."

      Israel hat den Vertrag zum IStGh vollständig angenommen.. Syrien hat den Vertrag zum IStGh zwar unterzeichnet, ihn aber bisher nicht ratifiziert. Der IStGh darf dort also nicht tätig werden.

      Die Hamas ist ebenfalls angeklagt. Mohammed Deif ist ein Anführer der Hamas.

      Israel hat sich übrigens wie auch Syrien nicht der Zuständigkeit anderer Gerichte unterworfen. Beide Staaten haben noch keine Unterwerfungserklärung an den IGH abgegeben.

      Will Israel also ohne auf Moral und internationale Gesetze Rücksicht nehmen zu müssen frei rumhühnern, dann muss es wohl wieder aussteigen.

      • @Rudolf Fissner:

        Francesco hat dich ja schon korrigiert, aber du hast meinen Punkt missverstanden. Es gab nachdem Palästina, obwohl kein Staat, erklärt hat, dass der ICC zuständig für sein Gebiet ist (wobei hier nicht mal klar ist welches Gebiet das ist), keinen einzigen Fall in dem der ICC z.B. in Gaza gegen die Hamas ermittelt hat bis zum jetzigen, obwohl dort die Justiz Verbrechen, auch solche gegen die Menschlichkeiten, nicht geahndet hat.

        Beispielhaft die terroristischen Angriffe mit ungelenkten Raketen aus dem Gazastreifen die nahezu täglich oder wöchentlich über einen Zeitraum von zehn Jahren aus Gaza abgefeuert worden sind. Diese sind u.a. in den Augen von Human Rights Watch solche die vom ICC geahndet werden könnten.

        Das Verschwindenlassen von Gegner*innen und Verschleppung mal dahin gestellt. Tätig wurde der ICC nicht bei Verbrechen in Gaza durch Hamas, weder an Israelis noch "ihrer" Bevölkerung, sondern erst nach dem 7. Oktober.

        Über fast eine Dekade hat kein Staat der Welt den ICC zu Ermittlungen gegen die Hamas dort "gezwungen". Das bedeutet, dass der ICC zur Zeit kein glaubhafter Akteur ist.

        • @ToSten23:

          Das wäre ja eine wirkliche Ungeheuerlichkeit, die Sie da andeuten. Das würde ja bedeuten, dass Netanjahu bzw. Israel vor dem 7. Oktober mit Kriegsverbrechern zusammen gearbeitet hat und diesen Geld hat zukommen lassen. Vielleicht haben Sie ja noch mehr Informationen dazu.

          • @Rudolf Fissner:

            Die EU, Qatar, etc. überweisen der PA und effektiv Hamas Geld. Natürlich haben jene Akteure die darauf gebaut haben, dass Hamas nicht genozidale Angriffskriege gegen Israel lostritt gehofft, dass diese sich mäßigt, wenn sie in Gaza regiert. Natürlich haben sie dafür mit Kriegsverbrechern der Hamas zusammengearbeitet.

            Ungeheuerlich ist es nicht, dass Bundespräsident*innen Erdogan, Xi oder früher Putin die Hand geschüttelt haben.

            Ungeheurlich ist, dass ihnen egal ist, dass die Kriegsverbrecher*innen in Gaza, die der Hamas und anderer ohne Strafverfolgung zu fürchten sicher waren und weder der ICC, noch die internationale Staatengemeinschaft: Stichwort Universelle Gerichtbarkeit gegen diese ermittelt oder diese verurteilt hat.

        • @ToSten23:

          "Das bedeutet, dass der ICC zur Zeit kein glaubhafter Akteur ist"

          1. Der IStGH betreibt eine sogenannte selektive Justiz welches den internen Ressourcen geschuldet ist.

          2.Der IStGH fungiert nicht als Stellvertreter aufgrund eines mangelnden oder nichtvorhandenen Rechtssystems in Gaza und Westjordanland oder in sonstigen Staaten ohne funktionsfähige Justiz. Auch übernimmt er keine allgemeine Ersatzfunktion anstelle nationalen Rechts. Seine Aufgabenbereiche (exakt 4 Bereiche) sind im Römischen Statut klar definiert

          3. Die jetzige Intervention im Israel - Palästinenser Konflikt ist Neuland für den IStGH, zum einen was die Reichweite des Gerichts in einem politischen Konflikt anbelangt und zum anderen, da eine Partei nicht Vertragsstaat des Römischen Statuts ist, was territoriale Ermittlungen erschwert.

          4. Palästina hat nicht erklärt, dass der IStGH zuständig ist. Die Zuständigkeit wurde ihm vom IStGH eingeräumt. Der Beschluss der Vorverfahrenskammer des IStGH aus dem Jahre 2021 bezieht sich auch konkret auf den Zuständigkeitsbereich und zwar für die Gebiete Gazastreifen und Westjordanland. Von Palästina ist in dem Beschluss nicht die Rede.

          • @Sam Spade:

            "Das bedeutet, dass der ICC zur Zeit kein glaubhafter Akteur ist"



            Stimmt nach wie vor

            "1. Der IStGH betreibt eine sogenannte selektive Justiz"



            Stimme ich zu, 1000 Millionen für 20 Verfahren sind teuer.

            "2.Der IStGH fungiert nicht als Stellvertreter aufgrund eines Rechtssystems"



            Doch das Komplementaritätsprinzip besagt er darf sogar nur handeln, wenn die relevante Justiz untätig ist. Findet sich in:



            "Seine Aufgabenbereiche...im Römischen Statut klar definiert"

            "3. Die jetzige Intervention im Israel - Palästinenser Konflikt ist Neuland für den IStGH"



            Der ICC behauptet, dass er Jurisdiktion für Gaza hat, weil Gaza diesem beigetreten ist. Bisher machst du mein Argument nur stärker.

            "4. Palästina hat nicht erklärt, dass der IStGH zuständig ist."



            Doch, genau das ist was die Ratifizierung der römischen Statuten und ersuchen des Gerichtshof bedeutet hat. Rechtlich ist es die Übertragung der eigenen Gerichtbarkeit in den Fällen des römischen Statuts.

            Es bleibt dabei, der ICC ist 10 Jahre lang untätig bei Verbrechen in seiner selbst erklärtenJurisdiktion, in seiner Kompetenz, geblieben, die primär gegen Juden*Jüd*innen verübt worden sind.

          • @Sam Spade:

            Der Staat Palästina ist dem Rom- Statut beigetreten. Allein darauf beruht die Zuständigkeit des IStGH für Kriegsverbrechen im Westjordanland und im Gazastreifen.

            • @Francesco:

              Palästina wurde von den Mitgliederstaaten des RS keine absolute Staatlichkeit eingeräumt.

              Die Beitrittserklärung 2015 gemäß Art. 125 Abs. 3 RS erfolgte auf dem Grundsatz der Staatsqualität Palästinas unter dem Römischen Statut.

              Dieses war erst gegeben, nachdem die UN Vollversammlung 2012 Palästina den Status eines "Observer States" eingeräumt hatte.

              Die Zuständigkeiten des IStGH für die Gebiete Gaza und Westjordanland wurden 2021 von der Vorverfahrenskammer des Gerichtshofs in einem Beschluss geregelt und damit die verfahrensrechtlichen Voraussetzungen geschaffen oder eben auch "eingeräumt".

      • @Rudolf Fissner:

        Israel ist dem IStGH nicht beigetreten (genausowenig wie Syrien). Die Zuständigkeit des ICC für die palästinensischen Gebiete ergibt sich daraus, dass der Staat Palästina dem Rom-Statut beigetreten ist.

        • @Francesco:

          Stmmt. Danke für die Korrektur. Habe die Karte be Wikipedia falscg gelesen. Es muss heißen "Am 5. Februar 2021 entschied der IStGH, dass er aufgrund der Mitgliedschaft von Palästina auch für die Strafverfolgung von Völkerstrafrechtsverbrechen in den von Israel besetzten Gebieten des Westjordanlands, in Ostjerusalem und im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen zuständig ist"

    • @ToSten23:

      Das mag ihrem Rechtsempfinden widersprechen, tatsächlich wird das häufig gemacht. Ausstellung von geheimen Haftbefehlen um Zeugen und die Ermittlungen zu schützen, den gleichen Satzfinden sie auch beim Haftbefehl für Putin. Allerdings wird das "secret" auch im nächsten Satz aufgelöst und gesagt, dass ähnliche Handlungen die beiden vorgeworfen werden, weiter andauern (und man mit der Veröffentlichung der Haftbefehle wohl die Hoffnung verbindet das es aufhört). Und wenn man die Berichte die dieses Jahr rauskamen mit einbezieht dann wäre es wohl recht sinnvoll Zeugen und Opfer zu schützen genauso wie die Ermittlungen: taz.de/Berichte-ue...rwachung/!6010426/ oder hier das Original: www.972mag.com/icc...nce-investigation/



      Syrien hat hat zwar die Römischen Statuten unterschrieben aber nie ratifiziert von daher kann der ICC auch nicht gegen Assad vorgehen.



      Und zu ihrem letzten Punkt: der Chefankläger und damit die Richter haben nur auf der Grundlage der Beweise entschieden die bis Mai vorlagen. Es ist möglich neue Beweise einzubringen und auch noch mehr Anklagepunkte hinzuzufügen wenn nötig. Eine Ermittlung vor Ort wäre auch dringend.

    • @ToSten23:

      1. " Inhalte der Anklage und auch Belege dafür nicht übergeben werden" Was meinst Du damit? "Secret" heisst in diesem Fall wohl, dass die vorläufigen Ermittlungsergebnisse und die "beiden Fälle" nicht der Öffentlichkeit vorgestellt werden, weil das eine unmittelbare Gefährdung von Zeugen bedeuten würde. Sogar der Chefermittler des ICC, Khan, wird seit der offiziellen Beantragung von Haftbefehlen zu diesem Fall von der israelischen Seite eingeschüchtert und auch offen mit Attentaten bedroht.

      "ohne gültigen Durchsuchungs- und Haftbefehl diese nicht gültig sein dürften" Klingt nach einer schlecht programmierten Übersetzungs-KI. Der ICC hat keine eigenen weisungsgebundenen Exekutivkräfte, kann daher auch weder Verhaftungen, noch "Hausdurchsuchungen" selbst vornehmen. Das macht die Haftbefehle aber keinesfalls "ungültig".

      Und zum Schluss weise ich vorsichtshalber mal daraufhin, dass "two incidents" nicht mit "two victims" gleichzusetzen ist. Vielmehr handelt es sich wohl um zwei explizite militärische Operationen oder Entscheidungen ohne zeitliche Eingrenzung und ohne Angabe von Opfern. Diese "zwei Fälle" könnten nur 10% des gesamten Geschehens abdecken, vielleicht aber auch 90%.

  • "Richtig ist, den internationalen Druck auf Netanjahu zu erhöhen."

    Ein Gericht erlässt in der Regel einen Haftbefehl, weil sich ein Anfangsverdacht auf Grundlage von Beweismaterial erhärtet hat.

    Auch der IStGH wird rechtliche und nicht politische Maßstäbe bei seiner Entscheidung angelegt haben.

    Ferner gilt in einem Rechtsstaat die Unschuldsvermutung bis zu einer Verurteilung. Daher wäre es eigentlich angebracht von mutmaßlichen Kriegsverbrechen und Verstößen gegen Menschenrechte zu sprechen.

    • @Sam Spade:

      Es ist natürlich prinzipiell richtig auf die Unschuldsvermutung zu verweisen, wenn es um Angelegenheiten des Rechts geht. Aber natürlich hängen Recht und Politik auch irgendwie aneinander wie Recht und Gerechtigkeit. Hier bei der TAZ befinden wir uns wohl in der Sphäre des Politischen.



      Politisch betrachtet sollen wir uns auch die Frage nach der Verantwortung Netanjahus anders stellen. Er erodiert seit Jahrzenten die demokratischen Normen Israels, hat bereits in den 90ern zur Vergiftung des Klimas zwischen Israelis und Palästinensern beigetragen und eine Koalition zum Machterhalt geschmiedet, deren lauteste Reaktion auf die Vorwürfe darin besteht, nun endlich das WJL zu annektieren.



      Unter dem Artikel "Alternative Narrative" argumentieren sie klar politisch und als kollektiv kommen die Palästinenser nicht in den Genuss einer Unschuldsvermutung oder eines Prozesses. Dort schreiben Sie: " in diesem Punkt habe ich ein persönliches Problem mit der Haltung vieler Palästinenser" und diese mache "es für [Sie] unmöglich Fürsprache für [deren] Sache zu halten".



      Hier auf das Recht zu verweisen ist ein politischer Move, ich hoffe das ist Ihnen klar.

  • Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen. Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es gibt keinen Unterschied zwischen Benjamin Netanjahu und Mohammed Deif.



    Das Massaker der Hamas hat eine Jahrzehnte lange Vor-Geschichte. Aber Deutschland will nichts wissen.

    • @ecox lucius:

      Sogar eine über 100 Jahre lange Vorgeschichte.

    • @ecox lucius:

      "Es gibt keinen Unterschied zwischen Benjamin Netanjahu und Mohammed Deif. "

      Natürlich gibt es Unterschiede. Diese Unterschiede sind Kernelement der Tätigkeit des ICC. Deswegen gibt es verschiedene Strafbemessungen und Rechtsquellen.

      Übrigens, nicht wenige sagen ohne Deifs Terror und Suizidattacken wäre Labour statt Bibi Regierungschef geworden. Kannst du dir eine Welt vorstellen in der 96 Oslo weiterläuft?

      "According to Israeli journalist Ronen Bergman, Deif's campaign of massive retaliation and the failure of Israeli intelligence services to prevent it, was one of the factors that led to the defeat of Prime Minister Shimon Peres and the Israeli Labor Party in the 1996 Israeli general election and the victory of the right-wing Likud party of Benjamin Netanyahu, who opposed the Oslo peace process: "

  • Der Haftbefehl ist absolut richtig und sollte alsbald vollstreckt werden. Und solange der an der Macht ist, sollten wir sofort jede Waffenlieferung einstellen.

    • @Mouse:

      "Und solange der an der Macht ist, sollten wir sofort jede Waffenlieferung einstellen."



      Solange die Waffenlieferungen nicht ausschließlich Netanjahu zugutekommen - was zweifellos nicht der Fall ist -, wäre eine solche Verknüpfung angewandte Sippenhaft. Ist jetzt nicht so das juristische Prinzip, das ich von meiner Regierung verfolgt wissen möchte.

      Und das jetzt völlig unabhängig davon, wie ich die Lieferungen bewerte.

  • "Mehr Druck auf Netanjahu



    Ein Unrecht mit einem anderen Unrecht zu relativieren, funktioniert natürlich nicht."



    So denkt kein professioneller Jurist.



    Es geht hier um justitiable Faktenlagen.



    Der Chefermittler ist kein Politiker.



    "Prinzipiell gelten am Internationalen Strafgerichtshof die gleichen Grundsätze wie im deutschen Recht. Haftbefehl und Untersuchungshaft sind keine Vorverurteilung – sie dienen primär dazu, das Verfahren zu sichern und zu verhindern, dass sich die Beschuldigten dem Gericht entziehen oder weitere Straftaten begehen können. Bei besonders schwerwiegenden Vorwürfen ist es auch in Deutschland die Regel, einen Haftbefehl zu erlassen."



    Quelle



    faz.net