piwik no script img

Gewalt in NahostVerzerrte Berichterstattung

Gastkommentar von Rameza Monir

In vielen deutschen Medien entsteht häufig ein einseitiges Bild über die Gewalt im Nahen Osten. Für die Suche nach Lösungen ist das kontraproduktiv.

Nach Zusammenstößen mit dem israelischen Militär in Dschenin beklagen die Palästinenser mehrere Todesopfer Foto: Ayman Nobani/dpa

T error muss verurteilt werden. Aber die mediale Berichterstattung in Deutschland ist mit Blick auf Israel und Palästina total verzerrt. Bei einem Militäreinsatz in einem Geflüchtetenlager in Dschenin wurden in der vergangenen Woche zum Teil von Scharfschützen neun Menschen getötet, darunter ein 16-jähriges Mädchen und eine 61-jährige Frau. 20 weitere Menschen trugen Verletzungen davon. Nach UN-Angaben war dies die höchste Opferzahl bei einem einzelnen israelischen Einsatz im Westjordanland seit 2005.

Im Anschluss an den Militäreinsatz twitterte der Abgeordnete Almog Cohen: „Gute und professionelle Arbeit der Kämpfer in Jenin, tötet sie weiter.“ Auf keiner einzigen deutschen Nachrichtenplattform fand das Erwähnung. Während CNN und andere Sender die Gewaltübergriffe von palästinensischer Seite in den Kontext einordnen, bekommen wir bei öffentlich-rechtlichen Sendern wie der Tagesschau nur die israelische Perspektive präsentiert. Die Berichterstattung setzt erst bei dem Attentat auf die Synagoge an.

Dass in Israel eine korrupte, rechtsextreme und faschistische Regierung gewählt wurde, die für die Eskalation in der Region mitverantwortlich ist, geht dabei unter. In einem Tweet nach seinem erneuten Amtsantritt positionierte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Wortlaut dafür, dass das jüdische Volk ein exklusives und unbestreitbares Recht auf alle Gebiete des Landes Israel habe.

Die israelische Regierung entlarvt wiederholt ihre unversöhnliche Agenda, zuletzt mit der Aussage des Ministers für innere Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, der „Waffen auf den Straßen“ forderte, damit „israelische Bürger in der Lage sind, sich zu verteidigen“. Trotz der Gewalt auf beiden Seiten protestierten am Wochenende erneut Zehntausende Israelis gegen die neue ultrarechte Regierung im Land – Jüd*innen, Araber, Muslim*innen, Aka­de­mi­ke­r*in­nen und Homosexuelle. Unsere Unterstützung sollte nicht den rechtsextremen Kräften im Land gelten, sondern denen, die für Demokratie eintreten.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Die israelische Regierung Regierung kann man kritisieren, aber sie ist demokratisch gewählt. Im Gegensatz zur Terrororganisation Hamas, die von Saudi Arabien finanziert, Wahlen dort unterbindet und eine von Schreckensherrschaft etabliert hat. In den deutschen Medien wird durchaus ausgewogen über Israel und die Palästinenser Gebiete berichtet.

  • Die einzig halbwegs funktionierende Demokratie und die aus freien Wahlen hervorgegangene Regierung wird als "korrupt, rechtsextrem und faschistisch" bezeichnet. Geht es nicht eine Nummer kleiner. Im gesamten arabischen Umfeld gibt es nichts, was nur ännähernd eine ähnlich freie Gesellschaft hervorgebracht hat.

  • "Bei einem Militäreinsatz in einem Geflüchtetenlager in Dschenin wurden in der vergangenen Woche zum Teil von Scharfschützen neun Menschen getötet, darunter ein 16-jähriges Mädchen und eine 61-jährige Frau."

    Der Satz suggeriert eine gezielte Tötung. Von Scharfschützen war in der Berichterstattung darüber allerdings nichts zu finden. Vor allem aber geschah die Tötung des Mädchens bereits im letzten Dezember www.haaretz.com/is...-ad87-fb55bdde0000

    Vielleicht ist Frau Monir da einfach etwas durcheinandergeraten Aber damit wird natürlich ein bestimmtes Bild geschaffen: Hier haben die Israelis skrupellos Zivilisten umgebracht.

    "Militäreinsatz" und "neun Menschen getötet" legt unterschwellig nahe, israelische Soldaten seien gewissermaßen grundlos einmarschiert und hätten um sich geballert.

    Komplett ausgeklammert wird dagegen, dass der Anlass eine Razzia des israelischen Militärs war, bei dem diese beschossen worden waren.



    taz.de/Israelische...rdanland/!5911594/



    www.sueddeutsche.d...reinsatz-1.5739449

    Über den Nachrichtenwert des hasstriefenden Tweets eines israelischen Rechtsextremisten kann man geteilter Meinung sein. In der Sache steht dem leider der Jubel auf palästinensischer Seite über die israelischen Opfer eines Anschlags in nichts nach www.faz.net/aktuel...alem-18636425.html

    Das ganze Elend der Berichterstattung in einem einzigen Kommentar.

  • Ich kann an jedem beliebigen Tag an jeden beliebigen Kiosk gehen und finde garantiert eine Zeitung, in der ganz selbstverständlich Israel kritisiert wird, die Regierung, die Siedler, die angeblich überzogenen Reaktionen auf Terroranschläge, wenn nicht gleich eine routinierte Täter/Opfer-Umkehr...



    Der Vorwurf, dass die Berichterstattung einseitig zugunsten Israels ausfällt ist also schonmal Nonsense.



    Wird aber immer wieder gerne genommen...

    • @Puck:

      Das muss man differenzierter sehen. Die Beobachtung von Monir, dass der menschenverachtende Scharfschützeneinsatz der Streitkräfte in Jenin in der Folgeberichterstattung unterging und praktisch nur noch von dem Synogogenanschlag und den weiteren Mordanschlägen junger Palästinenser in Jerusalem die Rede war, ist richtig. Man hörte nichts mehr davon, dass diese Eskalation im Wesentlichen eine Reaktion auf die Brutalität der Armee ist, und musste glauben, die Gewalt gehe von den Terroristen aus. Die Täter-Opfer-Umkehr wurde also allenfalls bei der Pro-Israel-Fraktion benutzt. Von dem Twitter-Kommentar eines dt. Abgeordneten, der die Aktionen der isr. Armee auch noch verteidigt, lese ich hier auch das allererste Mal.



      Richtig ist, dass die Medien die neue isralische Regierung konsequent als "in Teilen rechtsextrem" benennen, das wird also nicht verschwiegen. Das Schicksal der christlich-palästinensischen Journalistin Shereen Abu Aqleh, das ja quasi paradigmatisch für die nicht hinnehmbare Gewalt vonseiten des isr. Sicherheitsapparates steht, war kurzzeitig auch stark in der Presse. Allerdings gab es auch da schon sehr viele Stimmen, die das zugunsten des israelischen Staates zu relativieren versuchten oder abwegige Ausflüchte präsentierten, die den an sich sehr klar und objektiv rekonstruierten Übergriff verharmlosen.

  • Danke!!!



    Endlich jemand, der die Wahrheit schonungslos sagt.

  • Für meinen Geschmack ist die Berichterstattung in den deutschen Medien sehr ausgeglichen.

    • @Dirk Osygus:

      Für meinen Geschmack ist die Berichterstattung in Deutschland eher israelkritisch und meist propalästinensisch.

  • "Dass in Israel eine [...] faschistische Regierung gewählt wurde"



    Der Vorwurf des Faschismus scheint dieser Tage so universell wie beliebig geworden zu sein, in Moskau, Kiev, Berlin, Washington, in Rom, Teheran, Jerusalm, Gaza überall alles Faschisten. Nur was macht es mit dem realen historischen Faschismus und dessen Bewertung wenn doch heute mehr oder weniger alle Faschisten sind? Die derart um sich greifenden Faschismuszuschreibungen sind um so erschreckender als das sie eben auch nur auf der Grundlage einer offenbar zunehmend in Vergessenheit geratenen Begriffsbestimmung überhaupt möglich sind. 24/7 läuft irgendwo 'Hitlers Freunde/Waffen/Hunde/wtf' in heavy rotation, aber was Faschismus eigentlich noch mal genau war scheint kaum noch wer sauber auf die Reihe zu kriegen.

    • @Ingo Bernable:

      Ignazio Silone, italienischer Schriftsteller hat mal gesagt: »Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: "‚Ich bin der Faschismus'. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus." Und in der Tat, so einige Kriterien treffen jedenfalls beim aktuellen russischen Regime schon zu (aggressiv, territorial expansiv, diktatorisch, militaristisch, revanchistisch, und dazu viel nationaler Bimbam mit Fahnen, Aufmärschen etc) auch wenn es von sich behauptet der größte Antifaschist zu sein. Das Copyright auf den Begriff haben übrigens zuvorderst die Italiener.

      Davon mal ab, so fest bestimmt ist der Begriff in der Geschichtswissenschaft tatsächlich nicht. Er gilt dort eher als relativ schwammig, wie man beim Blick in die Literatur leicht feststellen kann.

    • @Ingo Bernable:

      Den Eindruck habe ich auch: Der Begriff " Faschismus" wird inflationär verwendet, für alles, was jemand als besonders verwerflich brandmarken will.

    • @Ingo Bernable:

      "Nur was macht es mit dem realen historischen Faschismus und dessen Bewertung wenn doch heute mehr oder weniger alle Faschisten sind?"



      Danke. Im Kontext mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie der Analyse des Putinschen Herrschaftssystems beißen Sie bei unseren Kriegsbesoffenen allerdings auf Granit. Es reicht ja nicht, dass es sich da um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg handelt, o nein, es muss schon der Vernichtungsfeldzug der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion bemüht werden, um seine Empörung zum Ausdruck zu bringen (um daraus paradoxerweise sogleich abzuleiten, dass nun aber bitte wieder deutsche Panzer gen Osten zu rollen haben).



      Ist es in linken Kreisen so schwer zu vermitteln, dass die Ukraine unsere Unterstützung auf jeden Fall verdient, auch wenn es nicht gleich gegen einen "Putler" geht?

      • @Abdurchdiemitte:

        Dass Russland in der Ukraine systematisch(!) Angriffe auf die Zivibevölkerung führt, dass überall dort wo die Besatzugnstruppen zurückgedrängt werden Folterkeller und Massengräber gefunden werden, dass Putin und sein Umfeld das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat mit eigenständiger Kultur bestreiten, dass in den besetzten Gebieten offenbar Deportationen vA von Kindern stattfinden, wie es scheint mit dem Ziel sie zu russifizieren, all das kann man durchaus auch ohne Rekurs auf NS und Wehrmacht feststellen und zu dem Schluss kommen, dass das Ziel eines so geführten Krieges wohl nicht allein im Erreichen militärischer Überlegenheit besteht und sich dann die Frage stellen ob man sich durch untätiges Zuschauen und absehbar fruchtlose Friedensappelle an dem daraus Folgenden nicht mitschuldig machen würde.

  • Fragen wir einmal nach....kennt jemand bei uns Nahr al Bared? Interessierte sich jemand bei uns für die Leute dort, denen man bis heute die Integration in die libanesische Gesellschaft verweigert...wieviele Menschen sind 2007 umgekommen?



    www.zeit.de/online...Fwww.google.com%2F

    • @Günter:

      Sehr berechtigte Frage, vor allem auch an die Autorin.

  • Auf den Punkt gebracht 🙂

  • Es bleibt immer gleich!



    Eine Veruteilung der Gewalt in einem halb(herzigen) Satz. Und dann die Opfer Rolle.



    Möglichst betroffen machen.



    Diese gegenseitige Aufzählerei ist erbärmlich und führt zu nichts.



    Hamas hat das einstmal einer Zweistaatenlösung zugeneigte Wählervolk in Israel erfolgreich weitestgehend bekämpft und so sind u. a. halt auch Rechtsradikale und kelrikale Spinner immer stärker geworden.



    Weder die Regierung Israels noch die Vertreter der Palistinänser haben Interesse daran, aufzuhören.



    .

  • Ein tragischer Aspekt an diesem Konflikt und seinem medialen Niederschlag ist der:

    Es stimmt immer ganz genau das oder das exakte Gegenteil.

    Es gibt viele Belege, dass die Berichterstattung einseitig zuungunsten Israels erfolgt.

    Die Linguistik Monika Schwarz-Friesel etwa hat das in ihrer Arbeit vielfach belegt.

    Aber egal, es kann eben nur das eine oder sein Gegenteil stimmen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Ein Konflikt, der auf der Herrschaft von und durch Ungerechtigkeit beruht, kann nur durch Gerechtigkeit in Richtung einer Lösung gebracht werden.



    Schon die m.E. zurecht kritisierte Berichterstattung darüber ist allerdings ein Teil der waltenden Ungerechtigkeit. Für mich ist es ein Indiz dafür, dass das Ziel Gerechtigkeit herbeizuführen, inzwischen nicht (mehr) wirklich ehrlich verfolgt wird. Dass dies von verschiedenen Seiten so ist, kann keine Rechtfertigung dafür sein, es dort sein zu lassen, wo es möglich wäre, z.B. in der Berichterstattung. Wo das in einer freiheitlichen Demokratie nicht geschieht, ist dies ein Zeichen für deren subtile Gefährdung.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Gerechtigkeit? Für wen, wenn sich jede Konfliktpartei wie selbstverständlich im Recht sieht? Am Ende siegt vorerst die Gewalt und es herrscht scheinbar Frieden, aber der Krieg kommt immer wieder. Solange Menschen glauben, es würde Ihnen in diesen Leben auf Erden irgend etwas gehören. Wir sind aber nur befristet zu Gast auf der Erde und benehmen uns, wie die schlimmsten Mietnomaden.

  • Danke für diesen Kommentar. Die verzerrte Berichterstattung ist mir auch als erstes aufgefallen.

    Ich habe 2016 einige Monate in Palästina und Israel gelebt. Und kann sagen: die Zionisten (das sind v.a. die Siedler) unterscheiden sich nur wenig von fanatischen Islamisten. Klar, die Frauen sind nicht so verhüllt und sie sind uns Westlern ggü. um einiges freundlicher eingestellt, aber es ist eigentlich ziemlich ähnlich: klare Kleiderordnung, starte Gesellschafts- und Betregeln, Jungen und Mädels oft getrennt, alle sehen gleich aus, eine vielfach höhere Geburtenrate als bei „normalen“ Israelis.

    Unter deren Einfluss (v.a. an der Wahlurne) ist in den palästinensischen Gebieten ein israelisches Apartheidsregime, tlw. mit Fällen von Lynchjustiz, entstanden. Man schaue sich z.B. Hebron an.

    Unter diesen Umständen kann ich die verzweifelten Attacken von Palästinensern nachvollziehen. D.h. nicht gutheißen oder tolerieren, aber ich verstehe wie verzweifelt und ausweglos sie sich fühlen müssen.

    • @Marc Aber:

      Die Zionisten sind nicht hauptsächlich nur die Siedler – der Zionismus ist die israelsche Staatsdoktrin. Die ganzen Politiker sind überzeugte Zionisten, wobei es natürlich Schattierungen gibt und die linken Zionisten haben immer mehr Probleme ihr linkes Verständnis mit den Zielen des Zionismus in Einklang zu bringen.

      • @Martha:

        Ich bin mir nicht sicher, ob israelische Linke sich heute noch auf die Zionismus-Frage einlassen müssen; das Zionismus war ja, wie andere Nationalismen auch, ein Gründungsmythos - und ist als solcher nach der Etablierung des jüdischen Staates redundant; Israel existiert und muss diese Existenz genauso wenig rechtfertigen wie andere Staaten. Man kann sich also als israelischer Linker als Bürger seines Staates verstehen und gleichzeitig den Irredentismus der israelischen Rechten ablehnen, ohne sich den Kopf über das Zionismus-Problem zu zerbrechen.

        • @O.F.:

          Doch natürlich, es ihnen ein Anliegen diese Frage. Manche werden angesichts der Auswirkungen zu Nicht- oder Antizionisten.



          Der Zionismus ist keine Theorie der Vergangenheit sondern auch der Gegenwart, die Politik den Palästinensern gegenüber ebenso und die Erziehung ist in diesem Sinne.



          Ich lese gerade das Buch von Nirit Elhanan „Palästina in israelischen Schulbüchern“, das ist sehr aufschlussreich diesbezüglich.



          Auch aufschlussreich ist das Buch von John Rose „Die Mythen des Zionismus“ (rotpunktverlag).

          • @Martha:

            "Auch aufschlussreich ist das Buch von John Rose „Die Mythen des Zionismus“"

            Beinhaltet das Buch ebenfalls Verschwörungstheorien, welche der Delegitimierung Israels dienen sollen, wie das Buch von Shlomo Sand, das Sie bei taz empfehlen?

      • @Martha:

        "... und die linken Zionisten haben immer mehr Probleme ihr linkes Verständnis mit den Zielen des Zionismus in Einklang zu bringen".



        Das hat ja auch seine Gründe, dass das so ist ... wenn ich mir die Typen in der aktuellen israelischen Regierung so anschaue, ihre Wähler und Unterstützer und das, wofür sie politisch stehen.



        Sozialismus und Zionismus zu vereinbaren, das war einmal ... und ist grandios gescheitert.

      • @Martha:

        Der Zionismus ist banal, wie basal das Bestreben einen jüdischen Nationalstaat zu errichten.

        Dieses Bedürfnis sollte jeder verstehen, der auch nur ein bisschen Ahnung von der Geschichte des Antisemitismus und des deutschen Wunsches die Juden zu vernichten hat.

        Ein Antizionist kann demzufolge nur jemand sein, der dieses Bestreben ablehnt.

        Jean Améry sagte, dass im Antizionismus der Antisemitismus enthalten ist wie das Gewitter in der Wolke.

        Nach Auschwitz bekannten sich nur noch dumpfesten Nazis zum Antisemitismus, alle anderen von links, bis zur Mitte mussten sich etwas einfallen lassen.

        Die Erlösung brachte der Antizionismus.

        • @Jim Hawkins:

          Allerdings ist die Berichterstattung verzerrt, bzw. sehr einseitig. Ich lese viel englische Publikationen und die ist sehr viel umfangreicher und viel differenzierter und kritischer als in der deutschen Presse. Was die israelischen Politiker angeht so ist offensichtlich, dass sie erwarten, dass die Palästinenser:innen auf ihre Rechte verzichten, was diese natürlich ablehnen und so wird, mangels politischer Perspektive und immer größerer Brutalität seitens der Siedler und des Militärs die Lage immer schlimmer.

        • @Jim Hawkins:

          Man sollte aber nicht vergessen, dass viele Juden den Zionismus ablehnen... so banal und basal ist er dann doch nicht.

        • @Jim Hawkins:

          🏴‍☠️ mit dir ist ja wg 🇮🇱 schlecht Kirschen essen! Ok. But.



          Einfach mal die eigenen Grundprämissen bei Gelegenheit überprüfen! Dank im Voraus.



          Nur zB Uri Avnery: “Avnery setzte sich für die Trennung von Staat und Religion und gegen den orthodoxen Einfluss auf das religiöse und politische Leben in Israel ein. Er propagierte ein „Israel ohne Zionismus“, um den Staat von den seiner Meinung nach falschen Voraussetzungen der Vergangenheit zu befreien, die sich aus seiner Sicht erschwerend auf den Friedensprozess auswirkten.“ & war damit nicht allein.



          de.wikipedia.org/wiki/Uri_Avnery

          kurz - Vive la difference & sine ira et studio - in aller Bescheidenheit. Woll.

          • @Lowandorder:

            Kein Problem.

            Nur wie sollte ein Israel ohne Zionismus aussehen?

            Ist das dann eine Einstaatenlösung?

            • @Jim Hawkins:

              Alter - bin Zaungast Kiebitz Zeitgenosse - mehr ist nicht. Anderes - insbesondere “…mach dich doch mal nen Vorschlag…“ fände ich grad in solcher Gemengelage anmaßend. Was ja nicht heißt - daß ich zu einzelnen Aktionen - zB Rückkehrrecht etc - Ereignissen - nicht ne wertende Meinung habe. Newahr.



              Normal Schonn.

              • @Lowandorder:

                Es bleibt schwierig.

                Wenn man eine Wunschmaschine hätte:

                "@Ingo Bernable Wenn man sich einmal vorstellt, die Palästinenser hätten dem Teilungsplan zugestimmt.

                Es würde seit 70 Jahren einen palästinensischen, womöglich demokratischen und wirtschaftlich erfolgreichen Staat geben.

                Wäre das unterm Strich nicht besser als alles, was danach kam?"

                • @Jim Hawkins:

                  Wie weiland Willy einst mit einem lübschen Spruch in Erinnerung blieb:



                  “Wenn meine Oma Räder hätte - wär se nen Onebus.“ ( = Omnibus;)



                  (btw - daß Rabin als erster Israeli überhaupt - ehrlich/tatsächlich eine Lösung anstrebte - ist bekannt - wie die weitere Geschichte too!)

        • @Jim Hawkins:

          Der Zionismus und das Bestreben einen jüdischen Staat zu errichten ist älter als der Holocaust , antisemitische Einstellungen waren im 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht nur in Deutschland ,sondern in allen abendländischen Gesellschaften verbreitet- siehe bspw. die Dreyfus-Affäre.



          So verständlich das Bedürfnis ist ,so geht die Verwirklichung desselben leider mit "Ungerechtigkeiten"- Gewalt,Terror,Vertreibung,Tötung,Unterdrückung,etc- für anfänglich gar nicht involvierte Dritte einher. Nach meiner Sicht (Irrtum vorbehalten) bezieht sich der Gründungsmythos des neuzeitlichen Israels vor allem auf Antisemitismus / Holocaust als Rechtfertigung,relativiert und/oder negiert aber die eigenen an der autochthonen Bevölkerung verübten Verstöße. Die man in anderen Fällen eindeutig dem (europäischen) Kolonialismus zuordnen würde. Ohne dieser Anerkennung der eigenen Schuld bzw der "Gründungsväter"- die nicht automatisch mit der Aberkennung des Existenzrechtes Israels einher gehen muß- wird nie ein Ende des Nahostkonfliktes möglich sein.



          Natürlich ist die israelische Seite nicht alleine in der "Bringschuld", auch die andere(n) Seite(n) muß kompromissbereit sein. Auch wenn es schwer fällt:Die Frage wer ursächlich alleine schuld ist,wer "als erster angefangen hat",ist bei der Problemlösung kontraproduktiv.Man muß gelegentlich auch mit dem Schwamm arbeiten können.