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Geschichte der RepublikanerDie Grand Old Party ist tot

Kommentar von Paul Hockenos

Trump-Wähler wollen das System brechen. Um das Phänomen zu verstehen, muss man den Weg der Republikanischen Partei in den USA verstehen.

Präsident George W. Bush im Jahr 2000 Foto: Rick Wilking/reuters

I n der Republikanischen Partei der Nachkriegszeit gab es lange Zeit radikale reaktionäre Strömungen. Die Exil-Soziologen der Frankfurter Schule stellten die autoritären Eigenschaften überraschend breiter Teile der US-Wählerschaft und ihre Anfälligkeit für Demagogie fest. Das amerikanische Zweiparteiensystem zwang sie, sich einer von zwei Parteien zuzuordnen, und die Republikaner waren die naheliegendere Option. Warum?

In seinem 1964 erschienenen Essay „The Paranoid Style in American Politics“ erörterte der Historiker Richard Hofstadter den Hang der Rechten zu Verschwörungstheorien, ihren Verfolgungswahn und Nativismus und die Frage, warum sie einen Kampf zwischen den verhassten globalen Eliten und dem einfachen Volk in fast kosmischen Begriffen beschrieben.

Im selben Jahr kandidierte der republikanische Senator von Arizona, Barry Goldwater, für das Amt des Präsidenten: ein überzeugter Steuerkonservativer und militanter Antikommunist, der die gemäßigten Kräfte seiner eigenen Partei anprangerte, weil sie den Einsatz von Atomwaffen in Vietnam nicht unterstützten.

Goldwater verlor gegen den Demokraten Lyndon B. Johnson, erhielt aber 38 Prozent der Wählerstimmen. Er gewann die Staaten, in denen Trump heute am stärksten ist: Alabama, Georgia, Louisiana, Mississippi und South Carolina – und auch seinen Heimatstaat Arizona. Die Entwicklung der Grand Old Party zu dem Zombie, der sie heute ist, wurde von den aufeinanderfolgenden republikanischen Führungen und von unten immer weiter nach rechts getrieben.

Der oberste Republikaner der 1980er Jahre, Ronald Reagan, strahlte ein Charisma aus, das die giftige Schlagader verbarg: Reagan erhöhte die Militärausgaben, senkte die Steuern für die Wohlhabenden, reduzierte die nichtmilitärischen Ausgaben, etwa für Sozialprogramme, und schränkte die Bundesvorschriften ein – alles Maßnahmen, die die soziale Ungleichheit verschärften.

Die von Reagan und den Republikanern im Kongress durchgesetzten Ausgabenkürzungen führten zu Kürzungen der Hilfen für Familien, bei Medicaid, Lebensmittelmarken, Schulspeisungsprogrammen und Berufsausbildungsprogrammen – alles Programme, von denen unverhältnismäßig viele afroamerikanische Haushalte profitierten.

In den 1990er Jahren beschleunigte sich der Rechtsruck der Republikaner, es setzte sich eine Logik durch, die es den Rechten in der Partei ermöglichte, sich gegenseitig in ihrer Radikalität zu übertreffen.

Gemäßigte Kollegen mussten sich gegen den Vorwurf wehren, liberale Kompromissler zu sein; die Treue zu einer immer extremeren Ideologie wurde zur Nagelprobe des Republikanismus. Von Reagan bis zur Tea-Party-Bewegung der späten 2000er Jahre schlug ein „aufrührerischer Konservatismus“ Wurzeln.

Laut Kritiker Fintan O'Toole wurde der „gewalttätige Hass auf die Regierung zu einer Regierungsagenda“. Der heimtückische Rassismus, der die Partei der Oberschicht lange Zeit begleitet hatte, spiegelte sich in der Verunglimpfung jeglicher Sozialpolitik, der Affirmative Action, der fortschrittlichen Wohnungs- und Bildungspolitik und den Kompromissen mit den Demokraten durch die radikale Basis wider. Die Illusion der Republikaner, so O’Toole, war, dass sie diesen Aufstand an der Basis kontrollieren könnten.

Der endgültige Auslöser für die Implosion der Partei war George W. Bush, der sein Kabinett mit Neokonservativen besetzte, die heute zum Mainstream der Republikaner gehören. Resultat waren die US-Kriege im Irak und in Afghanistan, die die USA 7.000 Menschenleben und 4 bis 6 Billionen Dollar kosteten, den Nahen Osten ins Wanken brachten und es dabei nicht mal schafften, al-Qaida auszulöschen.

Die Kulmination: Trump

Diese katastrophale Entwicklung brachte den wandlungsfähigen Entertainer Donald Trump an die Spitze. Er passte sich den Anforderungen an: ein Nichtrepublikaner, der versprach, den von der Republikanischen Partei selbst geschaffenen Sumpf trockenzulegen. Die Partei selbst wurde zum Objekt von Trumps Verachtung und damit auch das Festhalten der Partei an den Verfassungswerten der Republik. Die verbliebenen Mainstream-Mitglieder der Partei besiegelten ihr Schicksal, indem sie entweder die Partei verließen oder sich dem Aufstand gegen Trump anschlossen, in der Hoffnung, ihn zu überleben.

Republikaner wie Jeb Bush, Scott Walker und Ted Cruz wurden beschuldigt, Verräter oder RINOs (Republicans in Name Only) zu sein. Der Unterschied zwischen Trump und der Bush-Familie, Nikki Haley, Mitch McConnell oder Liz Cheney besteht darin, dass Trump und seine Anhänger im Namen von MAGA offen schwören, das System niederzureißen, das bürgerliche Freiheiten, rechtliche Gleichstellung, demokratische Prinzipien garantiert.

Das Verständnis der MAGAs davon, Amerika wieder groß zu machen, besteht darin, den Staat zu plündern und in etwas völlig anderes zu verwandeln: vermutlich eine isolationistische, weiß-männliche Autokratie, in der die Gerechtigkeit von bewaffneten Zivilisten und den Ultrareichen ausgeübt wird, um ihren Reichtum zu vermehren. Für die weniger gebildeten, einkommensschwachen Amerikaner, die Trump dafür verherrlichen, dass er sich gegen das System auflehnt, das sie im Stich gelassen hat, wird sich das Los noch weiter verschlechtern.

Am 6. Januar 2021 konnte man die Wut des Mobs vor dem US-Kapitolgebäude in Washington, D. C., deutlich erkennen. Es waren nicht nur Demokraten, die dort gelyncht werden sollten, sondern auch der Vizepräsident der Vereinigten Staaten: der Republikaner Mike Pence.

Sowohl Trump als auch Biden werden in diesem November weniger Stimmen erhalten als vor vier Jahren. Ob Trump selbst gewinnt oder verliert, die Grand Old Party selbst ist tot – durch ihre eigene Hand.

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21 Kommentare

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  • Die Analyse unterschlägt, dass die Demokraten auch eine große Rolle bei dieser Transformation spielten. Die ursprüngliche Kernwählerschaft, weiße Arbeiter, wurde vernachlässigt zugunsten einer neuen Koalition aus Minderheiten, Frauen und jungen Wählern. Dazu kam noch der seit den 90ern wirtschaftsliberale Kurs der den Arbeitern schadete. Man kann sich kaum noch daran erinnern, aber 2016 war es ein kleiner Skandal für politische Kommentatoren und Insider als sich Hillary Clinton plötzlich gegen Freihandelsabkommen aussprach und mit der Politik von Obama und Bill Clinton brach. Aber nur unter Druck von Trump der sie damit vor sich hertrieb. Aber das war zu spät und zu wenig und die demokratische Partei verlor einen wichtigen Teil ihrer Stammwähler.

    Es ist auch interessant zu beobachten wie plötzlich die Wut auf die Eliten etwas schlechtes ist. Vor 15 Jahren war das ein Axiom für Bewegungen wie Occupy Wallstreet die von den 99% sprachen.

    • @Bmit:

      Stimmt!



      Demokraten haben mit Bill & Hillary Clinton im Weißen Haus 20.1.1993-20.1.2001als Wall Street Good Guy Referenten mit hohem Honorar bis zu 600 000$/Event Glass Steagal Act von 1932, Verbot von Universalbanken als Zusammenschluss von Investment- und Spargeldanlagebanken nach Wallstreet Börsen Crash 1929 geschliffen, damit Kleinanleger Hypothekenbanken zum Fraß freigegeben mit Ergebnis des US Subprime Hypothekenpaket Crash, Pleite Investmentbank Lehman Brother Investmentbank 15.9.2008 Boden bereitet, die US Finanzminister Poulson, der mit Goldman Sachs auf deren Pleite gewettet hatte, nicht retten wollte, hunderttausendfache Zwangsversteigerung von Häusern, Wohnungen war die Folge, Obdachlosigkeit, Armut, Elend, steil ansteigend legaler, illegaler Drogenkonsum voran legale hochtoxische Opioide abhängmachende Schmerzmittel mit Todesfolgefällen hoch wie Kleinstadteinwohnerzahlen über 50 000/anno. ohne dass Banken, darunter Deutsche Bank mit US Tochter, Versicherungen wg Beratungsfehlerskandalen in Haftung genommen angeklagt wurden

    • @Bmit:

      Bitte nicht übersehen, daß (zB) Occupy Wallstreet einerseits und (zB) MAGA andererseits ganz unterschiedliche Vorstellungen von 'die Eliten' haben.

      "To the left, 'the elites' are everyone who is richer - to the right, everyone who is smarter"



      (weiss leider nicht mehr von wem das Zitat war)

      Hint: Für MAGA ist es kein Widerspruch einen Multimillionär und Ex-Präsidenten als obersten Anti-Eliten-Kämpfer zu verehren - solange sein Wortschatz und Satzbau nur hinreichend begrenzt bleiben.

      • @O-Weh:

        „… solange sein Wortschatz und Satzbau nur hinreichend begrenzt bleiben.“



        Das haben Sie aber nett ätzend erklärt - aber, verdammich, Sie treffen den Nagel auf den Punkt.

    • @Bmit:

      "Die ursprüngliche Kernwählerschaft, weiße Arbeiter, wurde vernachlässigt zugunsten einer neuen Koalition aus Minderheiten, Frauen und jungen Wählern."

      Was für ein Blödsinn. Lass mich raten: AfD-Wähler?

      Wut auf die Eliten ist etwas schlechtes, wenn sie von der Elite selbst völlig verdreht geschürt wird. So wie Trump es tut.

  • US Republikaner Partei wird Old Grand Party hofiert, wurde aber, anders als US Demokraten Partei 1828, erst 1854 als neue Partei gegründet in Tradition rebellischer Tea Party beim Befreiungskampf von brit. Kolonialmacht 1776



    Außerdem stellten Demokraten, einzigen Präsidenten Jefferson Davis der Konföderierten Staaten von Amerika im amerikanischen Sezessionskrieg 1861-1865 in Allianz mit antagonistischen Monarchien Europas für Aufrechterhaltung der Sklaverei in Südstaaten losgelöst von USA als eigenständigem Staat. Während deutsche Fürsten hohe Zahl an Landeskindern gegen Cash auf Seiten der Konföderierten als gedungene Landsknechte kämpfen ließen, kämpften Verfolgte, Vertriebene 1848er Bürgerrevolution aus Europa auf Nordstaaten Republikaner Seite, gegen Sklaverei für territoriale Integrität der USA und führten ihren Kampf so als wollten sie nun besser als zuvor ihre gescheiterte 1848er Revolution in Europa auf amerikanischen Boden besser, siegreich ausfechten. Der 1848er Deutsche Carl Schurz (1829-1904) aus dem Hessischen spielte dabei als Nordstaaten General US Präsident James Monroe Doktrin 1823 galt zunächst Forderung gegenüber Europas Mächten „Amerikaner den Amerikanern".

    • @Joachim Petrick:

      Ist das aus verschiedenen Artikeln im Internet zusammengecopyandpastet? Ich lese heraus, dass Demokraten historisch auch nicht immer gut waren. Das mag sein, in dem Artikel ging es allerdings um die Radikaliserung der Republikaner zu einer Partei, die den Staat schwächt, was im Gegensatz zum einstigen Republikanerpräsidenten Lincoln steht. Auf Revolutionsbewegungen des 19. Jahrhunderts mit Lust auf Demokratie können wir ja momentan nicht zurückgreifen. Eher im Gegenteil

    • @Joachim Petrick:

      "Während deutsche Fürsten hohe Zahl an Landeskindern gegen Cash auf Seiten der Konföderierten als gedungene Landsknechte kämpfen ließen, " haben sie eine Quelle dafür? Hab das noch nie gehört klingt aber spannend. Kenne das nur aus dem Unabhängigkeitskrieg.

      • @Machiavelli:

        Ich nehme an, JOACHIM PETRICK verwechselt das mit dem "Verkauf" von (v.a. hessischen) Soldaten an die Briten während des Unabhängigkeitskrieges der jungen USA, das war aber 80, 90 Jahren vor dem Bürgerkrieg...

  • So richtig erklärlich wird die Wandlung nicht. Die GOP vor Reagan und den ihm nacheifernden Neocons war ja keine staatsgläubig-autoritäre Partei auch bei allem Hurra-Patriotismus nie wirklich kriegslüstern (Kriegshandlungen haben die USA vor Reagan und mit Ausnahme des internen Kampfes gegen die Sklaverei ziemlich durchweg unter demokratischen Präsidenten begonnen) und im Vergleich zu heute vielleicht gottesfürchtig aber letztlich säkular. Und es waren auch nicht Reagans angebotsorientierte "Voodoo-Economics" (so sehr alle Linken ihn für die heute noch hassen), die den Schwenk zur heutigen autoritären, evangelikal unterwanderten Führerpartei antrieben.

    Kurz: Die frühere DNA der Republikaner war eher ultraliberal als reaktionär-nationalistisch. Die McCarthy-Ära galt auch in ihren Reihen lange als schlimmer Ausrutscher, heute sieht das vielleicht schon anders aus. Jede Analyse, die diese beiden Denkweisen pauschal in einen Topf wirft (weil sie beide dezidiert nicht links sind), greift zu kurz. Von daher schade: Die Ausgangsfrage war gut, aber die Antwort hilft nicht wirklich weiter.

    • @Normalo:

      Ich würd sogar soweit gehen, dass dieses "in einen Topf werfen" Teil des Problems ist. Das was gerade in Deutschland passiert, mit der Beliebigkeit und damit als politisches Establishment wahrgenommenen, demokratischen Prteien auf der einen und der AfD, als vermeintliche Alternative auf der anderen Seite, ist das was in den Staaten schon seit Jahren Realität ist. Eine in zwei Lager gespaltene Gesellschaft, die das gegnerische Lager durch eine ganz, ganz enge Schablone betrachtet und zunehmend verachtet.



      Die Trump Wälerschaft besteht bei Weitem nicht nur aus rassistischen White Trash Rednecks und ultrakonservativen Evengelikalen. Der mittlerweile verurteilte Anführer der Proud Boys ist beispielsweise Afro-Kubaner, es gibt die "Black Americans for Trump", nicht wenige Latino Einwanderer, die schon seit längerer Zeit im Land sind wenden sich Trump zu.



      Es geht da ganz oft nur noch schlicht um "wir oder die", und extremistische Entwicklungen werden dabei als notwendiges Übel empfunden, moderate Kräfte im eigenen Lager als Verräter an der Sache.

  • Was grenzt an absolute Idiotie ?

    Kanada und Mexiko.

  • Die amerikanische Demokratie hat McCarthy überlebt, sie wird auch Trump überleben.



    Die demokratische Partei muss sich aber fragen, wieso sie in den letzten vier Jahren nicht einen glaubwürdigen Präsidentschaftskandidaten oder Präsidentschaftskandidatin aufgebaut hat. So einfach wie diesmal ist die Wahl nie zu gewinnen gewesen. Jetzt haben die Amerikaner nur die Wahl zwischen einem senilen, kriminellen Ex-Amtsinhaber und einem scheintoten aktuellen Amtsinhaber.

    • @Offebacher:

      McCarthy war eine Reaktion auf die angebliche Bedrohung durch den Kommunismus. Das ähnelte der hysterischen Reaktion der USA auf 9/11, und war damit schon in der Anlage zeitlich begrenzt. MAGA ist die Abkopplung von Teilen der Bevölkerung von Fakten und Tatsachen. Das ist ne völlig andere Geschichte.

  • Danke, Paul Hockenes, für diesen Einblick in die jüngste Geschichte der republikanischen Partei in den USA.



    Man muss natürlich nicht bis in das Jahr 1854 oder zu Abraham Lincoln und den Sezessionskrieg zurückgehen, um zu verstehen, wie Trump und seine MAGA-Republikaner ihren Siegeszug antreten konnten.



    Ein Hinweis auf die Veränderungen des US-amerikanischen Wahlsystems, die Ende der Sechzigerjahre zunächst von den Demokraten - unter dem Eindruck der Proteste gegen den Vietnamkrieg und der Tumulte während des Chicagoer Parteitages 1968 - vollzogen wurden, wäre jedoch hilfreich gewesen.



    Chicago brachte seinerzeit nämlich die Abkehr von den Hinterzimmer-Präsidentennomininierungen des Parteiestablishements bei den Demokraten, später dann auch den Republikanern hin zur Einführung demokratischerer, plebiszitärer Elemente in der Kandidatenkür. Möglicherweise spielt seitdem - sozusagen als Kehrseite der Medaille - die Finanzausstattung der wahlkämpfenden Kandidaten ebenfalls eine größere Rolle.



    So gesehen haben diese progressiv gedachten Reformen des parteiinternen US-Wahlsystems der ganzen Welt Donald Trump als US-Präsident beschert - und werden es vielleicht leider nochmals tun.

  • Nun müssen wir nur noch aufpassen, dass die Roten uns nicht mit in den Tod reißen.

  • Teilweise sind das negative Eigenschaften der Republikaner und allgemeiner Rechten und es stellt sich die Frage, warum manche Menschen so denken. Teilweise scheinen mir das aber auch weit verbreitete menschliche Eigenschaften in allen politischen Lagern zu sein und gerade politisch engagierte Menschen neigen manchmal zu Extremen, Verfolgungsängsten, Verschwörungstheorien - daraus generiert sich teilweise die Kraft für den hohen politischen Einsatz. Ganz falsch liegt man mit Verschwörungstheorien bis zu einem gewissen Grad auch nicht, weil sich das Misstrauen hochschaukelt und die Theorie sich dann selbst bestätigt.

    So kann niemand ernsthaft etwas gegen die Angst vor rechten Umtrieben, ihren negativen gesellschaftlichen Folgen, ihrem Schaden für marginalisierte Minderheiten sagen - und doch trägt auch diese Angst dazu bei Spiralen anzutreiben. Ganz klar und einfach ist da wahrscheinlich nichts.

  • Zu George W. Bushs Neocon-Agenda gehört aber auch, die Ukraine in die NATO zu bringen (1), (2) um die US-Vorherrschaft zu sichern. Die Kündigung von ABM (3), dem wohl wichtigsten Abrüstungsvertrag mit Russland sowie (4) den Aufbau von Raketenschilden in Osteuropa.



    Alles Schritte, die zur Vorgeschichte dieses Krieges gehören.



    Und ich freue mich schon auf die Kommentare, dass der Westen ja nie irgendwas falsch gemacht hat.

    (1)www.dw.com/de/ukra...er-nato/a-60727097 (2)www.foreignaffairs...eostrategy-eurasia



    (3) www.dw.com/de/usa-...m-vertrag/a-354882



    (4)www.spiegel.de/pol...utin-a-486022.html

    • @Kartöfellchen:

      "ich freue mich schon auf die Kommentare, dass der Westen ja nie irgendwas falsch gemacht hat."

      Der Westen hat einen Fehler gemacht: auf die sogenannten "Sicherheitsinteressen" Russlands viel zu lange Rücksicht genommen und die berechtigte Angst der Osteuropäer vor der Bedrohung/Einflussnahme durch Russland nicht richtig ernst genommen zu haben - das war der große Fehler des Westens.

    • @Kartöfellchen:

      Glückwunsch an Putin - besser hätte er sich selbst nicht entzaubern können.







      Vor dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine 2014 waren es 28 Natostaaten -- nach 2023 sind es plötzlich 32 Staaten die der Nato angehören. Ist es das was Putin möchte?

      2.. EU-Mitglied zu werden war mal ein zöglicher langer Prozess der sehr hohe Anforderungen an einen Bewerberstaat stellte. Mittlerweile steht der gesamte Balkan in der Tür der EU - Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldau werden noch in diesem Jahr beginnen.

      Ohne Putin wäre das nicht möglich gewesen . Chapeau, Wladimir. .

      3. ABM betraf keine Waffen für den Angriff - sondern ABM betraf Verteidigungswaffen mit denen man atomare Angriffe abwehren konnte. Die Logik dahinter:



      Wennn beide Atomblöcke nicht genügend Verteidigungswaffen besitzen - wird es niemand wagen anzugreifen.

      Das änderte sich nach 9/11: im Jahr 2001: Seitdem es Terrorstaaten und Terrorgruppen gibt (siehe Iran, siehe Hizbollah & Hamas, siehe El Kaida und Afganistan neben dem Atomstaat Pakistan) funktioniert die Logik der Begrenzung von Abwehrwaffen nicht mehr.

      Israel gäbe es heute nicht mehr - ohne den ""Iron Dome"".

    • @Kartöfellchen:

      "Zu George W. Bushs Neocon-Agenda gehört aber auch, die Ukraine in die NATO zu bringen "

      Da frage ich mich dann aber schon warum die Nato den Mitgliedwunsch der Ukraine 2008 (damals war Bush noch Präsident) so nach dem Motto: "Ja eh toll, dass ihr dabeisein wollt aber so schnell geht das alles nicht und überhaupt müssen wir erst darüber nachdenken." beantwortet haben.

      de.wikipedia.org/w...ATO-Ukraine-Charta