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Geplantes SelbstbestimmungsgesetzLeichtes Ziel für Konservative

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Das Selbstbestimmungsgesetz geht zu weit. Es wird nicht zu einer breiteren Akzeptanz von trans Menschen führen, sondern die Kritik befeuern.

Pride Month 2022 Foto: Hodei Unzueta/imago

D er weitere Streit zur Sache führt zu nichts mehr, die Argumente sind in allen Zeitungen, TV- und Radiosendungen ausgetauscht, besser: zur Kenntnis genommen worden. Trans* im geschlechtlichen Sinne ist den einen eine Befreiung, alles wird flüssig, die einstmals fixen Kategorien von „männlich“ und „weiblich“ seien hinfällig, ungültig, historisch überlebt, denn ein jeder Mensch verkörpere ein eigenes Geschlecht.

Die anderen bestreiten eben dies und beharren darauf, dass es zwei biologische Geschlechter gibt. Es spricht wissenschaftlich viel dafür, dass die These, es gäbe mehr als biologisch zwei Geschlechter, kaum mehr als eine kreationistische Theorie ist, haltlos, wunschbehaftet. Dass das biologische Geschlecht gesellschaftlich, psychisch wie politisch, durch eine Fülle von Faktoren angereichert wird im Laufe eines Lebens – das festzustellen, ist nicht neu und spätestens seit Sigmund Freud kaum noch umstritten.

Aber darum kann es praktisch-politisch nicht gehen: Es gibt Wünsche von trans Menschen, als solche anerkannt zu werden, ohne dass sie sich rechtfertigen müssen. Gut so! Worum wird also gezankt – und zwar in einer Weise, die prominente Frauen wie Joanne K. Rowling und Martina Navratilova, jüngst auch Bette Midler zum Ziel von globalen Shitstorms der transaktivistischen Bewegung werden lässt, weil sie darauf beharren, sich einerseits für trans Rechte einzusetzen, andererseits wollen sie aber nicht als „Menschen, die menstruieren“ gelten.

Es hilft ihnen allen nichts, dass sie genau das betonen: Trans Frauen und Männern beizustehen, sich für sie zu verwenden, so dass sie nicht im Alltag, bei Ämtern und im Job, angefeindet werden. Aber sie bestehen eben darauf, dass es trans Personen sind, dass eine Geschlechtstransition von biologischen Männern sie nicht zu Frauen in ihren auch psychosozialen Gewordenheiten macht und umgekehrt Frauen nicht zu Männern.

Trans Serie

In unserer „Trans Serie“ schreiben queere, trans und cis Menschen rund um die aktuellen Diskurse um das neue Selbstbestimmungsgesetz. Alle Texte der Reihe finden Sie hier.

Krass weitgehendes Reformprojekt

Nein, die genannten Promis flottieren in der aggressiven Diskurswelt der Tweets und Posts als abscheuliche Wesen, fast als Nazis – „Transphobie“ lautet das Verdikt. Das gilt natürlich auch für Feministinnen wie Alice Schwarzer: eine TERF – eine Person aus dem Trans-Exclusionary Radical Feminism, eine, die auf den Unterschied zwischen einer trans Frau und einer biologischen Frau besteht. TERF, klare Sache, ist das schlimmste Prädikat, das sich eine zuziehen kann: nicht mehr satisfaktionsfähig.

Trotzdem sind all diese Scharmützel der Regierung, vor allem dem Justizministerium unter der FDP und dem grün geführten Familienministerium offenbar gleichgültig. Sie werden Ende des Jahres das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz verabschieden. Es wird das in der Tat nicht mehr zeitgemäße Transsexuellengesetz (TSG) ablösen – weil trans eben nicht als Krankheit zu gelten hat.

Jedenfalls: Ohne weitere Prüfungen – und seien es gewogene Personen im therapeutischen Bereich – kann dann eine Person bei einer Meldebehörde ihren Geschlechtswechsel bekanntgeben. In den dann geänderten Papieren gilt eine trans Frau als Frau. Sogar die Nennung des alten Namens, des Geschlechts ‚davor‘, steht dann unter Strafe.

Das ist ein krass weitgehendes Reformprojekt, so fundamental ausgreifend, das vor allem unter diesem Umstand jetzt schon leidet und das es Konservativen leicht machen wird, es zu deligitimieren und als Top-Down-Vorschrifterei der akademisch orientierten Politiken zu charakterisieren. Sie, wie in Ungarn durch Viktor Orbán, wie durch republikanisch geführte Bundesstaaten in den USA, wie durch die Putin-Administration in Russland.

Sie werden es leicht haben darauf hinzuweisen, dass dieser Wandel zur gesellschaftlichen Vorstellungskraft von dem, was Männer und was Frauen sind, an den Realitäten und vor allem an Phantasien zur Plausibilität einer Reform vorbeiregiert. Alle seriösen Umfragen signalisieren: Hierzulande ist ein Drittel für eine solche Reform, ein Drittel gibt sich unentschieden bis skeptisch – und ein Drittel lehnt sie explizit ab.

Lieber nochmal nachdenken

Diese Zahlen sollten die Regierung vielleicht alarmieren, die Ak­ti­vis­t*in­nen und Fellows aber ganz besonders: Eine Reform, die so wenigen Menschen wirklich nützt, aber so vieles umstülpt – wie soll die akzeptiert werden, nicht nur in woken Kreisen? Alle Gesetze im Geschlechtsbereich – vom Paragraf 175 im Jahre 1969 über das Transsexuellengesetz 1980 bis hin zur eingetragenen Lebenspartnerschaft 2000 und die Ehe für alle 2017 – sind entweder mit Unterstützung der Union oder wenigstens mit ihrer faktischen Duldung verabschiedet worden.

Solange alles „phob“ ist, was Ak­ti­vis­t*in­nen nicht passt, wird es nicht gut. Was es braucht, ist ein Verfahren, das Vertrauen in den Vorgang schafft, damit die Ergebnisse auch von der nicht trans Bevölkerung akzeptiert werden. Die Mechanismen sollten verhältnismäßig bleiben – also mit Beratung, per Attest oder zwei Besuchen mit Wartefristen bei einer Transberatungsstelle; Änderungen sollten nur alle fünf Jahre möglich sein, nicht jedes Jahr, wie geplant.

Gerade Jugendlichen mit geschlechtsangleichenden Wünschen muss Zeit gegeben werden, sich die, zumal pharmakologisch-medizinische Transition, genau zu überlegen: Nicht, dass aus Angst vor dem Coming-Out als lesbische Frau oder schwuler Mann voreilig entschieden wird. Und wenn solche Punkte, wie auch das Verbot von Pubertätsblockern bei Nichtberatung bei Minderjährigen, beachtet werden: Dann soll, dann muss dieses neue Gesetz kommen, dann gewinnt es an Popularität und Plausibilität.

Bestimmte Schutzklauseln indes müssen akzeptiert werden, etwa die des Internationale Schwimmverbands: An Frauenwettbewerben kann nur teilnehmen, wer keine männliche Pubertät durchlebt hat – es wäre sonst prinzipiell ungerecht den Sportlerinnen gegenüber, die es mit einem eben noch biologisch männlichen Körper aufnehmen müssten.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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32 Kommentare

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  • Ich denke gerade weil es nicht viele Menschen betrifft, ist es für den Großteil der Gesellschaft völlig egal.

    Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und das Leben von anderen.

    Ich denke das es für Ämter irrelevant ist welches Geschlecht eine Person hat, aber das ist nur meine Meinung.

    Ich kann auch verstehen das manche Leute besorgt sind und glauben das es irgendwie gefährlich sein könnte, die werden mit der Zeit feststellen das sie überhaupt nichts von den Änderungen mitbekommen, weil es Sie nicht betrifft.

  • Klar, alle Andersdenkenden als x-phob zu bezeichnen ist nicht zweckdienlich.



    Aber was in der Diskussion um das biologische Geschlecht und das Selbstbestimmungsgesetz oft zu kurz kommt ist folgendes:



    Menschen, die Auffassung vertreten, es gäbe nur zwei biologische Geschlechter, definieren das biologische Geschlecht nur über Keimzellen, derer es tatsächlich nur zwei gibt. Andere physische bzw. biologische Aspekte, die gewöhnlich mit dem Geschlecht assoziiert werden, korrelieren zwar stark mit dem biologischen Geschlecht, sind aber nicht deckungsgleich und weniger dichotom. Das wird jedoch oft unterschlagen, obwohl Laien unter biologischem Geschlecht nicht nur die vorhandenen Keimzellen verstehen.



    Es stellt sich ferner die Frage, ob es beim Selbstbestimmungsgesetz um das biologische Geschlecht im engeren Sinne (welches unveränderlich und binär ist) geht oder um etwas anderes. Ich sehe tatsächlich keinen Grund, dafür, dass bei jeglicher Gelegenheit nach meinen Keimzellen gefragt wird. Dem Staat geht es wohl um anderes und da ist die Idee von mehr als zwei Geschlechtern wohl kein Hirngespinst wie im Kommentar insinuiert wird.



    Was das den richtigen Umgang mit Unzufriedenheit mit dem im Pass ausgewiesenen Geschlecht bedeutet ist eine komplexe Frage. Und ganz ehrlich: mit ist es auch reichlich egal, welches amtliche Geschlecht Menschen haben. Zentral ist, dass es den Betroffenen damit gut geht.

    • @Iguana:

      Der Gesetzgeber kann sich unmöglich auf das biologische Geschlecht beziehen. Von Menschen gemachte Gesetze werden niemals die Gesetze der Natur außer Kraft setzen können.

      Es geht vielmehr immer nur um Wahrnehmung ("gelesen werden..."). Zentral ist, dass es den Betroffenen damit gut geht - da haben Sie völlig recht. Dem Rest der Gesellschaft, die auch eine Wahrnehmung hat, muss es aber auch möglich sein, mit der Diskrepanz der verschiedenen Wahrnehmungen konfliktfrei und rechtssicher umzugehen. Das muss die Gesetzgebung ebenfalls adäquat berücksichtigen.

      Der Satz: "Ich nehme dich als Mann (bzw. Frau) wahr." sollte nicht strafbar sein, denn er ist genauso subjektiv wahr wie der Satz "Ich nehme mich als Mann (bzw Frau) wahr."

      • @Winnetaz:

        Die Kategorie "biologisches Geschlecht" ist weder ein Gesetz noch sonst irgendein inhärentes Merkmal der Natur. Sie ist, wie alle Kategorien, menschengemacht, und kann mehr oder weniger gut (d.h. wissenschaftlich-methodisch) in inhärenten Eigenschaften natürlicher Phänomene begründet werden.



        Allein hier im Forum gehen mindestens drei unterschiedliche Verwendungen des Begriffs durcheinander: 1. "biologisches Geschlecht" als generelles Fortpflanzungs-Merkmal von Organismen, 2. "biologisches Geschlecht" als konkretes Merkmal (Veranlagung) eines individuellen menschlichen Körpers, männliche oder weibliche Keimzellen zu produzieren, und 3. "biologisches Geschlecht" als konkrete Ausprägung geschlechtstypischer Körpermerkmale eines Individuums.

  • Ich denke, es ist deutlich wer hier die alleinige Deutungshoheit beansprucht und eine Diskussion verweigert. Es ist nicht der große Teil der Menschen, die sich als trans definieren, genau so wenig wie die meisten cis Menschen.

  • „Und wenn solche Punkte, wie auch das Verbot von Pubertätsblockern bei Nichtberatung bei Minderjährigen, beachtet werden: Dann soll, dann muss dieses neue Gesetz kommen, dann gewinnt es an Popularität und Plausibilität.“

    Du willst also Pubertätsblocker erst nach der Pubertät zulassen und so verhinderbares Leid und vermeidbare Operationen zulassen?

    „Bestimmte Schutzklauseln indes müssen akzeptiert werden, etwa die des Internationale Schwimmverbands: An Frauenwettbewerben kann nur teilnehmen, wer keine männliche Pubertät durchlebt hat – es wäre sonst prinzipiell ungerecht den Sportlerinnen gegenüber, die es mit einem eben noch biologisch männlichen Körper aufnehmen müssten.“

    Also könnten trans Frauen teilnehmen, wenn Du diesen nicht die Pubertätsblocker vorenthalten hättest. Seltsame Logik.

  • Die Mechanismen sollten verhältnismäßig bleiben – also mit Beratung, per Attest oder zwei Besuchen mit Wartefristen bei einer Transberatungsstelle; Änderungen sollten nur alle fünf Jahre möglich sein, nicht jedes Jahr, wie geplant.“

    Diese Zugangsbeschränkungen zu medizinischen Maßnahmen werden von den Krankenkassen und Verbänden festgelegt. In dem neuen Gesetz geht es um Personenstandsrecht und nicht um medizinische Festlegungen.

    „Gerade Jugendlichen mit geschlechtsangleichenden Wünschen muss Zeit gegeben werden, sich die, zumal pharmakologisch-medizinische Transition, genau zu überlegen:“

    Selbst in dem weitergehenden Entwurf der Grünen und der FDP vor der Wahl war keine unveränderliche Maßnahme bei noch nicht erwachsenen Menschen auch nur vorgesehen.

    „Nicht, dass aus Angst vor dem Coming-Out als lesbische Frau oder schwuler Mann voreilig entschieden wird.“

    Meinst Du wirklich, dass die Entscheidung sich als trans Mensch zu bekennen einfacher und schmerzfreier ist als sich als gleichgeschlechtlich liebender Mensch zu bekennen? Weißt Du, dass die geschlechtliche Identität nichts mit dem Begehren zu tun hat? Falls Du das nicht verstehst: Viele trans Männer sind schwul und viele trans Frauen sind lesbisch.

    • @Marlene Komitsch:

      Gesetzliche Regelung zu medizinischen Maßnahmen wird folgen. Das Gesetz baut dann auch dem neuen Selbstbestimmungsgesetz auf.

      Pubertätsblocker sollten überhaupt nicht mehr verschrieben werden. Sie sind nicht genügend erforscht und können große Schäden verursachen. Kinder und Jugendliche können die Tragweite der Einnahme von Pubertätsblockern nicht einschätzen.

      Unveränderliche Maßnahmen werden JETZT schon an Menschen unter 18 in Deutschland durchgeführt (Abnahme der Brüste bei Mädchen ab 16 Jahren).

      England hat es vorgemacht, dort wurden viele Jugendliche nicht genügend und lange untersucht und sie wurden fälschlicherweise auf die Transschiene gesetzt. Das führt(e) zu Detransitionern, die eigentlich lesbisch bzw. schwul sind (Keira Bell etc.). Viel Leid hätte diesen Jugendlichen erspart geblieben können, hätte man ihnen mehr Zeit gegeben herauszufinden wer sie sind.

      • @planb:

        "Gesetzliche Regelung zu medizinischen Maßnahmen wird folgen. Das Gesetz baut dann auch dem neuen Selbstbestimmungsgesetz auf."



        Das altbewährte Dammbruchargument. Es nimmt stillschweigend an, dass es für alle späteren Entscheidungen keine Abwägung der Sachlage mehr geben kann, weil eine erste Entscheidung mit einem bestimmtem Ausgang getroffen wurde. Dass für diese Entscheidungen ganz unterschiedliche sachliche Voraussetzungen und Kriterien gelten wird unterschlagen. Prominentes Beispiel aus jüngerer Zeit: "Wer zur Ehe für alle Ja sagt, muss dann auch zur Vielehe Ja sagen."



        Zieht man den rhetorischen Effekt ab so liegt das, was übrigbleibt, fernab jeder Realität.

  • „Diese Zahlen sollten die Regierung vielleicht alarmieren, die Ak­ti­vis­t*in­nen und Fellows aber ganz besonders:



    Eine Reform, die so wenigen Menschen wirklich nützt, aber so vieles umstülpt – wie soll die akzeptiert werden, nicht nur in woken Kreisen? Alle Gesetze im Geschlechtsbereich – vom Paragraf 175 im Jahre 1969 über das Transsexuellengesetz 1980 bis hin zur eingetragenen Lebenspartnerschaft 2000 und die Ehe für alle 2017 – sind entweder mit Unterstützung der Union oder wenigstens mit ihrer faktischen Duldung verabschiedet worden.“

    Also die Union als Opposition soll zustimmen, weil die gewählte Regierung nicht das von Dir bevorzugte Gesetz vorschlägt? Seltsames Demokratieverständnis.

    „Solange alles „phob“ ist, was Ak­ti­vis­t*in­nen nicht passt, wird es nicht gut. Was es braucht, ist ein Verfahren, das Vertrauen in den Vorgang schafft, damit die Ergebnisse auch von der nicht trans Bevölkerung akzeptiert werden.“

    Ich finde, ein Verfahren, dass über mein Leben bestimmt und keinerlei Einfluss auf das Leben anderer Menschen hat muss mein Vertrauen und meine Akzetanz finden.

  • „Das ist ein krass weitgehendes Reformprojekt, so fundamental ausgreifend, das vor allem unter diesem Umstand jetzt schon leidet und das es Konservativen leicht machen wird, es zu delegitimieren und als Top-Down-Vorschrifterei der akademisch orientierten Politiken zu charakterisieren. Sie, wie in Ungarn durch Viktor Orbán, wie durch republikanisch geführte Bundesstaaten in den USA, wie durch die Putin-Administration in Russland.



    Sie werden es leicht haben darauf hinzuweisen, dass dieser Wandel zur gesellschaftlichen Vorstellungskraft von dem, was Männer und was Frauen sind, an den Realitäten und vor allem an Phantasien zur Plausibilität einer Reform vorbeiregiert. Alle seriösen Umfragen signalisieren: Hierzulande ist ein Drittel für eine solche Reform, ein Drittel gibt sich unentschieden bis skeptisch – und ein Drittel lehnt sie explizit ab.“

    Hast Du noch die Zahlen im Kopf, die 1976 und 1979 gegen die Abschwächung des §175, die die Homosexualität unter erwachsenen Männern straffrei stellt abgelehnt haben? Wieso entscheidet das ablehnende Drittel der Bevölkerung?



    Du beziehst dich in Deiner Argumentation auf Männer wie Orban, Putin und einigen Republikaneren. Was Du dabei nicht erwähnst, was diese von schwulen Männern halten. Wenn ich das richtig sehe, sind diese genau so gut gelitten wie trans Menschen. Nach Deiner Logik müssten wir den §175 wieder wie vor 1945 einführen.

  • Wie bei einigen Gesetzgebungen wird die Akzeptanz nach Einführung steigen. Nach dem Motto: Huch, nichts passiert. Es wird danach beurteilt, welche Auswirkungen sich unmittelbar für das eigene Leben ergeben. Ansonsten: Der Mensch ist ein Gewöhnungstier, gefüllt...

  • "Die Mechanismen sollten verhältnismäßig bleiben – also mit Beratung, per Attest oder zwei Besuchen mit Wartefristen bei einer Transberatungsstelle; "

    Das ist eben gerade nicht verhältnismäßig.

    "Gerade Jugendlichen mit geschlechtsangleichenden Wünschen muss Zeit gegeben werden, sich die, zumal pharmakologisch-medizinische Transition, genau zu überlegen: Nicht, dass aus Angst vor dem Coming-Out als lesbische Frau oder schwuler Mann voreilig entschieden wird."

    Die pharmakologisch-medizinische Transition ist nicht Gegenstand des geplanten Gesetzes.

  • Warum ist es für manche Menschen eigentlich so ein großes Problem, wenn jemand sich in einem anderen Geschlecht als in dem äußerlich sichtbaren zuhause fühlt? Muss man einen Menschen ausschließlich über sein Geschlecht definieren? Mir ist es ziemlich schnuppe, welchem Geschlecht sich jemand zugehörig fühlt, das ist doch eine ganz private Entscheidung und keine Bedrohung meiner eigenen Persönlichkeit. Ich wünschte, wir würden alle mal auf dem Teppoch bleiben bei diesem Thema. Und damit meine ich beide Seiten.

  • Jan Feddersen: "Alle seriösen Umfragen signalisieren: Hierzulande ist ein Drittel für eine solche Reform, ein Drittel gibt sich unentschieden bis skeptisch – und ein Drittel lehnt sie explizit ab.



    Diese Zahlen sollten die Regierung vielleicht alarmieren, die Ak­ti­vis­t*in­nen und Fellows aber ganz besonders: Eine Reform, die so wenigen Menschen wirklich nützt, aber so vieles umstülpt – wie soll die akzeptiert werden, nicht nur in woken Kreisen?"



    Das möchte ich gern kontrastieren mit folgender Passage:



    "Eine Volksabstimmung über die Aufhebung des § 175 StGB hat es in der Bundesrepublik Deutschland nicht gegeben. Hätte sie stattgefunden, sie wäre vermutlich gescheitert im Jahre 1969, als im Deutschen Bundestag von derGroßen Koalition die erste wegweisende Reform des § 175 StGB beschlossen wurde; denn eine Meinungsumfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach vom Dezember 1968 weist aus, dass 45% der westdeutschen Bevölkerung die geplante Liberalisierung des Homosexuellenstrafrechts ablehnten; 37% sprachen sich für die angestrebte Straflosigkeit homosexueller Handlungenunter volljährigen Männern aus, 17% waren unentschieden (1)."



    Quellen: mr3er.de/dr-lo/pub...h%20Verbrechen.doc



    www.spiegel.de/pol...-0000-000045741408

    • @mats:

      Forts.



      Jan Feddersen: "Das ist ein krass weitgehendes Reformprojekt, so fundamental ausgreifend, das vor allem unter diesem Umstand jetzt schon leidet ..."



      Man kann einfach behaupten, in welchen Grad die Gesetzesreform "fundamental ausgreifend" sei, oder aber man recherchiert mal, wie es sich in den anderen Ländern entwickelt hat, die ähnliche Gesetze bereits vor Jahren erlassen haben:



      "Insgesamt gibt es in zwölf Ländern ein vergleichbares Gesetz. Argentinien war 2012 das erste Land, das eine Änderung des Geschlechtseintrags per Selbstauskunft ermöglichte. Zudem gibt es ähnliche Gesetze in Malta, Dänemark, Luxemburg, Belgien, Irland, Portugal, Island, Neuseeland, Norwegen, Uruguay und der Schweiz."



      Quelle: www.bmfsfj.de/bmfs...mungsgesetz-199332



      Ich lese im Beitrag von vielen Positionen, Episoden, Einschätzungen, Befürchtungen und Forderungen. Was ich nicht finde ist ein begründetes Argument.

  • Transfeindliche Kommentare sind hier unerwünscht. Die Moderation

  • Ein angenehm durchdachter Kommentar. Insbesondere in einem Punkt ist dem Autor uneingeschränkt zuzustimmen:

    "Solange alles „phob“ ist, was Ak­ti­vis­t*in­nen nicht passt, wird es nicht gut."

    Dieser Satz hat eine unbedingte Allgemeingültigkeit für alle Arten von Aktivismus. Und es tut den oftmals an sich sehr guten Anliegen keinen Gefallen, wenn eine besonders radikale Gruppe von Aktivisten für sich die alleinige Weisheit und Moral beansprucht und aus dieser Position sich nicht mehr inhaltlich mit Argumenten der Gegenseite auseinandersetzt, sondern diese moralisch zu diskreditieren will, in dem sie eben als xyz-phob bezeichnet werden.

    Ich merke an mir selbst, dass diese Haltung und diese billige "Abkürzung" des notwendigen Diskurses mich eher gegen eine Sache aufbringt, auch wenn ich sie an sich für richtig halte.

    • @Fran Zose:

      Radikal gibt's auch ohne "phob"-Diskreditierung. Die Frage ist: Wird das in gleichem Maß wahrgenommen und verunsichert es in vergleichbarer Weise die Unterstützung für die Anliegen der aggressiven Gruppe? taz.de/DykeMarch-in-Hamburg/!5873833/



      Oder ist das "phob" der anderen einfach besser medial und politisch zu vermarkten?

  • (Hier geht es weiter mit den genetischen Varianten.)

    Theoretisch sind alle Variationen von X & Y mit beliebig vielen Paaren möglich, allerdings sind nicht alle Varianten auch praktisch lebensfähig.



    Praktisch sind zumindest diese Variationen relevant:



    01) X0 (eigentlich einfach nur X)



    02) XX



    03) XY



    04) XXX



    05) XXY



    06) XYY



    07) XXXX



    08) XXXY



    09) XXYY



    10) XYYY



    12) XXXXX



    13) XXXXY



    14) XXYYY



    (Nur solche Varianten aufgezählt, für die ich auf die schnelle Beschreibungen gefunden habe.)

    Die meisten dieser 14 genetischen Varianten können theoretisch alle 12 körperlichen Varianten ausbilden, wenn auch mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten.



    In der Praxis kommen einige davon vermutlich eher nicht vor.



    XX-Männer und XY-Frauen sind zwar eher selten, kommen aber definitiv vor. Die Häufigkeit wird mit etwa eins in zwanzigtausend angegeben, oder anders gesagt: mehrere Tausend alleine in Deutschland.

    Theoretisch sind das also 168 Geschlechter. Selbst wenn man großzügig die Hälfte davon als "zu unwahrscheinlich" streicht immer noch 80 Geschlechter.



    Immer noch rein biologistisch. Keine Psyche wurde betrachtet. Keine gesellschaftlichen Prägungen wurden angerufen.



    Ausschließlich objektiv messbare Eigenschaften.

    Falsch an den Ergebnissen ist, dass jede Eigenschaft als rein "ja oder nein" betrachtet wurde.



    Beschädigte Chromosomen oder innere und äußere Organe in unterschiedlich starken Ausprägungen wurden dabei noch ignoriert.

    Sagt ein Wissenschaftler "ich hab als Kind gelernt, dass es nur 2 Geschlechter gibt, also ignoriere ich alle anderen", dann ist das Anti-Wissenschaftlich, und der 'Wissenschaftler' in der Biologie was ein Flacherdler in der Physik ist.

    Im Bereich der Geschlechter bei Menschen gibt es genau nur eine einzige Sache, bei der die Zahl "2" vorkommt:



    Zur Fortpflanzung ohne Labor braucht es eine Eizelle und eine Spermazelle, zusammen sind das 2 Zellen.



    Diese beiden Zellen können aus den unterschiedlichsten Körpern stammen.

    • @kleinalex:

      Sie schreiben: "Im Bereich der Geschlechter bei Menschen gibt es genau nur eine einzige Sache, bei der die Zahl "2" vorkommt: Zur Fortpflanzung ohne Labor braucht es eine Eizelle und eine Spermazelle, zusammen sind das 2 Zellen."

      Ja, aber wenn biologisches Geschlecht nach den Komponenten der geschlechtlichen Fortpflanzung definiert wird, dann gibt es eben nur 2 biologische Geschlechter. Was das mit "Hass" zu tun haben soll, erschließt sich nicht.

      Und: Sie beschreiben eine Reihe genetischer Varianten. Aber das bedeutet nicht, dass es sich dabei um eigenständige biologische Geschlechter handelt und nicht um unterschiedliche Zusammensetzungen aus 2 Geschlechtern. Es gibt primäre "männliche" Geschlechtsorgane (Penis und Hoden) und "weibliche" Geschlechtsorgane (Vulva, Vagina, Klitoris, Eierstöcke und Uterus). Dass es daneben noch primäre Geschlechtsorgane gebe, die weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht, sondern einem weiteren Geschlecht zugeordnet werden, behauptet m. W. niemand. Und ob eine Person, die Merkmale beider Geschlechter aufweist, rechtlich einem eigenständigen Geschlecht zugeordnet wird (wie in Deutschland dem rechtlichen Geschlecht "divers"), ist keine Frage der Biologie, sondern eine gesellschaftliche.

    • @kleinalex:

      Nein?

      • @Anna Gruber:

        Doch!

  • "Es spricht wissenschaftlich viel dafür, dass die These, es gäbe mehr als biologisch zwei Geschlechter, kaum mehr als eine kreationistische Theorie ist, haltlos, wunschbehaftet."

    Genauso wie "wissenschaftlich" viel dafür spricht, dass die Erde eine Scheibe ist.



    Hassreligion ist nicht Wissenschaft.

    Es gibt, leicht für jedermann überprüfbar, ganz abseits jeglicher Ideologien, jeglicher LGBTQI-Ideen, rein physisch, selbst wann man ganz großzügig unerwünschte Dinge weglässt, mindestens 4 Geschlechter.



    Nicht 2, sondern 4:



    1) Körper mit exklusiv voll ausgeprägten äußeren weiblichen Geschlechtsorganen



    2) Körper mit exklusiv voll ausgeprägten äußeren männlichen Geschlechtsorganen



    3) Körper mit voll ausgeprägten äußeren männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen



    4) Körper mit ohne voll ausgeprägte äußere Geschlechtsorgane



    (Aus diesen Merkmalen erwürfeln Ärzte bei der Geburt das dokumentierte Geschlecht.)

    Niemand ist ein Wissenschaftler, der die Möglichkeit, es könnte eventuell nur 2 Geschlechter geben, ernsthaft in Betracht zieht.

    Real sind es - rein biologistisch betrachtet - natürlich noch sehr viel mehr Geschlechter:



    Nur völlig wissensbefreite Menschen gehen davon aus, dass die sichtbaren Geschlechtsmerkmale stets mit den inneren Organen übereinstimmen.

    Zu jeder der 4 obigen Varianten kommen daher noch entsprechende Varianten der inneren Organe dazu: Eindeutig, Mehrgeschlechtig, Nicht-vorhanden.

    Vermutet man, dass "ohne äußere" kaum mit "beide innere" einhergehen dürfte, und umgekehrt, und dass "außen voll X und innen voll Y" und umgekehrt ebenso unwahrscheinlich sind, dann bleiben immer noch 12 Geschlechter übrig.



    Immer noch rein körperliche Geschlechter. Kein Gedanke wurde an Psyche oder Gesellschaft verschwendet.

    Dazu kommen dann die genetischen Varianten.



    Auch hier gilt: Antiwissenschaftler mögen glauben, XX habe bspw. immer weibliche Geschlechtsorgane - die Realität sieht das anders.

    (Geht noch weiter)

    • @kleinalex:

      Auch in ihrer Argumentation lese ich nur etwas von weiblich und männlich - und allenfalls Kombinationen daraus. Es gibt nichts grundlegend anderes, somit bleibt es bei genau 2 biologischen Geschlechtern.

      Gerade Transleute verdeutlichen das ebenfalls: die gewünschte Transition geht immer in Richtung Frau oder in Richtung Mann, niemals in irgendeine andere (dritte, vierte, ...) Richtung.

    • @kleinalex:

      Und noch dazu... Jeder genetischen Kombination / jedem genetischen Defekt/ ein eigenes Geschlecht zuordnen zu wollen, ist ja wohl irre... Zumal sich ALLE aus X und / oder Y kombinieren. Es gibt nichts 3.!!! UND 00 existiert nicht, auch nicht xb, oder ys, yb, xr....



      Meine Güte!

    • @kleinalex:

      So ein Quatsch! Es gibt nur 3 Möglichkeiten, die 2 Geschlechter umfasst. 1. Ich bin Frau 2. Ich bin MANN 3. Ich vereine beides in mir... männliches und weibliches



      SOGAR BIOLOGISCH UND SOZIAL/GEFÜHLT.



      Egal wie man es dreht: Es bleibt bei männlich oder weiblich/männlich und weiblich... selbst heute mal gefühlt männlich/morgen weiblich.



      Man kann niemals "nichts" sein und es gibt auch kein 3. /4. / 5. Geschlecht. Ein Mann, der als Mann gern Rock trägt (ganz männlich) ist ein Mann im Rock. Ein biologischer Mann, der Rock trägt, weil er sich klar weiblich definiert, ist sozial gern Frau. Operiert man sich, will man sich auch zur Frau oder zum Mann hin entscheiden. Zu "nichts" kann man sich nicht entscheiden.



      Und der Krösus mit den feinen genetischen Kombinationen... Nur als ein Bsp. X0... Turner Syndrom.. das sind voll und ganz Mädchen/ Frauen, denen das "Frau sein" nicht abgesprochen werden kann und die sich auch als Frau wahrnehmen, weil sie einfach Frauen, sogar qwa Geburt, sind. Mit Scheide, Brüsten, Gebärmutter und Eierstöcke. Nix mit 3./4. Oder 226. Geschlecht.

    • @kleinalex:

      Was für ein unsinnig Wortspiel.

      Menschen produzieren entweder Spermien oder Eizellen.

      Damit gibt es, halten sie sich fest, ZWEI Geschlechter. Wissenschaftliche Tatsache.

      Sie können sich ja ihre Traumwelt so zurechtrücken wie sie es mögen, ändert aber nix an menschlicher Biologie.

      Und ausgeprägtere oder unausgeprägtere Geschlechtsorgane/-merkmale, machen kein neues Geschlecht.

      Wenn Sie irgendwas von Biologie verstehen würden, wäre ihnen das schon längst klar.

      Abgesehen davon:

      Man kann keine Frau und Frau kein Mann werden, da man schon vor der Geburt bestimmte Entwicklungsschritte durchmacht die das Geschlecht eines Menschem bestimmen, und zwwar eindeutig.

      • @Anna Gruber:

        "Bei kompletter Androgenresistenz (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich." - de.m.wikipedia.org...tersexualit%C3%A4t

        Erklären Sie mir das mal bitte mit Ihren "wissenschaftlichen Tatsachen"! Ist eine Person mit CAIS jetzt, obwohl bei der Geburt als weiblich eingeordnet, "eigentlich" männlich, weil sie Spermien produziert? Das würde sie zu einer Transperson machen.... Was ist mit cis Männern, die eine Vasektomie hatten? Sind die jetzt keine Männer mehr, weil sie keine Spermien mehr produzieren können?

      • @Anna Gruber:

        "Menschen produzieren entweder Spermien oder Eizellen."



        Und wenn sie keines von beiden tun? Haben sie dann kein Geschlecht? Sie sehen, auch das taugt nicht recht zur Definition.

        • @zeroton :

          Dafür haben wir doch inter.



          Warum sollen 2 Geschlechter transphob sein, wenn sind die interphob.

  • Ich habe das Gefühl, die Aktivist/innen, denen alles nicht passen würde, was -phob hinten dran hat, haben bisweilen mehr getan, als die Bundesregierung in 100 Jahren tun würde.