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Geplantes PrimärarztmodellIst da wirklich was, Frau Doktor?

Die Bundesregierung plant, dass Pa­ti­en­t:in­nen künftig zuerst Haus­ärz­t:in­nen aufsuchen müssen. Würde das den Kampf um Facharzttermine erleichtern?

Hexenschuss oder Akne könnten zukünftig häufiger direkt von Haus­ärz­t:in­nen behandelt werden Foto: Daniel Vogl/dpa

Berlin taz | Die junge Frau rief in der Hausarztpraxis von Doktor Margit Kollmer an. Sie müsse noch an diesem Tag in die Praxis kommen, drängte sie. Sie brauche dringend eine Überweisung zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt, da sie auf einem Ohr nichts mehr höre.

Die Hilfesuchende konnte noch am selben Tag in der Praxis der Hausärztin im niederbayrischen Velden vorsprechen. Doch die Untersuchung zeigte: Eine Überweisung war überflüssig. Der Gehörgang war lediglich verstopft. Eine medizinische Fachangestellte spülte das Ohr, entfernte das Ohrenschmalz – und die Patientin hörte wieder einwandfrei.

„Viele Patienten wollen möglichst schnell zum Facharzt und haben gar nicht auf dem Schirm, dass der Hausarzt ihr Problem lösen könnte“, sagt Kollmer. Die Allgemeinmedizinerin verfügt über ein Ultraschallgerät, einen Apparat zur Lungenfunktionsprüfung, ein Gerät für ein EKG und ein Auflichtmikroskop zur Hautkrebsfrüherkennung. Haus­ärz­t:in­nen könnten 80 Prozent der Pa­ti­en­t:in­nen ohne Überweisung versorgen, sagt Kollmer, die auch Bezirksvorsitzende für Niederbayern im Hausärztinnen- und Hausärzteverband ist.

Margit Kollmer, Hausärztin im fränkischen Velden Foto: Fotodesign Märzinger

Wer zum Beispiel einen Hexenschuss habe oder einen auffälligen dunklen Fleck auf der Haut entdecke, der könne auch in einer Allgemeinarztpraxis behandelt werden, ohne zum Orthopäden oder zum Dermatologen gehen zu müssen, erklärt Kollmer. Die meisten Hausärzt:innen, sie eingeschlossen, haben eine fünfjährige Facharztausbildung in Allgemeinmedizin absolviert. Kollmer, 47, unterstützt das geplante „Primärarztmodell“ der schwarz-roten Koalition.

Nach diesem Modell sollen Haus­ärz­t:in­nen künftig in der Regel die erste und oft auch einzige Instanz für Beschwerden werden. Ziel ist es, Facharztbesuche zu reduzieren, Kosten zu senken und Termine schneller zu vergeben. Die Regierung setzt „auf ein verbindliches Primärarztsystem bei freier Auswahl durch Haus- und Kinderärzte“ heißt es im Koalitionsvertrag. Die Haus­ärz­t:in­nen fungieren dann als „Primärärzte“, die „den medizinisch notwendigen Bedarf für einen Facharzttermin“ und auch den dafür notwendigen „Zeitkorridor“ festlegen sollen, so der Koalitionsvertrag.

Regelung soll nur für gesetzlich Versicherte gelten

Falls die Pa­ti­en­t:in­nen trotz Überweisung keinen Facharzttermin erhalten – auch nicht über die Terminservicenummer 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigungen – sollen sie Anspruch auf eine ambulante Behandlung im Krankenhaus haben, was im Koalitionsvertrag als „Termingarantie“ bezeichnet wird. Für die Besuche bei Au­gen­ärz­t:in­nen und Gy­nä­ko­lo­g:in­nen soll weiterhin keine Überweisung von Haus­ärz­t:in­nen nötig sein.

Derzeit sind nur 38 Prozent der Arztbesuche Hausarzttermine, teilt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) auf Anfrage der taz mit. Da wäre also noch Luft nach oben.

Der Vorschlag würde nur für gesetzlich Versicherte gelten und birgt hohes Konfliktpotenzial. Es schränkt die „freie Arztwahl“ ein, etwa bei Akne direkt zum Dermatologen zu gehen. Zudem stellt sich die Frage, ob es genug Haus­ärz­t:in­nen gibt, vor allem auf dem Land, um den Ansturm zu bewältigen.

Der Chef des Fachärzteverbandes Spifa, Dirk Heinrich, warnt davor, dass eine hausärztliche Primärversorgung mit generellem „Überweisungsvorbehalt“ zur fachärztlichen Versorgung „aus Gründen der hausärztlichen Kapazität ein Supergau für die medizinische Versorgung“ wäre.

Odysee bei der Terminsuche

Auch ein Primärarztmodell schafft keine neuen Hausärzt:innen. Für die Odyssee von Pa­ti­en­t:in­nen ist ein Post wie dieser im Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de in Berlin-Schöneberg symptomatisch: „Ich suche einen Hautarzt, bei dem ich nicht einen automatischen ‚Sprachassistenten am Hörer habe, nicht online Termine buchen muss und als Kassenpatient nicht sechs Monate warten muss. Ich suche dringend einen Termin für meinen Sohn“ schreibt eine verzweifelte Mutter.

Die Frau, die zuvor schon vergeblich versucht hat, online über Doctolib als gesetzlich Versicherte einen Termin innerhalb der nächsten drei Monate zu buchen, bekommt von den Nachbarn im Internet den Tipp, zum Hausarzt zu gehen und sich eine Überweisung mit Dringlichkeitscode geben zu lassen. Oder die offene Akutsprechstunde eines Hautarztes am anderen Ende der Stadt zu nutzen, die er an einem einzigen Tag in der Woche anbietet. „Man muss früh genug in der Schlange stehen. Es wird nur eine bestimmte Anzahl von Patienten angenommen“, berichtet jedoch eine Nachbarin.

In den Akutsprechstunden der Fachärzte werden oft aber nur dringende Fälle behandelt. Ein Berliner Orthopäde etwa bietet täglich am Morgen eine halbstündige Akutsprechstunde mit „Kurztermin“ an. Es werden nur Patienten mit „akuten Verletzungen, Unfällen oder postoperativer Betreuung“ versorgt, heißt es aber mahnend auf der Website. Wer da etwa mit einem seit zwei Wochen bestehenden Hexenschuss bei Or­tho­pä­d:in­nen auftaucht, könnte kritische Worte riskieren.

Es wäre aber nicht fair, die Fach­ärz­t:in­nen allein für die Terminmisere verantwortlich zu machen. Sie unterliegen einer Honorardeckelung und nehmen daher oft keine neuen gesetzlich Versicherten auf, da die Vergütung begrenzt ist. Diese Deckelung, auch Budgetierung genannt, wurde noch von der Ampelregierung nur für All­ge­mein­ärz­t:in­nen aufgehoben und wird seit dem vierten Quartal 2025 für diese nicht mehr gelten.

In Großbritannien geht ohne Überweisung nichts

Doch auch Haus­ärz­t:in­nen priorisieren nach Dringlichkeit. Deren geschultes Personal kann schon am Telefon eine Ersteinschätzung der Beschwerden geben. Die Praxisgemeinschaft „die Hausärzte“ in Berlin-Prenzlauer-Berg bietet täglich offene Akutsprechstunden an für Patienten, deren Beschwerden „in den letzten zwei Tagen neu aufgetreten sind“ oder die sich innerhalb der letzten zwei Tage „deutlich verschlechtert“ haben, heißt es auf der Website. Der Termin beinhalte nur fünf Minuten. Für andere Behandlungen muss ein Termin mit längerem Vorlauf vereinbart werden.

Ob das Primärarztmodell die Arztsuche erleichtern würde, bleibt also fraglich. Für Rheumapatient:innen, die nur alle vier Monate einen Termin beim Spezialisten bekommen, dürfte sich wenig ändern, ebenso wenig für andere chronisch Kranke, die von überlaufenen Fach­ärz­t:in­nen versorgt werden müssen. Doch Beschwerden wie Hexenschuss, Akne oder Hautflecken könnten häufiger direkt von Haus­ärz­t:in­nen behandelt werden.

In anderen europäischen Ländern, etwa Großbritannien, spielen All­ge­mein­ärz­t:in­nen schon jetzt die zentrale Rolle in der Versorgung. Ohne Überweisung läuft gar nichts. Auf einer Website des britischen Gesundheitsdienstes NHS etwa wird bei einer Erkrankung wie Akne erst mal zur Selbsthilfe und richtigen Hautpflege geraten, dann kommt der Tipp, die örtliche Apotheke zu konsultieren und nach Salben und Gels zu fragen. Nur bei schweren Fällen soll der Allgemeinarzt konsultiert werden. Ein Facharzt wird gar nicht erwähnt.

Ein Gesetzentwurf zum Primärarztmodell liegt noch nicht vor. Unklar ist etwa, wie Pa­ti­en­t:in­nen sanktioniert werden, die Fach­ärz­t:in­nen ohne Überweisung aufsuchen. Versicherte, die „weiterhin direkt und ungesteuert Fachärzte aufsuchten“, sollen sich künftig „an den Kosten beteiligen“, forderte der Vorstandsvorsitzende der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der das Modell unterstützt.

Der Hausärztinnenverband ist ebenfalls für das Modell. Auf dem Bundesfortbildungskongress für Allgemein­medizin kürzlich in Berlin warnten Fachleute jedoch vor einem Gesetz, das in der Öffentlichkeit dann möglicherweise nur als Verbot der freien Arztwahl wahrgenommen werden könnte. Die Co-Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, sagte, „wir müssen aufpassen, dass wir aus dem Ding kein zweites Heizungsgesetz machen.“

Haus­ärz­t:in­nen müssten pro Tag mit 2 bis 5 Pa­tien­t:in­nen­ zusätzlich rechnen

Wie stark das Patientenaufkommen bei Haus­ärz­t:in­nen bei Einführung des Modells steigen würde, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung ausgerechnet. Dabei wurde berücksichtigt, dass die meisten Menschen neben ihren Facharztkontakten auch jetzt schon ei­ne:n Haus­arz­t:in haben. Es erwartet, dass Haus­ärz­t:in­nen mit zwei bis fünf zusätzlichen Pa­ti­en­t:in­nen­kon­tak­ten pro Sprechstundentag rechnen müssten.

Doktor Margit Kollmer in Velden sorgt sich nicht um einen möglichen Mehraufwand. Sie behandelt bereits 65 Pa­ti­en­t:in­nen täglich. Die Ärztin wünscht sich, „dass die Pa­ti­en­tin­nen und Patienten mehr eigene Kompetenz entwickeln, ihre Beschwerden einzuschätzen und selbst etwas für ihre Gesundheit tun. Wenn die Patienten selbstständiger wären auch im Umgang mit sich selbst, wäre das der größte Fortschritt“, ist sie überzeugt.

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26 Kommentare

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  • Ich kann mich noch gut an das 10€ pro Quartal Projekt erinnern. War nervig und hatte nicht die Wirkung, die es haben sollte. Sonst wäre es ja nicht wieder abgeschafft worden .

    Die Medizin ist nun mal inzwischen sehr spezialisiert. Selbst beim Zahnarzt ist das ja inzwischen so, dass man für Implantat oder Endodontologie lieber zum Spezialisten geht.



    Hausärzte bräuchten mehr Zeit und bessere Vergütung, um diese Lotsenfunktion zu erfüllen.



    Ich finde, diese Überweisungspflicht ist eine Gängelung und lenkt ab von den eigentlichen Problemen, zb Zweiklassenmedizin und Vergütungsungerechtigkeit bei Ärzten

  • Der im Text zitierte britische NHS ist im wesentlichen steuerfinanziert. Kein Untertan der Krone bezahlt annähernd den Krankenkassenbeitrag eines deutschen "Geringverdieners". Deswegen darf der NHS sich anmaßen den Untertanen Vorschriften zum Arztbesuch und zur Körperpflege zu machen. - Der deutsche Patient wird gesetzlich gezwungen im Voraus für eine Leistung zu bezahlen. Leistung und Gegenleistung sind, wie überall, wesentliche Voraussetzungen der Diskussion von Rechten und Pflichten. Deswegen darf man das nicht direkt vergleichen, so wie im Text geschehen

  • Ich könnte schwören, dass wir das schon mal hatten und es wieder abgeschafft wurde. Oder?

  • Die meisten Fachärzte wollen sowieso schon eine Überweisung, sonst bekommt man einfach keinen Termin.



    Als ich Krebs hatte, hatte meine Ärztin einfach keine Zeit mir eine Überweisung zu schreiben. Die Diagnose war da, aber die Überweisung fehlte. Ich habe dann nach einer Woche warten im Krankenhaus angerufen, ob ich auch ohne Überweisung kommen darf. Hat geklappt, wurde geheilt.

  • Wird so das eklatante Versorgungsproblem nicht einfach nur verlagert?

  • "Regelung soll nur für gesetzlich Versicherte gelten..."

    Natürlich. Warum Privilegierte ärgern?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Nun gibt es bei den Privilegierten auch das Problem nicht.

      Was soll man da lösen?

  • „dass die Pa­ti­en­tin­nen und Patienten mehr eigene Kompetenz entwickeln, ihre Beschwerden einzuschätzen und selbst etwas für ihre Gesundheit tun. Wenn die Patienten selbstständiger wären auch im Umgang mit sich selbst, wäre das der größte Fortschritt“,

    kann man Frau Dr. Kollmer nur zustimmen. Selbstwirksamkeit ist gesünder.

    Woran liegt´s ?

    Prof Trabert musste vor einiger Zeit fordern den Erste Hilfe Unterricht! in die Lehrpläne der Schulen zu integrieren. Denn nicht einmal das gibt es, nicht einmal im Lehrplan des Biologie Leistungskurses und schon gar nicht des Grundkurses z.B. eines großen Bundeslandes.

    Deutschland hat aus dem gleichen Grund eine Laien-Reanimationsquote im letzten europäischen Drittel. /1 Abb.3

    Schulunterricht über die dringlichen genauso wie über die verbreiteten Erkrankungen als notwendige Voraussetzung der frommen Forderung wäre naheliegend.

    Wer macht die Lehrpläne ?

    Den



    www.haev.de/



    und die



    www.dgsmp.de/?s=Schulunterricht



    interessiert das nicht.

    /1



    www.bundesgesundhe...ation_BMG-BZgA.pdf

  • wie wärs mit Telemedizin. Könnte durchaus zur Entlastung der Praxen beitragen.

  • Also, zu dieser Frau Doktor Kollmer würde ich im Leben nicht gehen …

  • Sofern die Private KV abgeschafft wird find ich den Kompromiss gut.

  • Die Fachverbände der Psychotherapeut*innen versuchen aktuell zu erreichen, dass Psychotherapie nicht ins Primärarztsystem fällt. Es ist eh schon so schwer, einen Therapieplatz zu bekommen. Und es gibt mit den psychotherapeutischen Sprechstunden bereits ein Modell, in dem nach Dringlichkeit und Bedarf vorsortiert wird, sodass Wartezeiten reduziert werden. (Das das nicht ganz klappt liegt an fehlenden Kassensitzen, Beschwerden bitte an den gemeinsamen bundesausschuss).



    .



    Menschen mit psychischen Beschwerden ist nicht zuzumuten, dass der ohnehin schon lange Weg zum Therapieplatz zukünftig nur noch über die Hausarztpraxis gehen soll. Zumal Psychologen fachkundig beurteilen können und daher auch sollten, ob jemand Therapie braucht. Es ist einfach Quatsch, diese Kompetenz an Hausärzte zu übergeben! Zumal man mit seinem Hausarzt vllt auch nicht über alle sensiblen psychischen Probleme reden will, sondern sich dafür lieber an eine psychologische Fachperson wenden würde.



    .



    Wäre einen eigenen Artikel wert das Thema

  • Mein Hausarzt wollte mich gar nicht sehen. Das heißt, die MFA wollte nicht. "Warum gehen Sie nicht zum Orthopäden?", wurde ich gefragt. Nun denn.

  • Ich dachte das wäre jetzt schon so das man erst zu Hausarzt



    muss.

    • @Captain Hornblower:

      Es ist eben nicht so, dass JEDER Hausarzt mit seinem Praxispersonal auch einfache fachliche Hilfe leisten kann, wie die beschriebene Gehörgangsverstopfung. Bezüglich hausärztlicher HAUTKREBSFRÜHERERKENNUNG: Ich habe zwei Jahre lang meinen Hausarzt auf eine wachsende Hautanomalie hingewiesen, bis ich nach fast drei Jahren beim Hautarzt angekommen bin. Die Anomalie "erschien ungefährlich", es sollte eine Probe genommen werden. Stattdessen konnte ich eine Entfernung herausholen. Letztlich bekam ich telefonisch hektisch einen OP-Termin, für eine umfassendere Hautentfernung der Umgebung, denn die Diagnose lautete "maligne melanom"!



      Mit einer erheblichen Oberarmmuskelverspannung habe ich beim Hausarzt eine Überweisung zum Orthopäden erhalten. Der hat untersucht, geröntgt, und mir wegen eines offensichtlichen Muskelproblems zur Physiotherapie geschickt, die sehr spürbar gewirkt hat. Ich gehe von einem erheblichen Erfolg des neuen alten Hausarztmodells/Primärarztsystems aus. Da wird es zukünftig durchaus viel "Arztlauferei" geben, was einem die Arbeitgeber natürlich ebenfalls danken werden. Ja, alles hat zwei Seiten! Fragt sich, wie die aussehen, und wer von welcher Seite was hat!

    • @Captain Hornblower:

      Es ist jetzt teilweise sogar so, dass der Hausarzt/Kinderarzt einen bei Termingesuch abwimmelt, damit solle man lieber direkt zum Facharzt gehen.



      Es gibt aber einige Privatversicherungen, die die Primärarztklausel in den Verträgen stehen haben. Daraus schließen wohl einige, dass es günstiger sein muss.

    • @Captain Hornblower:

      Jetzt SOLL man das so machen.

    • @Captain Hornblower:

      Nein, muss man nicht. Es gab mal eine kurze Zeit, in der es so etwas in der Art schon gab:



      Gesetzlich Versicherte mussten beim ersten Arztbesuch pro Quartal 10 Euro zahlen – unabhängig davon, ob es der Hausarzt oder ein Facharzt war. Weitere Besuche beim gleichen Arzt im selben Quartal waren gebührenfrei. Wer jedoch ohne Überweisung zu mehreren Ärzten im Quartal ging, musste die Gebühr mehrfach zahlen.

      Das war ab 2004. Wurde dann irgendwann wieder abgeschafft.

    • @Captain Hornblower:

      Nicht bei allen Fachrichtungen. Zahnarzt zum Beispiel oder Gynäkologie. Als ich dringend einen Lungen -und Allergiefacharzt gebraucht habe, ging das auch ohne Umweg über den Hausarzt.

    • @Captain Hornblower:

      Nicht jeder hat einen Hausarzt.

  • In 90% der Fälle, wenn ich beim Hausarzt war und eigentlich dachte ich muss zum Facharzt musste ich auch zum Facharzt.

    In den restlichen 10% war auch eine Fall bei in dem mich der Hausarzt falsch diagnostiziert hat und der Facharzt dann nach einem Jahr eine korrekte Diagnose gestellt hat und die korrekte Behandlung veranlasst hat.

  • Mein Hausarzt, den ich nach 8-Monatiger Suche gefunden habe, geht garnicht mehr ans Telefon. Fuer jeden Mist muss man hinfahren - mit Oeffentlichen ne Stunde Fahrt pro Richtung. Wenn angekommen warten die Leute auf der Strasse. Der Nachbareingang einer Firma ist abgesperrt, weil deren Besucher sonst nicht durchkommen. Die Geraete, um einen Gehoergang zu saeubern, sind nicht vorhanden, man probierte es mit einer mit Wasser gefuellten Spritze.



    Bei einem Bandschadenvorfall wurde eine Hexenschuss diagnostiziert - 1 Monat Schmerzen ohne Besserung. Nach zigfachen Betteln dann die Ueberweisung zum MRT. Ne 6er-Packung Physio war leider nicht im Budget, aber ne Ueberweisung zur OP waere kein Problem.



    Nach einen anaphylaktischer Schock in Folge der Coronaimpfung gab es kein Attest, stattdessen den Vorschlag doch mal die Impfungen anderer Hersteller zu probieren. Habe ich dankend abgelehnt und mich mit dem Dasein als Mensch 2. Klasse abgefunden. Ist man ja von der Gesetzlichen schon gewoehnt, selbst wenn man doppelt soviel zahlt wie ein Privatversicherter.

    Aber es ist ja nicht alles schlecht: Was waeren wir ohne grottenschlechte und ueberteuerte "Gesundheit"-Apps auf Rezept? Eben.

  • Funktioniert in NL auch unproblematisch, da wird jedem sogar



    der Hausarzt, der für ihn zuständig ist, zugewiesen.



    Die freie Arztwahl ist in D ja auch nicht eingeschränkt, da bei Überweisung zum Facharzt die freie Arztwahl weiter bestehen bleibt.

  • „Wenn die Patienten selbstständiger wären auch im Umgang mit sich selbst, wäre das der größte Fortschritt.“

    Hilf dir selbst, dann hilft dir der Halbgott in Weiß.

    Seltsam, dass der mündige Bürger (der in diesem Fall zusätzlich Patient ist) immer dann gewünscht wird, wenn Kosten gesenkt werden sollen! Wenn Einnahmen erhöht werden müssen, darf der Bürger (auch als Patient) gern unmündig sein. Dann hat er besser keine Selbstkonpetez, sondern glaubt, was andere ihm möglichst gewinnbringend einreden.

    Er hat es also echt nicht leicht, der Bürger dieses Landes. Der Volksmund hat’s ja immer schon gewusst: Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Zu Risiken und Nebenwirkungen eigener (Un-)Mündigkeit fragen sie bitte ihren Soziologen oder Philosophen. 🤷

  • Meine Hausärztin in Berlin schickt mich bei wie auch immer auffälligem Leberfleck gleich zum Hautarzt, weil sie sich mit sowas garnicht auskennt. Sie spült mir auch keine Ohren. Und wegen Hexenschuss gehe ggf. ich gleich zum Orthopäden, der je nachdem ggf auch ein MRT verfügen kann. Im übrigen ist meine Hausarztpraxis längst so voll, dass sie das nun geplante Überweisungsgeschäft niemals bewältigen könnte. Schon jetzt wird sie unnötig belastet durch Patienten, deren Facharzt rechtswidrig auf einer Überweisung besteht als Voraussetzung für eine Terminvereinbarung.

    Auf dem Land wie im Beispiel der TAZ ist das sicher ganz anders, wenn der nächste Facharzt 30 bis 50 km weg ist, dann muss eine Hausärztin natürlich umfangreiche Aufgaben übernehmen.

    Der geplante Überweisungszwang verschlimmert nur die Diskriminierung gesetzlich Versicherter durch die Zweiklassenmedizin. Privatversicherte werden zweifellos auch künftig sofort einen Facharzttermin bekommen, auch ohne Überweisungsschein!