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Genital-Symbolik im FußballEier, Eier, bitte keine Eier mehr!

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Der Griff ans eigene Gemächt ist eine typische Geste im Männerfußball. Englands Jude Bellingham hat so einen der schönsten Momente der EM zerstört.

Die Eierei im Männerfußball soll auch lustig sein. Haha! Foto: Panther Media/Imago

W as für ein Tor! Ein schöneres wird bei dieser Europameisterschaft vielleicht nicht mehr fallen. Und wie wichtig dieser wunderbare Fallrückzieher war, der ein mieses Team aus England im Achtelfinale gegen die Slowakei in die Verlängerung gerettet hat. Der letztlich Grundlage war für den 2:1-Erfolg der bestbezahlten Nichtfußballer des Turniers. Wie schön hätte man einen solchen Treffer feiern können – mit einem Strahlen im Gesicht, mit Tränen der Freude in den Augen, mit Umarmungen so tief und innig, wie nur die wahre Liebe zum Fußballsport sein kann.

Doch was macht Jude Bellingham, jener hochbegabte englische Kicker, der zu jener wunderbaren entscheidenden Flugeinlage angesetzt hatte? Schneidet ein finsteres Gesicht voller Wut, als hätte man ihn drei Jahre bei Wasser und Brot gehalten, schleckt sich die Finger ab und deutet mit der Hand unten am Mannsbildergemächt an, was er für dicke Eier hat. Muss das sein?

Ausgerechnet der Spieler, der für den bis dahin ästhetisch schönsten Moment der EM gesorgt hat, zeigt, welch primitive Machokultur im Profifußball der Männer bis heute herrscht. Man wünschte sich, die Zeiten wären vorbei, in denen Männer ihre Leistungen mit der Größe ihrer Genitalien beschreiben. Da tut es auch nichts zur Sache, dass Bellingham, nachdem er für seine Geste kritisiert worden war, auf TwiX behauptet hat, sie sei an Freunde auf der Tribüne gerichtet gewesen und habe nichts mit einer Verhöhnung des Gegners zu tun. Die Eierei im Männerfußball nervt einfach.

„Eier, Eier, wir brauchen Eier!“, brüllte Oliver Kahn einst nach einer Niederlage des FC Bayern, für den er seinerzeit noch im Tor stand, ins Mikrofon und ging damit in die deutsche Fußballhistorie ein. Ganz so, als hätte er etwas halbwegs Intelligentes gesagt. Die Fußballversteher vom Magazin 11 Freunde haben gar ein ganzes Buch mit mehr oder weniger unnützem Fußballwissen unter diesem Titel herausgegeben. Lustig soll das wohl sein.

Oh, Mann! Geht’s noch peinlicher?

Vorne drauf ist ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie der wegen seiner spielerischen und trinkerischen Fähigkeiten so beliebte englische Ex-Kicker Paul Gascoigne von einem Gegenspieler in die Hoden gekniffen wird. Witzig soll man das finden. Freunde eines solchen niederen Genitalhumors gibt es übrigens auch bei den Kuratoren des von der Bundesregierung alimentierten Kulturprogramms zu dieser EM. Die haben Postkarten mit ebenjenem Eierkneifermotiv in den Kneipen der Ausrichterstädte auslegen lassen. Haha!

Nein, Jude Bellingham ist gewiss nicht der Einzige, der sich beim Jubeln an den Schritt fasst, um der Welt zu zeigen, welch mächtiges Gemächt ihm da zwischen den Beinen baumelt. Diego Simeone, der Trainer von Atlético Madrid, hat 2019 sogar vorgemacht, dass man auch als Trainer seinen Hoden stolz zur Schau tragen kann. Mit beiden Händen fasste er sich an den Schritt, nachdem sein Team ein Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin gewonnen hatte. Später erklärte er sich und meinte, dass es eben Eier brauche, die Mannschaft so aufzustellen, wie er es getan hatte, und fügte an: „Wir haben Eier, richtig dicke Eier!“ Oh, Mann! Geht’s noch peinlicher?

Aber sicher. Cristiano Ronaldo hat es vorgemacht. Der traf beim Rückspiel gegen Atlético und fasste sich, es konnte ja nicht anders kommen, an die Eier. Er hatte sich offenbar provoziert gefühlt. Was für ein armer Wicht! Die Welt müsste lachen über ein solch armseliges Verhalten. Hat sie aber nicht. Nicht wenige haben Ronaldo für seine Parade im Eierkrieg mit dem gegnerischen Trainer sogar gefeiert. Der Männerfußball ist eben immer noch ein Spiel aus der Machohölle. Dabei könnte er so schön sein. Jude Bellinghams Tor hat’s gezeigt.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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32 Kommentare

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  • Der Junge ist 20, nur mal zur Erinnerung.

    • @FancyBeard:

      Na und? Das Alter reicht um Millionen zu verdienen. Das Alter reicht, um wählen zu dürfen. Das Alter reicht, um heiraten zu dürfen. Mit 20 zeugen Männer Kinder. ….

  • Der Griff ins Gemächt ist eine Sache.

    Was sagt Ihr eigentlich zu dem Wolfsgruß von Demiral?

    Die taz ist eine wenigen Zeitungen in Deutschland, die das Problem der türkischen Faschisten gelegentlich benennt.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Ist auch schlimm, wie der ganze Rechtsruck in Europa.

      • @snowgoose:

        die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland sind die grauen Wölfe. Bitte nicht verharmlosen.

        • @Sybille Bergi:

          Ich habe nichts verharmlost. Die Lage ist schwarz, schwärzer, am schwärzesten.

        • @Sybille Bergi:

          Ihre Einschätzung wurde 2017 von der BPB geteilt, die dabei 18.000 Mitglieder nannte.



          Inzwischen dürfte freilich die teutsche AfD leider mit ihren 48.000 daran vorbeigezogen sein. Die zumindest ich und teils der Verfassungsschutz als rechtsextrem einschätzt.



          Also beides beobachten.

          • @Janix:

            Die AfD ist nur in Teilen gesichert rechtsextrem. Die GW komplett.

  • Vamos a la playa...

  • Eine Feier ohne "Eier", wäre zwar nur ein F, aber irgendwelchen Sackkraulereien o.ä. in der Öffentlichkeit eindeutig vorzuziehen.



    Das durfte nur Uwe Seeler im fortgeschrittenen Mannesalter.

  • Primitive Machokultur trifft es schon ganz gut. Wobei ich die ständige Spuckerei auf den Rasen noch weitaus unansehnlicher finde.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Ein schöner Fall (von) Rückzieher. Vllt. hatte sich dabei was verklemmt.



    www.youtube.com/watch?v=A_MjCqQoLLA

  • ja - aber es wundert doch immer wieder, wenn diese "miesen Machos" doch recht viel Erfolg bei Frauen haben. Da erlebe ich viele Frauen doch als mit sich selbst sehr uneins zwischen politischer Sicht/Moral und eigenen triebhaftem Gelüsten. Wer kann mit das erklären?

    • @Fabian Lenné:

      Genausowenig wie die Unterordnung der Frauen im Reichsbürger u.ä. Milieus.



      Dabei haben deren Männer noch nicht mal Millionen zu bieten.

    • @Fabian Lenné:

      Genausowenig wie die Unterordnung der Frauen im Reichsbürger u.ä. Milieus.



      Dabei haben deren Männer noch nicht mal Millionen zu bieten.

    • @Fabian Lenné:

      Nun ja, „recht viel Erfolg“ hat vor allem ihre Kohle, im Übrigen gibt es natürlich bei der ‚anderen Hälfte der Menschheit‘ auch ein paar Damen, deren Geschmack halt etwas rustikal ist. Statistisch gesehen haut das weniger rein als vielleicht angenommen.

  • Fußball. Immer noch eine Arena der Männlichkeit.



    Proleten mit zuviel Geld, nichts weiter.

    Der Griff ins Gemächt, der eine geradezu steinzeitliche Sicht auf das Mannsein beweist. Fad.

    Im Frauenfußball nicht einmal nur angedeutet. Dabei haben die Hunderttausende...

  • Dazu der legendäre Spruch von Lukas Podolski: "80 Prozent von euch und ich kraulen sich auch an den Eiern"

  • Ich kann dem Autor nur raten sich Frauenfußball anzugucken. Da gibt es das Problem nicht.

    • @Sybille Bergi:

      Kunststück. Das ist Anatomie. Sonst nix.

    • @Sybille Bergi:

      Richtig - da hieß es mal: "Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze" .

  • Das wäre alles doch gar kein Problem, wenn nicht alle Jahre wieder sämtliche Medien, auch solche ohne Fußball-Bezug oder Fans in der Redaktion glauben würden, darüber berichten zu müssen.



    Lasst den Fußball doch einfach denen, die sich wirklich dafür interessieren, alle anderen wollen Ruhe vor diesem Zirkus und nicht zwischen echten Nachrichten auch noch über jede Nichtigkeit vom Rasen informiert werden.



    Dann gibt sich das Gehabe irgendwann von allein.

    • @Herma Huhn:

      Keine Blödheit, keine Missverhalten, keine Entgleisung, ….. absolut nichts gibt sich durch Verschweigen oder Wegschauen von allein.

    • @Herma Huhn:

      Seh ich auch so. Mag ja alles wenig niveauvoll sein, aber is denn das wirklich einen weiteren Aufregerartikel wert?



      Bei der Geste von Bellingham musste ich eher lachen. Der Typ ist 20. Überragender Fußballer, Reifegrad abseits des Balls: kurz nach dunkelgrün. Wirklich kein neues Phänomen. Da ändern die knapp 40 Jahre Altersunterschied zu Gascoigne auch nix dran.



      Und wenn wir schon bei zelebriertem Testosteronübetrschuss sind. Ein Cantona oder Ibrahimovic hätten den zum Frühstück verspeist. Ohne vorher das Gelege prüfen zu müssen.



      Und ja, das 11 Freunde Buch ist witzig. Zumindest für die, die sich auch mal locker machen können, über die Unzulänglichkeiten und Skurilitäten eines Sports, jenseits des Akademikeräquators zu lachen.

    • @Herma Huhn:

      Als Herma Huhn würde ich ggf auch auf den „Eiergriff“ stehen. So finde ich das Macho Gehabe nur abstoßend und ekelhaft!

      • @Rufus:

        Ich stör mich nur deswegen nicht dran, weil ich mir keine Fußballspiele anschaue.



        Ich würde halt auch außerhalb der Stadien gerne mit diesem Machogehabe in Ruhe gelassen werden.

    • @Herma Huhn:

      Ich habe den Eindruck, man muss in Zeiten der EM etc. die echten Nachrichten zwischen den Fußball-Belanglosigkeiten suchen.

      Fußball-EM ist das Kicken der Macho-Mulitmillionäre auf einem grünen Rasen.

  • Ehrlich gesagt finde ich diese alberne Macho-Geste eher tragikomisch - psychologisch gedeutet, zeigt es ja auch die ständige Verunsicherung bei Männern, die um ihre Genitalien fürchten müssen. Besonders beim Sport. Trotz Suspensorium sitzt diese Angst vermutlich tief.

  • Es gibt 1000 andere Sportarten die man sich anschauen kann wenn einem Fußball nicht passt.

    • @Shan Yun:

      Es geht nicht darum, dass einem Fußball nicht passt.



      Es geht darum, dass dieses Verhalten zu jenen (nicht als einziges) gehört, die die Freude daran verderben bzw. solche Handlungen die Armseligkeit mancher Männer aufzeigen.



      Indem man darüber nicht spricht oder andere Sportarten bevorzugt, verschwinden diese Männchen, die sich über ihren Sch…. definieren ja leider nicht.

    • @Shan Yun:

      Snooker Formular Uno bogenschießen und und

    • @Shan Yun:

      Ja, und die kann man auch alle nicht anschauen. Aber mit Fußball wird man einfach nicht in Ruhe gelassen.