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Gaza-TagebuchWas eine fünfköpfige Familie an einem Tag isst

Unser Autor leidet wie die meisten Menschen in Gaza an Hunger. Er berichtet, wie man noch an Essen kommt. Und wie viel er dafür bezahlen muss.

„Die Hungersnot im Gazastreifen hat ein gefährliches Ausmaß erreicht. Und niemand tut etwas für uns.“ Foto: Abdel Kareem Hana/ap

I ch habe Hunger. Jedes Mal, wenn ich aufstehe, wird mir schwindelig. Ich halte es nicht mehr aus. Die Hungersnot im Gazastreifen hat ein gefährliches Ausmaß erreicht. Und niemand tut etwas für uns. Was für ein Verbrechen haben die Palästinenser begangen, dass sie vor den Augen der Welt getötet werden?

Kinder sterben vor Hunger. Bis jetzt sind 72 Menschen an den Folgen der Hungersnot gestorben, die Israel im Gazastreifen verursacht hat. Wenn ich meinen Brustkorb abtaste, kann ich jeden Knochen spüren. So viel Gewicht habe ich verloren. Ständig habe ich Schmerzen in der Brust.

Trotz allem, was wir derzeit durchmachen, versuche ich, etwas für meine Gemeinschaft zu tun: Ich arbeite mit einer Gruppe von Kindern daran, Geschichten zu erzählen. Der neunjährige Ali sagt mir, er könne nicht an der Sitzung teilnehmen. Als ich ihn nach dem Grund frage, antwortete er: „Ich habe Hunger. Ich möchte in die Gemeinschaftsküche gehen, um etwas zu essen zu bekommen.“ Diese Küchen sind Orte, an denen Menschen kostenlose Mahlzeiten erhalten. Oft werden sie von internationalen Organisationen betrieben – aber es gibt nur wenige davon. Sie versorgen nicht alle und müssen immer wieder wegen Lebensmittelknappheit schließen.

Ein paar Minuten später sagt mir der siebenjährige Mohammad, dass ihm schwindelig sei, weil er noch nicht gefrühstückt habe. Ich sitze mit ihm auf dem Boden. Und als ich aufstehe, wird auch mir schwindelig – auch ich habe nicht gefrühstückt.

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Es gibt drei Quellen für Nahrungsmittel in Gaza

Derzeit ist der einzige Weg, an Essen zu kommen, es zu kaufen. Lebensmittel in Gaza stammen aus drei Quellen: Die erste Quelle sind die sogenannten Verteilungszentren der Gaza Humanitarian Foundation, die mit Israel eingerichtet wurden. Die Menschen gehen dorthin und riskieren ihr Leben, um Lebensmittel zu bekommen. Selbst die Armee gibt zu, auf die Menschen zu schießen. Ich meine: Sie geben absichtlich nur sehr kleine Mengen an Lebensmitteln ab, um Chaos und Gewalt unter der Bevölkerung zu schüren. Diejenigen, die den Gang zu den Zentren überleben und etwas ergattern, verkaufen oft einen Teil davon auf dem Markt. Zu Preisen, die sich keiner leisten kann – auch ich nicht.

Die zweite Quelle sind Lastwägen mit Hilfsgütern, die nach Gaza einfahren. Nur wenige schaffen es bis zu ihrem Ziel. Und was verteilt wird, erreichte nur einige wenige Auserwählte – für mich ein Beweis für die Korruption unter den Verantwortlichen für die Verwaltung und Verteilung der Hilfsgüter.

Die dritte Quelle sind kommerzielle Lieferungen. Durch Vereinbarungen zwischen Händlern und den Besatzungsmächten dürfen sie in den Gazastreifen passieren. Dafür werden hohe Summen gezahlt. Aber auch die Preise für diese Waren sind so hoch, dass wir sie uns nicht leisten können. Vor zwei Tagen startete eine Gruppe junger Menschen eine Kampagne: Sie gingen auf die Straße und skandierten Parolen gegen die Händler, die israelische Besatzung und alle, die uns allen das Recht auf Nahrung verwehren. Infolgedessen blieben alle Märkte zwei Tage lang geschlossen – wir fanden in dieser Zeit nichts zu essen. Die Kampagne war vergeblich.

Vor Kurzem gelang es mir, ein Kilogramm Mehl für 27 US-Dollar zu bekommen. Außerdem habe ich fünf Tomaten, sieben grüne Paprikaschoten und ein Kilo Molokhia (auf Deutsch: Mußkraut) für 44 US-Dollar bekommen. Beim Kochen schnurrt es wie Spinat zusammen. Aus dem Mehl backen wir zehn kleine arabische Brote. Das ist alles, was wir als fünfköpfige Familie an diesem Tag essen.

Esam Hani Hajjaj (28) kommt aus Gaza-Stadt und ist Schriftsteller und Dozent für kreatives Schreiben für Kinder. Nach Kriegsausbruch ist er innerhalb des Gazastreifens mehrfach geflohen.

Internationale Jour­na­lis­t*in­nen können seit Beginn des Kriegs nicht in den Gazastreifen reisen und von dort berichten. Im „Gaza-Tagebuch“ holen wir Stimmen von vor Ort ein. Es erscheint meist auf den Auslandsseiten der taz.

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43 Kommentare

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  • Was hindert Deutschland oder die Europäische Union daran, Hilfsgüter per Luftfracht ins Gazagebiet zu fliegen ?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Faktisch israelische Luftabwehrraketen,



      doch das Gebiet ist bekanntlich gar nicht israelisches Staatsgebiet, für die Linderung vergleichbarer vermeidbarer Nöte wurden woanders schon ganze Fliegerflotten in Bewegung gesetzt.



      Landtransport wäre effektiver, ansonsten, wenn Israel meint, genug Zivilisten ausgehungert zu haben, damit sie aus ihrer Heimat auch brav fliehen mögen.

  • Jeder Bericht aus Gaza, der die Hamas nicht einmal erwähnt, wirkt für mich schräg. Israel ist Schuld, die Händler sind schuld, die Verantwortlichen sind Schuld...



    Aber die "Regierung" in Gaza hat mit alledem nichts zu tun? Jeder kann wissen. Nicht jede will wissen.

  • Esam Hajjaj kommt aus Gaza und erlebt gerade die Hungersnot der Bevölkerung buchstäblich am eigenen Leib mit - und einige Kommentarist*innen trauen ihm zu, er argumentiere pro Israel oder pro Hamas? Was für eine verkehrte (oder sollte ich sagen pervertierte?) Welt!



    Wer immer noch an israelische Rechtschaffenheit im Gazakrieg glaubt, lese bitte das aktuelle taz- Interview mit einem Caritas-Vertreter.

  • Es macht Hoffnung, in den Kommentaren zu lesen, dass eine differenzierte Sicht auf den Nahostkrieg auch unter den Lesern der Taz zunehmende Verbreitung findet und beginnt, die jahrzehntelang intensiv gepflegte, einseitig pro-palästinensische Sicht der Linken auf diesen Konflikt, abzulösen.

    • @boidsen:

      Verallgemeinern wir doch nie unsere private Meinung zu automatisch der "differenzierten". ;-)



      Besser: argumentieren wir eben dabei.

      Universal haben bekanntlich auch Palästinenser Rechte, sollte es seit 1948 einen palästinensischen Staat geben (NB: gehen Sie mal die Veränderung der Grenzen durch) wie ein jeweiliges Rückkehrrecht für Juden wie für Araber.



      Diese bei einigen längst bekannte Einsicht setzt sich langsam durch. Zum Glück, wäre meine Wertung, und hoffentlich noch nicht zu spät. Denn auch Israel würde von Gerechtigkeit am Ort langfristig profitieren.

    • @boidsen:

      "... einseitig pro-palästinensische Sicht der Linken auf diesen Konflikt, abzulösen."

      Die von Ihnen erwähnte differenzierte Sicht sehe ich in den Kommentaren kaum; eher eine, meiner Meinung nach, relativ einseitige moralische und emotionale Unterstützung der Gaza-Hamas-Iran-Hizbollah-u.a.-Kriegspartei, die, wenn ich mich richtig erinnere, bereits ca. 14 Tage nach dem Pogrom am 07.10.23 deutlich wurde.



      Wenn die taz aus u.a. Kapazitätsgründen keine Kommentierung vieler Israel/Gaza-Artikel mehr ermöglichen kann, werden Israel-Kritiker und Pro-Palästinenser hier möglicherweise bald unter sich sein. Meiner Meinung nach ist es beklagenswert, wenn unter ohnehin schon in der Mehrheit israelkritischen und pro-palästinensischen Artikeln keine Kommentare veröffentlicht werden können und somit auch keine Möglichkeit besteht, an die Verantwortung der Gaza-Hamas-Iran-Hizbollah-u.a.-Kriegspartei zumindest zu erinnern, einzufordern und einen anderen Blick zu ermöglichen. Für den "inneren Frieden" ;-) der taz-lesenden Apologeten beider Seiten ist es aber vielleicht besser so. ;-)

  • 》Die zweite Quelle sind Lastwägen mit Hilfsgütern, die nach Gaza einfahren. Nur wenige schaffen es bis zu ihrem Ziel. Und was verteilt wird, erreichte nur einige wenige Auserwählte – für mich ein Beweis für die Korruption unter den Verantwortlichen für die Verwaltung und Verteilung der Hilfsgüter.《



    .



    Im Tagesspiegel stand heute morgen: 》Israel bestreitet die Gefahr einer tödlichen Hungerkrise und spricht stattdessen von einer Kampagne der islamistischen Hamas. Sie kapere Hilfstransporter, um mit Geld für die erbeuteten Hilfsgüter ihre Kämpfer zu bezahlen.《



    .



    Im Lichte dieses Berichts von Esam Hajjaj völlig an den Haaren herbeigezogen?

    • @ke1ner:

      '[ist dies] Im Lichte dieses Berichts von Esam Hajjaj (nicht] völlig an den Haaren herbeigezogen?'

      Nein. (1) der Tagesspiegel gibt nur wieder was Israel [Sic!] bestreitet. Nicht unabhängig.



      (2) Sie haben mir ihrem Zitat aus obigem Bericht nur das rausgezogen, was Ihre Überzeugung bestätigt. Confirmation bias.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Oder Corroboration einer zunächst zweifelhaften Quelle (Israel, Schutzbehauptung) durch eine unverdächtige andere: 'nur wenige Lastwagen erreichen ihre Ziele', 'Lebensmittel sind nahezu unerschwinglich ("1 Kilogramm Mehl für 27 US-Dollar").



        .



        Zumal Esam Hajjaj (aus Gaza) schlecht die Hamas direkt beschuldigen kann - wir wissen, wie diese Organisation mit Kritiker*innen verfährt:



        .



        www.amnesty.ch/de/...st-durch-die-hamas



        .



        www.zdfheute.de/po...el-nahost-100.html



        .



        》Sie haben [mit] ihrem Zitat aus obigem Bericht nur das rausgezogen, was Ihre Überzeugung bestätigt. Confirmation bias《



        .



        Nein, ich habe mich auf einen Sachverhalt bezogen, der in zwei Aussagen zu einem konkreten Punkt vorkommt, einmal als (Schutz?)behauptung, einmal als vertrauenswürdiger, wenn auch womöglich weichgezeichneter Bericht aus Gaza - und (2) bestätigt möglicherweise (1).



        .



        Wenn Sie den Hinweis darauf als Voreingenommenheit abtun wollen, sollten Sie vielleicht auch mal Ihren eigenen Bias hinterfragen!

  • Die GHF verteilt absichtlich kleine Portionen, um Chaos und Gewalt zu erzeugen... aha. Kann es auch sein, dass die GHF Lebensmittel in kleineren Mengen abgibt, weil die in einer Notunterkunft besser zu händeln sind als die 50 kg-Säcke mit Mehl, die man immer auf den Lastwagen der anderen Organisationen sieht?



    Und woher weiß er, dass es ausgerechnet die Empfänger der so mickrigen GHF-Pakete sind, die ihre so mühsam ergatterten Rationen zu Mondpreisen auf dem Markt verkaufen? Und nicht die jungen Männer, die man auf den Fotos immer mit den von den anderen Organisationen verteilten 50kg-Säcken auf dem Rücken sieht?



    Was aber festzustehen scheint: Es gibt in Gaza nicht nur Hungersnot - es gibt auch Leute, die mehr als genug Lebensmittel haben (sonst würden sie diese ja nicht abgeben, sondern selbst essen, Geld kann man bekanntlich nicht essen) und diese zu Wucherpreisen abgeben. Wer sind diese Leute?

    • @Puck:

      Ich weiß es nicht. Sie wissen es nicht.



      Können wir also mal schauen, wie die künstlichen Hürden für Lebensmittel rasch wieder abgebaut werden? Wie das funktionierende Verteilungssystem von UN & Co. wieder loslegen darf? Wie Hilfsorganisationen und Journalisten wieder am Ort loslegen können?



      An der Hamas scheint mir das alles gerade nicht zu hängen, sondern an der israelischen Armee. Macht die das sogar bewusst? Viel spricht leider dafür, auf Druck der Regierung.

  • Ja, das internationale Hilfssystem, NGOs, WFP etc, ist abgeschafft worden mit Hilfe der USA und auch die Bundesregierung hat sich nicht geäußert. UN, ihre offices wie WFP, NGOs und Fachleute haben gewarnt und vorhergesagt, dass die Hungersnot kommen wird. Es kann keiner sagen, wir haben es nicht gewusst oder geahnt. Und seit dem Artikel in der NYT ist auch der offizielle israelische Grund hinfällig für die Behinderung oder Untersagung der humanitären Hilfe. Ja, Lügen haben kurze Beine. www.nytimes.com/20...core-android-share

  • Ja, das internationale Hilfssystem, NGOs, WFP etc, ist abgeschafft worden mit Hilfe der USA und auch die Bundesregierung hat sich nicht geäußert. UN, ihre office wie WFP, NGOs und Fachleute haben gewarnt und vorhergesagt, dass die Hungersnot kommen wird. Es kann keiner sagen, wir haben es nicht gewusst oder geahnt. Und seit dem Artikel in der NYT ist auch der offizielle israelische Grund hinfällig für die Behinderung oder Untersagung der humanitären Hilfe. Ja, Lügen haben kurze Beine. www.nytimes.com/20...core-android-share

  • Es ist eine Schande für den Westen, eine Schande für Israel und eine Schande für die Hamas ,ganz egal, wer welchen Teil der Schuld trägt.

    Sich im Angesicht des Hungers darüber zu streiten, wer die grösste Teil der Schule trägt, ist ebenfalls eine Schande. Jeder, der etwas dagegen tun könnte und es nicht tut, lädt Schuld auf sich.

  • ...Ich meine: Sie geben absichtlich nur sehr kleine Mengen an Lebensmitteln ab, um Chaos und Gewalt unter der Bevölkerung zu schüren...



    Die Verteilerstellen sind überfordert.

    ...Durch Vereinbarungen zwischen Händlern und den Besatzungsmächten dürfen sie in den Gazastreifen passieren. Dafür werden hohe Summen gezahlt...

    "Und der Israelische Staat zieht noch Steuern für das Passieren der Waren ein. "

    Wenn dem so ist, ist es schlimm! aber wahrscheinlich beruht die Aussagen auf "hören sagen" .

  • "Kinder sterben vor Hunger. Bis jetzt sind 72 Menschen an den Folgen der Hungersnot gestorben, die Israel im Gazastreifen verursacht hat."



    "verursacht".... lese ich. Definition von URSACHE im Britannica Dictionary. 1. [zählbar]:etwas oder jemand, der eine Wirkung, ein Ergebnis oder einen Zustand hervorruft.



    Kurzum: Die Ursache beseitigen und alles wird gut!? Bitte selbst nachdenken ob die Ursache Israel ist die zu beseitigen ist oder ggf. doch der ganze generationenübergreifende Israelhass in weiten Teilen der arabischen Community und speziell die Hamas.

    • @Tom Farmer:

      Bitte? Wenn Sie jetzt nicht Adam und Eva als Verursacher sehen.



      Auch im Krieg setzt mensch kein Aushungern etc. gezielt ein. Können wir uns darauf bitte einigen?

      (Auch die Hamas konnte ja ihre Terroraktion nicht damit entschuldigen, dass Israel Jugendliche in die Knäste stopfte, den Gazastreifen abriegelte und immer wieder beschoss.)







      Wenn moralisch oder rechtlich gerade bei Ihnen nicht so verfängt: Dysfunktional ist es auch noch, auch aus Sicht des Staates Israel.

      • @Janix:

        "Auch im Krieg setzt mensch kein Aushungern etc. gezielt ein. Können wir uns darauf bitte einigen?"



        Doch, tut er, der Mensch. Schon immer. Egal ob Altertum, Mittelalter oder Neuzeit.



        Beim aktuellen Bürgerkrieg in Myanmar wird gehungert. Im Sudan/Südsudan auch. Die Bevölkerung in der Amhara-Region wird von der äthiopischen Zentralregierung als auch den Rebellengruppen ausgehungert. In Somalia wird gehungert, seit Abzug der ATMIS-Truppen wieder verstärkt. Auch im Konflikt im Kongo sind Millionen von Hunger betroffen, wird systematisch Ackerland abgefackelt und Vieh erschossen.



        Hunger ist wie jede andere Gräueltat eine feste Konstante in Kriegen, die systematisch angewandt wird. Überall. Jederzeit.



        Das macht es nicht richtig, ich bin aber dennoch irritiert, wieso Israel seit Monaten derart hierfür kritisiert wird und nicht die Hamas auch. Die Hamas hat unzweifelhaft Lebensmittel Zeit ihres Wirkens als Waffe und Werkzeug gegen die Menschen in Gaza eingesetzt und tut es immer noch (im begrenzten Rahmen ihrer aktuellen Fähigkeiten).



        Es ist schon sehr auffällig, dass moralische Standards in diesem Konflikt immer nur von Israel eingefordert werden. Das hat Kampagnen-Charakter.

      • @Janix:

        Hunger ist eine der ältesten Kriegswaffen allgemein. Belagerungen, aushungern gehörte Jahrhunderte/Jahrtausende zum Kriegs Handwerk, dann noch das Trinkwasser vergiften und Seuchen einschleppen.



        Was Grausamkeiten angeht war der Mensch immer schon kreativ.

        • @Günter Witte:

          Ich war normativ unterwegs. Das Recht auf angemessene Nahrung ist in Artikel 11 des UN-Sozialpakts von 1966 völkerrechtlich verbindlich verankert. Siehe auch die Zusatzprotokolle von 1977 zu den Genfer Konventionen, die das für Kriegshandlungen sehr deutlich machten.

    • @Tom Farmer:

      Sie behaupten also, die Gazaouis wären an "der ganze generationenübergreifende Israelhass in weiten Teilen der arabischen Community" gestorben ? Das ist eine ganz heisse und ganz neue pathophsiologische Erklärung des Hungers, und ich bin nicht sicher, dass Ihnen die Wissenschaft da folgen wird. Diese Strategie des "denials" kennen wir ja, in der Bundesrepublik besonders in den 50ern, die Tabaksindustrie oder Ölindustrie....irgendwann läuft das ins Leere und gereicht nicht zur Ehre.

    • @Tom Farmer:

      Was wollen Sie mit Ihrem Kommentar sagen? Selbstverständlich ist die rechtsradikale israelische Regierung der Verursacher der Hungersnot in Gaza, denn sie hat durch Blockade von Hilfslieferungen diese verursacht. Und Sie wollen doch nicht allen Ernstens behaupten, daß alle Palästinenser in Gaza Hamas Terroristen sind. Wie soll das denn z.B. ein kleines Kind oder ein Baby, die ja am meisten darunter leiden, sein? Somit ist der letzte Abschnitt Ihrer Ausführungen in sich völlig unlogisch und zynisch und versucht einmal mehr diese massive Menschenrechtsverletzung durch die israelische Regierung zu relativieren. Noch einmal: Verursacher ist die rechtsradikale israelische Regierung, das lässt sich durch nichts entschuldigen, auch nicht durch das brutale Massacker der Hamas an den Menschen in Israel am 7. Oktober 2023. Den Terroristen von der Hamas ist das Elend der in Gaza hungernden Bevölkerung völlig egal, aber der rechtsradikalen Regierung in Israel eben auch.

      • @Irm mit Schirm:

        "Den Terroristen von der Hamas ist das Elend der in Gaza hungernden Bevölkerung völlig egal, aber der rechtsradikalen Regierung in Israel eben auch."



        Gut geschrieben, darauf können wir uns einigen!



        Lösung?



        Hungernde nicht hungern zu lassen wäre erster Schritt!



        Aber eben ohne diese unseeligen Schuldzuweisungen!

    • @Tom Farmer:

      Ziemlich wirr. Nehmen wir den Satz : "X hat einen Verkehrsunfall verursacht". Das beinhaltet, dass X schuldig ist, auf Grund seines Verhaltens, aber niemand würde daraus schließen, dass X beseitigt werden müsste. Das ist Ihrer Phantasie entsprungen.

    • @Tom Farmer:

      Wo steht im Artikel etwa von der Beseitigung Israels?



      Stellen wir doch einfach die Frage, wer die Macht hat, etwas gegen den Hunger der Menschen zu tun.



      Und wenn das Thema generationenübergreifender Hass angesprochen wird - welchen Einfluss hat denn der Umgang Israels mit der angesprochenen arabischen Community darauf? Die hungernden Kinder hätten vielleicht als Erwachsene eine andere Meinung zu Israel, wenn sie jetzt nicht Hunger leiden müssten.

      • @Freundlicher:

        Ich habe es via Wortwahl der Autorin sauber hergeleitet. Die Wortwahl macht den Inhalt und ist daher falsch und wenig hilfreich.



        Ja, Sie haben recht. Was da in Gaza passiert, das ist zum Heulen und verursacht mir Schmerzen. Aber allein über Israel als Verursacher zu reden halte ich eben für falsch. Klar auch: Israel verhält sich falsch in diesem Punkt.



        Wie Sie sehen: Falsch, das Wort musste ich hier oft bemühen. Gibt's überhaupt noch 'richtig'?

        • @Tom Farmer:

          Reden wir doch einmal Tacheles. Heute hat WFP via seiner Seite in X verkündet, dass es über genügend Lastwagen und Lebensmittel verfügt, um alle Gazaoui für 3 Monate zu ernähren. Bisher lässt die israelische Regierung sie nicht hinein, wie seit einigen Monaten. Ein IDF Sprecher hat laut NYT zugegeben, daß Hamas nicht systematisch Güter gestohlen hat, also entfällt der von Israel angegebene Grund für GHF. Man kann natürlich immer versuchen, dass Unrecht zu verteidigen, auch wenn es nicht zur Ehre gereicht, und man ein Paar Argumente zu spät ist.

    • @Tom Farmer:

      Verhungernde Kinder sind das Resultat von Israels Politik, nicht von Israels Existenz. Sie werfen einer verhungernden Bevölkerung auch noch vor, dass sie diejenigen hassen, die ihre Kinder wissentlich in den Hungertod treiben. Das ist an Zynismus nicht zu übertreffen.

      • @Corina Strößner:

        Danke, diese Worte habe ich gesucht! Wie die Opfer zu Tätern gemacht werden ist einfach nur u n f a s s b a r. Und rückt jemand das immense leid der Verschmachtenden und Schutzlosen in Sichtweise, kommt irgendein Rechter und ruft das Bannwort "Opfer Täter Umkehr*.

        Hier ein Krieg der Worte - aber in Gaza tötet es Menschen.

    • @Tom Farmer:

      Bitte? Dass es Israel ist, das keine Nahrung hereinlässt, dafür ist nicht die palästinensische Bevölkerung verantwortlich!

      Ihre Argumentation war am Anfang des Krieges diskutabel, als 10/07 die israelischen Kriegshandlungen zur Folge hatte. Aber für das Aushungern einer gesamten Bevölkerung die Bevölkerung oder vor allem die Hamas verantwortlich machen, das finde ich einfach brutal und Sie machen es sich auch sehr leicht

  • Wann sorgt die Hamas endlich dafür, dass es genug Nahrung für ihre Bevölkerung gibt?

    • @Es läuft:

      Wann sorgt Account "Es läuft" endlich dafür, nicht (bewusst?) provozuspalten, sondern dass es genug Nahrung für Menschen gibt? Öffnung der Grenzen für Lastwagen ist eine Möglichkeit, sonst muss halt die Bundeswehr Hilfsgüter robust dorthin schaffen.



      Gezieltes Verhungernlassen ist auch hier nicht okay, und das wissen Sie gut wie wir hier alle. Ich muss also Ihnen Vorsatz und/oder Zynismus unterstellen, pardon.

    • @Es läuft:

      Die Frage kann man stellen. Meine Antwort ist dann immer die gleiche. Nämlich Hamas gibt alle Waffen ab und lässt alle Geiseln frei. Und ruckzuck bzw. danach gibt es wieder Lebensmittel.



      Mein Kommentar wird sicher nicht veröffentlicht weil das nicht ins Denken passt.

      • @Der Cleo Patra:

        Glauben wir wirklich, dass Israel den Halbverhungernden ausreichend Lebensmittel geben wird, wenn die letzte Geisel frei ist?



        Und werden alle Kleinkinder sich gesund entwickeln, die über eine so lange, sensible Phase ihres Lebens hinweg mit einem derartigen bitteren Mangel überlebt haben?



        Was machen wir bei unseren eigenen Kindern für ein Geschiss, wenn der Apfel nicht bio ist. Wieviele Kinder dort bekommen gar keinen Apfel und kein Gemüse, nur noch gekochtes Gras, falls da überhaupt noch etwas wächst.



        Gerade hörte ich, eine Lieferung bestände aus Mehl und Zucker. Wisst Ihr noch, welch entsetzlicher Mangel es war, als wir in der Nachkriegszeit nur noch 10-g-weise Fett zugeteilt bekamen? Wo bleiben die Proteine?



        Umso mehr zum Haare raufen, wenn man erfährt, dass die USA zig Tonnen an Erdnusspaste entsorgen wollen, weil sie Ihre Hilfsprogramme einstellen.



        Und die "normalen" Israelis?



        Nicken dazu:



        www.msn.com/de-de/...?ocid=BingNewsSerp

    • @Es läuft:

      Das ist eine ungeheuerliche Verdrehung der Tatsachen. Bitte schauen Sie doch auch einmal in die Genfer Konventionen und Zusatzprotokolle, bevor Sie einen solchen h menschenverachtenden Unsinn hinterlassen.

      • @Jo Lang:

        Die Hamas verhindert jede Möglichkeit Lebensmittel im Gazastreifen von neutralen Organisationen verteilen zu lassen. Für die Hamas sind die Hilfslieferung ein wichtiges Mittel um die Kontrolle über die Palästinenser zu behalten.

        • @Es läuft:

          Beleg?

    • @Es läuft:

      Hamas ist natürlich ein Problem, aber wenn ich das richtig verfolgt habe, dann lässt Israel keine Hilfslieferungen ins Land. Also bitte nicht nur die eine Seite in den Fokus nehmen, denn beide Konfliktparteien sind schuldig am Leid der Zivilbevölkerung in Gaza.

    • @Es läuft:

      Israel hat monatelang die Grenzen dichtgemacht, nichts hereinlassen und lässt auch jetzt noch viel zu wenig rein. Wie soll da die Hamas für Nahrung sorgen? Die UN und zahlreiche NGOs wollen Nahrung verteilen, dürfen es aber nicht.

  • Man darf die deutsche Geschichte nicht vergessen und verdrängen.



    Die Verbrechen des Dritten Reichs an den Juden ziehen wirkt sich natürlich bis heute auf die deutsche Aussenpolitik aus.

    Aber muss man sich jetzt nicht fragen, ob Duldung von Verbrechen nicht auch ein Verbrechen ist ?

    • @Bolzkopf:

      Juden und Israel sauberer zu trennen als bisher wäre ein Anfang.



      Die Juden auf der Welt sind meistens keine Israelis, sondern US-Amerikaner, Deutsche, Franzosen, ...



      Die Israelis sind zu 20 % christliche oder muslimische Araber. Und da sind die Atheisten, Drusen, Bahai, etc. noch außen vor.

      Dann lässt sich wacker gegen Antisemitismus hierzulande fechten. Und gleichzeitig gegen brutale Rechtsverletzungen durch Israel (wie bei anderen).



      Und das erwarte ich von einer Bundesregierung. Einige Fachleute offenbar auch.

    • @Bolzkopf:

      Wie Helmut Schmidt in einem Interview als Altkanzler mit Fritz Stern sagte " da ist manches nicht zu Ende gedacht". Vielleicht ist das Erbe Merkels nicht ganz so rühmlich, wie manche glauben, trotzdem manche Züge pünktlich sind ?