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GDL-Streik bei der Deutschen BahnEin ganzes Land in Geiselhaft

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der Streik des Lokführer-Chefs Claus Weselsky ist falsch. Seine Lohnforderungen sind nur in seiner Fantasie durchsetzbar, nicht in der echten Welt.

Wie gemein: Der mehrtägige Streik zwingt die Menschen ins Auto oder sie müssen zu Hause bleiben Foto: Sina Schuldt/dpa

D er Bahnstreik dürfte Fahrgäste und Wirtschaft pro Tag etwa 100 Millionen Euro kosten, Tendenz steigend. Das ist eine Schätzung; genau kann es niemand wissen. Was ich jedoch weiß: Bei mir hat dieser Streik schon jetzt einen Verlust von 290 Euro verursacht, den mir niemand ersetzt. Und wer weiß, was noch kommt.

Ich wäre bereit, 290 Euro in einen Bahnstreik zu investieren, wenn ich vom Anliegen der Lokführer überzeugt wäre. Das bin ich aber nicht. Ich halte diesen Streik für verfehlt.

Sehr seltsam ist bereits, dass Lokführer-Chef Claus Weselsky gar nicht erst verhandelt hat, bevor er seinen sechstägigen Streik ausgerufen hat. Er behauptet, dass die Bahn kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt habe. Dieser Vorwurf ist etwas eigenartig angesichts der Tatsache, dass die Lokführer erst recht nichts vorlegen, worüber man verhandeln könnte. Ihre Forderungen sind völlig übertrieben.

Würde sich Weselsky durchsetzen, dann kassierten die oberen Lohngruppen ein Plus von mehr als 20 Prozent, und bei den unteren Lohngruppen wären es sogar über 30 Prozent mehr. Und zwar ohne die einmalige Inflationsprämie von 3.000 Euro, die sowieso hinzukommen dürfte. Derartige Lohnsteigerungen sind in der echten Welt nicht möglich, sondern nur in der Fantasie von Weselsky.

Verschleierte Kompromisslosigkeit

Diese überzogenen Forderungen machen klar: Weselsky will nicht verhandeln, sondern erpressen. Genau dieses Signal sendet auch der sechstägige Streik aus. Ganz Deutschland soll so lange leiden, bis er seinen Willen bekommt.

Weselsky weiß natürlich auch, dass er nicht allzu starrsinnig wirken darf. Also verbrämt er seine Kompromisslosigkeit, indem er bereits Tarifverträge mit diversen privaten Bahngesellschaften abgeschlossen hat, die er nun als Blaupause für seine Verhandlungen mit der Bahn anpreist. Dort hat er vor allem durchgesetzt, dass die Arbeitszeit für Schichtarbeiter in den nächsten vier Jahren von 38 auf 35 Wochenstunden sinken soll.

Alles andere ist weitgehend identisch mit dem Tarifvertrag, den die Konkurrenzgewerkschaft EVG bereits mit der Bahn abgeschlossen hat und der auf ein durchschnittliches Lohnplus von 14 Prozent in zwei Jahren hinausläuft.

Treuselig verkündet Weselsky nun, dass es für die Bahn doch gar kein Problem sein dürfte, die Arbeitszeit auf 35 Stunden zu reduzieren – da doch die privaten Anbieter bereits zugestimmt haben. Was Weselsky lieber verschweigt: Die privaten Bahnen verhalten sich wie Trittbrettfahrer. Sie wollten vermeiden, dass auch sie von einem Streik getroffen werden. Also sind sie Weselsky weit entgegengekommen – haben aber zugleich eine „Wettbewerbsklausel“ reinverhandelt. Wenn die Bahn am Ende weniger bieten muss, dann wird auch bei den privaten Bahnen nach unten angepasst.

Forderungen ökonomisch nicht zu stemmen

Die Verträge mit den privaten Bahnen sind also uninteressant; entscheidend ist, ob es die Bahn ökonomisch stemmen kann, die Stundenzahl aller Schichtarbeiter auf 35 zu senken. Denn klar ist: Wenn die Lokführer jetzt eine substanzielle Zeitverkürzung herausholen, dann wird die EVG das Gleiche bei der nächsten Tarifrunde in 19 Monaten verlangen. Damit die Dimensionen klar sind: Die Zeitverkürzung würde einem zusätzlichen Lohnplus von 9,1 Prozent entsprechen.

Bei der Bahn arbeiten etwa 100.000 Angestellte im Schichtbetrieb, das sind die Hälfte aller Angestellten. Wenn sie nun alle nur noch 35 Wochenstunden zum Dienst kommen müssten, wäre die Bahn nicht nur finanziell überfordert, sondern auch weitgehend lahmgelegt. Denn es gibt keine unbeschäftigten Lokführer oder andere Fachkräfte, die die Bahn zusätzlich einstellen könnte. Dieser Mangel an Arbeitskräften wird künftig sogar schlimmer, weil die Babyboomer in Rente gehen und kaum Jugendliche nachwachsen: Bis 2050 dürften deutschlandweit etwa 12 Millionen Erwerbsfähige fehlen. Eigentlich müsste mehr gearbeitet werden, nicht weniger.

Ulrike Herrmann

Ulrike Herrmann ist Wirtschafts­korrespondentin der taz. Ihr Buch „Das Ende des Kapitalismus“ (2022) stand monatelang auf den Bestsellerlisten und ist inzwischen auch auf Dänisch erhältlich.

Noch einmal zur Erinnerung: Die EVG hat bereits herausgehandelt, dass die Löhne in zwei Jahren um durchschnittlich 14 Prozent steigen. Das ist viel. Aber Weselsky will eben noch mehr – und deswegen nimmt er nun das ganze Land in Geiselhaft. Diese Egomanie kann sich Weselsky nur erlauben, weil die Bahn ein Staatsbetrieb ist. Wenn Verluste auflaufen, haftet eben der Steuerzahler. Eine Pleite ist ausgeschlossen.

Eine Umfrage ergab kürzlich, dass 59 Prozent keinerlei Verständnis für den Bahnstreik haben. Sympathie bekundeten nur 34 Prozent der Befragten. Und damit liegen die BundesbürgerInnen richtig: Weselskys Bahnstreik ist überzogen und egoistisch. Gewerkschaften sind sehr wichtig, aber auch für sie gelten Regeln.

50 Minuten Bahnstreik gibt’s diese Woche im taz-Podcast „Bundestalk“

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56 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ein wirklich unpassender Kommentar.

    Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit weist für 50% der Lokführer:innen ein Gehalt von 3700 Euro brutto aus.

    Das ist wahrlich nicht toll.

    Zuschläge, z.B. für ungesunde Schichtarbeit, Nacht- und Wochenendzuschläge, die wiederum die Familienzeit reduzieren, darf man nicht mitrechnen.

    Sie zählen auch nicht für die spätere Rente.

    Aufgrund des grottenschlechten Managements der Bahnbosse landen Lokführer:innen und Zugpersonal oft irgendwo weit weg von zu Hause.

    Unterhalten Sie sich doch mal mit den Leuten.

    Welchen Schulabschluss GDL-Mitglieder gemacht haben, interessiert mich null (das erzählt eh nur von der Bildungsungleichheit im Land).

    Warum nun auch die taz ins neoliberale Horn nach dem Motto "die verdienen doch schon genug" blasen muss, weiß ich auch nicht.

    Im übrigen könnte man die Lokführer:innen auch wieder verbeamten und das Management angemessen besolden.

    Dann hätten sich Streik UND ungerechtfertigte Bonuszahlungen gleichermaßen erledigt.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Stavros:

      „Zuschläge, z.B. für ungesunde Schichtarbeit, Nacht- und Wochenendzuschläge, die wiederum die Familienzeit reduzieren, darf man nicht mitrechnen. [....] Sie zählen auch nicht für die spätere Rente."



      Soso.. Kein Beitrag, kein Rentenanspruch. Scheint logisch. Was man [mitrechnen] „darf" und nicht darf:



      www.deutsche-rente...fn_zuschlaege.html

      • @95820 (Profil gelöscht):

        OK, mein Fehler.

        Das ändert aber nichts daran, dass sie auf ungesunde Weise erworben werden müssen.

        Haben Sie mal in Schichtarbeit gearbeitet? Nachts Züge gefahren?

        Ich nicht, aber ich stelle mir das jetzt nicht als Zuckerschlecken vor.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Stavros:

          In unserer Familie gab es Schichtarbeiter über und unter Tage. Regulär Schichtarbeit habe ich persönlich nicht geleistet. In dem verrückten Beruf, in dem ich gearbeitet habe (heute Rentner 70++), konnte es schon mal spät werden (oder früh bis Frühstück des Folgetages). Hat aber Spaß gemacht und wurde gut bezahlt. (Ich bin die Nachtigall, nicht die Lerche.)



          Die Entlohnung war im allgemeinen bis in die 1980er Jahre „gerechter". Wenn ich heute beobachte, wie mies in Folgegenerationen gut ausgebildete Personen, sogar mit Studienabschluss, bezahlt werden, muss ich Ulrike Herrmann in ihrem Urteil über die Un-Verhältnismässigkeit der Streiks der GDL aber zustimmen.



          (Nein, ich will nicht Schlechtes mit Noch-Schlechterem rechtfertigen.)

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Ich stimme Ihnen in allem zu.

            Nur in einem Punkt nicht.

            Wenn wir heute schlecht bezahlt werden und die Lebenshaltungskosten davonlaufen, müssen wir uns wehren.

            Kann sein, dass sich die Verhältnisse grundsätzlich geändert haben und es nichts mehr bringt.

            Aber man sollte es trotzdem versuchen.

            Ich bin in den 80ern geboren (allerdings Westdeutschland) - es ist offensichtlich, dass das Land in sozialer Hinsicht außer Balance geraten ist.

            Wenn sich nichts ändert, wird es sehr schlecht enden.

        • @Stavros:

          Ich habe im Schichtdienst gearbeitet. Habe es wie viele andere gesund überlebt. Knapp 16% arbeiten Schicht in Deutschland. Nicht jeder macht so ein Theater darum.

          • @Ahnungsloser:

            Ich finde, dass Schichtarbeit angemessen entlohnt werden muss.

            Sonst macht das kein Mensch mehr.

            Insofern macht die GDL kein "Theater", sondern versucht schlicht, eine gerechte Bezahlung durchzusetzen.

            Das bisherige Angebot der Bahn liegt unter der Inflation!

            (Für die Bahnbosse gilt das selbstverständlich nicht.)

            Ich stimme Ihnen im übrigen zu: Es gibt noch viel mehr Berufsgruppen, die schwere und systemrelevante Arbeit verrichten.

            Sie alle und auch Sie persönlich verdienen eine gerechte Bezahlung.

            • @Stavros:

              Danke, bekomme ich. So wie viele andere auch. Wurden hier eigentlich -neben dem Gehalt, um den es angeblich nicht geht, eher um die Arbeitsstunden- andere Goodies erwähnt, den Bahnmitarbeiter bekommen?

              • @Ahnungsloser:

                Gut, einmal eine ernsthafte Frage:

                Sie sagen, Sie seien zufrieden mit Ihrem Gehalt.

                Ich glaube Ihnen das.

                Aber offensichtlich sind es die GDL-Mitarbeiter:innen nicht. Mit Gehalt und "Goodies", wie Sie es nennen.

                Gut, dann streikt man halt.

                Was genau stört Sie jetzt daran?

                • @Stavros:

                  Liegt wahrscheinlich an Weselsky. Man kann streiken oder streiken. Die Kommunikation entscheidet

                  • @Ahnungsloser:

                    Verstehe ich sogar.

                    Ich sehe aber bei ihm auch eine Ernsthaftigkeit und ein Engagement, das andere vermissen lassen.

                    Man kann auch die Situation objektivieren und von den Einzelpersonen absehen.

                    (Vielleicht sind einige der sich mit Boni die Taschen vollstopfenden Bahnbosse wunderbare Familienmenschen, mit denen man sich toll unterhalten kann.

                    Geht es wirklich darum?)

                    Allerdings könnte Herr Weselsky selbstverständlich von ein wenig Kommunikationsberatung profitieren :-)

                    • @Stavros:

                      Interessant ist, dass immer der Vorstand herhalten muss als Grund. Warum? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Verhandlungen laufen unabhängig voneinander.

                      • @Ahnungsloser:

                        Für mich ist das nicht der Grund.

                        Ich gebe gerne zu, dass mir dieses Boniwesen zuwider ist - aber nicht aus Neid.

                        Persönlich brauche ich nicht viel und hätte kein Problem damit, wenn einige mehr hätten, aber gute Bedingungen für den Rest herrschten.

                        Das grundsätzliche Problem mit Bonuszahlungen an Bahnmanager ist, dass dadurch die Ungleichheit im Land verschärft wird - gleichere Gesellschaften sind glücklicher, es kommt zu weniger sozialen Konflikten, man kann nachts ohne Sorge auf die Straße gehen usw.

                        Aber stellen wir uns folgendes Szenario vor:

                        Die Bahnmanager bekommen hohe Boni.

                        Die Bahn fährt pünktlich.

                        Die Beschäftigten werden gerecht entlohnt und haben gute Arbeitsbedingungen.

                        Alles schick, kein Streik nötig.

                        Insofern ist das schon unabhängig voneinander, da haben Sie Recht.

                        Meine Sympathie für den Streik hat nichts mit den Bonuszahlungen zu tun.

                        Ich denke, dass unser Land, was Gerechtigkeit anbelangt, völlig aus der Balance geraten ist.

                        Außerdem habe ich mich als häufiger Fahrgast viel mit Zugbegleiter:innen unterhalten (weniger mit Lokführer:innen, ehrlich gesagt). Ich habe auch recherchiert, was die einzelnen Berufsgruppen bei der Bahn so verdienen.

                        Daraus habe ich den Schluss gezogen, dass der Streik wirklich gerechtfertigt ist.

                        Mich hat an dem ursprünglichen Kommentar geärgert, dass er so abgehoben ist:

                        Frau Herrmann interessiert sich nur für ihre Fahrkarte. Warum unterhält sie sich nicht mal mit den Leuten, die sie herumfahren?

                        • @Stavros:

                          Boni sind Bestandteil aller AT Mitarbeiter. Nicht nur bei der Bahn. Das ist Bestandteil des Gehalts. Bei Vorständen verhandeln das sogar die Arbeitnehmer Vertreter mit. Also die Gewerkschaften

                          • @Ahnungsloser:

                            Wenn Vorstände Gehälter erhalten, die das ihrer Angestellten um ein Vielfaches übertreffen, ist das gesellschaftlich problematisch.

                            Noch dazu, wenn damit offensichtlich mangelhafte Managementleistungen honoriert werden.

                            Aber, wie ich Ihnen schon zugestimmt habe, in diesem konkreten Fall nicht das Problem.

                            Hier geht es um Arbeitsbedingungen und Gehälter der Beschäftigten.

                            P.s.: Ich habe übrigens wieder einen Fehler gemacht, glaube ich. Ich denke, es ging Frau Herrmann nicht um ihre persönliche Fahrkarte, sondern um ihren persönlichen Anteil an den Kosten. Diese Betroffenheitsdiskurse finde ich aber problematisch. Es wäre besser, wenn sich Journalist:innen einmal wirklich mit den Arbeitsbedingungen der Bahnbeschäftigten befassen würden.

                            • @Stavros:

                              Übrigens, Verdi hat einen Streik angekündigt. Ohne verbalen Einpeitscher der alle Geschäftsführer mit DDR Generälen vergleicht oder asozial beschimpft. Geht auch so. Unterstütze ich voll und ganz

  • Dieser Konflikt ist viel komplexer als in diesem irritierenden Kommentar dargestellt. Mag sein, dass sich in Herrn Seiler und Weselsky ein Paar gefunden hat, das in inniger Abneigung verbunden ist. Aber die beiden sind ja nicht die einzigen Beteiligten in dem Ganzen, im Gegenteil.

    Und Frau Herrmann übersieht u.a. auch, dass das fahrende Personal von der Unzuverlässigkeit des Systems Bahn genauso betroffen ist wie die Fahrgäste und Güterverkehrskunden. Während es früher die Ausnahme war, zum Schichtende nicht am geplanten Ort zu sein, ist das heute fast schon regelmäßig so. Der Mangel an Fahrdienstleitern ist ja mittlerweile auch zu oft tagsüber für Fahrgäste zu spüren. Nachts ist er allerdings wohl noch größer. Und als Lokführer eines Güterzuges nachts stundenlang geparkt zu werden, weil einfach keine Weiterfahrt möglich ist, sorgt natürlich auch dafür, dass die Schichtzeiten nicht eingehalten werden können. Wenn nicht mehr planbar ist, wann man wieder bei der Familie ist, dann muss es dafür einen Ausgleich geben. Und zwar einen zeitlichen.

    Es ist seit über 15 Jahren immer wieder Thema gewesen, dass die Deutsche Bahn zu wenig tut, um die sich abzeichnenden Abgänge der älteren Beschäftigten ausgleichen zu können. Man hat das viel zu lange ignoriert. Erst seit wenigen Jahren wird offensiv gesucht, weil einfach nicht mehr zu verbergen war, wie sehr es im Gebälk knirscht.

    Laut Wikipedia ist Herr Seiler „Als Vorstand Personal & Recht ist er für rund 320.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit verantwortlich, davon knapp 200.000 in Deutschland.“ Für mich legen solche Zahlen den Verdacht nahe, dass der Fokus auf das Alltagsgeschäft zu Hause schon lange verloren gegangen ist.

    Und zum schiefen Bild mit der „Geiselhaft“: Wenn, dann sehe ich mich als Bahnkunde ohne Auto vom Vorstand in solche genommen. Die Zerstörung der GDL scheint für diese höhere Priorität zu haben, als sich endlich darum zu kümmern, dass das System als solches wieder funktionsfähig gemacht wird.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Helmut Fuchs:

      „dass das fahrende Personal von der Unzuverlässigkeit des Systems Bahn genauso betroffen ist wie die Fahrgäste "



      Ja. So geht das. Vor Jahren im ICE-Sprinter von München nach Berlin; Station Ffm-Hbf, Durchsage: „Die Weiterfahrt verzögert sich leider. Hier findet Personalwechsel auf der Lok statt. Der übernehmende Lokführer befindet sich in einem RE, der Ffm wegen Verspätung noch nicht erreicht hat..." (Lag aber an einem Unwetter.)

    • @Helmut Fuchs:

      97 % der GdL Mitglieder stimmten für Streik! Das lässt Frau Herrmann aber unerwähnt. Seit Jahrzehnten wird vor einem Facharbeitermangel in Deutschland gewarnt. Der DB Vorstand hat nicht darauf reagiert. Nun sollen es die "lieben" Mitarbeiter im Schichtdienst ausbügeln? Jede Gewerkschaftsvorderung liegt höher als das dann ausgehandelte Ergebnis. Frau Herrmann kennt diese Routine in den Tarifverhandlungen sehr wohl. Trotzdem hält sie jetzt der GdL dies als überzogene Forderungen vor. Die Redaktion hätten diesen Kommentar wegen der persönlichen Betroffenheit von Frau Herrmann (290,- € Verlust) nicht zum Druck zulassen dürfen.

    • @Helmut Fuchs:

      Danke für den Kommentar! Mich wundert auch, wie Frau Herrmann in diesem Ton schreiben konnte. Vermutlich ihr verlorens 290,- € Ticket.

  • Ich habe mir ein sehr interessantes Gespräch zwischen dem Journalisten Tilo Jung und Claus Weselsky (GDL-Vorsitzender) angehört. Ich hatte mich nie mit dem Thema beschäftigt und kannte Claus Weselsky nur durch die Medien, die ihn allerdings immer negativ darstellen. Nachdem ich den Mann bei Tilo Jung gehört habe, bin ich der Meinung, dass wir mehr von solchen echten "Kämpfern" brauchen. Die anderen zahmen Gewerkschafter in Deutschland sitzen doch nur noch brav auf dem Schoß der Manager.

    ***Genossenschaft für Lokführer: Claus Weselsky (GDL-Vorsitzender) - Jung & Naiv: Folge 645*** www.youtube.com/watch?v=IwxK4ixD17c

  • Frau Herrmann hat recht, aber leider glauben zu viele dem Märchen vom armen David Weselsky gegen den Goliath Deutsche Bahn. Das wird sich wohl erst ändern, wenn Bahnkunden und Steuerzahler deine Folgen letztendlich tragen müssen.

    • @vieldenker:

      Wir Bahnkunden tragen die Folgen multiplen Versagens (oder mutwilligen Handelns?) von Vorstand und Politik seit Jahren. Das System befindet sich weiterhin im freien Fall. Eine Kehrwende zum Besseren ist bisher ein bloßes Lippenbekenntnis.

      Gegen die Zerstörungen die durch fehlgeleitete "Investitionen" angerichtet wurden, sind die Forderungen der GDL Peanuts.

      • @Helmut Fuchs:

        Hat Andreas Scheuer schon das Geld zurückgezahlt, um das er die deutschen Steuerzahler*innen mit seinem wissentlich rechtswidrigen Verhalten betrogen hat?

      • @Helmut Fuchs:

        Das ist sehr richtig. Und noch was: die Kosten für diese Politik des Desinteresses an der Bahn werden sich auch massiv negativ auf die Klimaproblematik auswirken.

        • @Perkele:

          Vorsicht mit der Zukunftsform.

          Wir neigen dazu die "Klimaproblematik" als etwas fernes in der Zukunft zu sehen.

          Dabei ist diese "Problematik" schon seit Jahrzehnten akut.

          Wir leben bereits in der Klimakatstrophe, es ist nur noch nicht jede:r so sehr betroffen, dass er/sie es merkt.

          Aber schon bei den Nahrunsmittelpreisen gibt es durch Missernten längst sichtbare Auswirkungen.

          Und das sind die Auswirkungen, die Schäden sind wie wir wiessen über Jahrzehnte entstanden.

          Daher hat sich das Desinteresse bereits in der Vergangenheit massiv negativ ausgewirkt, tut es weiter in der Gegenwart und wird auch in der Zukunft tun!

          Die Politik müsste Wege finden den Abbau der Schienen rückgängig zu machen in den Städten (für Gütertransp. bspw) nur geht das vermutlich nur mit Abriss dort nun entstanderen Infrastruktur.

          Aber wir enteigenen doch auch wegen Kohle oder Autobahnen oder Flughäfen...

          juristisch wäre das alles kein Problem.

          Finanziell.. naja da sind FDP und Schuldenbremse (2 Synonyme eig)

          • @sociajizzm:

            Ja, sorry, das ist sehr richtig und ich stimme dem voll und ganz zu!! Soeey.

  • Was soll eigentlich dauernd und überall dieser bescheuerte Begriff "Geiselhaft"? Ich bin auch Bahnfahrerin, betrachte mich aber nicht als Geisel.



    Und dieses Bild von Weselsky als Bösewicht - ziemlich überzeichnet. Er mag ja unsympathisch wirken oder sogar sein, das sollte jedoch keine Rolle spielen. Er vertritt die Interessen seiner Gewerkschaft, die Mitglieder haben mehrheitlich für Streik gestimmt et voilà.

  • Das Argument mit den fehlenden Arbeitskräften greift zu kurz, weil wir anscheinend noch jede Menge Zeit für Selbstbeschäftigung haben. Lokführer:innen machen jedenfalls keine Bullshit-Jobs, die z.B. nur darin bestehen, Gelder der öffentlichen Hand in vorgeblich privatwirtschaftlichen Unternehmen zu verwalten.

  • Den Gewerkschaften in Deutschland fehlt jeweils ein Weselsky an der Spitze. Dann sähe unsere Gesellschaft deutlich anders aus, besser für eine riesengroße Mehrheit. Und Geiselnehmer ist im gegenwärtigen Bahnstreik nicht die Gewerkschaft, das ist der Vorstand der Bahn und - der Verkehrsminister...

    • @Perkele:

      Das sehe ich genauso wie Sie, danke!

      Und ich finde dies einen sehr merkwürdigen Kommentar von Frau Herrmann, die normalerweise sehr ausgewogen schreibt.

      P.s.: Bevor die Kommentare losgehen - ich bin massivst vom Bahnstreik betroffen, da ich jeden Tag mit der S-Bahn zur Arbeit muss und auch kein Homeoffice machen kann. Trotzdem unterstütze ich diesen Streik. Allein schon deshalb, weil ich Empathie mit Schichtarbeitenden habe, die nur durch ungesunde Mehrarbeit über die Runden kommen können.

  • Ich will jetzt nicht auf der GDL rumhacken. Aber einmal eine ganz objektive Frage: Sollte man das Streikrecht für "systemrelevante" Unternehmen einschränken? Immerhin betrifft z.B. ein GDL-Streik eben nicht nur das Unternehmen Bahn, sondern auch andere Firmen.

    • @Bunte Kuh:

      Die Möglichkeit gibt es, nennt sich Verbeamtung, funktioniert aber nur bei öffentlich-rechtlichen, nicht privatrechtlichen Arbeitgebern, und würde deshalb auch Millionenboni für Manager:innen und Lobbyist:innen ausschließen. Jetzt dürfen Sie sich fragen, warum das nicht mehr gewollt war.

    • @Bunte Kuh:

      Damit wird den Mitarbeitern der DB das einzige Druckmittel genommen um bessere TVs durchzusezten.

      -> Also nein. Besser nicht.

      Außerdem: Wir haben während Covid gesehen, welche Betriebe alle den Stempel "systemrelevant" bekamen.

      -> Daher: Auf gar keinen Fall.

      Beserer Vorschlag: Infrastruktur in Staatshand (ohne Kapitalmarktverflchtung!)

  • Durchhalten GDL!!!



    Und wieder schreibt jemand von Geiselhaft. Lol. Diese kleine Gruppe scheint sehr wichtig zu sein, also sollte man sie auch anständig bezahlen.

  • Danke für diesen zutreffenden Artikel!



    Interessanterweise finden sich die UnterstützerInnen derartiger Proteste meisten unter Denen, die nicht Betroffen sind.



    Wer auf den Zug als Fortbewegungsmittel setzt, ärgert sich dieser Tage und dem Image der Bahn schadet es.



    Das ist sehr bedauerlich, da ein leichter Trend von Inlandsflügen zu Zügen, bei ökologisch Interessierten entstand.



    Wenn es den Menschen ans eigene Portemonnaie geht, werden sie empfindlicher.



    Bei der Bahn geht es uns Allen ans Portemonnaie, denn die gehört dem Staat.



    Wenn nun Mondforderungen umgesetzt würden, fehlten diese Gelder für die Sanierung der Bahn.



    Durch die wenig zukunftsweisende Aktion der CDU stehen hier schon Milliarden weniger zur Verfügung.



    Wer neben verbaler Arbeit das Thema näher betrachten will, dem/der empfehle ich Kommunalpolitik.



    Ohne große Hürden gibt es hier Zugang.



    Dann wird deutlich, was gerne befürwortet wird, Lohn und Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst.



    Plötzlich sitzt man/frau nämlich auf Arbeitgeberseite und das mehr an Lohnzahlungen bedeutet weniger Geld an anderer Stelle.



    Wie ich in dieser Zeitung an anderer Stelle lese, sind die Gehälter für LokführerInnen nicht gerade als zu gering zu betrachten.

    • @Philippo1000:

      "Interessanterweise finden sich die UnterstützerInnen derartiger Proteste meisten unter Denen, die nicht Betroffen sind."

      Das ist nicht richtig. Allerdings muss ich zu bedenken geben, dass wir Bahnreisenden regelmäßig mit Zugausfällen und Verspätungen zu kämpfen haben. Aber tatsächlich in 99 % der Fälle nicht streikbedingt.

      Zudem bekommt es die DB noch nicht einmal hin, dass sie zuverlässig fahren kann, wenn es schneit. (Münchener Totalausfall diesen Winter)

      ---

      "Wenn nun Mondforderungen umgesetzt würden, fehlten diese Gelder für die Sanierung der Bahn."

      Sollen nun die Arbeitnehmer den Schaden begleichen? Es wurde Geld in großen Summen entnommen. Das allerdings nicht durch die Belegschaft.

      ---

      "Plötzlich sitzt man/frau nämlich auf Arbeitgeberseite und das mehr an Lohnzahlungen bedeutet weniger Geld an anderer Stelle."

      Dann sollte man sich fragen, ob die Politik im Bund nicht entweder anders priorisieren sollte oder ggf. doch mehr Schulden machen.

      Alternativ sollten doch einfach die für die Infrastruktur bezahlen, die davon profitieren. Ich schätze den Anteil an "gewerblichen" oder "gewerblich motivierten Fahrten" (wie bspw. Arbeitswege) auf ca. 95 %. Verursachen die vielen zurückgelegten km nicht eine falsche Politik hinsichtlich an Konzentration der Betriebe in Ballungszentren? (Prüfen Sie doch mal, wie viele "Landbewohner" pendeln müssen.)

  • Ich geh oft mit mit der Meinung von Frau Hermann aber hier habe ich ein paar Probleme.



    Die Mitglieder der GDL sind für einen Streik und für ihre Forderungen insbesondere der Reduzierung der Arbeitszeit.



    20 bis 30 Prozent mehr Gehalt klingt etwas übertrieben aber warum sollen sie es nicht fordern. Würden das gleiche die Pflegekräfte machen die auch nicht so schlecht verdienen wie häufig vermutet wird, wäre das entrüsten wohl weniger groß. Leider haben wenig Gewerkschaften jemanden der sich wirklich für sie einsetzt.



    Man kann sich auch gerne mal die reallohnentwicklung der letzten 30 Jahre anschauen und wie untere und mittlere Einkommen von dem Produktivitätszuwachs profitiert haben. Warum sollen die gdler ein reallohnverlust hinnehmen, wenn der Vorstand einfach seine zielvorgaben ändert um sich die bonis ausschütten zu können

    Dann frag ich mich was Leistungselite (Podcast) sein soll? Das ist billigster Populismus. Ja, ohne Lokführer fahren keine Züge, aber ohne die Menschen in der Werkstatt auch nicht. Ohne das Reinigungspersonal wären die Züge nicht mehr zu benutzen. Schlicht jeder Beruf der ausgeführt wird ist relevant das Prozesse laufen. Alles andere ist eine überhebliche Arroganz von Menschen die denken sie seien besser. Gäbe es keine Grünpfleger würde niemand mehr nach drei Wochen in die Parks wollen. Wer holt die Autos nach einem Unfall von der Straße, wer repariert die Schienen?

    Der letzte Absatz hat auch noch eine gewisse Ironie. Sie sieht ihre Meinung dadurch bestätigt, das 59 Prozent der BundesbürgerInnen das auch so sieht..... Würde die Mehrheit immer richtig liegen, würde sie nicht gendern. Dagegen sind mehr als 59 Prozent. Vllt hat es ja andere Gründe das 59 Prozent dagegen sind. Vllt weil es ihren Alltag einschränkt oder weil ein finanzieller Verlust wie die 290 Euro entsteht. Es gab mal eine Idee dass die Züge einfach weiter fahren aber keine Tickets mehr kontrolliert werden. Ich bin nicht sicher ob bei der Streikform auch 59 Prozent dagegen wären.

    • @Hitchhiker:

      Aso und das Argument mit das Erhöhung des Vorstandsgehalt nur ein Bruchteil der Gehaltserhöhung von einer Belegschaft ausmachen mag zwar Betriebswirtschaftlich richtig sein aber das Zeichen welches Gesetz wird ist halt denkbar schlecht. Eine Freundin und Kollegen haben kein Weihnachtsgeld bekommen, weil der Chef für 20.000 Euro sein Dach im Ferienhaus repariert hat oder als in einer Firma in der ich arbeitete übers Urlaubsgeld und Gehaltserhöhung diskutiert wurde fuhr der Chef mit einem schönen neuen teuren Auto vor um zu erzählen, dass es Betriebswirtschaftlich nicht so gut läuft.

      Frau Herrmann hat im Podcast ja auch erzählt dass sie schon nicht viel verdient und manche bei der Bahn noch viel weniger bekommen. Mich würde interessieren, ob sie auch so entspannt wäre wenn sie und ihre Kollegen etwas nicht bekommen und die Vorstandsetage oder wie sich das bei der TAZ nennt einfach mal die Gehälter um x Prozent erhöht, insbesondere da sie ja anscheinend ihr Gehalt als nicht "ganz" angemessen empfindet.

      • @Hitchhiker:

        Sehe ich genauso wie Sie!

        Das Land ist außer Balance geraten und es muss sich dringend etwas für die hart arbeitenden Normalverdiener:innen verbessern!

        • @Stavros:

          Ich bin voll bei Ihnen. Das ist übrigens ein schöner Satz "es muss sich dringend etwas für die hart arbeitenden Normalverdiener:innen verbessern!"



          Den kenn ich aus Wahlkämpfen oder von Herr Klingbeil vor ein paar Wochen.... Irgendwie hat er anscheinend vergessen als es um die Erhöhung des Mindestlohn ging sich dafür niemand von der SPD und Grüne einsetzten wollte. Bei den Bahnbonis haben sie sich auch alle rausgehalten, aber jetzt auf Maß und Ziel hinweisen beim Streik.



          Leider hat die Mehrheit keine lobby aber mein Traum ist, dass alle Menschen die einen stundenlohn haben von weniger als 20,60 einfach die Arbeit niederlegen für ein paar Tage. Da kommen viele Millionen Menschen zusammen und man würde sehen wie nutzlos oder wenig Wert die Menschen sind welche man zu einem Stundenlohn arbeiten lässt bei dem in Vollzeit es nicht möglich ist einen Rentenpunkt zu erzielen.



          Und das beste ist, was sollen die Arbeitgeber oder der Staat tun. Weit mehr als 10 Millionen Menschen kündigen?



          Auf die Parteien braucht man leider nicht hoffen. Das hat meine letzte Hoffnung SPD und Grüne bewiesen.

          • @Hitchhiker:

            Ja, das sehe ich auch so.

            Statt die Hoffnung in Parteien zu setzen, müssen wir alle aktiver werden und endlich wieder für lebenswerte Arbeitsbedingungen für ALLE kämpfen.

  • Die Unterstellungen über den inneren Zustand Weselskys irritieren.

    Insgesamt ist die Zahlenschau nicht überzeugend, weil sie kein Gesamtbild vermittelt. Kaum eine Zahl ist in eine verstehbare Relation gesetzt.

    So wäre interessant zu wissen, dass die letzte Tarifrunde von Ende 2021 über 32 Monate 3.3% vorsah (für EVG’ler wären es ohne die GDL nur 1,5%). Der Verbraucherpreisindex stieg im selben Zeitraum jedoch um 12,12%. (destatis: 104,7/117,4) Ein heftiger Lohnverlust.

    Wenn ich das richtig erinnere bot die Bahn wahlweise an:



    a) 13% stufenweise in 32 Monaten ohne Verkürzung



    b) 10% in Stufen und ab 2026 1h Verkürzung, an die Bedingung geknüpft, dass die Bahn dann auch genug Personal hat.

    Das würde die Bahner konstant im Lohnverlust halten.

    Angesichts der gesundheitlichen und sozialen Folgen von Schichtarbeit (diese Menschen sterben früher) ist das ein schlechtes Argument, einen Arbeitslosen und Unterbeschäftigten in diesen Beruf zu bekommen.

    Die Bahn nur mittelbar in Staatshand, als Kapitalgesellschaft, zu führen, führte eben auch dazu, dass die Angestellten das Streikrecht bekamen. Wären die Lokführer wieder Beamte, wäre ihnen der Streikt verboten. Aber davon sprach bei der Gründung niemand. Der Markt und die Konkurrenz sollte es richten – nur dass die Bahn ein natürliches Monopol ist.

    Heute wollen die Ministerien nichtmal darüber Auskunft geben, wie die einzelnen Mitglieder in die Organe der 100% Staatstochter gekommen sind. (in der RegPK standhaftes Schweigen)

    Volker Wissing mischt sich behaalich mit seinen öffentlichen Urteilen in die Tarifautonomie ein. Und der Kanzler – der Arbeitsrechtler – ist nirgends zu sehen.

  • @ Frau Herrmann

    "Noch einmal zur Erinnerung: Die EVG hat bereits herausgehandelt, dass die Löhne in zwei Jahren um durchschnittlich 14 Prozent steigen. Das ist viel."

    Wenn das die CGM aushandeln würde, würde ich von der IGM auch die Forderungen Weselskys erwarten.

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    Scherz beiseite: Als die Physiotherapeuten nach Jahrzehnten stagnierender Entgelte mehr bekamen (zumindest deren Chefs), war das noch wesentlich deutlicher.







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    Wenn Sie unterstellen, die Forderungen seien gemessen an den Steigerungen der anderen Gewerkschaft zu hoch, würde mich interessieren, wie hoch die Unterschiede zwischen den Tarifverträgen sind.

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    Vergessen Sie bitte nicht, dass die Kernforderungen sind, die Schichtarbeiter zu entlasten (Ruhepausen, weniger Überstunden) und für eine erweiterte Anzahl an Berufsgruppen verhandeln zu können.

    Und sofern man sich in "der Mitte" einigt, wie üblich, ist das auch im Niveau der EVG.

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    Ja, Streiks nerven im Alltag. Aber sie haben einen Grund.

    Außerdem streikt nicht Weselsky. Es streikt die Koaliton der Arbeitnehmer um die GDL. Beschlossen per Urabstimmung.

  • So sehr ich auch Frau Herrmann verehre, weil sie mich mit dem letzten Buch so viel gelehrt hat, in Sachen Bahnstreik wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und kann mich mit mehr als 50 Jahren IG-Metall und jahrelanger Contischichtarbeit nicht beeindrucken. Sorry!

  • Danke Ulrike. Spricht mir (schon immer ohne Führerschein/PKW) aus der Seele.

  • Hätten sich die ersten Gewerkschaften an "Regeln" gehalten, hätten sie gar nichts erreicht.

    Solange sich die Bahnvorstände mehrere Millionen Boni auszahlen lassen, halte ich jeden Streik für gerechtfertigt.

    Und auch solange das hier weiter geht:

    oxfamstudie:



    „Demnach haben die fünf reichsten Menschen der Welt, allesamt Männer, ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig wurden fast fünf Milliarden Menschen, die ärmsten 60 Prozent, noch ärmer.“

    Es ist erschreckend, wie trotz dieser absolut ungerechten Vermögensverteilung auf Streikenden herumgehackt wird.

    Ich möchte weiterhin mit meinem Zug sicher ankommen, und nicht mit Lokführer kurz vor Burn-out fahren.

    • @SWM:

      Ich hoffe doch, Sie sind sich bewußt, daß weder die Bahnvorstände, noch die in der Oxfam-Studie erwähnten Superreichen, vom Streik der Lokführer betroffen sind.

      Sondern, Pendler, Fahrgäste und auch jene "bösen Kapitalisten", die ihre Produkte mit der Bahn transportieren lassen.

      Es wird also der Sack geschlagen, obwohl der (oder hier sogar besser "die") Esel gemeint sind.

      Daher sind das für mich kein sachliches Argumente für den Streik, sondern klassenkämpferische Ressentiments, die nichts zur Sache tun, wenn es den Streikenden wirklich nur um bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedinungen geht.

  • Danke für diesen fundierten Artikel!



    Klar bin ich auch für Gewerkschaften, aber man muss die Lok schon auf der Schiene lassen...

  • Mich wundert, dass der Streik überhaupt Sympathisanten hat. Sowohl die Selbstbedienungsmentalität als auch der Applaus dafür sind mir fremd, viele scheinen aber kein Problem damit zu haben, Hauptsache alle kommen mal dran. Die Bahn- Vorstände machen sich die Taschen voll, daraus folgt, dass man es ihnen nach macht? Wenn man stark genug ist. Und wenn nicht?

  • Mein Opa, Lokführer, war ja noch verbeamtet. Der durfte gar nicht streiken.



    Wenn ich mich recht erinnere, wurde die damalige Bundesbahn als nicht hoheitlich eingestuft, und ist nun ein Unternehmen das unter "Die Bahn" firmiert. Das Logo konnte im Kern beibehalten werden.

    Der Streik, um den es im Bericht geht, ist nicht der Streik des Weselsky sondern der von Arbeitnehmern, die in der GDL organisiert sind und für eine der vielen Tochtergesellschaften der 'Die Bahn' Arbeiten würden wenn nicht grade Streik wäre.



    Der Vertragspartner der Fahrgäste und der Wirtschaft ist das Unternehmen Die Bahn.



    Wer also, ich sag mal, nicht liefert, ist Die Bahn.

    Populisten die Wertungen abgeben, dürfen auf die Tarifautonomie verwiesen werden.



    Streik ist wie Tango, it takes two to tango.

  • War Frau Herrmann schon mal in Geiselhaft und weiß wie sich das anfühlt? Ich wäre vorsichtiger mit solchem Vokabular.

  • Guter Artikel

  • "Eigentlich müsste mehr gearbeitet werden, nicht weniger." Bei den beschissenen Arbeitsbedingungen mit der variablen Schichtarbeit die auch noch extrem gesundheitsgefährdend ist, werden dann noch weniger Menschen Lust darauf verspüren Lockführer zu werden.



    Ich habe 5 Jahre Schichtarbeit, drei Schichten incl. Wochenendarbeit und sieben Tage am Stück in einem Verkehrsbetrieb gemacht. Neben massiven Schlafproblemen soziale Isolation, weil wenn man in der Woche frei hat alle anderen arbeiten. Freies Wochenende Samstag und Sonntag einmal im Monat. Nie wieder!

    • @Andreas J:

      Sehe ich genauso wie Sie.

      Man muss auch Mitgefühl mit den Leuten haben, die so arbeiten müssen. Und sie zumindest anständig entlohnen.