Friedrich Merz und Klimaschutz: Und plötzlich entdeckt er die Pumpe
Der CDU-Vorsitzende ist neuerdings für Wärmepumpen und beklagt, dass zu wenig eingebaut wurden. Dabei hat er kräftig zum schlechten Image beigetragen.
Bigotterie kann so schön sein: Gerade noch ließ CDU-Chef Friedrich Merz keine Gelegenheit aus, die Wärmepumpe schlechtzumachen. Jetzt hat der Oppositionsführer sein Herz für die klimafreundliche Alternative zu fossilen Heizungen wie Gas- oder Ölöfen entdeckt. Die Technologie der Wärmepumpe sei „faszinierend“, sagte Merz bei einer Veranstaltung des Unternehmens Enpal, das diese Apparate in großem Stil installiert.
„Eigentlich hätte im Jahr 2023 eine viel höhere Zahl von Wärmepumpen eingebaut werden müssen“, sagte Merz bei der Eröffnung eines Enpal-Weiterbildungszentrums für Heizungsinstallateure.
Das sind ganz neue Töne. Vor Kurzem noch hat Merz das Vorhaben scharf attackiert, dass die Ampelregierung in Wärmepumpen eine der wesentlichen Instrumente für die Abkehr vom fossilen Heizen sieht. Jetzt der Sinneswandel: „Wir, die Union, wir stehen voll und ganz hinter dieser Wärmewende“, erklärte er. Die Wärmepumpe sei ein wesentlicher Träger dieser Transformation, so der Oppositionsführer im Bundestag bei der Enpal-Veranstaltung.
Das Unternehmen wird vom Vermögensverwalter BlackRock unterstützt, für den Merz früher tätig war. Vielleicht hat diese Geschäftsverbindung etwas mit der neuen Faszination des CDU-Vorsitzenden für die Wärmepumpe zu tun, wie etliche in den sozialen Medien vermuten. Aber das ist eher unwahrscheinlich, die neue Liebe käme reichlich spät. Schließlich sind Friedrich Merz und seine Parteifreund:innen mitverantwortlich dafür, dass die Wärmepumpe bei vielen ein sehr schlechtes Ansehen hat.
Nur Zukunftsmusik
Im Verein mit der Springer-Presse und der FDP hat die Union dafür gesorgt, dass die Wärmepumpe – noch immer – vielen als Inbegriff des absurden Heizens gilt. Sie haben den Kritiker:innen Rückenwind gegeben, die Apparate wurden und werden systematisch schlechtgeredet. So wird behauptet, die Wärmepumpe sei nicht leistungsstark genug, zu laut, zu teuer, gehe zu schnell kaputt und ihr Einsatz nur in top sanierten älteren Häusern sinnvoll. Das stimmt so pauschal nicht. Es kommt auf den Einzelfall an.
Doch die Rufschädigung hat gewirkt. Es wurden und werden weniger Wärmepumpen eingebaut, als die Bundesregierung und die Branche erwartet haben – die Geschäfte für Enpal und andere laufen viel schlechter als erhofft. 2023 wurden in Deutschland rund 356.000 Wärmepumpen installiert, Tendenz zum Ende des Jahres und in den ersten Monaten 2024 fallend. Die von der Bundesregierung anvisierten 500.000 neu eingebauten Wärmepumpen pro Jahr sind erst mal Zukunftsmusik.
Immerhin: In Neubauten gehört der Einbau dieser klimafreundlichen Heizungen mittlerweile zum Standard. Mit dem von Merz und anderen als „Heizungshammer“ geschmähten Heizungsgesetz, das seit Anfang des Jahres geräuschlos in Kraft ist, will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dafür sorgen, dass auch bestehende Häuser nach und nach klimafreundlich heizen. Oft ist die Wärmepumpe dafür die beste Lösung. Aber in den Hallen der Hersteller stapeln sich die Geräte.
Die Kampagne von Merz und Co war leider erfolgreich: Im vergangenen Jahr haben fast 800.000 Eigentümer:innen eine neue Gasheizung einbauen lassen. Sie werden in Zukunft mit sehr hohen Heizkosten dafür büßen.
Ihnen nützt die späte Kehrtwende von Merz und Co nichts mehr. Denn das ist ja das Fatale an falschen Investitionsentscheidungen bei einer Heizung, die aufgrund der Stimmungslage getroffen werden. Sie können nicht einfach korrigiert werden – eine politische Position aber schon.
Auch scheint die Union das Heizungsgesetz nach einem Wahlsieg auf Bundesebene offenbar doch nicht komplett rückgängig machen zu wollen. Was auch immer den Merz’schen Sinneswandel ausgelöst haben mag – echte Einsicht, ein Einlauf von BlackRock oder schwarz-grüne Koalitionsambitionen: egal.
Entscheidend ist, dass die Union ihren Frieden mit der begonnenen Wärmewende macht. Sie zurückzudrehen, wie es die Christdemokrat:innen bislang wollten, wäre in Zeiten der Klimakrise Wahnsinn.
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