piwik no script img

Schwacher WärmepumpenabsatzHoffnung auf den Förder-Schub

Die Hersteller leiden unter der Absatzflaute. Politik und Industrie setzen darauf, dass mit der Zunahme der Förderberechtigten der Verkauf steigt.

Wartet noch auf ihren Durchbruch: die Wärmepumpe Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Berlin taz | Auch wenn die Hersteller derzeit unter dem schleppenden Absatz von Wärmepumpen leiden – das Bundeswirtschaftsministerium erwartet, dass der Verkauf demnächst in die Höhe geht. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage wieder ansteigt“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums der taz. Nach Angaben des Verbands der Deutschen Heizungsindustrie ist der Verkauf von Wärmepumpen mit 46.000 Geräten im ersten Quartal 2024 im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2023 um 52 Prozent eingebrochen. Die Branche erwartet, dass in diesem Jahr weniger als 200.000 Wärmepumpen eingebaut werden. Ein Grund dafür ist die schwache Baukonjunktur.

Ab Ende Mai können Be­sit­ze­r:in­nen von selbstgenutzten Wohnungen und Eigentümergemeinschaften Anträge auf Zuschüsse für eine Wärmepumpe stellen, ab August auch Vermietende. Das dürfte dem Absatz der klimafreundlichen Heizungen einen Schub geben, erwartet das Wirtschaftsministerium. Wärmepumpen werden mit Strom betrieben und ersetzen Gas- und Ölheizungen. Die Bundesregierung fördert den Einbau mit bis zu 70 Prozent der Kosten, außerdem mit sehr günstigen Krediten. Zunächst können Zuschüsse nur für selbst genutzte Einfamilienhäuser beantragt werden. Seit dem 27. Februar wurden laut Bundeswirtschaftsministerium rund 24.000 Förderzusagen erteilt.

Bis Ende November können Zuschüsse auch rückwirkend beantragt werden. Die zeitliche Staffelung für Antragsberechtigte ist erfolgt, weil das nun komplett digitalisierte Antragsverfahren bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau erst aufgebaut werden musste. An­trag­stel­le­r:in­nen bekommen jetzt innerhalb von Minuten einen Bescheid, sagte die Sprecherin.

Die Bundesregierung hat das Ziel von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr gesetzt. „Darauf haben wir unsere Kapazitäten ausgelegt“, sagte ein Sprecher von Stiebel Eltron, einem der größten deutschen Wärmepumpen-Hersteller, der taz. Das Unternehmen macht 65 Prozent seines Umsatzes damit.

Kein Jobabbau

Der Verkaufseinbruch der vergangenen Monate hat Folgen: Von den rund 2.400 Beschäftigten in Deutschland sind etwa 2.000 in Kurzarbeit. Die Vereinbarung mit dem Betriebsrat über die Kurzarbeit läuft bis Ende des Jahres. Kündigungen stehen aber nicht zur Debatte: „Wir sind sicher, dass wir die Beschäftigten auf lange Sicht alle brauchen“, sagte der Sprecher.

Das Unternehmen geht zwar davon aus, dass die neuen Förderstufen Impulse bringen. „Aber bis sich das im Markt niederschlägt, dauert es Monate“, sagte der Sprecher. Am Geld scheitere der Einbau von Wärmepumpen nicht. „Die Förderkulisse, die es gibt, ist so gut wie nie.“ Der hohe Strom- und niedrige Gaspreis dagegen führten dazu, dass Ei­gen­tü­me­r:in­nen den Umstieg hinauszögern. Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere europäische Märkte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Die Grünen wollten jedem Bild Leser die Heizung aus dem Keller reißen. Davon haben sie Abstand genommen. Selbst Schuld. Jetzt liegen die Pumpen auf Halde.

    Ein Gutes hat es: Liegen die Dinger rumm werden sie günstiger.

  • Wer behauptet eine Wärmepumpe würde im Winter nichts bringen irrt. Eine Wärmepumpe reduziert den Primärenergiebedarf. Und das im Winter auf 1/3.

    Die restlichen 2/3 kommen aus der Umgebung.

    Nur für das 1/3 müsste momentan ein konventionelles Kraftwerk herhalten.

    • @johnnash:

      Sorry, aber das stimmt nicht. Wir erreichen hier an kalten Tagen tatsächlich noch eine Arbeitszahl von (fast) drei, aber dies ist ein Neubau mit Bodensonden und Fußbodenheizung. In der Nachrüstung werden solche Werte sicher nicht erreicht.



      Und unser Drittel Strom ist keine Primärenergie. Im (guten!) Gaskraftwerk geht die Hälfte der Energie als Abwärme verloren, eine Gasheizung hat deutlich über 90 %. Das verkleinert den Abstand auf gerade mal 1,5. Ein älterer Braunkohleblock ist gut, wenn er 30 % erreicht, das heißt auch wir mit unserer hohen Arbeitszahl könnten plus/minus null genausogut gleich mit Briketts heizen. Die Wärmepumpe im Altbau bringt netto eine Verschlechterung.

    • @johnnash:

      Ich verstehe nur Bahnhof. Sie meinen nicht zufällig die Nutzenergie?

      Und leider ist Ihre 'Rechnung' ein bisschen daneben. Für 10 kWh Wärme benötigt eine Öl- oder Gasheizung circa 11 kWh Primärenergie. Die Wärmepumpe kommt auf 5,4 kWh. Also nicht 2/3 sondern 'nur' 1/2.

  • Oute mich mal als Haubesitzer eines nicht ganz alten und sehr gut isolierten Hauses, aber mit Gasheizung. Ich habe mir die Fördermöglichkeiten angesehen und die Installationspreise für eine Wärmepumpe abschätzen lassen. Das Ergebnis ist eindeutig - eine schwarze Null über 20 Jahre Laufzeit ist nicht zu erreichen. Es rechnet sich schlicht nicht. Leider. Der Strom ist einfach zu teuer. Und günstigen Überschussstrom aus Windenergie kann ich als Privatperson gegenwärtig noch nicht kaufen um zB nachts meine Stromspeicher aufladen zu lassen. Bitte um Hinweise, falls sich das geändert haben sollte. Dabei sind die Preise für LiFePO4-Stromspeicher im freien Fall. Aber hey, das wird natürlich auch nicht gefördert. Ich werde mir wohl eine Klimaanlage gönnen um im Sommer angenehm mit dem Strom aus der PV-Anlage kühlen zu können. Falls im Winter die Sonne scheint, kann ich damit auch heizen und meinen ohnehin geringen Gasverbrauch weiter senken. Und was soll ich sagen - wird natürlich ebenfalls nicht gefördert. Und nein, das sind nicht nur Lösungen für Besserverdiener. Gerade Stromspeicher mit Wechselrichter lassen sich ohne größeren Platzbedarf auch in Mehrparteienmietshäusern installieren. Klimageräte übrigens ebenfalls, auch wenn das nicht so schön aussieht. Aber- auch hier keine Förderung für die Mischung aus alten Gasheizungen und CO2-senkenden Zusatzmaßnahmen. Ist halt blöd, wenn man nur perfekte Lösungen mit technischen Scheuklappen fördert, die sich noch nicht einmal rechnen. Dabei wäre es so einfach gewesen. Einfach Nachweise für die CO2-Reduzierenden Maßnahmen akzeptieren und dann abhängig von der CO2-Reduktion fördern - unabhängig von der Technologie die zum Einsatz kam. Alternativ einfach günstigeren und CO2-neutralen Strom anbieten.

  • Man muss hier doch einfach die Vorraussicht des Chefs der Firma Viessmann bewundern. Der hat seine Wärmepumpen-Abteilung im April 2023 für 12 Mrd verkauft, als alle noch glaubten dass Wärmepumpen die Technologie der Zukunft sind. Und kein Mensch wusste damals warum. Jetzt zeigt sich, dass er die Lage sehr klar analysiert hatte und die inherenten Schwach- und Versagenspunkte der Habeck´schen Politik und deren Folgen klar erkannt hatte. Man sollte diese Firma im Auge behalten...

  • Wärmepumpen sind - bei aktuellen Verbraucherstrompreisen - nur mäßig attraktiv. Lohnen tut sich diese Art von Heizung vor allem bei Hausbesitzern, die auch über eine eigene Stromerzeugung, etwa in Form von Photovoltaik auf dem Dach, verfügen können.

    Bei Altbauten (am besten noch mit Eternitplatten auf dem Dach) überlegt man sich auch als Vermögender, ob man hier nun bei funktionierender Altheizung umrüstet und den Dreiklang "Dämmung, Heizung, Solaranlage" ohne Not anfasst. Als Bauherrin oder Bauherr kann man das mit dem nötigen Kleingeld in der Bank schon eher gleich mit planen. Ansonsten dürfte das für den Bestand eher keine wirtschaftlich überzeugende Lösung sein.

    Also eher was für Leute mit Geld und kaum für den Baubestand an Mietshäusern.

    • @Metallkopf:

      Stimmt, die können damit im Sommer prima heizen. Im Winter ist es sowieso kalt, da braucht man das nicht. Habe ich Sie richtig verstanden?

  • Wenn ein Produkt nur dann ausreichend abgesetzt werden kann, wenn der Staat es fördert, dann ist irgendwie etwas nicht richtig.



    Entweder sind die Alternativen zu günstig (weil noch höher subventioniert oder schlicht einfach billiger) oder das Produkt zu schlecht.



    An Produkt „Wärmepumpe“ liegt es sicher nicht, denn in Schweden werden die seit Jahren flächendeckend eingesetzt. Allerdings sind die Geräte (durch den staatlich verordneten (!) Boom exorbitant im Preis gestiegen und Gas und Öl zu Heizzwecken wurden letztens vom Staat massiv gefördert. Mit dieser unsinnigen Politik hat die Regierung in Deutschland ihre eigenen Ziele massiv torpediert.



    Ein neuerliches Beispiel, dass staatliche Kontrolle und Förderung ausschließlich im echten Ludwig Erhardschen Sinn richtig und wichtig ist und nicht in der heutigen Art und Weise, wo mit der Gießkanne gefördert wird! Unterstützung ist ausschließlich für wirklich Bedürftige notwendig - und nicht für jeden!

  • Eine Wärmepumpe braucht ein Grundstück für die Bodensonden oder einen Mindestabstand zum Nachbarn für das Luftgebläse. Die Möglichkeit, überhaupt eine zu installieren, haben also, wie beim Elektroauto, nur die Wohlhabenden. "Die Bundesregierung" fördert natürlich gar nichts, die gibt nicht, sie nimmt nur. Die Förderung stammt allein aus den Taschen der Steuerzahler, vor allem derer, die sie selbst nicht wahrnehmen können. Die anderen zahlen ihre "Förderung" komplett selbst, zuzüglich natürlich des erheblichen und unnötigen Verwaltungsaufwandes der Verteilungsbürokratie. Eine mehr dieser Umverteilungen von unten nach oben, wie unsere derzeitige Regierung sie so liebt.



    Ein großer Teil der gesamten jährlichen Heizenergie konzentriert sich auf einige wenige Wochen. Relevant für den Umwelteffekt ist nicht die Zusammensetzung der Stromquellen im Jahresmittel, mit der immer geworben wird, sondern die in genau diesen Tagen und Stunden -- also denen, an denen die ältesten und schmutzigsten Braunkohleblöcke angefahren werden müssen.

    • @Axel Berger:

      Hallo Axcel Berger,



      nur kurz zur zweiten Aussage. Eine Wärmepumpe reduziert den Primärenergieverbrauch. Selbst bei -20°C Außentemperatur schafft eine LW-Wärmepumpe eine Leistungszahl von 2. (also eine Halbierung der Primärenergie). In einem mittleren Winter haben wir in Deutschland etwa +7°C. Da liegen die Leistungszahlen nochmal deutlich höher. Also selbst wenn das alleine durch Braunkohleblöcke alleine getragen werden müsste (was nicht der Fall ist) wäre es schon eine bessere Alternative als direkt Gas/Öl zu verbrennen.

      Zum ersten Punkt der Förderung stimme ich zum Teil zu. Aber wie fördert man den Heizungswechsel für Mieter?

      • @johnnash:

        Nein. Sie vergessen den Kraftwerkswirkungsgrad und übersehen, wie sehr sich der Jahresgesamtverbrauch auf wenige kalte Tage konzentriert. Die Übergangszeit ist lang, trägt aber trotzdem wenig bei. Ich lese hier nur monatlich ab, nicht höher aufgelöst, aber schon da sieht man es sehr deutlich.